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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 51 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2 | 3
Doeding Offline




Beiträge: 2.612

23.07.2013 15:48
Facebookverbot für Lehrer Antworten

Die grün-rote Landesregierung in Baden-Württemberg hatte mal wieder eine Verbotsidee.

Hausmann Offline



Beiträge: 710

23.07.2013 17:30
#2 RE: Facebookverbot für Lehrer Antworten

Lieber Andreas Döding!

Früher hätte ich mich aufgeregt über solche Schachzüge. Heute schmunzele ich eher über Dämlichkeiten dieser Art (schon der Vergleich mit dem Schachspiel ist beleidigend) und hoffe, daß es lustig so weitergeht. Dabei sehe ich eine intelligente junge Dame vor mir, die etwas blauäugig dort Grün wählte und der sich wohl langsam die Augen weiten. Und ich werde ihr demnächst das dritte pädagogische Prinzip erläutern:
Lernen durch Schmerz.

Sehr viele Lehrer benutzen diese Kommunikation täglich. Krankmeldungen per eMail, Terminabsprachen, Materialien für kranke oder Schüler in Praktika usw. usf. sind vollkommen normal. Wie man dabei seine persönlichen Daten handhabt, liegt in der Freiheit der Personen und sicher wird man unerfahreneren Schüler dazu auch Hinweise geben.

Man könnte sich auch mal, gewissermaßen als Abrundung, die Vorstellungen dieser Regierung zum Mathematik-Unterricht ansehen. ... Siehe oben.

Gruß!

-----------------------------------------------------
Mehr Liberalismus wäre dringend vonnöten. Zettel

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

23.07.2013 22:43
#3 RE: Facebookverbot für Lehrer Antworten

Zitat von Hausmann
Früher hätte ich mich aufgeregt über solche Schachzüge. Heute schmunzele ich eher über Dämlichkeiten dieser Art (schon der Vergleich mit dem Schachspiel ist beleidigend) und hoffe, daß es lustig so weitergeht.



Lieber Hausmann,

Das ist dann wohl schon die Altersweisheit, die Ihnen helfen mag und die bei mir so hartnäckig auf sich warten läßt
Aber das Schachbild scheint mir durchaus zu passen; kommen mir die heutigen Kinder im Regelschulsystem (hier in NRW und nun wohl auch in BaWü) doch oft wie Bauernopfer grüner Ideologie vor.

Herzliche Grüße,
Andreas Döding

Llarian Offline



Beiträge: 7.084

23.07.2013 22:53
#4 RE: Facebookverbot für Lehrer Antworten

Zitat von Doeding im Beitrag #1
Die grün-rote Landesregierung in Baden-Württemberg hatte mal wieder eine Verbotsidee.

Und mal ganz ungrün: Ich finde das Verbot geradezu zwingend und notwendig, wenn man den Datenschutz von jungen Menschen auch nur für drei Cent ernst nehmen will.

Sie vermischen Äpfel mit Birnen, lieber Döding, und suchen über den Kompott zu begründen, aber es bleiben trotzdem Äpfel und Birnen übrig: Wo ein Schüler seine Email speichern lässt ist Sache des Schülers, er KANN zu Tante google gehen, er kann aber auch zur deutschen Firma GMX gehen oder ganz doof seine Emails auch auf seinem eigenen Email-Server zuhause speichern lassen. Email ist ein offenes Protokoll und kein Lehrer zwingt einen Schüler seine Emails bei Google oder Yahoo abzulegen. Ebenso mag es zwar sein, dass bei Google die Email von der NSA gelesen wird, Google geht aber nicht hin und spricht sich selbst die Rechte an der Email zu.

Und dann wende man sich der Birne Facebook zu: Das Gesichtsbuch ist KEIN offenes Protokoll. Ich kann das Gesichtsbuch nicht bei einem deutschen Unternehmen verwenden. Das Gesichtsbuch geht auch nicht hin und respektiert die Privatssphäre. Im Gegenteil, das Gesichtsbuch räumt ja offen ein, dass sein eigentliches Kapital in den Nutzerdaten besteht, die es als sein Eigentum betrachtet.

Anders gesagt: Das gehört nicht zusammen. Es sind völlig unterschiedliche Dinge. Und ja, das Facebook im Unterricht thematisiert wird IST gut und notwendig. Denn es handelt sich eben nicht um eine harmlose kleine Anwendung sondern um ein Werkzeug mit extremer Reichweite, langem Gedächtnis und vernichtenden Spätfolgen. Vielen Schülern ist nicht im Ansatz bewusst, was da mit ihren Daten passiert (viele Erwachsene wissen es auch nicht besser). Wenn wir unsere Kinder vor den Gefahren des Erwachsenwerdens warnen (Teenagerschwangerschaften, Schulversagen, kein Ausbildungsplatz, Geschlechtskrankheiten), deren Tragweite sie im jungen Alter oft nicht verstehen, dann gehört eine Warnung vor sozialen Netzwerken allemal dazu.

Und noch dabeigesetzt: Wenn ein Lehrer eine Facebook Mitgliedschaft zur Bedingung zur Teilnahme am Unterricht macht, dann fände ich das in allerhöchstem Maße skandalös und würde als Vater in dieser Schulklasse darauf hinwirken wollen, dass man diesem Lehrer mal ordentlich den Kopf wäscht, damit er sich mal informiert was für ein Laden das ist.

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

23.07.2013 23:19
#5 RE: Facebookverbot für Lehrer Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #4
Zitat von Doeding im Beitrag #1
Die grün-rote Landesregierung in Baden-Württemberg hatte mal wieder eine Verbotsidee.

Und mal ganz ungrün: Ich finde das Verbot geradezu zwingend und notwendig, wenn man den Datenschutz von jungen Menschen auch nur für drei Cent ernst nehmen will.

Sie vermischen Äpfel mit Birnen, lieber Döding, und suchen über den Kompott zu begründen, aber es bleiben trotzdem Äpfel und Birnen übrig: Wo ein Schüler seine Email speichern lässt ist Sache des Schülers, er KANN zu Tante google gehen, er kann aber auch zur deutschen Firma GMX gehen oder ganz doof seine Emails auch auf seinem eigenen Email-Server zuhause speichern lassen. Email ist ein offenes Protokoll und kein Lehrer zwingt einen Schüler seine Emails bei Google oder Yahoo abzulegen. Ebenso mag es zwar sein, dass bei Google die Email von der NSA gelesen wird, Google geht aber nicht hin und spricht sich selbst die Rechte an der Email zu.

Und dann wende man sich der Birne Facebook zu: Das Gesichtsbuch ist KEIN offenes Protokoll. Ich kann das Gesichtsbuch nicht bei einem deutschen Unternehmen verwenden. Das Gesichtsbuch geht auch nicht hin und respektiert die Privatssphäre. Im Gegenteil, das Gesichtsbuch räumt ja offen ein, dass sein eigentliches Kapital in den Nutzerdaten besteht, die es als sein Eigentum betrachtet.

