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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 30 Antworten
und wurde 4.328 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Hausmann Offline



Beiträge: 710

31.05.2013 20:37
#26 RE: Man wird nichts über uns wissen Antworten

Zitat von Gansguoter im Beitrag #25
Aber wie wird man etwas über den erfahren, der nicht bewusst darauf hingearbeitet hat? Wie wird man in 100 Jahren etwas über Heinz Mustermann erfahren, wenn denn dessen Urenkel auf die Idee kommen sollten, etwas wissen zu wollen?


Das hängt ein klein wenig von dem Herrn Mustermann ab - sinnvollerweise, wie ich denke.

mfG

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Mehr Liberalismus wäre dringend vonnöten. Zettel

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

31.05.2013 23:40
#27 RE: Man wird nichts über uns wissen Antworten

Zitat von Gansguoter im Beitrag #25

Zitat
Wer von sich, seiner Familiengeschichte oder irgendwelchen anderen Themen der Nachwelt etwas überliefern möchte, kann das privat auf vielfältigste Weise tun. Und das reicht mir völlig.

Falschrum gedacht. Wer will, kann in der Tat einen Weg finden, der Nachwelt Informationen über sich zu hinterlassen. Aber wie wird man etwas über den erfahren, der nicht bewusst darauf hingearbeitet hat? Wie wird man in 100 Jahren etwas über Heinz Mustermann erfahren, wenn denn dessen Urenkel auf die Idee kommen sollten, etwas wissen zu wollen?


Das größte Problem dabei ist wohl ein technisches, die Volatilität der Datenträger. Einerseits dokumentieren heute so viele Menschen ihr individuelles Privatleben so gründlich wie nie zuvor; facebook und ähnliche der Welt geöffnete Tagebücher, die billige, schnelle und unproblematische digitale Fotografie usw. machen das in vorher ungeahntem Maße möglich. Aber all das beruht auf den spezifischen Apparaten, die die Datenträger lesbar machen, und die (wie die Datenträger selbst) eine überraschend kurze Lebensdauer haben. Urgroßvaters Fotos kann ich noch heute ohne weiteres betrachten, mit dem, was ich vor ein paar Jahren auf 5 1/4-zölligen Disketten gespeichert habe, sieht es schon jetzt trübe aus. Wer etwas noch in zwei oder drei Jahrzehnten sicher lesbares hinterlassen will, muß es auf (säurefreies) Papier schreiben. Nicht mit Tinte, die ist bis dahin schon verblaßt, besser mit wasserfester Zeichentusche. Das ist aber ganz aus der Mode geraten. Noch gibt es gedruckte Bücher, aber mit dem Siegeszug von Kindle & Co sterben auch diese aus.

Mit oder ohne Datenschutzgesetz, die künftigen Archäologen werden nicht viel Freude an uns haben.

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

01.06.2013 08:17
#28 RE: Man wird nichts über uns wissen Antworten

Zitat
Urgroßvaters Fotos kann ich noch heute ohne weiteres betrachten,

Die paar Fotos, die ich heute von meinem Urgroßvater habe, werden auch meine Urenkel, sofern ich welche haben werden, von mir haben.

Zitat
Wer etwas noch in zwei oder drei Jahrzehnten sicher lesbares hinterlassen will, muß es auf (säurefreies) Papier schreiben. Nicht mit Tinte, die ist bis dahin schon verblaßt, besser mit wasserfester Zeichentusche.

Demnach müssten meine Grundschulhefte schon verblasst sein, ich würde mich gerne vergewissern, aber wo sind die bloß?

Zitat
Noch gibt es gedruckte Bücher, aber mit dem Siegeszug von Kindle & Co sterben auch diese aus.

Ohne genaue Statistiken zu kennen, bin ich mir sicher, dass heute mehr Bücher gedruckt werden wie zu sonst keinem Zeitpunkt der Menschheitsgeschichte. Weil heute mehr Menschen leben als jemals zuvor, und der globale Durchschnittsmensch noch nie so reich und gebildet war wie heute.

Gansguoter Offline



Beiträge: 988

01.06.2013 08:35
#29 RE: Man wird nichts über uns wissen Antworten

Zitat
Das hängt ein klein wenig von dem Herrn Mustermann ab - sinnvollerweise, wie ich denke.



