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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 75 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.560

29.10.2012 21:40
#51 RE: Zitateritis; Schopenhauer Antworten

Zitat von Fluminist im Beitrag #49
Oje, lieber Zettel, hier liegt ein klassischer Fall von "brevis esse laboro, obscurus fio" vor. Ich hatte mich eigentlich auf Ulrich Elkmann und seine Verbindung eines Zitats über höhere Mathematik mit dem (angeblich) Schopenhauerschen über Arithmetik bezogen. Das schien mir ein tadelnswerter Gedankensprung, da das eine mit dem anderen herzlich wenig zu tun hat.



Darum hatte ich ja auch auf Enzensberger verlinkt - das sollte eine allgemeine Haltung illustrieren, mit der nicht eben wenige "Arbeiter der Stirn" auf alles, was nach Formel aussieht, reagieren; und das Schopenhauerzitat illustriert eben eine solche Haltung; egal ob es nun apokryph oder genuin daherkommt: so manches Geflügelte Wort ist es deshalb, weil es, obwohl unverbürgt, eine Haltung in a nutshell zusammenfasst: wie das "Sollen sie doch Kuchen essen" oder "L'etat c'est moi," "elementary, my dear Watson", "I Tarzan - you Jane", "I would rather be the offspring of two apes than be a man and afraid to face the truth" (Thomas Henry Huxley gegenüber Bischof "Soapy Sam" Wilberforce, oder auch nicht).


Zitat H. M. Enzensberger
________
Es sind immer die gleichen Töne: " Hören Sie auf! Mit Mathematik können Sie mich jagen." - "Eine Qual, schon in der Schule. Keine Ahnung, wie ich damals durchs Abitur gekommen bin." - "Ein Albtraum! Völlig unbegabt, wie ich nun mal bin." - "Die Mehrwertsteuer kriege ich gerade noch hin, mit dem Taschenrechner. Alles andere ist mir zu hoch." - "Mathematische Formeln - das ist Gift für mich, da schalte ich einfach ab."

Solche Beteuerungen hört man alle Tage. Durchaus intelligente, gebildete Leute bringen sie routiniert vor, mit einer sonderbaren Mischung aus Trotz und Stolz. Sie erwarten verständnisvolle Zuhörer, und an denen fehlt es nicht. Ein allgemeiner Konsens hat sich herausgebildet, der stillschweigend, aber massiv die Haltung zur Mathematik bestimmt. Daß ihr Ausschluß aus der Sphäre der Kultur einer Art von intellektueller Kastration gleichkommt, scheint niemanden zu stören. Wer diesen Zustand bedauerlich findet, wer etwas vom Charme und von der Bedeutung, von der Reichweite und von der Schönheit der Mathematik murmelt, wird als Experte bestaunt; wenn er sich als Amateur zu erkennen gibt, gilt er im besten Fall als Sonderling, der sich mit einem ausgefallenen Hobby beschäftigt, so als züchte er Schildkröten oder sammle viktorianische Briefbeschwerer.
_________

P.S. Arthur Schopenhauer, Parerga und Paralipomena, Zweiter Teilband, S. 663 (zit. n.d. Ausg. Zürich 1977), Kapitel 26: "Psychologische Bemerkungen":
§ 356 "Daß die niedrigste aller Geistesthätigkeiten die arithmetische sei, wird dadurch belegt, daß sie die einzige ist, welche auch durch eine Maschine ausgeführt werden kann; wie denn jetzt in England dergleichen Rechenmaschinen bequemlichkeitshalber schon in häufigem Gebrauche sind. - Nun läuft aber alle analysis finitorum et infinitorum im Grunde doch auf Rechnerei zurück. Danach bemesse man den 'mathematischen Tiefsinn', über welchen schon Lichtenberg (Vermischte Schriften, 1, 198) sich lustig macht, indem er sagt: 'Die sogenannten Mathematiker haben sich, auf die Unmündigkeit der übrigen Menchen gestützt, einen Kredit von Tiefsinn erworben, der viel Aehnlichkeit mit dem von Heiligkeit hat, den die Theologen für sich haben.'"

P.P.S.: Hier: http://books.google.de/books?id=_nERAAAA...tenberg&f=false
(Brockhaus, 1851) findet sich das Zitat S. 493.

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

30.10.2012 09:44
#52 RE: Zitateritis; Schopenhauer Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #51
(...)
P.S. Arthur Schopenhauer, Parerga und Paralipomena, Zweiter Teilband, S. 663 (zit. n.d. Ausg. Zürich 1977), Kapitel 26: "Psychologische Bemerkungen":
§ 356 "Daß die niedrigste aller Geistesthätigkeiten die arithmetische sei, wird dadurch belegt, daß sie die einzige ist, welche auch durch eine Maschine ausgeführt werden kann; wie denn jetzt in England dergleichen Rechenmaschinen bequemlichkeitshalber schon in häufigem Gebrauche sind. - Nun läuft aber alle analysis finitorum et infinitorum im Grunde doch auf Rechnerei zurück. Danach bemesse man den 'mathematischen Tiefsinn', über welchen schon Lichtenberg (Vermischte Schriften, 1, 198) sich lustig macht, indem er sagt: 'Die sogenannten Mathematiker haben sich, auf die Unmündigkeit der übrigen Menchen gestützt, einen Kredit von Tiefsinn erworben, der viel Aehnlichkeit mit dem von Heiligkeit hat, den die Theologen für sich haben.'"

P.P.S.: Hier: http://books.google.de/books?id=_nERAAAA...tenberg&f=false
(Brockhaus, 1851) findet sich das Zitat S. 493.