Anders gesagt: Das gehört nicht zusammen. Es sind völlig unterschiedliche Dinge. Und ja, das Facebook im Unterricht thematisiert wird IST gut und notwendig. Denn es handelt sich eben nicht um eine harmlose kleine Anwendung sondern um ein Werkzeug mit extremer Reichweite, langem Gedächtnis und vernichtenden Spätfolgen. Vielen Schülern ist nicht im Ansatz bewusst, was da mit ihren Daten passiert (viele Erwachsene wissen es auch nicht besser). Wenn wir unsere Kinder vor den Gefahren des Erwachsenwerdens warnen (Teenagerschwangerschaften, Schulversagen, kein Ausbildungsplatz, Geschlechtskrankheiten), deren Tragweite sie im jungen Alter oft nicht verstehen, dann gehört eine Warnung vor sozialen Netzwerken allemal dazu.

Und noch dabeigesetzt: Wenn ein Lehrer eine Facebook Mitgliedschaft zur Bedingung zur Teilnahme am Unterricht macht, dann fände ich das in allerhöchstem Maße skandalös und würde als Vater in dieser Schulklasse darauf hinwirken wollen, dass man diesem Lehrer mal ordentlich den Kopf wäscht, damit er sich mal informiert was für ein Laden das ist.



Lieber Llarian,

Das mit dem Obst darf ich in aller Freundlichkeit zurückgeben. Äpfel: obligatorischer Zwang der Schüler zur Einrichtung eines FB-Kontos und zwingende Kommunikation hierüber. Birnen: behördliches Verbot, dieses Medium überhaupt zu nutzen, egal wie die Vorort-Bedingungen an den Schulen beschaffen sind. Ersteres geht gar nicht, letzteres mMn auch nicht. Und wenn es der Landesregierung um den Datenschutz der Kinder ginge, dann verböten sie nicht den Kontakt von Lehrern untereinander. Das ist einfach nur behördliche Paranoia und der übliche Verbotswahn.

Aber klar, meine Meinung ist sicher streitbar: ich denke, dass die Deutschen einen absolut bekloppten Datenschutzfimmel haben. Wenn ich den Schaar schon höre. Als ich noch in einer Klinik gearbeitet habe, war es praktisch unmöglich, meinen Arbeitsalltag vernünftig zu organisieren unter vollumfänglicher Einhaltung sämtlicher Datenschutz-Rahmenbedingungen. Das war lächerlich! Und keiner hat sich daran gehalten, ich natürlich auch nicht. Weil es nicht möglich war, was uns vom QM-Zertifizierer auch so (mündlich, versteht sich ) bestätigt worden ist.

Die Realität sieht doch so aus, dass nicht Lehrer den Kindern Facebook aufzwingen, sondern dass die Kinder längst Accounts haben und den Lehrern regierungsseitig die Möglichkeit genommen wird, den Schülern auf eine ihnen gemäße und für sie gewohnte Weise sowie leicht erreichbar zu kommunizieren. Und das ganze nur im Unterricht zu thematisieren, ist so wie Sexualkundeunterricht von einem katholischen Theologen, der sich ultimativ gegen vorehelichen Sex ausspricht. Laangweilig.

Und zu den E-Mails: offenes Protokoll oder nicht ist nicht Gegenstand der Begründung des Verbotes durch die Landesregierung. Es geht um Datenschutz. Und hier ist das offene Protokoll von Mails genauso angreifbar wie Facebookinhalte.

Herzliche Grüße,
Andreas Döding

Llarian Offline



Beiträge: 7.084

24.07.2013 00:23
#6 RE: Facebookverbot für Lehrer Antworten

Zitat von Doeding im Beitrag #5
Das mit dem Obst darf ich in aller Freundlichkeit zurückgeben. Äpfel: obligatorischer Zwang der Schüler zur Einrichtung eines FB-Kontos und zwingende Kommunikation hierüber. Birnen: behördliches Verbot, dieses Medium überhaupt zu nutzen, egal wie die Vorort-Bedingungen an den Schulen beschaffen sind.

Wie sollten diese denn ihrer Meinung nach beschaffen sein, um einen Einsatz von Facebook zu rechtfertigen ?

Zitat
Und wenn es der Landesregierung um den Datenschutz der Kinder ginge, dann verböten sie nicht den Kontakt von Lehrern untereinander.


Ich glaube nicht, dass die Landesregierung den Lehrern verbietet als Privatperson soviel auf Facebook zu treiben, wie sie wollen. Als Lehrer (!) haben sie das aus Datenschtzgründen zu unterlassen. Und das ist nur folgerichtig aus dem Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung, dass auch schon Schülern zusteht.

Zitat
ich denke, dass die Deutschen einen absolut bekloppten Datenschutzfimmel haben.


Und ich denke, dass Sie noch nie in einer Data-Mining Vorlesung gesessen haben. Ich kenne jedenfalls eigentlich kaum einen Informatiker, der sich mit dem Thema auseinandergesetzt hat, der nicht auch gleichzeitig recht hohe Anforderungen an den Datenschutz erhebt. Die meisten Leute sind sich nicht im Ansatz darüber bewusst wie mächtig selbst trivialste Daten sein können, wenn die Menge nur gross genug ist, dass man die gesuchten Aussagen vom zufälligen Rauschen unterscheiden kann. Nach meiner bescheidenen Erfahrung unterschätzen die meisten Leute den Wert von scheinbar unwichtigen Daten nicht nur, sie unterschätzen ihn massiv.

Zitat
Die Realität sieht doch so aus, dass nicht Lehrer den Kindern Facebook aufzwingen, sondern dass die Kinder längst Accounts haben und den Lehrern regierungsseitig die Möglichkeit genommen wird, den Schülern auf eine ihnen gemäße und für sie gewohnte Weise sowie leicht erreichbar zu kommunizieren.


Jetzt darf ich kurz mal ein bischen unter die Gürtellinie greifen: Es sind auch die meisten Jugendlichen sexuell aktiv, dass bedeutet nicht, dass der Lehrer auf diese Art mit seinen Schülern kommunizieren sollte. Zum Argument: Natürlich sind viele Schüler auf dem Gesichtsbuch. Es muss aber auch denjenigen möglich sein am Unterricht teilzunehmen, die eben nicht bei Facebook Kunde werden wollen. Es darf keinen Unterschied machen, ob jemand seine Daten schützen möchte oder nicht.

Zitat
Und das ganze nur im Unterricht zu thematisieren, ist so wie Sexualkundeunterricht von einem katholischen Theologen, der sich ultimativ gegen vorehelichen Sex ausspricht. Laangweilig.


Ist es dann auch langweilig, wenn so ein verspiessbürgerster Lehrer, der in seinem Leben noch keinen Joint geraucht hat, über die Gefahren von Drogen aufklärt ? Oder muss ein Lehrer eine Drogenkarriere hinter sich haben, damit ihn die Jugendlichen auch ernst nehmen ?

