Zitat von ratloser im Beitrag #25 Wenn dann noch eine demographische Umwälzung dazu kommt (Austausch der autochthonen Bevölkerung gegen soziokulturell gehandicapte Zuwanderergruppen; niedrige Reproduktionsraten leistungsfähiger, hohe Reproduktionsraten leistungs"gehandicapter" autochthoner Bevölkerungsgruppen), geht es seinen Gang. Und das betrifft alle westlichen Gesellschaften.
Für eine rationale Politik gibt es schlichtweg keine Mehrheiten mehr, auch in den USA nicht.
In gewisser Weise hat sich der linke Utopismus sein eigenes Grab geschaufelt.
Die Analyse ist gewiß durchgängig richtig, nur würde ich noch einen verschlimmernden Aspekt hinzufügen: leider ist das geschaufelte Grab und die Leiche darin noch sehr, sehr weit weg. Linkem Utopismus dürfte eher ein recht langes Siechtum denn ein schneller Tod beschieden sein. Für die DDR stehen 40 stramme Jahre zu Buche, für die UdSSR gar 70 Jahre.
Eine Mischform der Gesellschaft aus Resten von Marktwirtschaft gepaart mit viel Staatsintervention und ein paar kleinen Freiheiten für die Bürger kann wohl sogar für 100 und mehr Jahre durchhalten. However: the future is unpredictable. Es bleibt interessant. Und außerdem bleibt bei aller Betrachtung historischer Niedergänge und Degenerationen stets die Frage offen, wann, wo und wie es denn zu den vorher offenbar notwendigen Aufschwüngen und Hochentwicklungen kam. Darum sollte man sich doch mal ein wenig mehr kümmern...
MfG
Thanatos
--
Unmögliches erledigen wir sofort.
ratloser
(
gelöscht
)
Beiträge:
05.11.2012 12:51
#27 RE: Obama wird sehr wahrscheinlich gewinnen - Demografisch - kultureller Wandel
Die Analyse ist gewiß durchgängig richtig, nur würde ich noch einen verschlimmernden Aspekt hinzufügen: leider ist das geschaufelte Grab und die Leiche darin noch sehr, sehr weit weg. Linkem Utopismus dürfte eher ein recht langes Siechtum denn ein schneller Tod beschieden sein. Für die DDR stehen 40 stramme Jahre zu Buche, für die UdSSR gar 70 Jahre.
Eine Mischform der Gesellschaft aus Resten von Marktwirtschaft gepaart mit viel Staatsintervention und ein paar kleinen Freiheiten für die Bürger kann wohl sogar für 100 und mehr Jahre durchhalten. However: the future is unpredictable. Es bleibt interessant. Und außerdem bleibt bei aller Betrachtung historischer Niedergänge und Degenerationen stets die Frage offen, wann, wo und wie es denn zu den vorher offenbar notwendigen Aufschwüngen und Hochentwicklungen kam. Darum sollte man sich doch mal ein wenig mehr kümmern...
MfG
Thanatos
Lummaland ist abgebrannt. Die demographischen Verwerfungen sind rapide zunehmend, der Staat alsbald de facto pleite. Das gibt kein stable state für 100 Jahre mehr...
Aufschwünge und Hochentwicklungen tragen ihre Wurzeln kontradiktisch schon im Namen... ;-)
Zitat von 123 im Beitrag #23Die Wahrscheinlichkeit steigt beständig, daß Politikinhalte wie sie die Konservativen vertreten, nie mehr Mehrheitsfähig sein werden. D.h. die Republikaner werden zu permanenten Opposition mit ständig sinkender Bedeutung werden.
Glaube ich nicht. Es gab noch vor wenigen Jahren einen republikanischen Präsidenten, der ziemlich überzeugend wiedergewählt worden ist. Und es gab gerade vor zwei Jahren einen Erdrutschsieg der Republikaner bei den Kongreßwahlen.