Vielen Dank für das Zitat! Da nimmt die Sache doch gleich konkretere Züge an; und leider ist damit auch dokumentiert, daß Schopenhauer selbst sich des non sequitur schuldig gemacht hat. "Nun läuft aber alle analysis finitorum et infinitorum im Grunde doch auf Rechnerei zurück" --- das kann nur sagen, wer sich mit der analysis infinitorum nicht näher beschäftigt hat, denn sobald das Unendliche (z.B. in Form eines Grenzübergangs) ins Spiel kommt, ist es mit der mechanischen Behandlung so ziemlich vorbei. Da beginnt dann der Triumph des menschlichen Geistes über die Maschine, sehr zum Leidwesen vieler Anfängerstudenten der Mathematik, die lieber formal-mechanisch drauflosrechnen würden, wie sie es von der Schule her gewohnt sind. Freilich ist immer Rechnerei dabei, aber ohne Einsicht, gute Idee oder ineffablen Musenkuß kommt man doch nicht weiter.

Lichtenberg schätze ich sehr, doch in puncto Mathematik hatte er wohl die den Physikern eigenen Ressentiments. Außerdem ist Übertreibung ja das Treibmittel der Satire.

wflamme Offline



Beiträge: 187

30.10.2012 23:00
#53 RE: Zitat des Tages: Energie-Planwirtschaft Antworten

So, ich will die Resultate zunächst einmal am Beispiel mit folgenden Parametern/Festlegungen exemplarisch dokumentieren:

Es wird ein Mix auf Basis 80% Wind und 20% PV angenommen. Die Speicherung soll mit Pumpspeichern vorgenommen werden, wobei von einem Gesamtwirkungsgrad von 75% ausgegangen wird - für Pump- und Turbinenbetrieb werden gleiche Wirkungsgrade angenommen. Übertragungsverluste sind in diesen 75% bereits enthalten.

Die Speicherleistung wird (wie unverbindlich aus einer Veröffentlichung angenommen) mit etwa 60GWel veranschlagt. Übersetzt in 'meine' Skalierung entspricht das recht genau der Durchschnittsleistung, also 100% (=1). Es gilt demnach: inP=outP=1.

Die folgende Grafik zeigt die neuen Verhältnisse. Diese entstehen dadurch, daß die einzuspeichernde Arbeit über die auszuspeichernde Arbeit hinaus auch noch die Speicherverluste decken muß, was eine entsprechend erhöhte EE-Installation erforderlich macht. Es ergibt sich dadurch ein EE-Substitutionsgrad S von etwas über 1,06.

http://i171.photobucket.com/albums/u304/...rozentEEG_1.png

Beim genauen Hinschauen sieht man, daß bei der vorgeschlagenen Auslegung der Speicherleistung noch etwas ungedeckter Bedarf verbleibt, welcher vorwiegend durch steuerbare Quellen, Import (oder gezielten Lastabwurf) ausgeglichen werden müßte, wobei hier die schlechte Auslastung (errechnete 57h pro Jahr, ~250GWh, ~12GW Spitze) besonders zu berücksichtigen wäre.

Deutlich wird auch, daß es bei dieser Auslegung gar nicht zum Drosseln von EE-Quellen kommen würde, denn Überschüsse über inP=1 treten gar nicht auf (wenn auch nur beinahe). Positiver Aspekt: Es gibt keine über die Einspeicherleistung hinausgehenden Überschüsse, die man verwerfen müßte. Negativer Aspekt: Die Dimensionierung von outP bestimmt hier den Aufwand - man kann den technisch-finanziellen Aufwand nicht durch Drosseln der EE-Quellen zusammenstreichen, ohne sich bei der Mangelabdeckung zunehmend größere Bedarfslöcher aufzureißen.

Nun zum letzten Teil ... Speichervolumen. Wir berechnen zunächst auf Grundlage der Lageenergie. Doch zunächst bringen wir die Ein- und Ausspeichervorgänge erstmal in ihre richtige zeitliche Reihenfolge.
Eingespeichert in die Lageenergie wird definitionsgemäß mit sqrt(eta), ausgespeichert aus der Lageenergie ebenfalls wieder mit sqrt(eta). Wenn wir aus den Energieflüssen also die Lageenergieveränderungen erhalten wollen, müssen wir (bei den angenommen gleichem Wirkungsgraden für's Ein- und Ausspeichern) die eingespeicherten (positiven) Leistungen mit sqrt(0,75) multiplizieren. Um die auszuspeichernden (negativen) Leistungen elektrisch zu erzielen, müssen wir entsprechend mehr Lageenergie in elektrische Energie wandeln, die Abflüsse also durch sqrt(0,75) dividieren. Zuletzt multiplizieren wir das Ganze nochmals mit sqrt(0,75), weil wir ja letztlich den elektrischen 'Nutzwert' des Lageenergiespeichers erhalten wollen. Klingt alles etwas kompliziert, aber es gibt ja eine einfache Kontrolle: Wenn wir die Bilanzierung des Füllstandes kontinuierlich mitlaufen lassen, dann muß am Ende des Jahres genau wieder der Füllstand zu Anfang des Jahres erreicht sein. Und wie man sehen kann, ist genau das der Fall.

http://i171.photobucket.com/albums/u304/...EEG_storage.png

Allerdings ist das Resultat etwas ernüchternd: Obwohl wir nicht den kompletten Mangel durch Speichereinsatz decken konnten, obwohl wir uns 6% mehr EE-Produktion gegönnt haben als wir eigentlich rein rechnerisch zur Vollabdeckung unserer Bedürfnisse bräuchten, müssen wir doch 445 Verbrauchsstunden - knapp 19 Tage - Durchschnittsverbrauch bunkern, also knapp 27 TWh.
Der Speicherverlauf läßt allerdings darauf schließen, daß hier noch Optimierungspotential besteht; ein 'Sommerloch' ist augenfällig und deutet darauf hin, daß eine höhere PV-Beimischung im Mix das benötigte Speichervolumen weiter verringern könnte. Andererseits gibt es Anzeichen dafür, daß das tatsächlich benötigte Speichervolumen doch recht wetterablauf-abhängig sein könnte.

