Mit diesem Beitrag möchte ich den Aufstand vom 17. Juni würdigen, im Westen als "Volksaufstand" bekannt, der sich aktuell zum 60. Mal jährt. Als im Westen Geborener Baujahr 70 war es mir immer selbstverständlich, in einem politisch freien Land zu leben. Etwas anderes erschien mir gar nicht vorstellbar. Insbesondere in den letzten Jahren wird mir aber immer klarer, wie wenig selbstverständlich Freiheit eigentlich ist.
Vermutlich auch deshalb sollte ich mir wohl doch größere Sorgen wegen PRISM machen, schon wegen der nicht nur phonetischen Ähnlichkeit zur englischen Vokabel für "Gefängnis", aber das ist eine andere Baustelle.
Nach meiner Erinnerung wurde das Thema LPG erst Ende der 50er aktuell, und in diesem Zusammenhang gibt es noch etliche offene Baustellen (Enteignungen in der russischen Besatzungszone meinetwegen). Zu den 53er Ereignissen fehlen mir naturgemäß persönliche Erinnerungen; aber dafür gibt es ja genügend Allgemeinplätze aus der Ferne. :-)
----------------------------------------------------- Mehr Liberalismus wäre dringend vonnöten. Zettel
Zitat von Hausmann im Beitrag #2Nach meiner Erinnerung wurde das Thema LPG erst Ende der 50er aktuell, und in diesem Zusammenhang gibt es noch etliche offene Baustellen (Enteignungen in der russischen Besatzungszone meinetwegen). Zu den 53er Ereignissen fehlen mir naturgemäß persönliche Erinnerungen; aber dafür gibt es ja genügend Allgemeinplätze aus der Ferne. :-)
Danke für den Hinweis, lieber Hausmann. Ich hatte folgenden Abschnitt der Wikipedia im Sinn: "Im Frühjahr 1953 war die Existenz der jungen DDR durch eine ernste Ernährungskrise bedroht.[7] Enteignungen und Bodenreform hatte bereits Mitte der 1940er Jahre zum Verlassen von Höfen geführt. Die Parzellierung nach der Bodenreform und vor allem der Mangel an landwirtschaftlichen Geräten vieler Neubauern machte ein wirtschaftliches Arbeiten kaum möglich. Die Kollektivierungspolitik der SED Anfang der 1950er Jahre sollte zu einer effizienteren Bewirtschaftung und steigenden Erträgen führen. Das eigentliche Ziel der Kollektivierung war aber die Auflösung des selbständigen Bauernstandes und hier besonders die Zerschlagung der rentableren Großbetriebe." http://de.wikipedia.org/wiki/Volksaufstand_in_der_DDR
P.S. allerdings kann man dann nicht, wie ich es getan habe, von Kollektivierung "gleichsam über Nacht" reden; ich habe das im Text geändert. Nochmal danke!
Lieber Andreas Döding, herzlichen Dank für diesen wichtigen und guten Beitrag.
Der 17. Juni ist eine der wichtigsten Gedenktage überhaupt in der deutschen Geschichte. Und eigentlich der einzige, der noch halbwegs präsent ist und der mit Freiheit zu tun hat.
Ich finde es nach wie vor skandalös, daß er nach 1990 de facto abgeschafft wurde.
Zitat von R.A. im Beitrag #4Lieber Andreas Döding, herzlichen Dank für diesen wichtigen und guten Beitrag.
Der 17. Juni ist eine der wichtigsten Gedenktage überhaupt in der deutschen Geschichte. Und eigentlich der einzige, der noch halbwegs präsent ist und der mit Freiheit zu tun hat.
Ich finde es nach wie vor skandalös, daß er nach 1990 de facto abgeschafft wurde.
Ich ebenfalls. Der 3.10. ist kein würdiger Nachfolger für den 17.06.; ich hätte mir den 20.07. gewünscht - aber der Aufstand in der DDR war auch ein sehr wichtiges und gedenkwürdiges Ereignis - und eines dazu, dass nichts mit dem 3. Reich zu tun hat.
Allerdings wurde wohl nach 1990 gedacht, dass sich der Kampf gegen den Sozialismus erübrigt hätte. Wie falsch man doch gelegen hat... [edit] Heute scheint der (National- wie auch der Internationale) Sozialismus stärker denn je.
Zitat von adder im Beitrag #5Allerdings wurde wohl nach 1990 gedacht, dass sich der Kampf gegen den Sozialismus erübrigt hätte.
Entweder das, oder man hat einfach den Namen "Tag der deutschen Einheit" (zu) wörtlich genommen und sich gesagt: jetzt haben wir ja die deutsche Einheit, sie ist von einem Ideal zur Wirklichkeit geworden, also brauchen wir den aspirativen Feiertag nicht mehr und ersetzen ihn durch einen kommemorativen (den 3. Oktober)*. Das fand auch ich schon damals nicht sonderlich überzeugend.
Vielleicht ließe sich der heutige Gedenktag, wenn schon nicht als gesetzlicher Feiertag, so doch zumindest als solcher, als Tag des Gedenkens, wiederbeleben als "Tag der deutschen Freiheit"?