Zitat
Und zu den E-Mails: offenes Protokoll oder nicht ist nicht Gegenstand der Begründung des Verbotes durch die Landesregierung. Es geht um Datenschutz. Und hier ist das offene Protokoll von Mails genauso angreifbar wie Facebookinhalte.


Nein, ist es nicht. Ich kann Mails problemlos so gestalten, dass sie von keinem Dritten gelesen oder veröffentlicht werden, vielleicht mal ab von Geheimdiensten (auch das wäre möglich, ist aber für die meisten Lehrer und Schüler ein zu grosser Aufwand). Wie Sie das selbe auf Facebook abbilden wollen, ist mir nicht klar. Facebookinhalte gehören per definition (!) der Firma Facebook. Emails sind geschütze Korrespondenz, ihre Veröffentlichung ist in Deutschland teilweise sogar strafbar.

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

24.07.2013 07:45
#7 RE: Facebookverbot für Lehrer Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #4
Zitat von Doeding im Beitrag #1
Die grün-rote Landesregierung in Baden-Württemberg hatte mal wieder eine Verbotsidee.

Und mal ganz ungrün: Ich finde das Verbot geradezu zwingend und notwendig, wenn man den Datenschutz von jungen Menschen auch nur für drei Cent ernst nehmen will.

Sie vermischen Äpfel mit Birnen, lieber Döding, und suchen über den Kompott zu begründen, aber es bleiben trotzdem Äpfel und Birnen übrig: Wo ein Schüler seine Email speichern lässt ist Sache des Schülers, er KANN zu Tante google gehen, er kann aber auch zur deutschen Firma GMX gehen oder ganz doof seine Emails auch auf seinem eigenen Email-Server zuhause speichern lassen.




Was ist mit dem eMail-Konto der Lehrer? Kann sich das der Schüler auch aussuchen?

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“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

24.07.2013 08:03
#8 RE: Facebookverbot für Lehrer Antworten

Zitat von Llarian
Wie sollten diese denn ihrer Meinung nach beschaffen sein, um einen Einsatz von Facebook zu rechtfertigen ?


Z. B. alle Schüler haben einen Account, der auch verwendet wird. Während der Herbstferien wird eine geschlossene Gruppe gegründet, über die die Organisation der kommenden Klassenfahrt fortlaufend geklärt und geplant wird. Vernetzte Echtzeitkommunikation statt sternförmiger Schneckenpost.

Aus meiner Sicht ist die ganze Frage aber verkehrt und gar nicht "ungrün", lieber Llarian. Wieso muß eine Erlaubnis gerechtfertigt werden? Das war in der Tat schon immer bei den Grünen so. So ist bis heute das Argumentationsmuster der Grünen bei allen möglichen technischen Neuerungen. Ich bin im Gegenteil der Meinung, daß Verbote gerechtfertigt werden müssen, und zwar dezidiert anhand der denkbaren Einzelfälle, während pauschale Totalverbote erstmal tabu zu sein haben.

Zitat
Ich glaube nicht, dass die Landesregierung den Lehrern verbietet als Privatperson soviel auf Facebook zu treiben, wie sie wollen. Als Lehrer (!) haben sie das aus Datenschtzgründen zu unterlassen. Und das ist nur folgerichtig aus dem Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung, dass auch schon Schülern zusteht.


Das verstehe ich nicht. Recht auf informationelle Selbstbestimmung bedeutet doch gerade, daß ich selbst entscheiden darf, welche Daten ich preisgebe. Genau dieses Recht wird sowohl bei Lehrern als auch bei Schülern massiv beschnitten durch ein solches Verbot. Nochmal: niemand darf zur Einrichtung eines FB-Accounts genötigt werden. Wo ist das Problem? Es gibt mit Sicherheit noch ein paar versprengte Spätachtundsechziger, die bis heute kein Internet haben. Für deren Kinder muß der Lehrer eben auch noch zum Telefonhörer greifen, aber deswegen Mailkommunikation zu verbieten wäre ebenso absurd.

Zitat
Und ich denke, dass Sie noch nie in einer Data-Mining Vorlesung gesessen haben.


Das stimmt. Und wenn ich an fünf Virologenkongressen teilgenommen hätte, dann würde ich das Weltende eben von dort erwarten. Verfügbarkeitsheuristik halt. In wieweit mein tägliches Leben direkt und für mich nachteilig spürbar oder gar leidenverursachend von solchen Risiken eingenommen wird, ist wieder eine andere Frage.

Zitat
Es muss aber auch denjenigen möglich sein am Unterricht teilzunehmen, die eben nicht bei Facebook Kunde werden wollen. Es darf keinen Unterschied machen, ob jemand seine Daten schützen möchte oder nicht.


Absolut. Anderes habe ich auch nicht behauptet.

Zitat
Ich kann Mails problemlos so gestalten, dass sie von keinem Dritten gelesen oder veröffentlicht werden


Das stimmt, aber niemand wird dazu gezwungen, und niemandem ist Gegenteiliges verboten, oder?

Herzliche Grüße,
Andreas Döding

Martin Offline



Beiträge: 4.129

24.07.2013 08:56
#9 RE: Facebookverbot für Lehrer Antworten

Zitat von Doeding im Beitrag #8
Das verstehe ich nicht. Recht auf informationelle Selbstbestimmung bedeutet doch gerade, daß ich selbst entscheiden darf, welche Daten ich preisgebe. Genau dieses Recht wird sowohl bei Lehrern als auch bei Schülern massiv beschnitten durch ein solches Verbot. Nochmal: niemand darf zur Einrichtung eines FB-Accounts genötigt werden. Wo ist das Problem? Es gibt mit Sicherheit noch ein paar versprengte Spätachtundsechziger, die bis heute kein Internet haben. Für deren Kinder muß der Lehrer eben auch noch zum Telefonhörer greifen, aber deswegen Mailkommunikation zu verbieten wäre ebenso absurd.


Lieber Andreas Döding,

ganz so einfach sehe ich das nicht.

Ich habe keinen FB-account, aber ganz offensichtlich bietet FB einen hohen Komfort für beispielsweise Verabredungen zu Klassenfahrten. Meine Frau ist Elternbeirat und wäre froh, wenn allein alle Eltern einen e-mail Account hätten. Momentan muss sie per Schulranzenpost informieren, weil die Abdeckung durch e-mail weniger als 50% ist. Trotzdem gilt die Regel nach wie vor: Komfort geht auf Kosten des Datenschutzes. Die Lehrer an 'unserer' Schule in B-W halten sich auch aus Vor-Rot/Grünen Zeiten beispielsweise strikt daran, dass sie die von Eltern zur Verfügung gestellten Adressen (auch e-mail) beispielsweise nicht an den Ebr weitergeben. Der muss sich diese selbst einsammeln.

