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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 98 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Zettel Offline




Beiträge: 20.200

10.08.2012 16:00
Marginalie: Herz aus der Hose? Antworten

Ein Gespenst geht um in Deutschland. Es ist das Gespenst der Angst, in die Nähe der Neonazis gerückt zu werden, wenn man die bürgerlichen Freiheiten verteidigt.

Robespierre soll - kürzlich hat es jemand in diesem Forum erwähnt - sinngemäß gesagt haben: Hüte dich, einen Feind des Volkes zu verteidigen. Du könntest in den Verdacht geraten, selbst ein Feind des Volkes zu sein.

Das ist die Angst. Deshalb ruht das Herz vieler liberaler Journalisten in der Hose.

Diesmal haben es nach einer Woche doch noch einige aus derselben geholt. Dank des Winkelried de Maizière, glaube ich.

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

10.08.2012 16:26
#2 RE: Marginalie: Herz aus der Hose? Antworten

Zustimmung, lieber Zettel, aber: Hätten Sie diesen Artikel auch im ÖR-Radio verlesen dürfen?

Zitat von Wikipedia
Ende 1944 prägte Karl Dönitz, Oberbefehlshaber der deutschen Kriegsmarine, den Begriff des „Winkelried“. Dieser Ehrenname war für all jene Angehörigen der Kleinkampfverbände der Kriegsmarine geprägt worden, die sich im Einsatz willentlich „für Führer, Volk und Vaterland “ in voller Suizidbereitschaft opferten.



Zum Thema: Ich denke, dass es in einem nichttotalitären System selten so einen Unterschied zwischen "Medienmeinung" und "Volksempfinden" gegeben hat. Nicht einmal nur zur "veröffentlichten", sondern es gibt eine Art "zu veröffentlichende" Meinung (schade, dass das Deutsche keinen Gerundiv kennt, das könnte man als Beleg dafür sehen, dass eine Sprache doch nix mit dem Volkscharakter zu tun hat).

Dieses publicandum scheinen aber offensichtlich nicht alle Journaillen zu teilen. Und ähnlich wie es Fleischhauer in "Unter Linken" beschreibt, sondieren sie dann erst mal die Lage, ob sie nicht gegrillt werden, wenn sie ehrlich sind.

Eine Folge daraus ist ein gewisser Wellengang der Meinungen, aber hauptsache im Rudel mit ausreichend Begleitschutz.

Das nennt man dann unabhängigen Journalismus.

Gruß Petz

"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln

Hausmann Offline



Beiträge: 710

10.08.2012 16:28
#3 RE: Marginalie: Herz aus der Hose? Antworten

Dem Kompliment an Herrn de Maizière kann man sich wohl anschließend, lieber Zettel, auch ohne einen patriotischen Todesmut zu unterstellen. Vielleicht hat der Minister (oder die Regierung?) einfach nur gute Informationen darüber wie "das Gras wächst", sich langsam und zögerlicher ein Widerstand entwickelt an verschiedenen Stellen und der Winkelried handelt einfach nur klug und vorausschauend? mfG

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

10.08.2012 16:44
#4 RE: Marginalie: Herz aus der Hose? Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #1
Dank des Winkelried de Maizière, glaube ich.

Bei allem Respekt vor de Maizière und seinem sehr guten Beitrag: Ich glaube nicht, daß er hier viel bewirkt hat. Er ist schlicht niemand, der auf die Meinungsbildung deutscher Journalisten großen Einfluß hat (vielleicht, weil er als anständig gilt?).

Entscheidend war wohl eher, daß sich die Shitstorm von Anfang an nicht wie gewünscht entwickelt hat. Die üblichen Einpeitscher haben zwar vorgelegt, aber die Masse der übrigen Journalisten ist nicht gefolgt. In der breiten Presse wurde zwar über den Fall Drygalla berichtet - aber nach meinem Eindruck eher rein sachlich und berichtend, nur selten mit Kommentaren, und die lagen auch nicht auf der Linie, die die "Leitmedien" vorgeben wollten.