Oder wäre das heute politisch inkorrekt bzw. nicht vermittelbar, da "Freiheit" immer Befreiung von You-know-who bedeutet und sonst nichts? Oder stehen die Aufständischen des 17. Juni im kollektiven Unterbewußten mittlerweile schon wieder als Ochs und Esel da, die den Siegeszug des Sozialismus aufhalten wollten? __________________________________
* Wobei noch hinzukommt, daß der 17. Juni ja ein typisch und ausschließlich westdeutscher Feiertag war; das sprach 1990, als man auf der Suche nach neuen Gemeinsamkeiten war, gegen ihn.
Der 3. Oktober war auch schon 1990 eine Verlegenheitslösung. An-sich wäre von den meisten - wohl auch von den Politikern & der talkenden-wie-schreibenden Intelligenzija der 9. November präferiert worden: das wurde wegen der falschen Anschlußmöglichkeiten fallen gelassen. Der 17. Juni war als "Tag der deutschen Einheit" durch die hergestellte Einheit Vergangenheit - und man wollte die Linke(n) - gerade auch im Westen - nicht noch unnötig verschnuofen & verprellen, die am Scheitern der Ersten Utopie Auf Deutschem Boden schwer genug zu tragen hatten (das waren ja nicht nur Grass & Habermas). Für diese Kaste war der 17. Juni immer "rechts", "bürgerlich" pp. gewesen - für die 68er Protagonisten ein Symbol der Kaltes Krieges - daher auch das Beharren der SPD in den 80er Jahren auf der "Illusion der Wiedervereinigung" - & "triumphalistischer Revanchismus" hätte "das falsche Signal an die Welt gesendet". Da bekam der Bonner Reflex, sich klein & harmlos zu machen, einen Dreh ins Irreale. Gerhard Schröders symptomatishe Äußerung vom Juni 1989 ("Nach 40 Jahren Bundesrepublik sollte man eine neue Generation in Deutschland nicht über die Chancen einer Wiedervereinigung belügen. Es gibt sie nicht." - BILD-Zeitung, 12. Juni 1989) macht ganz klar, auf welch kaltem Fuß der Mauerfall die gesamte Denkerklaase (beileibe nicht nur den linken Flügel) erwischt hatte.
Zitat von Fluminist im Beitrag #6Wobei noch hinzukommt, daß der 17. Juni ja ein typisch und ausschließlich westdeutscher Feiertag war; das sprach 1990, als man auf der Suche nach neuen Gemeinsamkeiten war, gegen ihn.
Eigentlich ist der 17. Juni ja in erster Linie ein ostdeutscher Feiertag! Der halt nur längere Zeit im Osten nicht gefeiert werden durfte.
Es war wohl ein Versagen der Bürgerrechtsbewegung, daß sie dieses Erbe nicht für sich reklamiert hat, sondern immer noch der SED-Propaganda vom faschistischen Putsch glaubte. Denn eigentlich hätte es in erster Linie die ostdeutsche Seite sein müssen, bei den Einheitsverhandlungen den 17. Juni als deutschen Feiertag durchzusetzen.
Zitat von Fluminist im Beitrag #6 Oder wäre das heute politisch inkorrekt bzw. nicht vermittelbar, da "Freiheit" immer Befreiung von You-know-who bedeutet und sonst nichts? Oder stehen die Aufständischen des 17. Juni im kollektiven Unterbewußten mittlerweile schon wieder als Ochs und Esel da, die den Siegeszug des Sozialismus aufhalten wollten?
Ganz so schlimm ist es hoffentlich noch nicht. Was, finde ich, in den Kommentaren sowohl von Vera Lengsfeld als auch von Torsten Krauel überbetont wird, ist das kurzfristige Scheitern des Aufstandes. Ich sehe im Gegenteil eine direkte historische Kontinuität von 1953 hin zum Mauerfall. Meiner Meinung nach war nicht der Bau der Mauer 1961 der entscheidende Nagel im Sarg der DDR, sondern der Aufstand 1953, ohne den die Mauer vielleicht nie gebaut worden wäre, da in der Niederschlagung die entscheidende Bankrotterklärung gegenüber dem Volk lag (sag ich mal als Nichthistoriker). 1953 fiel die Maske. Viele Kommentare heute klingen eher nach Trauerveranstaltung. Ich finde im Gegenteil, daß man diesen Tag für die Freiheit, trotz und gerade wegen der Toten, feiern sollte. Ostern wird schließlich auch gefeiert.
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #7Der 17. Juni war als "Tag der deutschen Einheit" durch die hergestellte Einheit Vergangenheit
Die Bezeichnung "Tag der deutschen Einheit" war ja eigentlich eine diplomatische Lüge. Eigentlich hätte es "Tag des deutschen Freiheitskampfes" o. ä. heißen müssen. Die deutsche Einheit war zwar bei den Protestierern auch Thema, aber deutlich nachgeordnet.
"Einheit" war unverfänglicher. Die durfte man staatsoffiziell im Westen feiern, und gleichzeitig mit dem DDR-Regime Verhandlungen führen. Eine zu deutliche offizielle Anerkennung des Freiheitskampfes hätte zu außenpolitischen Verstimmungen geführt - und natürlich auch stärker die Frage aufgeworfen, warum der Westen nicht geholfen hat.
Zitat von Doeding im Beitrag #9Ich sehe im Gegenteil eine direkte historische Kontinuität von 1953 hin zum Mauerfall.
