mal eine Frage: Wie funktioniert das mit der Ausschreibung? Die Kommune schreibt die Wasserlieferung aus, und Lieferant x, y oder z wird beauftragt, das Wasser für alle Bürger zu liefern? Oder kann ich mir meinen Wasseranbieter ähnlich meinem Stromhändler selber aussuchen (auch wenn dann natürlich trotzdem das Wasser des Auftragnehmers der Kommune aus meiner Dusche rauscht)?
Gruß Petz
"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln
Zitat In den Medien erschien eine Reihe von Berichten über die Pläne der EU-Kommission, die Ausschreibungsregeln bei der Konzessionierung der Wasserversorgung zu vereinheitlichen. Weil viele Leser Kopfschmerzen bekämen, wenn Sie einen Satz mit obiger Komplexität lesen würden, verschlankte beispielsweise die Bild die Überschrift auf "EU will Wasserversorgung privatisieren".
Das liest sich zwar besser, ist aber leider nicht mehr richtig.
Eine der besten Einleitungen zu einem eigentlich sachlichen und aufklärenden Artikel überhaupt.
Dass die EU gar keine Wasserprivatisierung erzwingen will, ja nicht einmal fördert, sondern nur reguliert, wäre eigentlich eine Hintergrundinformation, welche die Qualitätsmedien verstärkt liefern müssten. Auch ein Qualitätsblog müsste über diesen Fakt aufklären. Wenn er es nicht tut, interessiert er sich entweder nicht dafür, was legitim ist, oder er gibt sich seinen Klisches und Vorurteilen unreflektiert hin. Wie beim Spiegelfechter. Dort behauptet man (oder suggeriert es zumindest) eine Wasserprivatisierung erhalte erst durch diese Richtlinie eine Grundlage. Was Unsinn ist, denn es gab schon Privatisierungen der Wasserversorgung ohne diese Richtlinie und es sind auch beliebig viele weiter ohne diese Richtlinie möglich.
“Being right too soon is socially unacceptable.” ― Robert A. Heinlein
"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and those which are not." -Thomas Jefferson Quelle: The Public Domain, p. 21, http://www.thepublicdomain.org/download/
Zitat Die Medienberichte zur Privatisierung verwenden einige ökonomische Begriffe mit falscher Bedeutung. Hier habe ich die korrekte Bedeutung erläutert.
Ich habe die Sache bisher nur aus dem Augenwinkel verfolgt, aber die vielen Agitprop-Postings auf Facebook ("Wasser soll kein Menschenrecht mehr sein!") kamen mir von Anfang an spanisch vor. Da gab es wohl eine Petition, ich glaube an das Parlament, die folgendermaßen formuliert war: 1. Wasser ist Menschenrecht. 2. deshalb keine Privatisierung. Ergo: wenn hier irgendwas privatisiert wird, dann wird gegen die Menschenrechte verstoßen. Witzige Masche. Mache ich jetzt auch so: 1. Billiger Atomstrom ist Menschenrecht... Danke für die Erläuterung, Herzliche Grüße, Andreas Döding
Zitat In den Medien erschien eine Reihe von Berichten über die Pläne der EU-Kommission, die Ausschreibungsregeln bei der Konzessionierung der Wasserversorgung zu vereinheitlichen. Weil viele Leser Kopfschmerzen bekämen, wenn Sie einen Satz mit obiger Komplexität lesen würden, verschlankte beispielsweise die Bild die Überschrift auf "EU will Wasserversorgung privatisieren".
Das liest sich zwar besser, ist aber leider nicht mehr richtig.
Eine der besten Einleitungen zu einem eigentlich sachlichen und aufklärenden Artikel überhaupt.
Dass die EU gar keine Wasserprivatisierung erzwingen will, ja nicht einmal fördert, sondern nur reguliert, wäre eigentlich eine Hintergrundinformation, welche die Qualitätsmedien verstärkt liefern müssten. Auch ein Qualitätsblog müsste über diesen Fakt aufklären. Wenn er es nicht tut, interessiert er sich entweder nicht dafür, was legitim ist, oder er gibt sich seinen Klisches und Vorurteilen unreflektiert hin. Wie beim Spiegelfechter. Dort behauptet man (oder suggeriert es zumindest) eine Wasserprivatisierung erhalte erst durch diese Richtlinie eine Grundlage. Was Unsinn ist, denn es gab schon Privatisierungen der Wasserversorgung ohne diese Richtlinie und es sind auch beliebig viele weiter ohne diese Richtlinie möglich.
