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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 43 Antworten
und wurde 2.761 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
R.A. Offline



Beiträge: 8.171

09.08.2012 12:30
Haltet den Dieb! Antworten

Ein Hauptproblem in Deutschland ist das weit verbreitete ökonomische Analphabetentum. Schon in den Schulen werden primitivste Grundlagen der modernen Wirtschaft schlecht oder gar nicht vermittelt. In den Medien ist es auch nicht besser.

Also können Demagogen auch absurde Propaganda verbreiten und Wirkung erzielen.

Frank Böhmert Offline




Beiträge: 927

09.08.2012 13:09
#2 RE: Haltet den Dieb! Antworten

Zitat
Wie eine Volkswirtschaft ohne Spekulation "funktioniert", hat der Ostblock eindrücklich bewiesen.


Danke für diesen schönen Satz. Den merk ich mir.

theophil Offline



Beiträge: 82

09.08.2012 13:24
#3 RE: Haltet den Dieb! Antworten

Zitat

Zitat
Wie eine Volkswirtschaft ohne Spekulation "funktioniert", hat der Ostblock eindrücklich bewiesen.


Danke für diesen schönen Satz. Den merk ich mir.




Dazu gibt es die schöne Anekdote, dass die Planer der obersten sowjetischen Planbehörde auf den Bauernmarkt gegangen sind, um die echten Kartoffelpreise aufzuschreiben und auszuwerten, die es doch eigentlich nicht hätte geben dürfen.

Zweite schöne Anekdote: Die armen Mathematiker, die versuchten den russischen Plan zu optimieren, hatten wohl erkannt, dass selbst in mathematischen Optimierungsmodellen am Ende der Preis eines Gutes herauskommt und im Preis Information steckt. Den durften sie aber nicht optimieren. Das klang nach Kapitalismus. Stattdessen mussten sie den durchschnittlich von einer Kartoffel zwischen Erzeuger und Moskauer Markt zurückgelegten Weg minimieren. Das löste die Knappheit allerdings nicht. Francis Spuffords "Red Plenty" ist ein hervorragendes Buch dazu.

http://theophilsblog.com
Politisch. Liberal. Optimistisch.

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

09.08.2012 13:27
#4 RE: Haltet den Dieb! Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #1
Ein Hauptproblem in Deutschland ist das weit verbreitete ökonomische Analphabetentum.


Das Hauptproblem ist der Zeitgeist. Man möchte Biolebensmittel, schert sich aber nicht um den Flächenertrag vom Biolandbau, und ist aber klar gegen die konventionelle Landwirtschaft. Es ist auch bemerkenswert wieviel Gartenfläche eines typischen Vorstadt/Kleinstadthäuschen zur Lebensmittelproduktion verwendet wird: Die Fläche geht gegen Null.
Das die Energiepflanzenproduktion problematisch ist hat sich auch bei den Grünen schon herumgesprochen, aber dort ist man dagegen weil es sich um konventionelle Landwirtschaft und Monokulturen handelt, wahrscheinlich sind biologisch-dynamische Wildkräuterwiesen in den richtigen Mondphasen bewirtschaftet die Lösung. Den Flächenertrag interessiert keine Sau.
Man will die Energiewende, ist aber gegen ein paar Windräder bzw. Strommasten vor der Haustüre (die gerne ein paar Kilometer entfernt sein können).
Man ist prinzipiell gegen neue Autobahnen, rast dann aber gerne über doch gebaute. Auch Elektrofahrzeuge können flott sein: http://diepresse.com/home/politik/innenp...flott-unterwegs

Vogelfrei ( gelöscht )
Beiträge:

09.08.2012 13:28
#5 RE: Haltet den Dieb! Antworten

Zitat von R.A.
Also können Demagogen auch absurde Propaganda verbreiten und Wirkung erzielen.


Das "auch" ist witzig... ;)

Ansonsten sollten steigende Preise für Lebensmittel eigentlich den Drittwelt- und Schwellenländer zupaß kommen. Schließlich sind dies doch vornehmlich im Agrarsektor aufgestellte Volkswirtschaften.

Nachtrag:

