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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 78 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Zettel Offline




Beiträge: 20.200

19.08.2012 01:59
#51 RE: Entmythologisierung? Antworten

Zitat von Herr im Beitrag #48
Zitat von Zettel im Beitrag #43

Ist das so, lieber Herr?

Für mich ist es so. Ich kenne genug Leute, die das sacrificium intellectus erbringen und fordern. Das kann ich nicht.

Es ist für mich, lieber Herr, eine große Freude, daß Sie wieder in das Forum zurückgefunden haben und zu solchen Fragen Stellung nehmen.

Ich werde eine Antwort versuchen. Aber das braucht a bisserl Nachdenken,

Sie sind für mich der, glaube ich, glaubwürdigste Christ, der mir bisher begegnet ist. Sie werden mich nicht bekehren, ich werde Sie nicht in Glaubenszweifel bringen (und will es auch nicht).

Aber ich verstehe Sie; es gibt, glaube ich, eine gemeinsame Basis der Ehrlichkeit und Rationalität.

Sehr herzlich, Zettel

Gansguoter Offline



Beiträge: 988

19.08.2012 11:30
#52 RE: Zitat des Tages: "Akzeptanz des Islam weiter denken" Antworten

Zitat
Aus meiner Sicht sollte es ein Fach "Philosophie und Religion" geben. Nicht ein Laberfach wie "Ethik"; sondern ein richtiges Lernfach, in dem die Schüler beispielsweise die Vorsokratiker und Platon, Aristoteles und Lukian, Descartes, Leibniz, Hume und Kant kennenlernen. Und ebenso das Alte Testament, das Neue Testament, die Kirchengeschichte und den Stand der modernen Theologie.



Das ist ein bisschen viel auf einmal. - Aber im Prinzip leistet der Philosophieunterricht in der Oberstufe genau das (ohne die theologisch-kirchengeschichtlichen Anteile).

Verbindliche Inhalte Q1,1 (Schulcurriculum, am Zentralabitur orientiert)
Rahmenthema Ethik:
- Glück für den Einzelnen: Theorien eines gelingenden Lebens in der Antike (Epikur, Epiktet, ggf. Aristoteles)
- Freiheit und Determination – der kategorische Imperativ (Kant, Auszüge aus GzMdS)
- Angewandte Ethik: Kants Ethik auf dem Prüfstand: Der kategorische Imperativ im Na-tionalsozialismus (Eichmann, Arendt, Huber)
- Freiheit und Verantwortung (Bentham, Auszug aus ‚Eine Einführung in die Prinzipien der Moral und der Gesetzgebung’, Mill, Singer)
- Verantwortungs- oder Diskursprinzip als Legitimationsinstanz moralischer Maßstäbe? (Jonas, Auszug aus ‚Das Prinzip Verantwortung’, ggf. Habermas)
- Begründung und Rechtfertigung sittlich-praktischen Handelns: Die Preisgabe der Vernunft als ethische Legitimationsinstanz (Schopenhauer, ggf. Nietzsche)

Q1,2: Rahmenthema; Was ist der beste Staat? – Zur Begründung, Rechtfertigung und kritischen Analyse von Rechtssystemen
- Begründung und Rechtfertigung des Rechts: Gerechtigkeit und Naturrecht in der antiken und mittelalterlichen Staatsphilosophie (Platon, ggf. Aristoteles, Thomas)
- Recht und Gerechtigkeit: Die klassisch-bürgerliche Staatstheorie (Hobbes, Auszug aus ‚Leviathan’, Locke, Auszug aus ‚Zwei Abhandlungen über die Regierung’, ggf. Kant, Auszug aus „Über den Gemeinspruch“)
- Recht und Gerechtigkeit: Demokratie und soziale Gerechtigkeit (Rawls, Auszug aus ‚Eine Theorie der Gerechtigkeit’; Kant, Auszüge aus „Zum ewigen Frieden“
- Prinzipen einer Friedensordnung in einer globalisierten Welt (Horn, Hondrich, Habermas u. a.)

Q2: Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie:
- Zweifel als Grundlage der Erkenntnis – Die Idee als Fundament des Erkennens (Platon, Auszüge Linien- und Höhlengleichnis)
- Das Instrumentarium des Denkens: Die Regeln der rationalen Methode (Descartes, Discours, 2. Kap.)
- Zweifel als Grundlage der Erkenntnis: Das denkende Ich als Fundament des Erkennens (Descartes, 1. und 2. Meditation)
- Die Sinnlichkeit als Quelle der Erkenntnis (Locke, Hume, Auszug aus ‚Untersuchung über den menschlichen Verstand’)
- Das menschliche Erkenntnisvermögen als Struktur der Welt: Kant, Auszug aus ‚Kritik der reinen Vernunft’
- Der Begriff der Wirklichkeit: Der Radikale Konstruktivismus (Maturana / Glasersfeld)
- Wissenschaft und Weltbild: Die Begründung der Geisteswissenschaften und ihr Beitrag zum Aufbau eines Weltbildes (Dilthey, Auszug aus ‚Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften’)
- Wissenschaftliche Verfahrensweisen: Wissenschaft als Annäherungsprozess an die Wahrheit (Popper, Auszug aus ‚Die Logik der Forschung’)
- Die Willkürlichkeit wissenschaftlicher Weltbilder (Kuhn, Auszug aus ‚Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen’, Feyerabend)

Scheint mir so schlecht nicht zu sein!

