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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 71 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Zettel Offline




Beiträge: 20.200

09.10.2012 01:53
Deutschland im Öko-Würgegriff (35): Wärmedämmung Antworten

Es dürfte nicht bei allen Häusern gleich sein, sondern vom Baumaterial der Wände abhängen: Aber jedenfalls bei Ziegelhäusern, wie sie vor allem in Norddeutschland häufig sind, kann Wärmedämmung durchaus die Heizkosten erhöhen, statt sie zu senken.

Martin Offline



Beiträge: 4.129

09.10.2012 07:24
#2 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (35): Wärmedämmung Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #1
Es dürfte nicht bei allen Häusern gleich sein, sondern vom Baumaterial der Wände abhängen: Aber jedenfalls bei Ziegelhäusern, wie sie vor allem in Norddeutschland häufig sind, kann Wärmedämmung durchaus die Heizkosten erhöhen, statt sie zu senken.


Da haben unsere Regierenden, allen voran eine gelernte Physikerin, tatsächlich übersehen, dass eine sonnenbeschienene Hauswand eines der besten erneuerbare-Energie-Konzepte ist, Speicher gleich inklusive. Es ist halt schicker, die Sonnenstrahlen der Hauswand fernzuhalten und ihre Energie über ein paar verbleibende Quadratmeter Sonnenkollektor einzufangen. Das passt zum Herumwursteln ohne solide Erfahrungen.

Gruß, Martin

patzer Offline



Beiträge: 359

09.10.2012 09:40
#3 RE: Ergänzender Lesetipp: Antworten
DrNick Offline




Beiträge: 809

09.10.2012 10:05
#4 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (35): Wärmedämmung Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #1
Es dürfte nicht bei allen Häusern gleich sein, sondern vom Baumaterial der Wände abhängen: Aber jedenfalls bei Ziegelhäusern, wie sie vor allem in Norddeutschland häufig sind, kann Wärmedämmung durchaus die Heizkosten erhöhen, statt sie zu senken.


Eine kleine Nachfrage (auch in die Runde): Sie sprechen, lieber Zettel, von Ziegelhäusern. Im WELT-Artikel heißt es hingegen, daß der beschriebene Effekt allgemein bei Häusern mit Massivwänden auftritt. Wenn ich mich so in der Stadt umschaue, sind die gängigsten Dämmobjekte Mehrfamilienhäuser aus der Zeit um 1960. Ist bei denen eine Dämmung nun sinnvoll oder nicht?

wflamme Offline



Beiträge: 187

09.10.2012 10:06
#5 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (35): Wärmedämmung Antworten

Diese Behauptung kommt mir - gerade wenn man die Grundlagen der Wärmelehre anwendet - unglaubwürdig vor. Der Netto-Wärmefluß während der Heizperiode verläuft nunmal von innen nach außen.

Die Resultate von Praxisvergleichen könnten m.E. eher durch abweichendes Nutzungsverhalten, Komfortbedürfnisse und Rebound-Effekte erklärt werden. Cora Stephan beschreibt das ja bereits sehr schön:

Zitat
Prosaische Gemüter nennen Zugluft, was mich in diesem Haus bewegt. Mangelnde Wärmedämmung . Energetischer Sündenfall. Die Kinder der Nachbarn sind längst in einen Neubau gezogen, genau deswegen. Und weil es in einem neuen Haus gerade Wände und rechte Winkel gibt. Besucher aus der Stadt, begeisterte Leser von Zeitschriften in hohen Auflagen, deren trügerische Titel "Land" mit "Lust" oder "Liebe" kombinieren, finden das Haus idyllisch. Gemütlich. Putzig. Verträumt. Und sind natürlich immer falsch angezogen, wenn sie mal vorbeikommen, um die gute Landluft zu atmen – was ihnen auffällt, sobald ihnen mein Geist spielerisch unters Hemd geht. Dann reiche ich Pullover.

Grüße,

Wolfgang Flamme

Emulgator Offline



Beiträge: 2.827

09.10.2012 10:29
#6 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (35): Wärmedämmung Antworten

Zitat von wflamme im Beitrag #5
Diese Behauptung kommt mir - gerade wenn man die Grundlagen der Wärmelehre anwendet - unglaubwürdig vor. Der Netto-Wärmefluß während der Heizperiode verläuft nunmal von innen nach außen.
Hat jemand eine Idee, wo man die thermodynamischen Daten für die Baumaterialien herbekommt, um das mal durchzurechnen?