Natürlich! Wer sonst? Ludwig von Mises: Die Wurzeln des Antikapitalismus

Grüße

~~~
Don't you know there ain't no devil? There's just God when he's drunk.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.424

09.08.2012 13:33
#6 RE: Haltet den Dieb! Antworten

Die Verteufelung von Börsen, Banken, Spekulation beginnt ja nicht erst mit den Kollektivideologien des XX. Jhdt.s. Das setzt ja schon ein, sobald sich in Ansätzen Börsen und Wertpapiere ausbilden - laut wird das immer, wenn Spekulationsblasen platzen: zuerst bei der South Sea Bubble in England & in Frankreich mit John Laws Papiergeldversuch; beide in den 1720er Jahren; bei Rousseau ist das dann soweit, daß er den Grusel vor der ganzen virtuellen Zockerei in klassischer Form auf den Punkt bringen kann; weiter vorher wird gern auf das mittelalterliche Zinsverbot & auf die "wuchernden Geldverleiher" (also die Juden) hingewiesen - das ist also alteuropäische Traditionspflege. Für die Erkenntnis, daß Zinsen Kapitalakkumulation möglich machen, ohne daß aufs Raubrittertum zurückgegriffen werden muß, ist die Welt sicher noch nicht reif.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

09.08.2012 13:59
#7 RE: Haltet den Dieb! Antworten

Zitat von Vogelfrei im Beitrag #5
Ansonsten sollten steigende Preise für Lebensmittel eigentlich den Drittwelt- und Schwellenländer zupaß kommen. Schließlich sind dies doch vornehmlich im Agrarsektor aufgestellte Volkswirtschaften.

Das ist ein sehr interessanter Aspekt.

Denn der Kapitalismus macht es natürlich immer falsch.
Entweder steigen die Lebensmittelpreise, dann werden die Folgen für die Armen beklagt.
Oder aber die Preise sinken, dann wird kritisiert, daß die kleinen Bauern ins Elend gestürzt werden.

Letzteres ist ein beliebtes Narrativ wenn es gegen pöse europäische Import geht, die in irgendwelchen Drittwelt-Ländern die Preise "kaputt machen".

Ich hatte vor einiger Zeit eine Diskussion im Bekanntenkreis dazu. Am Abend vorher gab es im Fernsehen eine Propagandasendung über den "Skandal", daß Hühnerteile nach Afrika exportiert werden, weil in Europa vorzugsweise nur das Brustfleisch gegessen wird.
Was zutiefst unmoralisch sein soll, weil es die Entwicklung der Hühnerzuchtbranche in diesen Ländern behindert.

Ich habe wirklich erstaunlich aggressive Reaktionen auf meinen Einwand bekommen, für die Konsumenten dort wäre es doch positiv, wenn sie preiswerter Lebensmittel einkaufen könnten. Und weil man natürlich direkt dagegen kaum etwas sagen kann, driftete die Diskussion in pseudo-ethische Fragen ab - ob es denn vertretbar wäre, daß wir in Europa nur die edlen Hühnerteile essen und den Afrikanern nur die Flügel lassen.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

09.08.2012 14:03
#8 RE: Haltet den Dieb! Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #6
Die Verteufelung von Börsen, Banken, Spekulation beginnt ja nicht erst mit den Kollektivideologien des XX. Jhdt.s.

Richtig.
Aber es ist halt schon traurig, wenn Bildungssystem und Medien immer noch auf dem Bildungsstand des Mittelalters aufsetzen (jedenfalls in solchen Fragen - wo das Mittelalter bildungsmäßig im Vorteil war, wird das natürlich nicht übernommen).

Zitat
laut wird das immer, wenn Spekulationsblasen platzen: zuerst bei der South Sea Bubble in England & in Frankreich mit John Laws Papiergeldversuch


Da war aber m. W. nicht die Spekulation das Problem, sondern Betrug beim eigentlichen Investitionsvorhaben. Da ist mindestens ein Teil der Kritik völlig berechtigt.

Zitat
Für die Erkenntnis, daß Zinsen Kapitalakkumulation möglich machen, ohne daß aufs Raubrittertum zurückgegriffen werden muß, ist die Welt sicher noch nicht reif.


Für die Akkumulation selber ist wohl das Sparen wichtiger als die Zinsen.
Wesentlicher ist der Aspekt, daß das Kapital dann produktiv verwendet werden kann anstatt unter dem Kopfkissen zu liegen.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.424

09.08.2012 14:29
#9 RE: Haltet den Dieb! Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #7

...daß wir in Europa nur die edlen Hühnerteile essen.



C. gestern in einem anderen Thread: "Abgründe tun sich auf!" - anscheinend bewegen Sie sich gewohnheitsmäßig in Kreisen, in denen man gar nichts dabei findet, Hühner nicht nur ihrer Gelege zu berauben, sie kollektiv rhetorisch herabzusetzen ("dummes Huhn!", "...wie aufgescheuchte Hühner": Speziesismus!), sondern sogar noch zu essen. Das kann natürlich für die Ne- - für die Afro-Afrikaner kein Vorbild sein.

Beim Fall John Law war wohl ausschlaggebend, daß die Kolonie Louisiana, mit der die Papiergeldausgabe gesichert werden sollte, sich statt des versprochenen Landes-wo-Milch-&-Honig als Sumpf voll Alligatoren & Malaria erwies.

123 Offline



Beiträge: 287

09.08.2012 17:36
#10 RE: Haltet den Dieb! Antworten

1. Die aktuell gestiegenen Maispreise aufgrund einer Trockenheit in Anbaugebieten in den USA könnte man ganz einfach wieder drücken, indem man den bisherigen Ernteanteil von ca. 25% für die Umwandlung in Biosprit untersagt, und für die Lebensmittelproduktion bereit stellt. Der Maispreis würde umgehend kollabieren. Doch stellt keiner angeblichen Menschenfreunde eine solche Forderung. Es geht ihnen einzig darum das Feindbild Spekulant zu etablieren.

