Herzlichen Dank für diesen Beitrag. Das Thema AfD scheint mir in der Berichterstattung aller Medien noch »unterbelichtet«. Umso besser, wenn ein paar Beiträge in ZR erscheinen.
Da die mir Frau Merkel nicht mehr wählbar erscheint und die FDP offenbar nichts anderes im Sinn hat, als sie an der Macht zu halten hoffe ich sehr auf ein annehmbares Programm der »Alternative«. Allerdings fürchte ich das Szenario, dass sie die 5%-Hürde unterschreitet und so Rot-Grün zur Macht verhilft, aber das Risiko wird man wohl eingehen müssen. off topic: ich spreche an dieser Stelle auch mal einen Dank an all die Autoren aus, die ZR nach Zettels Tod weiterführen und viel mehr Beiträge liefern, als ich überhaupt lesen kann.
Zitat von Dagny im Beitrag #3...Ist ja eigentlich ein Symptom der linken.
Werte Dagny, wenn ich die Parteigründungen der letzten 20 Jahre überdenke, dann kann ich ihre Schlussfolgerung nicht teilen. Im übrigen klingt "Parteigründeritis" so herabsetzend. Wie eine Krankheit. War das ihre Botschaft? In dem Fall müsste ich ihnen bescheinigen, dass Sie ein ganz anderes Verständnis von Demokratie hätten wie ich. Denn ich kann nicht erkennen, wie so die "Altparteien" eine Sonderstellung haben müssten. Ob eine Partei alt oder jung ist, spielt für mich gar keine Rolle. Nur die Ziele und die Politik spielen eine Rolle. Herzlich Frank
Zitat von Frank2000 im Beitrag #1Lesen Sie hier, wie die AfD gegründet wird.
Habe ich aber sehr gern gelesen! Vielen Dank, lieber Frank.
Und ein bissl konnte ich mich hineinversetzen, weil ich ja bei der Gründung des Hamburger Landesverbands (als Gast, ohne Stimmkarte) dabei sein konnte. Normale Leute, aber politisch besonders interessiert. Einige Veteranen aus früheren Parteien oder Parteiexperimenten, aber auch viele die sich jetzt den Ruck gegeben haben und sich plötzlich unter weitgehend Gleichtickenden finden.
Sowas ähnliches, wenn auch in ganz anderer Form, habe ich das letzte Mal erlebt, als wir unser erstes "Zimmerleutetreffen" abgehalten haben. Leute, die auf einer ähnlichen Wellenlänge schwingen zu treffen hat schon was. Und dann noch in dieser großen Zahl.
Und noch zwei Übereinstimmungen: Bernd Lucke kam in Hamburg auch dazu. Im Casual Look mit 'nem Rucksack auf dem Rücken. Hat später eine gute Rede gehalten und sich dann für den Rest der Veranstaltung unter die Mitglieder gesetzt. Ja, und die Parteigründungsformalitäten - ein Graus! Alles muss seine Ordnung haben, klar doch. Aber alles muss auch juristisch unanfechtbar sein. Für wirkliche Amateure ist ein Parteigründung in Deutschland wahrscheinlich ein Ding der Unmöglichkeit. Dass ihr das in Berlin innerhalb der Tagungszeit hinbekommen habt, grenzt an ein Wunder.
Nochmal vielen Dank für diesen tollen Augenzeugenbericht!
Beste Grüße, Calimero
------------------------------------------------------- Vertrauen in das Volk ist fast immer unbegründet; Kultur ist das Werk weniger. - Zettel
Zitat In einer Zeit, deren Zeitgeist verlangt, dass man möglichst unnormal zu sein habe, um als normal zu gelten, scheint bereits die Normalität dieser Menge Sprengkraft zu haben.
Lieber Frank2000,
obiges Zitat sagt eigentlich alles!
Vielen Dank für diesen ausführlichen Artikel; bin schon gespannt auf die nächsten Teile.
herzlichen Dank, das ich nun doch dabei sein durfte, wenn auch nicht anwesend.
Ich freue mich auf den nächsten Teil.