Informationelle Selbstbestimmung' gilt für Lehrer in ihrer Funktion nicht, wenn es sich um Daten der Schüler handelt. Ich weiß nicht, wie genau die Staatshaftung an Schulen geregelt ist, wenn beispielsweise der Datenschutz verletzt wurde, aber es ist nun mal die Verantwortung der Behörden, Details des Datzenschutzes zu regeln. Im Übrigen ist der aktuelle Kultusminister von der SPD und er ist Jurist.

Das dürfte für einen Arzt analog gelten, wenn es um vertrauliche Patientendaten geht. Ich weiß nicht, ob Sie sich schon mal darüber Gedanken gemacht haben, wie die Verantwortlichkeiten geregelt sind, wenn Sie auf Ihrem PC Patientendaten haben, und Sie diese vor Fremdzugriff schützen müssten. Oder, wenn Sie den PC zur Reparatur geben, mitsamt Inhalt der Festplatte. Die EU-Datenschutzrichtlinie ordnet die Verantwortung für die Daten dem zu, in dessen Besitz sie sind.

Die Diskussion ist vielleicht deshalb nicht so einfach, weil es u.U. schwer ist ein Datenleck zu allokieren, bzw. eine Absicht nachzuweisen, wenn Daten in nicht autorisierte Hände fallen. Dementsprechend schwierig dürfte es auch sein, Haftungsansprüche geltend zu machen (der Schaden dürfte ebenfalls schwer identifizierbar sein). Wenn Sie aber für einen größeren Betrieb verantwortlich sind, dann werden Sie Einiges investieren, um nicht in die Gefahr von Strafzahlungen zu kommen.

Für eine Regierung ist das Minimum, Verordnungen zu erlassen, die ihr den Rücken vor Entschädigungsforderungen freihält. Es mag lästig sein, aber es ist m.E. ein Stück Professionalität.

Gruß, Martin

PS: Das Argument, dass ein Schüler nicht zu einem FB-Account gedrängt werden kann ist nicht gerade stechend: Schnell gibt es einen Gruppendruck, wenn dann der Lehrer noch Teil der 'Gruppe' ist, wird es für den Schüler schwer die Haltung beispielsweise seiner Eltern zu FB in diesem Umfeld zu verteidigen.

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

24.07.2013 09:31
#10 RE: Facebookverbot für Lehrer Antworten

Zitat von Martin
Für eine Regierung ist das Minimum, Verordnungen zu erlassen, die ihr den Rücken vor Entschädigungsforderungen freihält. Es mag lästig sein, aber es ist m.E. ein Stück Professionalität.


Ja, das kann ich teilweise sehen, lieber Martin. Die juristisch-haftungsrechtliche Komponente hatte ich bisher nicht bedacht. Andererseits kann ich mir nur schwer vorstellen, daß ein Verbot hier die einzige Lösung sein kann. Eine Verordnung vom Typ "Nutzung von FB auf eigene Gefahr" erscheint mir als juristischer Laie durchaus vorstellbar, wenn man es denn wollte.

Abseits davon scheint somit BaWü ja eines der "strengsten" Landesdatenschutzgesetze der Republik zu haben, da ich von einer solchen Regelung in anderen Ländern noch nicht gehört habe. womit wir wieder beim Datenschutzfimmel wären (der hier aber nicht der gegenwärtigen Regierung anzulasten ist, da das Gesetz von 2000 datiert und seit 2011 nicht geändert worden ist).

Zitat
PS: Das Argument, dass ein Schüler nicht zu einem FB-Account gedrängt werden kann ist nicht gerade stechend: Schnell gibt es einen Gruppendruck, wenn dann der Lehrer noch Teil der 'Gruppe' ist, wird es für den Schüler schwer die Haltung beispielsweise seiner Eltern zu FB in diesem Umfeld zu verteidigen.


Das ist natürlich nicht auszuschließen; die Frage ist, ob man die Betroffenen um jeden Preis vor einer solchen Situation schützen muß oder soll. Zu "unserer Zeit" mögen manche wirtschaftlich arme Kinder und Eltern, aus Scham als arm zu gelten, sich die Butter vom Brot gespart haben, um den Klassenausflug selbst zahlen zu können und um nicht die damals üblichen "Klassensammlungen" oder andere Sozialfonds in Anspruch nehmnen zu müssen. Das war sicher auch eine unangenehme Situation von Gruppendruck, aber es ist eben auch Lebensrealität (deshalb hätte man aber nicht Klassenausflüge verboten); und man hatte auch damals eine Wahl -wie heute. Damals wie heute mußten Kinder ohnehin lernen, mit Gruppendruck und -stigmatisierung umzugehen, schon durch die vorhandenen sozialen Unterschiede. Was zu meiner Zeit der Nike-Turnschuh war, ist heute das iPhone. Und wehe, jemand hat die "falsche Marke". Das ist hart, aber ohne sozialistische Gleichmacherei nicht zu ändern.

Herzliche Grüße
Andreas Döding

max Offline



Beiträge: 150

24.07.2013 10:50
#11 RE: Facebookverbot für Lehrer Antworten

Lieber Herr Doeding,
Es mag vielleicht korinthenkackerisch erscheinen, aber mich stört die Bezeichnung "selbsternannte" Netzaktivisten. Wer ernennt denn Netzaktivisten ? Gibt es da ein Amt ? Es fällt auf, dass immer, wenn man jemanden als weltfremd, schrullig oder (und das vor allem) nicht die eigene Meinung vertretend abwerten will, diesen als "selbsternannt" bezeichnet. Geht z.B. mit den Islamkritikern, den €-Kritikern, den Klimaskeptikern genau so. Ich teile die Meinung dieser Netzaktivisten auch nicht, fände es aber gut, wenn im Sinne der "Qualitätssicherung" in diesem Blog auf solche Sprachverhunzungen verzichtet würde.

Nichts für ungut, lieber Herr Doeding,
max

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

24.07.2013 11:03
#12 RE: Facebookverbot für Lehrer Antworten

Zitat von max im Beitrag #11
Lieber Herr Doeding,
Es mag vielleicht korinthenkackerisch erscheinen, aber mich stört die Bezeichnung "selbsternannte" Netzaktivisten. Wer ernennt denn Netzaktivisten ? Gibt es da ein Amt ? Es fällt auf, dass immer, wenn man jemanden als weltfremd, schrullig oder (und das vor allem) nicht die eigene Meinung vertretend abwerten will, diesen als "selbsternannt" bezeichnet. Geht z.B. mit den Islamkritikern, den €-Kritikern, den Klimaskeptikern genau so. Ich teile die Meinung dieser Netzaktivisten auch nicht, fände es aber gut, wenn im Sinne der "Qualitätssicherung" in diesem Blog auf solche Sprachverhunzungen verzichtet würde.

Nichts für ungut, lieber Herr Doeding,
max


Lieber max,

herzlichen Dank für Ihre Anmerkung. Ich bin tatsächlich froh über -auch stilistische- Kritik. Ich würde aber vorschlagen, diese via PM an mich zu richten. Nicht weil ich sie nicht "offiziell" haben möchte, sondern weil man so notwendigerweise auf der Metaebene landet und die Sachebene, um die es hier im Forum ja gehen soll, verläßt (wie ich jetzt auch in dieser Antwort). So hat es Zettel m. W. auch gehandhabt.

