Ich überlege, ob ich daraus nicht eine eigene Rubrik mache.
Allerdings übersieht man solche Meldungen oft, weil sie es nicht immer in die großen Medien schaffen. Die jetzige stand im Lokalteil von "Süddeutsche.de".
Ich wäre dann also ein wenig auf Hinweise aus dem Kreis der - um das Wort einmal wieder aufzugreifen - Zimmerleute angewiesen.
Ich weiß nicht, ob der Titel »Tugendrepublik« richtig gewählt wäre. Es geht ja gerade nicht um Tugenden, an denen man sich selbst messen will. Es geht auch nicht um Tugenden, die jemand selbst erlangen will.
Es geht um die Empörung, um die kurzfristige Schädigung des politischen Gegners, um die Ablenkung von den eigenen Fehlern, um das Herabsetzen Andersdenkender, um das Dreckwerfen, um die Kompensation des Neides. Ich führe es nicht weiter fort, es wird zu schmutzig.
Es stimmt: Man spricht manchmal vom »Tugendterror«. Aber in Wahrheit ist das doch nichts anderes als eine Variante des ganz gewöhnlichen Mobbings, angereichert mit etwas Pharisäertum. Obwohl ich mich inzwischen manchmal frage, ob man den armen Pharisäern damit nicht Unrecht tut.
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich heute zum ersten Mal im Zusammenhang mit meinem Hobby als Blogger wirklich über die Dummheit meiner sächsischen Landsleute deprimiert war. Da wird eine reißerische Pressemitteilung eines stramm linksorientierten Landtagsabgeordneten der Grünen von der Presse hyperventiliert bis hin zur Desinformation. Jedem rational denkenden Menschen müsste klar sein, dass darin die entscheidende Zahl nicht stimmen kann.
Aus dem absoluten Mist, den die Dresdner Presse über ihr eigenes Bundesland verbreitet, wird ein Shitstorm der Uninformierten (um nicht zu sagen: der Dummen und Gedankenlosen). Und die Staatsregierung hat nicht ansatzweise soviel Hintern in der Hose, zu ihrem eigenen Vorhaben zu stehen oder wenigstens der Öffentlichkeit plausibel zu machen, was sie erreichen wollte.
Wofür schreibt man denn dann noch? Die bürgerlichen Regierungen in Berlin und Dresden haben kein Konzept, keinen Plan und keine Ahnung, wie es weitergeht. Die demokratische Opposition freut sich an ihren mickrigen Shitstorms und bringt das Volk in populistische Wallungen. Das Volk seinerseits übt sich in künstlicher Erregung, während die Presse, die ihm die Welt erklären sollte, gerade flächendeckend versagt.
Tugendrepublik? Das würde voraussetzen, dass man überhaupt mal über Tugenden nachdenkt.
Calimero
(
gelöscht
)
Beiträge:
09.08.2012 20:04
#3 RE: Zitat des Tages: Tugendrepublik Deutschland
Im Westen nichts Neues. Was soll man zu diesen ewiggestrigen Medienmenschen nur noch sagen? Suum cuique? Es gibt wahrlich kaum ein blöderes Volk unter der Sonne, als das der tugendhaften, gesichtzeigenden, warnenden, mahnenden, hochmoralischen Aufrechten Doitschen.
Die Doofen mahnen uns.
---------------------------------------------------- Calimeros Rumpelkammer - Ein Raum für freie Rede und Gedanken, mittendrin im Irrenhaus.
R.A. schreibt an anderer Stelle von ökonomischen Analphabetentum, in dem von Dir genannten Vorfall handelt es sich um historisches Analphabetentum.
Zitat von ZettelVielleicht sollte man auch ihrer Schule ankreiden, sie nicht genügend über Auschwitz aufgeklärt zu haben.
Es gibt kein Geschichtsbuch in Deutschland ohne eine Abbildung von Auschwitz. Hier zählt noch nicht einmal Krankheit als Ausrede. Ich bin mit Dir der Meinung, das es sich hier um gedankenloses Geplapper handelt und könnte als Entschuldigung anführen, dass die Moderation bei Radio Gong (und dutzenden von anderen Radiosendern) mindestens zu 90% aus nervigem Geblubber besteht, dass zumindest mir das Radiohören verleidet.