Der 1. Teil läßt die "Liebe" zum Detail erkennen und ergibt so auch für Außenstehende ein Bild der Abläufe und möglichen Stolpersteine, die einem Laien gar nicht klar sind.
♥lich Nola
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Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken. Zettel im August 2008
herzlichen Dank für die "mitnehmende" Berichterstattung über den Parteigründungstag 1. Teil.
Habe den vergangenen Sonntag - als Noch-nicht-Mitglied - damit verbracht, aus der Ferne die Veranstaltung über den Live-Ticker der JF und den Mitschnitt der Rede Luckes auf YouTube zu begleiten. Im Vorfeld wurden fast alle! Zeitungsartikel online zur AfD sowie die Kommentierungen dazu gelesen. Mein Zögern, der Partei beizutreten, hat zeitliche Gründe. Aber schau'n wir mal!
Ohne eine gesunde! wirtschaftliche Basis ist das Leben für den einzelnen, für die Familie, für Städte, Länder und Bund eben alles nix!
vielen Dank für den ausführlichen Bericht über den Gründungsparteitag. Gerade die persönlichen Einblicke in die kleinen Details einer solchen Veranstaltung finde ich sehr interessant und ich habe das Gefühl ein Stück weit dabei gewesen zu sein. Bei der Schilderung von Kleinigkeiten zwischen einer authentischen, persönlichen Perspektive und dem Verzetteln in Details zu balancieren ist nicht leicht, aber in dem Artikel sehr gut gelungen . Ich freue mich schon auf den zweiten Teil.
ps:Das heute journal hat übrigens überraschend fair über den Parteitag berichtet, wie ich fand. Link zur Mediathek
Zitat von Frank2000 im Beitrag #1Lesen Sie hier, wie die AfD gegründet wird. In zwei Tagen folgt der 2. Teil.
Scheint fuer die deutschen Medien nicht einfach zu sein, eine einigermassen objektive Reportage ueber die AfD hinzubekommen. Der Rest der deutschen Medien (SPON, Zeit, Mediathekes Staatsfernsehen,...) tut sich recht schwer und zeigt einzig so 'nen baertigen Fahnentraeger, ohne irgendwann mal zum Inhalt dieser Veranstaltung zu kommen.
Ihr Beitrag ist da genau das Gegenteil: Man erfaehrt mal wirklich was da los war. Vielen, vielen Dank fuer Ihre Muehe, und diesen Artikel, lieber Frank2000. Ich freu mich auf die Fortsetzung(en)
Zitat In einer Zeit, deren Zeitgeist verlangt, dass man möglichst unnormal zu sein habe, um als normal zu gelten, scheint bereits die Normalität dieser Menge Sprengkraft zu haben.
Ich war teilweise dabei und kann das alles (einschließlich der geschilderten Eindrücke) nur voll und ganz bestätigen. Allerdings frage ich mich, ob diese "Partei" und insbesondere deren Vertreter genügend Dynamik und Streitlust entwickeln können (so sympathisch sie auch sind), um in der breiten Öffentlichkeit ausreichend wahrgenommen zu werden. Der Vorwurf der Ein-Themen-Partei ist schon berechtigt, denn die restlichen Programminhalte sind viel zu wenig konkret und auch noch inhaltlich teilweise angreifbar, weil widersprüchlich (siehe z.B. Energiepolitik). Das soll kein Vorwurf gegen die handelnden Personen sein, vorwerfen kann man ihnen höchstens, dass sie sich leider zu spät entschlossen haben, diese Partei zu gründen. Denn die Zeit ist reif für eine neue politische Bewegung, die Vernunft und Rationalität statt Machterhalt und Ideologie vertritt.
Zitat von G. LeunerDer Vorwurf der Ein-Themen-Partei ist schon berechtigt
Wir sind uns hier ja nicht so ganz einig, ob das wirklich ein Vorwurf ist...
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat) Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)
Zitat von Dagny im Beitrag #3...Ist ja eigentlich ein Symptom der linken.
