Der Autor Greven, dessen Artikel ich das Zitat des Tages entnommen habe, scheint Pussy Riot nicht wie seine Kollegin Mariam Lau als "Heldinnen" zu sehen.
Aber die Parallele, die er zwischen deren offen blasphemischer Aktion im bedeutendsten Moskauer Gotteshaus und einem obskuren Filmchen zieht, das kaum bekannt war, bevor sich ein Islamist damit befaßte, ist dennoch schief; zumal die Reaktionen der Gläubigen ja doch ein wenig verschieden ausfielen.
Sie sprechen ein Phänomen an, das sich ja wie ein roter Faden, wie ein Leitsymptom durch die linke Weltsicht zieht: die doppelten Standards, die scheinbar ohne jeden Selbstzweifel, ohne jedes Innehalten angelegt werden können.
In Bezug auf die Islamfrage besteht für den politisch korrekten Menschen die typische Konstellation einer nicht ins Menschen- und Weltbild passenden Realität und dem Bedürfnis, eben diese nicht in Zweifel zu ziehenden Einstellungen zu stabilisieren.
Christen bzw. die Religion des Christentums zu beleidigen, zu verachten etc. ist Ausdruck eines aufgeklärten, kritischen Geistes...eine Attitüde, deren emotionale Bedeutung man erahnen kann, versucht man auf Sachebene Phänomene wie die Kreuzzüge, Inquisition, die Rolle der Kirche bei der Kolonialisierung Mittel- und Südamerikas etc. zu diskutieren. Dieser Versuch wird zumeist vehement verweigert, weil er die emotionale Bedeutung, die das Zerrbild von "der" Kirche für den Linken hat, in Frage stellen... mindern könnte.
Die katholische Kirche zu schmähen, ist harmlos...fast alle tun es...ihre Anhänger wehren sich nicht.
Der Islam (eigentlich das prototypische Ziel linker Ideologiekritik - die es ja auch gibt)ist da ein anderes Kaliber. Islamkritik ist konkret gefährlich (persönliches Risiko scheuen die post hoc-Antifaschisten). Aber nicht nur deshalb rationalisiert man dann die Islamapologien als Ausdruck von Toleranz, die konkret im religiösen Ductus produzierte Intoleranz und Gewalt des Islam gegenüber der Welt der "Ungläubigen" als Reaktion auf westliche Gewalt und Verachtung. Dies füllt auch gleich ein bißchen die narzistischen Batterien auf, indem man sich als Kritiker der eigenen Kultur geriert (kritisiert werden in Wahrheit natürlich immer nur die Anderen!).
Die Sachebene muss tabuisiert werden. Wer Islamkritik übt, ist automatisch ein "Rassist", krank ("islamophob"), "rechts"...sprich: nicht diskurswürdig. Das linke Theater spielt auf zwei Bühnen...einer untergründigen, auf der der eigentliche Plot entwickelt und gegeben wird und eine vordergründige, auf der die Welt dem Plot angepasst werden muß....stilistische Finessen wie Realitätsverleugnung, Rationalisierungen, Projektionen, Tabubildungen etc. finden wir auf der sichtbaren Bühne...das wahre Leben tobt in der Kellerbühne...that´s life ;-)
Ein Buch, das ich mit Vergnügen gelesen habe: "The liberal mind" von Lyle Rossiter.
Zitat "Am Anfang aller linken Politik steht das Opfer. Jemandem ist Unrecht widerfahren: Er wurde in seinen Rechten verletzt, ihm wurde vorenthalten, was ihm zusteht; man hat ihm den Respekt versagt, ihn beleidigt oder gedemütigt. Vielleicht hat man ihn auch einfach übersehen. Nun geht es darum, Wiedergutmachung zu erlangen." Jan Fleischhauer, Unter Linken, Kapitel 1, erster Absatz
Die Verteidigung der Opfer, die Parteinahme für die schwächere Seite ist der (sehr ehrenwerte) moralische Grundreflex unserer Gesellschaft. Er überlagert und durchtränkt jede Diskussion.
So gesehen geht es aktuell nicht wirklich um Meinungsfreiheit und die Regeln für das Zusammenleben unter gleichberechtigten Bürgern. Sondern wieder einmal um Respekt für die Schwächeren und um deren Stärkung.
Bei Greven klingt das so:
Zitat Früher nannte man das Rücksichtnahme: der freiwillige, großmütige, souveräne Verzicht auf die unbedingte Durchsetzung eigener Wünsche, Interessen und Ansprüche, aus Empathie mit anderen, erst recht, wenn die in einer schwächeren Position sind. Man könnte es auch selbstbewusste Toleranz nennen.... Wahre Toleranz bedeutet Freimütigkeit selbst denen gegenüber, die keine Toleranz zeigen – solange es nicht die Freiheit zerstört.
Christentum und Kirche verkörpern üblicherweise Macht und Täterschaft. Gleiches gilt für "das Weltjudentum". Oder Putin. Und natürlich Romney. Sie alle sind böse und müssen bekämpft werden.
Die aufgeregten Muslime sind Opfer der Tyrannei, des Kolonialismus und der Islamophobie. Die Palästinenser zudem Opfer des Zionismus. Auch Frauen sind Opfer, wenn sie jung, zerbrechlich und attraktiv sind erst recht. Kinder und die Natur sowieso. Sie alle sind gut und müssen beschützt werden.
Das Problem dieser Reflexe ist natürlich, dass auch Schwächere schon mal moralisch und juristisch massiv im Unrecht sein können. Es gibt auch Konflikte zwischen Opfergruppen, was dann regelmäßig zu abstrusen Verrenkungen bei der Hierarchisierung der Schwachen zwingt.
Das größte Problem ist aber, dass ein vermeintlich schwaches Opfer vielleicht gar nicht so schwach, harmlos und gutwillig ist. Der moralische Grundreflex kann dann sogar lebensgefährlich werden. Manche Klimaretter, die zu Fuß zum abschmelzenden Nordpol pilgern wollten, können davon ein Lied singen. Auch Salafistenversteher leben manchmal sehr gefährlich.
Die "Zeit" ist kein liberales Blatt mehr, sondern ein ausgersprochen ökolinkes.