Ich erinnere mich, daß zur Zeit der 2. Ölkrise anfang der 80er Jahre Menschen ihre Wohnung (insbes. die Fenster) laut Tagesschaumeldung so stark isoliert haben, daß die Sauerstoffzufuhr zum Atmen knapp wurde. Die öffentliche Botschaft war damals, man solle mit dem Isolieren nicht übertreiben.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

09.10.2012 10:29
#7 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (35): Wärmedämmung Antworten

Zitat von DrNick im Beitrag #4
Eine kleine Nachfrage (auch in die Runde): Sie sprechen, lieber Zettel, von Ziegelhäusern. Im WELT-Artikel heißt es hingegen, daß der beschriebene Effekt allgemein bei Häusern mit Massivwänden auftritt. Wenn ich mich so in der Stadt umschaue, sind die gängigsten Dämmobjekte Mehrfamilienhäuser aus der Zeit um 1960. Ist bei denen eine Dämmung nun sinnvoll oder nicht?

Ich hatte geschrieben "jedenfalls bei Ziegelhäusern", weil sowohl die Gewos-Untersuchung als auch die von Fehrenberg an Ziegelhäusern durchgeführt wurde. Bei der Fraunhofer ist die Art der Wände dem Artikel nicht zu entnehmen.

Ich wollte damit nur darauf hinweisen, daß die Ergebnisse möglicherweise nicht auf jede Art von massiven Wänden verallgemeinerbar sind. Was ich auch für plausibel halte; denn wäre es generell so, daß Dämmung die Heizkosten erhöht, dann sollte das doch eigentlich schon aufgefallen sein; nicht nur den Autoren der drei Untersuchungen.

Auf jeden Fall scheint es so zu sein, daß man den Effekt einer Dämmungsmaßnahme nicht einfach ausrechnen kann, sondern daß er gemessen werden muß.

Herzlich, Zettel

Tiefseetaucher Offline




Beiträge: 342

09.10.2012 11:43
#8 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (35): Wärmedämmung Antworten

Zitat von Zettel #7
Auf jeden Fall scheint es so zu sein, daß man den Effekt einer Dämmungsmaßnahme nicht einfach ausrechnen kann, sondern daß er gemessen werden muß.


Das führt dann eventuell dazu, dass man nach der Ausführung der Baumaßnahme (Dämmung) feststellt, dass die berechneten Einsparungen nicht erreicht werden und die Amortisationsrechnung für die Katz ist.

A common mistake that people make when trying to design something completely foolproof is to underestimate the ingenuity of complete fools.
Douglas Adams

Thanatos Offline



Beiträge: 232

09.10.2012 12:58
#9 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (35): Wärmedämmung Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #7

Auf jeden Fall scheint es so zu sein, daß man den Effekt einer Dämmungsmaßnahme nicht einfach ausrechnen kann, sondern daß er gemessen werden muß.



In einem einschlägigen (englischen) Artikel las ich, daß das berechnete Einsparpotenzial von Heizenergie in der Praxis meist bei weitem nicht erreicht wird. Ebenfalls stimmen die Verbrauchsannahmen für Niedrigenergiehäuser nicht mit der Praxis überein, meist wird mehr Energie verbraucht als berechnet. Offensichtlich basieren die Berechnungsformeln auf falschen Grundlagen, so wurde in dem Artikel formuliert. Flapsig könnte man sagen: etwas Schwund ist immer, aber es ließe sich auch denken, daß man da überall etwas geschönt hat, um dem Wunschbild mehr Farbe zu verleihen.

MfG

Thanatos

--

Unmögliches erledigen wir sofort.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

09.10.2012 14:14
#10 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (35): Wärmedämmung Antworten

Zitat von Tiefseetaucher im Beitrag #8
Das führt dann eventuell dazu, dass man nach der Ausführung der Baumaßnahme (Dämmung) feststellt, dass die berechneten Einsparungen nicht erreicht werden und die Amortisationsrechnung für die Katz ist.

Im Einzelfall wäre das natürlich ärgerlich.
Aber trotzdem eine wertvolle Erfahrung für die Allgemeinheit. Wenn die Allgemeinheit davon erfahren würde.