2. Preistrends können durch Spekulation verstärkt werden. Das gilt jedoch in beide Richtungen. Weshalb Preisspitzen nicht lange andauern. Bei sehr hohen Preisen setzen Leerverkäufe ein, die den Preis wieder drücken. Der Markt reguliert sich selbst.

3. Daß in die Rohstoffmärkte mehr Geld fließt hat zwei Ursachen:
a ) die künstlich niedrigen, in fast allen westlichen Ländern deutlich unter der Inflationsrate liegenden Zinssätze, zwingen die Sparer - ja, in deren Auftrag agieren nämlich die professionellen Spekulanten - in attraktivere Anlagesegmente.
b ) der enormen Geldmengenausweitung durch die Notenbanken stehen schon seit Jahrzehnten keine entsprechenden Zuwächse in Produktion und Dienstleistungen gegenüber. Da Rohstoffe zwar ebenfalls besser erschlossen und erwirtschaftet werden können, jedoch nicht im selben Tempo wie die Geldmengen erhöht wurden, steigen sie letztlich garnicht außer nachfragebedingt an, sondern passen sich nominal der erhöhten Geldmenge lediglich an.

4. Vorrübergehende Preisspitzen sogen für höheres Einkommen der Bauern, was wiederum zu einem Anstieg an Agrarinvestionen führt, und nachfolgend bessere Ernten ermöglicht. Darüber lesen wir dann aber nie in unseren Medien.



Verteufelung der Spekulation:

Betrieben von Linken, dient sie letztlich dazu ein neo-planwirtschaftliches Modell zu legitimieren.
Zugleich wird die Politik als Problemverursacher verschleiert.

Die Notenbankpolitik von FED und EZB ist nichts anderes als ein politisch motivierter Eingriff in die Märkte, und führt wie in den sozialistischen Regimen zu Fehlentwicklungen, die ohne Korrektur im Systemkollaps münden.

Alle Spekulationsblasen der letzten 12 Jahren waren direkte Folge von politisch gewollter Geldmengenausweitung und Anweisung an die Banken, auch extrem schwachen Kreditnehmern hohe Finanzierungen zu bewilligen.



Eine betriebs- und volkswirtschaftliche Bevölkerung nimmt das Spekulanten-Feindbild dankbar auf, zumal sie glaubt, daß mit der Beseitigung der Spekulation ihr Lebensstandard erhalten bleiben kann.


Wir stehen am Anfang eines Kreislaufes der Zwänge

An den Krisenursachen ändert sich durch Spekulationsverbote nichts. Sie werden sogar verstärkt, denn ohne hinderliche Märkte erhöhen Politiker noch mehr die Geldmengen und setzen Inflationen in Gang. Irgendwann werden die Politiker und Medien staatlich fixierte Preise fordern und bekommen. Diese werden unter der Rentabilitätsschwelle liegen, und könnten Knappheit, vielleicht sogar Hunger und Tote zur Folge haben. Bleibt wiederum nur der Ausweg zur Leistungsverpflichtung, wenn sie Investition von Arbeit und Kapital nicht lohnen. Man müsste hierzu allderings die Grenzen schließen wie im linken Ostblock. Unvorstellbar, noch, gegenwärtig. Aber nicht unmöglich.
Die Logik staatlich gesteuerter Wirtschaftspolitik ruft also immer erhebliche Fehlallokationen hervor. Will man diese ausschalten, braucht es Zwang.


Die Immobilienblasen in Spanien und den USA belegen das Scheitern staatlich gelenkter Markteingriffe.

Noch viel größer aber ist die sozialstaatliche Blase.

Den staatlichen Geldversprechungen in Form von Renten, Pensionen, Sozialhilfen und Gehältern Staatsbediensteter fehlt schon gegenwärtig die finanzielle Deckung. Noch viel mehr die künftige. D.h. alle Sozialstaaten gehen in naher Zukunft bankrott.

Staat und die Politiker sind die größten Spekulanten überhaupt, samt allen die glauben von dieser Spekulation profitieren zu können, anders als vorübergehende Preissteigerungen in einzelnen Marktsegmenten ist hier jedoch wirtschaftlicher und gesellschaftspolitischer Zusammenbruch die Folge.




Um zu verhindern daß Politiker als die tatsächlich destruktivsten Spekulanten erkannt werden, baut man die Märkte als Sündenbock auf. Ihre erwünschte Eleminierung bedeutet noch mehr Macht für die Politik und damit Problemverschärfung.


Die Lösung wäre demnach, das Primat der Marktwirtschaft über die Politik wieder herzustellen. D.h. Notenbankpolitik einzig mit dem Ziel der Geldwertstabilität, nicht aber um volkswirtschaftlich einzugreifen.
Zudem eine deutliche Machteinschränkung der Politik mit stark reduzierter Verschuldungsmöglichkeit.

Durchsetzbar wäre dies aber nur nach einem pro-marktwirtschaftlichen Wertewandel samt zugehöriger Informationsverbesserung. Die sozialstaatliche Illusion müsste als ruinöse Destruktion erkannt und folglich geächtet sein.
Doch wer soll diesen Prozeß in Gang setzen ? Wer könnte es denn mit linken und etatistischen Politikern, (Inflations)Notenbanken, linken Medien, und all den Profiteuren dieser Politik zugleich aufnehmen ?

Reiner aus dem Saarland Offline



Beiträge: 272

09.08.2012 17:44
#11 RE: Haltet den Dieb! Antworten

Biogasanlagen haben einen Wirkungsgrad zwischen 25% und 35%. Je kleiner die Anlage desto niedriger der Wirkungsgrad. Aber je kleiner die Anlage desto höher der EEG-Satz (kein Witz). In Kraft-Wärme-Kopplung läuft übrigens nur ein marginaler Prozentsatz dieser Anlagen.