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

19.08.2012 15:21
#53 RE: Zitat des Tages: "Akzeptanz des Islam weiter denken" Antworten

Zitat von Gansguoter im Beitrag #52

Zitat
Aus meiner Sicht sollte es ein Fach "Philosophie und Religion" geben. Nicht ein Laberfach wie "Ethik"; sondern ein richtiges Lernfach, in dem die Schüler beispielsweise die Vorsokratiker und Platon, Aristoteles und Lukian, Descartes, Leibniz, Hume und Kant kennenlernen. Und ebenso das Alte Testament, das Neue Testament, die Kirchengeschichte und den Stand der modernen Theologie.


Das ist ein bisschen viel auf einmal. - Aber im Prinzip leistet der Philosophieunterricht in der Oberstufe genau das (ohne die theologisch-kirchengeschichtlichen Anteile).


Oh, das war mir entgangen. Ich wußte gar nicht, daß Philosophie überhaupt ein Fach ist. Zu meiner Schulzeit gab es das nicht; nur als freiwilliges Zusatzangebot in der Oberprima. Das behielt sich der Direktor persönlich vor, der allerdings von Philosophie keine Ahnung hatte.

Was mir an den Themen auffällt, die Sie auflisten, lieber Gansguoter, das ist das Springen durch die Jahrhunderte, ja Jahrtausende. Philosophie kann man doch nur verstehen, wenn man sich ihre Entwicklung ansieht.

Ein vernünftiger Philosophieunterricht müßte nach meinem Verständnis aufgebaut sein wie der Geschichtsunterricht: Man beginnt mit den Vorsokratikern, befaßt sich ausführlich mit Plato und Aristoteles. Dann vielleicht noch Augustin; danach ist ein Zeitsprung bis zu Thomas möglich (und bitte auch ein paar Anderen, Occam zum Beispiel und Nikolaus von Cues).

Und so fort - Galilei und Descartes, der kontinentaleuropäische Rationalismus und der britisch-schottische Empirismus. Kant, und wenn es denn sein muß Hegel. Schopenhauer und dann von mir aus wieder ein Zeitsprung zu Carnap, Schlick, Russell. Und hinein in die Gegenwart, zu Searle und Dennett beispielsweise.

Noch ein paar Einzelkommentare:

Zitat
- Glück für den Einzelnen: Theorien eines gelingenden Lebens in der Antike (Epikur, Epiktet, ggf. Aristoteles)


Hm. Aristoteles als Lebensphilosoph? Und wo sind Stoiker, wo Cicero, wo ist Seneca, der Philosoph des Glücks?

Zitat
- Freiheit und Determination – der kategorische Imperativ (Kant, Auszüge aus GzMdS)


Ja, das ist ein Thema. Was für eins! Aber Kants Meinung dazu ist so schwierig, daß ich mir nicht vorstellen kann, sie auf der Schule zu vermitteln. Er leugnet ja die Determination nicht, er hält es dennoch für unausweichlich, an die Freiheit zu glauben. Kant war gedanklich weiter als diejenigen, die heute diese öffentliche Diskussion führen - Wolfgang Singer, Wolfgang Prinz, Daniel Dennett zum Beispiel.

Zitat
- Begründung und Rechtfertigung sittlich-praktischen Handelns: Die Preisgabe der Vernunft als ethische Legitimationsinstanz (Schopenhauer, ggf. Nietzsche)


Preisgabe der Vernunft bei Schopenhauer? Ich kann mir schwerlich etwas Vernünftigeres vorstellen als Schopenhauers Ethik.

Zitat
- Begründung und Rechtfertigung des Rechts: Gerechtigkeit und Naturrecht in der antiken und mittelalterlichen Staatsphilosophie (Platon, ggf. Aristoteles, Thomas)


Schauen Sie, da ist so ein Beispiel: Wie will jemand einen einzelnen Text von Platon, Aristoteles oder Thomas verstehen, wenn er sich nicht erst einmal mit deren Philosophie in ihrem historischen Kontext befaßt hat?

Das ist ungefähr so, als würde man im Geschichtsunterricht die Emser Depesche analysieren, ohne daß die Schüler wissen, wie sich die politische Lage in Europa seit dem Wiener Kongreß entwickelt hatte.

Und was sollen drittklassige Autoren wie Kuhn und Feyerabend im Philosophieunterricht?



Seien Sie mir nicht böse, aber mich erinnert das schon a bisserl an jenen Direktor, der uns in Philosophie unterrichtete und sie selbst nicht kannte.

Er wollte die Texte nicht interpretieren, er konnte das gar nicht. Sondern die Texte waren für ihn nur der Vorwand, uns zum Schwafeln über allgemeine Fragen zu veranlassen: Was ist Freiheit? Was bedeutet Verantwortung? Was ist eigentlich der Mensch? Dürfen wir glauben, sollen wir zweifeln? So in diesem Stil.

Ich habe mich damals in der Oberstufe schon ziemlich mit Philosophie befaßt und war gerade bei Wittgenstein, Russell und den Autoren des Wiener Kreises angekommen. Dieser Direktor veranstaltete einen Sonderunterricht, in dem die drei Klassen der Oberstufe gemeinsam einen ganzen Vormittag lang in der Aula philosophieren sollten.

Ich kann mich an das genaue Thema nicht mehr erinnern, es war irgendein Laberthema wie Freiheit, Verantwortung etc. pp. Ich habe den ganzen Vormittag dagesessen und nichts gesagt. Am Ende sprach mich dieser Direktor an: "Zettel, jetzt haben Sie so lange geschwiegen. Sie wollen das bestimmt jetzt alles zusammenfassen und uns erklären".

