Morgen wird es wieder in allen Medien Berichte über den Pfingstgottesdienst des Papstes geben. Und kein deutscher Journalist wird ihn mit seinem deutschen Namen ansprechen.
Interessante Beobachtung. Fragt sich natürlich, wie das zu verstehen ist. Distanzierung vom Papsttum? Distanzierung von der deutschen Sprache? Angst vor Trivialisierung des Papsttums? Versuch der intellektuellen Selbstüberhöhung durch die scheinbar "latinisierten" Journalisten? Nachplappern der Inaugurationsfeierlichkeit?
Zitat von Christoph im Beitrag #3Franz ist doch nur die Kurzform von Franziskus, oder? Auf lateinisch schreibt er sich ja auch Franciscus.
Treffer, versenkt! Das hatte ich übersehen.
Ich habe in letzter Zeit wohl zu viel österreichische Geschichte gelesen. "Kaiser Franz" ist ja korrekt - das war wohl auch nicht als Kurzform gedacht. Aber trotzdem ist Franziskus natürlich noch korrektes Deutsch.
Moment! Das mit der Koseform bezieht sich nur auf die weibliche Form. In der männlichen Variante ist es halt die Kurzform, die wäre auch für den Papst völlig zulässig.
Zitat von BorisM im Beitrag #7Irgendwie klänge mir "Franz" auch etwas zu salopp.
Diese Bedenken scheinen die anderen Völker nicht zu haben, wenn sie die volkstümliche Form wählen (m. E. wird in den meisten Sprachen eine formalere Form à la "Franziskus" auch möglich sein).
Und dann muß ich (ok, ich bin halt eher lutherisch und papstkritisch eingestellt ;-) schon darauf verweisen: Wenn für einen deutschen Kaiser der Name "Franz" angemessen war, dann ist das auch für den Bischof von Rom nicht zu salopp ...
Zitat von BorisM im Beitrag #7Irgendwie klänge mir "Franz" auch etwas zu salopp.
Vielleicht eine Altersfrage, lieber BorisM! Als ich Kind war, ist viel von Papst Paul (und von Bischof Alois) die Rede gewesen, deshalb klingt Papst Franz in meinen Ohren überhaupt nicht salopp, genausowenig wie Xaver, Stefan oder Josef. Nur weil Pauls Nachfolger preziösere Namen wählten, muss das ja nicht so bleiben. Hauptsache der Papst nennt sich nicht Karlheinz oder Sven-Oliver.
Zitat von BorisM im Beitrag #7Irgendwie klänge mir "Franz" auch etwas zu salopp.
Vielleicht eine Altersfrage, lieber BorisM! Als ich Kind war, ist viel von Papst Paul (und von Bischof Alois) die Rede gewesen, deshalb klingt Papst Franz in meinen Ohren überhaupt nicht salopp, genausowenig wie Xaver, Stefan oder Josef. Nur weil Pauls Nachfolger preziösere Namen wählten, muss das ja nicht so bleiben. Hauptsache der Papst nennt sich nicht Karlheinz oder Sven-Oliver. Herzliche Grüße, Kallias
Das war wieder ein typischer Kallias.
Mein Tag beginnt also mit einem Schmunzeln. Danke Schön.
Hier im Norden scheint schon kräftig die Sonne, rechtzeitig zu Pfingsten.
Womit wir beim Thema sind, ich wünsche FROHE PFINGSTEN Natürlich mit oder ohne Franzl.
♥lich Nola
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Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken. Zettel im August 2008
Zitat Warum nur benutzen die Deutschen, und offenbar nur die, die lateinische Form?
Das ist doch klar: Damit es hierzulande nicht zu Verwechslungen mit der amtierenden, kaiserlichen Lichtgestalt kommt.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat) Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)
Das scheint eine längere Tradition in der deutschen Sprache zu haben. Jedenfalls ist das bei vielen biblischen Namen „schon immer“ so: Wir sagen Paulus, statt Paul, Jakobus statt Jakob, Markus statt Mark usw. Und schon der Hl. Franz von Assisi wird auch häufiger Franziskus genannt. – Also mit der Person oder dem Amt dieses Papstes hat das mit Sicherheit nichts zu tun.