Will sagen: Es ist ärgerlich, daß seit 20 Jahren alle möglichen Häuser gedämmt wurden, ohne daß man den Energieverbrauch vorher und nachher gemessen und verglichen hat. Ist ja eigentlich nicht schwer - da reicht ein Blick auf die jeweilige Heizrechnung.
Mindestens die großen Wohnungsbaugesellschaften hätten das problemlos machen können.

Es ist doch unglaublich, daß wir hier über Milliardeninvestitionen sprechen, aber die längst vorhandenen reichlichen Praxisdaten nicht vorliegen, sondern immer noch mit irgendwelchen obskuren theoretischen Berechnungen gearbeitet wird.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.527

09.10.2012 14:29
#11 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (35): Wärmedämmung Antworten

A)

Zitat von R.A. im Beitrag #10

Es ist doch unglaublich, daß wir hier über Milliardeninvestitionen sprechen, aber die längst vorhandenen reichlichen Praxisdaten nicht vorliegen, sondern immer noch mit irgendwelchen obskuren theoretischen Berechnungen gearbeitet wird.


B) http://www.novo-argumente.com/magazin.ph...artikel/0001229
____
"Der deutschen Bevölkerung wird der volkswirtschaftliche Kraftakt der Energieumstellung durch die angeblich bevorstehende Klimaerwärmung begründet."
____

AB

wflamme Offline



Beiträge: 187

09.10.2012 14:43
#12 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (35): Wärmedämmung Antworten

Grüße,

Wolfgang Flamme

Paul Offline




Beiträge: 1.285

09.10.2012 14:57
#13 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (35): Wärmedämmung Antworten

[quote="Ulrich Elkmann"|p81470]
____
"Der deutschen Bevölkerung wird der volkswirtschaftliche Kraftakt der Energieumstellung durch die angeblich bevorstehende Klimaerwärmung begründet."
____

Weshbalb dann die Wärmedämmung, wenn es draußen wärmer wird?
(Wollte nur mit einem kleinen Scherz die Diskussion aulockern.)

Paul Offline




Beiträge: 1.285

09.10.2012 15:07
#14 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (35): Wärmedämmung Antworten

Nachdem ich das hier alles gelesen habe bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es wie bei vielen Dingen auf die "Dosis" ankommt wie Paracelsus gesagt haben soll.

Zuviel Dämmung ist ebenso schlecht, wie zu wenig. Auch besteht das Jahr nicht nur aus dem Winter, sondern auch noch aus dem Sommer. Ich möchte im Winter möglichst wenig heizen, aber auch im Sommer möglichst wenig kühlen.
Kann man die "Goldene Mitte" überhaupt ausrechnen?
Dazu müsste sie erst einmal definiert werden.
Im Augenblick geht m.E. alles sehr viel nach Gefühl und Wellenschlag.
Die Wissenschaft liefert nur das "Mäntelchen". Natürlich liefert die Wissenschaft, nein, ich schreibe nicht, wie immer, sondern, wie so oft, für jeden "Gläubigen" das passende "Mäntelchen".

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

09.10.2012 15:38
#15 Die britische Untersuchung Antworten

Zitat von Thanatos im Beitrag #9
Zitat von Zettel im Beitrag #7

Auf jeden Fall scheint es so zu sein, daß man den Effekt einer Dämmungsmaßnahme nicht einfach ausrechnen kann, sondern daß er gemessen werden muß.



In einem einschlägigen (englischen) Artikel las ich, daß das berechnete Einsparpotenzial von Heizenergie in der Praxis meist bei weitem nicht erreicht wird.

Meinen Sie diese Untersuchung? Auszug aus der Pressemitteilung der Universität Cambridge:

Zitat
The research identified a recurring gulf between the quantity of energy predicted by governments for different types of housing and the amount homeowners actually use. Researchers also found that the discrepancy was greatest among the least energy-efficient homes, where householders appear to be consuming far less than national energy usage standards predict. (...)

The average EPR for a German dwelling was about 225 kilowatt hours per square metre, per year (kWh/m²a). Real energy consumption for heating averaged at around 150 kWh/m²a; a discrepancy of 30%. (...)

The study suggests that measures such as the German EPR may be based on flawed assumptions about important factors such as energy loss through ventilation, or standard indoor temperature. There may also be a discrepancy between the ways in which buildings are designed and how they are built in practice.