Entsetzlich sind außer dem Zeit-Kommentar eine Vielzahl von Leserkommentaren, die nur so vor Haß und Verachtung gegenüber dem Westen strotzen. Egal wie die dort verbreiteten Zerrbilder realitätsfremd sind, der Zensor lässt in dieser Richtung alles durch, in die andere nicht. Ein in der Bevölkerung weit verbreitetes Denkmuster, das alle Schuld im Konflikt mit dem radikalen Islam ausschließlich im Westen sieht.
Die Respektforderung der "Zeit" ist nichts anderes als eine Forderung nach Unterwerfung unter die radikal-islamische Vorstellung von Meinungsfreiheit. Ein verbrämtes Plädoyer für die Zensur, die nicht vom Staat ausgeht, sondern die jeder im Westen gefälligst verinnerlicht haben soll. Also Selbstzensur verinnerlichen.
Dieser Zeit-Kommentar deckt sich nicht mit dem Grundgesetz und den Menschenrechten bezüglich Meinungsfreiheit. Wohl aber mit der islamischen Scharia.
Inzwischen gibt es massive Forderungen nach Einschränkung des Menschenrechtes der Meinungsfreiheit durch westliche Politiker. Bis hin zu Obama. In den Medien sind die Kommentare noch gemischt. Dabei taucht sehr oft das Wort "Respekt" auf als neuer moralischer Leitbegriff.
Respekt ist eine Umschreibung für ein Kritikverbot. Um zu tarnen, daß man dieses eigentlich ausschließlich für den radikalen Islam wünscht, mixt der Zeit-Autor noch den pussy-riot hinein. Nur um sowas wie Glaubwürdigkeit und Konsequenz darzustellen. Hätte ihm jedoch am Respekt vor dem Christentum etwas gelegen, warum hat er dann nicht seinen Respekt-Kommentar veröffentlicht als in der BRD die große Pussy-riot-Solidarität in Medien und Politik ausbrach ? Oder als der Papst als inkontinent von der Titanic verunglimpft wurde ?
Wo waren seine Respekt-Kommentare bei den vielen Kirchenverbrennungen, Christenverfolgungen, Christenermordungen in der islamischen Welt ?
Der Zeit-Autor richtet seine Respektforderung einzig an den Westen. Denn wenn radikale Moslems gewalttätig werden, passt das nicht ins ansonsten politmedial verbreitete Propagandabild des Islam als Inbegriff des Friedens und der Toleranz.
Damit dieses Klischee vom friedlichen Islam erhalten bleiben kann, muß die Kausalität umgedreht werden. Nicht die Gewaltäter stehen am Anfang der Eskalation, sondern der fehlende Respekt im Westen vor den Religionen.
Praktisch alle Medien verwenden inzwischen die Sprachregelung, daß die Gewaltexzesse ausschließlich Folge des Mohammedfilms sind. Es wird verschwiegen, daß die Gewalt schon vorher stattfand, und daß sie zudem lange geplant war !!!
... der zudam aufzeigt, wie extrem positiv Obama zum radialen Islam steht, und Moslembrüder in höchste Staatsämter geholt hat.
Der Westen wird islamisch werden. Denn er hat geistig und moralisch der Aufbruchstimmung, der tiefen Überzeugtheit des fundamentalistischen Islam, nichts entgegen zu setzen. Im Gegenteil. Politik und ein Großteil der Medien übernehmen nahezu jede Forderung aus radikal-islamischer Ecke. Sei es das Schächten von Tieren, Beschneidungsrituale, die Akzeptanz von Ehen die nicht standesamtlich zustande kommen (Imam-Ehen gemäß Scharia), Frauendiskriminierung, und nun die Forderung nach Kritiktabu am Islam.
Bei einem Großteil der Bevölkerung kommt das gut an. Denn wir im Westen wollen vor allem gut sein, weltoffen und tolerant. Was wir garnicht wollen, ist jemanden verletzen, und seien es auch nur Gefühle. Daß man sich mit dem Maßstab verletzter Gefühle praktisch grenzenloser Willkür nach Zensur- und Tabuforderungen ausliefert, ist egal. Die Wertigkeit jemandes Gefühle nicht zu verletzen steht inzwischen höher als das Menschenrecht der Meinungsfreiheit und Religionskritik.
Der Westen gibt seine Werte sukzessive auf, und ersetzt sie durch neue, radikal-islamkonforme. Im Westen findet derzeit keine religiöse Konvertierung statt, sondern (vorerst) eine ethische.
Nichts kann diese Entwicklung mehr aufhalten. Jeder radikal-islamisch motivierte Gewaltakt gegen den Westen bedeutet nicht nur effektive Einschüchterung, sondern bringt zugleich eine Propagandaoffensive der westlichen Eliten zur Rettung ihres Weltbildes und Machtanspruches hervor. Am Ende steht der radiale Islam positiver da als je zuvor.
Der westliche Selbsthaß führt direkt in ein ethisches Orientierungsvakuum, das der Islam nur noch aufzufüllen braucht. Daß man Pussy-riot toll findet, passt genau in dieses Selbsthaßschema. Daß man den Mohammedfilm verurteilt ebenso.
Der Westen wird spätestens in wenigen Jahrzehnten ethisch islamisch dominiert sein. Immerhin ist es dann mit Gender-, Öko- und sozialistischem Gleichheitswahn für alle Zeiten vorbei. Und nie wieder werden solche Frauen wie Claudia Roth, die Merkel ect. gesellschaftspolitisch eine Rolle spielen. So gesehen kann man dieser Entwicklung durchaus etwas Positives abgewinnen.
P.S.: Im Westen versteht man nicht, was die frommen Moslems angeblich an dem Mohammedfilm verletzt. Die Medien erwähnen stets, der Prophet würde als Kinderschänder, Polygamist und Räuber gezeigt. Dies offenbart eine nahezu perfekte Unkenntnis der Medien über den Lebensweg des Propheten. Praktisch alle Journalisten im Westen glauben, daß nach ihren Maßstäben auch Moslems bewerten. Nun - Ehen mit Mädchen ab 9 Jahren sind gemäß Scharia legal. So hielt es der Prophet selbst. Er hatte auch einen ganzen Harem von Frauen, plus Sklavinnen. Er war als Kriegsherr äußerst erfolgreich. In der islamischen Welt findet man in all dem nichts kritikwürdig, sondern der Prophet gilt als perfektes Vorbild.
Oder wird uns im Westen von unseren eigenen Medien all dies mit Absicht nicht gesagt, weil sonst das (westliche) Idealbild vom Islam Kratzer bekäme ? Diese Angst ist unbegründet, denn der Westen passt sich bekanntlich aus Respekt in seinen Werten dem Islam immer schneller an.