Wenn Romney verlieren sollte, dann liegt das im wesentlichen an persönlichen Problemen, nicht an der Wählerstruktur.
ratloser
(
gelöscht
)
Beiträge:
05.11.2012 13:20
#29 RE: Obama wird sehr wahrscheinlich gewinnen - Demografisch - kultureller Wandel
Zitat von 123 im Beitrag #23Die Wahrscheinlichkeit steigt beständig, daß Politikinhalte wie sie die Konservativen vertreten, nie mehr Mehrheitsfähig sein werden. D.h. die Republikaner werden zu permanenten Opposition mit ständig sinkender Bedeutung werden.
Glaube ich nicht. Es gab noch vor wenigen Jahren einen republikanischen Präsidenten, der ziemlich überzeugend wiedergewählt worden ist. Und es gab gerade vor zwei Jahren einen Erdrutschsieg der Republikaner bei den Kongreßwahlen.
Wenn Romney verlieren sollte, dann liegt das im wesentlichen an persönlichen Problemen, nicht an der Wählerstruktur.
Ich teile Ihre Sicht der Dinge nicht...ich würde sie jedoch gerne teilen können.
Mit dem Programm Reagans wäre Bush junior never ever gewählt worden. Schon der Unterschied zwischen McCain und Obama war im wesentlichen einer der Hautfärbung und des Charismas, weniger einer der politischen Position. Der Erdrutschsieg der Republikaner bei den Kongreßwahlen hatte verschiedene Gründe, unter anderem die gegenüber der Obama-Kürung schwache Mobilisierung der schwarzen Bevölkerungsgruppe und vieler zwischenzeitlich ernüchterter weißer Obama-Wähler.
Die Linke kann am Ende aber immer darauf vertrauen, dass der utopistische Manichäismus greift...Gut gegen Böse.
Aber solche fast schon transzendentellen Überlegungen werden zukünftig immer unwichtiger, weil genügend Wähler vom Staat leben. Entweder die Politiker spielen das Spiel mit oder sie sind nicht mehr mehrheitsfähig. Vergleichen sie mal die politischen Positionen der heutigen CDU mit denen der SPD vor 30 Jahren...
Huch, das klingt ja als ob die Republikaner gar keine Partei des lupenrein demokratischen Spektrums mehr wären:
Zitat von Pitzkeauffällige Diskrepanzen, mit je acht- bis zehnprozentigem Vorteil für Republikaner-Kandidaten - und gleichem Nachteil für die Demokraten. (...) ...eroberten die Republikaner viele Landesparlamente. Seither setzen sie alles daran, das Wahlrecht dort zu verschärfen. (...) Benachteiligt sind dadurch meist Minderheiten und Arme, die keine Führerscheine oder Reisepässe haben - traditionell demokratische Wählergruppen. (...) Tea-Party-Gruppe "True the Vote" ist berüchtigt dafür, ..., um die Betroffenen dann zu diskreditieren und am Stimmgang zu hindern. (...) ein Mann verhaftet, der Tausende Wählerregistrierungen vernichtet haben soll. Er war von den Republikanern angeheuert worden.
Und dazu noch die Wahlautomatenfirma, die ja also fast irgendwie von Romney gekauft wurde und die Bosse, welche ihre Angestellten zur Wahl Romneys drängen.
Es fehlen noch Erpressungen, Bestechungen, Wählerkauf, vorangekreuzte Wahlzettel und vorgefüllte Wahlurnen. Sobald Pitzke endlich erste republikanische Todesschwadronen in "traditionell demokratischen Wohnvierteln" auszumachen meint, wird es Zeit die Reps endgültig zu verbieten. Jetzt schon unglaublich, dass die immer noch zur Wahl antreten dürfen.
---------------------------------------------------- Calimeros Rumpelkammer - Ein Raum für freie Rede und Gedanken, mittendrin im Irrenhaus.
Tja, dagegen waren die Wahlen in Ägypten und jüngst in der Ukraine ja richtig korrekt.
Die Sache mit den Wahlcomputern in Ohio und der zugehörigen Verschwörungstheorie habe ich ja schon beleuchtet. Hübsch auch diese Passage:
Zitat Im November 2010 eroberten die Republikaner viele Landesparlamente. Seither setzen sie alles daran, das Wahlrecht dort zu verschärfen. Mehr als ein Dutzend Staaten haben Gesetze erlassen, die Wählen nur noch mit Ausweis erlauben und die Frühwahlphase verkürzen.