Die gibt es m. E. leider nicht. Es ist zwar schon richtig, daß der Mauerbau im Prinzip die Antwort auf den Aufstand war. Und beide Ereignisse das Regime weitgehend diskreditiert haben.
Aber dennoch gelang der SED danach ja eine Konsolidierung und Festigung ihrer Macht. Inklusive der Macht, ihre Weltsicht sehr weitgehend in die Köpfe zu drücken. In einigen Bereichen war diese Propaganda zwar spektakulär erfolglos - in anderen aber wirkt sie bis heute nach.
Insbesondere ist es der SED eben gelungen, die Erinnerung an den Aufstand weitgehend aus dem Gedächtnis zu tilgen bzw. diesen in einen vom Westen und von Faschisten inszenierten Putsch umzudeuten. Deswegen hat sich m. W. fast niemand 1989/1990 in die Tradition von 1953 gestellt, die Kontinuität war komplett abgerissen und selbst heute habe ich nicht das Gefühl, daß sich eine Mehrheit im Osten dem Aufstand ihrer Eltern oder Großeltern verbunden fühlt.
Zitat von Doeding im Beitrag #9Ich sehe im Gegenteil eine direkte historische Kontinuität von 1953 hin zum Mauerfall.
Die gibt es m. E. leider nicht.
Ja & nein. Eine direkte Linie gibt es natürlich nicht. Aber es zeigte sich eine Entwicklung, die gerade auch denen, die nach dem Muster "Du hast keine Chance, aber nutze sie" handelten, Antrieb gab: Der Aufstand in der DDR dauerte einige Stunden, der Aufstand in Ungarn 1956 einige Wochen, der Prager Frühling ein halbes Jahr - und der polnische Aufbruch 1981 zwei Jahre. Womit niemand gerechnet hatte, war daß im Herbst '89 die kommunistischen Regime wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen würden.
Bei den Tschechen legt man (schon aus Lokalstolz?)Wert darauf, daß der "Aufstand von Pilsen" vom 1. Juni 1953 der 1. Widerstand gegen die Diktatur war (sh. diesen Blogpost von Lubos Motl) - aber das war rein lokal & wurde nicht von außen wahrgenommen. Insofern bleibt die Kette gültig.
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #12Aber es zeigte sich eine Entwicklung, die gerade auch denen, die nach dem Muster "Du hast keine Chance, aber nutze sie" handelten, Antrieb gab
War das so? Ich kenne mich da nicht so aus - aber haben sich die Ungarn 1956 oder die Tschechen 1968 ab der DDR 1953 orientiert?
Zitat Der Aufstand in der DDR dauerte einige Stunden, der Aufstand in Ungarn 1956 einige Wochen, der Prager Frühling ein halbes Jahr - und der polnische Aufbruch 1981 zwei Jahre.
Wobei die Ungarn, Tschechen und Polen sehr stolz sind auf ihre damaligen Aufstände, die Helden und Märtyrer von damals sind hochgeehrt. Das ist m. W. in der DDR nicht der Fall.
Es ist sehr schade um den 17. Juni als Feiertag. Nicht nur wegen seiner Symbolik, sonderh auch wegen seines hohen Freizeitwertes.
Ein Tag im Juni mit seiner langen Helligkeit ist viel mehr wert als einer im schon kalten Oktober, wo man nur noch das Herbstlaub bestaunen kann.
Zur Symbolik. Leider hat man diesen Tag gedeutet als "Tag der deutschen Einheit".
Das war von anfang an falsch. Nach der Widervereinigung war es leicht, ihn als überholt zu sehen.
Man hätte ihn auch, und vor allem, als Tag der Freiheit, als Tag der Menschenrechte, feiern müssen. Das hätte über das Ereignis und die Wiedervereinigung hinaus bestand gehabt.
Doch Konservative und leider auch Liberale denken nicht in solchen Dimensionen. Nämlich der Betonung der moralischen, kulturellen Grundlage einer wirklichen Demokratie.
Völlig unter ging auch, und das bis heute, daß es nicht nur ein Aufstand gegen das damals herrschende sozialistische Terrorregime war, sondern gegen die diesem inne wohnende generelle Macht-, Ausbeutungs- und Unterstrückungsstruktur. Es hätte ein Kampftag gegen den Sozialismus werden müssen, an dem man der Unmenschlichkeit des sozialistischen Systems gedenkt. An welchem man sich ins Gedächtnis ruft, daß Sozialismus systemimmanent immer einher geht mit Unterdrückung, Ausbeutung, Unfreiheit.
Darum kann es auch keinen demoktratischen Sozialismus geben, so wie es keinen diskriminierungsfreien Rassismus geben kann. Nur wird Sozialismus nicht mit seinem Unrecht und Elend assoziiert, sondern an fiktiven Idealen. Die Konservativen und Liberalen haben bis heute nicht das Wesen des Sozialismus verstanden, oder aber waren zu ängstlich, sich der Wucht dieser intoleranten Idelogie in den Weg zu stellen.
Eine Losung aus dem 17 Juni hätte unbedingt heißen müssen, daß es nie wieder Sozialismus auf deutschem Boden geben darf.
