Der neue halbe Franktionsvorsitzende der Grünen, Anton Hofreiter, erklärt aktuell auf Zeit-Online, daß der Liberalismus eigentlich eine streng etatistisch-sozialistische Bewegung ist bzw. werden sollte und macht damit deutlich, was die Grünen aus der krachenden Wahlniederlage gelernt haben, nämlich nichts. Aber damit sind sie ja nicht alleine.
Zitat von A. HofreiterEin Freiheitsbegriff, der sich vor allem gegen den Staat richtet, gegen öffentliche Institutionen.
Dem haben wir zwar so etwas wie die klassischen, liberalen (!) Grundrechte zu verdanken, aber mit derlei Kleinkram braucht man sich wahrlich nicht aufzuhalten.
Der Terminus liberal muss derart positiv konnotiert sein, dass ihn sich jeder - auch bei inhaltlichem Antipodentum - zu Eigen macht. Das Etikett ist beliebter als die Substanz, die es bezeichnet. Warum mag das wohl so sein?
- Ich meine nicht, dass es unbedingt eine parlamentarische Vertretung braucht, um eine politische Idee zu bewerben. Natürlich wäre damit vieles einfacher, aber ein Ideal kann man auch hochhalten, ohne dass eine Partei dahinter steht. Es gibt in Deutschland wenigstens zwei politische Strömungen die seit Jahrzehnten nicht im Parlament waren (eine ist es inzwischen) und trotzdem nicht totzukriegen sind.
- Ich denke nicht, dass die FDP bei Neuwahlen nach einer Verweigerung des ESM aus dem Parlament geflogen wäre. Im Gegenteil, ich bin der festen Überzeung sie hätte noch stark zugelegt. Seit mehreren Jahren versuchen sowohl Presse wie auch Politik dem Volk den ESM an jeder Stelle schönzureden. Er ist alternativlos, toll, europäisch, gerecht und weiss der Kuckuck was noch alles. Und ausserdem beim normalen Volk beliebt wie Fußpilz. Die tatsächliche Konsequenz wäre es gewesen, dass wir die große Koaltion früher gesehen hätten mit einer starken liberalen Opposition. Nur hätte man dafür ja die Pöstchen aufgeben müssen. Und komme mir keiner mit Staatsräson. Es ist nicht Staatsräson einer anderen Partei dabei zu helfen grundlegendes Vertragsrecht zu brechen. Die FDP hat nicht die Eier in der Hose gehabt um offen aufzustehen (mit Ausnahme von Frank Schäffler). Wenn die FDP tatsächlich irgendwann wieder bei den liberalen Wählern ankommen will, dann wird sie ihre eigenen Fehler einräumen und offen ansprechen müssen und sich nicht auf das (eigentlich grüne) Pferd setzen können: Wir haben eigentlich alles richtig gemacht, nur hats der Wähler nicht verstanden. Doch, der hat das verstanden. Das war ja das Problem.
Zitat von Llarian im Beitrag #3Ein schöner Artikel, zwei Anmerkungen dazu: - Ich denke nicht, dass die FDP bei Neuwahlen nach einer Verweigerung des ESM aus dem Parlament geflogen wäre. Im Gegenteil, ich bin der festen Überzeung sie hätte noch stark zugelegt. Seit mehreren Jahren versuchen sowohl Presse wie auch Politik dem Volk den ESM an jeder Stelle schönzureden. Er ist alternativlos, toll, europäisch, gerecht und weiss der Kuckuck was noch alles. Und ausserdem beim normalen Volk beliebt wie Fußpilz. Die tatsächliche Konsequenz wäre es gewesen, dass wir die große Koaltion früher gesehen hätten mit einer starken liberalen Opposition. Nur hätte man dafür ja die Pöstchen aufgeben müssen. Und komme mir keiner mit Staatsräson. Es ist nicht Staatsräson einer anderen Partei dabei zu helfen grundlegendes Vertragsrecht zu brechen. Die FDP hat nicht die Eier in der Hose gehabt um offen aufzustehen (mit Ausnahme von Frank Schäffler). Wenn die FDP tatsächlich irgendwann wieder bei den liberalen Wählern ankommen will, dann wird sie ihre eigenen Fehler einräumen und offen ansprechen müssen und sich nicht auf das (eigentlich grüne) Pferd setzen können: Wir haben eigentlich alles richtig gemacht, nur hats der Wähler nicht verstanden. Doch, der hat das verstanden. Das war ja das Problem.