Dem kann ich nur beipflichten. Vielen Dank für die Aufklärung. Vielleicht sollte man mal unter einem Thread namens Mythen und Wahrheit solche falschen Behauptungen und die Richtigstellungen sammeln, so dass man bei Bedarf immer wieder schnell darauf verweisen bzw. zugreifen kann, als Argumentationshilfe sozusagen. Man könnte es auch Agitpropabwürger nennen.
A common mistake that people make when trying to design something completely foolproof is to underestimate the ingenuity of complete fools. Douglas Adams
Zitat von Meister Petz im Beitrag #2Hallo Frank, mal eine Frage: Wie funktioniert das mit der Ausschreibung? Die Kommune schreibt die Wasserlieferung aus, und Lieferant x, y oder z wird beauftragt, das Wasser für alle Bürger zu liefern? Oder kann ich mir meinen Wasseranbieter ähnlich meinem Stromhändler selber aussuchen (auch wenn dann natürlich trotzdem das Wasser des Auftragnehmers der Kommune aus meiner Dusche rauscht)? Gruß Petz
Ich habe noch keine Ausschreibungsunterlagen gesehen. Wenn ich mal Zeit habe, dann suche ich danach.
Auch von meiner Seite ein herzliches Dankeschön für diesen aufklärenden Artikel.
Ein kleines Beispiel bzgl. privater Wasserversorgung: auf der schönen Ferieninsel Teneriffa interessierte sich vor vielen Jahren einmal ein junger, wohlhabener Einheimischer für meine Schwester. Seinen vergleichsweise luxuriösen Lebensstil - eigenes Auto noch vor dem 18. Geburtstag, die Polizisten kannten ihn und ließen ihn gewähren - erklärte er so: "Mein Vater macht in Wasser."
Quellwasser wie bei uns gibt es auf der Insel m.W. nicht - das Wasser wird teilweise aus allerdings eher seltenen Regenfällen gewonnen, überwiegend aber aus der Passatwolke, die sich fast jeden Vormittag bildet und in den Wäldern der Gebirgslagen kondensiert. Dieses Kondenzwasser wird in großen Zisternen gesammelt und dann über Kanäle und Leitungen in die Siedlungen gebracht.
Seit jeher sind es private Unternehmer, die dieses Geschäft betreiben und sicherlich recht gut daran verdienen. Verdursten muss auf Teneriffa trotzdem niemand, nicht einmal einen extrem hohen Teil des Einkommens dafür aufbringen.
Ob nun ausgerechnet der Staat dieses sowohl kapital- als auch wartungsintensive Geschäft besser und vor allem günstiger betreiben könnte, sei - mit gewissen begründeten Zweifeln- dahingestellt.
Zitat von Doeding im Beitrag #4Ich habe die Sache bisher nur aus dem Augenwinkel verfolgt, aber die vielen Agitprop-Postings auf Facebook ("Wasser soll kein Menschenrecht mehr sein!") kamen mir von Anfang an spanisch vor. Da gab es wohl eine Petition, ich glaube an das Parlament, die folgendermaßen formuliert war: 1. Wasser ist Menschenrecht. 2. deshalb keine Privatisierung. Ergo: wenn hier irgendwas privatisiert wird, dann wird gegen die Menschenrechte verstoßen. Witzige Masche. Mache ich jetzt auch so: 1. Billiger Atomstrom ist Menschenrecht...
Nun ja, die Argumentation lautet wohl eher: Wasser ist lebensnotwendig, also sollte jeder Zugang zu Wasser haben. (Diese Prämisse bestreitet ja wohl auch kaum jemand.) Ergo darf Wasser nicht privatisiert werden, da ja sonst die "Kapitalisten" darüber verfügen anstatt die "Allgemeinheit". Man kann sich dann schöne Schreckensszenarien ausmalen, wo dann die Armen kein Wasser mehr bekommen etc. pp. (von Kontrahierungszwang und dergleichen hat man ja auch noch nie etwas gehört.) Ähnliche Argumente hört man ja für alle möglichen geplanten Privatisierungen.