Es war einfach zu wenig dran an der Geschichte. Man fehlte ein Zitat, daß man Drgalla hätte ungünstig auslegen können. Der Sippenhaft-Vergleich war zu offensichtlich. Und die Leser mögen es nicht umbedingt, wenn man gegen nette, junge, hübsche Sportlerinnen schreibt.

Als Maizière (und andere) sich zu Wort meldete, war die Sache eigentlich schon am Abflauen.

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.261

10.08.2012 16:58
#5 RE: Marginalie: Herz aus der Hose? Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #4

Als Maizière (und andere) sich zu Wort meldete, war die Sache eigentlich schon am Abflauen.



Wenn mit "Abflauen" gemeint ist, dass Drygalla nicht mehr damit rechnen muss, von antifaschistischen Abteilungen die Reifen aufgestochen zu bekommen - dann ist es vielleicht ein "Abflauen". Aber mir scheint es, dass das Leben von Drygalla auch so schon gründlich ruiniert ist. Sollte sie tatsächlich noch mal den Versuch wagen, in den Spitzensport einzusteigen, dann wird sie a) ab jetzt und für immer unter Generalverdacht stehen und b) immer mit schiefen Blicken rechnen müssen. Mal abgesehen davon, dass so ganz nebenbei auch noch das Leben ihres Freundes schwerst beschädigt wurde (was genau hat der eigentlich getan, dass eine öffentliche Hetzjagd rechtfertigen würde?) - es wäre ein Wunder, wenn Drygalla die Freundschaft aufrecht erhalten würde.

Ihr Privatleben wurde besudelt. Was soll man da noch reparieren? Und es gibt keinen Hebel, um die linke Medienmeute an die Kette zu nehmen. Journalisten sind die einzigen in Deutschland, die ihre dunklen Seiten ausleben können - und nichts zu befürchten haben. Vierte Macht der Demokratie? Das ich nicht lache. Wenn ich ehrlich sage, was ich von vielen dieser Journalisten, den Paparazzi, den Unter-den-Rock-Fotografierern, den Briefe-aus-dem-Postkasten-Ziehern und War-doch-nur-im-Konjunktiv-Mobbern halte, dann sperrt mich Zettel/Wamba.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

10.08.2012 17:03
#6 RE: Marginalie: Herz aus der Hose? Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #4
Zitat von Zettel im Beitrag #1
Dank des Winkelried de Maizière, glaube ich.

Bei allem Respekt vor de Maizière und seinem sehr guten Beitrag: Ich glaube nicht, daß er hier viel bewirkt hat. Er ist schlicht niemand, der auf die Meinungsbildung deutscher Journalisten großen Einfluß hat (vielleicht, weil er als anständig gilt?).

Meine These, lieber R.A., ist ja nicht, daß jemand seine Meinung geändert hat. Sondern daß jetzt manche sich trauen, ihre Meinung auch kundzutun, weil sie weniger Angst haben, deshalb als Nazi-Sympathisanten zu gelten.

De Maizière hat nicht Meinungen beeinflußt, sondern er hat das Signal gegeben, daß man gefahrloser seine Meinung schreiben kann.

In dem Artikel in der gedruckten "Zeit" weist Jessen übrigens auf die siebziger Jahre hin, als Leute wie Heinrich Böll in Verdacht gerieten, Sympathisanten der RAF zu sein.

Damals gab es eine starke liberale Öffentlichkeit, die sich für die Rechte auch eines Terroristen eingesetzt hat. Heute ist die liberale Öffentlichkeit nur noch in Spurenelementen vorhanden.
Zitat von R.A. im Beitrag #4
Entscheidend war wohl eher, daß sich die Shitstorm von Anfang an nicht wie gewünscht entwickelt hat. Die üblichen Einpeitscher haben zwar vorgelegt, aber die Masse der übrigen Journalisten ist nicht gefolgt. (...) Es war einfach zu wenig dran an der Geschichte.