Im Übrigen stimme ich Ihnen in Ihrem Punkt zu; das war nicht gut von mir formuliert. Andererseits war meine Bemerkung ja ausdrücklich als "Kommentar" ausgewiesen; da mag man mir die etwas deutlichere Polemik nachsehen.

Nachtrag: ich habe den Begriff, da er mich jetzt selbst gestört hat, im Artikel gelöscht. Nochmal danke für den Hinweis!

Herzliche Grüße,
Andreas Döding

Carbonara Offline



Beiträge: 10

25.07.2013 13:17
#13 RE: Facebookverbot für Lehrer Antworten

Lieber Andreas Döding,

die Datenschutzparanoia an den Schulen ist nicht unbedingt nur ein Rot-Grün-Phänomen. Generell scheint man in diesem Bereich vorauseilend alles lieber 250%ig zu machen.
In Hessen müssen Lehrer z.B. Eine Datenschutzerklärung unterschreiben, die es Ihnen untersagt, Schülerdaten unverschlüsselt elektronisch auf dem eigenen PC zu verarbeiten.
Wer also die Schülernoten beispielsweise mit Excel organisiert, würde dagegen verstoßen. Gleichzeitig hat der Lehrer einzuwilligen, dass der Datenschutzbeauftragte jederzeit einen Kontrollbesuch machen kann (was nicht wirklich realistisch ist, aber doch bemerkenswert). Ein findiger Mensch hat immerhin extra dafür eine App für Mobilgeräte entworfen, die all das verschlüsselt leistet, doch stößt selbst solch eine Anwendung teilweise auf Skepsis; nur ja nix falsch machen ist die Devise.
Interessanter Weise ist das Führen traditioneller Lehrerkalender nicht verboten, welche alle Daten auf Papier unverschlüsselt enthalten und wo das Risiko des Totalverlusts besteht.

Man legt den Lehrern immer mehr Pflichten zur Dokumentation und Verwaltung auf, macht ihnen aber gleichzeitig die Arbeit fast unmöglich, wo sie ja ohnehin zu viel Zeit haben.
Als Lehrer Schüler über das Internet und Facebook belehren zu wollen ist vielleicht gut gemeint, in der Realität ist die Schülergeneration den Lehrern beim Umgang mit diesen Medien oft eher voraus.

Das eigentliche Problem ist doch, dass diejenigen, die solche Gesetze erlassen, von der Materie meist selbst keine Ahnung haben. Viele gehören einer Generation an, die diese Technik selbst kaum nutzt, jedenfalls nicht wirklich versteht, tatsächlich "Neuland" eben.Dann geistert wieder ein Skandal durch die Medien und reflexhaft wird ein Verbot erlassen, um ja nix falsch zu machen.
Mancher mag das als Kuriosität ansehen und darüber schmunzeln, leider bedeutet das in der Praxis für die Betroffenen fast immer ein extremes Erschwernis der alltäglichen Arbeit und das in einem Beruf, in dem die Überlastung ohnehin chronisch ist.

Martin Offline



Beiträge: 4.129

25.07.2013 13:39
#14 RE: Facebookverbot für Lehrer Antworten

Zitat von Carbonara im Beitrag #13
die Datenschutzparanoia an den Schulen ist nicht unbedingt nur ein Rot-Grün-Phänomen. Generell scheint man in diesem Bereich vorauseilend alles lieber 250%ig zu machen.
In Hessen müssen Lehrer z.B. Eine Datenschutzerklärung unterschreiben, die es Ihnen untersagt, Schülerdaten unverschlüsselt elektronisch auf dem eigenen PC zu verarbeiten.


Und das ist mit Patientendaten beispielsweise im Krankenhaus genauso. In den USA sind inzwischen Firmen auf dem Markt, die zeigen, wie einfach ein externer Zugriff auf beispielsweise Medizingeräte ist, führen in ihrer Werbung verantwortliche Qualitätsleute größerer Hersteller mit ihren Aussagen ("keine externe Zugriffe möglich") vor und bieten Abhilfe an.

Die Juristen mögen keine technischen Experten sein, aber ich denke, sie können Ihnen die juristische Begründung zu Ihren Fragen geben.

Gruß, Martin

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

25.07.2013 14:03
#15 RE: Facebookverbot für Lehrer Antworten

Zitat von Carbonara im Beitrag #13
Lieber Andreas Döding,

die Datenschutzparanoia an den Schulen ist nicht unbedingt nur ein Rot-Grün-Phänomen. Generell scheint man in diesem Bereich vorauseilend alles lieber 250%ig zu machen.


Liebe Carbonara,

herzlichen Dank für Ihre interessanten Anmerkungen. Sie haben wohl recht, das ist weniger ein Thema rotgrüner Politik sondern eher ein typisch deutsches. Rotgrün sind, in diesem Sinne, wohl besonders deutsch. Was Martin schreibt, mag inzwischen in Krankenhäusern gelten; in Rehakliniken war dergleichen bis vor fünf Jahren jedenfalls noch unüblich. Als niedergelassener Arzt/Psychotherapeut muß man bei der Sicherung der Patientendaten jedenfalls sehr viel weniger strenge Sicherungen vorweisen als Lehrer in Hessen. (WPA2 Verschlüsselung und aktuelles Virenprogramm reicht; einzig bei der elektronischen Übermittlung der Quartalsdaten werden strengere Sicherungen verlangt)

Mit typisch deutsch meine ich, daß die Deutschen in meinen Augen dazu neigen, Richtiges und Wichtiges bisweilen extremistisch zu übersteigern und ein quasireligiöses Thema davon zu machen. Ich habe verschiedentlich in dem Zusammenhang scherzhaft von einem "Borderline-Nationalcharakter" gesprochen: Schwarz oder weiß, ganz oder gar nicht, Sekt oder Selters, und das alles mit deutscher Gründlichkeit. Mal kommt dabei die Energiewende heraus und mal, für mein Empfinden, völlig überzogene und weltweit (wieder einmal) einmalig strenge Datenschutzgesetze.
Der Blog PPQ nimmt das gerade ähnlich, und wie ich finde gelungen, satirisch aufs Korn.

Herzliche Grüße,
Andreas Döding

bkes Offline



Beiträge: 42

25.07.2013 14:16
#16 RE: Facebookverbot für Lehrer Antworten

Zitat von Carbonara im Beitrag #13

In Hessen müssen Lehrer z.B. Eine Datenschutzerklärung unterschreiben, die es Ihnen untersagt, Schülerdaten unverschlüsselt elektronisch auf dem eigenen PC zu verarbeiten.
Wer also die Schülernoten beispielsweise mit Excel organisiert, würde dagegen verstoßen.