Denn nur mittels einer sozialistischen Machtstruktur waren Holocaust, totale Verfolgung Andersdenkender, totale Kontrolle des Privatlebens, und komplette Verfügung der Staatsgewalt über den Einzelnen möglich. Diese Struktur hatte der NS-Sozialismus mit dem SED-KPDSU-Sozialismus gemeinsam. Und es war grundfalsch, den Linken zwecks Profilierung und Legitimation der eigenen Diktatur die "Aufarbeitung" des NS-Genozidregimes zu überlassen. So wurde nur völlig unzureichend das nationalistische Element des NS-Verbrecherregimes thematisiert und tabuisiert, nicht aber das sozialistische.
Folglich wurden die nach dem 17. Juni 53 erfolgenden sozialistischen Massenmorde in China, Kambodia, Vietnam, und all den anderen Läendern in denen der Sozialismus Einfluß gewann oder anstrebte, nicht als Beleg für die Unmenschlichkeit dieses Gesellschaftskoneptes ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt.
Eine absolute Katastrophe !!!!
Ideal wäre es, den 17. Juni als Gedenktag für die Opfer des Sozialismus wieder einzuführen. Nur widerspräche dies den Überzeugungen nahezu der gesamten politischen und Medialen Klasse, in der BRD und dem Westen insgesamt. Denn man hält den Sozialismus für gesellschaftsfähig, mit der Demokratie vereinbar, und im Prinzip für gut, nur eben schlecht umgesetzt. Darum sind die Mitglieder der umbenannten SED heute ausgesprochene Medienlieblinge. Obwohl das Resultat ihrer Ideologie nach wie vor Unfreiheit, Entrechtung, Enteignung, Verarmung, und bei Widerstand erneut Kriminalisierung und Verfolgung bedeutet.
Zum Tag haben schon viele etwas gesagt, ich möchte etwas anderes herausgreifen.
Zitat Die Freiheit ist überhaupt das allerwichtigste im Leben. Aber das wissen wohl nur die, die einmal die Unfreiheit erlebt haben.
Das ist zunächst eine schöne Aussage. Aber auf der anderen Seite auch eine nicht gerade glückliche Relatvierung. Denn gemessen an den Unfreiheiten der DDR oder des dritten Reiches sind selbst heutige Diktaturen oftmals ziemlich harmlos. Vergliche man nur DDR und das dritte Reich würde man auch feststellen, dass die Unfreiheit im dritten Reich vermutlich grösser war. Was die Unfreiheit in der DDR eigentlich nicht relativieren sollte.
Wenn heute die Rede von der EUDSSR die Rede ist, dann ist der Vorwurf nicht aus dem Leeren gegriffen. Wir sind schon heute reichlich unfrei. Wenn heute mein halbes Leben durchreguliert wird, ich nichtmal ein Haus bauen darf, wie ich es möchte, geschweige denn überhaupt die Beleuchtung wählen darf die mir gefällt, wenn mehr als die Hälfte von dem was ich verdiene, mir weggenommen wird, dann kann man das nicht mehr sehr frei nennen. Zumal ich die Aufzählung von Unfreiheiten durchaus einige Seiten fortsetzen könnte. Ja, ich kann das Land noch verlassen (wenns nach Lafontaine ginge, vermutlich auch das bald nicht mehr), und noch darf ich auch in meinen eigenen vier Wänden eine Zigarette rauchen (auch dagegen gibt es Bestrebungen), aber das macht das Land nicht frei. Zumindest nicht mehr als in dem Maß wie ein Kettensägenmörder den einfachen Mörder relativieren kann. Zumal ich etwas anderes noch weit bedenklicher finde: Im dritten Reich, ebenso wie in der DDR, wussten die Menschen von ihrer Unfreiheit. Das Regime benötigte nackte Gewalt um sich durchzusetzen. Die BRD und auch die EU ist da deutlich weiter. Viele Menschen realisieren gar nicht in welchem Käfig sie eigentlich sitzen und wie stark sie bereits indoktriniert sind. Ich hatte, da ich keinen Fernseher besitze ist mir das sonst fremd, letzte Woche die Gelegenheit einen Blick ins heutige Kinderfernsehen zu werfen. Ich war erschrocken. Tief erschrocken. Denn das was dort als Kinderunterhaltung für vielleicht 6-10 jährige verkauft wird, war PURE Indokrination. So wird der Käfig der Unfreiheit nicht an einer Grenze sondern in den Köpfen unserer Kinder gebaut.
Unfreiheit nimmt nach meinem Dafürhalten in den letzten vielleicht 30 Jahren massiv zu. Noch fataler allerdings ist, das es nicht mal mehr erlebt wird. Wir werden irgendwann unfrei sein wie in der DDR. Nur wird es kaum einer überhaupt wahrnehmen oder wissen wollen.
Zitat Unfreiheit nimmt nach meinem Dafürhalten in den letzten vielleicht 30 Jahren massiv zu. Noch fataler allerdings ist, das es nicht mal mehr erlebt wird. Wir werden irgendwann unfrei sein wie in der DDR. Nur wird es kaum einer überhaupt wahrnehmen oder wissen wollen.