Bleidigend ist zweierlei: Der Prophet wird sehr unvorteilhaft dargestellt, und er wird überhaupt dargestellt. Denn eine Darstellung des Propheten, ist im Islam verboten.
Man sieht hier sehr schön, wie verbreitet Klischees und Vorurteile über den Islam sind, und Kenntnis von Koran, Hadith und Sunna (lebensbiografische Überlieferung des Propheten) nicht vorhanden sind. Und das wird auch so lange so bleiben, bis sich unsere Wertvorstellungen voller Respekt den islamsichen angenähert haben.
P.P.S.: Dieser Text darf nicht als Islamkritk verstanden werden. Ich persönlich bin der Meinung, daß es am Islam nichts zu kritisieren gibt.
Ja hier wird mit zweierlei Maß gemessen und das sollte uns stolz machen.
In diesem Forum herrschte weitestgehend Einigkeit, dass eine Strafe für Pussy Riot prinzipiell angemessen war, weil sie Gläubige an ihrer Religionsausübung gehindert haben. Es wurde aber auch von mehreren betont, dass die orthodoxe Kirche dem russischen Staat sehr nahe steht, der sich ja auch prompt in einem großartigen Schauspiel als Ankläger und Verteidiger gleichzeitig aufspielte. Insofern ist Kritik am Verfahren, wie an der Höhe der Strafe nachwievor angemessen.
Der Mohammed-Film ist eine unqualifizierte Meinungsäußerung eines Privatmanns, die natürlich in jeder Hinsicht legal ist. Ich denke, niemand bezweifelt das. Das gleiche galt für die Mohammed-Karikaturen, die in meinen Augen allerdings einen deutlich höheren Wert hatten.
Niemand misst mit zweierlei Maß bei der Frage, ob die Kirche genauso kritisiert werden dürfte, wie der Islam. Die Antwort ist klar ja.
Kritik an der Kirche wird akzeptiert, weil die Kirche bewiesen hat, dass sie mit dieser Kritik umgehen kann. Sie ignoriert sie, akzeptiert sie oder führt eine öffentliche Diskussion über ihre Werte.
Herr Greven warnt zu Recht für einer Provokation der muslimischen Gläubigen, weil diese leider immer wieder beweisen, dass sie (in der Masse) damit nicht umgehen können. Damit dient diese Provokation nur unserer Selbstdarstellung und Selbstvergewisserung und macht die Welt in keiner Hinsicht besser. Haben wir ein Recht auf freie Meinungsäußerung? Natürlich. Aber jeder muss für sich die Frage beantworten wann und warum er seine Meinung äußert. Darauf weist Herr Greven hin.
Wir stellen an uns selbst als freie westliche Bürger hohe Ansprüche, an unsere Kirchen, an unsere europäischen Nachbarn wie Russland und richtigerweise auch an unsere muslimischen Mitbürger, die sich entschieden haben, in einem freien, westlichen Land leben zu wollen. Ich verstehe nicht, warum wir bedauern sollten, dass wir uns gegenseitig nicht wie politisch ungebildete, unaufgeklärte und unreife Menschen behandeln.
Wenn unsachliche Provokationen der anderen Seite einen Vorwand liefern, ihrerseits zu manipulieren, zu desinformieren und von innenpolitischen Problemen und von ihrer eigenen Unfähigkeit abzulenken, haben wir uns erst Recht einen Bärendienst erwiesen. Und leider ist das ja auch das Ziel von Extremisten auf beiden Seiten: Den Gegner zu dem Verhalten zu zwingen, dass den eigenen Extremismus rechtfertigt. Wir sollten also sehr genau unterscheiden, wann wir unsere eigene Meinungsfreiheit behaupten wie bei den Karikaturen und wann wir uns hinter extremistische Provokateure stellen, wie bei dem Video.
ich bin nicht sicher, ob ich Ihre Argumentation verstehe; ich bin nicht einmal sicher, ob Sie sie ernst meinen oder einen ironischen Beitrag geschrieben haben.
Zitat von theophil im Beitrag #6In diesem Forum herrschte weitestgehend Einigkeit, dass eine Strafe für Pussy Riot prinzipiell angemessen war, weil sie Gläubige an ihrer Religionsausübung gehindert haben. Es wurde aber auch von mehreren betont, dass die orthodoxe Kirche dem russischen Staat sehr nahe steht, der sich ja auch prompt in einem großartigen Schauspiel als Ankläger und Verteidiger gleichzeitig aufspielte. Insofern ist Kritik am Verfahren, wie an der Höhe der Strafe nachwievor angemessen.
Ja. So können Sie es in meinem Artikel lesen:
Zitat von ZettelNatürlich hat Putin den Vorfall für einen Schauprozeß genutzt. Natürlich ist ein Strafmaß von zwei Jahren Straflager für einen blasphemischen Auftritt unverhältnismäßig. Natürlich ist Rußland auf dem Weg in eine dritte Variante des Despotismus, nach der zaristischen und der kommunistischen.
Der lupenreine Despot Putin nutzt, wie die Zaren und die Kommunisten, die Justiz, um die Opposition zu unterdrücken. Das Prinzip ist, wie in jeder Despotie, daß man Wenige zu ungerecht hohen Strafen verurteilt, um Vielen die gewünschte Angst einzujagen. Jeder soll sich vor der Willkür des Herrschers fürchten; das ist das Prinzip.
Jetzt hat es drei Frauen getroffen, die eine Bestrafung verdient haben; gewiß nicht eine so drastische. Keine Heldinnen, sondern ungezogene Menschen, die bewußt die Gefühle der Gläubigen verletzt haben.
Zitat von theophil im Beitrag #6Der Mohammed-Film ist eine unqualifizierte Meinungsäußerung eines Privatmanns, die natürlich in jeder Hinsicht legal ist. Ich denke, niemand bezweifelt das.
Jedenfalls ich nicht.
Zitat von theophil im Beitrag #6Niemand misst mit zweierlei Maß bei der Frage, ob die Kirche genauso kritisiert werden dürfte, wie der Islam. Die Antwort ist klar ja.
Da kann ich Ihnen nicht folgen. Würde, sagen wir, Mariam Lau nicht mit zweierlei Maß messen, dann müßte sie dafür eintreten, daß "Pro Köln" den Mohammed-Film in Berlin zeigen darf. So, wie sie dafür eingetreten ist, daß Pussy Riot in einer Moskauer Kathedrale einen blasphemischen Song singen durften. Sie muß den Macher des Films ja nicht gleich einen Helden nennen.