Herr ist mir zuvorgekommen mit dem Hinweis darauf, dass es in Deutschland nicht ungewöhnlich ist, bei Personen des Neuen Testaments die lateinischen oder lateinnahen Formen zu verwenden. Wir sagen auch eher "heiliger Petrus" und nicht "heiliger Peter" - wohl aber ist der 29. Juni "Peter und Paul". Sprache ist nicht immer konsequent! Ebenso inkonsequent: Papst Johannes Paul II. - konsequent wäre entweder "Johannes Paulus" oder "Johann Paul" (oder "Hans Paul"?) Ansonsten: Wir sprechen von den Kirchenlehrern und Theologen Augustinus (nicht August oder Gustl), Ambrosius, Hieronymus, der Katholik wendet sich, wenn er etwas verloren hat, an den heiligen Antonius (und nicht Anton). Der Gründer der Dominikaner ist Dominicus; ihn als Dominik zu bezeichnen, käme mir arg komisch vor. "Heiliger Franziskus" geht mit leichter über die Lippen als "Heiliger Franz"; weitere Heilige, die mir spontan einfallen, sind der hl. Lambertus (nicht Lambert), Laurentius (nicht heiliger Lorenz!). Regionale Unterschiede spielen auch hinein: In Nürnberg gibt es m.W. die Kirche St. Lorenz - was man hier im Rheinland nie sagen würde. Vielleicht spielt eine Rolle: Katholische Gegenden verwenden eher lateinische Namen, evgl. Gegenden die Eindeutschungen?
Zitat von Gansguoter im Beitrag #17Vielleicht spielt eine Rolle: Katholische Gegenden verwenden eher lateinische Namen, evgl. Gegenden die Eindeutschungen?
Ah naa - zumindest sans net konsequent: De plattdütske Wikipedia hefft man Paabst Franziskus
Zitathttp://nds.wikipedia.org/wiki/Franziskus_(Paapst) _________ Franziskus[1] (latiensch Franciscus PP.; börgerlich Jorge Mario Bergoglio SJ; * 17. Dezember 1936 in Buenos Aires, Argentinien) is siet den 13. März 2013 Paapst un dormit Böverhoopt vun de röömsch-kathoolsch Kark un vun den Staat vun de Vatikanstadt.[2] De 266. Bischop von Rom is de eerste Jesuit, de eerste ut Latienamerika, de eerste Ordensangehörige siet den Dood vun Paapst Gregor XVI. in dat Johr 1846 un siet dat Johr 741, also siet 1272 Johren de eerste Nichteuropäer in dit Amt. _________
- da boarische Franz:
Zitathttp://bar.wikipedia.org/wiki/Franz_(Papst) _________ Da Franz, lateinisch Franziscus, biagalich Jorge (Schorsch) Mario Bergoglio (* 17. Dezemba 1936 in Buenos Aires, Argentinien) is seit dem 13. März 2013 da 266. Popst, s Owahapt vo da remisch-katholischn Kircha und vom Stoot vo da Vatikanstod.
Da Franz is da easchte Popst aus Lateinamerika und da easchte Jesuit af em Postn. _________
Zitat von GansgouterHeiliger Franziskus" geht mit leichter über die Lippen als "Heiliger Franz"; weitere Heilige, die mir spontan einfallen, sind der hl. Lambertus (nicht Lambert), Laurentius (nicht heiliger Lorenz!).
Bei dem von Assisi geht uns dagegen aber eher der Franz über die Lippen und weniger der Franziskus. So ganz verstehe ich das noch nicht...
Edit: sehe jetzt erst die Übereinstimmung mit dem Beitrag von Herr; sorry wg. der Redundanz; ich bilde mir aber dennoch ein, daß hier "Franz", zumindest im allgemeinen Sprachgebrauch, geläufiger ist.
Ein schönes Thema - ich fände Franz auch passender.
Was die Latinisierung angeht (z. B. bei Kirchengemeinden) kann ich nicht so recht eine Regel erkennen. Ich kenne z. B. eine Pfarrei St. Vitus als auch eine St. Veit, sowie St. Johannes Baptist als auch St. Johannes der Täufer (alle in tiefkatholischen Gebieten) - manche Heilige werden nie latinisiert (St. Georg, St. Bernhard, St. Franz Xaver).