Der erwähnte Wirkungsgrad bedeutet, dass zwischen 2/3 und 3/4 der eingesetzten Biomasse sinnlos in die Luft geblasen wird. Betrachtet man nun den Aufwand zwecks Aufarbeitung, Anbau, Düngung und Transport der Biomasse (fast ausschliesslich Mais) darf man sich fragen was an dieser Energieerzeugungsart "regenerativ" bzw. "CO2-sparend" sein soll. Und von den steigenden Lebensmittelpreisen durch die konkurrierende Biomasse erst gar nicht zu reden.

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

09.08.2012 17:45
#12 RE: Haltet den Dieb! Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #7
Letzteres ist ein beliebtes Narrativ wenn es gegen pöse europäische Import geht, die in irgendwelchen Drittwelt-Ländern die Preise "kaputt machen".

Ich hatte vor einiger Zeit eine Diskussion im Bekanntenkreis dazu. Am Abend vorher gab es im Fernsehen eine Propagandasendung über den "Skandal", daß Hühnerteile nach Afrika exportiert werden, weil in Europa vorzugsweise nur das Brustfleisch gegessen wird.
Was zutiefst unmoralisch sein soll, weil es die Entwicklung der Hühnerzuchtbranche in diesen Ländern behindert.

Ich gebe zu, dass ich mich auch dieses Narrativs bediene wenn ich gegenüber Gesprächspartnern darauf hinweise, dass dauerhafte westliche Lebensmittel-Abwürfe über Afrika mitnichten wirklich "helfen". Weil sie eben Teile des Kontinents dauerhaft in einer Transferleistungsempfänger-Gebiet verwandeln. Was dazu führt, dass das Land die geübten Hilfsempfänger eben nicht mehr selbst ernähren, und eine eigene Nahrungsmittelwirtschaft gar nicht erst entstehen kann.

Dabei geht es mir allerdings um hierzulande subventionierte Lebensmittelüberschüsse.

Nur ... was anderes sind denn die hier nicht absetzbaren Hühner-Restteile, nachdem Keulen und Brustfleisch im Westen verwertet wurden? Da zahlen wir doch auch ein bissl mehr für die "edlen Teile", womit sich die Resteverwertung in Afrika auch noch lohnt, oder?

Wenn ich soetwas ins Feld führe, dann tue ich das um meinen Gesprächspartner davon wegzubringen "die Afrikaner" für per se Hilfsbedürftige zu halten. Die müssten halt nur mal eine Chance bekommen, sich selbst etwas aufzubauen. Wenn ich nun auch auf diesen Narrativ verzichten muss (weil unsere Exporte - was ja auch richtig ist - dort die Preise bezahlbar halten), bleibt ja nur noch die resignierte Feststellung: Die (Schwarz-)Afrikaner können gar nix - außer Rohstoffe.

Beste Grüße, Calimero

----------------------------------------------------
Calimeros Rumpelkammer - Ein Raum für freie Rede und Gedanken, mittendrin im Irrenhaus.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

09.08.2012 17:58
#13 RE: Haltet den Dieb! Antworten

Zitat von Calimero im Beitrag #12
Ich gebe zu, dass ich mich auch dieses Narrativs bediene wenn ich gegenüber Gesprächspartnern darauf hinweise, dass dauerhafte westliche Lebensmittel-Abwürfe über Afrika mitnichten wirklich "helfen".

Wenn es um Geschenkeverteilung geht: Ja.

Der oft kritisierte Dumping-Verkauf subventionierter EU-Lebensmittel ist dagegen schon schwieriger zu beurteilen. Grundsätzlich ist das erst einmal ein Vorteil für die Empfängerländer, weil viele Verbraucher dadurch Geld sparen. Natürlich schadet es den Produzenten dort - aber dafür kommt die frei gewordene Kaufkraft anderen Anbietern zugute.

Zitat
Nur ... was anderes sind denn die hier nicht absetzbaren Hühner-Restteile, nachdem Keulen und Brustfleisch im Westen verwertet wurden?


Das sind ganz normale Lebensmittel, deren Verkauf völlig ohne marktverzerrende staatliche Subventionen läuft. Ähnliche Importe gibt es übrigens auch innerhalb der EU. Speziell die Franzosen essen gerne diverse leckere Sachen (z. B. tripes/Kuddeln), die andere Völker aus althergebrachten Vorurteilen her verschmähen.

Zitat
Wenn ich soetwas ins Feld führe, dann tue ich das um meinen Gesprächspartner davon wegzubringen "die Afrikaner" für per se Hilfsbedürftige zu halten. Die müssten halt nur mal eine Chance bekommen, sich selbst etwas aufzubauen.


Der Ansatz ist ja richtig. Nur schadet es halt bei diesem Aufbau nicht, wenn sie einen Teil ihrer Lebensmittel billiger kriegen. Sondern im Gegenteil wird dadurch Geld frei, was Wachstum generieren kann (und das geschieht dort auch!).
Lediglich die Option "Hühnerzucht" wird ziemlich unattraktiv - aber das ist nun wirklich nicht die einzige Möglichkeit, in Afrika etwas aufzubauen.

Vogelfrei ( gelöscht )
Beiträge:

09.08.2012 18:41
#14 RE: Haltet den Dieb! Antworten

Zitat von Calimero
Die (Schwarz-)Afrikaner können gar nix - außer Rohstoffe.


Rohstoffe und Agrarprodukte stehen nuneinmal am Anfang eines sich entwickelnden Kapitalismus und also Wohlstandes weiter Teile der Bevölkerung. Aber gerade im Agrarsektor zeigt sich sich die Verlogenheit und Perfidie unserer Politiker ganz besonders deutlich. Als gäbe es in der europäischen Geschichte keine Beispiele dafür, wie enorm positiv sich Freihandel für alle beteiligten Seiten auswirkt, bescheren uns unsere geliebten Führer derartiges, nur um hinterher dann ganz dicke Krokodilstränen ob der bitteren Armut in der Welt zu vergießen.

Grüße

PS: Interessanterweise geht hierzulande ein Großteil der Agrarsubventionen direkt wieder an die öffentliche Hand.