Man stelle sich das vor: Die Wähler sollen sich identifizieren müssen, wenn sie im Wahllokal erscheinen! Einer kann also nicht einfach ins Wahllokal X gehen und dort als Al Smith wählen, und dann ins Lokal Y nebenan und als John Doe seine Stimme noch einmal abgeben!
Und die teilweise eineinhalb Monate betragende Frist, in der Wahllokale bereits für early voting geöffnet sind (etwas, das es in den meisten Demokratien gar nicht gibt) soll verkürzt werden! Da sieht man mal wieder, wie sie manipulieren, die Repubulikaner.
Herzlich, Zettel
PS: Informationen zum early voting findet man hier. Auch in diesem Punkt ist wieder zu sehen, wieviel in den USA jeder Bundesstaat in eigener Verantwortung entscheiden kann.
Zitat von Zettel im Beitrag #31Und die teilweise eineinhalb Monate betragende Frist, in der Wahllokale bereits für early voting geöffnet sind (etwas, das es in den meisten Demokratien gar nicht gibt) soll verkürzt werden! Da sieht man mal wieder, wie sie manipulieren, die Repubulikaner.
Zitat von Zettel im Beitrag #1Seit etlichen Tagen liegt bei mir eine Folge der Serie "US-Präsidentschaftswahlen 2012" auf Eis, die ich immer wieder umgeschrieben habe, weil die Daten sich ständig ändern. Sie kommt in den nächsten Tagen.
In diesem Artikel vom Samstag habe ich als einen Grund für Obamas zu erwartenden Sieg die publizistische Unterstützung genannt, die er erfährt. Es ist in den USA üblich, daß Zeitungen sich einige Tage vor der Wahl in einem Editorial, das die Mehrheitsmeinung der Redaktion ausdrückt, für den einen oder den anderen Kandidaten aussprechen (endorsement). Die großen Zeitungen haben sich überwiegend für Obama entschieden.
Die jetzige Marginalie beleuchtet, wie extrem diese Bevorzugung Obamas sogar in Slate ist; einem Medium, das - anders als beispielsweise die Huffington Post oder Daily Kos - keineswegs eindeutig links positioniert ist.
Zitat von Zettel im Beitrag #31Und die teilweise eineinhalb Monate betragende Frist, in der Wahllokale bereits für early voting geöffnet sind (etwas, das es in den meisten Demokratien gar nicht gibt) soll verkürzt werden! Da sieht man mal wieder, wie sie manipulieren, die Repubulikaner.
Sie bedeuten, lieber Leibniz, Agitation. Die Fotos zeigen überwiegend schwarze Wähler in diesen Schlangen - so, als wären sie es, die allein oder hauptsächlich vom early voting Gebrauch machen würden. Es soll suggeriert werden, daß die Zeitbeschränkungen selektiv die Wähler Obamas treffen.
Tatsächlich treffen sie natürlich Wähler aus allen Gruppen und Schichten. Deshalb sind Einschränkungen auch nicht gegen Demokraten gerichtet; so wenig, wie die Pflicht, sich auszuweisen.
Auch dazu schreibt Marc Pitzke übrigens Irreführendes: Man muß keineswegs einen Reisepaß oder Führerschein vorzeigen, wie er behauptet; es genügt die social security card, die auch so gut wie jeder Schwarze hat.
Zitat Man muß keineswegs einen Reisepaß oder Führerschein vorzeigen, wie er behauptet; es genügt die social security card, die auch so gut wie jeder Schwarze hat.
Sicher? Ich dachte genau das sein ein Knackpunkt, dass eben diese Card nicht genutzt werden darf? Die Social Security Number evtl. indirekt, aber die Card?
Zitat Man muß keineswegs einen Reisepaß oder Führerschein vorzeigen, wie er behauptet; es genügt die social security card, die auch so gut wie jeder Schwarze hat.
Sicher? Ich dachte genau das sein ein Knackpunkt, dass eben diese Card nicht genutzt werden darf? Die Social Security Number evtl. indirekt, aber die Card?