Vermutlich bin ich damit nicht alleine, sondern in Gesellschaft mit den findigen Autokonstreukteuren, die die Senderwahl gleich mit in den Lenker eingebaut haben, damit ich, sobald eine diese Nervensägen den Mund öffnet weiterdrücken kann( gilt auch für auch bei Werbung und nervenzersetzendes Liedgut von Goldkettenträgern). Umso unverständlicher ist es für mich, dass das jemand mitbekommen hat und tatsächlich Anzeige erstattet. Sei es drum, das wird eh eingestellt.
Natürlich gehört der Moderatorin am Nasenring gezogen und ein Jahr e-mails ausdrucken und einscannen wäre eine angemssene Strafe, Entlassung halte ich für übertrieben, aber mir gehört Radio Gong nun mal nicht. Wenn ich allerdingsschon in Wallung bin, gehöre ich nicht zu denjenigen, die über lustige Sprüche an einer Telefonzentrale in Begeisterung ausbrechen, es sollte schon was Besseres kommen als "Nehmen Sie es doch einfach mit Humor", aber "Jedem das Seine". Himmel, das sind doch keine Entlassungsgründe und schon gar keine für Strafanzeigen.
Aber wenn Radio Gong schon am Entlassen ist, dann sollte Dingler gleich mitgegangen werden: "der Sender engagiert sich schon lange gegen rechts, dazu stehen wir auch". omg.
Zitat von Zettel im Beitrag #1 Ich überlege, ob ich daraus nicht eine eigene Rubrik mache.
Das wäre höchst verdienstlich. Immerhin gibt es unter den Foristen in Z.R. eine milde Kontroverse über den Status unseres freiheitlich-demokratischen Wertesystems, auch über den Status als Rechtsstaat an sich. Eine Indiziensammlung könnte in der Bewertung weiterhelfen, könnte auch Trends deutlich machen - die für empfindlichere Naturen ja schon deutlich ins Auge fallen.
Aus jüngster Zeit fallen mir zum Thema "Tugendrepublik" so einige Dinge ein: der "innere Reichsparteitag" einer KMH, die jegliche Menschenwürde mit Füßen tretende Hatz auf Christian Wulff, die Causa Sarrazin, die Skandalisierung der privaten Lebensinhalte Nadja Drygallas und nun dieser Fall. Meine Aufzählung ist nicht vollständig.
Wir haben, um das so deutlich zu sagen, auch bereits vom Staat bezahlte Wachorgane, die auf ideologische Reinheit kontrollieren, z.B. "Publikative.org", im Hintergrund die "Amadeu-Antonio-Stiftung" - wer dort unliebsam auffällt, also verbotene Meinungen äußert, wird denunziert. Und zwar höchst erfolgreich denunziert: die Massenmedien sind willige Volstrecker dieser Rufmorde. Ich wiederhole. willige Vollstrecker. Die Verdächtige Drygalla wurde in allen Nachrichtensendungen von DLF über Tagesschau bis sonstwohin flächendeckend thematisiert. Ich betone: dies ist öffentlich-rechtlicher Rundfunk, staatsfinanziert.
Die Postille "Zeit" betreibt den "Störungsmelder", auch dies nichts weiter als ein Denunzierungsorgan für ideologische Abweichler. Ich könnte die Liste fortführen, spare mir dies aber.
Möglicherweise sind mit gesellschaftlicher Ächtung, Rufmord und Ehrverlust behaftete Tabus ja unter jeder Art Zeitgeist unvermeidlich. In der DDR waren die Fronten allerdings klarer, die Scheidung zwischen der ganz privaten Sphäre, wo man sich seine echte, realistische und perönliche Meinung "leistet" und der öffentlichen Sphäre, wo man sich dem lustvollen Opportunismus widmete, war jedem sonnenklar. Keiner, aber auch keiner glaubte an die DDR als Rechtsstaat, an Meinungsfreiheit, an Freiheit überhaupt.
Anders in der Bundesrepublik. Verfassung, Rechtsstaatlichkeit, Freiheit, zumal Meinungsfreiheit, und Demokratie seien unsere Grundwerte. Nun gilt es, immer wieder an der Realität zu messen, inwieweit diese Werte noch gelten. Als guten Vergleichsmaßstab ziehe ich die DDR heran, denn die kenne ich. Es häufen und häufen sich die Indizien, die fatal an DDR-Methoden erinnern: nur ist die Stasi heute in Form der staatsalimentierten Antifa aktiv, unbd Hetzkampagnen werden nicht vom Politbüro gesteuert.