Ich habe geantwortet: "Es gibt Fragen, die man beantworten kann, und es gibt Fragen, die man nicht beantworten kann. Wir haben uns jetzt ein paar Stunden lang mit Fragen befaßt, die man nicht beantworten kann".

Sie können sich vorstellen, lieber Gansguoter, wie dieser Direktor - er war auch SPD-Politiker - danach zu mir gestanden hat.

Auch damals konnte man in der Schule schon frech sein - wenn man es sich leisten konnte.

Herzlich, Zettel

Paul Offline




Beiträge: 1.285

19.08.2012 15:27
#54 RE: Wissen und Glauben Antworten

Nicht eine umfassende Bildung, wie manche Beiträge hier ausdrücken, kann ich in die Wagschale werfen, sondern zunächst einen Ausspruch einer alten katholischen Ordensschwester.
Als ich jung war, neigte ich dazu meine katholische Religion zu hinterfragen. Ich wollte möglichst viel wissen.
Die Schwester sagte:

"Je mehr Sie wissen, desto schwerer fällt es Ihnen zu glauben."

Das hat mich von meinem "Wissensdrang" nicht abgehalten, ist mir aber im Gedächnis geblieben und hat mich sicherlich davor bewahrt durch allzu vieles Wissen meinen Glauben zu verlieren.

Theologie ist ist eine Wissenschaft, ist "die Lehre von Gott", "die Lehre vom Inhalt des Glaubens und den Glaubensdokumenten". So Wiki.
Die Nützlichkeit dieser Wissenschaft will ich nicht bestreiten, aber sie hilft mir im Glauben nicht weiter.
Denn wenn ich etwas weiß, kann ich es nicht mehr glauben. Ich formuliere mal provokativ: Durch Wissen verkürze ich meinen Glauben.
Ich denke, das meinte die lebenserfahrene Nonne.
Das deckt sich auch mit meiner Lebenserfahrung.
Hinzu kommt, dass auch Glaube, glauben können eine Gnade ist. Ich bin dankbar dafür, dass ich ihn nie ganz verloren habe und er jetzt im Alter, immer stärker wird.

Was nun den Gegenstand dieser Erörterung angeht.

Apostolisches Glaubensbekenntnis :
"...Jesus Christus...gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel...."
Weiter steht im Credo:
"...Ich glaube....an...die Auferstehung der Tote und das ewige Leben."

So einfach, so schwer; nicht mehr und nicht weniger.

Wer dies glaubt ist ein Gläubiger.
Ich verstehe es nicht. Aber ich glaube.

Ich kann es mir nicht verkneifen, dies hier zu abschließend zitieren:

"Faust Monolog
Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
Da steh' ich nun, ich armer Tor,
Und bin so klug als wie zuvor!"

Wo Faust mit dem Wissen am Ende steht, stehe ich mit meinem Glauben am Anfang.
Das finde ich gut.

Edith: Im Betreff \"Zitat des Tages\" entfernt, weil irreführend. Meine ich.

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

19.08.2012 17:52
#55 RE: Zitat des Tages: "Akzeptanz des Islam weiter denken" Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #47
Ein Mitarbeiter hat mir ernsthaft versichert, daß er in der Schule Häkeln lernen mußte.


Hab ich auch. Ich denke, das trainiert die Feinmotorik, etwa Lötkolben wären für Zweitklässler wahrscheinlich viel zu gefährlich.

Hausmann Offline



Beiträge: 710

19.08.2012 19:20
#56 RE: Zitat des Tages: "Akzeptanz des Islam weiter denken" Antworten

Zitat von xanopos im Beitrag #55
etwa Lötkolben wären für Zweitklässler wahrscheinlich viel zu gefährlich.

Weil viel zu spät.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

19.08.2012 20:49
#57 Sacrificium intellectus Antworten

Zitat von Herr im Beitrag #48
Ich kenne genug Leute, die das sacrificium intellectus erbringen und fordern. Das kann ich nicht. Ich habe von Kant gelernt, dass der Grundfehler in allen metaphysischen Systemen der ist, Noumena nach der Weise von Phainomena zu erklären und zu beschreiben (Seele, Welt, Gott als Objekte). Und nun wollen uns einige Christentumsapologeten und einige Christentumskritiker auf dieser Ebene beweisen, dass die Bibel doch recht habe oder eben gerade nicht.

Kant, so wie ich ihn lese, war ein Zyniker. Er hatte überhaupt keine Illusionen darüber, daß sich die Mythologie nicht mit der aufgeklärten Vernunft vertragen kann. Ich bin überzeugt, daß er ein Atheist war.

Aber er kannte die Menschen. Er wußte, daß sie Illusionen brauchen. Die Metaphysik der Sitten, die Kritik der praktischen Vernunft sind - so lese ich sie - Plädoyers dafür, den Menschen nichts Übermenschliches zuzumuten.

Wir gehen unter, wenn wir nicht an die Illusionen Gott und Freier Wille glauben. Das ist mein Verständnis von Kant.
Zitat von Herr im Beitrag #48
Das ist für mich absurd, eine kategoriale Verwechslung. Im Rahmen objektiver naturwissenschaftlicher Erkenntnis und Urteilsbildung kann es keine Auferstehung geben. Aber damit sind andere Weisen der Erkenntnis- und Urteilsbildung ja nicht ausgeschlossen. Kant selbst behandelt ja neben der theoretischen Welterkenntnis die Sphären des moralischen und des ästhetischen Urteils.