Eben, wenn der Herr Mustermann darn denken sollte. Mein Großvater wusste kaum von mir, gar nicht von meinen Geschwistern und konnte gar nicht auf die Idee kommen, an seine Enkel zu denken. Ich bin froh, dass die nicht zerstörte behördliche Überlieferung mir das eine und andere über ihn erhalten hat.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

03.06.2013 11:20
#30 RE: Man wird nichts über uns wissen Antworten

Zitat von Fluminist im Beitrag #27
Das größte Problem dabei ist wohl ein technisches, die Volatilität der Datenträger. ... Aber all das beruht auf den spezifischen Apparaten, die die Datenträger lesbar machen, und die (wie die Datenträger selbst) eine überraschend kurze Lebensdauer haben. Urgroßvaters Fotos kann ich noch heute ohne weiteres betrachten, mit dem, was ich vor ein paar Jahren auf 5 1/4-zölligen Disketten gespeichert habe, sieht es schon jetzt trübe aus.

Da wäre ich jetzt optimistischer.
In der Anfangszeit der Computerei haben die meisten Menschen (mich leider eingeschlossen) zu wenig auf die langfristige Verfügbarkeit ihrer Daten geachtet. Das sollte aber nicht mehr der Fall sein.

"Verloren" habe ich eigentlich nur die Daten, die ich auf meinem ersten System (Atari ST) in proprietären Dateiformaten (Signum) gespeichert hatte. Meine Diplomarbeit habe ich de facto nur noch als Papierversion.

Danach habe ich immer darauf geachtet, alles Wichtige in offenen Formaten zu speichern. ASCII-Text, PDF, MP3, JPG sind seit Jahrzehnten stabil und durchgängig lesbar, die werden m. E. auch in allen künftigen Versionen von neuen Programmen lesbar bleiben.
Und den relevanten Teil Daten bei jedem Systemwechsel auf die neue Platte zu schieben (mit Sicherung in der Cloud o. ä.) ist auch kein Problem mehr, die verfügbare Kapazitäten wachsen deutlich schneller als meine Datenvolumina. Was ich derzeit an persönlichen Texten, Bildern etc. im Archiv habe, das ist seit einem Vierteljahrhunder über diverse Systemwechsel problemlos mitgekommen und verwendbar.

Während umgekehrt die traditionellen Medien auch ihre Schwächen haben.
Urgroßvaters Photos sind nur noch teilweise vorhanden, weil mangels leichter Kopierbarkeit über alle möglichen Familienzweige verstreut worden. Und ein guter Teil von ihnen ist ziemlich verblaßt. Abgesehen davon fehlen oft die nötigen Meta-Informationen. Da hat man dann ein Photo mit allen möglichen Vorfahren - kann aber die Namen nur noch begrenzt zuordnen.
Ich habe erst kürzlich die Filme meines Großvaters aus den 30er Jahren digitalisieren lassen. Denn noch waren sie lesbar - aber es bestand bei jedem Abspielen die Gefahr, daß der Projektor stockte und die überheiße Lampe dann einen Filmbrand verursacht hätte. Jetzt sind die digitalisierten Kopien auf diverse Verwandte verteilt und haben eine deutliche höhere Überlebenswahrscheinlichkeit für die Urenkel als die antiken Filmrollen.

Gansguoter Offline



Beiträge: 988

06.06.2013 09:25
#31 RE: Man wird nichts über uns wissen Antworten

Ein Nachtrag:

Der Entwurf für die Verordnung sieht vor, dass personenbezogene Daten auch bei historischer oder wissenschaftlicher Forschung nur veröffentlicht werden dürfen, wenn die Betroffenen einverstanden sind. Sonst muss eine Anonymisierung erfolgen. Für Lebende: Einverstanden.

Es fehlt aber eine Regelung für eine Ablauffrist. Genealogische Vereine verwenden viel Zeit und Mühe darauf, sogenannte Ortsfamilienbücher zu erstellen, in denen alle Personen, die im Ort X geboren wurden, gehereitet haben, gestorben sind erfasst sind. Bei der aktuellen Gesetzeslage in Deutschland ist es zulässig, die Daten bis ca. 1900 zu veröffentlichen.

Die EU-Verordnung sieht keine Ausnahme vor, dass solche personenbezogenen Daten auch nach Ablauf von 100 Jahren oder dgl. veröffentlicht werden dürfen.

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