Ich stelle vorerst gar nichts infrage, ich plädiere zugunsten des Angeklagten bei den bisherigen Beispielen gerne für Einzelfälle - aber eine Rubrik "Tugendrepublik", von mir aus auch "Gesinnungsstaat", die sollte es geben. Man kann den Anfängen sicher nicht wehren, aber man kann und sollte sie zumindest dokumentieren.
Zitat von ZettelWieder einmal eine Notiz aus der Tugendrepublik.
Puh, da bin ich aber froh, dass binnen kurzer Frist schon wieder Hitlers Machtergreifung durch entschlossenes Durchgreifen tapferer Widerstandskämpfer verhindert werden konnte. Die Deutschen sind eben doch geborene Helden im Namen der Demokratie. Die beiden Ausrutscher Anfang des letzten Jahrtausends werden heute tagtäglich durch nimmermüdes den Anfängen Wehren wettgemacht.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Zitat von C. im Beitrag #4(...) es sollte schon was Besseres kommen als "Nehmen Sie es doch einfach mit Humor", (...)
Wie wäre es hiermit?
"Lorenz Diefenbach (...) Bekannt geworden ist er durch den, später durch die Nationalsozialisten zynisch missbrauchten, Spruch "Arbeit macht frei", der Titel einer 1873 in Bremen erschienenen Erzählung (1872 Vorabdruck in einer Wiener Zeitung)."
Zitat von Thanatos im Beitrag #5In der DDR waren die Fronten allerdings klarer, die Scheidung zwischen der ganz privaten Sphäre, wo man sich seine echte, realistische und perönliche Meinung "leistet" und der öffentlichen Sphäre, wo man sich dem lustvollen Opportunismus widmete, war jedem sonnenklar. Keiner, aber auch keiner glaubte an die DDR als Rechtsstaat, an Meinungsfreiheit, an Freiheit überhaupt.
Aus heutiger Sicht, mit heutigen Maßstäben schon, ansonsten war es, nach meiner schwachen Erinnerung, doch nicht ganz so sonnenklar.
Insbesondere im Kollegenkreis (paar Dutzend Leute, also quasi halböffentlich) gab es sehr kritische politische Ansichten bis hin (konkret erinnerlich) zur Infragestellung des Sozialismus insgesamt - was man heute vielleicht mit dem Sturz des Rechtsstaates vergleichen könnte. Oder, auch konkret erinnerlich, Hinweise auf Gesinnungsparagraphen im geänderten Strafgesetzbuch (Anfang der 80er). Es wurde Ende der 80er, wieder konkret erinnert, mit Einbeziehung von SED-Funktionären, an politischen Reformplänen gebastelt (natürlich kein Sturz der Parteiherrschaft) - spätere Politikerkarrieren deuteten sich hier übrigens schon an. :)
Will sagen: Unterhalb einer gewissen prinzipiellen Schwelle wurde damals durchaus heftig politisch disputiert; gefördert übrigens durch das Tauwetter in der Sowjetunion ab Mitte der 80er (Gorbatschow, mit Megabyte im Neuen Deutschland) und dem tückischen Selbsttor des "Marxismus / Leninismus" mit seinem Anspruch auf Wissenschaftlichkeit. Nicht nur unter Kollegen (mit vermutlich auch MfS Zuträgern), auch deftig in den täglichen "Wartegemeinschaften", im kirchlichen Rahmen natürlich besonders.
Damals war man zurückhaltend beim Thema Honecker, heute schimpft man zwar locker über Frau Merkel; zögert aber, nach meiner Empfindung, ein ganz klein wenig beim Thema Windmühlen usw. Vergleichen mag ich das alles nicht; aber in meinen Augen schimmert immer und überall eine deutsche genetische Grundkonstante durch: Ablehnung von Freiheit, Ruf nach Obrigkeit und Arschkriecherei ohne Ende.
Zitat von C. im Beitrag #4(...) es sollte schon was Besseres kommen als "Nehmen Sie es doch einfach mit Humor", (...)
Wie wäre es hiermit?