Werte Dagny, wenn ich die Parteigründungen der letzten 20 Jahre überdenke, dann kann ich ihre Schlussfolgerung nicht teilen. Im übrigen klingt "Parteigründeritis" so herabsetzend. Wie eine Krankheit. War das ihre Botschaft? In dem Fall müsste ich ihnen bescheinigen, dass Sie ein ganz anderes Verständnis von Demokratie hätten wie ich. Denn ich kann nicht erkennen, wie so die "Altparteien" eine Sonderstellung haben müssten. Ob eine Partei alt oder jung ist, spielt für mich gar keine Rolle. Nur die Ziele und die Politik spielen eine Rolle. Herzlich Frank
Ich freue mich über jede neue Partei, die gegründet wird! Keine Frage. Nur sind die faktischen Eintrittshürden für erfolgreiches Positionieren einer neuen Partei in der Parteienlandschaft so hoch, dass ich es nicht für sinnvoll halte. Eine Parteineugründung, die nicht aus einem massiven gesellschaftlichen, positiven Trend getragen wird, hat keine Change. Dies hat so manche 'konservative Alternative' oder 'liberal-libertäre' Alternative zu CDUCSUFDPSPDGRÜNEPDS schon erfahren müssen.
Ich kenne diese Diskussion und natürlich ist es unrealistisch, zu fordern, dass eine neu gegründete Partei zu allen Politikfeldern differenzierte Angebote/Meinungen hat. Das erwarten meiner Meinung nach die Wähler auch nicht von der AfD. Insofern gehe ich auch davon aus, dass die entsprechenden Vorwürfe der AfD-Gegner weitgehend ins Leere laufen werden.
Ich meinte etwas anderes: Ich fürchte, dass die Euro-Frage allein nicht genug Mobilisierungspotential für die AfD hat. Das Thema ist hoch komplex (zu komplex für eine fundierte öffentliche Diskussion) und der Lösungsansatz ist revolutionär, was letztendlich viele Wähler dann doch abschrecken wird. Deswegen hätte ich mir bei den anderen Themenfeldern kontroversere und plakativere Aussagen im Wahlprogramm gewünscht. Die längst überfällige Frage nach der Sinnhaftigkeit einer Energiewende zum Beispiel würde mit Sicherheit zu erbitterten Diskussionen führen und das Wählerpotential erhöhen. Die Diktatur einer sogenannten "Political Correctness" wäre ein weiteres Thema. In Zeit Online tobt zum Beispiel (ausgelöst von einem Artikel über die AfD) gerade eine ausgesprochen hektische Diskussion über die Meinungsfreiheit bzw. ein "vorgefertigtes Meinungsklima", die zum Teil schon entlarvend ist. Und es gibt noch eine Menge anderer Themen, die immer mehr Deutsche beschäftigen, ohne dass sie sich in der politischen oder medialen Diskussion niederschlagen. Dabei geht es mir nicht um Polemik, sondern darum, die Dinge beim Namen zu nennen.
Ich bin überzeugt, dass die Chancen für eine seriöse Protestpartei noch nie so gut waren, aber um es zugegebenermaßen polemisch zu formulieren: "Das erinnert alles ein wenig an Lenins berühmten Spruch, deutsche Revolutionäre würden einen Bahnhof nicht stürmen, ohne zuvor eine Bahnsteigkarte zu lösen." Stammt nicht von mir sondern von Herrn Hartwich (Achse des Guten), macht mein Problem aber deutlich.
Zitat von Dagny im Beitrag #3...Ist ja eigentlich ein Symptom der linken.
Werte Dagny, wenn ich die Parteigründungen der letzten 20 Jahre überdenke, dann kann ich ihre Schlussfolgerung nicht teilen. Im übrigen klingt "Parteigründeritis" so herabsetzend. Wie eine Krankheit. War das ihre Botschaft? In dem Fall müsste ich ihnen bescheinigen, dass Sie ein ganz anderes Verständnis von Demokratie hätten wie ich. Denn ich kann nicht erkennen, wie so die "Altparteien" eine Sonderstellung haben müssten. Ob eine Partei alt oder jung ist, spielt für mich gar keine Rolle. Nur die Ziele und die Politik spielen eine Rolle. Herzlich Frank
Ich freue mich über jede neue Partei, die gegründet wird! Keine Frage. Nur sind die faktischen Eintrittshürden für erfolgreiches Positionieren einer neuen Partei in der Parteienlandschaft so hoch, dass ich es nicht für sinnvoll halte. Eine Parteineugründung, die nicht aus einem massiven gesellschaftlichen, positiven Trend getragen wird, hat keine Change. Dies hat so manche 'konservative Alternative' oder 'liberal-libertäre' Alternative zu CDUCSUFDPSPDGRÜNEPDS schon erfahren müssen.