Aber eben nicht bezogen auf die Erfahrung. Ein Satz wie "Christus ist auferstanden" bezieht sich auf die Erfahrungswelt. In dieser ist er falsch; jedenfalls unbeweisbar.
Zitat von Herr im Beitrag #48
Vielleicht sind wir ja mit dem ästhetischen Urteil nahe dran. Die Erfahrung einer großartigen Musik, die uns im innersten berührt, die Begegnung mit einem eindrücklichen Kunstwerk, das uns zutiefst beeindruckt, die Begegnung mit einem literarischen Werk, diesseits aller literaturwissenschaftlichen Zerpflückung hat etwas gemein mit der religiösen Erfahrung, dem Getroffen- und Betroffensein von einer Wahrheit, oder vielleicht besser: einer Dignität, die sich nicht durch Analyse und rationaler De- oder Rekonstruktion aufschließen lässt.

Wer würde dem widersprechen wollen? Das sind eben emotionale Erlebnisse, die jedem gegönnt seien.

Ich bin in diesem Punkt für größte Toleranz. Wieso werden Amerikaner wie George W. Bush verunglimpft, weil sie ein Bekehrungserlebnis hatten? Wer solche Erlebnisse hat, der ist deshalb nicht weniger respektabel. Ich hatte ein solches Erlebnis nie; und auch für meinen Agnostizismus verlange ich Respekt.
Zitat von Herr im Beitrag #48
Auferstehung: Ich stelle mir eine wiederbelebte Leiche vor, und weiß: so ist es ganz gewiss nicht gewesen. Oder ich stelle mir vor, was die biblischen Geschichten erzählen, dass der Gekreuzigte irgendwie da war, so dass man ihn sehen, hören, vielleicht auch berühren konnte und dass er seine Jünger ansprach und damit zutiefst beeindruckte und veränderte. Ja, ich stelle mir so was ähnliches vor, wie die biblischen Geschichten erzählen, und ich weiß: Genau so war es nicht, aber ähnlich. Und dann geht es gar nicht darum: Wie war das damals genau? Sondern: Was bedeutet es für mich? - Dieser Jesus ist nicht tot, nicht totzukriegen. Er kam von Gott und bringt mich zu Gott. Auch heute noch. - Aber jetzt fange ich an zu predigen. Das gehört nicht hierher ...

Dochdoch. Das gehört hierher, lieber Herr.

Ich bin überzeugt, daß es ein religiöses Grundbedürfnis gibt, einen Faith Instinct, wie ihn Nicholas Wade analyiert hat. Er hat in der Evolution des Menschen eine eminente Rolle gespielt.

Dieses Bedürfnis ist so stark, daß ja jedes atheistische Regime einen Ersatz zu schaffen versucht hat und versucht - den Kult des Ariertums, des Proleten; was immer. Im Augenblick erleben wir eine heidnische Religion des Kults der Umwelt; eine aus meiner Sicht ungewöhnlich primitive Religion.

Nur ist dieses Grundbedürfnis eben schlecht mit kritischer Rationalität vereinbar. Kant, der Zyniker, hat das erbarmungslos erkannt.

Herzlich, Zettel

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

20.08.2012 09:03
#58 RE: Zitat des Tages: "Akzeptanz des Islam weiter denken" Antworten

Zitat von Hausmann im Beitrag #56
Zitat von xanopos im Beitrag #55
etwa Lötkolben wären für Zweitklässler wahrscheinlich viel zu gefährlich.

Weil viel zu spät.

Darüber lässt sich streiten. Ich kenne ein Masterstudentin eines technischen Studienganges, die erst im Rahmen der Masterarbeit mit einem Lötkolben in Berührung gekommen ist. Das nenne ich zu spät.

Herr Offline




Beiträge: 406

20.08.2012 12:59
#59 RE: Sacrificium intellectus Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #51

Es ist für mich, lieber Herr, eine große Freude, daß Sie wieder in das Forum zurückgefunden haben und zu solchen Fragen Stellung nehmen.

Ich war doch nie weg :) ZR lese ich immer. Die Diskussionen in ZkZ verfolge ich in größeren Teilen. Nur schreibe ich nicht das, was andere auch schreiben. Das ist wie schon im Schulunterricht oder in Seminaren. Ich habe immer erst dann mitgemacht, wenn ich Sachen beitragen konnte, die von den anderen nicht kamen.

Zitat von Zettel im Beitrag #57
Kant, so wie ich ihn lese, war ein Zyniker. Er hatte überhaupt keine Illusionen darüber, daß sich die Mythologie nicht mit der aufgeklärten Vernunft vertragen kann. Ich bin überzeugt, daß er ein Atheist war.

Das glaube ich nicht. Wir haben schon darüber diskutiert. Kant war Moralist, und er war radikal aufrichtig. Er hat die rationale Metaphysik geschlachtet und dabei doch um eine anders rational begründete Moral gekämpft. Ernst Cassirer war der Meinung, nicht die Erkenntnistheorie, sondern die Moralphilosophie wäre sein eigentliches Anliegen gewesen.

Zitat
Wir gehen unter, wenn wir nicht an die Illusionen Gott und Freier Wille glauben. Das ist mein Verständnis von Kant.