Zitat von theophil im Beitrag #6Kritik an der Kirche wird akzeptiert, weil die Kirche bewiesen hat, dass sie mit dieser Kritik umgehen kann. Sie ignoriert sie, akzeptiert sie oder führt eine öffentliche Diskussion über ihre Werte.
Herr Greven warnt zu Recht für einer Provokation der muslimischen Gläubigen, weil diese leider immer wieder beweisen, dass sie (in der Masse) damit nicht umgehen können.
Hier, lieber theophil, setzt mein Verständnis aus; und hier frage ich mich, ob Sie Ihren Beitrag nicht ironisch meinen. Wollen Sie sagen, daß man jemanden, der auf Kritik mit einem Gewaltausbruch reagiert, folglich nicht kritisieren darf oder jedenfalls nicht kritisieren sollte?
Welcher allgemeine Grundsatz begründet eine solche Position (wenn ich Sie denn richtig verstanden habe)? Daß man Gewalt grundsätzlich nachgeben sollte? Daß es richtig ist, wenn der Friedliche untergebuttert wird und der Gewalttätige obsiegt? Daß die Freiheit dort endet, wo die Gewalt beginnt?
Zitat von theophil im Beitrag #6 Damit dient diese Provokation nur unserer Selbstdarstellung und Selbstvergewisserung und macht die Welt in keiner Hinsicht besser.
Und die Welt würde nach Ihrer Meinung besser werden, wenn man der Gewalt weichen würde?
Noch einmal: Es sind hier nicht Provokateure in eine Moschee eingedrungen, wie Pussy Riot in die Moskauer Kathedrale. Es ist ein Trailer für einen Film ins Internet gestellt worden. Das ist alles.
Wenn ich Sie recht verstehe, dann sollte nichts ins Internet gestellt werden, was fanatische und gewalttätige Moslems als provozierend empfinden könnten. Sie wollen den öffentlichen Raum des Internet durch Fanatiker und Gewalttäter zensieren lassen.
Oder verstehe ich Sie falsch? Es wäre mir lieber.
Herzlich, Zettel
ratloser
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gelöscht
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Beiträge:
20.09.2012 11:44
#9 RE: Zitat des Tages: Pussy Riot und der Mohammed-Film
Die Verteidigung der Opfer, die Parteinahme für die schwächere Seite ist der (sehr ehrenwerte) moralische Grundreflex unserer Gesellschaft. Er überlagert und durchtränkt jede Diskussion.
So gesehen geht es aktuell nicht wirklich um Meinungsfreiheit und die Regeln für das Zusammenleben unter gleichberechtigten Bürgern. Sondern wieder einmal um Respekt für die Schwächeren und um deren Stärkung.
Zu "Opfern" hat die Linke ein eher zynisch funktionales Verhältnis, das weit jenseits von Altruismus oder Philantropie anzusiedeln ist. Kann man sich konkrete materielle oder ideologische Vorteile dadurch verschaffen, indem man sich entweder selbst viktimisiert oder durch Thematisierung historischer oder aktueller Opfergruppen das System deligitimieren kann, schenkt man den Opfern große Aufmerksamkeit.
Stören die Opfer die eigene Realitätsverkennung oder die politisch taktische Position, blendet man sie aus. Antisemitismus ist für die Linke kein Problem, im Gegenteil (nette Rationalisierung: Antizionismus; passende Opfergruppe: die Palästinenser). Die Tatsache, dass Christen die mit Abstand größte verfolgte religiöse Gruppe weltweit sind: wird verschwiegen. Die rabiate Misogynie in vielen muslimischen Familien: macht nichts.
In der jetzigen Debatte geht es darum, dass muslimische Interessengruppen über das Vehikel schlechtes Gewissen und wenig subtile Drohung versuchen, eine Binnenrechtsprechung durchzusetzen, die den Grundzügen der Sharia entspricht. Diese Doppelstrategie ist eine stereotype muslimische Verhandlungstaktik. Wenn der Westen darauf reinfällt, ist ihm auch nicht mehr zu helfen.
Das Problem ist nicht die Provokation sondern die Reaktion der Provozierten...und die Langzeitstrategie, die dahinter steckt.
Zitat von theophil im Beitrag #7Wir sollten also sehr genau unterscheiden, wann wir unsere eigene Meinungsfreiheit behaupten wie bei den Karikaturen und wann wir uns hinter extremistische Provokateure stellen, wie bei dem Video.
Auch hierzu noch eine Anmerkung, lieber theophil: Es ist bekanntlich das Wesen der Meinungsfreiheit, daß sie auch denen zugebilligt wird, die eine andere, eine vielleicht überhaupt nicht nachvollziehbare Meinung haben.
Wenn man ihnen diese Freiheit zubilligt, für die in den USA das First Amendment steht, dann "stellt" man sich nicht "hinter" sie.
Der Macher diese Films hat, soweit bekannt, Mohammed kritisiert und lächerlich gemacht. Er hat - soweit bekannt - nicht zur Gewalt aufgerufen und auch sonst kein Gesetz gebrochen. Sein Film ist nicht verboten; und ich sehe auch nicht, mit welcher Begründung er verboten werden könnte.
Bei dieser Gelegenheit wäre es vielleicht ganz nützlich, einmal den Begriff der "Provokation" ein wenig unter die Lupe zu nehmen. Er war ein Lieblingsbegriff der kommunistischen Propaganda. Was gegen den Kommunismus gerichtet war, das wurde als Provokation eingestuft; und so bezeichnet sollte es die Berechtigung liefern, dagegen vorzugehen.
Jede Meinung, die sich gegen eine andere richtet, kann man als Provokation bezeichnen; als ein "Zu etwas Sprechen". Der Begriff der Provokation ist ein Propagandabegriff.
Zitat von theophil im Beitrag #6In diesem Forum herrschte weitestgehend Einigkeit, dass eine Strafe für Pussy Riot prinzipiell angemessen war, weil sie Gläubige an ihrer Religionsausübung gehindert haben.
In diesem Forum herrschte weitestgehend Einigkeit, dass eine Strafe für Pussy Riot prinzipiell unangemessen war. Wie ich anderer Stelle schon einmal schrieb.
Die richte Reihenfolge ist: Lesen, verstehen, nachdenken, antworten.