Das ist von Staat zu Staat verschieden; insofern hatte ich das zu pauschal formuliert. Hier ist ein Überblick über die derzeitigen und ggf. geplanten Bestimmungen in jedem Staat der USA.
Zitat von 123 im Beitrag #23Die Wahrscheinlichkeit steigt beständig, daß Politikinhalte wie sie die Konservativen vertreten, nie mehr Mehrheitsfähig sein werden. D.h. die Republikaner werden zu permanenten Opposition mit ständig sinkender Bedeutung werden.
Glaube ich nicht. Es gab noch vor wenigen Jahren einen republikanischen Präsidenten, der ziemlich überzeugend wiedergewählt worden ist. Und es gab gerade vor zwei Jahren einen Erdrutschsieg der Republikaner bei den Kongreßwahlen.
Wenn Romney verlieren sollte, dann liegt das im wesentlichen an persönlichen Problemen, nicht an der Wählerstruktur.
Es gibt schon einen Trend, der die Republikaner sorgen sollte. 1. Seit 1988 (!) hatten sie bei Präsidentschaftswahlen nur ein einziges Mal (nämlich 2004) einen (knappen) Vorsprung bei der poular vote. 2. 2012 gab es eigentlich etliche Faktoren, die die Republikaner begünstigten. Das Land ist in der Rezession. Die Wirtschaft ist deshalb das bestimmende Thema. Der Amtsinhaber ist erkennbar kein Wirtschaftsfachmann, der Herausforderer schon. Der Amtsinhaber hat sich relativ deutlich links positioniert (siehe dessen Gesundheitsreform), während der Herausforderer ein Mann der Mitte ist (siehe ebenfalls dessen Gesundheitsreform, die er mit einer demokratischen Legislature in seinem Staat umsetzte). Wenn es in dieser Situation trotzdem nicht für einen Wechsel reicht, wann dann? 3. Die demographische Entwicklung läuft gegen die Republikaner. Und diese demographische Entwicklung ist deutlich massiver als wir das in Deutschland gewohnt sind. (Man muss sich zum Vergleich vorstellen, alle Türken hätten in Deutschland Wahlrecht. Dann bekommt man einen Eindruck, wie die "Latino Vote" die USA politisch verändert). Wenn es 2012 unter vergleichsweise günstigen Rahmenbedingungen nicht mehr für einen republikanischen Präsidenten reichte, wie sieht es dann 2016,2020 oder 2024 aus? Die demographische Entwicklung ist dann nämlich noch weiter gelaufen. (und womöglich ist Puerto Rico dann der 51.Bundesstaat). Spätestens wenn Texas aufgrund der zunehmenden Latino Vote kippt, ist ein Wahlsieg für einen Republikaner unmöglich geworden.
Einerseits.
Andererseits gibt es natürlich auch Lichtblicke für die Republikaner. Die republikanische Mehrheit unter den Gouverneuren ist 2012 sogar noch einmal leicht gestigen. Und die republikanische Mehrheit im Repräsentantenhaus ist ungebrochen. Letzteres ist sogar ein beachtenswerter Gegentrend: von 1933 bis 1995 gab es im Repräsentantenhaus sage und schreibe 60 Jahre lang eine demokratische Mehrheit und nur 2 Jahre eine republikanische. 1995 ist das gekippt. Seither gab es nur noch 4 demokratisch dominierte Jahre. (siehe diese interessante Graphik: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/co...esentatives.PNG)
Es wäre also falsch, den Rpubikanern die Mehrheitsfähigkeit abzusprechen. Es ist auch absolut nicht klar, wie die Tea Party die republikanischen Chancen beeinflusst. Einerseits hat sie womöglich die Wahl Romneys unterminiert, weil sie moderate Wähler verschreckte. Andererseits sorgte die Tea Party für das stärkste republikanische Gewicht im Repräsentantenhaus seit 90 (!) Jahren. Welche strategischen Lehren die Republikaner aus den Ergebnissen von 2012 ziehen werden bzw. ziehen sollten ist also nicht klar.