Das erklärt aber nicht, warum sich bis jetzt kaum jemand engagiert gegen die Hexenjagd gewandt hat. Das begann erst nach der Intervention von de Maizière.

Aber wie in dem Artikel geschrieben - man kan so etwas naturgemäß nur vermuten, aber nicht belegen.

Herzlich, Zettel

FAB. Offline



Beiträge: 523

10.08.2012 17:14
#7 Frontbegradigung Antworten

Zitat von Zettel
Wie kommt es, daß sich jetzt doch einige liberale Stimmen auch in den großen Medien regen?


Nicht unbedingt von Seiten des Ministers, wohl aber von Seiten der Presse, soweit sie jetzt nach einer Woche partiell umschwenkt, halte ich das für eine strategische Frontbegradigung. Man hatte ein weiteres Mal die gesellschaftliche Todeszone ausweiten wollen, war jedoch nach erstem schnellem Vorstoß auf überraschenden Widerstand gestoßen. Man hatte sich aber auch taktisch ungeschickt angestellt, eine Rotte hämischer Grobiane gegen ein einsames kleines Mädchen, das kommt grade bei eher unpolitischen Zeitgenossen einfach nicht gut an. Und wenn man dann noch nichtmal echte Munition hat, sondern nur mit Nebel- und Schlammgranaten schießt... Da bestand wohl die Gefahr, daß der Vorstoß von einem Konter überrollt wird, zu viele Leser das menschlich Verwerfliche der Kampagne bemerken und womöglich ganz allgemein die Methoden der Anständigen in Frage stellen. Also hat man eine Kehrtwende vollzogen und das zunächst besetzte Terrain schnell wieder geräumt. Für diesmal.

Andere sehen eher Filmklischees am Werk: Good cop, bad cop.

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Für eine demokratische Deutsche Republik!

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

10.08.2012 17:31
#8 RE: Marginalie: Herz aus der Hose? Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #6
De Maizière hat nicht Meinungen beeinflußt, sondern er hat das Signal gegeben, daß man gefahrloser seine Meinung schreiben kann.

Auch dazu hat er m. E. gar nicht die Möglichkeit.
Wenn die Medienmeute beim Fall Drygalla selber zum Schluß gekommen wäre, daß man daraus einen klaren Nazifall bauen kann - dann hätte sie sich von keiner Äußerung de Maizières abhalten lassen.

Was ist er denn schon? Ein CDU-Minister. Damit keine Autorität für die Journaille, sondern jederzeit Freiwild, wenn sich das konstruieren läßt. Wenn sich nicht eben schon die Vorwürfe selber als zu dünn erwiesen hätten, dann hätte er auch nicht gefahrlos seine Meinung schreiben können - sondern da wäre aus dem Fall Drygalla ein Fall de Maizière geworden. Ein Verteidigungsminister, der Neonazi-Umtriebe verteidigt und ernsthaft überlegt, eine NPD-Symphatisantin als Sportsoldatin zuzulassen!

Es gibt nicht viele Persönlichkeiten in Deutschland, die bei der Meute eine Beißhemmung erreichen können. Gauck könnte es (noch), und eine Handvoll linker Ikonen.

FAB. Offline



Beiträge: 523

10.08.2012 17:33
#9 RE: Marginalie: Herz aus der Hose? Antworten

Zitat von Frank2000
(was genau hat der eigentlich getan, dass eine öffentliche Hetzjagd rechtfertigen würde?)


Jedenfalls der zuständigen Staatsanwaltschaft reicht es, um den zur Aufnahme eines Ermittlungsverfahrens erforderlichen Anfangsverdacht eines Landfriedensbruchs zu bejahen. Ob das, was speziell dem Michael Fischer angelastet wird, gar einen besonders schweren Landfriedensbruch darstellen würde, scheint mir bisher eher zweifelhaft. Man wird, wie immer, erst irgendwann später erfahren, ob es zu einer Anklage und dann auch zu einer Verurteilung reicht. Falls ja, wird man uns das sicherlich mitteilen.