Fundamentally, however, the study indicates that predictive measures are failing to take into account the ways in which people actually heat their homes in practice.


Den Artikel von Minna Sunikka-Blanka & Ray Galvina finde man in der Fachzeitschrift Building Research & Information. Das Fazit ist bemerkenswert (Hervorhebungen von mir):

Zitat
Even if the German government were to achieve its aim of retrofitting all substandard homes to EnEV standards, the gap identified in this paper would mean that in reality this might only bring half the expected savings, or less, and because of the technical difficulties with many buildings, the cost for households could be unacceptably high.

The current authors' reading of German Federal policy, together with discussions with German policy-makers in January 2012, indicates that non-technical factors like behaviour might not have been taken properly into account by policy-makers in developing effective thermal retrofit policies. The EnEV makes rigid demands for thermal standards in retrofits, and in some cases may prevent homeowners from adjusting their retrofit projects to suit what would be economically viable for their particular heating patterns and circumstances: excessively draconian thermal standards may in fact limit the amount of energy to be saved in the household heating sector.


Eigentlich wäre das einen eigenen Artikel in ZR wert.

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

09.10.2012 15:39
#16 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (35): Wärmedämmung Antworten

Zitat von Paul im Beitrag #14
Nachdem ich das hier alles gelesen habe bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es wie bei vielen Dingen auf die "Dosis" ankommt wie Paracelsus gesagt haben soll.

Zuviel Dämmung ist ebenso schlecht, wie zu wenig. (...)

Mir scheint, hier liegt weniger ein quantitatives Problem vor als vielmehr ein ganz grundsätzliches. Die Politik will etwas bewegen, vielleicht sogar ganz ernsthaft einen vermeintlichen Mißstand (hier Entropieverschwendung) zurechtrücken, steht aber vor der Schwierigkeit, daß sie natürlich mit der Vielfalt der Einzelfälle und ihrer jeweiligen Situation nicht zurechtkommen, sondern nur mit dem ganz breiten Pinsel über die Gesellschaft fahren kann. So wird ein bestimmter Typ von Maßnahme (hier vorgeschriebene Wärmedämmung), die man leicht verordnen und deren Durchführung man auch leicht kontrollieren kann, zum Gesetz gemacht, unabhängig davon, ob sie im Einzelfall sinnvoll ist oder nicht.

Dasselbe haben wir gerade erst am Beispiel der Glühbirnen gesehen, die rundweg abgeschafft wurden, obwohl sie in manchen Fällen (z.B. der kurzzeitigen Beleuchtung einer Besenkammer) viel sinnvoller wären als die jetzt zum Standard erklärten Leuchtstofflampen.

Das Grundprinzip ist immer dasselbe: Vielfalt und kleinteilige Differenzierung sind dem politisch Gestaltenden ein Dorn im Auge; nimmt man sie ernst, so käme man ja schließlich bald auf den Gedanken, daß vielleicht jeder einzelne Bürger besser weiß, was gut für ihn ist, als seine Obrigkeit, und dann ist die ganze schöne politische Gestalterei schnell beim Teufel. Also lieber Gleichmacherei und Kollektivierung: mit wie ausgestanzten Normbürgern regiert es sich so viel leichter, und dann kann man seine ideologischen Vorstellungen erst richtig ungestört umsetzen. Nordkorea zeigt, wie es gemacht wird.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.527

09.10.2012 15:45
#17 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (35): Wärmedämmung Antworten

Zitat von Paul im Beitrag #13
Weshbalb dann die Wärmedämmung, wenn es draußen wärmer wird?



Gegenwärtiger Stand der Reinen Lehre ist, daß mehr Erwärmung kältere Winter zur Folge hat.
Außerdem wird die Erwärmung von Menschen verursacht (endotherme Mammalia ohne Winterschlaf), die ihre Umgebung aufheizen, nicht zuletzt wenn sie nach Erhalt der letzten Heiz-&-Stromkostenrechnung im Dreieck springen: diese Wärme muß von der Umwelt ferngehalten werden. Bei Nässe neigen die Dämmungen überdies zu Schimmelbildung, was die Bewohner einer erhöhten Anzahl von Keimen aussetzt, somit das Immunsystem anregt & den Allergien vorbeugt, die so-hört-man-allerorten grassieren, seit die Kiddies nicht mehr im Komposthaufen buddeln.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

09.10.2012 16:04
#18 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (35): Wärmedämmung Antworten

Zitat von Fluminist im Beitrag #16
Vielfalt und kleinteilige Differenzierung sind dem politisch Gestaltenden ein Dorn im Auge

Ich kann Ihrer kompletten Darstellung nur zustimmen.