Soweit zunächst der erste konkrete, dokumentierte Anlauf; Kommentare oder Fragen sind ausdrücklich erwünscht - doch um ein bischen Geduld bei der Antwort wird gebeten.

PS: Ein Zahlenwert im Edit korrigiert, wenige Sekunden nach dem Posten. Irgendwas entdeckt man ja immer noch.

PPS: Wie wahr. Er hat die Änderung nämlich nicht gefressen. Jetzt aber, hoffe ich wenigstens...

Grüße,

Wolfgang Flamme

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

31.10.2012 09:53
#54 RE: Zitat des Tages: Energie-Planwirtschaft Antworten

Zitat von wflamme im Beitrag #53
Allerdings ist das Resultat etwas ernüchternd: Obwohl wir nicht den kompletten Mangel durch Speichereinsatz decken konnten, obwohl wir uns 6% mehr EE-Produktion gegönnt haben als wir eigentlich rein rechnerisch zur Vollabdeckung unserer Bedürfnisse bräuchten, müssen wir doch 445 Verbrauchsstunden - knapp 19 Tage - Durchschnittsverbrauch bunkern, also knapp 27 TWh.
Interessant, zu ähnlichen Ergebnissen kommen auch viel aufwendigere Berechnungen (aus dem Gedächtniss, Link spare ich mir jetzt). In Deutschland ist das mit PSWen (Pumpspeicherwerken) nicht zu realisieren.
Wenn ich das Ergebnis für Österreich umlege (rund ~1/10 des deutschen Stromverbrauches) sind nur hierzulande nur 2,7TWh notwendig, mit Wind-PV-Vollversorgung, in der Realität noch weniger, da der Wasserkraftanteil von 60% auch in Zukunft zur Verfügung steht. Mit 3,5TWh Speicher + PSW Kapazität steht Österreich schon heute gut da für eine Vollversorgung mit Erneuerbaren. Kleines Problem: Die heutigen thermischen Großkraftwerke werden zum Heizen der größeren österreichischen Städte verwendet. Frieren halt ein paar Städter, hauptsache die Energieautarkie ist erreicht, und wenn es nur die elektrische Energie ist.
Wenn nicht bald ein neues großes Gebirge in Deutschland entdeckt wird, sehe ich allerdings schwarz für die 27 TWh Kapazität mit PSW.
Vielleicht sind deshalb alle so scharf auf Power2Gas. Aber 60GW Speicher mit heutiger Power2Gas-Technologie sind 120.000 mal das Hybridkraftwerk von Enertrag. Ein paar Bilder davon: https://www.enertrag.com/download/fotos/...idkraftwerk.pdf

wflamme Offline



Beiträge: 187

01.11.2012 09:42
#55 RE: Zitat des Tages: Energie-Planwirtschaft Antworten

Nun, diese Übereinstimmung dürfte eher Zufall sein, denn ich habe da was verschwiegen:

Das sind die Resultate, die man erhält, wenn man diese sehr merkwürdige Windstrom-Zeitreihe aus dem Kombikraftwerk-Demonstrationsprojekt (BMU-gefördert) zugrundelegt. Weshalb ich ja in dem GoogleDocs-Dokument bereits vermutet habe, daß da nicht der potentielle Windertrag, sondern bereits zurechtgedrosselter Wind ausgewiesen wurde.
Nimmt man stattdessen die 'amtliche' EEG-Wind-Einspeisezeitreihe von 2006 (Excel-Tabelle vom damaligen BDEW), dann sieht das noch etwas schlechter aus.

Unter sonst gleichen Rahmenbedingungen errechnet man damit erstmal S=1,19. Man muß also fast 20% mehr Erzeugungskapazität betreiben, als man rein rechnerisch zur Vollversorgung bräuchte - und das wird entweder abgeregelt, weil es zur Unzeit anfällt oder es deckt Umspeicherverluste. Hier die entspr. Leistungsdauerlinie:

http://i171.photobucket.com/albums/u304/...119EEGWind1.png

Gezeichnet ist in schwarz die ursprüngliche Residualleistungslinie. In blau die Kappungen durch die verfügbaren Leistungen für's Ein-/Ausspeichern, erwartungsgemäß ist die Fläche links größer als die rechts, um die Verluste zu kompensieren. Der grüne Verlauf übersetzt das in Lageenergie - beim Einspeichern muß mehr Leistung für Lageenergie aufgewendet werden, beim Ausspeichern mehr Lageenergie für Leistung. Un beim Verlauf der Lageenergie sieht man, daß die positiven und negativen Flächen gleich groß sind. Alles so wie's sein muß, ich habe es x-mal geprüft.

Was die laufende Bilanzierung der Lageenergie und die Kapazitäten betrifft, errechne ich dann für die 2006er Zeitreihe sogar einen Speicherbedarf von fast 22 mittleren Verbrauchstagen.