"Lorenz Diefenbach (...) Bekannt geworden ist er durch den, später durch die Nationalsozialisten zynisch missbrauchten, Spruch "Arbeit macht frei", der Titel einer 1873 in Bremen erschienenen Erzählung (1872 Vorabdruck in einer Wiener Zeitung)."
Damit hätte man den Tugendwächtern allemal den Wind aus den Segeln genommen. Und den Job gerettet womöglich auch.
Drei Worte: Arbeit, macht, frei. Und nur weil ein inzwischen verhasstes Regime diese drei Worte an einem Zusammenhang benutzt hatte, den wir heute nur mehr als übelsten Zynismus wahrnehmen, sind diese drei Worte offenbar tabu, zensiert. Wusste die Person oder Personengruppe, die diesen Spruch aufgehängt hatte, wirklich schon damals, wozu dieses "Arbeitslager" dienen sollte? Darf man heute diesen drei Worten ihren ursprünglichen Sinn nicht wieder zuordnen, ohne dass jemand dabei gleich an Verhetzung denkt? Wie lange noch?
Zitat von ZettelWieder einmal eine Notiz aus der Tugendrepublik.
Puh, da bin ich aber froh, dass binnen kurzer Frist schon wieder Hitlers Machtergreifung durch entschlossenes Durchgreifen tapferer Widerstandskämpfer verhindert werden konnte. Die Deutschen sind eben doch geborene Helden im Namen der Demokratie. Die beiden Ausrutscher Anfang des letzten Jahrtausends werden heute tagtäglich durch nimmermüdes den Anfängen Wehren wettgemacht.
Ich habe mir dazu noch kein abschließendes Urteil gebildet, aber ich habe das Gefühl, dass hier nur ein Wettmachversuch vorliegt, der dem gemeinen deutschen Volk tierisch auf den Senkel geht. Es gab einen "Arbeit macht frei" Skandal bereits im Jahr 2008: Nazi-Skandal auf ProSieben
Zitat von FocusEin „unentschuldbarer Fehler“
Das Medienmagazin DWDL.de veröffentlichte den Fall am Mittwoch, nachdem das kritische Forum Call-in-TV.de den Eklat im Internet dokumentiert hatte. Beide Arbeitgeber der 26-Jährigen, ProSieben und 9Live, reagierten prompt: „Frau Ziegler wird nicht mehr die Sendung ´Night Loft´ moderieren“, sagte eine ProSieben-Sprecherin gegenüber FOCUS Online. Es handele sich bei dem Vorfall um einen „unentschuldbaren Fehler“.
Sylke Zeidler, Sprecherin des Senders 9Live, bestätigte, dass Ziegler auch für den Call-in-Sender keine Sendungen mehr moderieren werde.
Das bedeutet nichts Gutes, wie uns Herr Heitmeyer in seiner nächsten Studie verdeutlichen wird. Also müssen drastischere Maßnahmen ergriffen werden, um das widerspenstige Volk in den Griff zu bekommen. Wenn die Stimmung aber gekippt ist, wird sie sich damit schwer einfangen lassen. Es gibt in Deutschland am rechtextremen Rand vieles, was eine Gesellschaft nicht dulden darf, weil es kriminell und menschenverachtend ist. das ist aber eine Aufgabe der Staatsanwaltschaft und der Polizei. Wenn es ihr ein Ausstattung dafür fehlt, muss das nachgeholt werden. Wenn sich aber die Staatsanwaltschaft mit dem dummen Geplapper einer Moderatorin beschäftigen kann, hat sie noch Kapazitäten frei.
Leider ist die Pressemitteilung der FDP KNOPEK: Fair-Play im Fall Drygalla oder findet bewusst keinen Eingang in die Leitmedien. Sie wäre eine gute Grundlage für eine gesamtgesellschaftliche Debatte über Formen der Bekämpfung von Extremismus sein, die sich nicht verfassungsfeindlicher Methoden bedient.
Zitat von KnopekDer Fall Drygalla darf nicht dazu führen, Gesinnungsschnüffelei wiederzubeleben, wie wir sie aus dem DDR-Sport noch gut in Erinnerung haben. Die Abschaffung der Unschuldsvermutung und die Einführung der Sippenhaft sind mit unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung unvereinbar und werden von der FDP-Bundestagsfraktion strikt abgelehnt. Der Respekt vor dem Privat- und Berufsleben muss wieder einen höheren gesellschaftlichen Stellenwert bekommen.