Sehe ich auch so, daher kann ich die Argumentation von A.D. an dieser Stelle nicht nachvollziehen. Vor allem, dass das Wahlergebnis der AfD diesen Schluß nahelegen würde, ist m. E. falsch. Ganz im Gegenteil: bei einem rechtzeitigen Veto der FDP gegen Merkels Europolitik hätte es die AfD nicht gegeben. Die Stimmen für die AfD hätte größtenteils die FDP bekommen und wäre ins Parlament eingezogen.
Zitat von widderSehe ich auch so, daher kann ich die Argumentation von A.D. an dieser Stelle nicht nachvollziehen. Vor allem, dass das Wahlergebnis der AfD diesen Schluß nahelegen würde, ist m. E. falsch. Ganz im Gegenteil: bei einem rechtzeitigen Veto der FDP gegen Merkels Europolitik hätte es die AfD nicht gegeben. Die Stimmen für die AfD hätte größtenteils die FDP bekommen und wäre ins Parlament eingezogen.
Das ist natürlich möglich. Möglich wäre aber auch, daß die Kannibalisierungseffekte dann nur anders gelaufen wären. Viele AfDler wären zur FDP, aber viele andere FDP-Wähler zur CDU. Der klassische FDP-Wähler ist ja nicht unbedingt Rückenmarksliberaler, und die Rolle des Königinnenmörders hätten ihr wohl viele übel genommen, von der medialen Reaktion ganz zu schweigen. Ich bin nicht sicher, ob der typische Freiberufler oder Mittelständler den Euro um jeden Preis weghaben will oder ob bei vielen nicht im Gegenteil die Angst vor einem solchen Schritt überwiegt und es sie dann nicht heim zu Mama getrieben hätte. Aber zugegeben, das ist Spekulation.
Zitat von Doeding im Beitrag #5 Das ist natürlich möglich. Möglich wäre aber auch, daß die Kannibalisierungseffekte dann nur anders gelaufen wären. Viele AfDler wären zur FDP, aber viele andere FDP-Wähler zur CDU. Der klassische FDP-Wähler ist ja nicht unbedingt Rückenmarksliberaler, und die Rolle des Königinnenmörders hätten ihr wohl viele übel genommen, von der medialen Reaktion ganz zu schweigen. Ich bin nicht sicher, ob der typische Freiberufler oder Mittelständler den Euro um jeden Preis weghaben will oder ob bei vielen nicht im Gegenteil die Angst vor einem solchen Schritt überwiegt und es sie dann nicht heim zu Mama getrieben hätte. Aber zugegeben, das ist Spekulation.
Herzliche Grüße, Andreas Döding
Hallo Herr Döding, sowohl meine als auch Ihre Ansicht ist selbstverständlich Spekulation. Für mich war es eh immer unwahrscheinlich, dass die FDP jemals einen eurokritischen Kurs einschlägt. Sie werden dies auch in Zukunft nicht tun, solange Schäffler nicht Parteivorsitzender ist. Es wird ohnehin interessant sein, wieviel Einfluss Schäffler auf die "neue" FDP ausüben kann. Bisher hat er kaum was erreicht.
ich zitiere mal aus den Forumsregeln: Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren… Bitte ändern Sie Ihre Signatur.