Dabei ist diese Argumentation ja reichlich inkonsistent. Nahrung ist ja genauso wichtig, könnte man meinen. Jeder sollte doch etwas zu essen haben. Dass die Lebensmittelversorgung privatisiert ist, scheint allerdings kaum jemanden zu stören. Wo wären denn die Forderung nach der Enteignung der Bauern, nach der Privatisierung von Bäckereien, Molkereien, Schlachthöfen und so weiter?
Dass das Frühstücksei von einem privaten Bauern stammt und von einem privaten Supermarkt verkauft wurde, stört anscheinend nicht; aber wenn das Wasser, in dem man es kocht, von einem privaten Wasserversorger kommt -- ja das ist dann Teufelswerk!
Die Linke hat es geschafft, das Wort "Privatisierung" stark negativ aufzuladen. Die Wiener SPÖ plakatierte kürzlich Horrorfotos von verrosteten Wasserleitungen und kaputten Straßenbahnen und versprach, "unser Wasser" vor Privatisierungen zu schützen.
Dabei gibt es doch auch viele Erfolgsgeschichten: Die Liberalisierung von Telefonie- und Energiemärkten hat zu günstigeren Preisen für den Endverbraucher geführt. Hier in Österreich hat etwa die Privatisierung der VOEST-Stahlwerke diese von einem verschuldeten Staatsbetrieb zu einem hoch profitablen Unternehmen gemacht. Wo sind die Plakate, auf denen solche Dinge stehen?
Eine interessante Schlussfolgerung: In Entwicklungsländern ist die Wasserversorgung oft schlecht, die Leitungen sind schlecht ausgebaut, die potentiellen Kunden haben keine feste Adresse, können also keine Rechnung bekommen, die Politik ist korrupt und die Bürger nicht repräsentiert. Unter diesen Umständen ist auch Privatisierung kein Allheilmittel: Wenn die Politik selbst unfähig ist, dann ist sie auch kein guter Regulator. Sie wird sich also die Wasserversorgung schlimmstenfalls unter Einfluss von Korruption abkaufen lassen, und schlechte Vertragsbedingungen akzeptieren.
Drei Anmerkungen: 1.) Den "Wasser ist Menschenrecht"-Parolen kann man schon mal entgegenhalten: Wasser ist und bleibt kostenlos für jeden verfügbar. Jeder darf sich seinen Eimer auf den Balkon stellen und Regenwasser sammeln. Es ist auch problemlos und legal, sich im nächsten Bach, Fluß oder See Wasser zu schöpfen. Was man eigentlich bezahlt, daß ist nicht das Wasser selber, sondern die Dienstleistung, eine größere Menge Wasser (eben nicht nur zum Trinken, das ist die geringste Menge) in die Wohnung geliefert zu bekommen. 2.) Den größten Teil der "Wasser"-Kosten macht nicht die Versorgung, sondern die Entsorgung aus. Ein "Menschenrecht auf Abwasser bzw. Kläranlage" wird aber wohl selbst von Linken nicht postuliert werden. 3.) Da heute "Weltwassertag" ist und darüber geklagt wird, daß 780 Millionen Menschen keinen Zugang zu Trinkwasser hätten (was so natürlich nicht stimmt, sonst wären diese Menschen längst verdurstet): In allen diesen Ländern ist Wasser "öffentliches Gut" und nicht privatisiert. Was offensichtlich nichts hilft.
Zitat von R.A. im Beitrag #10Eine sehr schöne Darstellung, vielen Dank.
Danke.
Zitat von R.A. im Beitrag #10 2.) Den größten Teil der "Wasser"-Kosten macht nicht die Versorgung, sondern die Entsorgung aus. Ein "Menschenrecht auf Abwasser bzw. Kläranlage" wird aber wohl selbst von Linken nicht postuliert werden.
Den Punkt habe ich tatsächlich vergessen! Merkwürdig, was man manchmal für Bretter vor´m Kopf hat...