~~~
Don't you know there ain't no devil? There's just God when he's drunk.

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

09.08.2012 20:48
#15 RE: Haltet den Dieb! Antworten

Zitat von R.A.
Natürlich schadet es den Produzenten dort - aber dafür kommt die frei gewordene Kaufkraft anderen Anbietern zugute.

Was natürlich ein Problem für die Entwicklung ist, wenn es so viele andere Produzenten außer Bauern dort nicht gibt.

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)

dirk Offline



Beiträge: 1.538

09.08.2012 20:53
#16 RE: Haltet den Dieb! Antworten

Über die Anti Spekulationspropaganda koennte ich mich auch tierisch aufregen. Die ist so unbegrezt dumm.

Vor allem: Ein Spekulant macht nur dann Gewinn, wenn er zu niedrigen Kursen kauft und zu höheren verkauft. Wenn er/ oder die Spekulanten gemeinsam den Preis beim Kaufen nach oben treiben, dann senken sie ihn beim Verkauf. Da aber der Kaufpreis - vorausgesetzt der Spekulant macht Gewinne - niedriger ist als der Verkaufspreis, wird durch das agieren der Spekulanten ein niedriger Kurs verteuert und ein höherer Kurs verbilligt. Spekulanten, die Gewinne machen, glätten daher Kursschwanken!

Zweitens handelt es sich bei den meisten Nahrungsmitteln ja um nur sehr begrenzt lagerbare Güter. Wie da ein Handel an Futuremärkten den Spot Kurs beeinflussen koennen soll, hat mir noch nie jemand plausibel erklären koennen.

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

09.08.2012 21:07
#17 RE: Haltet den Dieb! Antworten

Zitat von Vogelfrei im Beitrag #5

Zitat von R.A.
Also können Demagogen auch absurde Propaganda verbreiten und Wirkung erzielen.

Das "auch" ist witzig... ;)

Ansonsten sollten steigende Preise für Lebensmittel eigentlich den Drittwelt- und Schwellenländer zupaß kommen. Schließlich sind dies doch vornehmlich im Agrarsektor aufgestellte Volkswirtschaften.

Nachtrag:

Natürlich! Wer sonst? Ludwig von Mises: Die Wurzeln des Antikapitalismus



Aus dem Buch hinter dem Link, von Seite 19:

Zitat
„Warum verdienst du nur 80 Dollars in der
Woche? Wenn du so tüchtig wärest wie dein früherer
Kamerad Paul, so könntest du jetzt Werkmeister sein,
und ich hätte ein schöneres Leben“, so würde er sich
seiner eigenen Minderwertigkeit bewußt werden und
sich gedemütigt fühlen.