Zitat von C.Ich habe mir dazu noch kein abschließendes Urteil gebildet, aber ich habe das Gefühl, dass hier nur ein Wettmachversuch vorliegt, der dem gemeinen deutschen Volk tierisch auf den Senkel geht.
Wenn dem so sein sollte, dann äußert es sich aber nicht in Handeln. Das gemeine deutsche Volk hält dann wohl doch lieber die Klappe und folgt seinen Erziehern.
Internet-Kommentare zählen nicht. Die repräsentieren nur eine verschwindend geringe Minderheit.
Zitat von C.Leider ist die Pressemitteilung der FDP KNOPEK: Fair-Play im Fall Drygalla oder findet bewusst keinen Eingang in die Leitmedien. Sie wäre eine gute Grundlage für eine gesamtgesellschaftliche Debatte über Formen der Bekämpfung von Extremismus sein, die sich nicht verfassungsfeindlicher Methoden bedient.
Wer dem Shitstorm solche Schwergewichte wie den Obmann des Sportausschusses in Form einer Pressemitteilung entgegen setzt, wenn sich bereits u.a. ein Verteidigungsminister geäußert hat, will nicht wirklich gehört werden und bekommt seinen Wunsch dann auch erfüllt.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat) Je länger das Dritte Reich tot ist, umso stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)
Also, ich würde als Überschrift für diese Rubrik den Begriff "Tugendrepublik" Deutschland wählen. Einfach um deutlich zu machen, dass es sich wirklich nicht um eine Tugend handelt wenn es über diese Nebensächlichkeiten solche Aufregung gibt.
Oder wäre nicht der Titel 'Rufmordkampagnen in Deutschland' angebrachter?
Derartige Kampagnen sind nichts Neues: Erinnern möchte ich an Jenninger und Hohmann.
Nachdem ich mir ihre Links, lieber Zettel, durchgelesen habe und auch Ihre Beurteilungen dazu, ist mir klar, dass Sie von dem künstlichen Hochschaukeln solcher Floskeln aus dem Altagssprachgebrauch nichts halten. Da stimme ich mit Ihnen überein. Gerade den noch gut erinnerlichen Aussprüchen "Stahlhelm", "innerer Reichsparteitag" und "...es wird zurück gerudert" wird eine Bedeutung unterlegt, die ihnen nicht zukommt. Bemerkenswert dabei ist, dass bereits in der NS-Zeit der "innere Parteitag" eine parodistische und damit kritische Aussage war. Die heutige Diskussion übersieht das mehrheitlich.
Auch "Arbeit macht frei" weckt in mir andere Assoziationen, weil ich immer das Bild des 'Umgedrehten B' vor mir sehe. Für mich ist das ein Ausdruck eines stillen Protestes. Abgesehen davon, das der Bezug auf die Arbeit am Samstag unpassend ist, halte ich ihn nicht für so verwerflich, dass er gleich mit dem Abbruch der beruflichen Existenz bestraft werden muss. Dieser Skandal der Bestrafung ist für mich gravierender als die leichtfertige unpassende Wortwahl. Ich hoffe nur, das wird wieder ruckgängig gemacht, weil es kein gutes Zeichen für unseren gesellschaftlichen Zustand wäre.
Das Ehepaar, welches die Anzeige erstattet hat würde ich gerne fragen, ob es sich jetzt besser fühlt? Ich halte mich mal mit der Beurteilung dieser Verhaltensweise zurück. Soviel aber möchte ich doch schreiben: ich bin sehr empört über dieses Ehepaar. Die Staatsanwaltschaft muss sich schon fragen lassen, ob sie nichts Wichtigeres zu ermitteln hat?
De Begriff Autobahn ist heikel. Schnellstraße korrekter. Auch Arbeit kann schon gefährlich sein. Korrekter ist "Beschäftigung". Wie soll man reagieren? Ich vermute, dss die "Willigen" und "Fähigen" (Leistungsträger) mit den Füssen abstimmen werden. Meine Devise: auch andere Kontinente haben schöne Länder. Es ist nur noch eine Frage der Zeit.
Wer nichts weiss muss glauben. Wer nicht mehr an Gott glaubt, der glaubt an alles mögliche/andere, (was sich eben so anbietet).