Die ganze Gesetzgebung in Richtung Wärmedämmung/Energieeinsparung besteht letztlich darin, unsinnige und überteuerte Maßnahmen vorzuschreiben.

Denn alle sinnvollen und sich rechnenden Maßnahmen würden die Bürger ja gerne selber tätigen, dazu brauchen sie kein Gesetz.

ratloser ( gelöscht )
Beiträge:

09.10.2012 16:07
#19 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (35): Wärmedämmung Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #18
Zitat von Fluminist im Beitrag #16
Vielfalt und kleinteilige Differenzierung sind dem politisch Gestaltenden ein Dorn im Auge

Ich kann Ihrer kompletten Darstellung nur zustimmen.

Die ganze Gesetzgebung in Richtung Wärmedämmung/Energieeinsparung besteht letztlich darin, unsinnige und überteuerte Maßnahmen vorzuschreiben.

Denn alle sinnvollen und sich rechnenden Maßnahmen würden die Bürger ja gerne selber tätigen, dazu brauchen sie kein Gesetz.




Nun ja...es wird schon Menschen geben, für die sich die Gesetze als "sinnvoll" und "rechnend" erweisen...ähnlich wie bei der weisen Gesetzgebung in Bezug auf die Subventionierung erneuerbarer Energien.

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

09.10.2012 20:24
#20 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (35): Wärmedämmung Antworten

Zitat von Fluminist im Beitrag #16
Zitat von Paul im Beitrag #14
Nachdem ich das hier alles gelesen habe bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es wie bei vielen Dingen auf die "Dosis" ankommt wie Paracelsus gesagt haben soll.

Zuviel Dämmung ist ebenso schlecht, wie zu wenig. (...)

Mir scheint, hier liegt weniger ein quantitatives Problem vor als vielmehr ein ganz grundsätzliches. Die Politik will etwas bewegen, vielleicht sogar ganz ernsthaft einen vermeintlichen Mißstand (hier Entropieverschwendung) zurechtrücken, steht aber vor der Schwierigkeit, daß sie natürlich mit der Vielfalt der Einzelfälle und ihrer jeweiligen Situation nicht zurechtkommen, sondern nur mit dem ganz breiten Pinsel über die Gesellschaft fahren kann. So wird ein bestimmter Typ von Maßnahme (hier vorgeschriebene Wärmedämmung), die man leicht verordnen und deren Durchführung man auch leicht kontrollieren kann, zum Gesetz gemacht, unabhängig davon, ob sie im Einzelfall sinnvoll ist oder nicht.

Dasselbe haben wir gerade erst am Beispiel der Glühbirnen gesehen, die rundweg abgeschafft wurden, obwohl sie in manchen Fällen (z.B. der kurzzeitigen Beleuchtung einer Besenkammer) viel sinnvoller wären als die jetzt zum Standard erklärten Leuchtstofflampen.

Das Grundprinzip ist immer dasselbe: Vielfalt und kleinteilige Differenzierung sind dem politisch Gestaltenden ein Dorn im Auge; nimmt man sie ernst, so käme man ja schließlich bald auf den Gedanken, daß vielleicht jeder einzelne Bürger besser weiß, was gut für ihn ist, als seine Obrigkeit, und dann ist die ganze schöne politische Gestalterei schnell beim Teufel. Also lieber Gleichmacherei und Kollektivierung: mit wie ausgestanzten Normbürgern regiert es sich so viel leichter, und dann kann man seine ideologischen Vorstellungen erst richtig ungestört umsetzen. Nordkorea zeigt, wie es gemacht wird.


Ihr Argument kann nun natürlich auch zu Rechtfertigung eines "differenzierenden" Bürokratieungeheuers führen. Dabei wird dann unter den Teppich gekehrt, dass eine solche Bürokratie eben gerade keine passgenauen, gerechten Lösungen verursacht, sondern nur dem Findigen formale Umgehungsmöglichkeiten und dem Rest eine Bürokratienetz zum verheddern anbietet.