Seit Jahren gibt es doch immer wieder Umdefinierungsversuche, was Liberalismus ist. Und natürlich immer gegen die FDP, die ja "nur noch" neoliberal wäre. Dabei macht man sich nicht einmal Mühe, überhaupt zu definieren, was das ist: Neoliberalismus. Liberalismus verstößt in Deutschland gegen die guten Sitten. Der Begriff hört sich trotzdem gut an, also bläht man in auf mit dem positiven Freiheitsbegriff. Dieser FDP-Mann Gohl machte sogar die Freiheit aus, zwischen einem vegetarischen und einem nichtvegetarischen Menü. Mit solchem Unfug entwertet man den Freiheitsbegriff und wer Liberalismus so kleinkariert definiert, schadet ihm. Das ist in etwa vergleichbar mit den Etatisten, die natürlich das "Primat der Politik" ausrufen, gestalten wollen und gar nicht merken, dass ein Staat, der sich um jeden Dreck kümmert, kein mächtiger Staat ist, sondern ziemlich armselig.
Guido hatte zu Oppositionszeiten häufig gesagt, Liberale wollen einen starken Staat, mit der Begründung, dass nur zurückhaltender Staat, der sich auf seine Kernaufgaben konzentriert, stark sei. Das war eine klügsten und tiefsinnigsten Aussagen eines deutschen Politikers im vergangenen Jahrzehnt und er beschreibt das Kernproblem in Deutschland. Der Staat existiert ja u.a., um innere Sicherheit zu gewährleisten, aber wenn gespart wird, dann häufig genug bei der Polizei. Dafür konzentriert sich der Staat auf allerlei sonstigen Unfug und Geld scheint immer da zu sein, wenn es mal wieder was gerettet werden muss, z. B. die Konjunktur mithilfe einer Abwrackprämie.
Zitat Hätte sie die Regierung zu einem beliebigen Zeitpunkt wegen der Euro-Rettungspolitik platzen lassen, dann wäre sie eben bei Neuwahlen aus dem Parlament geflogen. Zumindest legt das Wahlergebnis der AfD diesen Schluß nahe.
Das ist der einzige Punkt, in dem ich Widerspreche. Ob die FDP zugelegt hätte? Ob sie wieder auf 14% gekommen wäre oder sogar darüber hinaus? Wer weiß, das kann man durchaus bezweifeln. Aber wieder in den Bundestag eingezogen wäre sie bestimmt. Das Wahlergebnis der AfD legt da auch nichts gegenteiliges nahe, denn es war eine neue Partei, deren Überspringen der 5%-Hürde ungewiss war, was leider wiederum Wähler abgeschreckt haben mag. Die AfD ist nur wegen der absoluten Nichtvertretung eurokritischer Positionen im vorherigen Bundestag überhaupt entstanden und hätte ansonsten auch keine Stimmen von der FDP anziehen können. Hätte die FDP durch einen Bruch der Koalition Wähler verloren? Einige sicher, aber dafür wäre ein bedeutende Teil des AfD-Potentials bei der FDP gelandet, sowohl "Protestwähler", als auch liberale Wähler, die jetzt abgewandert sind. Auch hätte die FDP vielleicht einige eurokritische, liberale Nichtwähler gewinnen können. Das hätte die negativen Effekte zumindest Ausgeglichen, wenn nicht gar überkompensiert.
Ansonsten ein wunderbarer Artikel. Ich wusste nicht, dass die Zeit eine ganze Serie zur Entkernung des Liberalismusbegriffs vorhatte, zu der Gohl nur der Auftakt war - oder gab es vor ihm schon einen Artikel dazu.
Es scheint, als ob sich da gerade ungeplant - wie von selbst - quasi eine Parallelserie für Zettels Raum ergibt, in der die Serie auf Zeit-Online zur Etablierung der Neusprechdefinition von Liberalismus dokumentiert wird.
Zitat von Llarian im Beitrag #3Ein schöner Artikel, zwei Anmerkungen dazu:
- Ich meine nicht, dass es unbedingt eine parlamentarische Vertretung braucht, um eine politische Idee zu bewerben. Natürlich wäre damit vieles einfacher, aber ein Ideal kann man auch hochhalten, ohne dass eine Partei dahinter steht. Es gibt in Deutschland wenigstens zwei politische Strömungen die seit Jahrzehnten nicht im Parlament waren (eine ist es inzwischen) und trotzdem nicht totzukriegen sind.
An welche denken Sie da?