Da stimme ich zu. Und schlimmer noch, das Auftreten einer solchen Partei, die stark auf einen wichtigen Punkt konzentriert ist, den die meisten Bundestagsparteien per Konsens ignorieren, kann paradoxerweise der Durchsetzung dieses Punkts eher schaden.
Selbst wenn eine Mehrheit der stimmberechtigten Bürger die Eurorettung allgemein oder die bei ihr angewandte Methode der alternativlosen Notstandsgesetzgebung im besonderen ablehnt, ist es doch unwahrscheinlich, daß die AfD einen hohen Stimmanteil bekommen wird: und dadurch wird dann der Konsens des Weiter-wie-bisher nach der Bundestagswahl auch noch demokratisch legitimiert sein. Schließlich haben sich dann ca. 100%-x (wobei x = Stimmanteil AfD) der Wähler indirekt dafür ausgesprochen.
Ein nennenswerter Effekt in positiver Richtung könnte nur dadurch entstehen, daß die etablierten Parteien sich durch die Drohung, Stimmen an die AfD zu verlieren, zu einem allgemeinen Umdenken gedrängt sähen. Das erscheint aber beim derzeitigen Stand der Dinge als eher unwahrscheinlich, insbesondere da Aussitzen und Konkursverschleppung ja das Mittel der Wahl in den führenden Köpfen zu sein scheint.
Zitat von Fluminist im Beitrag #18Selbst wenn eine Mehrheit der stimmberechtigten Bürger die Eurorettung allgemein oder die bei ihr angewandte Methode der alternativlosen Notstandsgesetzgebung im besonderen ablehnt, ist es doch unwahrscheinlich, daß die AfD einen hohen Stimmanteil bekommen wird: und dadurch wird dann der Konsens des Weiter-wie-bisher nach der Bundestagswahl auch noch demokratisch legitimiert sein. Schließlich haben sich dann ca. 100%-x (wobei x = Stimmanteil AfD) der Wähler indirekt dafür ausgesprochen.
Ein nennenswerter Effekt in positiver Richtung könnte nur dadurch entstehen, daß die etablierten Parteien sich durch die Drohung, Stimmen an die AfD zu verlieren, zu einem allgemeinen Umdenken gedrängt sähen. Das erscheint aber beim derzeitigen Stand der Dinge als eher unwahrscheinlich, insbesondere da Aussitzen und Konkursverschleppung ja das Mittel der Wahl in den führenden Köpfen zu sein scheint.
Ich denke, lieber Fluminist, dass es gar nicht so unwahrscheinlich ist, dass ein Erfolg der AfD durchaus auch zu einem Umdenken in den anderen Parteien führen könnte, was folglich wiederum der AfD zu Gute käme. Die Grünen sind auch angetreten und sind in vielen Jahren nie in die Nähe einer Mehrheit gekommen. Trotzdem hat niemand die Rechnung "10% der Stimmen für die Grünen gleich 90% gegen den Umweltschutz" aufgemacht. Stattdessen sind die Grünen oft genug das Zünglein an der Waage gewesen und heute finden sich viele ihrer Anliegen in allen etablierten Parteien.
Das heißt nicht, dass eine solche Entwicklung zwingend oder auch nur wahrscheinlich wäre. Aber ich denke nicht, dass man diese Möglichkeit so einfach negieren kann.
Zitat von Robin im Beitrag #19Ich denke, lieber Fluminist, dass es gar nicht so unwahrscheinlich ist, dass ein Erfolg der AfD durchaus auch zu einem Umdenken in den anderen Parteien führen könnte, was folglich wiederum der AfD zu Gute käme.