Lieber Llarian, Ich stimme Ihnen - wie meistens - zu. Nur woher sollen die Jüngeren, die nun nicht auf 30 Jahre zurückblicken können einen Vergleich ziehen. Man müßte heute ca. 50-60 Jahre jung sein, um vergangene Freiheiten zu kennen bzw. gelebt zu haben. Ein Beispiel: Wenn ich 1970 von der Polizei mit meinem PKW angehalten wurde, war es üblich (oder auch Pflicht) den Grund, also einen wirklichen Grund zu nennen. Heute heißt das "Verkehrs/Fahrzeugkontrolle" und ich muß die Hosen "runterlassen" - Papiere vorzeigen, Haben Sie was getrunken, Zeigen Sie mal den Verbandskasten, Ihr Ersatzreifen ist schwer erreichbar, sollte man ob derlei Fragen und Feststellungen unmutig werden, ergibt sich ein äußerst unangenehmes Gespräch fast zwangsläufig so geschehen morgens früh um 9.00 Uhr.
Mein Hund und ich kommen vom Waldspaziergang und fahren mit dem Auto gleich beim Bäcker vorbei. An der Ampel kam mir ein Polizeiwagen entgegen, der nächstmöglich umdrehte, wie ich im Rückspiegel sah und mir nachgefahren sein muß. Ich parke auf dem Parkplatz vorm Bäckerladen, habe schon ein Bein aus dem Auto und werde von Zwei Polizisten begrüßt, die Ihr Fahrzeug fluchtsicher hinter meines geparkt hatten. "Allgemeine Verkehrskontrolle"!
Ja gut, um was gehts denn? "Papiere" usw. volles Programm. Auf meine Frage der Begründung gabs ein knappes "freuen Sie sich doch, wenn wir unsere Arbeit tun" Ein junger Mann von vielleicht 23 Jahren und wohl auch der mutigere von beiden, denn der andere schaute verschämt zu Boden. Nochmals, es muß einen Grund haben, wenn ich auf dem Parkplatz morgens früh um 9.00 angehalten werde und so quetschte er dann auch ein "wir haben gedacht Sie sind nicht angeschnallt" raus.
Aha, denke ich, Bußgeld kassieren, alles klar. Tja sage ich, da haben Sie wohl falsch gedacht und, das Kassieren von Bußgeld können Sie aber einfacher haben, gleich um die Ecke, meine Papiere belegen daß, in der von mir bewohnten Strasse ist 30er Geschwindigkeit. 10 Minuten stehen und Sie haben 10 Strafzettel. Nuja, man könnte jetzt sagen, ist doch alles nicht schlimm, erst recht nicht, wenn man nichts zu verbergen hat. Aber genau das ist es ja, in fast jeder öffentlichen Lebenslage bin ich, ob Vermutung oder aus Böswilligkeit zunächst einmal in der Beweispflicht und nicht umgekehrt. Zahlreiche - nicht nur eigene - Erlebnisse belegen das. Es sind nicht mal nur die großen Ereignisse, wie der Fall Gustl Mollath.
Ein Tip, murmeln Sie bei solchen Begebenheiten niemals, auch nicht leise, das Wort Wegelagerei vor sich hin, das kommt überhaupt nicht gut und führt - zumindest bei einer "älteren deutschen Dame" möglicherweise dann doch zu Bußgeld.
♥lich Nola
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Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken. Zettel im August 2008
Solange ich denken kann, wurde auf "drüben" gezeigt um all die Besonderheiten einer Diktatur vor Augen zu führen. Mit dem Tag der Wiedervereinigung fiel das oftmals als Korrektiv benutzte für die westliche Gesellschaft plötzlich weg. Die heutigen Verhältnisse haben sich mindestens in der Mitte getroffen und das nicht nur zum Besten. Manchmal ist ein schwarzer Peter eben doch zu was gut.
♥lich Nola
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Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken. Zettel im August 2008
Zitat von Nola im Beitrag #18Nun doch noch eine Anmerkung zum 17. Juni. Solange ich denken kann, wurde auf "drüben" gezeigt um all die Besonderheiten einer Diktatur vor Augen zu führen. Mit dem Tag der Wiedervereinigung fiel das oftmals als Korrektiv benutzte für die westliche Gesellschaft plötzlich weg. Die heutigen Verhältnisse haben sich mindestens in der Mitte getroffen und das nicht nur zum Besten. Manchmal ist ein schwarzer Peter eben doch zu was gut.
Wohl wahr, liebe Nola. Aber was wäre die Konsequenz aus diesem Befund? Die Suche nach dem nächsten "Schwarzen Peter"? Oder nicht vielmehr Aufklärung über den Wert der Freiheit? Ich bin auch nicht sicher, ob die Polizisten 1970 insgesamt viel generöser waren; dem von Ihnen beschriebenen Beispiel der Begründung von Fahrzeugkontrollen stand immerhin die berühmte "Leberwursttaktik" des Berliner Polizeipräsidenten gegen Demonstranten (1968) gegenüber: in die Mitte reinstechen und zu beiden Seiten rausdrücken.
Möglicherweise haben sich die unfreiheitlichen Aspekte unserer Gesellschaft nur verlagert? Bis 1977 war (männliche) Homosexuelität strafbar, und es wurde noch schuldhaft geschieden...
Zitat Wohl wahr, liebe Nola. Aber was wäre die Konsequenz aus diesem Befund? Die Suche nach dem nächsten "Schwarzen Peter"? Oder nicht vielmehr Aufklärung über den Wert der Freiheit? Ich bin auch nicht sicher, ob die Polizisten 1970 insgesamt viel generöser waren; dem von Ihnen beschriebenen Beispiel der Begründung von Fahrzeugkontrollen stand immerhin die berühmte "Leberwursttaktik" des Berliner Polizeipräsidenten gegen Demonstranten (1968) gegenüber: in die Mitte reinstechen und zu beiden Seiten rausdrücken.
