Heute hat tekstballonnetje auf einen Artikel der FAZ aufmerksam gemacht, der im dortigen Thread zurecht schon stark kritisiert wurde. Er enthält aber auch, wie ich meine, einige diskussionswürdige Thesen, und wirft nebenbei die Frage nach der Sinnhaftigkeit des neuen akademischen Fachs "Polizeiwissenschaft" auf.
Interessant finde ich in der Tat den Studiengang. Die Inhalte gehen aus der Homepage der Universität Bochum leider nicht richtig hervor; aber es scheint sich in erster Linie um einen Kriminologie-Studiengang zu handeln, der irgendwie um so etwas wie Polizeiwissenschaft ergänzt ist.. http://www.makrim.de/index.php/master-studienangebot
Es ist auch kein "echtes" Studium, wenn ich es richtig sehe, sondern ein Aufbaustudium, schwerpunktmäßig als Fernstudium; Voraussetzung ist ein abgeschlossener Studiengang in einer Sozialwissenschaft. Insofern wohl nicht nur Überblickswissen in der jeweiligen Disziplin.
Dennoch: eine Wissenschaft, die sich mit den verfassungsmäßigen Institutionen und Behörden selbst (und nicht mit deren inhaltlichen Gegenstand) befasst, ist wohl etwas Neues. Vielleicht bekommen wir demnächst auch eine Finanzamtswissenschaft, eine Ordnungsamtswissenschaft, eine Gesundheitsamtswissenschaft...
Zitat von Kallias im Beitrag #1Heute hat tekstballonnetje auf einen Artikel der FAZ aufmerksam gemacht, der im dortigen Thread zurecht schon stark kritisiert wurde. Er enthält aber auch, wie ich meine, einige diskussionswürdige Thesen, und wirft nebenbei die Frage nach der Sinnhaftigkeit des neuen akademischen Fachs "Polizeiwissenschaft" auf.
So neu ist dies gar nicht:
Zitat von http://en.wikipedia.org/wiki/PolizeiwissenschaftThe first instruction chairs for "Cameralia Oeconomica and Polizeiwissenschaft" were created in 1727 by Frederick William I of Prussia in Halle, Saxony-Anhalt and Frankfurt.
Zitat von Doeding im Beitrag #2Dennoch: eine Wissenschaft, die sich mit den verfassungsmäßigen Institutionen und Behörden selbst (und nicht mit deren inhaltlichen Gegenstand) befasst, ist wohl etwas Neues. Vielleicht bekommen wir demnächst auch eine Finanzamtswissenschaft, eine Ordnungsamtswissenschaft, eine Gesundheitsamtswissenschaft...
Also ganz ehrlich, wir leben in Zeiten von Gender Studies und kritischer Weißseinsforschung! Das ist doch wohl mit keiner wie auch immer gearteten Ämterologie mehr zu toppen. Wahrscheinlich wird sich als nächstes die Verbraucherschutzologie herausbilden. Es scheint dringend notwendig zu sein, da mal Ordnung in das ganze Chaos zu bringen. Dürfen Sporen von Bio-Pferden undeklariert in Käfiglasagne verarbeitet werden? Dürfen überteuerte Hühnereier in Müllverbrennungsanlagen vernichtet, oder sollten sie in Biomasse-Kraftwerken verstromt werden? Ist gar eine Endlagerung notwendig? Darf Google dies fotografieren, und wenn ja, ist fallweise eine Verpixelung notwendig? Welche Auswirkungen hat das alles auf die Volksgesundheit und das Weltklima?
Alles Fragen, die dringendst einer Beantwortung bedürfen! Wir brauchen endlich Lehrstühle und mehr Forschungsgelder für die Verbraucherschutzologie!
------------------------------------------------------- Die öffentliche Meinung ist eine Waschmaschine, in der die privaten Meinungen gereinigt werden - Political Correctness ist der Schleudergang. - Norbert Bolz
Zitat von Erling PlaetheSo neu ist dies gar nicht:
Zitat von WikipediaPolizeiwissenschaft (German for "Police science", though "Polizei" may in this case be better translated as "Public Policy" or "Politics" in a broad sense) was a discipline born in the first third of the 18th century which lasted until the middle of the 19th century.
Mir scheint hier etwas anderes gemeint zu sein, lieber Erling Plaethe, eine Subdisziplin der Verwaltungswissenschaft, wobei mir auch das neu war. Übrigens hat Hank ihr gerade die Kette gegeben Herzlichen Gruß, Andreas Döding
Zitat von CalimeroAlles Fragen, die dringendst einer Beantwortung bedürfen! Wir brauchen endlich Lehrstühle und mehr Forschungsgelder für die Verbraucherschutzologie!