Mir fallen da nur die Grünen, die Kommunisten und die Nazis ein.
Die Grünen und die Kommunisten sind inzwischen im Parlament. Die Nazis nicht, aber eigentlich sind die auch tot. Natürlich nicht in dem Sinne, das es überhaupt keine Nazis mehr gäbe, in dem Sinne kann natürlich keine politische Strömung so schnell vergehen. Aber im Sinne von absolut marginalisiert, keinerlei Einfluss auf die Politik in ihrem Sinne. Der einzige Einfluss auf die Politik besteht darin ein Schreckgespenst zu haben, um Maßnahmen gegen Nazis und Leute, die man mit ihnen in Verbindung setzen kann, durchsetzen zu können. Bei den Nazis bin ich da auch ganz froh drüber, aber wenn das ein "politisches Überleben" darstellen soll, dann bleibt dem Liberalismus so ein komatöser Zustand hoffentlich erspart.
Zitat von TechniknörglerEs scheint, als ob sich da gerade ungeplant - wie von selbst - quasi eine Parallelserie für Zettels Raum ergibt, in der die Serie auf Zeit-Online zur Etablierung der Neusprechdefinition von Liberalismus dokumentiert wird.
Zitat von NoricusDer Terminus liberal muss derart positiv konnotiert sein, dass ihn sich jeder - auch bei inhaltlichem Antipodentum - zu Eigen macht. Das Etikett ist beliebter als die Substanz, die es bezeichnet. Warum mag das wohl so sein?
Weiß ich auch nicht, lieber Noricus. Der Begriff Liberalismus scheint sich einfach sehr gut als Projektionsfläche zu eignen. Der Hass auf die FDP von links scheint mir auch vor allem dadurch erklärlich zu sein, dass sie Projektionsfläche für alles mögliche "Böse" ist, was mit der realen Partei natürlich nie viel zu tun hatte. Niemand will halt "illiberal" sein, das sind ja schließlich immer nur die bösen Rechten. Also muss man sich den Begriff Liberalismus so zurecht Stricken, dass er mit linken Idealen kompatibel wird. So ungefähr erkläre ich mir das.
Zitat von TechniknörglerEs scheint, als ob sich da gerade ungeplant - wie von selbst - quasi eine Parallelserie für Zettels Raum ergibt, in der die Serie auf Zeit-Online zur Etablierung der Neusprechdefinition von Liberalismus dokumentiert wird.
Zitat Klar ist aber auch, daß die FDP eine Art liberales Vakuum hinterläßt
Dieser trockene Witz könnte von mir stammen, lieber Andreas Döding, aber vermutlich ist es sogar ernst gemeint. Für mich war letzte Hauch das Wahlergebnis Schäfflers. Erledigt. Ansonsten würde ich sagen, wie beim Islam quasi: Es gibt nur einen Liberalismus, was hier nicht weiter ausgeführt werden muß. Man darf gespannt sein. mfG
Zitat von Doeding im Beitrag #1Anton Hofreiter, erklärt aktuell auf Zeit-Online, daß der Liberalismus eigentlich eine streng etatistisch-sozialistische Bewegung ist bzw. werden sollte ...
Was nun aber nichts Neues ist. Das versuchen linke Medien schon lange so zu propagieren, die ZEIT immer vorneweg, aber auch Neues Süddeutschland und FR bezeichnen ihre eigene Sozialismus-Variante ja als "linksliberal".
Was ihnen aber bisher durchweg mißlungen ist. Es gibt heute deutlich mehr Liberale als vor einigen Jahrzehnten, insbesondere mehr klassisch-liberale und auch Libertäre.
Um das auch mal an Wahlergebnissen festzumachen: Früher hatte die FDP mal 2-3% Stammwähler (und damals war die FDP sehr blaß-liberal im Vergleich zu heute) und kratzte dann noch im Erfolgsfall noch einige Prozent von nicht-liberalen taktischen Wählern zusammen.