Kant hätte niemals von Illusionen gesprochen.

Zitat
Aber eben nicht bezogen auf die Erfahrung. Ein Satz wie "Christus ist auferstanden" bezieht sich auf die Erfahrungswelt. In dieser ist er falsch; jedenfalls unbeweisbar.


Das ist doch gerade die Verwechslung von der ich spreche. Der Satz bezieht sich nicht auf die Erfahrungswelt. Jedenfalls nicht direkt. Bezogen auf die Erfahrungswelt haben wir mehr oder weniger glaubwürdige Aussagen darüber, dass das Grab Jesu leer war, wir haben Aussagen darüber, dass Jesus nach seinem Tod als Lebendiger gesehen worden ist und wir haben die Tatsache, dass Menschen zutiefst davon überzeugt waren, dass er nach seinem Tod lebendig war, zu ihnen gesprochen und ihr Leben verändert hat, und dass diese Menschen von diesem Glauben bewegt und motiviert waren, diesen Glauben als die Wahrheit weiterzuverbreiten. Der Satz "Christus ist auferstanden" meint eine hinter diesen Phainomena liegende Wahrheit, die nicht phänomenal ist.

Eventuell könnte man von "religiöser Erfahrung" sprechen. Ich sehe da aber schon, dass Sie mir die psychologisch und gehirnphysiologisch aufklären werden wollen. Ich glaube nur nicht, dass wir auf diese Weise den Kerngehalt religiöser Erfahrungen aufklären können. Wahrscheinlich gehört der viel mehr zu jener nicht phänomenalen Ebene des Geistes als Selbstbewusstseins der Freiheit – den Sie freilich für eine Illusion halten ...

Zitat
Ich bin in diesem Punkt für größte Toleranz. Wieso werden Amerikaner wie George W. Bush verunglimpft, weil sie ein Bekehrungserlebnis hatten? Wer solche Erlebnisse hat, der ist deshalb nicht weniger respektabel. Ich hatte ein solches Erlebnis nie; und auch für meinen Agnostizismus verlange ich Respekt.



Das macht es ja auch so angenehm, mit Ihnen zu diskutieren [wenn es nicht erst Mittag wäre, käme hier der Prost-Smilie mit den Biergläsern]. Mir hängt dieser aggressive Vulgäratheimus dermaßen zum Hals raus ...


Sehr herzliche Grüße!
Herr

hubersn Offline



Beiträge: 1.342

20.08.2012 23:19
#60 RE: Zitat des Tages: "Akzeptanz des Islam weiter denken" Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #47

Ein Mitarbeiter hat mir ernsthaft versichert, daß er in der Schule Häkeln lernen mußte.



Tja, lieber Zettel, vielleicht war dieser Mitarbeiter ja an derselben (Grund-)Schule wie ich. "Textiles Werken" hieß dieses Pflichtfach. Dabei habe ich unentbehrliche Fähigkeiten wie Stricken, Häkeln, Weben oder Makramee (Jute oder Sisal, das war eine Schicksalsfrage). Meine Makramee-Eule hing jahrelang in unserem Treppenhaus - ein Kunstwerk für die Ewigkeit.

Gruß,
hubersn

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

20.08.2012 23:43
#61 RE: Sacrificium intellectus Antworten

Zitat von Herr im Beitrag #59
Zitat von Zettel im Beitrag #57
Kant, so wie ich ihn lese, war ein Zyniker. Er hatte überhaupt keine Illusionen darüber, daß sich die Mythologie nicht mit der aufgeklärten Vernunft vertragen kann. Ich bin überzeugt, daß er ein Atheist war.

Das glaube ich nicht. Wir haben schon darüber diskutiert. Kant war Moralist, und er war radikal aufrichtig. Er hat die rationale Metaphysik geschlachtet und dabei doch um eine anders rational begründete Moral gekämpft. Ernst Cassirer war der Meinung, nicht die Erkenntnistheorie, sondern die Moralphilosophie wäre sein eigentliches Anliegen gewesen.

Wir lesen, lieber Herr, halt die Großen so, wie es zu unserem Denken paßt. Es gehört zu ihrer Größe, zu der Vielgestaltigkeit ihres Denkens, daß man sie unterschiedlich lesen kann.

Ich lese gern und immer wieder Philosophie. Ich lese gern den bescheidenen Skeptiker Hume, den wuchtigen Egomanen Schopenhauer, den verzweifelt um Freundschaft bettelnden Sprachkünstler Nietzsche, den Autisten Wittgenstein.

Es gibt aber nur drei Philosophen, vor denen ich mich sozusagen ständig verneige, wenn ich sie lese: Aristoteles, Leibniz und Kant.

Kant ist so groß, daß man das im Grunde gar nicht fassen kann. Das liegt auch an seiner Tapferkeit.

Kleist, auch ein ganz Großer, wollte sich das Leben nehmen, als er Kant verstanden hatte. Er hat in den Abgrund geblickt.

Was kann ich wissen? Nichts. Was soll ich tun? Meine verdammte Pflicht. Was darf ich hoffen? Nichts.

So, lieber Herr, lese ich Kant.

Herzlich, Zettel

Hausmann Offline



Beiträge: 710

21.08.2012 15:05
#62 RE: Zitat des Tages: "Akzeptanz des Islam weiter denken" Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #61
Es gibt aber nur drei Philosophen, vor denen ich mich sozusagen ständig verneige, wenn ich sie lese: Aristoteles, Leibniz und Kant.