Möglicherweise haben sich die unfreiheitlichen Aspekte unserer Gesellschaft nur verlagert? Bis 1977 war (männliche) Homosexuelität strafbar, und es wurde noch schuldhaft geschieden...
Ja, klar, ich bin mir dieser Aspekte durchaus bewußt, ... die Frau durfte nur mit Erlaubnis des Mannes berufstätig sein, ist auch erst vor ein paar Jahren abgeschafft worden, nur es kam ja nicht mehr zur Anwendung, wie so vieles an Gesetzesleichen, was bis heute noch nicht korrigiert worden ist.
Die 68er Demos hatten aber eine besondere "Qualität". Während sich jeweils zum 1. Mai Gewerkschaften, Arbeitnehmer und Verbände auf öffentlichen Plätzen die Reden bei Bier und Bratwurst anhörten und ihren Frust gezielt und gelenkt ausleben durften, hatten die 68er zumeist Studenten ganz andere Forderungen. Es wurde das ganze System infrage gestellt. Gut heute weiß man, das auch hier eine Stasiunterwanderung maßgeblich beteiligt war und auch erfolgreich. Für die Polizei kamen die ersten und zugleich auch sehr selbstbewußten Demos aus heiterem Himmel. Man darf nicht vergessen, der deutsche Amtsschimmel und sein Obrigkeitsgebahren sind ja bis heute noch ein Problem.
Wie also sollte die Polizei sich 68 "bürgerfreundlich" deeskalierend verhalten? Auch Politiker waren komplett überfordert mit jungen Menschen, die bis an jede Grenze zu gehen bereit waren. Das macht alles im Rückblick nicht besser, aber eine leicht zu lösende Aufgabe war es gewiß nicht. Ein Umdenken ist auch immer erst erfolgt, wenn massiv gefordert wurde, so ist es auch leider heute noch.
♥lich Nola
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Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken. Zettel im August 2008
Zitat von NolaWie also sollte die Polizei sich 68 "bürgerfreundlich" deeskalierend verhalten? Auch Politiker waren komplett überfordert mit jungen Menschen, die bis an jede Grenze zu gehen bereit waren. Das macht alles im Rückblick nicht besser, aber eine leicht zu lösende Aufgabe war es gewiß nicht. Ein Umdenken ist auch immer erst erfolgt, wenn massiv gefordert wurde, so ist es auch leider heute noch.
Natürlich. Das war auch nur ein Beispiel. Von Beginn der Bundesrepublik an haben die Menschen demonstriert. In den frühen 50ern gegen Wiederbewaffnung und "Atomtod", dann die 68er, die Grünen usw. Immer ging es um (subjektiv) wahrgenommene Unfreiheit. Ob man dem folgen mag, ist eine andere Sache. Ich bin aber der Meinung, daß es hier immer nur um "relative" Unfreiheit ging, die vielleicht mit parlamentarisch-demokratischen Systemen mehr oder weniger notwendig einher geht. Das ist aber mMn kein Vergleich mit der "absoluten" Unfreiheit in der DDR. Eine gute Freundin von mir, einige Jahre älter als ich, war im Hochleistungssport der DDR, zuerst aktiv, dann als Physiotherpeutin, beteiligt. Sie beantragte Anfang oder Mitte der 90er (weiß ich nicht mehr) Einsicht in ihre Stasiakte und wartete 1,5(!) Jahre. Es war ein dicker Leitzorder. Sie las die erste dreiviertel (!) Seite, schloß den Ordner tief erschüttert und hat nie wieder hineingesehen. Sie weiß bis heute nicht, was über die erste Seite hinaus dringestanden hat. Man mag erahnen, was sie dort zu lesen bekommen hat, und ich weigere mich, das auch nur in der gleichen Liga zu verorten wie das, was Sie, Llarian (und mich!) im Alltag so sehr stört.
Zitat von Doeding im Beitrag #21Eine gute Freundin von mir, einige Jahre älter als ich, war im Hochleistungssport der DDR, zuerst aktiv, dann als Physiotherpeutin, beteiligt. Sie beantragte Anfang oder Mitte der 90er (weiß ich nicht mehr) Einsicht in ihre Stasiakte und wartete 1,5(!) Jahre. Es war ein dicker Leitzorder. Sie las die erste dreiviertel (!) Seite, schloß den Ordner tief erschüttert und hat nie wieder hineingesehen. Sie weiß bis heute nicht, was über die erste Seite hinaus dringestanden hat. Man mag erahnen, was sie dort zu lesen bekommen hat, und ich weigere mich, das auch nur in der gleichen Liga zu verorten wie das, was Sie, Llarian (und mich!) im Alltag so sehr stört.
Herzliche Grüße, Andreas Döding
Das kann ich nur bestätigen! Diese "Behörde" hat das Leben in der DDR nachhaltig bestimmt - zumindest in den Städten. Eine Freundin aus dem Studium wurde von der Stasi "angeworben" mit der Aussage "Ihr Vater ist in der Evangelischen Kirche - wenn Sie Lehrerin werden wollen... dann unterschreiben Sie hier". Da sie unbedingt Lehrerin werden wollte... Nach der Wende wurde von der Bild in dieser Stadt jeder IM mit Klarnamen veröffentlicht... und wer stand ganz oben auf der Liste - mit hohem Rang? Ihr Vater! Sie hat dann auch ihre Akte eingesehen und gesehen, dass ihr Vater ihre Anwerbung unterstützt hatte.