@Gansgouter: Das Beispiel mit dem Gustl stimmt strenggenommen nicht, weil der August der Kaiser Augustus ist und nicht der Augustinus; das wäre im Deutschen der Augustin.
Frohe Pfingsten, Petz
"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln
Zitat der Katholik wendet sich, wenn er etwas verloren hat, an den heiligen Antonius (und nicht Anton). Der Gründer der Dominikaner ist Dominicus; ihn als Dominik zu bezeichnen, käme mir arg komisch vor. "Heiliger Franziskus" geht mit leichter über die Lippen als "Heiliger Franz";
Schwingt da vielleicht die deutsche (oder gar die katholische) Ehrfurcht vor Obrigkeit, Titeln, etc. mit? Das «us» hintendran ist ja nicht weniger beeindruckend als das «Dr.» vorne, und lange Arbeiten muss man dafür auch nicht schreiben. Schon in der Renaissance und im Barock gab es die Mode, alles zu latinisieren:
Zitat von Egon FriedellDie Freude am Fremdklingenden und Aufgedonnerten zeigt sich auch in der Latinisierung der Namen, die, früher nur von den Humanisten geübt, jetzt allgemeine Mode wird. «Es will keiner mehr Roßkopf heißen, sondern Hippocephalus, nicht Schütz, sondern Sagittarius», sagt Moscherosch, und damals sind jene vielen Textor, Molitor, Faber, Sartorius entstanden, die ursprünglich ganz schlicht Weber, Müller, Schmidt und Schneider hießen.
Zitat @Gansgouter: Das Beispiel mit dem Gustl stimmt strenggenommen nicht, weil der August der Kaiser Augustus ist und nicht der Augustinus; das wäre im Deutschen der Augustin.
Zitat Schwingt da vielleicht die deutsche (oder gar die katholische) Ehrfurcht vor Obrigkeit, Titeln, etc. mit? Das «us» hintendran ist ja nicht weniger beeindruckend als das «Dr.» vorne, und lange Arbeiten muss man dafür auch nicht schreiben.
Glaub ich nicht. Wenn wir uns der Welt des Vornamen zuwenden, stellt man fest, dass auch dort die lateinischen neben den deutschen Vornamen gebräuchlich sind, oft nebeneinander, teilweise mit m.E. schichtenspezifischen Unterschieden:
Markus - Marc (zumindest zu meiner Jugend hießen die Mitschüler aus bürgerlichen Familien eher Markus, aus Unter-Mittelschichts-Familien eher Marc) Johannes (nicht selten bei Schülern; aber kein Johann und kein Hans und Hannes) Thomas - Tom (Tom mehr als Kurzform, nicht als offizieller Name) Georg - Jörg
Bei Mädchen dominieren m.E. die latinisierten Formen: Katharina - seltener Katrin Johanna - niemals Johanne oder Hanne Maria oder Marie (gleichauf) Anna, gerne in Kombination Anna Lena, Anna Maria - selten Anne Theresa - kaum Therese Sophia - seltener Sophie Laura Paula Carolina - seltener Caroline oder Carolin
Zitat Die Freude am Fremdklingenden und Aufgedonnerten zeigt sich auch in der Latinisierung der Namen, die, früher nur von den Humanisten geübt, jetzt allgemeine Mode wird. «Es will keiner mehr Roßkopf heißen, sondern Hippocephalus, nicht Schütz, sondern Sagittarius», sagt Moscherosch, und damals sind jene vielen Textor, Molitor, Faber, Sartorius entstanden, die ursprünglich ganz schlicht Weber, Müller, Schmidt und Schneider hießen.
Das scheinen - Moscherosch hin oder her - a) bildungsbürgerliche und b) regionale Moden gewesen sein. Wenn man sich unter http://christoph.stoepel.net/geogen/v3/Default.aspx Karten erzeugen lässt, findet man für Molitor und Faber einen Schwerpunkt in der Eifel, für Fabri im Hochsauerland, für Nicolay an der Mosel, Sartorius in St. WEndel, Pistor in Kulmbach ...
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