In gut zwei Jahren wird Hitlers "Mein Kampf" urheberrechtsfrei. Wie man sich vorstellen kann, verursacht diese Aussicht in der politischen Szene einiges Kopfzerbrechen. Nun hat sich ein abrupter und wie mir scheint, nicht ganz durchdachter Positionswechsel der bayrischen Staatsregierung ereignet.
Zitat von FrancisoDAnconia im Beitrag #2Selten, daher umso kostbarer. Gute Entscheidung....
Paradoxerweise hat der Landtag, der eigentlich auf dem Steuergeld der Bürger sitzen sollte, dem Publikationsprojekt zugestimmt und ist jetzt verärgert.
Noch eine positive Nachricht:
Zitat von SZ vom 12.12.13Das Institut wolle die von Historikern kommentierte Ausgabe nun in eigener Verantwortung fertigstellen und zum Ablauf der urheberrechtlichen Sperrfrist Ende 2015 veröffentlichen.
Sieh an, es geht.
Nachtrag: Bin ja gespannt, ob die Landesregierung, wie angekündigt, das IfZ wegen Volksverhetzung anzeigen wird...
Merkwürdig ist dieses Geschehen als Symptom für Deutschland; bald 70 Jahre nach Hitlers Tod muss man fürchten, auch eine kommentierte Ausgabe rege den Rechtsradikalismus an. Diese Vorsicht gesellt sich zu dem anderen Symptom, dass die Polizei immer noch Synagogen schützen muss und dass jüdische Schulen ihren Pausenhof in eine geschützte Innenfläche oder Terrasse im ersten Stock legen. Solange diese Symptome bestehen, haben wir kein durch die Aufarbeitung der Vergangenheit glücklich-normal gewordenes Land, - insofern schlechtes Zeichen. Dass wir diese Tatsache nicht verdrängen, - gutes Zeichen. Mit Gruß, Ludwig Weimer
Zitat von Ludwig Weimer im Beitrag #4Merkwürdig ist dieses Geschehen als Symptom für Deutschland; bald 70 Jahre nach Hitlers Tod muss man fürchten, auch eine kommentierte Ausgabe rege den Rechtsradikalismus an.
Ich glaube, lieber Ludwig Weimer, dass man dies absolut nicht fürchten muss. Die Furcht ist meines Erachtens nicht im Geringsten gerechtfertigt. Es geht lediglich darum, dass der "Kampf gegen rechts" und alles was man darunter subsummiert, hierzulande zu einem kultischen Ritual geworden ist. Da muss einfach jeder mittun, der nicht morgen schon am Pranger für die Geburtshelfer eines halluzinierten 4.Reichs stehen möchte. Völlig egal, ob nationalsozialistische Ideologie hier noch irgendwo einen nennenswerten Rückhalt hat, - wenn nicht ganz arg doll und mit auch abstrusen Mitteln gegen rechts gefighted wird, müssen doch einfach zwangsläufig Heerscharen von Fööhrer-Zeloten morgens aus dem Bett steigen und die Hand gen Himmel recken!
Das hier ist schließlich das Tätervolk. Die hiesigen Autochthonen sind genetisch so veranlagt, dass sie sofort zu braunen Zombies mutieren, wenn nicht alle ganz doll aufpassen. Da gehört es halt auch dazu antiquarische Texte in der Sprache dieses Volks zu verbieten (in anderen Sprachen wird das Buch ja heute noch verlegt) - selbst wenn gerade eine wissenschaftliche Aufarbeitung das Geschreibsel in den richtigen Kontext rücken würde.
Merke: Autobahn geht gar nicht!
Beste Grüße, Calimero
------------------------------------------------------- Vertrauen in das Volk ist fast immer unbegründet; Kultur ist das Werk weniger. - Zettel
Zitat Calimero Da gehört es halt auch dazu antiquarische Texte in der Sprache dieses Volks zu verbieten
Im Nachlass meiner Großmutter fand sich ein Exemplar des bösen Buches, und aus Neugier begann ich zu lesen.
Sehr weit kam ich allerdings nicht. Bereits in den ersten Absätzen spürte ich eine so aggressive Roh- und Bitterkeit des Autors, dass ich nicht mehr weiterlesen mochte. Aus dem Inhaltsverzeichnis erinnere ich eine (Kapitel-?)Überschrift namens „Eine Abrechnung“.
Das sei nicht gesagt als vielleicht neue Facette des antifaschistischen Rituals, in dem sich die Jungrepublikaner ängstlich gegenseitig versichern, dass sie aus der Geschichte gelernt haben und so. Meine Frage ist vielmehr, ob ein Neonazismus nicht heutzutage viel … freundlicher auftreten müsste, um über einen harten Kern hinaus mit Sympathien rechnen zu können. Die NPD soll ja in manchen Regionen bspw. Familienfeste u. ä. veranstalten, um von einem aggressiven Bürgerschreck-Image wegzukommen. In „Mein Kampf“ ist von Familienfesten, glaube ich, nicht die Rede.