-- Wer mich ertragen kann, erträgt auch das Leben – Uwe Richard
Wenn unsachliche Provokationen der anderen Seite einen Vorwand liefern, ihrerseits zu manipulieren, zu desinformieren und von innenpolitischen Problemen und von ihrer eigenen Unfähigkeit abzulenken, haben wir uns erst Recht einen Bärendienst erwiesen. Und leider ist das ja auch das Ziel von Extremisten auf beiden Seiten: Den Gegner zu dem Verhalten zu zwingen, dass den eigenen Extremismus rechtfertigt. Wir sollten also sehr genau unterscheiden, wann wir unsere eigene Meinungsfreiheit behaupten wie bei den Karikaturen und wann wir uns hinter extremistische Provokateure stellen, wie bei dem Video.
Interessante Argumentationsstränge! ;-)
Wenn ich Ihr Haus abbrenne, weil Sie mir den Vorwand dazu geliefert haben, indem Sie mich darauf hinwiesen, dass mein Auto seit drei Wochen Ihre Garageneinfahrt blockiert, hätten Sie sich dann auch einen Bärendienst erwiesen...schließlich verzichten Sie lieber auf die Nutzung Ihrer Garage als auf die Nutzbarkeit Ihres Hauses, oder?
Die selektive Zubilligung "allgemeiner" Rechte ist auch so eine leidige Marotte der Linken. Rechtssicherheit war selbst bei Stalin jedem zugebilligt, der nicht provoziert oder verrät. Sowas ähnliches steckt übrigens auch hinter dem infamen Zitat von Röschen Luxemburg bezüglich der vermeintlichen "Meinungsfreiheit".
Im Moment scheint uns die Aufgabe grundsätzlicher Rechtsprinzipien (Meinungsfreiheit) angesichts der gewalttätigen Aufwallung eines sorgfältig orchestrierten muslimischen Mobs vielleicht opportun und notwendig erscheinen. Aber die nächste muslimische "Empfindlichkeit" kommt bestimmt, glauben Sie es mir. Möchten Sie Ihre Frau demnächst verhüllt rumlaufen, den Hund einschläfern, den öffentlichen Verkauf von Schweinefleisch verbieten lassen? Irgendwann laufen Sie dann "freiwillig" nur noch auf der linken Straßenseite und spenden monatlich "freiwillig" eine kleine Multikultursolidarabgabe.
Zitat von Uwe Richard im Beitrag #13In diesem Forum herrschte weitestgehend Einigkeit, dass eine Strafe für Pussy Riot prinzipiell unangemessen war.
EINE Strafe war m. E. sehr wohl angemessen (über die Haltung der übrigen Forumsteilnehmer habe ich keine Statistik geführt). Nur über die Höhe der Strafe kann man streiten.
Zitat von theophil im Beitrag #6Niemand misst mit zweierlei Maß bei der Frage, ob die Kirche genauso kritisiert werden dürfte, wie der Islam. Die Antwort ist klar ja.
Da kann ich Ihnen nicht folgen. Würde, sagen wir, Mariam Lau nicht mit zweierlei Maß messen, dann müßte sie dafür eintreten, daß "Pro Köln" den Mohammed-Film in Berlin zeigen darf. So, wie sie dafür eingetreten ist, daß Pussy Riot in einer Moskauer Kathedrale einen blasphemischen Song singen durften. Sie muß den Macher des Films ja nicht gleich einen Helden nennen.
Ich beantworte mal, wie ich es verstanden habe: Was ich mit dem Islam machen darf, darf man auch mit dem Christentum machen. Die Umkehrung gilt allerdings nicht. Warum? Weil das Christentum mehr argumentative Souveränität hat, weil es schon immer Andersgläubige überzeugen und nicht überreden mußte, weil die Lästerung des christlichen Gottes (am Karfreitag) mit zur christlichen Heilsgeschichte gehört und nicht ein Störfaktor ist, das den Ruhm eines primär als Feldherren erfolgreichen Religionsführers schmälern könnte.
Das "dürfen" ist hierbei freilich nicht öffentlich-rechtlicher, sondern vernunftmäßiger Natur. Es ist nämlich nicht vernünftig, jemanden in einer Weise zu kritisieren, in der er die Kritik nicht annehmen wird sondern nur entzürnt wird.
dann versuche ich meine Position noch einmal klarer zu formulieren.
Zitat
Zitat Kritik an der Kirche wird akzeptiert, weil die Kirche bewiesen hat, dass sie mit dieser Kritik umgehen kann. Sie ignoriert sie, akzeptiert sie oder führt eine öffentliche Diskussion über ihre Werte.
Herr Greven warnt zu Recht für einer Provokation der muslimischen Gläubigen, weil diese leider immer wieder beweisen, dass sie (in der Masse) damit nicht umgehen können.
Hier, lieber theophil, setzt mein Verständnis aus; und hier frage ich mich, ob Sie Ihren Beitrag nicht ironisch meinen. Wollen Sie sagen, daß man jemanden, der auf Kritik mit einem Gewaltausbruch reagiert, folglich nicht kritisieren darf oder jedenfalls nicht kritisieren sollte?
Welcher allgemeine Grundsatz begründet eine solche Position (wenn ich Sie denn richtig verstanden habe)? Daß man Gewalt grundsätzlich nachgeben sollte? Daß es richtig ist, wenn der Friedliche untergebuttert wird und der Gewalttätige obsiegt? Daß die Freiheit dort endet, wo die Gewalt beginnt?
Hier machen Sie einen Gegensatz auf, der so nicht existiert. Scheinbar fühlen Sie sich in irgendeiner Weise per se angegriffen. Ich nicht. In diesem Beispiel ist der "Friedliche" ja der Filmemacher, der in völliger Sicherheit sich nicht verteidigt, sondern selbst verbal angreift.
Meine Position ist einfach: Jeder ist in seiner Meinung natürlich frei und darf die äußern wo und wann er will. Um die Legalität geht es hier nicht. Das schließt insbesondere den Filmemacher und Pro Köln ein.
Die Frage ist, wie wir uns dazu positionieren und meine Position (und offensichtlich die von Herrn Greven) ist: Nicht jede Meinungsäußerung ist hilfreich und nicht jede Meinung muss deshalb wiederholt werden.