Liebe Zettels, ohne auf die weit ausufernde Diskussion eingehen zu können, doch einige Anmerkungen zu diesem wirklich wichtigen Thema.
Ein alter Onkel aus der Niederlausitz erzählte vor 20 Jahren (nach Wiedervereinigung) wie er als Beauftragter der Belegschaft eines Tagebaus oder einer Brikettfabrik nach Berlin zum Zentralvorstand der damaligen Staatsgewerkschaft FDGB geschickt wurde, um Forderungen zu überbringen. Er wurde zu seinem Glück schon im Vorfeld von den Russen abgefangen und zurückgeschickt.
Forderungen: 1. Rücknahme der Normerhöhung (10%) 2. Rücktritt der Regierung 3. Freie Wahlen 4. Einheit Deutschlands
Symptomatisch, daß der Kampf gegen die Normerhöhungen nur der Einstieg in zentrale politische Anliegen war. In der Herstellung der Einheit sah das meuternde Volk die Utopie einer wieder heilen Welt. Alle Detaillbeschwerden wurden auf die Besatzungsmacht und die politische Spaltung des Landes zurückgeführt. Die SED-Funktionäre waren nur die Handlanger der Besatzung und zählten nicht als selbständige Kraft.
Hellsichtige Berufsfunktionäre hatten selbstverständlich einen anderen Klassenstandpunkt. Beispielsweise verkündete ein Mitschüler auf dem Schulhof: "Zum Glück gibts die Russen, sonst würde es furchtbar." Hatte er gewiß so zu Hause gehört. Dieser Knabe war dick, dumm, verlogen und brutal. Später landete er folgerichtig "als Offizier"in der Normannenstraße (Zentrale des Ministerium für Staatssicherheit.
- Die hier angeführten Abhängigkeiten und Zusammenhänge zwischen verschiedenen Unruhen, Instabilitäten, Widerstandserscheinungen im sowjetischen Satellitenvorfeld wurden hier in der Diskussion gestreift, sind aber viel zu komplex, um in diesem Rahmen einigermaßen korrekt auch nur genannt zu werden. Z.B. fehlte der Posener Aufstand 1956, die Emeuten in den polnischen Ostseestädten Dezember 1970 (einige 40 Tote), die verschiedenen Phasen des "Prager Fühlings" wurden bis zur Verfälschung verkannt und vereinfacht, die einzelnen Auflösungserscheinungen im Ostblock ab 1979, ausgelöst durch das Offenkundigwerden der wirtschaftlichen Schwäche des Sowjetsystems. Ein besonderes Kapitel wäre in der Zone das Heranreifen einer sagen wir "Umsturzerwartung" im Vorfeld des 13.August, erinnerlich ab März 1961 (gab es auch erkennbar die ersten praktischen Vorbereitungen der Mauer), der Verlust von Respekt vor dem Machapparat in der Zone, markiert durch das Anschwellen der Ausreisebewegung im Frühjahr 1984 (eine der Ursachen war tatsächlich der Straußsche Milliardenkredit von 1983 und das Scheitern der russischen Hochrüstungspolitik angesichts von NATO-Doppelbeschluß und Reagans Weltraumrüstungsplan). Schon die Solidarnosz-Bewegung mitallen Phasen und Folgen und die Auflösung des Sowjetblocks ab Gorbatschow (1985) bis 1989/1991 würden jeweils ein ganzes Buch für eine adäquate Behandlung verlangen. Ein behaupteter Zusammenhang 13.August mit "Prager Frühling" oder auch Ungarnaufstand ist aus verschiedenen Gründen abwegig.
Wünsche dem "Zirkel schreibender Rentner" weiter viel Spaß.
Nur eben anders als in z.B. einem System wie dem DDR-Sozialismus, als die Einschränkungen offensichtlich waren, und von oben diktiert wurden.
Heute ist das viel subtiler. Und: Die DDR hatte ein solches Repressionssystem nötig. Am Widerstandspotential richtet sich die Repression aus.
Dennoch haben in der heutigen BRD die Menschen wieder Angst, ihre Meinung und Erkenntnis frei zu äußern aus Furcht vor Konsequenzen.
Beispiel: Ich kennen einen Mitarbeiter einer Sozialbehörde, die unsere Steuergelder an Hartzer verteilt. Er schildert mir detailliert Fälle von Mißbrauch durch die "Klienten", deren Sabotagestrategien damit sie an das Geld der Steuerzahler gelangen, und wie intern damit umgegangen wird. Nämlich möglichst duldend. Selbst bei Hinweisen auf offensichtlichen Mißbrauch sucht die Behörde ! nach Möglichkeiten doch zu zahlen.
Diese Behörde, in einer rot-grün regierten Stadt, ist durchsetzt von Rot-Grünen. Mit diesen Informationen an die Öffentlichkeit zu gehen, würde ihn im Kollegenkreis isolieren, seine Karrieremöglichkeiten massiv einschränken, er müsste mit einer medialen Rufmordkampagne rechnen, worunter nicht nur er selbst, sondern seine Familie leidet. Also hält er den Mund.