Grüße,

Wolfgang Flamme

wflamme Offline



Beiträge: 187

01.11.2012 15:33
#56 RE: Zitat des Tages: Energie-Planwirtschaft Antworten

Nene, xanopos, auf Power2Gas läßt sich das Resultat so nicht übertragen. Wenn wir den Wirkungsgrad der Elektrolyse mal mit einem sehr guten Wert von 85% annehmen und den der Verstromung mit fortschrittlichen 60% (GUD), dann landen wir bei 51% Gesamtwirkungsgrad des Speicherprozesses. Und das bedeutet, daß wir den EE-Abdeckungsgrad S deutlich anheben müssen, denn diese Verluste müssen ja auch durch EE gedeckt werden. Und das bedeutet dann natürlich auch wieder extreme Überproduktionsspitzen.
Mit 60GW Elektrolyseleistung errechne ich unter sonst gleichen Annahmen ein S=1,38. Wer will das denn alles bezahlen; zu dem neuen 60GW-GUD-Kraftwerkspark noch 40% mehr EE-Produktion als man rechnerisch eigentlich bräuchte dazu, und obendrauf noch eine Wasserstoffelektrolyse mit derselben Leistung wie Gesamtdeutschland? Wer kommt denn auf solche Schnapsideen und wieso gibt's für solche Spinnereien auch noch Fördermittel und Pilotprojektgelder?

Grüße,

Wolfgang Flamme

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

01.11.2012 15:44
#57 RE: Zitat des Tages: Energie-Planwirtschaft Antworten

Zitat von wflamme im Beitrag #56
Wer kommt denn auf solche Schnapsideen und wieso gibt's für solche Spinnereien auch noch Fördermittel und Pilotprojektgelder?


Diese Pilotprojekte sind wichtig, um zu demonstrieren ob diese Technologien im größeren Maßstab funktionieren. Es ist schon ein Unterschied, ob ein paar Millionen in einige Demonstrationsprojekte investiert werden oder Milliarden ins EEG_neu(inkl. Speicher).

wflamme Offline



Beiträge: 187

01.11.2012 19:56
#58 RE: Zitat des Tages: Energie-Planwirtschaft Antworten

Ähh... lieber xanopos, man muß tatsächlich erst ausprobieren, ob Elektrolyse in großem Maßstab funktioniert? Oder Methansynthese? Oder Gasverstromung?
Und zwar, indem man sowas gerade nicht in fraglichen großen Maßstab, sondern nur im kleinen ausprobiert?

Diese Argumentation macht doch überhaupt keinen Sinn. Daß diese Techniken im Kleinen funktionieren, wissen wir doch schon lange. Bliebe zumindest die theoretische Möglichkeit, daß sie im Großen aus irgendwelchen Gründen nicht funktionieren könnten. Aber genau dies kann man mit einer Kleininstallation gerade nicht testen.

Grüße,

Wolfgang Flamme

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

02.11.2012 10:43
#59 RE: Zitat des Tages: Energie-Planwirtschaft Antworten

Zitat von wflamme im Beitrag #58
Ähh... lieber xanopos, man muß tatsächlich erst ausprobieren, ob Elektrolyse in großem Maßstab funktioniert? Oder Methansynthese? Oder Gasverstromung?
Und zwar, indem man sowas gerade nicht in fraglichen großen Maßstab, sondern nur im kleinen ausprobiert?

Diese Argumentation macht doch überhaupt keinen Sinn. Daß diese Techniken im Kleinen funktionieren, wissen wir doch schon lange. Bliebe zumindest die theoretische Möglichkeit, daß sie im Großen aus irgendwelchen Gründen nicht funktionieren könnten. Aber genau dies kann man mit einer Kleininstallation gerade nicht testen.



Technologien im industriellen Maßstab zur Stromvergasung zwecks Stromspeicherung gibt es gerade mal als kleinere Demonstrationsanlagen. Die Technologie muss aber zuverlässig sein (ist sie das?) und billig genug sein (was definitiv nicht der Fall ist!) um mit anderen Speichertechnologien (PSW) konkurrieren zu können.

wflamme Offline



Beiträge: 187

02.11.2012 17:08
#60 RE: Zitat des Tages: Energie-Planwirtschaft Antworten

Ach xanapos, für die Erarbeitung 'moderner' katalytischer Hydrierungsverfahren wurde bereits vor 100 Jahren der Nobelpreis verliehen. Vielleicht sollte man mal ein paar alte Keilschrifttafeln sichten, um was über die Zuverlässigkeit dieser Prozesse in Erfahrung zu bringen. Oder mal einen Prozeßingenieur fragen.

Wie Sie sehr richtig sagen handelt es sich da nicht um bahnbrechende Forschung und speerspitzenhaften Erkenntnisgewinn, sondern es wird lediglich demonstriert. Es ist eines dieser Projekte, wo irgendwann eine Liste vorliegt, was man alles braucht, wo man es beschaffen kann, wieviel es kostet und wie lange Montage und Inbetriebnahme etwa dauert. Und dabei könnte man es genausogut bewenden lassen und diese Liste irgendwo ins Internet zu den vielen anderen Listen stellen.

Grüße,

Wolfgang Flamme

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.560

02.11.2012 18:37
#61 RE: Zitat des Tages: Energie-Planwirtschaft Antworten

Angela locuta, causa finita:

Zitat SpOn
_______
Bund und Länder ziehen bei der Umsetzung der Energiewende an einem Strang [*]. Allerdings haben sie noch keine konkreten Lösungen für Netzausbau und Versorgungssicherheit gefunden. "Die Bürger in Deutschland können wissen, dass wir uns gemeinsam dem Ziel der Energiewende verpflichtet fühlen", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Freitag nach einem Spitzengespräch mit den Ministerpräsidenten zur Energiewende im Kanzleramt. "Und ich habe jedenfalls heute den Geist gespürt, dass wir das auch schaffen wollen und vielleicht auch schaffen können."
_______

Und wenn wir alle ganz fest daran zu glauben bereit sind, dann bin ich überzeugt, daß viele Menschen draußen im Land auch bald ein Stück weit daran glauben können. (Halten zu Gnaden, aber das hätte Helmut Kohl nicht bräsiger formulieren können.)
* Die Klärung, ob dieser Strang in einer Schlinge ausläuft & worum diese ggf. gelegt ist, steht noch aus.

wflamme Offline



Beiträge: 187

03.11.2012 12:27
#62 RE: Zitateritis; Schopenhauer Antworten

Hier noch eine interessante Beobachtung (Quelle: Die Welt):

Zitat
Pumpspeicherkraftwerke (PSW) - wie das des Energiekonzerns E.on am Edersee - warfen bis zum eingeläuteten Atomausstieg hohe Profite ab. Seither ist die Speichernutzung laut dem Bundesverband für Windenergie um 70 Prozent zurückgegangen. Rund drei Millionen Euro habe das PSW jährlich in die Stadtkasse gespült, für das laufende Jahr rechnet der Bürgermeister nur noch mit 300.000 Euro.