Der letze Satz ist bescheuert und unnütze, insbesondere da der Rest des Kapitels überzeugt. Aber die Verwendung des Wortes "Minderwertigkeit" (schon "angebliche Minderwertigkeit" würde ganz anders wirken) ist der moralische Angriffspunkt schlecht hin. Und zwar nicht ganz zu unrecht. Würde ich das Kapitel in einer Talkshow (wohlwollend und zustimmend) vorlesen, ich könnte ab dieser Stelle die vielen nachfolgenden, überzeugenden Sätze nicht mehr ans Publikum herantragen. Jede Kritik würde sich nicht sachlich mit dem Rest beschäftigen, sondern den leichten Weg gehen und den Lesern diesen einen Satz ins Gedächtnis rufen, der alle anderen (unangenehmen) Gedanken freundlicher Weise verdrängt.

______________________________________________________________________________

“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein


"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for
the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the
things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and
those which are not."

-Thomas Jefferson

Quelle: The Public Domain, p. 21, http://www.thepublicdomain.org/download/

____________________________________________________________________________________________________

Danke, ich weiß das Jungenfrauengeburt und Dogma der unbefleckten Empfängnis zwei grundverschiedene Dinge sind. Nur weil jemand einem Dogma nicht folgt, muss er es nicht unbedingt falsch verstanden haben, auch wenn es tatsächlich ein weit verbreitetes Missverständnis gibt.

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

09.08.2012 21:20
#18 Statisch Antworten

Das Problem ist ja auch immer, dass in einer dynamischen Entwicklung irgendein Punkt auf der Zeitachse herausgegriffen und als statischer Zustand verkauft wird. Wenn Nahrungsmittel knapp sind, dann ist es die verdammte Schuld der Preise zu steigen, damit es attraktiver wird, mehr Nahrungsmittel anzubauen. Wie sonst sollte die Knappheit denn bekämpft werden? Durch sozialistische Wartekollektive?

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

10.08.2012 00:48
#19 RE: Haltet den Dieb! Antworten

Zitat von Techniknörgler im Beitrag #17
Zitat von Vogelfrei im Beitrag #5

Zitat von R.A.
Also können Demagogen auch absurde Propaganda verbreiten und Wirkung erzielen.

Das "auch" ist witzig... ;)

Ansonsten sollten steigende Preise für Lebensmittel eigentlich den Drittwelt- und Schwellenländer zupaß kommen. Schließlich sind dies doch vornehmlich im Agrarsektor aufgestellte Volkswirtschaften.

Nachtrag:

Natürlich! Wer sonst? Ludwig von Mises: Die Wurzeln des Antikapitalismus



Aus dem Buch hinter dem Link, von Seite 19:

Zitat
„Warum verdienst du nur 80 Dollars in der
Woche? Wenn du so tüchtig wärest wie dein früherer
Kamerad Paul, so könntest du jetzt Werkmeister sein,
und ich hätte ein schöneres Leben“, so würde er sich
seiner eigenen Minderwertigkeit bewußt werden und
sich gedemütigt fühlen.




Der letze Satz ist bescheuert und unnütze, insbesondere da der Rest des Kapitels überzeugt. Aber die Verwendung des Wortes "Minderwertigkeit" (schon "angebliche Minderwertigkeit" würde ganz anders wirken) ist der moralische Angriffspunkt schlecht hin. Und zwar nicht ganz zu unrecht. Würde ich das Kapitel in einer Talkshow (wohlwollend und zustimmend) vorlesen, ich könnte ab dieser Stelle die vielen nachfolgenden, überzeugenden Sätze nicht mehr ans Publikum herantragen. Jede Kritik würde sich nicht sachlich mit dem Rest beschäftigen, sondern den leichten Weg gehen und den Lesern diesen einen Satz ins Gedächtnis rufen, der alle anderen (unangenehmen) Gedanken freundlicher Weise verdrängt.





Zitat
Man weist vielmehr
darauf hin, daß der westliche Mensch, der sich von den
Asiaten unterscheidet, ein Wesen ist, das dem Leben in
Freiheit angepaßt und durch das Leben in Freiheit ge-
formt ist.



S. 114

Kommentar: Autsch, autsch, autsch, aua.... So etwas dort zu lesen tut weh...

______________________________________________________________________________

“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein


"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for
the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the
things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and
those which are not."

-Thomas Jefferson

Quelle: The Public Domain, p. 21, http://www.thepublicdomain.org/download/

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Danke, ich weiß das Jungenfrauengeburt und Dogma der unbefleckten Empfängnis zwei grundverschiedene Dinge sind. Nur weil jemand einem Dogma nicht folgt, muss er es nicht unbedingt falsch verstanden haben, auch wenn es tatsächlich ein weit verbreitetes Missverständnis gibt.

Paul Offline




Beiträge: 1.285

10.08.2012 03:16
#20 RE: Haltet den Dieb! Antworten

Lieber R.A., vielen Dank für Deinen Beitrag.
-----
"Die jahrelange Verdummungspropaganda zu diesem Thema scheint ihr Ziel erreicht zu haben. Immer mehr deutsche Banken ziehen sich aus diesem Geschäftsfeld zurück, weil sie die öffentliche Kritik scheuen.
Die Lebensmittelpreise werden natürlich trotzdem steigen, solange der "Biosprit"-Wahnsinn offizielle Politik bleibt. Aber die Lobby wird neue Sündenböcke finden ..."