Ich fordere staatliche Bäckereien. Es kann nicht sein, dass die Versorgung der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln dem Gewinnstreben der Unternehmen, zuweilen sogar Aktiengesellschaften untergeordnet wird. Der Staat muss sicher stellen, dass alle Menschen Zugang zu bezahlbarem Brot haben. Brot ist Menschenrecht.
ps:Vielen Dank für den Artikel, ich frage mich schon seit längerem was dieser Aufschrei soll aber es ist wohl gerade mal wieder hipp dagegen zu sein.
Zitat von isildur im Beitrag #12Brot ist Menschenrecht.
- "Sollen sie doch Kuchen essen, wenn sie kein Brot haben." - Der Brotpreis vorrevolutionären Angedenkens ist heute durch den Benzinpreis ersetzt. - Die Forderung nach uneingeschränktem Internetzugang als Menschenrecht läßt gut die Aporien zwischen kostenlosem Idealismus & praktischer Folgenlosigkeit (bzw. eventueller Einlösung, aber aus völlig unidealistischen, i.e. pragmatischen Gründen) sehen.
Frank2000 liegt natürlich völlig falsch. Sein Beitrag ist ein Musterbeispiel von verachtenswerter neoliberaler Ökonomisierung. Ich prangere das an. Wer die Wahrheit wissen will, fragt Qualitätsjournalisten und Dokumentarfilmer. Die argumentieren wenigstens stringent: http://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/a...serquellen.html
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat) Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)
Zitat von R.A. im Beitrag #10Es ist auch problemlos und legal, sich im nächsten Bach, Fluß oder See Wasser zu schöpfen.
Hierzulande. Aber auch nur hierzulande. Wenn man komplette Gewässer oder Grundwasservorkommen privatisiert, ist das Schöpfen von Wasser ganz fix illegal, da Diebstahl. Die Anwälte für langwierige Prozesse gegen einen Konzern wie Nestle muß man sich dann erstmal leisten können, insbesondere, wenn Regierung, Polizei und (Para-)Militärs nicht viel von aufmüpfigen Landeiern halten. Das Problem ist, daß Land und Wasservorkommen bei normalen Menschen als Allmende aufgefasst werden: Territorium der Gruppe, die auf diesem Territorium siedelt. Die Gesetzeslage orientiert sich aber an international übertragbarem Individualeigentum. Das ist ein Patentrezept für Guerrillakrieg.
Zitat von R.A. im Beitrag #10 2.) Den größten Teil der "Wasser"-Kosten macht nicht die Versorgung, sondern die Entsorgung aus. Ein "Menschenrecht auf Abwasser bzw. Kläranlage" wird aber wohl selbst von Linken nicht postuliert werden.
Dazu noch eine Anmerkung: Jeder Installateur weiß um die Problematik der zu geringen Durchspülung der Zu-und vor allem Abwasserleitungen.Die idiotische dem Sparwahn geschuldete Forderung nach Wassersparen führt eindeutig zu folgenden Problemen: mangelnde Säuberung der Rohrinnenseiten,Querschnittsverengung,Druckerhöhung,Platzen der Leitungen..Beim Warmwassertransport kommt noch die Kalkablagerung dazu(von Legionellen will ich gar nicht reden).WC-Verstopfungen kommen nicht nur durch "Müll-Entsorgung", sondern durch Benutzen der "Spartaste" Die Kläranlagen müssen bei Regenmangel regelmäßig mit TRINKWASSER!!! geflutet werden,um die Schadstoffkonzentration zu reduzieren.Das erinnert mich irgendwie an das Vernichten von Nahrungsmitteln und wäre gut für einen #Aufschrei(!) Ist das der volksverdummten Öffentlichkeit eigentlich klar,die zum "Trinkwassersparen" im regenreichen Nordeuropa angehalten werden? Wassersparen treibt die Gesamtkosten der Wasserversorgung nach oben!Und zwar: je mehr ich "spare", desto teurer wird`s für die Allgemeinheit. Irgendwie erinnert mich das an die Photovoltaik....
Zitat von R.A. im Beitrag #10Es ist auch problemlos und legal, sich im nächsten Bach, Fluß oder See Wasser zu schöpfen.
Hierzulande. Aber auch nur hierzulande. (...) Die Gesetzeslage orientiert sich aber an international übertragbarem Individualeigentum. Das ist ein Patentrezept für Guerrillakrieg.