Wäre ja schön, aber:
Zitat von Robin im Beitrag #19Die Grünen sind auch angetreten und sind in vielen Jahren nie in die Nähe einer Mehrheit gekommen. Trotzdem hat niemand die Rechnung "10% der Stimmen für die Grünen gleich 90% gegen den Umweltschutz" aufgemacht. Stattdessen sind die Grünen oft genug das Zünglein an der Waage gewesen und heute finden sich viele ihrer Anliegen in allen etablierten Parteien.
Die Gleichung "Umweltschutz = Grüne Partei" ist ein Mythos, der insbesondere von der Grünen Partei gerne am Leben gehalten wird (weshalb ihre verschiedenen historischen Beinamen, "/Alternative", "/Bündnis 90", immer wieder gerne wegfallen); stimmt aber nicht. Umweltschutz wurde schon in den 60er Jahren von der SPD vertreten, ab ca. 1970 von der FDP, war also längst ein alter Hut, als die "Grüne Partei" gegründet wurde, eher als Sammelbecken für die Konkursmasse der ausgelaufenen 68er Bewegung nach den verschiedenen Unannehmlichkeiten der 70er Jahre: mehr ein Vehikel für den Marsch durch die Institutionen als eine wirkliche "Umweltschutzpartei". (In anderen Ländern pflegen grüne Parteien, die wirklich bloß Umweltschutzparteien sind, ein sehr marginales Schattendasein zu führen, kein Vergleich mit den deutschen Grünen.) Die "Umwelt" als gegen die Ausbeutung durch Kapitalisten zu schützendes Wesen bildete hier nur den programmatischen Ersatz für das traditionelle "Proletariat", das sich ja nach einem Jahrhundert segenreichen Wirkens der Sozialdemokratie nicht mehr als überzeugendes Opfer darstellte.
Insofern liegt der Fall der AfD doch anders (es sei denn, sie entwickelt sich noch zum Sammelmagneten für den durch die Linksdrift der etablierten Parteien breit gewordenen rechten Rand, ehemalige "Republikaner"-Wähler usw.: das wäre aber ganz und gar nicht im Sinne ihrer Gründer!).
Zitat von Fluminist im Beitrag #20Die Gleichung "Umweltschutz = Grüne Partei" ist ein Mythos, der insbesondere von der Grünen Partei gerne am Leben gehalten wird (weshalb ihre verschiedenen historischen Beinamen, "/Alternative", "/Bündnis 90", immer wieder gerne wegfallen); stimmt aber nicht. Umweltschutz wurde schon in den 60er Jahren von der SPD vertreten, ab ca. 1970 von der FDP, war also längst ein alter Hut, als die "Grüne Partei" gegründet wurde, eher als Sammelbecken für die Konkursmasse der ausgelaufenen 68er Bewegung nach den verschiedenen Unannehmlichkeiten der 70er Jahre: mehr ein Vehikel für den Marsch durch die Institutionen als eine wirkliche "Umweltschutzpartei". (In anderen Ländern pflegen grüne Parteien, die wirklich bloß Umweltschutzparteien sind, ein sehr marginales Schattendasein zu führen, kein Vergleich mit den deutschen Grünen.) Die "Umwelt" als gegen die Ausbeutung durch Kapitalisten zu schützendes Wesen bildete hier nur den programmatischen Ersatz für das traditionelle "Proletariat", das sich ja nach einem Jahrhundert segenreichen Wirkens der Sozialdemokratie nicht mehr als überzeugendes Opfer darstellte.
Lieber Fluminist,
irgendwie hatte ich schon mit diesem Einwand bezüglich der Gleichsetzung Grüne und Umweltschutz gerechnet. Ich habe es dennoch geschrieben, da ich denke, dass das, was hier zählt, vor allem die öffentliche Wahrnehmung ist. Und die Grünen haben als erste eine solche Fokussierung auf Umweltthemen mitgebracht, die "Umwelt" (was immer das genau meint) über alle anderen Aspekte des politischen Handelns stellt. Diese Sichtweise hat sich im Laufe der Jahre und Jahrzehnte von den Grünen auf die anderen Parteien ausgeweitet. Das soll nicht in Frage stellen, dass vieles von dem, womit die Grünen angetreten sind, heute kaum noch Beachtung mehr findet. Aber die grüne Bewegung als solche hat das problemlos überstanden.