Folgefrage daher: Ist es überhaupt realistisch, anzunehmen, dass eine Lektüre des Buches durch einen unvoreingenommenen modernen Leser Sympathie hervorrufen würde? Würden nicht allein schon affektive Reaktionen auf den Text zu seiner Ablehnung führen?
Zitat Kallias im Blogbeitrag ________________ Wenn ein gedruckter Text an sich Hetze darstellt, dann wäre konsequenterweise die Aufstellung von solchen Texten in wissenschaftlichen Bibliotheken zu bestrafen. Auch einzelne hetzerische Äußerungen würden nicht mehr wörtlich angeführt werden dürfen, auf Treitschkes berüchtigten Satz zum Beispiel könnte dann nur noch in verschwommener Umschreibung Bezug genommen werden. Selbst Anklageschriften gegen Volksverhetzer würden die inkriminierten hetzerischen Äußerungen nicht mehr enthalten dürfen. ________________
In früheren Zeiten - als die Zensur durchaus noch handfest war & der "Index librorum prohibitorum" noch galt (seit dem II. Vaticanum ist das auch kirchenoffiziell démodé) - hat man sich in Bibliotheken mit dem Giftschrank, frz. enfer, beholfen. Die Einsicht mußte beantragt werden, konnte aber zu Fachzwecken durchaus erlaubt werden (fürs Zitieren galten & gelten die normalen Regeln; es war nur schwerer, des Textes habhaft zu werden). Das galt auch für die DDR: Dresden war ja auch unter realsozialistischer Ägide eine deutsche Copyrightbibliothek; so daß (theoretisch) von jedem Buch, das im Westen unter Copyright erschien, auch ein Exemplar den Weg dorthin fand. ("Theoretisch" deshalb, weil die Praxis, wie üblich, dem Ideal hinterherhinkt. Jede Copyrightbibliothek - in der Regel sind das die Landesbibliotheken - hat eine eigene Abteilung, die nur damit beschäftigt ist, bei säumigen Verlegern [quasi im Doppelsinn] deshalb zu antechambrieren).
Im Grunde geht es bei dieser Scharade gar nicht um den Text. Der ist leicht greifbar, aus Ländern, die aus dem Verbot von Texten keinen Fetisch machen; wer unbedingt ein Exemplar haben möchte, kann auf den meisten Flohmärkten fündig werden; der Verkauf ist nb. nicht verboten; wohl das gezielte Angebot. Es handelt sich wahrlich nicht um eine Rarität; & der Eindruck täuscht nicht: die meisten Exemplare sind nicht gelesen worden. Es verhielt sich so, daß jedes Ehepaar bei der (standesamtlichen) Eheschließung 1 Exemplar abnehmen mußte; ditto jeder PG bei Parteieintritt (macht ~4 Mio. in gut 11 Jahren); mgw. gab es auch noch andere Abnahmeverpflichtungen. (Aus den Autorenhonoraren ergab sich das eigentliche Gehalt, das der Herr aus Braunau bezog; wenn ich Fests Biografie richtig in Erinnerung habe**). Gelesen wurden die Scharteken wohl ebensowenig wie andere opera dieses Schlags: die gesammelten Werke von Mao, Stalin, Kim il Sung, Enver Hodscha, Gaddafis Kleines Grünes Buch ff. (Die Ausnahme war Stalins Kurzer Lehrgang der Geschichte der KPdSU, weil das Schulstoff war; & Maos kleines rotes Buch, aus den bekannten Gründen).
Es geht also nicht um den Text selbst. Auch "historische Erkenntnisse" sind davon, kommentiert oder nicht, ebensowenig zu erwarten wie von dem übrigen genus omne; Aufklärung auch nicht. Das Buch zählt allein als Fetisch, den jemand im Regal oder in der heimlichen Schublade aufbewahrt, um durch den Besitz eine bestimmte Gesinnung zu bezeugen. Bei spätpubertierenden Jungen kommt da womöglich noch der Kitzel des Verbotenen dazu. Bei dem Ruf nach einer kommentierten Ausgabe, den es ja seit den 80er Jahren gibt, ging es immer darum, das Buch in dieser Hinsicht zu entgiften. Insofern kann man es Herrn Seehofer zugestehen, daß es nicht die Aufgabe des Staates sein kann, den Markt für solche Devotionalien zu bedienen.
Wieso das freilich gegen eine wissenschaftlich-kritische Ausgabe mit solidem Apparat & dem Aufziegen all den trüben Quellen, aus denen das zusammengerührt ist, spricht, erschließt sich mir nicht. Das muß ja nicht der Staat verlegen; dafür gibt es das akademische Fachverlagswesen; das muß ja nicht einmal in Europa liegen. Gut vorstellbar, daß eines der größeren Häuser, wie Oxford University Press oder eine der Stiftungen, die die III. Reich aufarbeiten, die Trägerschaft übernehmen würde.