Am 22.9. ist die FDP nach massiven eigenen Fehlern und dem völligen Scheitern der Zweitstimmenkampagne auf einen harten Kern von doch immerhin 4,8% leidensfähigen Stammwählern geschrumpft. Und daneben gibt es eine unbekannte Anzahl (aber m. E. schon einige Prozent) Liberale, die der FDP bewußt und aus Verärgerung ihre Stimme verweigert haben.
Es kommt jetzt darauf an, wie die nächsten Monate laufen. Lindner scheint den Schuß jedenfalls gehört zu haben. Er hat Genschers unsägliches Interview zurückgewiesen (damit dürfte Genschers künftiger Einfluß dicht über Null liegen) und versucht bewußt Schäffler und andere Parteigruppen einzubinden, die konträr zu Lindners alter blaß-liberaler Linie liegen.
Zitat von Llarian im Beitrag #3Ich meine nicht, dass es unbedingt eine parlamentarische Vertretung braucht, um eine politische Idee zu bewerben.
Sicher nicht. Aber es hilft schon ziemlich.
Man sollte z. B. nicht unterschätzen, was die Friedrich-Naumann-Stiftung in den letzten 20 Jahren für die Wiederbelebung liberalen Gedankenguts getan hat. Ihre Publikationen und Veranstaltungen sind eine Fundgrube. Und es ist derzeit offen, ob sie nach dem FDP-Exit noch Bundesmittel bekommen wird.
Zitat Es gibt in Deutschland wenigstens zwei politische Strömungen die seit Jahrzehnten nicht im Parlament waren (eine ist es inzwischen) und trotzdem nicht totzukriegen sind.
Was meinst Du damit?
Zitat Ich denke nicht, dass die FDP bei Neuwahlen nach einer Verweigerung des ESM aus dem Parlament geflogen wäre.
Wahrscheinlich nicht. Es ist auch überhaupt nicht sicher, ob eine ESM-Verweigerung überhaupt zu Koalitionsbruch und Neuwahlen geführt hätte. Aber es ist völlig unmöglich, über ein solches Szenario vernünftig zu spekulieren - da gibt es so viele offene Punkte.
Nur jetzt im Nachhinein kann man feststellen: Viel schlimmer hätte es nicht werden können.
Zitat von R.A. im Beitrag #17 Es kommt jetzt darauf an, wie die nächsten Monate laufen. Lindner scheint den Schuß jedenfalls gehört zu haben. Er hat Genschers unsägliches Interview zurückgewiesen (damit dürfte Genschers künftiger Einfluß dicht über Null liegen) und versucht bewußt Schäffler und andere Parteigruppen einzubinden, die konträr zu Lindners alter blaß-liberaler Linie liegen.
Neben Genscher gibt es aber auch noch Gerhart Baum, der sich heute so zu Wort meldet: "Es geht nicht nur um die Europapolitik. Der "Liberale Aufbruch" will eine marktradikale Partei des Steinzeitliberalismus. Das ist nicht die FDP, die ich seit Jahrzehnten kenne."
"Dazu ist eine schonungslose Analyse der Wahlniederlage nötig und die FDP kommt an einer Richtungsentscheidung gegen die Schäffler-Gruppe nicht vorbei. Auf keinen Fall darf die Partei den zur AfD abgewanderten Wählern nachlaufen. Sie muss ihrer Tradition, wie sie vor allem von dem großen Soziologen Ralf Dahrendorf geprägt ist, treu bleiben und sich weiterentwickeln." http://www.n-tv.de/politik/Lindner-muss-...le11537606.html
Zitat von Prospero im Beitrag #19Neben Genscher gibt es aber auch noch Gerhart Baum, der sich heute so zu Wort meldet
Baum gibt schon seit Jahren den Kronzeugen gegen die aktuelle FDP-Linie und läßt sich dazu gerne von den Medien zitieren. Seit praktischer Einfluß in der Partei ist aber gleich Null. Das war bei Genscher bisher leider anders, er trägt m. E. einen großen Teil Mitschuld am Desaster von 2009.
Zitat Das ist nicht die FDP, die ich seit Jahrzehnten kenne.