Wenn tatsächlich unsere Lebensart oder unsere Ideale verletzt werden, wenn Andersgläubige in muslimischen (oder christlichen!) Ländern unterdrückt werden, wenn Frauen unterdrückt werden, freie, verbündete Staaten bedroht werden, dann müssen wir dagegen protestieren und notfalls auch militärisch vorgehen. Das ist zwar offensichtlich, die angemessenen Mittel sind es aber nicht. Gerade im Nahen Osten ist eine zu starke und zu offene Unterstützung durch den Westen oft eine Gefahr für bedrohte Gruppen, verschlechtert also de facto die Situation.
Auch wo wir nicht unmittelbar bedroht sind, versuchen wir die Welt in unserem Sinne positiv zu beeinflussen. Dazu dient sachliche Kritik. Es gibt viele Missstände in den arabischen Ländern, die wir kritisieren können und sollten und die von der Bevölkerung auch als große Missstände empfunden werden. Damit würden wir uns zum Verbündeten einer verarmten, desinformierten und von ihren eigenen Eliten unterdrückten Bevölkerung machen.
Wenn man also Kritik übt, an jemandem der darauf mit Gewalt reagiert, dann hat diese Kritik zumindest ihr Ziel nicht erreicht und war im schlimmsten Fall schädlich weil sie einen Konflikt verschärft hat. Wenn das Ziel der Kritik wertvoll ist, hätte man genauso gut gleich zu den Waffen greifen können.
Wenn man Kritik übt, die wir für absolut sachlich richtig halten, und die in den betroffenen Ländern von einigen Gruppen in der Bevölkerung mit gewalttätigen Protesten beantwortet wird, von anderen im stillen Kämmerlein aber als Signal verstanden wird, dass der Westen tatsächlich freiheitliche Ideale vertritt, dann ist das natürlich wert zu tun.
Wenn man aber diffamierende, unsachliche Meinungsäußerungen weiter propagiert und sie nicht nur toleriert sondern verstärkt, sendet man nicht das Signal, dass uns Meinungsfreiheit wichtig ist, sondern dass wir diese Aussagen unterstützen, wie es Pro Köln ja vermutlich auch tut. Damit antagonisieren wir auch diejenigen, die wir auf unsere Seite ziehen müssten, anstatt sie von unseren Werten zu überzeugen. Wir sollten nicht das Signal senden, dass wir den Islam an sich für eine schädliche, hinterwäldlerische Religion halten. (Denn ich denke, das ist unhaltbar. Aufgeklärte Moslems gibt es ja und tolerante Moslems gibt es auch) Unser Signal sollte sein, dass unsere Gesellschaft allen bestimmte Regeln des Zusammenlebens auferlegt, wir dann aber frei sind zu tun was wir wollen und das diese Freiheit insbesondere deutlich größer ist, als in den (meisten) muslimischen Ländern selbst.
Zitat von ZettelWas ist da los? Kuschen diejenigen, die derart inkonsistent denken und urteilen, vor der Gewalt von Islamisten? Ist ihnen die islamische Religion wertvoller als die christliche? Sehen sie den Splitter im eigenen Auge, aber nicht den Balken in dem des Anderen? Sind sie Feinde des Christentums, aber Sympathisanten des Islam?
Ich weiß es nicht. Ich kann mir auf diese Haltung, die mir nachgerade absurd erscheint, keinen Reim machen.
Entscheidend ist das Datum der Veröffentlichung. Aufrufe zu Respekt und Toleranz sind an keine Jahreszeit und keinen konkreten Anlass und auch an nicht an Religion gebunden. Wenn Greven einen Anlass braucht um weise Worte zu sprechen, es werden täglich hunderte auf dem Serviertablett zur kostenlosen Verwendung dargereicht. Warum setzt er sich gerade jetzt für den Vorrang der Rücksicht auf die religiösen Gefühle ein? Warum hat er bei Provokationen wie tausend Kreuze in die Spree geschwiegen? Das kann er uns erklären.
Zitat von GrevenProvokationen, selbst Blasphemie, dürfen sein, wenn sie aufklärerisch wirken.
Richten wir jetzt eine Ethikkommission ein, die darüber befindet, was aufklärerisch ist und was nicht oder überlassen wir es der Redaktion der ZEIT oder befindet der Emir darüber? Natürlich ist der geschmähte Trailer aufklärerisch, zumindest aus der Sicht von denjenigen, die ihn gemacht haben. Es ist niemand gezwungen ihn anzusehen, frommen Muslimen rate ich davon ab.
Der Riesling gehört zu Deutschland.
ratloser
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20.09.2012 13:13
#20 RE: Zitat des Tages: Pussy Riot und der Mohammed-Film
dann versuche ich meine Position noch einmal klarer zu formulieren.
Zitat
Zitat Kritik an der Kirche wird akzeptiert, weil die Kirche bewiesen hat, dass sie mit dieser Kritik umgehen kann. Sie ignoriert sie, akzeptiert sie oder führt eine öffentliche Diskussion über ihre Werte.
Herr Greven warnt zu Recht für einer Provokation der muslimischen Gläubigen, weil diese leider immer wieder beweisen, dass sie (in der Masse) damit nicht umgehen können.
Hier, lieber theophil, setzt mein Verständnis aus; und hier frage ich mich, ob Sie Ihren Beitrag nicht ironisch meinen. Wollen Sie sagen, daß man jemanden, der auf Kritik mit einem Gewaltausbruch reagiert, folglich nicht kritisieren darf oder jedenfalls nicht kritisieren sollte?
Welcher allgemeine Grundsatz begründet eine solche Position (wenn ich Sie denn richtig verstanden habe)? Daß man Gewalt grundsätzlich nachgeben sollte? Daß es richtig ist, wenn der Friedliche untergebuttert wird und der Gewalttätige obsiegt? Daß die Freiheit dort endet, wo die Gewalt beginnt?
Hier machen Sie einen Gegensatz auf, der so nicht existiert. Scheinbar fühlen Sie sich in irgendeiner Weise per se angegriffen. Ich nicht. In diesem Beispiel ist der "Friedliche" ja der Filmemacher, der in völliger Sicherheit sich nicht verteidigt, sondern selbst verbal angreift.
Meine Position ist einfach: Jeder ist in seiner Meinung natürlich frei und darf die äußern wo und wann er will. Um die Legalität geht es hier nicht. Das schließt insbesondere den Filmemacher und Pro Köln ein.
Die Frage ist, wie wir uns dazu positionieren und meine Position (und offensichtlich die von Herrn Greven) ist: Nicht jede Meinungsäußerung ist hilfreich und nicht jede Meinung muss deshalb wiederholt werden.