Wo lesen Sie aus dem zugehörigen Erlaß heraus, daß der Lehrer keine Standard-Tabellenkalkulation verwenden darf?
Es wurden lediglich -in meinen Augen vernünftige- Vorgaben zur verschlüsselten Datenspeicherung, sowie Virenschutz und gesichertem PC-Zugang gemacht, die beispielsweise mit einem verschlüsselten Datencontainer auf einem USB-Stick-Laufwerk heute sehr leicht zu erfüllen sind.
Selbstverständlich kann zur Bearbeitung der verschlüsselt abgespeicherten Dateien dann die übliche Standardsoftware genutzt werden.

Gruß
bkes

Florian Offline



Beiträge: 3.162

25.07.2013 16:41
#17 RE: Facebookverbot für Lehrer Antworten

Zitat von bkes im Beitrag #16
Wo lesen Sie aus dem zugehörigen Erlaß heraus, daß der Lehrer keine Standard-Tabellenkalkulation verwenden darf?
Es wurden lediglich -in meinen Augen vernünftige- Vorgaben zur verschlüsselten Datenspeicherung, sowie Virenschutz und gesichertem PC-Zugang gemacht


Mal ganz ernsthaft nachgefragt:
Warum sind diese Vorgaben vernünftig?
Anders herum gefragt: Welches Unheil droht denn, wenn ein Lehrer die Schülernoten unverschlüsselt speichert?

Ja, es ist in der Tat ein Hacker vorstellbar, der mit einem (immer noch nicht ganz geringen Aufwand) z.B. über einen Trojaner sich Zugang zum Lehrer-Rechner verschaffen kann und dann dort ggf. die Noten von Schüler Max Musterkind einsehen kann.
Einen besonderen Nutzen kann er aus dieser Information wohl eher selten ziehen.* Dieses Szenario dürfte daher auch eher nicht ein Massenphänomen sein.
Ist das denn nun wirklich so extrem problematisch, dass dieses denkbare, wenn auch eher seltene Szenario doch recht massive Einschränkungen der Lehrerarbeit rechtfertigt?
Wäre es denn nicht eher vernünftig, statt verbissen an einem Maximum an Datenschutz zu arbeiten statt dessen ein pragmatisches Optimum aus Aufwand und Schutz-Nutzen anzustreben?

*(Am ehesten interessant könnten diese Schulnoten vielleicht noch für gehässige Schulkameraden sein. Aber die wissen ja ohnehin, welche Noten Max Musterkind hat. Es sei denn, man macht die Notenbekanntgabe nur noch in vertraulichen Einzelgesprächen im Lehrerzimmer).

MadBaron Offline



Beiträge: 52

25.07.2013 17:04
#18 RE: Facebookverbot für Lehrer Antworten

Zitat

Generell ist die Verarbeitung von personenbezogenen Daten im Rahmen der schulischen Arbeit auf Sozialen Netzwerken von Anbietern unzulässig, soweit deren Server außerhalb des europäischen Wirtschaftsraumes betrieben werden, es sich um US-Amerikanische Unternehmen handelt oder ein Zugriff von außerhalb des europäischen Wirtschaftsraumes möglich ist.
Warum amerikanische Unternehmen hier speziell genannt werden, obwohl sie doch unter die anderen Kriterien mühelos und automatisch subsumiert werden könnten, bleibt in der Verlautbarung ungeklärt.



Man ging bis 2011 davon aus, dass - auch bei US Anbietern - der Standort eines Rechenzentrums (RZ) innerhalb des EWR dafür sorgen würde, dass kein Zugriff durch US Behörden auf die Daten im Rahmen des Patriot Acts erfolgen würde. Dies war bis dahin ein deutliches negativ Kriterium für Cloud Dienste mit Datenhaltung in den USA und somit ein Problem für google, amazon, MS und Co., die dem mit Standorten in der EU entgegentreten und Vertrauen gewinnen wollten). Es wurde dann aber bekannt, dass sich die US Behörden im Rahmen des Patriot Acts auch Zugriff auf die RZs der US Unternehmen in der EU vorbehielten http://www.golem.de/1106/84620.html. Damals hat man noch nicht über Prism und Co. gesprochen. Ob man über den Sachverhalt jetzt überrascht sein musste, ist eine andere Frage, aber datenschutzrechtlich war und ist das für die Nutzer der dominierenden US Anbieter schon ein Problem. Dies sehe ich schon als Sonderfall, der zur Erwähnung beigetragen haben könnte.

MadBaron Offline



Beiträge: 52

25.07.2013 17:28
#19 RE: Facebookverbot für Lehrer Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #17
Mal ganz ernsthaft nachgefragt:
Warum sind diese Vorgaben vernünftig?


Weil "keine Schutzmaßnahme" nun mal definitiv nicht angemessen ist. Der heimische Leher PC ist nicht anderes als ein Heimarbeitsplatz und wohl in aller Regel ein Privatgerät, das beruflich genutzt wird. Schon hier rollen sich die Zehnägel eines Datenschutz- oder Infomationssicherheitsbeauftragten eines Unternehmens der Privatwirtschaft nach oben. Der Sachverhalt, des beruflich genutzten Privatgerätes, wird sich hier aber realistischer Weise nicht einfach abstellen lassen. Es werden also beruflich personenbezogene Daten verarbeitet die laut Gesetz derart zu schützen sind, dass Dritte, also Unbefugte keinen Zugriff darauf erhalten. Dies gilt in diesem Fall auch für die Familienangehörigen des Lehrers die Zutritt zum Gerät haben und es ggf. auch mit privat nutzen. Logische Schutzmaßnahmen ist nun ein Passwortschutz des Leheraccounts auf dem Rechner, sowie eine verschlüsselung der Datenablage, so dass bei direkten Zugriff auf die Festplatte unter Umgehung der passwortgeschützen Anmeldung, kein Zugriff auf die Daten erfolgen kann. Der Virenschutz soll verhindern, dass über Malware ein ungewollter Zugriff über das Internet erfolgen kann. Wenn es sich bei dem Gerät um einen Laptop handelt, der auch außer Haus genutzt wird, werden die Schutmaßnahmen noch wichtiger.
Niemand redet von einem 100% Schutz, aber von gewissen Mindestmaßnahmen.

Zitat von Florian im Beitrag #17
Wäre es denn nicht eher vernünftig, statt verbissen an einem Maximum an Datenschutz zu arbeiten statt dessen ein pragmatisches Optimum aus Aufwand und Schutz-Nutzen anzustreben?


Mit einem Maximum an Datenschutz haben diese Maßnahmen auch wenig zu tun. Ich als zugegeben beruflich Datenschutzexponierter, halte die angesprochenen Maßnahmen für pragmatisch und angemessen. Eine wesentliche Einschränkung der Arbeitsfähigkeit oder Produktivität sehe ich hier nicht. Wenn eine Lehrer keine ausreichende Kenntnise im Umgang mit der EDV hat, dann muss der Dienstherr dafür sorgen, dass eine Schulung erfolgt.