-----
Bis soeben gehörte ich auch zu den Opfern der Verdummungskampagne, weil ich das mit der "Spekulation" überhaupt nicht verstanden habe.
"Spekulation" ist bei mir, bei vielen anderen sicherlich auch, ein Begriff, der negativ besetzt ist. Das mit der 'Preisversicherung' für den Bauern, leuchtet mir ein. Dadurch werden die Risiken für ihn kalkulierbarer und minimiert.

Interessant, dass der größte Spekulationsgegener der Foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode früher der Geschäftsführer von den Grünen Kriegern (Greenpeace) war. Der begrüßt natürlich den Rückzug einiger Banken aus diesem Geschäft.
Das Grundproblem liegt aber ganz wo anders.

"Biodiesel
7.2.4 Auswirkungen auf die Nahrungsmittelproduktion
Die Verteuerung von Nahrungsmitteln ist ein zentrales Problem der Biodieselgewinnung, zum Teil als Agflation bezeichnet.[85] In vielen Entwicklungsländern wie Mexiko, Kolumbien, Afghanistan und Indien verteuern sich einfache Lebensmittel wie Mais oder Soja, da Anbauflächen und andere Ressourcen für die Gewinnung von Biodiesel benutzt werden. Eine Verschärfung des Hungers und der Unterernährung ist die Folge.!

http://de.wikipedia.org/wiki/Biodiesel#A...ittelproduktion

Das ist das eigentliche Problem.
Kann man es dem nordamerikanischen Maisbauern verdenken, wenn sie die Maisernte an Ölkonzerne zum dreifachen Preis verkaufen und nicht mehr an die Bevölkerung von Südamerika?
Dieser Proozeß setzte vor einigen Jahren, von uns weitgehend unbemerk, ein und wird als die 'stille Hungersnot' bezeichnet.
Entstanden durch eine, vom Klimawahn verursachte, völlig falsche Energiepolitik. Staatssubventionen auf den Biodiesel haben das noch zusätzlich befördert.
Das ist der eigentliche Skandal.

Calimero Offline




Beiträge: 3.280

10.08.2012 07:42
#21 RE: Haltet den Dieb! Antworten

Zitat von Paul im Beitrag #20
Bis soeben gehörte ich auch zu den Opfern der Verdummungskampagne, weil ich das mit der "Spekulation" überhaupt nicht verstanden habe.
"Spekulation" ist bei mir, bei vielen anderen sicherlich auch, ein Begriff, der negativ besetzt ist.

Ja, lieber Paul. Und eben desrum habe ich mir vor einigen Monden auch mal so meine Gedanken über den Begriff des Spekulanten gemacht. Obwohl ich nicht vom ökonomischen Fach bin. Bei Interesse klickst du hier.

----------------------------------------------------
Calimeros Rumpelkammer - Ein Raum für freie Rede und Gedanken, mittendrin im Irrenhaus.

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

10.08.2012 08:08
#22 RE: Haltet den Dieb! Antworten

Zitat von Techniknörgler im Beitrag #19
(…)

Zitat
Man weist vielmehr
darauf hin, daß der westliche Mensch, der sich von den
Asiaten unterscheidet, ein Wesen ist, das dem Leben in
Freiheit angepaßt und durch das Leben in Freiheit geformt ist.



S. 114

Kommentar: Autsch, autsch, autsch, aua.... So etwas dort zu lesen tut weh...



Es tut weh, wenn man das in dieser Formulierung lesen muss. Aber im Kern ist doch wirklich zu hinterfragen, wie sich zum Zeitpunkt des Erscheinens des Buches die Menschen aus den bedeutenden asiatischen Ländern von den Menschen aus den bedeutenden westlichen Ländern unterschieden haben (inzwischen gleicht es sich ja in einem jahrzehntelangen Prozess langsam an).

China wurde über viele Jahrhunderte von einer Philosophie und Kultur geprägt, in der die persönliche Freiheit nicht allzu hoch im Kurs stand. Indien, Japan, Korea wären separat zu betrachten und zu beurteilen. An dem Zitat ist also IMHO vor allem zu kritisieren, dass wichtige asiatische Gesellschaften quasi gleichgesetzt werden, obwohl sie sich stark voneinander unterscheiden. In den »westlichen« Gesellschaften waren die Unterschiede nicht so groß, aber es gab auch sehr unfreie Zeitabschnitte.

