Die SPD hat sich einen Kanzlerkandidaten ausgeguckt, dessen Nebentätigkeit Bundestagsabgeordneter ist, dafür hauptberuflich als Buchautor, Kolumnist und Festredner unterwegs ist. Natürlich braucht Demokratie Vertrauen, allerdings muss ich nicht jeder Tätigkeit Vertrauen schenken. Es gibt für mich mich weitaus mehr Gründe die gegen Steinbrück sprechen als gehaltene Reden. Dabei ist mir auch völlig schnuppe, ob meine Zweifel an Steinbrücks Eignung für das Amt des Bundeskanzlers mich bereits schon für die bequeme Mitgliedschaft im Utopia des grölenden Intelligenzpöbels qualifizieren. Es wäre mir eine Ehre.
Ich gröle mit! Steinbrück hat meines Wissens im laufenden Jahr eine Rede im Bundestag gehalten, eine...eine ganze. Immerhin, mag man sagen. Angesichts der Tatsache, dass seine außerdiätetischen Einkünfte die diätetischen um ein Vielfaches übersteigen, kommt mir aber ein gewisser Zweifel an seiner Motivation zur alltäglichen Arbeit als Bundestagsabgeordneter und Finanzexperte der SPD-Fraktion.
Aufrgund des Umstands, dass Steinbrück also seine Haupteinkünfte als Honorarredner vor Interessenvertretern der Bankenlobby verdient, kommen mir darüber hinaus auch Zweifel an seiner inneren und äußeren Unabhängigkeit für den Fall einer Kanzlerschaft.
Und als letztes muss ich noch eine kleine paranoide Marotte eingestehen: ich traue Politikern bis zum Beweis des Gegenteils genauso wenig, wie Journalisten!
Zitat von ratloser im Beitrag #26Und als letztes muss ich noch eine kleine paranoide Marotte eingestehen: ich traue Politikern bis zum Beweis des Gegenteils genauso wenig, wie Journalisten!
Der Grund würde mich interessieren, lieber ratloser.
Ich gröle mit! Steinbrück hat meines Wissens im laufenden Jahr eine Rede im Bundestag gehalten, eine...eine ganze.
Nachdem ich das jetzt an verschiedenen Stellen öfters gelesen habe, habe ich mal auf der Seite des Bundestags nachgeschaut.
Falls es jemanden interessiert: Es stimmt tatsächlich. Er hat nur einen Redebeitrag dieses Jahr gehalten. In der gesamten Legislaturperiode sind es insgesamt bisher sechs Redebeiträge (wovon eine Zwischenfrage und eine zu Protokoll gegebene Rede) gewesen.
Zum Vergleich: Die gleiche Suche für Gabriel ergibt 24 Treffer und bei Steinmeier 40 (für die 17. Wahlperiode).
Zitat von FTT_2.0 im Beitrag #28Falls es jemanden interessiert: Es stimmt tatsächlich. Er hat nur einen Redebeitrag dieses Jahr gehalten. In der gesamten Legislaturperiode sind es insgesamt bisher sechs Redebeiträge (wovon eine Zwischenfrage und eine zu Protokoll gegebene Rede) gewesen.
Zum Vergleich: Die gleiche Suche für Gabriel ergibt 24 Treffer und bei Steinmeier 40 (für die 17. Wahlperiode).
Steinbrück ist ein einfacher Abgeordneter. Er hat weder eine Funktion in der Fraktion noch in der Partei. Der Vergleich mit dem Vorsitzenden Gabriel und mit dem Fraktionsvorsitzenden Steinmeier scheint mir deshalb nicht angemessen zu sein.
Wie oft haben einfache Abgeordnete ohne Partei- und Fraktionsfunktionen im Schnitt im Plenum gesprochen? Und wie repräsentativ für die Arbeit eines Abgeordneten ist die Zahl seiner Reden im Plenum?
Zitat von Zettel im Beitrag #29Steinbrück ist ein einfacher Abgeordneter.
Und so ein unbedeutender kleiner Hinterbänkler soll Kanzler werden?
Steinbrücks Problem ist auch hier die Widersprüchlichkeit.
Ist er nun einfacher Abgeordneter, der stille bleiben muß, wenn die Großen reden? Oder ist er selber ein Großer, auf Augenhöhe mit der Amtsinhaberin?
Ist er ein Experte mit großem wirtschafts- und finanzpolitischen Sachverstand, nach dessen Weisheiten die Branche so giert, daß sie ihn immer wieder teuer bezahlt? Warum darf dann ausgerechnet der Bundestag diese Expertise nicht hören? Es gab ja nun genug Gelegenheiten in den letzten beiden Jahren, in denen im Bundestag solche Expertise in der Diskussion gebraucht wurde.
Zitat von R.A. im Beitrag #30Steinbrücks Problem ist auch hier die Widersprüchlichkeit.
Ist er nun einfacher Abgeordneter, der stille bleiben muß, wenn die Großen reden? Oder ist er selber ein Großer, auf Augenhöhe mit der Amtsinhaberin?
Ist er ein Experte mit großem wirtschafts- und finanzpolitischen Sachverstand, nach dessen Weisheiten die Branche so giert, daß sie ihn immer wieder teuer bezahlt? Warum darf dann ausgerechnet der Bundestag diese Expertise nicht hören? Es gab ja nun genug Gelegenheiten in den letzten beiden Jahren, in denen im Bundestag solche Expertise in der Diskussion gebraucht wurde.