Zitat von Paul im Beitrag #13Also, ich würde als Überschrift für diese Rubrik den Begriff "Tugendrepublik" Deutschland wählen. Einfach um deutlich zu machen, dass es sich wirklich nicht um eine Tugend handelt wenn es über diese Nebensächlichkeiten solche Aufregung gibt.
Diesem Vorschlag schließe ich mich an, genauer: "Tugend"republik. Pharisäertum (im übertragenen Sinne, der die tatsächlichen Pharisäer verleumdet) trifft es an sich noch genauer. Es liegt hier eine eigenartige Kombination von Hypersensitivität und Dumpfheit vor, bei der einerseits vollkommen überzogen und mit automatisierter Entrüstung auf die bloße Erwähnung gewisser Reizworte (Stichwort "Autobahn") oder undenkbarer Gedanken (Nationalsportlerin mit boyfriend in NPD-Nähe) selbst im harmlosesten Zusammenhang reagiert wird, andererseits aber die Anwendung gewisser Kategorien und Methoden, wegen derer wir die Unrechtsregimes der Vergangenheit so verabscheuen und nie wiederholt sehen wollen, (Vorverurteilung, Ausgrenzung, Schauprozeß, Schmierkampagnen, denen das individuelle Opfer hilflos gegenübersteht) ignoriert, geduldet oder sogar gutgeheißen wird.
Ob denen, die die Radiosprecherin und Telefonistin denunziert haben, klar war, in welch gefährliche Nähe zu den braven Untertanen, die unter früheren Regimes die Obrigkeit auf den im Keller des Nachbarn versteckten Kartoffelsack oder Untermenschen hingewiesen haben, sie sich damit begeben haben?
R.A. schreibt an anderer Stelle von ökonomischen Analphabetentum, in dem von Dir genannten Vorfall handelt es sich um historisches Analphabetentum.
Zitat von ZettelVielleicht sollte man auch ihrer Schule ankreiden, sie nicht genügend über Auschwitz aufgeklärt zu haben.
Es gibt kein Geschichtsbuch in Deutschland ohne eine Abbildung von Auschwitz. Hier zählt noch nicht einmal Krankheit als Ausrede. Ich bin mit Dir der Meinung, das es sich hier um gedankenloses Geplapper handelt und könnte als Entschuldigung anführen, dass die Moderation bei Radio Gong (und dutzenden von anderen Radiosendern) mindestens zu 90% aus nervigem Geblubber besteht, dass zumindest mir das Radiohören verleidet. (…)
Ich bin der Meinung, dass ein faktisches Berufsverbot für einen unbewussten Ausrutscher eine zu harte Konsequenz ist, wenn man bedenkt, welche Äußerungen in anderen Fällen in den Medien toleriert wurden. Wenn jemand bewusst mit linksradikalen oder linksextremistischen Parolen Stimmung macht, wird nämlich eine andere Messlatte verwendet.
Soweit ich den Fall einschätzen kann, hätte ich der Moderatorin eine Abmahnung, den Besuch einer Weiterbildung zum Thema Ideologie des Nationalsozialismus und eine Sendepause von vier Wochen aufgebrummt. Die Assistentin hat sich wirklich sehr ungeschickt verhalten, aber sie sollte aufgrund ihrer Jugend (19 Jahre) mit den selben Konsequenzen belegt werden. Es stellt sich auch die Frage, ob man so unerfahrene Personen schon an ein Hörertelefon setzen sollte.
Tatsache ist: Es handelt sich nicht um Tugendterror, wenn man für diesen Spruch Sanktionen verhängt. Aber Tatsache ist auch: Jeder Mensch ist entwicklungsfähig.
Mir ist, mit meinen 30 Jahren, "Arbeit macht frei" soweit erinnert noch nie in einem anderen Kontext als Auschwitz untergekommen, ganz im Gegensatz zum inneren Reichsparteitag, oder den Stahlhelmen. Für mich ist das schon eine gewisse Entgleisung, die vielleicht eine Entschuldigung rechtfertigt; das zur Volksverhetzung aufzublasen ist natürlich albern.
Na, vielleicht liegt's am Alter. Mein Nazometer schlägt ja auch immer noch bei "Jedem das Seine" aus, und das dürften wohl selbst Rösler oder Westerwelle ungeschoren in die FAZ schreiben.