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Für eine demokratische Deutsche Republik!

Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

10.08.2012 17:33
#10 RE: Marginalie: Herz aus der Hose? Antworten

Zitat
Ich denke, dass es in einem nichttotalitären System selten so einen Unterschied zwischen "Medienmeinung" und "Volksempfinden" gegeben hat. Nicht einmal nur zur "veröffentlichten", sondern es gibt eine Art "zu veröffentlichende" Meinung


Exzellent beobachtet und formuliert!

Zitat
Dieses publicandum scheinen aber offensichtlich nicht alle Journaillen zu teilen. Und ähnlich wie es Fleischhauer in "Unter Linken" beschreibt, sondieren sie dann erst mal die Lage, ob sie nicht gegrillt werden, wenn sie ehrlich sind.


Es geht, glaube ich, noch einfacher: Ist man sich über das publicandum sicher, dann raus damit! Leicht verdientes Zeilenhonorar! Dumm wird es dann nur, wenn es sich dabei um eine offensichtliche Falschmeldung oder Fehleinschätzung handelt. Dann, und wenn eventuell noch eine bisher unauffällige Respektsperson das Offensichtliche zu sagen geruht, wird zurückgerudert oder der Winkelried nach vorne geschickt.

Herzlich, Thomas

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

10.08.2012 17:45
#11 RE: Marginalie: Herz aus der Hose? Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #8

Es gibt nicht viele Persönlichkeiten in Deutschland, die bei der Meute eine Beißhemmung erreichen können. Gauck könnte es (noch), und eine Handvoll linker Ikonen.

Ja, das war wohl der Knackpunkt:

Zitat von Zeit

Der Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit hat die Diskussion in Deutschland über die Rostocker Ruderin Nadja Drygalla kritisiert. "Ich finde, die Frau kann eine Beziehung haben, mit wem sie will, wenn sie selbst – und dafür gibt es ja keine Hinweise – nicht mit rechten oder faschistoiden Sprüchen an die Öffentlichkeit gegangen ist", sagte er der ZEIT.


Seine Unfehlbarkeit der Prophet Daniel hat gesprochen, da mußte die Treibjagd natürlich abgeblasen werden.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

10.08.2012 17:56
#12 RE: Marginalie: Herz aus der Hose? Antworten

Zitat von Fluminist im Beitrag #11
Seine Unfehlbarkeit der Prophet Daniel hat gesprochen, da mußte die Treibjagd natürlich abgeblasen werden.

Da paßt der Zeitablauf noch weniger als bei de Maizière - als sich Cohn-Bendit äußerte, war die Sache schon gelaufen.

Ansonsten stimme ich aber, daß er durchaus zu den "linken Ikonen" gehört, die eine solche Kampagne ziemlich abblocken können.

Noricus Offline



Beiträge: 2.362

10.08.2012 18:45
#13 RE: Marginalie: Herz aus der Hose? Antworten

Lieber Zettel,

so sind die Deutschen halt: Wenn in Japan ein Tsunami ... Sie wissen schon. Aber im "Fall" Drygalla scheint das Gegengift der Ratio doch noch die kollektive Besoffenheit (die in diesem Fall ein Hexenjagd-Rausch, eine Exorzismus-Manie ist) etwas abzumildern. Spät, aber immerhin.

Herzlich
Noricus

Faber Offline




Beiträge: 142

10.08.2012 18:55
#14 RE: Marginalie: Herz aus der Hose? Antworten

Zitat Zettel:

Zitat
Jetzt auf einmal, nach einer Woche, kommen dieselben Medien, die diese Hexenjagd betrieben haben, auf den Gedanken, daß möglicherweise Sippenhaft und Gesinnungs­schnüffelei doch nicht das Richtige sind.