Genau, und ich bin deren U-Boot. ich bin in diesem Forum, um die heilige Fahne der Laberfächer hochzuhalten in diesem trüben Sündenpfuhl aus MINT-Absolventen
Zitat von Erling PlaetheSo neu ist dies gar nicht:
Zitat von WikipediaPolizeiwissenschaft (German for "Police science", though "Polizei" may in this case be better translated as "Public Policy" or "Politics" in a broad sense) was a discipline born in the first third of the 18th century which lasted until the middle of the 19th century.
Mir scheint hier etwas anderes gemeint zu sein, lieber Erling Plaethe, eine Subdisziplin der Verwaltungswissenschaft
So ist es. Aufgeklärt absolutistische Monarchen setzten sich eine "gute Polizey" zum Ziel, womit eine gute (für Liberale freilich horrible) Verwaltungsführung gemeint war.
Relativ, es war ein download; leider auf deutsch. Ich glaube, das Buch leidet sprachlich unter der Übersetzung. Abgesehen davon: Herzlichen Gruß, Andreas Döding
ich bin in diesem Forum, um die heilige Fahne der Laberfächer hochzuhalten in diesem trüben Sündenpfuhl aus MINT-Absolventen
Nix da MINT, ich zähle mich auch zu den klassischen Sozialwissenschaftlern, allerdings mit Studium an einer Technischen Universität (gerne auch Technisches Kloster genannt). Von daher....Wanderer zwischen den Welten . Wer noch?
Hat denn schon irgendjemand Einblick in die Lehrinhalte dieses Studiengangs? Prinzipiell ist das Problemfeld von Polizeiarbeit nämlich nicht nur eine verwaltungstechnische oder handwerkliche Frage. Wenn man nach effektiven Strategien sucht, gibt es schon gravierende Unterschiede zwischen einem Dorf, einem Villenviertel und einem Ausländerkiez innerhalb desselben Landes. Aufstandsbekämpfung, Fangruppen, Massenveranstaltungen, Ordnungsaufgaben, und dann das ganze mal international mit Protektoraten, ähhh, besetzten Gebieten, ähhh, ich meine natürlich befreundeten Staaten, die im Rahmen von UN-Stabilisierungseinsätzen polizeilich unterstützt werden, usw. - das ist ein ziemlich weites Feld. Und da Deutschland immer mehr in die Rolle eines internationalen Polizeiausbilders hineinrückt, könnte eine institutionalisierte Wissenssammlung zu diesem Themenfeld recht nützlich sein.
Es hängt alles davon ab, was da tatsächlich gemacht wird. Gab es in Deutschland nicht auch einmal eine Militärwissenschaft oder hat sich das Solschenizyn damals ausgedacht?
Zitat von Calimero im Beitrag #4 Wahrscheinlich wird sich als nächstes die Verbraucherschutzologie herausbilden. ... Alles Fragen, die dringendst einer Beantwortung bedürfen! Wir brauchen endlich Lehrstühle und mehr Forschungsgelder für die Verbraucherschutzologie!
Gibt's bestimmt, nur noch nicht als eigenen Fachbereich & es stehen noch andere Amtsbezeichnugen drauf. Der Nestor / Gründer / Pionier / anzurufender Schutzheiliger wäre Ralph Nader: "Unsafe at Any Speed".
"Only the Super-Rich Can Save Us! is a 2009 fictional work by American political activist Ralph Nader, described by him as a practical utopia...Just as Atlas Shrugged portrayed self-interested successful capitalists working to create a "Utopia of Greed" that is free from government, Only the Super-Rich Can Save Us! portrays an altruistic group of super-rich individuals working to "re-make government" and where "the rebellious rich take on the reigning rich."[4] ...The novel's protagonist is inspired by Warren Buffett. On August 14, 2011, Warren Buffett wrote an influential op-ed entitled, "Stop Coddling the Super-rich",[5] which argues that the super-rich should bear more responsibility and pay their "fair share" of taxes." (Die Gänsefüßchen stehen im Text : Da wird doch kein Scherzkeks am Werk sein?)
...und dürfte sich weitester Sympathie erfreuen (besonders weil mit dem Chartabstieg der 99%ler & der Likedeeler hier noch knuffige Superstars gesucht werden.)
Ich weiß sicher, daß den jungen Beamten aus der Polizeischule der Begriff "Rechtsstaat" inhaltlich ein Fremdwort ist.
Aus eigener Erfahrung ist dies die Regel:
"...die Polizisten zeigten aber öfter Gewalttaten an, weil sie selber häufiger angezeigt würden und dem zuvorkommen wollten. (Udo Behrendes, Polizeipräsidium Köln)"
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