Edit: kleine Rechtschreibkorrekturen

MadBaron Offline



Beiträge: 52

25.07.2013 17:37
#20 RE: Facebookverbot für Lehrer Antworten

Zitat von Techniknörgler im Beitrag #7


Was ist mit dem eMail-Konto der Lehrer? Kann sich das der Schüler auch aussuchen?


Vollkommen richtig! Für die berufliche Nutzung müsste es auch hier Vorgaben geben, oder besser einen Mailsever der Schule oder eine anderen Behörde, die das Ding ordentlich betreiben kann.

Des Weiteren müssten die Leher instruiert und die Schüler aufgeklärt werden, welche Informationen ungeschützt per E-Mail übermittelt werden dürfen und welche eben nicht.

MadBaron Offline



Beiträge: 52

25.07.2013 18:01
#21 RE: Facebookverbot für Lehrer Antworten

Ich schon wieder...

Ich bin wahrlich kein Freund von rot-grün, aber das Verbot ist konsequent, wenn auch unnötig. Nach den geltenden Datenschutzgeszten schliesst sich eine berufliche Nutzung dieser Dienste ohnehin schon aus und das nicht nur in BW. Normalerweise müsste die Schule, als verantwortliche Stelle, schon längst auf ordentliche berufliche Kommunikationsmethoden hingewirkt haben. Die unterbesetzten Aufsichtsbehörden könnten wahrscheinlich mal 90% der Schulen ordentlich ans Knie treten.

Tja, Datenschutz kann unbequem sein, aber es geht halt um die Wahrung der Rechte der Anderen und da sollte man bereit sein, ein paar Komforteinbußen hinzunehmen und nicht die eigenen Befindlichkeiten als Maßstab zu nehmen "meine Daten kann ruhig jeder sehen".

Ja, das Thema hat mich getroffen

PPQ Offline



Beiträge: 28

25.07.2013 18:19
#22 RE: Facebookverbot für Lehrer Antworten

Ich bin immer noch auf der Suche nach jemandem, der mir mal erklärt, was diese berühmten "Daten" sind, von denen man in den letzten Jahren soviel hört. Ist damit das gemeint, was früher in jedem Adressbuch stand? Oder das, was ich für fünf Euro beim Melderegister abrufen kann? Oder sind es die Nummern und Anschriften, die die Telekom in dicken Büchern einmal im Jahr für Selbstabholer in den Filialen auslegt? Oder ist es gar das Wissen darum, im speziellen Fall, wer mit wem geht? http://www.politplatschquatsch.com/2008/...skandalser.html

Es kann doch wohl nicht ernsthaft jemand glauben, dass die Angaben über eine Klassenfahrt der 6b, über Freizeitverabredungen der 8a oder die Erteilung von Hausaufgaben durch Lehrer Hinz in irgendeiner Weise schutzbedürftig sind. Wenn sie es wären, müsste das Verbot natürlich auch für den Verkehr per Mail gelten, denn dass eine Mail u.U. über San Francisco von Stuttgart nach Stuttgart reist, ist ja bekannt.

Ich stimme Andreas Döding voll zu, hier ist ein Popanz aufgebaut worden, der nunmehr so engagiert "geschützt" wird, dass das ganze Manöver trefflich von den wirklichen Datenverbrechen ablenkt - siehe elektronisch lesbarer Personalausweis, siehe Gesundheitskarte, siehe zentrale Steuernummer, siehe Kontendurchleuchtung, siehe Datenabgleich der GEZ. Und dabei gehe ich jetzt mal nicht auf BND, BfV und die ganze NSA-Kiste ein.

Wir sprechen verschiedene Sprachen.
Meinen aber etwas völlig anderes.

www.ppq.so

Llarian Offline



Beiträge: 7.084

25.07.2013 18:27
#23 RE: Facebookverbot für Lehrer Antworten

Zitat von Doeding im Beitrag #8
Z. B. alle Schüler haben einen Account, der auch verwendet wird. Während der Herbstferien wird eine geschlossene Gruppe gegründet, über die die Organisation der kommenden Klassenfahrt fortlaufend geklärt und geplant wird. Vernetzte Echtzeitkommunikation statt sternförmiger Schneckenpost.

Und was ist mit dem Schüler, der eben den Account nicht hat ? Meinen Sie, der steht jetzt da so nett aufrecht und hat kein Problem damit ? Nein, was passiert ist viel simpler: Natürlich wird der Lehrer den doofen "Störenfried" mündlich informieren. Und vielleicht wird er ihm noch ein paar Takte dazu sagen wie er sich anstellt. Wichtige Informationen gehen an ihm vorbei. Vom Gruppendruck ganz abgesehen. Ich habe das doch selbst als Kind erlebt, nur gings bei uns nicht um Facebook sondern um Telefonketten. Der fromme Wunsch diejenigen zu informieren, die nicht auf der Liste stehen, war genau das, ein frommer Wunsch. Da sind viele Informationen verloren gegangen. Ist halt doof, wenn man kein Telefon hat. Ja, ist es auch. Wenn das aber dazu führt, dass man dadurch Nachteile erleidet, die nur durch die Wahl des Mediums entstehen, dann ist das nicht in Ordnung.
Und nebenbei: Für Echtzeitkommunukation brauche ich kein Gesichtsbuch. Das kann email seit mehr als 20 Jahren ohne Probleme. Und Mailinglisten sind keine Erfindung der Neuzeit.

Zitat
Wieso muß eine Erlaubnis gerechtfertigt werden?


Ich bin ja ganz bei Ihnen, dass alles erlaubt sein sollte, was nicht verboten ist. Aber es gibt eben gute Gründe bestimmte Dinge zu verbieten.

Zitat
Ich bin im Gegenteil der Meinung, daß Verbote gerechtfertigt werden müssen, und zwar dezidiert anhand der denkbaren Einzelfälle, während pauschale Totalverbote erstmal tabu zu sein haben.


Mit der Begründung gebe ich Ihnen recht, die ist aber unproblematisch. Bei dem Totalverbot bin ich nicht bei Ihnen. Oder sollen wir noch Totalverbote von Alkohol bei Jugendlichen diskutieren, obwohl es bestimmt Jugendliche gäbe, die damit umgehen könnten ?

Zitat
Das verstehe ich nicht. Recht auf informationelle Selbstbestimmung bedeutet doch gerade, daß ich selbst entscheiden darf, welche Daten ich preisgebe.


Genau so ist es. Und zu einem Facebook Account genötigt zu werden ist genau das Gegenteil.

Zitat
Genau dieses Recht wird sowohl bei Lehrern als auch bei Schülern massiv beschnitten durch ein solches Verbot.


Aber überhaupt nicht. Es kann ja immernoch jeder soviel von seinen Daten frei geben wie er will. Niemand verbietet es den Schülern (und Lehrern) auf Facebook jedes noch so kleine Fitzelchen an Information über sich selbst zu posten. Aber eben nicht über andere. Und man kann auch niemand anderen dazu nötigen. Und das ist der springende Punkt.