Schön wär`s. Im Tagesspiegel gibt es einen neuen Tiefpunkt von Caroline Fetscher. Titel: "Kein Sex mit Nazis"

http://www.tagesspiegel.de/kultur/debatt.../6982574-2.html

Man sollte sich diesen Erguß im Ganzen antun, dort wird wirklich alles vermengt, was mit der Sache nichts zu tun hat, um am Ende - der Anklägerin in einem totalitären System gleich - die "Gesellschaft" auf Linie zu bringen. Übel!

Ein besonderes Schmankerl stellt ihr wohlwollendes Zitieren des Soziologen Niklas Luhmann dar: Luhmann war in der NSDAP, soviel Doppelmoral muß sein.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

10.08.2012 19:07
#15 RE: Marginalie: Herz aus der Hose? Antworten

Zitat von Faber im Beitrag #14
Im Tagesspiegel gibt es einen neuen Tiefpunkt von Caroline Fetscher. Titel: "Kein Sex mit Nazis"

http://www.tagesspiegel.de/kultur/debatt.../6982574-2.html

Caroline Fetscher repräsentiert das, was den Niedergang des deutschen Journalismus im Kern ausmacht: Sie ist zugleich Journalistin, Lobbyistin, Politikerin. Hier gibt es einen ausführlichen Lebenslauf.

Zum guten Journalismus gehört geistige Freiheit und eine kritische Distanz zu den Themen, über die man schreibt. Bei Frau Fetscher darf man vermuten, daß sie ihre journalistische Tätigkeit in den Dienst der politischen Ziele stellt, die sie verfolgt.

Daß der Text außerdem verquast und geschwätzig ist, kommt hinzu. Allerdings dürfte dieses Geraune genau die Leserschaft ansprechen, auf die Frau Fetscher zielt.

Herzlich, Zettel

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

10.08.2012 19:19
#16 RE: Marginalie: Herz aus der Hose? Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #15
Caroline Fetscher repräsentiert das, was den Niedergang des deutschen Journalismus im Kern ausmacht: Sie ist zugleich Journalistin, Lobbyistin, Politikerin. Hier gibt es einen ausführlichen Lebenslauf
Und dabei ist sie die Tochter eines (m. E. zu Recht) sehr angesehenen Philosophen...

Gruß Petz

"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln

Reiner aus dem Saarland Offline



Beiträge: 272

10.08.2012 19:23
#17 RE: Marginalie: Herz aus der Hose? Antworten

Zitat von Meister Petz im Beitrag #2
Zum Thema: Ich denke, dass es in einem nichttotalitären System selten so einen Unterschied zwischen "Medienmeinung" und "Volksempfinden" gegeben hat

Zwar nicht so schlimm wie der Fall Drygalla... aber das ZDF meldet gerade, dass halb Bremen zornig und mit Schaum vor dem Mund auf der Strasse stünde. Wiesenhof wird Werder Bremen in der nächsten Saison sponsorn und gerade kotzen sich einige "Fans" von Werder Bremen vor der ZDF-Kamera aus von wegen "böser Massentierproduzent sponsort unseren Werder-Club".

Ich wette mal, dass dieses Thema 99% aller Bremer inkl. Fussballfans am Allerwertesten vorbeigeht. Aber was interessiert das ZDF schon die Realität.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

10.08.2012 19:32
#18 RE: Marginalie: Herz aus der Hose? Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #6

Meine These, lieber R.A., ist ja nicht, daß jemand seine Meinung geändert hat. Sondern daß jetzt manche sich trauen, ihre Meinung auch kundzutun, weil sie weniger Angst haben, deshalb als Nazi-Sympathisanten zu gelten.