Ich verstehe die Aufregung über die Wiederwahl nicht. Der Ausbgang war schon zuvor abzusehen und in den Bereichen, die uns Europäer unmittelbar angehen, Außen- und Sicherheitspolitik, unterscheiden sich die beiden Kandidaten nicht besonders. Im Gegenteil, Obama hat das Ansehen der USA bei vielen Europäern nach der Amtszeit Bushs wieder erhöht. Ist das nicht ein Vorteil für einen "Liberalkonservativen"?
das sind viele sehr interessante Punkte, die ich weitgehend teile. Allerdings bin ich über die Charakterisierung von Obama vs. Romney anhand ihrer jeweiligen Gesundheitsreform gestolpert. Schließlich hat ja Obama seine Gesundheitsreform ganz explizit an Romneys Modell des "individual mandate" angelehnt (man könnte auch sagen: weitgehend kopiert), eben weil diese Art der Umsetzung (anders als was die Linken wünschten, nämlich ein "single payer"-System wie in Kanada oder in der deutschen "Bürgerversicherung") immer wieder von republikanisch-konservativen Think Tanks vorgeschlagen worden ist. Und so eine gewisse Chance auf republikanische Unterstützung hatte. Diese weitgehend identischen Entwürfe können doch kaum den einen zum Linken, den anderen zum Zentristen machen?
Ich denke ansonsten, dass die demographische Entwicklung zwar derzeit die Demokraten begünstigt, aber das muss nicht unausweichlich sein: In dem Maße, wie etwa Texas Latino-dominiert werden wird, werden die Latinos dort vermutlich stärker integriert in die Gesellschaft, sogar Teil deren Eliten werden - und dann nicht mehr hauptsächlich nach Minderheitenstatus, sondern nach kulturellen Wertvorstellungen stimmen. Und da kann ein Republikaner, wie George W. oder Jeb Bush gezeigt haben, durchaus Boden gutmachen. Dass das Repräsentantenhaus derzeit republikanisch dominiert ist, würde ich nicht als rein positives Signal für die Republikaner werten - denn in der Zeit der demokratischen Dominanz hatte es ja hauptsächlich republikanische Präsidenten gegeben; vielleicht wird gerade das Repräsentantenhaus eher als ein Gegengewicht gegen die politische Führung verstanden (wie in Deutschland lange der Bundesrat). Was ich den Republikanern raten würde? Sich weniger stark zu polarisieren und gegen die Demokraten abzugrenzen, sondern - wie in Deutschland für eine Opposition üblich - doch mit der Regierung einen Kompromiss zu finden versuchen. Denn es sind vor allem die Republikaner, die seit den neunziger Jahren im House scharf vom politischen Median abgerückt sind; die Demokraten weniger: http://www.coolinfographics.com/blog/201...-interview.html
Zitat von Florian im Beitrag #381. Seit 1988 (!) hatten sie bei Präsidentschaftswahlen nur ein einziges Mal (nämlich 2004) einen (knappen) Vorsprung bei der poular vote.
Aber lieber Florian, wieso gerade 1988 einsetzen, also gerade so, daß die beiden "popular vote"-Siege Reagans fehlen? Letztlich reden wir hier über 4 Präsidenten, zwei republikanische und zwei demokratische. Alle vier haben ihre Wiederwahl (auch mit popular vote) geschafft - das ist eben auch sehr wahrscheinlich.
Wir haben also "gegen die Reps" nur den Fakt, daß Bushs erste Wahl sehr knapp und gegen das popular vote ausfiel. Umgekehrt haben wir "gegen die Dems", daß Reagan es ungewöhnlicherweise schaffte, einen Amtsinhaber abzusägen (und zwar mit Furore).
Da nun von diesen vier sich abwechselnden Präsidenten die Dems gerade aktuell am Ruder sind, kann man einen Trend in diese Richtung konstruieren. Es ist aber sehr gut möglich, daß es bei der nächsten Wahl wieder den üblichen Wechsel gibt - unter Obama wird wenig groß bei den Demokraten.
Zitat 2. 2012 gab es eigentlich etliche Faktoren, die die Republikaner begünstigten.