Wobei man natürlich schon in Frage stellen kann, inwiefern das auf z.B. die AfD sich übertragen lässt. Gibt es eine Bewegung hinter der ESM-/Euro-Kritik? Da mir gerade die Zeit fehlt, das Thema zu beackern, sage ich mal Jein und überlasse die Begründung anderen
Zitat von Dagny im Beitrag #3...Ist ja eigentlich ein Symptom der linken.
(...) Denn ich kann nicht erkennen, wie so die "Altparteien" eine Sonderstellung haben müssten. Ob eine Partei alt oder jung ist, spielt für mich gar keine Rolle. Nur die Ziele und die Politik spielen eine Rolle.(...)Herzlich Frank
Zitat von Fluminist im Beitrag #20In anderen Ländern pflegen grüne Parteien, die wirklich bloß Umweltschutzparteien sind, ein sehr marginales Schattendasein zu führen, kein Vergleich mit den deutschen Grünen.
Das ist aber eher wahlrechtsbedingt und gilt hauptsächlich für die anderen Länder, in denen es ein Mehrheitswahlrecht gibt.
Übrigens reicht allein die Buchstabenfolge "Tierschutz" bei Wahlen bereits ohne alles für 1 Prozent der Stimmen.
Zitat von RobinGibt es eine Bewegung hinter der ESM-/Euro-Kritik? Da mir gerade die Zeit fehlt, das Thema zu beackern, sage ich mal Jein und überlasse die Begründung anderen
Definiere "Bewegung". Ganz sicher kann man von einem Protest aus der wirklichen Mitte der Gesellschaft nicht erwarten, dass sich da brave Familienväter vermummen, Geschäfte plündern und Steine auf Polizisten werfen, während ihre Ehefrauen mit geschminkten Gesichtern trommelnd und pfeifend durch die Straßen ziehen, also das übliche Programm, um Sendezeit zu generieren. In diesen Kreisen grummelt man vor sich hin, tauscht sich mit ein, zwei Bekannten aus und vielleicht noch im Verein, in dem man gerade Mitglied ist, und ansonsten hofft man vergebens, dass die Regierung doch nicht als oberstes Ziel ausgegeben hat, rot-grüne Forderungen umzusetzen, nur eben mit 7 Jahren Verzögerung, weil man ja "liberal" oder "konservativ" oder irgendwie "mittig" ist und nicht so böse links wie die da, denen man alles abschreiben muss.
Deswegen brauchen "Bewegungen" aus der Mitte der Gesellschaft immer einen Kristallisationspunkt. Vereinzelt poppt dann mal was hoch, z.B. der notorische Richter Schill, der dem verbreiteten Unmut über lasche Strafverfolgung eine Stimme gab, oder die Republikaner, die damals vom Ärger über die hohen Asylbewerberzahlen profitierten.Dauerhaft etabliert hat sich da nichts, weil erstens dieser Protest immer nur rein themenbezogen war und weil zweitens die üblicherweise von diesen Menschen gewählten Parteien die Themen in gemäßigter Form zumindest so weit aufgriffen, dass die verirrten Schäfchen wieder zurück in den Stall kehren konnten. Den themenbezogenen Protest haben wir jetzt wieder, aber diesmal haben sich die etablierten Parteien so fest in ihren Positionen eingemauert, dass die Schäfchen vielleicht nicht mehr zurückkommen.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat) Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)
Zitat von Frank2000 im Beitrag #1Lesen Sie hier, wie die AfD gegründet wird. In zwei Tagen folgt der 2. Teil.
Lieber Frank, auch von mir herzlichen Dank für Ihren anschaulichen Bericht. Was Mut macht und was ich so nicht erwartet hätte ist, daß alles so glatt über die Bühne gegangen ist, weil man sich einig zu sein scheint, um was es geht. Meine Stimme haben sie sicher.
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