Das stimmt, lieber jay. Allerdings gilt dasselbe für "sozial" und "ökologisch".
Alle sind sie erstens ökologisch, zweitens sozial und drittens freiheitlich - in dieser Reihenfolge. (Ob man belegen könnte, daß bei der FDP das "freiheitlich" schon an zweiter Stelle kommt?). [...]
Natürlich wäre es schön, wenn mehr Menschen der Freiheit in allen Lebensbereichen einen höheren Wert beimessen würden. Allerdings lässt sich auch mit oben genannter Präferenzordnung immer gut eine Lanze für die Freiheit brechen.
Bei den ökologischen Zielen ist die Indoktrionation wohl am größten, Argumente deshalb schwer vorzubringen. Aber viele Menschen sind trotzdem für Nachrichten wie diese: http://www.energytribune.com//articles.c...duces-Emissions oder die Klima-Berichte hier in Zettels Raum, offen wenn man sie ihnen nur näher bringt.
Bei sozialen Maßnahmen ist es wichtig den Menschen die Kehrseite einer jeden Maßnahme deutlich zu machen. Beispielsweise bezeichnet die gefühlte Mehrheit Maßnahmen, welche die Rechte von Arbeitnehmern stärken, als sozial. Wenn man es nun schafft im Gespräch das Stichwort Insider-Outsider Problematik zu verankern und erklärt was es bedeutet, dann gebe ich zumindest die Hoffnung nicht auf, dass zumindest bei manchen bei der nächsten Tagesschau das Gehirn anspringt.
Worauf ich hinaus will ist, das mit gegebenen Präferenzen öko > sozial > freiheitlich, wir als Liberale den Menschen verdeutlichen sollten, dass wenn sie den Wert der Freiheit an sich nicht so sehr wertschätzen, die Freiheit doch zumindest die beste Methode ist, um ihre anderen Ziele zu erreichen. Bei vielen wird das niemals klappen. Bei anderen schon. So ist es mir gelungen glühende Befürworter eines Mindestlohnes zum Umdenken zu bewegen. Einfach und allein in dem man aufzeigt, welche negativen, "unsozialen" Folgen eine "soziale" Maßnahme mit sich bringt. Und wer für "sozial" ist, dem sollte das zu denken geben. Mit einer wissenschaftlichen Studie belegt hilft, denn Respekt vor der Wissenschaft haben die meisten. Vielleicht schaffen wir es ja so, dass die liberale Minderheit zwar Minderheit bleibt, aber zumindest in ihrem Dasein respektiert, vielleicht eines Tages sogar als wichtig angesehen wird.
Zitat von jay im Beitrag #26Vielleicht schaffen wir es ja so, dass die liberale Minderheit zwar Minderheit bleibt, aber zumindest in ihrem Dasein respektiert, vielleicht eines Tages sogar als wichtig angesehen wird.
Diesem - wenn auch bescheidenen - Ziel stimme ich zu, lieber jay; wie überhaupt Ihrem Beitrag.
Das eigentliche Ziel sollte es - so naiv bin ich und werde ich wohl auch bleiben - aber sein, liberalem Denken ein politisches Gewicht zu geben, wie es dies beispielsweise in den USA hat. Dort werden die politischen Pole Freiheit und Gleichheit, Individualismus und Kollektivismus klar formuliert; und beide Seiten haben ungefähr gleich viele Anhänger.
Auch wenn die politischen Traditionen natürlich verschieden sind - ich bin nicht der Meinung, daß es sozusagen deutsches Schicksal ist, einen schwachen Liberalismus zu haben. Im Kaiserreich waren die beiden liberalen Parteien gar nicht schwach; auch - in Relation zu heute - nicht in der Weimarer Republik und nicht in den ersten Jahren der Bundesrepublik, als beispielsweise mit Reinhold Maier ein Liberaler Ministerpräsident eines Bundeslandes war. Sozusagen - auch im Habitus - ein Vorläufer von Winfried Kretschmann.
Wer hätte es vor dreißig Jahren für denkbar gehalten, daß ein Grüner einmal BW regieren wird? Warum sollte die FDP nicht zu einer 18-Prozent Partei werden, es darf gern auch etwas mehr sein?
Zitat von Zettel im Beitrag #27 Warum sollte die FDP nicht zu einer 18-Prozent Partei werden, es darf gern auch etwas mehr sein?
So weit ist die FDP davon ja nicht entfernt. Immerhin hat sie derzeit 14,6% und ist drittstärkste Partei im deutschen Bundestag. Wir wollen uns doch nicht von ein paar Umfragen ohne Bedeutung desillusionieren lassen.
Zitat von ZettelAber mit dem Begriff der "wesensmäßigen Eigenschaft" habe ich Schwierigkeiten. Aus meiner Sicht gehört eine politische Grundeinstellung - hier liberal vs. totalitär - ebenso zum Wesenskern eines Mesnchen wie seine sexuelle Orientierung.