Man muß in der heutigen BRD die Menschen nicht mehr einkerkern, um ihre Unterwerfung zu erzwingen. Es genügen wirtschaftliche und soziale Konsequenzen, wenn deren Eintrittswahrscheinlichkeit als hoch eingestuft wird. Und diese Eintrittswahrscheinlichkeit liegt in der heutigen BRD bei 100%.
Die Fälle Sarrazin und Eva Herman haben uns allen gezeigt, was einen erwartet, wenn man sich gegen die Standpunkte insbesondere der Grünen positioniert. Beide verloren ihren Job. Herman hat sogar dagegen geklagt - und verloren !!!!!!
Beispiel 2: Fall eines Hauskaufes. Der Ofen muß erneuert werden. Die Gesetze zur CO2-Einsparung greifen. Es sind umfassende Maßnahmen zur Energieeinsparung notwendig. Das kostet nicht nur sehr viel Geld, sondern gefähret zudem die Gesundheit und schädigt die Umwelt (Biospritanbau). Geld ist jedoch investierte Lebenszeit, die man einem wegnimmt, und noch dazu kommt die Gesundheitsgefährdung durch Wärmedämmung (krebesauslösende Verschimmelung). Was ist das anderes als die Normerhöhung in der DDR 1953 ? Man wird gezwungen mehr zu arbeiten, wenn dies möglich ist, oder aber Einbußen im Lebensstandard hinnehmen.
Beispiel 3: Zensur der Medien. Im Sozialismus zentral gesteuert. Heute dezentral, in jeder Redaktionsstube. Ich kenne kein Leitmedium, welches sachlich pro und contra Atomkraft berichtet, geschweige denn sich dafür ausspricht. Überall und ausschließlich wird bei Schlüsselthemen noch der Standpunkt so dargestellt, daß er der Ideologie der Grünen entspricht. Keine Nennung des Sozialisationshintergrundes von Gewaltverbrechern, keine Information über die Fragwürdigkeit der nur auf willkürlichen Computersimulationen basierenden CO2-Hypothse, keine Info über das millionenfache Töten von Vögeln und Fledermäusen durch Windräder, negative Auswirkungen von Masseneinwanderung, Menschenrechtsverletzungen aufgrund einer Religion, die niemand mehr kritisieren darf und über die es absolut unzulässig ist, Karrikaturen zu zeichnen, usw.
Am allerschlimmsten sind hierbei die Staatsmedien, deren Gebühren unter Zwang, also angedrohter juristischer Konsequenzen, erhoben werden.
Beispiel 4: Das Parlament. Abgeordnete sind abhängig von parteiinternen Gremien, die sie aufstellen. Und so liegt auch ihre Loyalität. Ich erkenne bis auf ganz wenige Ausnahmen bei allen Abgeordneten, daß eines nicht sind - Volksvertreter. Sie vertreten ihre Interessen, die aufgrund der Struktur in die sie eingebettet sind, völlig verschieden sind von jenen der arbeitenden Bevölkerung. Vor ein paar Tagen stimmten sie der Aufsicht über der Souveränitätsabgabe über 135 Mrd. zu, die für die EZB-Bankenaufsicht einzuzahlen sind. Dieses Gremium ist jedoch demokratisch nicht legitimiert, und entscheidet unter garantierter Immunität völlig intransparent.
Endlos könnte man hier aufzählen.
Liberale Gesellschaften scheinen nur eine begrenzte "Halbwertszeit" zu haben, dann fallen sie zurück in totalitäre Strukturen.
Warum ist das so ? Weil Machtstreben eine Eigendynamik entfaltet ? Weil Bürokratien zwangsläufig ausufern und einschränken ? Weil sich in liberalen Strukturen besonders gut totalitäre Ideolgien ausbreiten können, bis sie dominant werden ? Weil Liberale zu liberal sind, um sich anti-Liberalen entgegen zu stellen ?
Ja - noch kann ich mich hier äußern contra rot-grün, auch privat, (nicht aber beruflich). Weil es für das System egal ist. Besteht jedoch die Gefahr, daß man ein größeres Publikum erreicht, wird es sehr schmerzhaft für einen Selbst und Angehörige. Ja, ich passe auf was ich sage, und lieber 1000 mal zu wenig, als nur einmal zuviel.
Und wozu soll man was riskieren. Was hätte man davon ?
Man ändert sowieso nichts, und die Allermeisten fühlen sich wohl mit all ihren hohen Steuern und Umweltabgaben. Immer höhere Abzüge stören sie nicht, weil sie normativ so programmiert wurden, gegen ihre eigenen Interessen zu handeln. Sie wollen lieber sozial und öko sein, als frei und selbstbestimmt. Sie entscheiden sich für die damit verbundene Anerkennung, das Gefühl der Schwarmgeborgenheit, halten Disharmonie nicht aus, sind letztlich ängstlich, ja feige.
Diese subtile Unfreiheit ist viel effektiver als eine offensichtliche, wie schon Larian #16 geschrieben hat. Sie ist verinnerlicht als gut, als sozial, als umweltfreundlich. Sie setzt auf Normen, und erst danach auf Gesetze zur Kontrolle des Einzelnen. Im Prinzip wie eine Religion, das effektivste System der Menschenkontrolle und Steuerung.
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