Viele Grüße, jh edit: suum cuique also, wieder was gelernt. ;) Calimero sei Dank.
Zitat von Paul im Beitrag #13Also, ich würde als Überschrift für diese Rubrik den Begriff "Tugendrepublik" Deutschland wählen. Einfach um deutlich zu machen, dass es sich wirklich nicht um eine Tugend handelt wenn es über diese Nebensächlichkeiten solche Aufregung gibt.
Diesem Vorschlag schließe ich mich an, genauer: "Tugend"republik. Pharisäertum (im übertragenen Sinne, der die tatsächlichen Pharisäer verleumdet) trifft es an sich noch genauer.
TINA hat vor kurzem einen noch besseren Vorschlag gemacht: Komikernation. Ich hatte zwar erwartet, dass sie wegen Verwendung von -nation heftig unter Beschuss gerät, aber im richtigen Kontext ist -nation sozial verträglich und es muss nicht gegengerudert werden.
Mit Endsiegnation wären ihr vermutlich die Brocken um die Ohren geflogen, dabei geht es um nichts Geringeres als um die den totalen Sieg über den Hitlerfaschismus inklusive der Ausmerzung der Sprache des dritten Reichs. Grundsätzlich ist es nicht verkehrt und das Tolle dabei, wir dürfen das Versäumte nachholen, dass uns wegen der Gnade der späten Geburt verwehrt geblieben ist und uns zu den Siegern rechnen, ohne dabei große Verluste in Kauf nehmen zu müssen.
Dabei fällt mir auf, dass zwar Worte getilgt oder kriminalisiert werden, aber die LTI, erst recht die LQI fröhlich ihre Urstände feiern, in veränderter Form natürlich, viel zeitgemäßer und vor allem mit besten Absichten, die Sprache der Berliner Republik (LRB) oder Lingua Republica Comoedi.
Nachtrag: Wem Comoedi zu ehrenhaft erscheint, kann es ruhig durch Ridiculi ersetzen. Das trifft Tinas Intention auch besser.
Zitat von C. im Beitrag #18(...) dabei geht es um nichts Geringeres als um die den totalen Sieg über den Hitlerfaschismus inklusive der Ausmerzung der Sprache des dritten Reichs.
Das Paradoxe dabei ist ja, daß gerade die Tabuisierung alltäglicher Wörter diese Sprache nicht ausmerzt, sondern künstlich am Leben und in aller Bewußtsein hält. Der NS hat viele Sprüche und Symbole zynisch appropriiert und umgedeutet, und damit, sie immer noch dienstfertig in seinem Sinne zu interpretieren statt sie zu ihrer ursprünglichen harmlosen Bedeutung zurückzuführen, tun wir ihm im Grunde viel zu viel Ehre an. Der totale Sieg wäre es eigentlich, wenn man ganz normal reden dürfte und sich niemand mehr etwas NS-mäßiges dabei dächte.
Nachtrag: Dieser Art von Sieg war die Radiotelefonistin in ihrer Jugend schon viel näher als manche Zeitgenossen. In "Nehmen Sie es doch mit Humor" steckt die Weisheit der Unschuld: Auslachen ist eine altbewährte Methode zum Bannen böser Geister.
Zitat von FluministDer totale Sieg wäre es eigentlich, wenn man ganz normal reden dürfte und sich niemand mehr etwas NS-mäßiges dabei dächte.
Ja schon, völlig richtig! Aber, wie sollte man dann noch die Vorteile des Pharisäertums genießen? Wenn man wirklich argumentieren müßte statt jemandem einfach "Autobahn" um die Ohren hauen zu können? Da würde man doch Vielen einfach jede Chance nehmen!
Zitat von Fluminist im Beitrag #19Das Paradoxe dabei ist ja, daß gerade die Tabuisierung alltäglicher Wörter diese Sprache nicht ausmerzt, sondern künstlich am Leben und in aller Bewußtsein hält.