Ich kann ihre These nur bekräftigen, lieber Zettel - weil es mir auch so geht. Es ist allerdings keine Angst sondern Abscheu, denn
Zitat von FAB. im Beitrag #7

Andere sehen eher Filmklischees am Werk: Good cop, bad cop.

was sich dann so liest:

Zitat
Diese ist bekanntlich eines der eifrigsten Zentralorgane des politischen Kakerlakendenkens ...


Mir geht es nicht um Personen, mir geht es um die Meinungs- und Gedankenfreiheit. Abgesehen davon kaufe ich Frau Dragylla ihr Unpolitischsein vielleicht noch ab, aber ihrem Nazischläger der mit einer Eisenstange auf einen Polizisten eindrischt, ganz sicher nicht.

Zitat von Zettel im Beitrag #6
Damals gab es eine starke liberale Öffentlichkeit, die sich für die Rechte auch eines Terroristen eingesetzt hat. Heute ist die liberale Öffentlichkeit nur noch in Spurenelementen vorhanden.

Aber diese liberale Öffentlichkeit stand eher links. Die Linksliberalen sind nur noch in Spurenelementen zu finden, auf der Rechten hat es m.E. keine nennenswerten Zuwächse gegeben. Da wird gehetzt und an den Pranger gestellt wie bei den Linken.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

10.08.2012 19:34
#19 RE: Marginalie: Herz aus der Hose? Antworten

Zitat von Reiner aus dem Saarland im Beitrag #17
Ich wette mal, dass dieses Thema 99% aller Bremer inkl. Fussballfans am Allerwertesten vorbeigeht. Aber was interessiert das ZDF schon die Realität.
Natürlich interessiert es keinen. Ein Super-Aufreger, zwar schon etwas älter, aber irgendwie auch ein Klassiker: http://www.zeit.de/2009/01/LS-KiK

Hier haben wir alles: Nazis, Ausbeutung asiatischer Arbeitskräfte - kann sich die Zeit was schöneres wünschen?

Und so sehen sie aus: http://cdn2.vienna.at/2009/01/news-20090...10798770261.jpg

Gruß Petz

"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln

Noricus Offline



Beiträge: 2.362

10.08.2012 19:35
#20 RE: Marginalie: Herz aus der Hose? Antworten

Zitat von Faber im Beitrag #14
Schön wär`s. Im Tagesspiegel gibt es einen neuen Tiefpunkt von Caroline Fetscher. Titel: "Kein Sex mit Nazis"

http://www.tagesspiegel.de/kultur/debatt.../6982574-2.html


Mir ist in diesem Artikel eine Passage besonders aufgestoßen:

Zitat von Fetscher auf tagesspiegel.de
des selbst ernannten „nationalsozialistischen Untergrunds“, der in den Medien schon „NSU“ abgekürzt wird, als handele es sich um eine Partei.



Was abgekürzt wird, ist eine Partei? Frau Fetscher wurde zwar erst im Jahr des Deutschen Herbsts geboren, aber dass z.B. "RAF" im deutschen Sprachgebrauch keine Partei und auch nicht die britische Luftwaffe bezeichnet, sollte sie schon wissen.
Liegt es an dem -SU? Weil es eine Partei gibt, die auf diese zwei Buchstaben endet und die Frau Fetscher wohl gar nicht so gern mag? Müssen wir bei Freud nachlesen?

EDIT: Sie wurde nicht 1977 geboren, sondern hat in jenem Jahr ihr Studium begonnen. Was ihren Gedankengang nicht besser macht.

Faber Offline




Beiträge: 142

10.08.2012 19:52
#21 RE: Marginalie: Herz aus der Hose? Antworten

Ich befürchte, der Gedankengang ist schlichter: NSU=NPD, NPD=Fischer, Fischer=Drygalla. Daraus folgt: Drygalla hat Sympathien für "Nazimörder".

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.568

10.08.2012 20:29
#22 RE: Marginalie: Herz aus der Hose? Antworten

Zitat von Frank2000 im Beitrag #5


Wenn ich ehrlich sage, was ich von vielen dieser Journalisten, den Paparazzi, den Unter-den-Rock-Fotografierern, den Briefe-aus-dem-Postkasten-Ziehern und War-doch-nur-im-Konjunktiv-Mobbern halte...