Wenn tatsächlich unsere Lebensart oder unsere Ideale verletzt werden, wenn Andersgläubige in muslimischen (oder christlichen!) Ländern unterdrückt werden, wenn Frauen unterdrückt werden, freie, verbündete Staaten bedroht werden, dann müssen wir dagegen protestieren und notfalls auch militärisch vorgehen. Das ist zwar offensichtlich, die angemessenen Mittel sind es aber nicht. Gerade im Nahen Osten ist eine zu starke und zu offene Unterstützung durch den Westen oft eine Gefahr für bedrohte Gruppen, verschlechtert also de facto die Situation.
Auch wo wir nicht unmittelbar bedroht sind, versuchen wir die Welt in unserem Sinne positiv zu beeinflussen. Dazu dient sachliche Kritik. Es gibt viele Missstände in den arabischen Ländern, die wir kritisieren können und sollten und die von der Bevölkerung auch als große Missstände empfunden werden. Damit würden wir uns zum Verbündeten einer verarmten, desinformierten und von ihren eigenen Eliten unterdrückten Bevölkerung machen.
Wenn man also Kritik übt, an jemandem der darauf mit Gewalt reagiert, dann hat diese Kritik zumindest ihr Ziel nicht erreicht und war im schlimmsten Fall schädlich weil sie einen Konflikt verschärft hat. Wenn das Ziel der Kritik wertvoll ist, hätte man genauso gut gleich zu den Waffen greifen können.
Wenn man Kritik übt, die wir für absolut sachlich richtig halten, und die in den betroffenen Ländern von einigen Gruppen in der Bevölkerung mit gewalttätigen Protesten beantwortet wird, von anderen im stillen Kämmerlein aber als Signal verstanden wird, dass der Westen tatsächlich freiheitliche Ideale vertritt, dann ist das natürlich wert zu tun.
Wenn man aber diffamierende, unsachliche Meinungsäußerungen weiter propagiert und sie nicht nur toleriert sondern verstärkt, sendet man nicht das Signal, dass uns Meinungsfreiheit wichtig ist, sondern dass wir diese Aussagen unterstützen, wie es Pro Köln ja vermutlich auch tut. Damit antagonisieren wir auch diejenigen, die wir auf unsere Seite ziehen müssten, anstatt sie von unseren Werten zu überzeugen. Wir sollten nicht das Signal senden, dass wir den Islam an sich für eine schädliche, hinterwäldlerische Religion halten. (Denn ich denke, das ist unhaltbar. Aufgeklärte Moslems gibt es ja und tolerante Moslems gibt es auch) Unser Signal sollte sein, dass unsere Gesellschaft allen bestimmte Regeln des Zusammenlebens auferlegt, wir dann aber frei sind zu tun was wir wollen und das diese Freiheit insbesondere deutlich größer ist, als in den (meisten) muslimischen Ländern selbst.
Mit dieser Argumentation überlassen Sie denjenigen, die sich nicht unseren Regeln verpflichtet fühlen, das Setzen von Rahmenbedingungen, innerhalb derer es für uns vorteilhaft erscheint, "freiwillig" auf Rechte zu verzichten...oder, wie es so schön euphemistisch heißt, aus "Respekt" zu schweigen.
Christen und Juden in muslimisch dominierten Gesellschaften schweigen zumeist, weil sie sich als hilflose, jederzeit drangsalierbare Gruppierungen erleben, was sie ja auch sind. Für nichtmuslimische Minoritäten in muslimisch dominierten Ländern gibt es keine verlässlichen Rechte. Analog stellt sich die Situation bei Geiselnahmen dar...bis hin zum Stockholm-Syndrom.
Wollen Sie eine aus der existentiellen Not geborene psychische Selbsterhaltungsstrategie gegenüber einer Bedrohung als gesellschaftlich erstrebenswertes Prinzip einführen?
Ihnen ist anscheinend Wesen und Ausmaß des ideologisch muslimischen Dominanzstrebens nicht bekannt. Die Verletzung über die bildliche Darstellung/Verulkung von Mohammed ist nur ein Tool...bei Bedarf kann man jederzeit das nächste Tool ergreifen, um sich weitere Sonderrechte zu verschaffen...hinter jedem Tool steckt aber eigentlich eine Drohung...das ist das Prinzip. Dem nachzugeben, mag menschlich sein, aber es ist gleichbedeutend mit der Aufgabe unseres gesellschaftlichen Grundkonsenses. Wollen Sie das?
Ich habe es übrigens schon immer gewußt: die selbst ernannten post hoc-Antifaschisten ziehen als erste die Schwänze ein, wenn es mal ernst wird.
Zitat von ratloser im Beitrag #15 Interessante Argumentationsstränge! ;-)
Wenn ich Ihr Haus abbrenne, weil Sie mir den Vorwand dazu geliefert haben, indem Sie mich darauf hinwiesen, dass mein Auto seit drei Wochen Ihre Garageneinfahrt blockiert, hätten Sie sich dann auch einen Bärendienst erwiesen...schließlich verzichten Sie lieber auf die Nutzung Ihrer Garage als auf die Nutzbarkeit Ihres Hauses, oder?
Wenn Sie für diese Reaktion bekannt sind, dann hätte ich mir einen Bärendienst erwiesen und besser gleich die Polizei gerufen, selbst zum äußersten gegriffen, oder nichts getan. Exakt.
Zitat Im Moment scheint uns die Aufgabe grundsätzlicher Rechtsprinzipien (Meinungsfreiheit) angesichts der gewalttätigen Aufwallung eines sorgfältig orchestrierten muslimischen Mobs vielleicht opportun und notwendig erscheinen. Aber die nächste muslimische "Empfindlichkeit" kommt bestimmt, glauben Sie es mir. Möchten Sie Ihre Frau demnächst verhüllt rumlaufen, den Hund einschläfern, den öffentlichen Verkauf von Schweinefleisch verbieten lassen? Irgendwann laufen Sie dann "freiwillig" nur noch auf der linken Straßenseite und spenden monatlich "freiwillig" eine kleine Multikultursolidarabgabe.
Wie andere doch verstanden haben, gebe ich nicht das Rechtsprinzip auf, ich gebe überhaupt keine meiner Freiheiten auf, sondern hinterfrage die mehrfache Bestätigung und Wiederholung von Schwachsinn.