Wohlgemerkt: Die Speichernutzung bricht auf 30% ein, die Erträge aus der Speichernutzung noch weit stärker. Parallel dazu werden von der Politik trotzdem ambitionierte Pläne zur Erschließung weiterer und weit teurerer Speicher entwickelt, weil die angeblich dringend gebraucht werden. Das wäre schonmal das erste Paradoxon.

Das zweite Paradoxon:

Zitat
Die Mittagsspitzen der Stromnachfrage würden zunehmend von erneuerbaren Energien abgedeckt, erklärt die Sprecherin. Außerdem seien am Großmarkt die Strompreise derart billig, dass viele PSW nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben seien.


Und die Gemeinde begegnet der Herausforderung durch Problemintensivierung und -abwälzung:

Zitat
Die Gemeinde sei vorbereitet auf die Energiewende - gewinnbringend. Auf der Einnahmenseite tauche bereits an ganz neuer Posten auf: Sonnenenergie. An den Südhängen rings um die einzelnen Dörfer sind in den vergangenen Jahren etliche Solaranlagen errichtet worden. Und auch hierüber lasse sich Gewerbesteuer einnehmen, sagt Gottschalk.



PS:
Die Gründe für die schwindende Auslastung sind natürlich nicht nur in der Spitzenpreisdämpfung der PV zu suchen (zumal deren Beiträge im Winterhalbjahr sehr bescheiden ausfallen). Einen deutlichen Einfluß dürfte auch eine wachsende Autokorrelation der Residualleistung durch die Windenergie haben. Griffiger ausgedrückt: Die Wahrscheinlichkeit, an einem Tag mit Überschüssen auch am Folgetag noch Überschüsse zu haben (oder bei Mangel auch am Folgetag noch Mangel) steigt an. Dann sind die Speicher allerdings bereits voll (oder leer). Die durchschnittliche Wartezeit zwischen Befüllung und Entleerung des Speichers steigt also an bzw. die Umschlaghäufigkeit des Speichers nimmt ab. Da die Rentabilität von Pumpspeichern nicht nur von einer wirtschaftlichen Preisdifferenz zwischen ein- und ausgespeicherter Arbeit abhängt, sondern auch empfindlich davon, wie häufig diese realisiert wird, besteht hier eine ganz empfindliche wirtschaftliche Abhängigkeit von der Umschlaghäufigkeit.

Grüße,

Wolfgang Flamme

Hausmann Offline



Beiträge: 710

03.11.2012 12:57
#63 RE: Gesetze des Bundestages Antworten

Was die erwähnten Speicher angeht, so denkt Vattenfall wohl darüber nach, bis 2020 drei bis vier seiner 8 PSW abzuschalten wg schrumpfender Rendite und energiepolitischer Unklarheit. Eon tritt beim Ausbau von Waldeck 2 auf die Bremse.

Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

03.11.2012 13:00
#64 RE: Zitateritis; Schopenhauer Antworten

Zitat von wflamme im Beitrag #62

Wohlgemerkt: Die Speichernutzung bricht auf 30% ein, die Erträge aus der Speichernutzung noch weit stärker. Parallel dazu werden von der Politik trotzdem ambitionierte Pläne zur Erschließung weiterer und weit teurerer Speicher entwickelt, weil die angeblich dringend gebraucht werden. Das wäre schonmal das erste Paradoxon.

Nach dem was ich so mitbekomme, geht es den Gaskraftwerken ja ähnlich. Eigentlich zu teuer um durchzulaufen, andererseits aber als Spitzenlastbooster immer weniger gefragt. Und wenn es, wie im letzten Winter, doch mal hart auf Kante kommt, dann brauchen die Russen ihr Gas selbst und hierzulande werden die Kraftwerke abgeknipst, damit die Haushalte wenigstens 'ne warme Bude haben.

Nach den forecasts sowohl der zentralen Energieplankommission im Keller des Kanzlerinnenhauptquartiers, als auch denen der Energiewirtschaft sollte das doch alles ganz anders werden, oder? Whealth and sustainability, das ist Zubau von renewable Zufallsstromerzeugung nach Laune der Natur plus Gaskraft- und Pumpspeicherifizierung des ganzen Landes (frei nach W.I.Uljanow).
Ich halte es aber für höchst unwahrscheinlich, dass die Großplaner daraus den Schluss ziehen könnten, dass wirtschaftliche Zentralplanerei einfach mal für die Füße ist. Denn den Ökologismus in seinem Lauf...

Beste Grüße, Calimero

----------------------------------------------------
Calimeros Rumpelkammer - Ein Raum für freie Rede und Gedanken, mittendrin im Irrenhaus.

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

03.11.2012 13:58
#65 RE: Gesetze des Bundestages Antworten

Zitat von Hausmann im Beitrag #63
Was die erwähnten Speicher angeht, so denkt Vattenfall wohl darüber nach, bis 2020 drei bis vier seiner 8 PSW abzuschalten wg schrumpfender Rendite und energiepolitischer Unklarheit. Eon tritt beim Ausbau von Waldeck 2 auf die Bremse.
Lassen sich PSW ohne Probleme einmotten?