Bei der Gelegenheit, lieber Zettel: Was halten Sie von Ludwig von Mises (den ich gerade lese)?

Ein freundlicher Gruß!

Herr Offline




Beiträge: 406

21.08.2012 22:29
#63 RE: Sacrificium intellectus Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #61

Wir lesen, lieber Herr, halt die Großen so, wie es zu unserem Denken paßt. Es gehört zu ihrer Größe, zu der Vielgestaltigkeit ihres Denkens, daß man sie unterschiedlich lesen kann.

Mag sein. Und dennoch kann und muss man ja darüber streiten, wie ein Autor richtig zu verstehen ist. Selbst wenn wir uns nie endgültig darüber einig werden können ...

Zitat
Kant ist so groß, daß man das im Grunde gar nicht fassen kann. Das liegt auch an seiner Tapferkeit.



Na, das klingt doch gleich ganz anders als "Zynismus"!

Herzliche Grüße!
Herr

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

22.08.2012 05:51
#64 RE: Sacrificium intellectus Antworten

Zitat von Herr im Beitrag #63
Zitat von Zettel im Beitrag #61

Wir lesen, lieber Herr, halt die Großen so, wie es zu unserem Denken paßt. Es gehört zu ihrer Größe, zu der Vielgestaltigkeit ihres Denkens, daß man sie unterschiedlich lesen kann.

Mag sein. Und dennoch kann und muss man ja darüber streiten, wie ein Autor richtig zu verstehen ist. Selbst wenn wir uns nie endgültig darüber einig werden können ...

Ich glaube, lieber Herr, nicht, daß es ein richtiges Verstehen gibt.

Bei einem dummen, eindimensionalen Autor ja. Je reicher das Denken eines Autors ist, umso mehr Interpretationen läßt es zu.

Viele, an die er selbst gar nicht gedacht haben mag. Man kann die Implikationen von Gedanken, wenn es kluge Gedanken sind, ja gar nicht absehen.
Zitat von Herr im Beitrag #63

Zitat
Kant ist so groß, daß man das im Grunde gar nicht fassen kann. Das liegt auch an seiner Tapferkeit.


Na, das klingt doch gleich ganz anders als "Zynismus"!


Finden Sie? Für mich waren das zwei Versuche, dasselbe zu formulieren: Den Blick in den Abgrund.

Kleist, wie gesagt, hat das verstanden; und zwar nicht nur, was die Kritik der reinen Vernunft angeht, sondern auch die Metaphysik der Sitten. Ihm fehlte nur Kants Heiterkeit, das zu ertragen.

Herzlich, Zettel

Herr Offline




Beiträge: 406

23.08.2012 22:56
#65 RE: Sacrificium intellectus Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #64
Ich glaube, lieber Herr, nicht, daß es ein richtiges Verstehen gibt.

Bei einem dummen, eindimensionalen Autor ja. Je reicher das Denken eines Autors ist, umso mehr Interpretationen läßt es zu.
Viele, an die er selbst gar nicht gedacht haben mag. Man kann die Implikationen von Gedanken, wenn es kluge Gedanken sind, ja gar nicht absehen.


Schon richtig. Und trotzdem gehört es zu einer ernstzunehmenden Interpretation, dass man sich versucht dem anzunähern, was der Autor tatsächlich gemeint hat, sozusagen als dem nicht zu erreichenden aber immer anzustrebenden Optimum des Verstehens. Bei sauberem Denken sollte man dann seine Folgerungen davon unterscheiden.

Zitat
Kleist, wie gesagt, hat das verstanden; und zwar nicht nur, was die Kritik der reinen Vernunft angeht, sondern auch die Metaphysik der Sitten. Ihm fehlte nur Kants Heiterkeit, das zu ertragen.


Vielleicht auch nur Kants Gottvertrauen?

Herzliche Grüße
Herr

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

24.08.2012 06:32
#66 Verstehen, Vertrauen Antworten

Zitat von Herr im Beitrag #65
Zitat von Zettel im Beitrag #64
Ich glaube, lieber Herr, nicht, daß es ein richtiges Verstehen gibt.

Bei einem dummen, eindimensionalen Autor ja. Je reicher das Denken eines Autors ist, umso mehr Interpretationen läßt es zu.
Viele, an die er selbst gar nicht gedacht haben mag. Man kann die Implikationen von Gedanken, wenn es kluge Gedanken sind, ja gar nicht absehen.


Schon richtig. Und trotzdem gehört es zu einer ernstzunehmenden Interpretation, dass man sich versucht dem anzunähern, was der Autor tatsächlich gemeint hat, sozusagen als dem nicht zu erreichenden aber immer anzustrebenden Optimum des Verstehens. Bei sauberem Denken sollte man dann seine Folgerungen davon unterscheiden.

Ist es für das Fallgesetz wichtig, was Galilei gemeint hat? Ist es für die Differentialrechnung wichtig, was Leibniz und Newton gemeint hat?

Man darf einem Autor nichts unterschieben, was er nicht gemeint hat, da haben Sie Recht. Das ist eine Frage der Hermeneutik. Man muß aber wissenschaftliche Erkenntnisse nehmen und prüfen, welche Implikationen sie haben.