PS: Die juristische Aporie des Falls leitet sich aus dem Umstand her, daß hier die Regelungen des Copyrights benutzt wurden, um die Verbreitung eines Textes zu unterbinden und §5 GG zu umgehen: "eine Zensur findet nicht statt" (es handelt sich ja um den einzigen Text, bei dem diese Konstruktion angewendet wórden ist). Mgw steckte dahinter die Befürchtung, daß (Stand 50er Jahre) durch die Anwendung die üblichen Bestimmungen gegen "jugendgefährende Schriften" aufgeweicht werden könnten, wenn entweder ein Mickey-Spillane-Krimi mit der gleichen §-Kaliberstärke erlegt werden müsste wie dieses Buch, oder, umgekehrt, es als so leicht befunden würde wie die nackig* kurz durchs Bild hüpfende Sünderin Hildegard Knef (*Angeblich. Mutig auf Feldforschung ausgezogene Popkulturarchäologen bezweifeln das eher.)
"Hitler erhielt pro verkauftem Buch 10 Prozent Tantiemen. ... Ab 1936 wurde von den Standesämtern deutschen Brautpaaren anstatt der Bibel Mein Kampf auf Staatskosten geschenkt.[9] Es wurde von Parteimitgliedern erworben und von Schülern im Unterricht verwendet. Um dieses für den Parteiverlag und ihn einträgliche Geschäft nicht zu gefährden, erwirkte Hitler eine besondere Regelung der Reichsschrifttumskammer, dass das Buch im Buchhandel nicht aus zweiter Hand verkauft werden durfte.[10] Bis 1939 stieg die Gesamtauflage auf 5,45 Millionen und erreichte bis 1944 10,9 Millionen Stück."
PPPS. ibid.: "Eine Wochenschau von 1945 zeigt, wie ein amerikanischer Soldat den Bleisatz von „Mein Kampf“ in einem symbolischen Akt ins Feuer gibt, aus dessen Schmelze in der Folge am 6. Oktober 1945 die ersten Druckplatten der Süddeutschen Zeitung gegossen wurden."
PPPPS: http://www.dw.de/german-state-to-republi...pf/a-15907845-1 Deutsche Welle, 24.02.2012: "The state of Bavaria plans to publish an annotated version of "Mein Kampf" in German and English in 2015, just before the state loses its exclusive rights to Hitler's book of Nazi ideology." Das dürfte damit wohl auch vom Tisch sein.
BBC News, 17 Dec 2004: _________ "He owed the authorities 405,500 Reichsmarks (6m euros; £4m in today's money) by 1934, when as German chancellor his debts were forgiven. ,,, Mr Dubon told Reuters that Hitler had earned 1.2m Reichsmarks in 1933 from sales of his book Mein Kampf - "a huge income, when you consider teachers then had annual salaries of 4,800 marks". But he failed to pay tax on 600,000 Reichsmarks of that income, the researcher found. By 1945 Hitler had made 7.6m Reichsmarks out of Mein Kampf, without paying any tax." _________
Zitat von Ludwig Weimer im Beitrag #4Merkwürdig ist dieses Geschehen als Symptom für Deutschland; bald 70 Jahre nach Hitlers Tod muss man fürchten, auch eine kommentierte Ausgabe rege den Rechtsradikalismus an. Diese Vorsicht gesellt sich zu dem anderen Symptom, dass die Polizei immer noch Synagogen schützen muss und dass jüdische Schulen ihren Pausenhof in eine geschützte Innenfläche oder Terrasse im ersten Stock legen.
Das vielleicht Interessante daran ist, dass die Synagogen inzwischen vor Bevölkerungsgruppen geschützt werden müssen, in deren Herkunftsländern das Buch sich hervorragend verkauft hat. Insofern kann man durchaus fürchten, dass das Büchlein noch seinen Zweck erfüllt, auch siebzig Jahre danach. Allerdings glaube ich nicht, dass breite Massen dieser Gruppe(n) unbedingt Wert auf den deutschen Originaltext legen.
Auch eine ganz schmucke Beobachtung: Wenn der Text intrinisch rechtextrem und antisemitisch ist, und deshalb automatisch und ohne Kontext ein verbotener ist, wie steht es dann mit einem anderen Buch das nicht unbedingt weniger diesbezüglich enthält, nur das es neben Juden auch noch Ungläubige als niederwertig definiert ? Was will der bayrische Staat da nur tun ?
Zitat von Llarian im Beitrag #9Was will der bayrische Staat da nur tun ?
No, da schauns halt, ob der Urheber des fraglichen Werks als Konterfei akzeptiert wird. Weil bei dieser Art von Sachbuch orientieren sich denene Buchhändler ja daran, ob der Autor formatfüllend das Cover ausfüllt, wenn sie das richtig einordnen sollen. Wenn da nur so ein verschlungenes Rankenwerk zulässig ist, wird man von einer Inkriminierung absehen, da es nur für interkulturelle Mißverständnisse sorgt, wenn ein Buch über Textilarbeiten plötzlich polizeiwidrig wäre.
Zitat von fedchan im Beitrag #6Meine Frage ist vielmehr, ob ein Neonazismus nicht heutzutage viel … freundlicher auftreten müsste, um über einen harten Kern hinaus mit Sympathien rechnen zu können. Die NPD soll ja in manchen Regionen bspw. Familienfeste u. ä. veranstalten, um von einem aggressiven Bürgerschreck-Image wegzukommen.