AldiOn Offline




Beiträge: 983

03.11.2012 14:00
#66 Die Gas zu Kohle Verschwörung der Atomindustrie Antworten

Zitat von wflamme im Beitrag #62
Hier noch eine interessante Beobachtung (Quelle: Die Welt):

Das zweite Paradoxon:

Zitat
Die Mittagsspitzen der Stromnachfrage würden zunehmend von erneuerbaren Energien abgedeckt, erklärt die Sprecherin. Außerdem seien am Großmarkt die Strompreise derart billig, dass viele PSW nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben seien.


Was ist denn unter diesen Bedingungen von der folgenden Auffassung zu halten (ich stelle mir vor, daß es nicht sinnvoll ist Kohlekraftwerke "über mittag" einfach mal so abzuschalten):ENERGIE Stromerzeugung aus Kohle seit Jahresbeginn um sechs Prozent gestiegen. Die Bundesrepublik erwartet riesigen Exportüberschuss- taz.de

Zitat
Deutschlands Kraftwerksbetreiber fluten das Netz mit Kohlestrom. In den ersten neun Monaten des Jahres 2012 erzeugten die hiesigen Braunkohlekraftwerke 117 Milliarden Kilowattstunden Strom - ein Anstieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 6,4 Prozent. Die Stromerzeugung aus Steinkohle stieg zugleich um 6,3 Prozent auf 85,6 Milliarden Kilowattstunden. Mitverantwortlich für diese Entwicklung ist die Inbetriebnahme zweier riesiger Braunkohleblöcke in Neurath, die jeweils 1.100 Megawatt leisten. So verdrängt die Kohle zunehmend die Stromerzeugung aus Erdgas, die im Vergleich zum Vorjahr um 12 Prozent zurückging.

Dass Deutschland den erzeugten Kohlestrom häufig gar nicht benötigt, stört die Kraftwerksbetreiber offenkundig nicht - sie exportieren ihn im großen Stil. Ein Beispiel: Am Tag der Deutschen Einheit produzierten die Solarstromanlagen mittags bis zu 12.000 Megawatt und sorgten damit für ein üppiges Stromangebot. Gleichwohl wurde die Erzeugung der Braunkohlekraftwerke mit 16.000 bis 17.000 Megawatt weitgehend konstant gehalten - und so flossen stundenlang 5.000 bis 7.000 Megawatt ins Ausland.

Weil eine solche Konstellation inzwischen regelmäßig vorkommt, steuert Deutschlands Stromwirtschaft im Jahr 2012 auf einen riesigen Exportüberschuss zu. Die Differenz von Exporten und Importen summiert sich seit Jahresbeginn inzwischen auf fast 17 Milliarden Kilowattstunden. Damit floss seit Januar im Mittel die Produktionsmenge von zwei Atomkraftwerken oder drei mittelgroßen Kohleblöcken ins Ausland.

Den Autor stört natürlich die Behauptung der von ihm sog. Atomindustrie, daß statt Atomstrom nur Kohlestrom produziert und verkauft wird. Nun habe ich die Vorstellung daß die Energieerzeuger Lieferverträge über Strom haben bzw. Bedarf gewinnbringend ausgleichen. Sodann es heißt es

Zitat
Die Gaskraftwerke werden in den Zeiten der stärksten Stromnachfrage durch die Photovoltaik verdrängt.

Das ist ja wohl auch so gedacht, weil man Gaskraftwerke schnell hoch/runterfahren kann. Im Kommentar dazu heißt es dann aber:

Zitat
Aber es findet eine fatale Verschiebung vom Gas zur Kohle statt.



Vielleicht kennen Sie ja die technischen Hintergründe die zu dieser - nach meinem Eindruck - Verschwörungstheorie führen. Gibt es denn überhaupt diese Austauschbarkeit von Gas- zu Kohleanlagen?

wflamme Offline



Beiträge: 187

03.11.2012 14:09
#67 RE: Zitat des Tages: Energie-Planwirtschaft Antworten

Grüße,

Wolfgang Flamme

wflamme Offline



Beiträge: 187

03.11.2012 16:02
#68 RE: Die Gas zu Kohle Verschwörung der Atomindustrie Antworten

Zitat
Das ist ja wohl auch so gedacht, weil man Gaskraftwerke schnell hoch/runterfahren kann.



Aber es ist halt schwer, mit der Nichtproduktion Geld zu verdienen. Und daß die EE mit ihren ausgeprägten Produktionsspitzen und ihrem gesetzlich verbrieften Einspeisevorrang eben gerade teure Spitzenkraftwerke aus der Merit-Order drängen ist nachvollziehbar. Wirtschaftlich könnte diese Reduzierung der Betriebsstunden nur durch entsprechend gesalzenere Preise im tatsächlichen Einsatzfall aufgefangen werden. Aber da scheinen wir wohl an den Punkt zu kommen wo es wirtschaftlicher ist, das tendenziell mit unflexiblerer Kohle abzudecken und die anfallenden Überschüsse halt preiswert zu verscherbeln.

Und so richtig problemlos ist das mit den flexiblen Gaskraftwerken nicht. Gasturbinen reagieren zwar schnell, aber als reine Gasturbinen ist ihr Wirkungsgrad eher bescheiden. GUD hingegen sind ziemlich empfindliche Prozesse, ich habe wohl mal was von etwa 30% Fehlstartquote gelesen. Dann hat es ja noch Bestrebungen gegeben, an die Gasverstromung Wärmenutzungen anzuflanschen; diese Prozesse kann man auch nicht unbedingt so abhängen, wie's der Stromproduktion gerade gefällt. Und generell schlägt die Wechselbelastung eben deutlich auf Verschleiß und Ermüdung.