Deshalb sollten staatliche Maßnahmen so abstrakt und allgemein gehalten wie möglich, aber auch so zurückhaltend wie möglich sein. Es sollten möglichst pauschale, bürokratiearme Lösungen, aber zugleich zurückhaltende, dem Bürger viel überlassende Maßnahmen ergriffen werden. Wenn das nicht geht, sollte man es möglichst seien lassen, da der Schaden den Nutzen überwiegt.

______________________________________________________________________________

“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for
the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the
things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and
those which are not."
-Thomas Jefferson
Quelle: The Public Domain, p. 21, http://www.thepublicdomain.org/download/

Paul Offline




Beiträge: 1.285

09.10.2012 22:09
#21 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (35): Wärmedämmung Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #17
Zitat von Paul im Beitrag #13
Weshbalb dann die Wärmedämmung, wenn es draußen wärmer wird?



Gegenwärtiger Stand der Reinen Lehre ist, daß mehr Erwärmung kältere Winter zur Folge hat.
Außerdem wird die Erwärmung von Menschen verursacht (endotherme Mammalia ohne Winterschlaf), die ihre Umgebung aufheizen, nicht zuletzt wenn sie nach Erhalt der letzten Heiz-&-Stromkostenrechnung im Dreieck springen: diese Wärme muß von der Umwelt ferngehalten werden. Bei Nässe neigen die Dämmungen überdies zu Schimmelbildung, was die Bewohner einer erhöhten Anzahl von Keimen aussetzt, somit das Immunsystem anregt & den Allergien vorbeugt, die so-hört-man-allerorten grassieren, seit die Kiddies nicht mehr im Komposthaufen buddeln.



Hohenstaufen Offline



Beiträge: 30

09.10.2012 22:12
#22 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (35): Wärmedämmung Antworten

Der Artikel in der "WELT" ist von zweifelhaftem Wert. Basierend auf 3 (!) selektiv ausgewählten Untersuchungen in einer Zeitperiode von 30 Jahren zur Wärmedämmung wird behauptet, dass Wärmedämmung bei Ziegelhäusern den Energieverbrauch nicht senkt. Es gibt aber hunderte von Untersuchungen, die den Effekt von Wärmedämmung belegen. Mit 3 uralten Studien zu argumentieren und hunderte andere Studien nicht zu erwähnen ist jenseits von Wissenschaft.

Die sogenannten "Ziegelphysiker" wie der im Artikel erwähnte Konrad Fischer fallen durch fast esoterischen Glauben an den Ziegelstein auf, die Wirklichkeit hat die "Ziegelphysiker" längst widerlegt. Gerade im Winter sind solare Gewinne einer Ziegelwand zu gering, auf der Nordseite eines Hauses sowieso.
Passivhäuser mit extrem geringen Energieverbrauch sind längst Realität, ungedämmte Ziegelwände werden dort nicht verwendet.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

09.10.2012 22:51
#23 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (35): Wärmedämmung Antworten

Zitat von Hohenstaufen im Beitrag #22
Die sogenannten "Ziegelphysiker" wie der im Artikel erwähnte Konrad Fischer fallen durch fast esoterischen Glauben an den Ziegelstein auf, die Wirklichkeit hat die "Ziegelphysiker" längst widerlegt. Gerade im Winter sind solare Gewinne einer Ziegelwand zu gering, auf der Nordseite eines Hauses sowieso.

Interessant, lieber Hohenstaufen. Vielleicht habe ich mich zu sehr auf Haimann verlassen. Könnten Sie, damit ich mir das ansehen kann, ein paar Quellen für das geben, was Sie schreiben? Danke!

U.U. schreibe ich dann eine Ergänzung zu dem Artikel, falls sich herausstellen sollte, daß er zu einseitig ist.

Herzlich, Zettel

Vogelfrei ( gelöscht )
Beiträge:

10.10.2012 07:30
#24 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (35): Wärmedämmung Antworten

Werter Zettel,

warum werfen Sie eigentlich - ähnlich "unseren" Qualitätsjournalisten und Politikern - Energie-"Verbrauch" und Erzeugung elektrischer Energie in einen Topf? Oder ist mir da etwas entgangen und in Deutschland wird nun mehrheitlich elektrisch geheizt? Was haben Windgeneratoren und PV-Anlagen mit Wärmedämmung zu tun (außer daß besagte PV-Anlagen den Platz für andere Arten von Sonnenlichtkollektoren verbauen)?