Und das stürzt sie natürlich in eine Zwickmühle. Sie wollen ja nicht nett sein, müssen es aber, um Anklang zu finden. So kann es bleiben.
Zitat von fedchan im Beitrag #6Ist es überhaupt realistisch, anzunehmen, dass eine Lektüre des Buches durch einen unvoreingenommenen modernen Leser Sympathie hervorrufen würde? Würden nicht allein schon affektive Reaktionen auf den Text zu seiner Ablehnung führen?
Man kann nie von vornherein wissen, was geschehen wird, wenn sich ein Leser über ein Buch beugt.
Zum Beispiel wird in Indien nach Auskunft des Telegraph der "Kampf" als Management-Lehrbuch gelesen:
Zitat von The Telegraph, 20.4.2009"Sales of Mein Kampf, Adolf Hitler's autobiography and apologia for his anti-semitism, are soaring in India where business students regard the dictator as a management guru."
"They see it as a kind of success story where one man can have a vision, work out a plan on how to implement it and then successfully complete it".
Na toll. Das Adolf-Prinzip.
2. Beispiel. Als ich den Abschnitt über seine Wiener Zeit las, war ich davon überrascht, was für eine entscheidende Rolle kulturelle Fragen bei ihm spielten. Von den Marxisten unterschied er sich nach seiner Darstellung (in meiner Lesart) nur dadurch, dass er die tradierte Kultur bejahte und sie nicht durch etwas Neues ersetzen wollte. Antisemit sei er geworden, nachdem ihm auffiel, dass hinter der von ihm in Wien wahrgenommenen Kulturzerstörung überwiegend Juden standen.
Wenn die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus nicht im Chorgesang enden soll, muss man die Leute schon in den Originalquellen stöbern lassen.
Zitat von Kallias im Beitrag #11Zum Beispiel wird in Indien nach Auskunft des Telegraph der "Kampf" als Management-Lehrbuch gelesen
Nun ja, diese Sichtweise wurde bei uns ja auch schon dargestellt.
Aber die Hitler-Begeisterung in Indien hat einen ganz naheliegenden Grund: Dort gilt er in erster Linie als Kämpfer gegen den gemeinsamen Feind, nämlich die englische Kolonialmacht. Und es wird ihm (nicht ganz zu Unrecht) das Verdienst zugeschrieben, England so geschwächt zu haben, daß es die indische Unabhängigkeit nicht mehr verhindern konnte.
Vor einigen Jahren hatte ich da ein interessantes Erlebnis. Wir hatten über einige Zeit einen Kollegen aus Indien im Team. Einen höflichen und freundlichen Menschen, der sich immer bescheiden im Hintergrund hielt und nicht viel sagte. Und dann kam die Weihnachtsfeier. Alles schon in gemütlicher Stimmung, da stand er plötzlich auf und bat ums Wort und hielt eine ausführliche Tischrede. Im wesentlichen darüber wie glücklich er sei, endlich einmal im großartigen Deutschland sein zu dürfen. Und dann beschrieb er ausführlich, ein wie überirdisch gutes und erfolgreiches Land wir wären, mit dieser ruhmreichen Geschichte, speziell im 20. Jahrhundert. Eine so durchweg deutsch-nationale Rede kannte ich eigentlich nur aus alten Wochenschauen. Und die Passage darüber, daß Deutschland immer nur gerechte und ehrenhafte Kriege geführt hätte, die hätte meinen alten Gemeinschaftskundelehrer wahrscheinlich zum heulenden Wrack reduziert.
Es gelang uns völlige Überraschung als höfliches Interesse zu tarnen und haben ihm hinterher freundliche zugeprostet. Und dann schnell ein anderes Thema aufgebracht. Aber aus diversen Kontakten danach weiß ich, daß das keine extreme Einzelmeinung war, sondern in Indien durchaus bei vielen Leuten eine übliche Sichtweise ist.
Zitat von Kallias im Beitrag #11 Zum Beispiel wird in Indien nach Auskunft des Telegraph der "Kampf" als Management-Lehrbuch gelesen
Wenn man jetzt einmal komplett von Hitlers kriminellen Zielen und kriminellen Methoden absieht und nur die reine Management-Leistung betrachtet, dann kann man in der Tat beeindruckt sein.
Hitler hatte für sein innenpolitisches Programm ja eigentlich nur die sechs Friedens-Jahre 1933-1939. Und was in dieser kurzen Zeit alles angepackt wurde ist schon sehr viel. Ich will jetzt gar nicht den Klassiker "Autobahnen" bemühen, oder die vielen sonstigen Bauvorhaben von Haus der Kunst über neue Reichskanzlei bis Partetagsgelände und Olympiastadion. Sondern auch die vielen gesellschaftlichen Veränderungen. Die Abschaffung vieler Institutionen und Etablierung von vielen anderen. Die vollkommen andere Richtung, in die die gesamte Gesellschaft und die Wirtschaft gedreht wurde (hin zu Kriegswirtschaft). Die vielen Projekte von KdF über Volksempfänger bis Volkswagen. Die totalitäre Durchdringung der gesamten Gesellschaft.