Richtig. Und umgekehrt gab es den Faktor, daß die Personallage bei den Reps so dünn ist und daß die Partei durch das Aufkommen der Tea Party viel größere Probleme hat, sich auf eine Linie zu einigen. Noch während der Vorwahlkämpfe waren wir doch alle skeptisch, ob sich überhaupt ein halbwegs präsentabler Kandidat finden würde. Da ist es doch beachtlich, daß Romney (obwohl Mormone) es fast geschafft hätte.
Zitat 3. Die demographische Entwicklung läuft gegen die Republikaner.
Weiß nicht. Es gab den Sondereffekt, daß der erste schwarze Präsident auf eine besondere Solidarität der diversen (Ex-)Minderheiten rechnen konnte. Grundsätzlich sind die Reps aber schon längst keine Partei der Weißen mehr und ist insbesondere für Latinos und Asiaten problemlos wählbar. Es wird auf die konkreten Kandidaten 2016 ankommen, wie sich die Demographie auswirkt.
Zitat Man muss sich zum Vergleich vorstellen, alle Türken hätten in Deutschland Wahlrecht.
Wenn die Türken in Deutschland ähnlich integriert wären, wie das bei den Latinos in den USA nach einiger Zeit der Fall ist, dann wäre das m. E. bei Wahlen kein Problem.
das sind viele sehr interessante Punkte, die ich weitgehend teile. Allerdings bin ich über die Charakterisierung von Obama vs. Romney anhand ihrer jeweiligen Gesundheitsreform gestolpert. Schließlich hat ja Obama seine Gesundheitsreform ganz explizit an Romneys Modell des "individual mandate" angelehnt (...)
Ich gebe ganz ehrlich zu: die Details der verschiedenen Modelle kenne ich nicht. (Mich überfordert es ja schon in Deutschland, die Details der Gesundheitspolitischen Diskussion zu folgen).
Ich sehe aber einen ganz entscheidenden Unterschied zwischen Romney und Obama: Romney tritt für eine Lösung auf Staaten-Ebene ein, Obama für eine bundesweite Ebene.
Dass Romney inhaltlich gar nicht so weit weg von Obama ist, ist sicher richtig (und dies war ja auch gerade mein Argument, warum ich ihn als gemäßigten Republikaner einstufe). Aber aus seiner Sicht sollte der Bund hier keine einheitlichen Vorgaben machen. Dies ist übrigens ein Unterschied, der den allermeisten deutschen Beobachtern entgeht, vielleicht weil sie den amerikanischen Föderalismus unterschätzen. Auf jeden Fall reagieren viele Amerikaner sehr allergisch auf eine Zentralisierung in Washington. Die Tea Party ist ja v.a. auch deshalb entstanden, weil man sich diesem Zentralismus entgegen stellen wollte.
Vielleicht wird es deutlicher, wenn man sich vorstellt, ein EU-Kommissar würde eine einheitliche Krankenkasse für ganz Europa fordern. Auch wenn in Deutschland eine deutliche Mehrheit eine verbindliche Krankenkasse grundsätzlich begrüßen - eine Zentralisierung in Brüssel würden wohl doch viele ablehnen.
Nun hat Romney in Massachussetts eine Krankenkasse eingeführt, die auch die Demokraten INHALTLICH in Ordnung fanden. Dies war mein Indiz für seine gemäßigte Position. Und Obama hat auf Bundesebene ein System eingeführt, mit dem viele Republikaner zwar inhaltlich vielleicht hätten leben können - dass sie aber aus formalen Gründen ablehnten. Wäre Obama hier geschmeidiger vorgegangen, hätte er sicherlich mehr Zustimmung erreichen können. Er scheint aber, soweit ich das mitverfolgt habe, hier sehr strikt auf seiner Linie geblieben zu sein. Letztlich zwar erfolgreich - Obamacare wurde verabschiedet. Aber für den Preis einer zerstrittenen Nation.