Zitat von theophil im Beitrag #18 Wenn man aber diffamierende, unsachliche Meinungsäußerungen weiter propagiert und sie nicht nur toleriert sondern verstärkt, sendet man nicht das Signal, dass uns Meinungsfreiheit wichtig ist, sondern dass wir diese Aussagen unterstützen, wie es Pro Köln ja vermutlich auch tut.
Wer befindet darüber was diffamierend oder gar unsachlich ist? Würden wir diese Diskussion überhaupt führen, wenn es nicht zu den gewalttätigen Demonstrationen gekommen wäre? Hätten wir überhaupt Kenntnis von diesem Trailer bekommen ohne die Ausschreitungen? Wissen wir überhaupt warum diese Auschreitungen und Morde stattfinden? Kann es sein, dass dieser Trailer nur ein willkürlicher Anlass war, die Absicht eine ganz andere ist?
Zitat von Egyptian IndependentArab League chief Nabil al-Araby said Wednesday that the league, along with the Organization of the Islamic Conference, the European Union and the African Union are close to formulating an international agreement penalizing blasphemy and insults to religious figures.
Der Riesling gehört zu Deutschland.
ratloser
(
gelöscht
)
Beiträge:
20.09.2012 14:12
#24 RE: Zitat des Tages: Pussy Riot und der Mohammed-Film
Kann es sein, dass dieser Trailer nur ein willkürlicher Anlass war, die Absicht eine ganz andere ist?
Zitat von Egyptian IndependentArab League chief Nabil al-Araby said Wednesday that the league, along with the Organization of the Islamic Conference, the European Union and the African Union are close to formulating an international agreement penalizing blasphemy and insults to religious figures.
Artefakte, wie dieser Film, sind austauschbare Tools...diese werden funktionalisiert für strategische Ziele. Das endgültige strategische Ziel ist der "Frieden auf Erden"...leider nur im muslimischen Sinn: also die Vereinigung der Ummah...das neue Kalifat. Der Weg hierhin führt über die Zersetzung ungläubiger, vulgo: westlicher, Prinzipien und Selbstschutzmaßnahmen. Es gibt übrigens von den Muslimbrüdern hierzu einen jedem zugänglichen 10 Jahres-Plan. (http://archive.frontpagemag.com/readArticle.aspx?ARTID=4476 ) Der offensichtlich leicht zu emotionalisierende muslimische Mob ist quasi das zweite Tool.
Die "Organization of the Islamic Conference" agitiert seit Jahren für eine verbindliche weltweite gesetzliche Knebelung antiislamischer Kritik. An vorderster Linie kämpft vor allem Erdogan, als engagierte Dhimmi mischt übrigens auch Hillary Clinton mit, die als "ungläubige" Protagonistin dieser Bestrebungen auf jeder Sitzung der Organisation flammende Reden hält.
Zitat Im Moment scheint uns die Aufgabe grundsätzlicher Rechtsprinzipien (Meinungsfreiheit) angesichts der gewalttätigen Aufwallung eines sorgfältig orchestrierten muslimischen Mobs vielleicht opportun und notwendig erscheinen. Aber die nächste muslimische "Empfindlichkeit" kommt bestimmt, glauben Sie es mir. Möchten Sie Ihre Frau demnächst verhüllt rumlaufen, den Hund einschläfern, den öffentlichen Verkauf von Schweinefleisch verbieten lassen? Irgendwann laufen Sie dann "freiwillig" nur noch auf der linken Straßenseite und spenden monatlich "freiwillig" eine kleine Multikultursolidarabgabe.
Wie andere doch verstanden haben, gebe ich nicht das Rechtsprinzip auf, ich gebe überhaupt keine meiner Freiheiten auf, sondern hinterfrage die mehrfache Bestätigung und Wiederholung von Schwachsinn.
Der westlichen Welt wurde die Freiheit und insbesondere die Meinungsfreiheit nicht geschenkt. Sie wurde erkämpft und viele Menschen haben dafür mit ihrem Leben bezahlt. Ich verstehe ihre Begründungen, dass es vielleicht sinnvoller ist, wenn man manche Meinungen für sich behält und dass das Äußern extremer Meinungen vielleicht nicht hilfreich ist, doch der Gedanke dahinter, dass alle westlichen Menschen ihr ganzes Tun darauf ausrichten sollen, was gut und hilfreich ist und was zu einer Verbesserung der allgemeinen Lage führt, ist doch absurd. Dann hat man de facto keine freie Meinungsäußerung mehr, wenn man sie erst durch ein Gremium, das einem sagt, welche Meinungsäußerung hilfreich und gut ist, bestätigen lassen muss. Es ist einfach vollkommen egal, was die Motive des Films sind, wenn er keine Gesetze verletzt. Fertig. Ob er nun einfach dazu da sein soll, dass Menschen über den Islam lachen oder ob dahinter eine Botschaft steckt, ist vollkommen irrelevant. Und auch der Grund, wieso Rechtsextreme ihn sich ansehen, hat uns nicht zu interessieren. Wie schon Broder sagte, als man ihn fragte, ob er keine Gefahr darin sähe, dass einfache Geister seine Aussagen benutzen könnten; einfach Geister können auch mit einem Brotmesser morden. Darauf darf man keine Rücksicht nehmen. Und ich will es auch nicht. Und zu dem Film mal eine etwas andere Meinung; ich fand den Trailer wegen der schlechten Effekte erstmal furchtbar und auch die ersten Szene erscheinen grottig, aber wenn man sich damit abgefunden hat, dann ist er durchaus lustig und auch die Darsteller agieren überzeugender als so manche aus deutschen Produktionen. Wieso soll ich über die Überzeichnung des Juden- und Christentums bei 'Das Leben des Brian' lachen dürfen, aber bei einem ähnlich gelagerten Film über den Islam nicht und wieso muss ich ihn als diffamierend und schlecht bezeichnen aus vorrauseilendem Gehorsam? Ist der Islam tendenziell denn eine Religion des Friedens und der Tolleranz, sodass der Film keinerlei wahren Kern haben kann, der durch die starke Überzeichnung eben gezeigt werden soll? Der Film an sich wird fast nirgendwo inhaltlich diskutiert und immer schnell abgetan mit diffamierend und schlecht; wieso wohl? Ich persönlich werde mich dem Mob der ewig beleidigten und gewaltbereiten nicht beugen; auch nicht, wenn es manchen als richtig und hilfreich erscheinen mag.
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