Bertrand Russell hat - ich habe das schon erwähnt - Leibniz als Logiker verstanden. Ich lese als Naturwissenschaftler die Parva Naturalia von Aristoteles ganz anders als die Philologen, die meist keine Ahnung von den Gebieten haben, mit denen er sich befaßt.
Zitat von Herr im Beitrag #65

Zitat
Kleist, wie gesagt, hat das verstanden; und zwar nicht nur, was die Kritik der reinen Vernunft angeht, sondern auch die Metaphysik der Sitten. Ihm fehlte nur Kants Heiterkeit, das zu ertragen.

Vielleicht auch nur Kants Gottvertrauen?


Ja, das kann gut sein.

Hätte Kleist Goethes Naturell gehabt, dann würden wir vermutlich ihn als den größten deutschen Dichter schätzen.

Goethe hatte auch kein Gottvertrauen. Er war ein Glückskind, da braucht man das nicht. Wer kein Glückskind ist, der kann sich entweder ins Gottvertrauen flüchten wie Pascal, oder er kann in den Abgrund blicken wie Kleist und Kierkegaard.

Herzlich, Zettel

Hausmann Offline



Beiträge: 710

24.08.2012 10:17
#67 RE: Verstehen, Vertrauen Antworten

Eine Frage am Rande: Welche Rolle spielt der Liberalismus im Schulunterricht?

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

24.08.2012 11:04
#68 RE: Verstehen, Vertrauen Antworten

Zitat von Hausmann im Beitrag #67
Eine Frage am Rande: Welche Rolle spielt der Liberalismus im Schulunterricht?


Gar keine! War zumindest bei mir so, gut ich ging in eine HTL, und da sind die nicht-technischen Fächer ziemlich kurz gekommen. Aber mir wurde von keinen Lehrer die Lust auf einen Autoren genommen. Faust wurde nicht im Unterricht gelesen, ich habs dennoch gelesen, feiwillig, unvoreingenommen.

Hausmann Offline



Beiträge: 710

24.08.2012 20:00
#69 RE: Verstehen, Vertrauen Antworten
Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

24.08.2012 21:49
#70 RE: Zitat des Tages: "Akzeptanz des Islam weiter denken" Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #53
Zitat von Gansguoter im Beitrag #52

Zitat
Aus meiner Sicht sollte es ein Fach "Philosophie und Religion" geben. Nicht ein Laberfach wie "Ethik"; sondern ein richtiges Lernfach, in dem die Schüler beispielsweise die Vorsokratiker und Platon, Aristoteles und Lukian, Descartes, Leibniz, Hume und Kant kennenlernen. Und ebenso das Alte Testament, das Neue Testament, die Kirchengeschichte und den Stand der modernen Theologie.


Das ist ein bisschen viel auf einmal. - Aber im Prinzip leistet der Philosophieunterricht in der Oberstufe genau das (ohne die theologisch-kirchengeschichtlichen Anteile).

Oh, das war mir entgangen. Ich wußte gar nicht, daß Philosophie überhaupt ein Fach ist. Zu meiner Schulzeit gab es das nicht; nur als freiwilliges Zusatzangebot in der Oberprima. Das behielt sich der Direktor persönlich vor, der allerdings von Philosophie keine Ahnung hatte.

Was mir an den Themen auffällt, die Sie auflisten, lieber Gansguoter, das ist das Springen durch die Jahrhunderte, ja Jahrtausende. Philosophie kann man doch nur verstehen, wenn man sich ihre Entwicklung ansieht.

Ein vernünftiger Philosophieunterricht müßte nach meinem Verständnis aufgebaut sein wie der Geschichtsunterricht: Man beginnt mit den Vorsokratikern, befaßt sich ausführlich mit Plato und Aristoteles. Dann vielleicht noch Augustin; danach ist ein Zeitsprung bis zu Thomas möglich (und bitte auch ein paar Anderen, Occam zum Beispiel und Nikolaus von Cues).

Und so fort - Galilei und Descartes, der kontinentaleuropäische Rationalismus und der britisch-schottische Empirismus. Kant, und wenn es denn sein muß Hegel. Schopenhauer und dann von mir aus wieder ein Zeitsprung zu Carnap, Schlick, Russell. Und hinein in die Gegenwart, zu Searle und Dennett beispielsweise.





Ich bin da ein bisschen näher am Puls der Zeit, denn meine Schulzeit ist noch nicht sooo lange her:

Philosophie ist heute ein vollwertiges, ordentliches Schulfach - als Alternative zum konfessionellen Religionsunterricht. In der Regel für diejenigen verbindlich, die keinen Religionsunterricht nehmen. In der Oberstufe muss entweder ein konfessioneller Religionsunterricht gewählt werden oder Philosophie, im Gegensatz zur Unterstufe und Mittelstufe geht hier aber auch häufig beides. Machen aber nur die wenigsten (bei denen kann Philosophie dann aber auch denn geisteswissenschaftlichen Bereich abdecken).

Faktisch wird es nur in der Oberstufe konsequent angeboten. Und faktisch steht es auch auf einer Stufe mit dem konfessionellen Religionsunterricht, der zwar formal ordentliches Lehrfach ist, aber in der Praxis doch anders von den Schülern wahrgenommen wird...

Wenn man einen richtigen Philosophieunterricht haben will, dann sollte man den konfessionellen Religionsunterricht nach der 6. Klasse abschaffen und stattdessen im 7. Schuljahr mit einem durchgehenden, vernünftigen "Philosophie- und Religionskundeunterricht" beginnen, der dann bis zum Ende der gymnasialen Oberstufe läuft. Dann hat man auch Zeit vernünftig in die Materie einzuführen. Und man kann auch Religionen behandeln, auch vergleichend. Interessant wäre in dem Rahmen auch ein Vergleich zwischen der Wiedergabe bestimmter religiöser Geschichten, wie der Sinnflutgeschichte und den Worten Nohas, in der Bibel und im Koran.