Grüße

~~~
Don't you know there ain't no devil? There's just God when he's drunk.

califax Offline




Beiträge: 1.502

10.10.2012 10:08
#25 RE: Deutschland im Öko-Würgegriff (35): Wärmedämmung Antworten

Zitat von wflamme im Beitrag #5
Diese Behauptung kommt mir - gerade wenn man die Grundlagen der Wärmelehre anwendet - unglaubwürdig vor. Der Netto-Wärmefluß während der Heizperiode verläuft nunmal von innen nach außen.



Das ist ein Problem der Kurvendiskussion. Welchen Abschnitt betrachtet man? :)

Wenn die Sonne ordentlich scheint, muß man in vielen älteren Häusern tagsüber gar nicht heizen. Gerade bei der trockenen Russenkälte, die man traditionell im oder rund um den Februar kriegt. Voraussetzung sind ein trockenes Mauerwerk und luftdurchlässige Dämmung (schwerer Türvorhang, Fenstervorhänge, Fensterläden, ...). Arme Leute haben oft in niederen feuchten Lagen, auf Sand, im Moos, etc. gebaut. Dort muß man eine Horizontalsperre einziehen und trockenwohnen. Reiche Leute haben tendenziell auf Hügeln und Stein gebaut. Moderne Fenstersysteme wirken Wunder, wenn man es nicht übertreibt. Tagsüber will man in alten Häusern so wenig Dämmung wie möglich. Die Sonne soll draufknallen, angewärmte Luft (vor allem von der jeweiligen Sonnenwand) soll ins Haus können. Abends will man hohe Dämmung ohne kompletten Luftabschluß: Fensterläden, schwere Vorhänge. Deren Effekt wird in modernen Niedrigenergiehäusern über teure Belüftungssysteme mit Wärmetauschern nachgebildet. Große Probleme hat man, wo in den letzten Jahrzehnten aus modischen Gründen die Fensterläden entfernt wurden, ohne gute Rolläden zu installieren. Dann hat man nachts die Nachteile schlechter Dämmung mit guter Durchlüftung kombiniert.
Ich bin gespannt, wie sich unsere Dachdämmung dieses Jahr auswirken wird. Die Horizontalsperre (war hier früher wegen stärkerer Entwässerung des Erdbodens durch benachbarte Keller und viele tiefergelegene Karpfenweiher rundherum nicht ganz so wichtig) zeigt schon deutliche Wirkung.

Heute schwafelt man vom "ganzheitlichen" Bauen "im Einklang mit der Natur". Früher hat man es stattdessen getan.


Zitat von wflamme im Beitrag #5

Die Resultate von Praxisvergleichen könnten m.E. eher durch abweichendes Nutzungsverhalten, Komfortbedürfnisse und Rebound-Effekte erklärt werden.



Yep. Das kommt dazu. Die Herren und Damen von der Weltenrettungsbewegung sind einfach weltfremd bis ins Absurde.
Lüftung ist ein Riesenproblem. Wer auf der Basis eines voll abgedichteten Hauses rechnet, ist ein Scharlatan. Punkt.
Leben stinkt. Kochen stinkt. Katzen, Hunde, Kinder machen Dreck und Gestank. Viele Menschen brauchen nachts kalten frischen Luftzug im Gesicht. Viele Menschen brauchen früh am Morgen kalte, frische, feuchte Luft im Gesicht. Also werden letztlich doch wieder die Fenster weit aufgerissen oder nächtelang angekippt. Und von unten sollte es trotzdem warm bleiben... :)

An der Uni Erlangen haben die Dämmvorhaben einen besonders schön beobachtbaren Effekt. Durch die dichten Fenster kriegen die Wissenschaftler nämlich nicht mehr genügend Frischluft in ihren Büros. Also Fenster auf. Heizung bleibt natürlich an. Wegen der Kälte, und weil man die nicht in den kurzen Intervallen heiß- und kaltkriegt, die man für die vom erhobenen Zeigefinger geforderte Intervallüftung benötigen würde.

--
Der Weg zur Hölle beginnt mit dem Monopol auf Moral.

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