Ich bin da gespalten. "Arbeit macht frei" ist so typisch für den Zynismus und der Massenmorde des Nationalsozialismus, ich kann mir so lange ich lebe, keine andere Bedeutung vorstellen, bei "Jedem das Seine", das nicht weniger zynisch ist, habe ich das Problem nicht. Da muss ich mal in mich gehen. Ein weiteres Phänomen bei der Tabuisierung ist der mitgelieferte Streisandeffekt. Hohmanns Rede zur Deutschen Einheit war jetzt wirklich nicht geeignet einem Millionenpublikum neue historische Erkenntnisse zu vermitteln. Sie hätte im Festzelt bleiben können, ohne dass die die Nation großen Schaden genommen hätte. So aber wurde tagelang darum gefeilscht ob jetzt Marx ein Jude, Stalin ein Christ und die Gottlosen das Tätervolk schlechthin sind oder so ähnlich. Es ärgert mich heute noch, dass ich mich daran beteiligt habe.
Zitat von stefanolix im Beitrag #2 Tugendrepublik? Das würde voraussetzen, dass man überhaupt mal über Tugenden nachdenkt.
Ja, damit macht man Untugenden zu Tugenden. Und weil damit das sozial-ökologische Neusprech angeschnitten wird, habe ich auch einen Alternativvorschlag:
Verbrechenstop.
Zitat von George Orwell, 1984Verbrechenstop bedeutet die Fähigkeit, gleichsam instinktiv auf der Schwelle jedes gefährlichen Gedankens haltzumachen. Es schließt die Gabe ein, ähnliche Umschreibungen nicht zu verstehen, außerstande zu sein, logische Irrtümer zu erkennen, die einfachsten Argumente mißzuverstehen, wenn sie engsozfeindlich sind, und von jedem Gedankengang gelangweilt oder abgestoßen zu werden, der in eine ketzerische Richtung führen könnte. Verbrechenstop bedeutet, kurz gesagt, schützende Dummheit.
Viele Grüße, Erling Plaethe
Fritz
(
gelöscht
)
Beiträge:
10.08.2012 12:32
#23 RE: Zitat des Tages: Tugendrepublik Deutschland
Die gleiche Art von linken Tugendwächtern steht aber gerne am Grabe Rosa Luxemburgs und vergießt die Tränen darüber, daß diese Frau es nicht geschafft hat, Deutschland in eine 2. Sowjetunion zu verwandeln....
xanopos
(
gelöscht
)
Beiträge:
10.08.2012 12:33
#24 RE: Zitat des Tages: Tugendrepublik Deutschland
Zitat von ZettelVielleicht sollte man auch ihrer Schule ankreiden, sie nicht genügend über Auschwitz aufgeklärt zu haben.
Es gibt kein Geschichtsbuch in Deutschland ohne eine Abbildung von Auschwitz. Hier zählt noch nicht einmal Krankheit als Ausrede.
Es gibt zwar endlos Stunden im Geschichtsunterricht zum Thema Shoa, aber welcher Abiturient kann Auschwitz auf der Landkarte finden? Oder grob skizzieren wo und wann nur die größten Morde stattgefunden haben. Schindlers Liste schauen ist zwar ganz nett und entlastet zwar das Lehrpersonal, aber ist keine Alternative zu fundierter Literatur. Erst als ich begonnen habe dicke seriöse Geschichtsbücher zu lesen, habe ich die gesamten schrecklichen Ausmaße der Shoa begriffen.
Schulgeschichtsbücher, und das meine sie wohl mit Geschichtsbuch, sind generell für den dümmsten anzunehmenden Leser geschrieben bzw. bebildert und generell mies.
Es ist schon witzig, beruflich bin ich in ganz Deutschland unterwegs und ärgere mich immer darüber, was die gleichgeschalteten Moderatoren der unterschiedlichsten Radiosender so von sich geben, ob Klimawandel, Integration oder Kampf gegen rechts, immer den selben grünlinken Einheitsbrei. Ich bin mir sicher, dass die gegangenen Gong-Moderatorin da keine Ausnahme macht. Und jetzt, wo ihr besagte 3 Worte, sicher in aller Unschuld von sich gegeben, zum Verhängnis wurden, kommen ihr keine ihrer Kollegen zu Hilfe, da man sich ja einig im Kampf gegen rechts ist, denn das hätte sie vielleicht doch nicht sagen sollen, wenn sie wenigstens nur was geklaut hätte, dann hätte man helfen können. Aber könnte mir bitte jemand genauestens erklären, was ich alles zu empfinden habe, zu welchen Ungeheuerlichkeiten ich mich aufgerufen fühlen und warum ich der Staatsanwaltschaft melden muss, wenn mir jemand gegenüber äußert: Arbeit macht frei.
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.