Das Tempo, mit dem dies alles geschah ist auch aus heutiger Sicht beachtlich. Aus damaliger Sicht mit der deutlich langsameren gesellschaftlichen Taktzahl muss das atemberaubend gewesen sein. Zum Vergleich: Die 6 Friedensjahre, die Hitler dafür zur Verfügung hatte ist kürzer als die gesamte Kanzlerschaft von Schröder! Heutzutage würde man in 6 Jahren nicht einmal mehr die Baugenehmigung für eines der genannten Großprojekte hinbekommen, geschweige denn deren komplette Abwicklung. Auch wenn man das Hitlerregime mit anderen Diktaturen vergleicht, sind 6 Jahre für diesen massiven Transformationsprozess eine sehr kurze Zeit. (Zum Beispiel brauchte die Sowjetunion nach der Oktoberrevolution 11 Jahre, um den ersten Fünfjahresplan aufzustellen und die Landwirtschaft zu kollektivieren).
Wenn man diese Management-Leistung so beschreibt muss man natürlich aufpassen, nicht als Hitler-Bewunderer dazustehen. Denn natürlich waren Hitlers Methoden und vor allem auch seine Ziele schlicht verbrecherisch. Und natürlich wurde die Durchführung dieser Maßnahmen dadurch erleichtert, dass Hitler eben nicht den Restriktionen eines modernen Rechtsstaats unterworfen war und frei schalten und walten konnte.
Auf sueddeutsche.de freut sich ein Willi Winkler, dass jetzt ein Berliner Professor die "Schweigespirale" durchbrochen und die Ausgabe von 1943 online gestellt hat.
Dumm nur, dass der gute Herr Qualitätsjournalist sich dann einen Artikel zusammenspinnt, der wohl auch unter erheblichem Drogeneinfluss nicht faktenfremder hätte sein können.
Er schaut sich also den Imprint besagter Ausgabe an, googlet einer der dort genannten Firmen, landet natürlich auf einem Neonazi-Blog ("Der tägliche Zusammenbruch der Bundesrepublik Deutschland türkt näher – Türken auf, Türken zu") und halluziniert, dass dieses Neonazi-Blog offensichtlich der August Pries GmbH gehören muss. Dumm nur, dass diese überhaupt nicht im Handelsregister eingetragen ist und dies nach 1990 auch definitiv nicht war. Ein gewöhnlicher, durchschnittlich intelligenter Blogger könnten nun auf die Idee kommen, dass der im Imprint genannte Zentralverlag der NSDAP., Frz. EherNachf., G.m.b.H., München wohl das Copyright hatte (seltsam, seltsam, dass die bösen Nazis hierfür anno 1943 nicht ein deutsches Wort erfunden hatten) und die August Preis GmbH nur den Druck übernommen haben könnte. Wobei, er müsste nicht einmal diese Idee haben, es steht ja schließlich genau so im Imprint.
(Keine Ahnung, ob das hier verlinkt werden soll, daher nur der Vollständigkeit halber: [Bitte keine Neonaziseiten verlinken, Kallias])
Deutschland, Kampf gegen Rechts, 2013.
ÉDIT: Ich habe mal aus Interesse nachgeschaut, ob das "opus magnum" denn wohl in der vor Ort angesiedelten Landesbibliothek einsehbar ist. Ergebnis: Das ist es, und zwar in dutzenden Ausgaben und diversen Übersetzungen, u.a. niederländisch, italienisch, englisch und französisch. Wer das Buch lesen will, kann dies also in einer öffentlichen Bibliothek tun. Vielleicht sollte man die Landesbibliothek wegen Volksverhetzung anzeigen, sicher ist sicher.
Ach je. Fremdsprachenbenutzer sind mitunter im Vorteil. Die englische Wikipedia verlinkt direkt auf die 172.-173. Auflage von 1936, verfügbar über Archive.org, die niederländische auf eine anderswo abgelegte; viele andere Versionen auf eine Übersetzung in die jeweilige Sprache. Ich habe das gestern nicht erwähnt wegen der Gefahr, daß hier zufällig doch mal ein deutscher Qualitätsjournalist mitlesen sollte; im schlechtesten Fall könnte das auf heftiges Bemühen der deutschen Meinungsführerschaft (sic...) hinauslaufen, dem Rest der Welt vorzuschreiben, welche Texte sie zu verbreiten & welche sie auf immer wegzusperren habe. Der Unterstützung vor China, Russland e tutti quanti könnten sie sich in diesem Fall sicher sein.
Weil die Bayr. Reg. mit dem Kadi droht: Ist diese ganze Arbeit samt halber Million nicht auf Betreiben ebendieser Regierung in Gang gesetzt worden? Wäre in diesem Fall die Bayrische Reg. nicht genötigt, gegen sich selbst Anklage zu erheben, wg. Anstiftung zur Volksverhetzung & finanzieller Unterstützung krimineller Organisationen? Mgw. kann sie das dann, zwengs Vermeidung von Interessenkonflikten, nur indem sie geschlossen zurücktritt & der Freistaat für die Dauer des Verfahrens kommissarisch (von Berlin? von Brüssel? von den 4 Siegermächten? von der Süddeutschen Zeitung? von Guido Knopp?) verwaltet wird?