Spekulation/Abt. Klatsch und Tratsch: Der Mann ist 65 Jahre alt. Daher bot sich die Gelegenheit an, gegen Ende der Karriere noch einmal etwas Geld zu verdienen. Es war ja auch nicht gewiß, daß er Spitzenkandidat 2013 wird. Sollte er die Bundestagswahl 2013 verlieren und nicht als Minister eines Juniorpartners ins Kabinett einziehen (was er ja ausschloß), dann ist die politische Karriere 2013 mit 66 Jahren mehr oder weniger beendet, denn für 2017 wird eine nochmalige Nominierung zum Kanzlerkandidaten sicherlich schwierig. Ob er nach 2013, vorausgesetzt er nimmt sein Bundestagsmandat an, noch ein "gefragter" Redner sein wird, ist zweifelhaft.
Außerdem droht ihm für die Wahl der "Röttgen-Effekt", denn kaum jemand wird glauben, daß er 2013 mit 66 Jahren auf der harten Bank des Oppositionsführers Platz nehmen wird. Dies wird zusammen mit seinen Reden seine Glaubwürdigkeit als Politiker nicht erhöhen.
Zitat von ratloser im Beitrag #26Und als letztes muss ich noch eine kleine paranoide Marotte eingestehen: ich traue Politikern bis zum Beweis des Gegenteils genauso wenig, wie Journalisten!
Der Grund würde mich interessieren, lieber ratloser.
Kann man Paranoia begründen? ;-)
ad 1) in zentralen Bereichen meiner Lebensrealität (Zukunft der Sozialsysteme, Folgen der [Nicht]Einwanderungspolitik, Fernziele der europäischen Vereinigung, Durchführung und Folgen der Währungsunion...um nur einige zu nennen), fühle ich mich von der Mehrzahl der im Bundestag vertretenen Politiker anhaltend und vorsätzlich falsch informiert.
ad 2) die Masse der deutschsprachigen Medien unterstützt dieses leidige Verhalten durch das Verschweigen oder "Modellieren" von Informationen.
Beide Phänomene befeuern meine Paranoia...verwundert Sie das?
mit freundlichen Grüßen
ratloser
PS: als "einfachen Abgeordneten" ohne potentiellen Zugriff auf diverse Strippen hätte man Herrn Steinbrück wohl kaum zur Bilderberger-Konferenz eingeladen.
Herr Steinbrück ist Kanzlerkandidat der SPD. Die SPD ist die Partei die seit Jahren die Gier der Manager anprangert, sie fordert Höchstgrenzen für Vorstandsgehälter und Marktwirtschaft ist eh des Teufels. Und dann sagt Herr Steinbrück es gibt halt einen Markt für Vorträge. Und genau das zerstört das Vertrauen in die Politiker, Wasser predigen und Wein saufen!
Ich muß sagen, mich widert es nur noch an wenn ich sehe mit welcher Unverfrorenheit Politiker sich Sonderrechte genehmigen. Und Herr Steinbrück macht nichts anderes. Ich kann nicht die Gier von anderen anprangern und selber nehmen was ich kriegen kann.
Und natürlich hat er die Pflicht im Bundestag zu sein. Was denn sonst. Und wenn er darauf keine Lust hat soll er sein Mandat niederlegen. Aus dem Grundsatz, daß Politiker nur ihrem Gewissen verpflichtet sind geht nicht hervor. daß sie tun und lassen können was sie wollen. Das Gewissen sollte eigentlich dafür sorgen, daß sie ihren Job ernst nehmen.
Was hier auch nicht greift ist zu sagen wir haben uns die Politiker selber gewählt. Dank der Landeslisten bekomme ich immer einige die ich eigentlich nicht haben will, und deren demokratische Legitimation einzig im Rückhalt in der Partei besteht.
Zitat von RichardT im Beitrag #33Herr Steinbrück ist Kanzlerkandidat der SPD. Die SPD ist die Partei die seit Jahren die Gier der Manager anprangert, sie fordert Höchstgrenzen für Vorstandsgehälter und Marktwirtschaft ist eh des Teufels. Und dann sagt Herr Steinbrück es gibt halt einen Markt für Vorträge. Und genau das zerstört das Vertrauen in die Politiker, Wasser predigen und Wein saufen!
Aber nur das Vertrauen der Leute, die etwas gegen Wein haben.
Zitat von RichardT #33Und natürlich hat er die Pflicht im Bundestag zu sein. Was denn sonst. Und wenn er darauf keine Lust hat soll er sein Mandat niederlegen. Aus dem Grundsatz, daß Politiker nur ihrem Gewissen verpflichtet sind geht nicht hervor. daß sie tun und lassen können was sie wollen. Das Gewissen sollte eigentlich dafür sorgen, daß sie ihren Job ernst nehmen.
Zufällig fiel mir heute eine alte Ausgabe des Focus in die Hände (Nr. 23/2012 vom 04.06.2012). Im Interview hat sich Sigmar Gabriel zu diesem Thema zwar in einem anderen Zusammenhang, doch wie ich finde sehr passend, wie folgt geäußert:
Zitat Focus: Viele versuchen, Kind und Beruf mit Teilzeitbeschäftigung unter einen Hut zu bekommen. Ginge das auch in der Politik? Gabriel: Das ginge schon als Abgeordneter nicht. Die Bürger wählen Sie in der völlig legitimen Erwartung, dass Sie Ihre ganze Kraft für die Menschen in Ihrem Wahlkreis einsetzen. Da können Sie nicht auf Teilzeitbasis im Parlament sitzen.
A common mistake that people make when trying to design something completely foolproof is to underestimate the ingenuity of complete fools. Douglas Adams
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