Ich möchte das nun gar nicht inhaltlich bewerten. Sondern nur feststellen, dass Obama sehr viele Konservative vor den Kopf gestoßen hat - erkennbar eben z.B. am Erdrutsch im Kongress. Und dass Romney vergleichsweise moderat auftritt. Anders gesagt: Romney war unter den wichtigsten Vorwahlkandidaten eindeutig gemäßigter als viele seiner Konkurrenten (Gingrich, Santorum, etc.). Er wurde von der Basis letztlich wegen seiner "Wählbarkeit" in der General Election nominiert. Obama war hingegen ein radikaler Kandidat seiner Partei. Radikaler als seine Hauptkonkurrentin H. Clinton.
Und TROTZ dieser Ausgangslage gewinnt Obama relativ klar gegen Romney. Dies scheint mir schon ein Alarmsignal für die Republikaner zu sein.
Zitat von Florian im Beitrag #381. Seit 1988 (!) hatten sie bei Präsidentschaftswahlen nur ein einziges Mal (nämlich 2004) einen (knappen) Vorsprung bei der poular vote.
Aber lieber Florian, wieso gerade 1988 einsetzen, also gerade so, daß die beiden "popular vote"-Siege Reagans fehlen? .
Natürlich haben Sie recht: Ich habe den Beginn meiner Zeitleiste natürlich auf das Ende von Reagan gelegt. Hätte ich stattdessen 1980 genommen, sähe es anders aus. Mein Punkt ist aber gerade dieser: Reagan wurde allgemein als konservative Zeitenwende gesehen und er hat zweimal sehr überzeugend mit Landslide gewonnen.
NACH Reagan haben wir nun aber die Situation, dass die Republikaner große Schwierigkiten haben, eine Präsidenten-Mehrheit zu organisieren.
1992 gewann Clinton deutlich. (Übrigens wurde in diesem Jahr durchaus ein Amtsinhaber abgewählt). 1996 gewann Clinton deutlich. 2000 hatte Gore die popular vote. 2004 NUR in diesem Jahr gab es eine (knappe) popular majority für Bush. 2008 Obama gewinnt relativ deutlich 2012 Obama gewinnt relativ deutlich.
Wir haben nun also hintereinander 6 Wahlen, von denen nur bei einer eine knappe Mehrheit für den Republikaner-Kandidaten zustande kam. Vielleicht war das Ende des Kalten Krieges hier doch eine Zeitenwende. Weg von der harten außenpolitischen Bedrohungslage (für die man Republikaner braucht. Das Ergebnis 2004 lässt sich vielleicht auch als Reaktion auf Sept.11 deuten). Hin zu "weichen" innenpolitischen Themen, die man bei den Demokraten besser aufgehoben glaubt.
das überzeugt mich weitgehend. Allerdings würde ich die EU und die USA hier ungern gleichsetzen, weil innerhalb der EU ganz unterschiedliche Steuer- und vor allem Sozialsysteme bestehen, und in den USA zwar gewisse Unterschiede auf Bundesstaats-Ebene schon vorhanden sind, aber grundsätzlich ein einheitlicher Währungs-, Wirtschafts- und Sozialraum besteht (etwa MedicAid und MediCare und Einkommenssteuern). In einem solchen Raum eine gemeinsame Sozialpolitik zu machen, haben viele republikanische Politiker lange ebenfalls für gut befunden (George W. Bush: "no child left behind") und finden das noch heute, was Besteuerung angeht; deshalb mögen Sie Recht haben, dass Tea Party und andere extremen Wert auf State Rights legen, das aber eigentlich eine Minderheitenposition war. Von den Kongress-Republikanern würde ich etwas Anderes erwarten. Und es ist sicher richtig, dass Obama von seinen Überzeugungen her ein recht linker Politiker gewesen ist; das kann ich aber an seinem heutigen Handeln (Drohneneinsatz; Angriffskrieg gegen Libyen) nicht mehr so ohne weiteres erkennen. Und wie gesagt: Die Gesundheitsreform war keine so linke Idee, es zeigt sich hier m.E. eher die kompromisslose Linie der Republikaner (Mitch McConnell am Tag nach Obamas Wahlsieg 2008: Oberste Priorität muss für uns haben, dass Obama ein one-term-President bleibt) und die kompromissbereite der Demokraten in Massachusetts als ein wirklich radikal links agierender US-Präsident.
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.