PS: Witzig - besser: witazig - ist natürlich, daß die taz genau weiß, daß der böse Kohlestrom exportiert wird und wir den guten EE-Strom vollständig selbst verbrauchen. Man könnte natürlich auch argumentieren, daß wir von der EE-Produktion das behalten, was uns gerade halbwegs in den Kram paßt und den Rest billig verscherbeln. Aber das wär' wohl volkspädagogisch kontraproduktiv interpretiert.
2009 sah der kurzfristige Zusammenhang zwischen Windstromproduktion und Export jedenfalls so aus:
http://i171.photobucket.com/albums/u304/...export_2009.png

Ich hatte für die Grafik damals die stündlichen Momentanbilanzen der Netzknoten (Quelle damals: etsovista.org) erstellt und davon deren gleitenden Mittelwert subtrahiert; damit behielt ich nur die kurzfristigen Schwankungen übrig und konnte saisonale und andere langsame Veränderungen ausblenden. Diese kurzfristigen Schwankungen habe ich dann über der Windstromeinspeisung aufgetragen.

Grüße,

Wolfgang Flamme

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

03.11.2012 16:27
#69 RE: Zitateritis; Schopenhauer Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #51
(...)
P.S. Arthur Schopenhauer, Parerga und Paralipomena, Zweiter Teilband, S. 663 (zit. n.d. Ausg. Zürich 1977), Kapitel 26: "Psychologische Bemerkungen":
§ 356 "Daß die niedrigste aller Geistesthätigkeiten die arithmetische sei, wird dadurch belegt, daß sie die einzige ist, welche auch durch eine Maschine ausgeführt werden kann; wie denn jetzt in England dergleichen Rechenmaschinen bequemlichkeitshalber schon in häufigem Gebrauche sind. - Nun läuft aber alle analysis finitorum et infinitorum im Grunde doch auf Rechnerei zurück. Danach bemesse man den 'mathematischen Tiefsinn', über welchen schon Lichtenberg (Vermischte Schriften, 1, 198) sich lustig macht, indem er sagt: 'Die sogenannten Mathematiker haben sich, auf die Unmündigkeit der übrigen Menchen gestützt, einen Kredit von Tiefsinn erworben, der viel Aehnlichkeit mit dem von Heiligkeit hat, den die Theologen für sich haben.'"

P.P.S.: Hier: http://books.google.de/books?id=_nERAAAA...tenberg&f=false
(Brockhaus, 1851) findet sich das Zitat S. 493.


Und hier das Argument auch für den mathematisch Unvorbelasteten noch einmal in seiner ganzen logischen Pracht:

Zitat

"Daß die niedrigste aller Geistesthätigkeiten das Hinschreiben von Buchstaben sei, wird dadurch belegt, daß sie die einzige ist, welche auch durch eine Maschine ausgeführt werden kann; wie denn jetzt in England dergleichen Schreibmaschinen bequemlichkeitshalber schon in häufigem Gebrauche sind. - Nun läuft aber alles Verfassen von Romanen oder philosophischen Tractaten im Grunde doch auf Buchstabenschreiberei zurück. Danach bemesse man die Leistungen der Dichter und Denker, über welche schon Lichtenberg sich lustig macht, indem er sagt: 'Wenige Bücher kosten soviel Zeit zu schreiben als zu binden, und alles daran erfordert Fleiß und Sorgfalt, das Papier, das Setzen und Drucken, das Binden, nur das Verfertigen nicht.'" (Harro Pustenhaucher, Vermischte Schriften, o.O., o.J., S. 169)

Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

03.11.2012 17:08
#70 RE: Die Gas zu Kohle Verschwörung der Atomindustrie Antworten

Zitat von AldiOn im Beitrag #66

Vielleicht kennen Sie ja die technischen Hintergründe die zu dieser - nach meinem Eindruck - Verschwörungstheorie führen. Gibt es denn überhaupt diese Austauschbarkeit von Gas- zu Kohleanlagen?

Ja klar, entscheidend ist doch "was hinten raus kommt". Und da liefert halt der, der es am preisgünstigsten kann. Die Zeiten in denen man den Kraftwerkspark scharf in Grund-, Mittel- und Spitzenlast trennen konnte, sind vorbei. Entgegen der landläufig vorherrschenden Pressemeinung sind z.B. Braunkohlekraftwerke eben keine geradeaus vor sich hinbrummenden, unflexiblen Supertanker mehr. Die wurden halt auf die neuen volatileren Anforderungen hin optimiert, und fahren jetzt eben im Normalbetrieb mit locker angezogener Handbremse.
Und in den 5 Minuten, die eine Gasturbine zum Anlaufen braucht, hat ein Kohleblock halt auch seine Leistung um 10, 15 Prozent erhöht. Das sind bei den Großkraftwerken halt schonmal dreistellige MW-Beträge pro Block. Runter geht's auch ziemlich fix und die technisch mögliche Mindestleistung wurde auch schon nach unten hin verschoben. Steinkohle ist da sogar noch ein bissl flexibler.

Wofür da noch teures Gas verheizen? Und so eine GT möchte ja auch noch in relativ kurzen Abständen für teures Geld gewartet werden. Jeder Start frisst da mal das Vierzigfache einer normalen Betriebsstunde weg. Also der taz-Schreibstift hat ehrlich gesagt null Plan von Betriebswirtschaft und keine Ahnung von Stromerzeugung und Vertrieb.

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Calimeros Rumpelkammer - Ein Raum für freie Rede und Gedanken, mittendrin im Irrenhaus.

strubbi77 Offline



Beiträge: 337

03.11.2012 18:53
#71 RE: Zitat des Tages: Energie-Planwirtschaft Antworten

Zitat von wflamme im Beitrag #67
Hier nochmal eine provisorische Kostenabschätzung zum Thema Power2Gas in der Zeitschrift ewt...
Schöne Rechnung. Ich denke, dass man auch ein Post-EEG Szenario berechnen müßte.