Würde ich da etwas unterstellen, wenn ich rein-im-Konjunktiv mal annehmen würde, daß eine entsprechende Kollektivvokabel mit den rechten Assonanzen & Beiklängen "Shitsturmtruppen" lauten könnte?

C. Offline




Beiträge: 2.639

10.08.2012 21:18
#23 RE: Marginalie: Herz aus der Hose? Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #4
Zitat von Zettel im Beitrag #1
Dank des Winkelried de Maizière, glaube ich.

Bei allem Respekt vor de Maizière und seinem sehr guten Beitrag: Ich glaube nicht, daß er hier viel bewirkt hat. Er ist schlicht niemand, der auf die Meinungsbildung deutscher Journalisten großen Einfluß hat (vielleicht, weil er als anständig gilt?).


Die deutschen Journalisten sind keine homogene Gruppe und nicht alle Medien sind linkslastig. Ich glaube zumindest, dass der Auftritt von de Maizière die Redaktionen von WELT und BILD veranlasst hat, auf die Bremse zu treten. Die WELT hatte sich vorher an die Spitze der antifaschistischen Aufklärung gestellt.

BILD: Die Ruderin und ihr Nazi-Freund
Ministerium bestätigt: Drygalla hatte Kontakte zur rechtsradikalen Szene
Brauner Dreck unterm Teppich

WELT:Ruderin Drygalla selbst in rechte Szene verstrickt

Das ist der Artikel mit der übelsten Spekulation:

Zitat
Zwar bemühen sie sich beim DOSB und auch beim Ruderverband, deutlich herauszustellen, dass sich Drygalla von der rechten Szene distanziere. Aber der "Welt am Sonntag" liegen Unterlagen vor, wonach die Ruderin durchaus Sympathien für die Gesinnung des Freundes hegt. Auf einem Foto, das Mitglieder der "Nationalen Sozialisten Rostock" bei einer Demonstration im August 2009 in Malchow zeigt, soll auch Drygalla abgebildet sein, heißt es.



und natürlich der Kommentar von Christian Malzahn:Der braune Sumpf wird immer wieder kleingeredet

Erst viel später warte Thomas Schmid mit moderaten Tönen auf:Die symbolische Opferung der Nadja Drygalla

Zitat von Thomas Schmid
Weil ihr Freund ein ehemaliges NPD-Mitglied ist, hat man aus der Ruderin Drygalla eine kontaminierte Person gemacht. Das ist eines Rechtsstaates unwürdig, denn ihm ist die Unschuldsvermutung heilig

.
Schmid hat versäumt zu erwähnen, dass sich die WELT heftig an dieser Kontamination beteiligt hat.

Ganz anders SpOn: Matussek war der erste (5.8.2012), noch vor Martenstein, der darum gebeten hat mal wieder herunterzukommen:Geben Sie Gefühlsfreiheit, Sire!

SpOn-Redakteure waren auch die ersten (3.8.2012), die von Sippenhaft sprachen:Ruderin Nadja Drygalla:In Sippenhaft

Zitat von R.A.
Entscheidend war wohl eher, daß sich die Shitstorm von Anfang an nicht wie gewünscht entwickelt hat. Die üblichen Einpeitscher haben zwar vorgelegt, aber die Masse der übrigen Journalisten ist nicht gefolgt. In der breiten Presse wurde zwar über den Fall Drygalla berichtet - aber nach meinem Eindruck eher rein sachlich und berichtend, nur selten mit Kommentaren, und die lagen auch nicht auf der Linie, die die "Leitmedien" vorgeben wollten.