______________________________________________________________________________

“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for
the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the
things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and
those which are not."
-Thomas Jefferson
Quelle: The Public Domain, p. 21, http://www.thepublicdomain.org/download/

rakatak Offline



Beiträge: 66

25.08.2012 12:00
#71 RE: Gekreuzigt und auferstanden Antworten

Zitat von xanopos im Beitrag #68
(...) ich ging in eine HTL (...)
Was ist eine HTL?

[edit] Hat sich erledigt. >>> http://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%B6here...che_Lehranstalt

Herr Offline




Beiträge: 406

25.08.2012 12:39
#72 RE: Verstehen, Vertrauen Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #66
Man darf einem Autor nichts unterschieben, was er nicht gemeint hat, da haben Sie Recht. Das ist eine Frage der Hermeneutik. Man muß aber wissenschaftliche Erkenntnisse nehmen und prüfen, welche Implikationen sie haben.

So formuliert, stimme ich Ihnen zu.

Herzlichen Gruß!
Herr

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

01.09.2012 17:55
#73 RE: Zitat des Tages: "Akzeptanz des Islam weiter denken" Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #1
Es gibt Einstiegsdrogen; es gibt Einsteigermodelle von Computern oder elektrischen Eisenbahnen. Ist auch das Hamburger Modell nur ein Einsteigermodell?

Kombiniert mit einem Ausstieg aus der Sicherheitspartnerschaft mit dem Innenministerium - von DITIB und VIKZ. Beide Organisationen saßen beim Staatsvertrag mit der Stadt Hamburg am Tisch und mit ihnen die Türkische Regierung, könnte man bei der engen Bindung der beiden Verbände an diese sagen. Eine Plakataktion des Innenministeriums gegen die islamistische Radikalisierung Jugendlicher, war der Grund für den Ausstieg. Und das obwohl den besagten Verbänden die Plakate vor dem Kampagnenstart am 21. August vom BMI vorgelegt und von ihnen für geeignet befunden wurden.

Viele Grüße, Erling Plaethe

C. Offline




Beiträge: 2.639

02.09.2012 01:20
#74 RE: Gekreuzigt und auferstanden Antworten

Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #73
Und das obwohl den besagten Verbänden die Plakate vor dem Kampagnenstart am 21. August vom BMI vorgelegt und von ihnen für geeignet befunden wurden.



Völlig unerwartet bestreiten die Islamverbände diese Vorgehensweise:

Zitat von migazin
Erste Vorstufen der aktuell diskutierten Plakataktion „Vermisst“ wurde erstmals im März 2012 zum Symposium vorgestellt und bereits in dem Stadium stark kritisiert. Die endgültigen Plakate sind bis zur Veröffentlichung den offiziellen Schreiben nicht beigefügt worden. Die erheblichen Bedenken und Vorbehalte zur Maßnahme, der Umsetzung und der Auswirkungen, wurden von Seiten des BMI wie wir jetzt erst feststellen, leider nicht aufgegriffen. Auch dieses Procedere spiegelt nicht die Erwartungen und Standards einer bedarfsgerechten und ergebnisorientierten Kommunikation wieder.

Der Riesling gehört zu Deutschland.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

02.09.2012 03:20
#75 RE: Gekreuzigt und auferstanden Antworten

Zitat von C. im Beitrag #74
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #73
Und das obwohl den besagten Verbänden die Plakate vor dem Kampagnenstart am 21. August vom BMI vorgelegt und von ihnen für geeignet befunden wurden.



Völlig unerwartet bestreiten die Islamverbände diese Vorgehensweise:

Zitat von migazin
Erste Vorstufen der aktuell diskutierten Plakataktion „Vermisst“ wurde erstmals im März 2012 zum Symposium vorgestellt und bereits in dem Stadium stark kritisiert. Die endgültigen Plakate sind bis zur Veröffentlichung den offiziellen Schreiben nicht beigefügt worden. Die erheblichen Bedenken und Vorbehalte zur Maßnahme, der Umsetzung und der Auswirkungen, wurden von Seiten des BMI wie wir jetzt erst feststellen, leider nicht aufgegriffen. Auch dieses Procedere spiegelt nicht die Erwartungen und Standards einer bedarfsgerechten und ergebnisorientierten Kommunikation wieder.


Dann hat das BMI also eigenmächtig gehandelt und war gar nicht von DITIB und VIKZ autorisiert? Skandalös.

Zitat von migazin
Solange an erster Stelle die Bedürfnisse und Nöte der Muslime in den ministeriellen Arbeiten keine Beachtung, ihre konstruktiven Beiträge, Vorschläge und Kritiken keinen Niederschlag finden, ist diese „Kooperationspartnerschaft“ sinnlos.


Genau, weil dies ja auch Sinn und Zweck der Kampagne ist - wie es die Plakate völlig klar zum Ausdruck bringen.
Eigentlich dreht es sich nur noch darum, wer bei der Sicherheitspartnerschaft das letzte Wort hat.
Und ich vermute, in Hamburg wird das auch nicht anders sein. Vielleicht läßt sich der Senat und die Bürgerschaft das Gänze noch einmal durch den Kopf gehen.

Viele Grüße, Erling Plaethe

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