Ganz genau. Hatten wir ja schon vor 5 Jahren das Thema:
Die Türkei ist durch die Stauseen in der Lage, Syrien und den Irak politisch zu erpressen. Aus diesen Gründen entschied die Weltbank 1984, sich nicht an der Finanzierung von GAP zu beteiligen (Bosshard 1998b). Das Südostanatolienprojekt verstößt in wesentlichen Komponenten gegen die UNO-Konvention über die nichtschiffbare Nutzung internationaler Wasserwege vom 21.5.97.
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http://www.oekologische-plattform.de/?p=2955 (...) Sieben der elf „Sicherheitsstaudämme“ werden in der Provinz Şirnex (Şırnak) und vier in der Provinz Colemêrg (Hakkari) gebaut. In den beiden sehr bergigen und schwer zugänglichen Provinzen gibt es eine Reihe weiterer Staudämme ohne ausschließlich militärischen Charakter, auf die in dieser Betrachtung nicht weiter eingegangen wird. Die elf Sicherheitsstaudämme konzentrieren sich auf drei Gebiete entlang der etwa 350 km langen türkisch-irakischen Grenze (ein größeres Gebiet in Şirnex (Şırnak) und zwei kleinere in Colemêrg (Hakkari)), wo sie aus Sicht des Staates das Passieren für die Guerilla erheblich erschweren würden. (...) Allerdings können diese Sicherheitsstaudämme in begrenztem Maße im Kontext des geostrategischen Interesses im Mittleren Osten gesehen werden. Denn sie können das Wasser an mehreren Flüssen nach Irakisch-Kurdistan buchstäblich abgraben und sich für die Bevölkerung direkt auf der anderen Seite der Grenze negativ auswirken. Die Flüsse, an denen die elf Sicherheitsstaudämme liegen, fließen südlich der irakisch-türkischen Grenze alle weiter direkt oder indirekt in den Tigris und hätten indirekte und limitierte Auswirkungen in den weiter flussabwärts gelegenen Gebieten. (...)
♥lich Nola
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Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken. Zettel im August 2008
Zitat von wf1955 im Beitrag #19FAZ von gestern, 25. April 2013, Seite 4: Aufmacher: „Merkel will Privatisierung von Wasserwerken verhindern“ Was ist denn da los???
DAS nennt man Populismus. Merkel sucht verzweifelt einen emotionalen Aufhänger, um die Massen an sich zu binden. Das Frau Merkel völligen Quatsch redet - wen intetessiert´s?
Wie sieht es aus mit dem nächsten Aufschrei - jetzt wegen einer EU-Saatgutverordnung. Es wird behauptet, die EU wolle alle "alten" Obst- und Gemüsesorten verbieten, da nur noch patentiertes Saatgut der großen Konzerne zugelassen. Das Bauchgefühl sagt, dass das nur halb stimmt, rasches Googeln führt nur auf Protestseiten. Wer weiß was dazu?
Da ist tatsächlich was dran, aber anders rum. Wir leben bereits innerhalb der EU in einer bürokratisierten Landwirtschaft: erlaubt ist nur Saatgut, für das eine Firma die genetische Kontrolle übernimmt. Also: die EU VERBIETET nichts, sondern sie ERLAUBT von vorn herein nur Saatgut aus kontrollierter Zucht. Für jede dieser Sorten (jedenfalls für alle relevanten) gibt es einen Eigentümer. Wenn für den Eigentümer der Patentschutz auf das Saatgut ausläuft, dann braucht der Eigentümer nur die Kontrolle der Zucht abzukündigen und schon darf niemand mehr diese Sorte anbauen. Klingt kompliziert, oder? Was für uns Normalmenschen nicht verständlich ist, ist das zwischen dem alleinigen Verwertungsrecht (Patent) und der Pflicht zur Kontrolle des Saatguts unterschieden wird.