Zitat
Nochmal: niemand darf zur Einrichtung eines FB-Accounts genötigt werden.


Aber GENAU DAS wird passieren. Es passiert ja heute schon, nur machen das die Jugendlichen untereinander. Gruppendruck ist ja nix neues. Nur darf sich der Staat nicht dahinter stellen. Das Beispiel des Hypephones ist ja schon gefallen. Natürlich wollen das viele Jugendliche haben. Und da ist massiver Gruppendruck im Spiel. Aber wenn die Schule hingeht und den Besitz eines Hypephones zur Pflicht macht, dann ist das eine andere Nummer. Natürlich ist das Smartphone praktisch. Und es hat sicher viele Vorteile für Schüler. Genauso wie vielleicht ein Account bei Facebook einfachere Kommunikation ermöglicht. Aber das praktische alleine rechtfertigt den Zwang nicht, denn der Nutzen kommt mit hohen Kosten. Kosten die Jugendliche gar nicht richtig einschätzen können. Sie sehen die Gefahr schon nicht und Sie sind erwachsen.

Llarian Offline



Beiträge: 7.084

25.07.2013 18:37
#24 RE: Facebookverbot für Lehrer Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #17
Anders herum gefragt: Welches Unheil droht denn, wenn ein Lehrer die Schülernoten unverschlüsselt speichert?

Dann könnten wir sie auch gleich ans schwarze Brett hängen. Warum tut man das nicht ?

Zitat
Ja, es ist in der Tat ein Hacker vorstellbar, der mit einem (immer noch nicht ganz geringen Aufwand) z.B. über einen Trojaner sich Zugang zum Lehrer-Rechner verschaffen kann und dann dort ggf. die Noten von Schüler Max Musterkind einsehen kann.


Viel zu kompliziert. Viel einfacher ist es, wenn sich der Sohn des Lehrers einfach an den Rechner setzt. Und das wird eher der Fall sein. Die meisten Sicherheitseinbrüche, von denen man den Ablauf kennt, passieren nicht auf Basis von irgendwelchen hochgestochenen Hacks oder gebrochenen Verschlüsselungen, sondern durch ganz simple Fehler im sozialen Umfeld. Verschlüsselung ist hier die richtige Antwort. Man lässt ja auch keine Waffe herumliegen, nur weil man davon ausgehen kann, dass der Filius da nicht dran geht.

Zitat
Ist das denn nun wirklich so extrem problematisch, dass dieses denkbare, wenn auch eher seltene Szenario doch recht massive Einschränkungen der Lehrerarbeit rechtfertigt?


Welche massive Einschränkung denn bitte ? Eine Festplatte zu verschlüsseln ist für jeden Amateur leicht darzustellen. Wer noch fauler ist, der verwendet direkt eine Tabellenkalkulation (beispielsweise LibreOffice), die von vorneherein das verschlüsselte Speichern als Feature unterstützt. Da ist ein Häkchen das gesetzt werden muss. Gemessen an den Verschlüsselungspflichten die ein jeder WLAN-Router Besitzer von uns ad hoc dank Landgericht Hamburg inne hat (Stichwort Störerhaftung) ist eine Festplatte zu schlüsseln extrem simpel.

Zitat
Wäre es denn nicht eher vernünftig, statt verbissen an einem Maximum an Datenschutz zu arbeiten statt dessen ein pragmatisches Optimum aus Aufwand und Schutz-Nutzen anzustreben?


Null Aufwand, kein Nutzen ?

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

25.07.2013 19:26
#25 RE: Facebookverbot für Lehrer Antworten

Zitat von Llarian
Aber überhaupt nicht. Es kann ja immernoch jeder soviel von seinen Daten frei geben wie er will. Niemand verbietet es den Schülern (und Lehrern) auf Facebook jedes noch so kleine Fitzelchen an Information über sich selbst zu posten. Aber eben nicht über andere. Und man kann auch niemand anderen dazu nötigen. Und das ist der springende Punkt.



Lieber Llarian,

ich würde gerne mal schreiben, wie ich die Sache insgesamt sehe, um den Preis, daß ich jetzt nicht nochmal auf jedes einzelne Ihrer Argumente eingehe:

Es gibt keine Sicherheit für Daten im Netz. Niemals und für keinen von uns. Punkt. Seit Windows 95 kann man von der NSA-Backdoor wissen; auch wenn es nur hartnäckige Gerüchte waren. Auch vor diesem Hintergrund erscheint mir die Aufregung um Prism höchst albern. Von Echelon weiß ich seit den frühen 90ern (aus dem Fernsehen!). Und das Kryptogedöns kann man mMn vergessen. Wer in einer freien Gesellschaft die vernetzten Informationstechnologien nutzt, verzichtet vollkommen auf seine Sicherheit mit Blick auf die Daten. Und das ist unabänderlich, alles andere ist illusorisch und dient der Herstellung "guter Bauchgefühle" mit Blick auf eine Scheinsicherheit. Wenn irgendetwas sicher ist im Netz, dann daß alles gehackt werden kann. Wenn wir etwas privat halten wollen, dann dürfen wir es halt nicht digital speichern. Ich habe mein Verhalten dieser Prämisse angepaßt, ich schreibe, maile und poste nur Dinge, die meinetwegen Morgen den Hauptaufmacher der Bildzeitung bilden dürfen; anderes hat im Netz nichts verloren. So viel ist das aber gar nicht. Und: ich lebe und handle mit diesem Wissen jetzt seit 20 Jahren, und ich habe noch nicht eine einzige negative Konsequenz zu spüren bekommen. Ich lebe gut damit und fühle mich frei und insgesamt in meinem Leben sicher.

Nochmal zum Thema "typisch deutsch". Was war das 2010 für ein Theater wegen Google Street View; auch eine deutsche Debatte mit internationalen Alleinstellungsmerkmalen. Nun haben ein paar Leute ihre Hütten verpixeln lassen (Ui, wie subversiv!), schauen sich aber gerne über Streetview an, ob die gebuchte Finka auf Mallorca wirklich so aussieht wie im Prospekt. Typisch deutsch daran ist für mich die Haltung von Wasch mich aber mach mich nicht naß. Ebenfalls zu beobachten wenn es um militärische Auslandseinsätze geht ("sorry, wir können nicht: unsere Vergangenheit, aber Kohle gibts") oder beim Fracking, wo man zwar wahrscheinlich auch nicht mitmachen, aber die zu erwartenden Preissenkungen bei Öl und Gas gerne einstreichen wird.

Ganz ehrlich, auch wenn Mad Baron und andere heftig widersprechen werden: akzeptiert daß es keine Datensicherheit im Netz gibt oder bleibt aus dem Netz raus. Darüber sollte man Schüler (und Lehrer) tatsächlich informieren. Und sie dann Facebook nutzen lassen soviel sie wollen, verdammte Axt!

Herzliche Grüße,
Andreas Döding

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