Zitat von Florian im Beitrag #13Denn natürlich waren Hitlers Methoden und vor allem auch seine Ziele schlicht verbrecherisch.
Natürlich! Natürlich geht es nicht ohne Vollführung des Kotau, nicht wahr? ;)
Was mich aber am Meisten begeistert, ist die ungeheure Nachhaltigkeit, dieser großen Transformation der Gesellschaft, welche nicht nur im deutschen Schulzwang bis heute ihren Zauber entfaltet...
MfG M. S. --- "[N]icht darauf kommt es an, daß die Menschen sich zum Liberalismus bekennen, sondern darauf, daß sie liberal werden und daß sie liberal denken und handeln." (Ludwig von Mises, Liberalismus, 1927)
Zitat von notquite im Beitrag #14Dumm nur, dass der gute Herr Qualitätsjournalist sich dann einen Artikel zusammenspinnt, der wohl auch unter erheblichem Drogeneinfluss nicht faktenfremder hätte sein können.
Ein schöner Fund, liebe(r) notquite.
Zitat von notquite im Beitrag #14(Keine Ahnung, ob das hier verlinkt werden soll, daher nur der Vollständigkeit halber [...])
Bitte nicht! Der Hinweis auf die Methode des (hirnlosen) Googelns, die jener Redakteur angewendet hat, genügt völlig.
Zitat von R.A. im Beitrag #12Aber die Hitler-Begeisterung in Indien hat einen ganz naheliegenden Grund: Dort gilt er in erster Linie als Kämpfer gegen den gemeinsamen Feind, nämlich die englische Kolonialmacht.
Hat nicht auch die Israel-Begeisterung in Indien denselben Grund?
Zitat von Florian im Beitrag #13... und nur die reine Management-Leistung betrachtet, dann kann man in der Tat beeindruckt sein.
Ist die Managementleistung wirklich so viel beeindruckender als jene der Weimarer Republik? Und zwar:
Zitat von Florian im Beitrag #13natürlich wurde die Durchführung dieser Maßnahmen dadurch erleichtert, dass Hitler eben nicht den Restriktionen eines modernen Rechtsstaats unterworfen war und frei schalten und walten konnte.
- ohne dass diese über solche diktatorischen Vollmachten verfügte?
Zitat von Florian im Beitrag #13 Wenn man jetzt einmal komplett von Hitlers kriminellen Zielen und kriminellen Methoden absieht und nur die reine Management-Leistung betrachtet, dann kann man in der Tat beeindruckt sein.
Hitler hatte für sein innenpolitisches Programm ja eigentlich nur die sechs Friedens-Jahre 1933-1939. Und was in dieser kurzen Zeit alles angepackt wurde ist schon sehr viel. Ich will jetzt gar nicht den Klassiker "Autobahnen" bemühen, oder die vielen sonstigen Bauvorhaben von Haus der Kunst über neue Reichskanzlei bis Partetagsgelände und Olympiastadion. Sondern auch die vielen gesellschaftlichen Veränderungen. Die Abschaffung vieler Institutionen und Etablierung von vielen anderen. Die vollkommen andere Richtung, in die die gesamte Gesellschaft und die Wirtschaft gedreht wurde (hin zu Kriegswirtschaft). Die vielen Projekte von KdF über Volksempfänger bis Volkswagen. Die totalitäre Durchdringung der gesamten Gesellschaft.
Das Tempo, mit dem dies alles geschah ist auch aus heutiger Sicht beachtlich. Aus damaliger Sicht mit der deutlich langsameren gesellschaftlichen Taktzahl muss das atemberaubend gewesen sein. Zum Vergleich: Die 6 Friedensjahre, die Hitler dafür zur Verfügung hatte ist kürzer als die gesamte Kanzlerschaft von Schröder! Heutzutage würde man in 6 Jahren nicht einmal mehr die Baugenehmigung für eines der genannten Großprojekte hinbekommen, geschweige denn deren komplette Abwicklung. Auch wenn man das Hitlerregime mit anderen Diktaturen vergleicht, sind 6 Jahre für diesen massiven Transformationsprozess eine sehr kurze Zeit. (Zum Beispiel brauchte die Sowjetunion nach der Oktoberrevolution 11 Jahre, um den ersten Fünfjahresplan aufzustellen und die Landwirtschaft zu kollektivieren).
Beeindruckend, keine Frage. Und doch sinnlos. Der technische und gesellschaftliche Fortschritt in den Demokratien war ja nicht weniger bemerkenswert, wie wir heute wissen. Nicht zuletzt deswegen besteht heute auch keinerlei Bedarf an so einem Regime-Aktionismus. Im Gegenteil, der Staat tut mittlerweile mehr als gut ist, und tritt dabei nicht selten als Zerstörer von Wohlstand auf.