Vermutlich wird dieses System mit Verbaucherschutz oder Gesundheitsschutz begründet... so was in der Art wie "Wenn nicht jemand aufpasst, wie die Sorte nachgezüchtet wird, dann könnte ja was giftiges rauskommen". Das ganze ist nicht neu: das erste Mal war der Krieg um Linda. http://www.stern.de/tv/sterntv/kult-knol...fel-589605.html
Jetzt habe ich gelesen, im Rahmen des zivilen Ungehorsams hätten einige Bauern Linda heimlich so lange am Leben erhalten, bis der ernorme Protest das Bundessortenamt zum Einlenken bewegte und eine Lizenzfreie Neuzulassung genehmigte... die ganze Geschichte mit der Sotrenzulassung ist schon dubios
Zitat von Frank2000 im Beitrag #22Jetzt habe ich gelesen, im Rahmen des zivilen Ungehorsams hätten einige Bauern Linda heimlich so lange am Leben erhalten, bis der ernorme Protest das Bundessortenamt zum Einlenken bewegte und eine Lizenzfreie Neuzulassung genehmigte... die ganze Geschichte mit der Sotrenzulassung ist schon dubios
Da ich auf jedem Wochenmarkt eifrig nach einem Sack Linda Ausschau halte, meine ich, hier etwas zur Aufklärung beitragen zu können :)
Meines Wissens ist es so, dass es bei den alten Sorten nur der Handel mit Saatgut verboten ist, nicht aber die Aussaat der selbst geernteten Früchte (die Linda ist ja nicht hybrid, drum geht das ja). Also haben die Bauern halt die geernteten Kartoffeln wieder ausgesät, das war aber völlig legal und kein ziviler Ungehorsam.
Gruß Petz
"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln
Zitat Also: die EU VERBIETET nichts, sondern sie ERLAUBT von vorn herein nur Saatgut aus kontrollierter Zucht.
Aber das kann es doch so auch nicht sein? Das moderne Hybrid-Züchtungen von Saatgutfirmen entwickelt werden und die meinetwegen ihre PRodukte genehmigen lassen müssen, kann ich nachvollziehen. Das sind doch dann, wenn ich es richtig sehe, die auf großen Ertrag hin ausgelegten und als Hybrid selbst nicht mehr vermehrungsfähigen Sorten, für die der Landwirt das Saatgut kaufen muss.
Aber das Freizeitgärtner und Selbstversorgungskleinbauer greift doch wohl eher nicht auf die vermutlich teuren Hybridzüchtungen zurück, sondern will ein paar Kartoffeln für den Eigenbedarf oder Großmutter Gurken für den Gurkentopf anbauen. Und der darf dann nur das Saatgut nehmen, das die EU erlaubt - darf nicht hobbymäßig sein eigenes, schon den Urgroßeltern verwendetes Saatgut der Marke "Seit Jahrhunderten erprobt und hier in der Gegend üblich" verwenden?
Es gibt doch auch Bemühungen, die alten Apfel- und so weiter -Sorten, die für die Landschaft (Streuobstwiesen) typisch sind und die eine wichtige Rolle auch für die Natur spielen, zu erhalten. Die sind ja nun auch nicht "genehmigt"?!
Zitat Also: die EU VERBIETET nichts, sondern sie ERLAUBT von vorn herein nur Saatgut aus kontrollierter Zucht.
Aber das kann es doch so auch nicht sein? (...) Es gibt doch auch Bemühungen, die alten Apfel- und so weiter -Sorten, die für die Landschaft (Streuobstwiesen) typisch sind und die eine wichtige Rolle auch für die Natur spielen, zu erhalten. Die sind ja nun auch nicht "genehmigt"?!
Zitat Nach der EU-Saatgutrichtlinie von 2002 dürfen eigentlich nur Sorten gehandelt werden, die in einem amtlichen Register eingetragen sind. Voraussetzung dafür ist unter anderem der kostspielige Nachweis, dass sich diese Sorten über mehrere Vermehrungszyklen hinweg als beständig erweisen und ihr Erscheinungsbild sich nicht verändert.
Laut EuGH zielt diese Zulassungsregelung auf die „Steigerung der Produktivität im Gemüseanbau“ der EU. Die spätere Ausnahmeregelung solle daneben aber sicherstellen, dass die genetische Vielfalt des Saatguts nicht verarmt. Deshalb dürfen alte Erhaltungssorten auch nach einem erleichterten Zulassungsverfahren gehandelt werden.
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