Lieber Zettel, hier muss ich wohl für Klärung sorgen und auch ein wenig zurückrudern: Die nebulöse Wortblase "wesenmäßige Eigenschaft" war wohl keine glückliche Wahl meinerseits. In erster Linie habe ich daran gedacht, dass die definierenden Merkmale der "wirklichen" Minderheiten allesamt nicht veränderbar sind: Schwarze lassen sich nicht bleichen, Behinderte genesen leider nur in Erzählungen über religiöse Wundertäter, und Kinder jüdischer Mütter verlieren diese Eigenschaft auch nimmermehr. Im Falle der Homosexualität ist dies meines Wissens noch nicht restlos geklärt, wenn auch so gut wie sicher ist, dass "Umpolungen" in beide Richtungen ein fruchtloses Unterfangen darstellen. Für eine liberale Gesinnung etwa hätte ich dies so nicht gesagt: Menschen können doch sehr flexibel in ihren Einstellungen sein.
Wobei ich sagen muss, vielleicht haben Sie in gewisser Weise auch recht: Wenn ein bestimmter Mensch deswegen liberal ist, weil er damit andere Wünsche und Bedürfnisse bloß rationalisiert (ein 7 % - Hotelier singt das Hohelied der niedrigen Steuern, weil er eigentlich bloß mehr verdienen möchte, ist aber in pietistischer Demut und Entsagungsbereitschaft erzogen worden und hilft sich nun selbst über seine Skrupel hinweg, indem er sich das Wachstumsbeschleunigungsgesetz auch als theoretisch zwingend und wohlfundiert vorspiegelt), dann bleibe ich bei meiner Meinung, dass dies nämlich nicht dasselbe sei wie etwa die sexuelle Orientierung. Andererseits, es gibt freilich Leute, deren Naturell es beispielsweise ganz und gar zuwider ist, sich in ein Kollektiv einzureihen, oder in denen sich alles sträubt gegen eine durch Gruppendruck verordnete Ethik. Wenn wir solcherart Dinge als "liberal" ansehen wollen, dann bin ich ganz bei Ihnen. Sie sprechen von "Grundeinstellung". Ich kann mir übrigens gut vorstellen, dass ein und dieselbe Grundeinstellung unter sich verändernden äußeren Bedingungen bei ein und demselben Menschen über die Zeit hinweg durchaus unterschiedliche politische Anwandlungen zeitigen kann. Insofern würde ich, wenn Sie mir dies zugestehen, das politische Moment an diesem Gedanken nicht überbewerten, sondern Ihre Erklärung eher in charakterlichen Dispositionen suchen.
Das war es auch, was mich beim ersten Lesen Ihres Artikels zugegebenermaßen ein wenig gestört hat: Sie laden ein mich durchaus bewegendes Thema sehr mit Politik auf, wo mir Politik nicht die richtige Kategorie zu sein scheint (obgleich dieses Thema natürlich eine eminent politische Dimension hat) bzw. wodurch Unterschiede, die ich sehe, verwischt werden.
Zu meiner Unterscheidung von Liberalen als politischen vs. Homosexuellen als gesellschaftlichen Außenseitern schrieben Sie:
Zitat von ZettelDas gilt, da sind wir uns einig, für die Bundesrepublik Deutschland. Für die DDR gilt es nicht; dort wurden Liberale - die beispielsweise für Meinungs- und Reisefreiheit eintraten - härter verfolgt als Homosexuelle zur Zeit des Paragraphen 175 in der Bundesrepublik.
Diesem Einwand Ihrerseits muss ich zustimmen. Wie ich mich inzwischen informiert habe, war die einschlägige Rechtssprechung bzgl. § 175 in der DDR schon seit ihrer Gründung uneinheitlich und tendenziell weniger repressiv als in Westdeutschland. Wie es gesellschaftlich für Homosexuelle im Osten aussah, das vermag ich nicht zu sagen. Andererseits erinnere ich mich zum Beispiel noch ausreichend lebhaft an meinen Besuch in Hohenschönhausen, um erahnen zu können, wie die Verfolgung von Liberalen seitens des DDR-Regimes ausgesehen haben mag.
Der letzten Absatz Ihres Beitrages erscheint mir ebenfalls völlig plausibel, insofern war mein Begriff der "Randgruppe" sicher auch nicht ganz passend.
Zitat von Flaccus im Beitrag #31Wie es gesellschaftlich für Homosexuelle im Osten aussah, das vermag ich nicht zu sagen.
Mir kam dieses Problem naturgemäß erst spät zu Bewußtsein. Es gab in den Achtzigern dazu relativ sachliche Veröffentlichungen und ich erinnere mich an eine "Brigadefeier" in der Wohnung meines Abteilungsleiters, die er gemeinsam mit seinem Lebenspartner bewohnte. (Was das in der DDR bedeutete, kann man nur beurteilen im Zusammenhang mit der damaligen staatlichen Wohnungswirtschaft.) mfG
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