Leitstudie Umweltbundesamt Seite 58. Ziel 2050:
275 GW PV
060 GW Wind onshore
045 GW Wind offshore
005 GW Wasserkraft
006 GW Geothermie
unb GW Abfallbiomasse

Da ist der Wert einer kWh für 1600h im Jahr ziemlich sicher bei 0. Aber es wird sich selbst mit 0,001 ct/kWh + Netzkosten nicht rechnen.
Ich rechne in meinem Modell mit Vergleichszahlen von Wind und PV-Produktion von April 2011 bis März 2012. (offshore = onshore Wind, 12 GW Wasserkraft + Biomasse immer zur Verfügung, sorgen aber nicht für Speicherbedarf)
Bei 40 GW Power2Gas und 1600-2400h Vollaststunden kommen damit 80 TWh weggespeicherter Strom zusammen und 50 TWh müssen trotzdem noch weggeworfen werden. Ertrag davon dann maximal wieder 30 TWh Strom.

Da kann man fast über einen thermischen Speicher nachdenken. Bei 300°C zu 25°C bleiben zwar maximal 48% übrig. Und man muß noch über Einspeicher und sonstige Verluste nachdenken. Aber vielleicht sind ja höhere Speicherleistungen möglich.

Interessant wäre es dazu die Börsenstrompreise zu simulieren ... (Mit/Ohne PSW ...)

AldiOn Offline




Beiträge: 983

03.11.2012 19:07
#72 RE: Die Gas zu Kohle Verschwörung der Atomindustrie Antworten

Zitat von Calimero im Beitrag #70
Entgegen der landläufig vorherrschenden Pressemeinung
Nun, die hatte ich bis eben ja auch.


Zitat von Calimero im Beitrag #70
Also der taz-Schreibstift hat ehrlich gesagt null Plan von Betriebswirtschaft und keine Ahnung von Stromerzeugung und Vertrieb.
Wäre es anders wäre er ja kein Journalist geworden.
Vermutlich werden auch die moderneren Kohlekraftwerke

Zitat
Mitverantwortlich für diese Entwicklung ist die Inbetriebnahme zweier riesiger Braunkohleblöcke in Neurath,die jeweils 1.100 Megawatt leisten.

nicht mehr solche Dreckschleudern sein, wie das früher mal war. CO2 stoßen sie natürlich aus und das mißfällt dem taz-Autor. Wobei es ihm am meisten mißfällt, daß die sog Atomlobby ein Argument haben könnte.

Zitat von Calimero im Beitrag #70
Und so eine GT möchte ja auch noch in relativ kurzen Abständen für teures Geld gewartet werden. Jeder Start frisst da mal das Vierzigfache einer normalen Betriebsstunde weg.
Wenn ich Sie richtig verstehe, sind diese GTs für den Ausgleich der volatilen Stromproduzenten sogar eher weniger geeignet.
Da haben wir dann ja noch eine weitere Zwickmühle der Energiewende. Ein besserer Puffer wären dann Kohlekraftwerke, die aber aus ideologischen Gründen gar nicht gemocht sind. Die werden dann über kurz oder lang verboten/zwangsverschrottet und dann durch noch teurere Gasanlagen ersetzt - wobei die dann garantiert kein Schiefergas (auch nicht aus den USA) verwenden dürfen.

wflamme Offline



Beiträge: 187

03.11.2012 20:48
#73 RE: Die Gas zu Kohle Verschwörung der Atomindustrie Antworten

Zitat
275 GW PV

...

Da würde sich dann der Haartrockner meiner Tochter umgehend in eine Interkontinental-Plasmakanone verwandeln, fürchte ich. Es wird aber da nur als Potential aufgeführt, ich las was von 120GW. Mit dem Haartrockner kann man dann nur die europäischen Nachbarn bedrohen.

Grüße,

Wolfgang Flamme

strubbi77 Offline



Beiträge: 337

03.11.2012 22:44
#74 RE: Die Gas zu Kohle Verschwörung der Atomindustrie Antworten

Zitat von wflamme im Beitrag #73

Zitat
275 GW PV
...Da würde sich dann der Haartrockner meiner Tochter umgehend in eine Interkontinental-Plasmakanone verwandeln, fürchte ich. Es wird aber da nur als Potential aufgeführt, ich las was von 120GW. Mit dem Haartrockner kann man dann nur die europäischen Nachbarn bedrohen.

Ok, man sollte bis zum Schluss lesen ...
Dann gehen auch die Horrorzahlen nach unten. Das Ziel maximal 1% Strom wegzuwerfen kommt dann sogar hin.
Nur fehlt immer noch die Marktbetrachtung ...

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

04.11.2012 10:22
#75 RE: Zitat des Tages: Energie-Planwirtschaft Antworten

Zitat von strubbi77 im Beitrag #71
Leitstudie Umweltbundesamt Seite 58. Ziel 2050:
275 GW PV
060 GW Wind onshore
045 GW Wind offshore
005 GW Wasserkraft
006 GW Geothermie
unb GW Abfallbiomasse


Teilweise habe ich das Gefühl solche Zahlen werden gewürfelt. Mal mehr PV, dafür weniger Wind, woanders umgekehrt. Mal mit Offshore Wind, mal ohne.
Photon hat im der Otober-Ausgabe folgenden Mix vorgeschlagen:
170GW PV (onshore)
330GW Wind onshore
000GW Wind offshore (seitdem Offshore-Wind eine höhere Vergütung als PV bekommt, ist es für die Leute von Photon ein Teufelszeug.)

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