Dass ein Bauprojekt heute 25 Jahre dauert ist dabei das geringste Problem. Es ist oft von Nachteil, andererseits ist es gewissermaßen gesellschaftlicher Konsens. Leiden wir darunter? Nicht genug, anscheinend. Ich glaube, die Bundesrepublik von heute - wie auch alle anderen westlichen Länder - ist in trotzdem jeder Hinsicht reicher, glücklicher, kreativer, freier, einfach besser als es ein Deutschland unter Hitler und seinen Nachfolgern je gewesen wäre.
Ich behaupte keineswegs, dass Sie etwas anderes sagen wollten - das war natürlich gar nicht Ihr Punkt. Aber es wäre im Interesse der erwähnten Inder, das zu verstehen. Und auch dies: Man kann Hitlers frühe Erfolge nicht wirklich von der folgenden Katastrophe trennen. Man bekommt das eine nicht ohne das andere. Seine Ziele endeten nicht im Bau von Stadien.
Wenn man es wirklich wertfrei betrachtet, waren Stalin, Mao oder Kim Jong-il viel erfolgreicher. Sie haben im Blut gewatet, aber ihre Macht behalten und sind, soweit man weiß, an natürlichen Ursachen gestorben. Die meisten Monster der Geschichte sind gar nicht schlecht weggekommen. Sie starben reich und in Freiheit. Hitler hatte so gesehen eine miserable Karriere.
Zitat von Kallias im Beitrag #11Zum Beispiel wird in Indien nach Auskunft des Telegraph der "Kampf" als Management-Lehrbuch gelesen
Nun ja, diese Sichtweise wurde bei uns ja auch schon dargestellt.
Aber die Hitler-Begeisterung in Indien hat einen ganz naheliegenden Grund: Dort gilt er in erster Linie als Kämpfer gegen den gemeinsamen Feind, nämlich die englische Kolonialmacht. Und es wird ihm (nicht ganz zu Unrecht) das Verdienst zugeschrieben, England so geschwächt zu haben, daß es die indische Unabhängigkeit nicht mehr verhindern konnte.
Vor einigen Jahren hatte ich da ein interessantes Erlebnis. Wir hatten über einige Zeit einen Kollegen aus Indien im Team. Einen höflichen und freundlichen Menschen, der sich immer bescheiden im Hintergrund hielt und nicht viel sagte. Und dann kam die Weihnachtsfeier. Alles schon in gemütlicher Stimmung, da stand er plötzlich auf und bat ums Wort und hielt eine ausführliche Tischrede. Im wesentlichen darüber wie glücklich er sei, endlich einmal im großartigen Deutschland sein zu dürfen. Und dann beschrieb er ausführlich, ein wie überirdisch gutes und erfolgreiches Land wir wären, mit dieser ruhmreichen Geschichte, speziell im 20. Jahrhundert. Eine so durchweg deutsch-nationale Rede kannte ich eigentlich nur aus alten Wochenschauen. Und die Passage darüber, daß Deutschland immer nur gerechte und ehrenhafte Kriege geführt hätte, die hätte meinen alten Gemeinschaftskundelehrer wahrscheinlich zum heulenden Wrack reduziert. [...] Aber aus diversen Kontakten danach weiß ich, daß das keine extreme Einzelmeinung war, sondern in Indien durchaus bei vielen Leuten eine übliche Sichtweise ist.
Ich fürchte, Sie haben recht. Als Deutscher fände ich ein solches Lob allerdings nicht nur seltsam sondern beleidigend. Mein Land ist eine westlich orientierte Bundesrepublik, ein freiheitlich-demokratischer Rechtsstaat. Ich habe kein anderes. Lob für Hitler ist Lob für einen Feind Deutschlands. Meine Eltern verdankten ihm "nur" Verwundung und Vertreibung, bei anderen war er noch erfolgreicher.
Das kann man einem Inder sicher erklären. Aber kann man es Millionen Indern erklären?
Nebenbei, für das Gejammer über die britische Kolonialherrschaft habe ich ebenso wenig Verständnis. Soweit ich weiß, regt sich in Indien niemand über die Mogulkaiser auf. Die waren blutige Invasoren, haben erheblich mehr Inder umgebracht und nicht viel für Indien getan. Die Briten dagegen haben das vereinte Indien überhaupt erst möglich gemacht, und eine Menge Handelsbeziehungen, Kultur und Infrastruktur hinterlassen. Von wem hätte Indien denn lieber vereint werden wollen? Russland? Dann wäre Gandhi als Niemand in einem Massengrab geendet, wie so viele. Man stelle sich vor: Ben Kingsley wäre ein kaum bekannter Charakterschauspieler.
Aber das würde ich keinem Inder erklären .. das soll ein Brite machen
Ich habe diese Diskussion kommen sehen. Politik ist vorhersehbar. Ehrlich gesagt, finde ich so ein Verbot albern. Kaum einer wird durch "Mein Kampf" zum Nationalsozialisten. Allenfalls wird der Mythos durch ein Verbot angeheizt. Und außerdem kann man auch Bücher kritisch lesen. Und das finde ich empörend: Führende Politiker trauen uns nicht zu, ein Buch kritisch zu lesen. Warum entziehen die uns nicht gleich das Wahlrecht?