Damit zumindestens hat Baum recht. Und genau deswegen halte ich den Liberalen Aufbruch für wichtig und nötig ;-)
Zitat Auf keinen Fall darf die Partei den zur AfD abgewanderten Wählern nachlaufen.
Das ist auch richtig. Wenn sich jemand bei der AfD wirklich liberal definiert, dann wird er bei einer gelungenen FDP-Neupositionierung ohnehin zurückkommen. Das werden aber nicht viele sein. Den Protestwählern von 2009, die nun zur nächsten Partei weitergewandert sind, denen kann und sollte man nicht nachlaufen.
Die AfD und deren weitere Entwicklung ist aus FDP-Sicht erst einmal völlig unwichtig. Falls die AfD sich wirklich etablieren kann (was ich bezweifele), dann als konservative Partei für enttäuschte CDU-Wähler. Da gibt es ja nun genug Potential. Wie jede bürgerliche Partei wird sie auch liberale Programmpunkte haben, aber Liberalismus wird und kann dort nie so Zentralthema sein wie bei der FDP.
Zitat Sie muss ihrer Tradition, wie sie vor allem von dem großen Soziologen Ralf Dahrendorf geprägt ist, treu bleiben und sich weiterentwickeln.
Auch Ralf Dahrendorf hat einen interessanten Beitrag zum Liberalismus geleistet, das "vor allem" ist Wunschdenken von Baum und hat nie gestimmt.
Im übrigen sollte man sich bewußt machen, daß Linksliberalismus durchaus zur Tradition der FDP gehört und dort auch weiterhin seinen Platz haben sollte. Aber ein echter Linksliberalismus hat nur wenig damit zu tun, was die Sozialisten von ZEIT oder SZ darunter verstehen wollen. Und er hat auch wenig mit einer Koalitionsaussage Richtung SPD zu tun.
Zitat von Prospero im Beitrag #19"Dazu ist eine schonungslose Analyse der Wahlniederlage nötig und die FDP kommt an einer Richtungsentscheidung gegen die Schäffler-Gruppe nicht vorbei. Auf keinen Fall darf die Partei den zur AfD abgewanderten Wählern nachlaufen. Sie muss ihrer Tradition, wie sie vor allem von dem großen Soziologen Ralf Dahrendorf geprägt ist, treu bleiben und sich weiterentwickeln."http://www.n-tv.de/politik/Lindner-muss-...le11537606.html
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat) Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)
Zitat von Prospero im Beitrag #19"Dazu ist eine schonungslose Analyse der Wahlniederlage nötig und die FDP kommt an einer Richtungsentscheidung gegen die Schäffler-Gruppe nicht vorbei. Auf keinen Fall darf die Partei den zur AfD abgewanderten Wählern nachlaufen. Sie muss ihrer Tradition, wie sie vor allem von dem großen Soziologen Ralf Dahrendorf geprägt ist, treu bleiben und sich weiterentwickeln."http://www.n-tv.de/politik/Lindner-muss-...le11537606.html
Tote können sich nicht mehr wehren, deshalb kann man sich so gut auf sie berufen. Wenn sich Christian Lindner immer wieder auf Otto Graf Lambsdorff beruft, dann wird er auch nicht das im Sinn haben: "Zweitens halte ich alle diese Horrorszenarien - daß der Euro eine Frage von Krieg und Frieden sei, daß die Welt unterginge, daß Europa zusammenbräche, daß die D-Mark einem gewaltigen Aufwertungsdruck ausgesetzt sei - für weit hergeholt und für nicht berechtigt." http://www.berliner-zeitung.de/newsticke...74,9252892.html
Zitat von R.A. im Beitrag #20Baum gibt schon seit Jahren den Kronzeugen gegen die aktuelle FDP-Linie und läßt sich dazu gerne von den Medien zitieren. Seit praktischer Einfluß in der Partei ist aber gleich Null.
So etwas wie der Geißler der FDP...
Zitat von R.A. im Beitrag #20Wenn sich jemand bei der AfD wirklich liberal definiert, dann wird er bei einer gelungenen FDP-Neupositionierung ohnehin zurückkommen. Das werden aber nicht viele sein. Den Protestwählern von 2009, die nun zur nächsten Partei weitergewandert sind, denen kann und sollte man nicht nachlaufen.