Das ist auch mein Eindruck. Vor allem hatte es sich zu schnell herausgestellt, dass sich alle auf einen linksextemistischen Blog bezogen und eigene Recherchen nichts neues ergaben. Die Nähe von Qualitätsmedien zu Linksextremisten ist ein anderes Thema.

Mal was vernünftiges vom ÖR:Reflexhaft - Die Medien im Fall Drygalla

Der Riesling gehört zu Deutschland.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

10.08.2012 21:21
#24 RE: Marginalie: Herz aus der Hose? Antworten

Zitat von Noricus im Beitrag #20

Liegt es an dem -SU? Weil es eine Partei gibt, die auf diese zwei Buchstaben endet und die Frau Fetscher wohl gar nicht so gern mag? Müssen wir bei Freud nachlesen?

Bei Freud wird man auf jeden Fall fündig, aber auch im Parteiprogramm der NPD:

Zitat von Parteiprogramm NPD
Auf die Entwicklung der deutsch-russischen Beziehungen ist vor dem Hintergrund der geschichtlichen Erfahrungen und den Notwendigkeiten in Gegenwart und Zukunft auf den Gebieten der Politik, Wirtschaft und Verteidigung besonderes Augenmerk zu legen.
Im Gegensatz zu Rußland gehören die Türkei und Israel nicht zu Europa.


Zitat
Da deutsche Streitkräfte nicht Mittel internationaler Großmachtpolitik sein dürfen, ist die Mitgliedschaft der Bundesrepublik Deutschland in der von den Vereinigten Staaten dominierten NATO aufzukündigen. (...)
Ziel muß die Schaffung eines europäischen Sicherheitssystems, gegebenenfalls unter Einbeziehung Rußlands, sein.




Hier noch ein paar Parallelen von NSU und NPD:
http://www.youtube.com/watch?v=vSzUzohmq...be_gdata_player
http://m.welt.de/article.do?id=politik%2...anisation-aktiv
http://www.augsburger-allgemeine.de/poli...id19420941.html

Viele Grüße, Erling Plaethe

FAB. Offline



Beiträge: 523

10.08.2012 21:36
#25 RE: Marginalie: Herz aus der Hose? Antworten

Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #18
Es ist allerdings keine Angst sondern Abscheu, denn
Zitat von FAB. im Beitrag #7

Andere sehen eher Filmklischees am Werk: Good cop, bad cop.

was sich dann so liest:

Zitat von Martin Lichtmesz
Diese ist bekanntlich eines der eifrigsten Zentralorgane des politischen Kakerlakendenkens ...

Mir geht es nicht um Personen, mir geht es um die Meinungs- und Gedankenfreiheit. Abgesehen davon kaufe ich Frau Dragylla ihr Unpolitischsein vielleicht noch ab, aber ihrem Nazischläger der mit einer Eisenstange auf einen Polizisten eindrischt, ganz sicher nicht.


Zwei kurze Anmerkungen. Erstens, was, denken Sie, möchte uns Lichtmesz denn mit dieser etwas irritierenden Vokabel sagen? Ich gehe davon aus, daß der Autor ausdrücken will, er halte die "Zeit" für ein Organ, in dessen Umfeld "Nazis" gerne mal unterschwellig als auf einer Stufe mit Ungeziefer stehend dargestellt werden. Hart, aber m.E. nicht völlig von der Hand zu weisen. Zweitens, was dem "Nazischläger" vorgeworfen wird, kann man z.B. auf der oben in #9 von mir verlinkten Seite "Endstation Rechts" lesen; sicherlich keine der Verharmlosung verdächtige Quelle. Das, was Sie hier schreiben, finde ich da nicht. Bei Ihnen wird aus jemandem, der sich bei einer Gruppe, aus der heraus eine Eisenstange geworfen worden sein soll, aufhielt (was nach § 125 StGB u.U. durchaus eine Straftat sein kann), umstandslos jemand, der mit einer Eisenstange auf einen Polizisten eindrischt. Und genau so läuft das bei gewissen Qualitätsorganen eben auch...

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