Was die Beziehung zur Freiheit anbelangt: Dass sich darin die Menschen in China und den USA, in Japan und England oder in Indien und Deutschland stark voneinander unterschieden haben, sollte doch nicht von der Hand zu weisen sein. Dass der Eine sich vom Anderen unterscheidet bedeutet ja nicht, dass Eine besser ist als der Andere.

theophil Offline



Beiträge: 82

10.08.2012 11:11
#23 RE: Haltet den Dieb! Antworten

Ich habe gestern aufgrund des Artikels noch etwas recherchiert und werde nächste Woche selbst was dazu schreiben. Zwei Dinge scheinen mir wichtig:

1. Wenn man die Artikel der Antispekulationsparteien durchliest, findet sich nirgendwo ein ausformulierter kausaler Zusammenhang wie Spekulation auf zukünftige Preise am Ende die Marktpreise beeinflussen soll. Es findet sich nur die Beobachtung einer Korrelation 2007/2008. Danach sind die Preise übrigens wieder auf ihr langjähriges Mittel gefallen, dass über die letzten 50 Jahre betrachtet sehr niedrig ist.

In jedem gegebenen Jahr entscheidet sich der Preis von Nahrungsmitteln nur nach den guten alten aktuellen Angebot, den Vorräten aus dem letzten Jahr, der Nachfrage von Verbrauchern und der Nachfrage von potentiellen Vorratshaltern. Welche Wetten die Deutsche Bank letztes Jahr auf den Preis geschlossen hat, hat dann erst einmal keinen Einfluss mehr auf den Preis.

Das einzige Argument, dass sich machen ließe und das dann in der Subtilität nur noch von wenigen gemacht wird, ist dass der Eintritt vieler Marktteilnehmer die Schwankungen der Wetten auf zukünftige Preise stark erhöht. Das halte ich erst einmal für logisch plausibel, es ist aber deshalb noch nciht klar, wie hoch der Effekt praktisch ist. Investoren, die auf steigende Preise setzen, werden von steigenden Preisen sicherlich angezogen und verstärken den Effekt. Die höhere Schwankung der Preise schwächt dann die Verlässlichkeit der Prognosen und setzt damit u. U. schlechtere Anreize für die Vorratshaltung oder die nächste Saat.

In diesem Argument zähle ich aber sehr, sehr viele "hätte, könnte"

2. Ein wichtiger Punkt, der gerne unterschlagen wird: Ist speziell der steile Anstieg der Nahrungsmittelpreise 2008 (und um den geht es in der Literatur) eigentlich besonders? Ist er wohl nicht.

3. Braucht es Spekulation um plötzlich starke Spitzen in den Nahrungsmittelpreisen zu erzeugen? Überhaupt nicht. In jedem Jahr ist das Nahrungsmittelangebot fest, die Vorräte und Saat wurden in der Vergangenheit gemacht. Die Nachfrage nach Nahrung ist aber sehr unelastisch, denn es ist offensichtlich die wichtigste Ausgabe in armen Ländern während reiche Länder völlig unsensibel für die Marktpreise sind, da Grundnahrungsmittel hier insgesamt so wenig kosten. Daraus folgt bereits, dass in Jahren in denen die Vorräte gering sind und das Angebot unerwartet gering ausfällt (schlechte Ernte oder eben seit 2007 Biosprit) die Preise stark ansteigen werden, ganz ohne Spekulation. Es reicht also ein relativ kleiner Abfall des Angebots, um sehr hohe Preisspitzen hervorzurufen. Das scheint wohl vielen nicht intuitiv.

Die Quellen hebe ich mir fürs Blog auf, damit sich das noch lohnt :-)

http://theophilsblog.com
Politisch. Liberal. Optimistisch.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

10.08.2012 11:59
#24 RE: Haltet den Dieb! Antworten

Zitat von Rayson im Beitrag #15
Was natürlich ein Problem für die Entwicklung ist, wenn es so viele andere Produzenten außer Bauern dort nicht gibt.

Wenn sich dort wirklich etwas entwickeln soll, dann muß ja mehr her als nur schlichteste Landwirtschaft. Und freiwerdende Kaufkraft ist wohl eine der wichtigsten Voraussetzungen, um neue Geschäftsideen zu entwickeln und an den Landsmann zu bringen (Waren/Dienstleistungen für den internationalen Markt sind ja deutlich schwieriger).

Was ich bisher rudimentär so mitbekommen habe, sind die Leute in Afrika auch sehr findig in solchen Sachen. Es gibt ja einige recht erfolgreiche Länder dort, und das Wachstum wird wohl sehr stark von neugegründeten Betrieben voran getrieben.

Paul Offline




Beiträge: 1.285

10.08.2012 17:58
#25 RE: Haltet den Dieb! Antworten

Zitat von Calimero im Beitrag #21
[quote="Paul"|p77782]
Und eben desrum habe ich mir vor einigen Monden auch mal so meine Gedanken über den Begriff des Spekulanten gemacht. Obwohl ich nicht vom ökonomischen Fach bin. Bei Interesse klickst du hier.


Danke, lieber Calimero, habe Deine Ausführungen gelesen. Bin schon schlauer geworden. Damit ich aber im Bedarfsfall darauf zurückgreifen kann, habe ich es in meine "Speisekammer" gelegt.&

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