"Mein Kampf" habe ich mir mal vor Jahren irgendwo runtergeladen und dann vielleicht drei, vier Sätze gelesen. Was ich mir aber gerne mal anschauen würde, ist ein richtiger Propagandafilm der Ufa. Aber man traut uns ja auch nicht zu, "Jud Süß Oppenheimer" oder Riefenstahls Olympia-Film kritisch zu sehen. Meines Wissens kann man "Jud Süß" ansehen, wenn man es nachweislich für die Forschung benötigt. Private Forschung, also Bildung im privaten Rahmen, zählt wohl nicht, weil man da kein Interesse hat.
Die Machwerke der Nazis können kaum so viel Schaden anrichten wie das ständige "Hitlertainment" mit erhobenen Zeigefinger und der vollen Dröhnung Nationalsozialismus im Schulunterricht. Das ist natürlich ein wichtiges Thema, aber wenn über den Geschichtsunterricht hinaus der Deutschunterricht, der Religionsunterricht, der Ethikunterricht etc. pp. sich mit diesem Thema beschäftigt, dann kann ich es verstehen, wenn Menschen diese Thema einfach nur satt haben, obwohl es ein wichtiges Thema ist.
Und leider habe ich dann selbst von eigentlichen klugen Leuten sagen hören, sie hätten es satt, sich ständig als Deutsche entschuldigen zu müssen. Komisch: Ich hatte nie das Gefühl, dass man von mir als Deutschen eine Entschuldigung abverlangt. Mir stellen sich bei solchen Aussagen die Nackenhaare auf und ich bin mir sicher, dass jemand, der so eine Aussage tätigt, leichte Beute für die NPD ist. Das ist fruchtbarer Boden für nationalsozialistische Ideologie.
Zitat von WFI im Beitrag #20Dass ein Bauprojekt heute 25 Jahre dauert ist dabei das geringste Problem. Es ist oft von Nachteil, andererseits ist es gewissermaßen gesellschaftlicher Konsens.
Das sehe ich nicht. Die überlange Bauzeiten mancher Projekte sind schlichte Ineffizienz (verursacht durch schlechte Gesetze) und oft auch Folge der rein repräsentativen Demokratie. D.h. man fängt etwas an, ohne auch nur einen gewissen Konsens herstellen zu wollen. Hätte man bei S21 gleich anfangs eine Volksabstimmung gemacht, wäre das Projekt längst fertig.
Zitat Man kann Hitlers frühe Erfolge nicht wirklich von der folgenden Katastrophe trennen.
Kann man schon. Dann hat man halt nur einen Teilaspekt beurteilt. Je nach Fragestellung kann das sinnvoll sein. Eine Gesamtbewertung kann das natürlich nie sein.
Zitat Wenn man es wirklich wertfrei betrachtet, waren Stalin, Mao oder Kim Jong-il viel erfolgreicher.
Aber nur im Bezug auf den Erfolg der eigenen Karriere. In ihrer Funktion als Staatslenker waren sie nur sehr eingeschränkt erfolgreich.
Zitat von WFI im Beitrag #21Als Deutscher fände ich ein solches Lob allerdings nicht nur seltsam sondern beleidigend.
Das wäre auch beleidigend, wenn es Kenntnis der kompletten Zusammenhänge gesagt würde. Das ist aber wohl in Indien nicht wirklich der Fall. Wie das Nazi-System genau funktioniert hat und welche Nachteile es hatte, das ist eigentlich nicht bekannt oder nur so oberflächlich, daß es mit "irgendwelche Nachteile gibt es immer" abgetan werden kann. Es ist dort halt eine reine Sichtweise aus der eigenen Betroffenheit heraus.
Zitat Nebenbei, für das Gejammer über die britische Kolonialherrschaft habe ich ebenso wenig Verständnis.
Ich habe nicht den Eindruck, daß generell darüber gejammert wird. Daß die Engländer (wie eben andere Invasoren vor ihnen) das Land erobert haben, daß sie mit harter Hand Aufstände niedergeschlagen haben - das wird wohl als zeittypisch und normal akzeptiert. England war und ist ja auch unbestritten Vorbild in vielen Dingen.
Was den Indern dann aber wohl wirklich negativ aufgestoßen ist, das war die rassistische Ungleichbehandlung in der späten Kolonialzeit. Da gab es ja nun genug gut ausgebildete Leute, die durchaus nach englischen Werten lebten und mitmachen wollten. Und genau das nicht duften. Ein indischer Arzt oder Anwalt durfte nicht mitmachen in den Clubs und Veranstaltungen der englischen Oberschicht, die Indien beherrschte (nicht-englische Europäer wurden dagegen sehr wohl zugelassen). Und im Gegensatz zu Kolonien wie Kanada oder Australien durften die Einheimischen auch bei ausreichender Bildung und Engagement nicht bei der politischen Leitung des eigenen Landes mitmachen. Meine Vermutung ist: Hätten die Engländer Indien einfach nur "normal" als Dominion mit Selbstverwaltung behandelt, hätte es keine Konflikte gegeben. Sondern nur eine recht späte und schrittweise Unabhängigkeit wie bei Kanada et al.
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