Ich bin mir nicht so sicher, ob das mit Zurückkommen überhaupt funktioniert. Dass sich liberale Wähler wieder von der AfD abwenden, wenn diese dann doch endlich den Weg einschlagen sollte, der von den Qualitätsmedien für sie reserviert wurde, kann ich mir vorstellen, aber dass sie deswegen erneut der FDP ihr Vertrauen schenken, bezweifle ich. Da müsste dann schon ein wirklich radikaler Kurswechsel stattfinden, auch personell.
Zitat von R.A.Im übrigen sollte man sich bewußt machen, daß Linksliberalismus durchaus zur Tradition der FDP gehört und dort auch weiterhin seinen Platz haben sollte.
Ich verstehe, wie man zu dieser Schlussfolgerung kommt. Ich glaube aber nicht, dass dieser Spagat zukünftig funktionieren wird. "Linksliberale" Forderungen lassen sich von sozialdemokratischen oder "grünen" kaum unterscheiden - wozu braucht man die dann auch noch in der FDP? Der Spagat hat funktioniert, so lange diejenigen, für die Wirtschaftsliberalismus zum Liberalismus selbstverständlich dazu gehört, weniger fordernd auftraten. Da konnte man mit der FDP sympathisieren, wenn einem die SPD zu proletarisch und die Union zu christlich war. So als Lebensgefühl, als Manufactum-Ausgabe der großen Parteien. Klein, aber fein. Immer ausgleichend, immer mäßigend, die Stimme der Vernunft zwischen den Lagern. Eigene Positionen: braucht kein Mensch. Das ist die Zeit, nach der sich die Boygroup zurücksehnte, angestiftet von einem Ehrenvorsitzenden, der dieses Denken personifiziert.
Diese Zeit ist vorbei. Die Regalplätze sind neu besetzt. Die Union steht nach wie vor für "keine Experimente", passt sich aber geschmeidig dem Volkswillen an. Die SPD steht für "soziale Gerechtigkeit", hat aber das Problem mit dem Regierenmüssen. Die "Grünen" stehen für Zivilisationsleugnung, profitieren aber wie keine andere Partei von den Errungenschaften des Kapitalismus. Die "Linke" steht für rote Socken und vom Regierenmüssen enttäuschte Sozis. Was fehlt? Eine Partei, die sich klar ausspricht für bürgerliche Freiheit, Fortschritt, Leistungsorientierung und Eigenverantwortung. Wie man das dann nennt, ist eigentlich kürbisegal, aber "liberal" würde ganz gut passen.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat) Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)
Zitat von Rayson im Beitrag #23Was fehlt? Eine Partei, die sich klar ausspricht für bürgerliche Freiheit, Fortschritt, Leistungsorientierung und Eigenverantwortung. Wie man das dann nennt, ist eigentlich kürbisegal, aber "liberal" würde ganz gut passen.
Diese Partei gibt es doch. Und sonderlich wichtig war denen die Namensgebung bei ihrer Gründung offensichtlich auch nicht. Allein, eine solche Partei schafft es in diesem deutschen Staat nicht aus dem Promillebereich heraus...
MfG M. S. --- "[N]icht darauf kommt es an, daß die Menschen sich zum Liberalismus bekennen, sondern darauf, daß sie liberal werden und daß sie liberal denken und handeln." (Ludwig von Mises, Liberalismus, 1927)
Zitat von Manfred Sachs im Beitrag #24Diese Partei gibt es doch.
Meine Aufzählung war leider nicht hinreichend. Sektierertum dazu gemischt, sind die Erfolgsaussichten eben äußerst gering.
Zitat Und sonderlich wichtig war denen die Namensgebung bei ihrer Gründung offensichtlich auch nicht.
Es ging nicht um den Namen der Partei, sondern den der politischen Richtung. Aber eine Partei, die sich als Sprachrohr der Vernunft bezeichnet, würde ich auch nicht wählen.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat) Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)
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