Zitat von Doeding im Beitrag #1Wie man dieser Tage wieder lernen muß, kommt es bei der Bewertung gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit darauf an 1. von wem sie ausgeht und 2. gegen wen sie sich richtet.
Für Gewerkschafter teilt sich die Arbeitswelt auf der Arbeitgeberseite in solche, die sich bereitwillig den Forderungen der großen Gewerkschaften beugen und in diejenigen die sich wehren. Das bezieht sich letztlich auf die gesamte Firma, also auch auf die Arbeitnehmer. Wenn diese nicht den Gewerkschaften den Zutritt erleichtern helfen, ist ihr Arbeitsplatz verzichtbar.
Firmen die sich also der Tarifbindung entziehen und außerhalb der Tarifgemeinschaft, unabhängig von den Gewerkschaften, mit den Mitarbeitern ohne Klassenkampf-Attitüde ein Einvernehmen erzielen wollen, werden bekämpft. Detlef Wetzel, der erste Vorsitzende der IG Metall drückt dies folgendermaßen aus:
Zitat von http://www.igmetall.de/internet/docs_201...21f79827268.pdfArbeitgeber und Arbeitgebervertreter, die nicht bereit sind, Tarifverträge abzuschließen, gefährden die Tarifautonomie, unsere verfassungsrechtliche Ordnung und damit auch unserern zukünftigen Wohlstand. Wir brauchen einen neuen gewerkschaftlichen Betriebsbegriff. (...) Wir erwarten nicht, dass jeder Dienstleister in den Flächentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie aufgenommen wird. Aber klar muss sein: Wir brauchen IG Metall-Tarifverträge entlang der Wertschöpfungskette für unsere Produkte in unseren Industrien. Nur so sichern wir unser erfolgreiches kooperatives Industriemodell. (...) Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir brauchen einen gewerkschaftlichen Betriebsbegriff, der über die gegenwärtige Buchstabenabfolge des Betriebsverfassungsgesetzes hinausgeht.
Wer alles was sich außerhalb gewerkschaftlicher Kontrolle befindet, als Gefährdung unserer verfassungsrechtlichen Ordnung ansieht, macht klar, wie absolut sein Machtanspruch ist. Hier liegt der Grund, warum Herr Sommer meint, sich anmaßen zu können, derart verunglimpfend reden zu können. Und in der Tat; er kann es. Aufgrund der Machtfülle, welche deutsche Gewerkschaften genießen.
Zitat von Reisender im Beitrag #25 Dann nehmen wir doch mal die Republik Südafrika, die Apartheid und die ANC. Letztere wurde hier im Forum als terroristische Vereinigung benannt. Die Schwarzen meinten damals, erst recht nach dem blutigen Ende einer Schülerdemo in Soweto, mit ANC und bewaffneten Kampf "ihre" gegen geltendes Recht verstoßende "Rechte" erkämpfen zu können. Demos nutzten nicht wirklich. Was hätten sie tun sollen?
Die Gleichsetzung eines Apartheid-Regimes mit einer repräsentativen Demokratie finde ich nicht passender. Das neue Südafrika entstand aus einer politischen Überlegung, nicht aus dem Sieg eines Kampfes. Maßgeblich beteiligt an dieser Neuordnung war F. W. de Klerk - nicht nur Mandela. Natürlich handelt es sich beim ANC um eine kommunistische Gruppierung mit militantem Flügel. Und dass Südafrika nicht den Weg Simbabwes unter Mugabe gegangen ist, verdankt Südafrika ebenfalls nicht nur Mandela, sonder auch de Klerk. Wie lange dies noch so bleibt, ist keineswegs sicher. Der ANC und auch Mandela haben Mugabe immer unterstützt.
Gewalttätige Umstürze münden nicht in freiere Gesellschaften, sondern in Diktaturen.
Was sie hätten tun sollen? Den politischen Weg gehen, den der letztlich Südafrika (bislang) vor der Diktatur bewahrte.
Zitat von Doeding im Beitrag #22Dennoch wohnt dem Begriff mMn ein deutlich anders Geschmäckle inne als z. B. den Begriffen "Idioten" oder selbst "Arschlöcher", die möglicherweise nicht einen solchen Shitstorm ausgelöst hätten. Aber wirklich sicher bin ich mir da freilich auch nicht.
Lieber Andreas,
ich bin mir ziemlich sicher, dass die linken Kritiker von Werminghaus auch dann mit dem Shitstorm zur Stelle gewesen wären, wenn der Polizeigewerkschafter geschrieben hätte: "Es gab friedliche Demonstranten [bzw. um gegen jede Kritik immun zu sein: DemonstrantInnen], es gab aber auch gewalttätigen Abschaum [bzw. eine der von Ihnen genannten Verbalinjurien]."
Es geht den Linken in dieser Diskussion darum, für die Salonfähigkeit linker Gewalt einzutreten. So wie man das seit RAF-Zeiten tut. Wer ein bisschen auf entsprechenden Websites geschmökert hat, dürfte mitbekommen haben, dass es den Apologeten sehr wichtig ist, ob die Polizei oder aber der schwarze Block mit der Eskalation angefangen hat. Denn wenn Ersteres der Fall ist, haben sich die Autonomen nur gegen die Bullengewalt zur Wehr gesetzt, und man muss als Linker nicht über eine Distanzierung von solchen gewaltbereiten Personen, die ja immerhin eine gute Gesinnung hegen, nachdenken.
Aber so macht man es sich als Grüner oder Linksparteiler halt bequem: Die Bullen haben angefangen, und da war es ja fast schon ein Glück, dass die KollegInnen vom schwarzen Block vorsorglich an ein paar Steine etc. gedacht hatten. Man verzeihe den Sarkasmus. Aber wenig ist so entlarvend für den linken Mainstream wie seine apologetische Haltung gegenüber Hooligans, solange diese nur den richtigen Stallgeruch haben.
Zitat von Doeding im Beitrag #1Wie man dieser Tage wieder lernen muß, kommt es bei der Bewertung gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit darauf an 1. von wem sie ausgeht und 2. gegen wen sie sich richtet.
Für Gewerkschafter teilt sich die Arbeitswelt auf der Arbeitgeberseite in solche, die sich bereitwillig den Forderungen der großen Gewerkschaften beugen und in diejenigen die sich wehren. Das bezieht sich letztlich auf die gesamte Firma, also auch auf die Arbeitnehmer. Wenn diese nicht den Gewerkschaften den Zutritt erleichtern helfen, ist ihr Arbeitsplatz verzichtbar.
Firmen die sich also der Tarifbindung entziehen und außerhalb der Tarifgemeinschaft, unabhängig von den Gewerkschaften, mit den Mitarbeitern ohne Klassenkampf-Attitüde ein Einvernehmen erzielen wollen, werden bekämpft. Detlef Wetzel, der erste Vorsitzende der IG Metall drückt dies folgendermaßen aus:
Zitat von http://www.igmetall.de/internet/docs_201...21f79827268.pdfArbeitgeber und Arbeitgebervertreter, die nicht bereit sind, Tarifverträge abzuschließen, gefährden die Tarifautonomie, unsere verfassungsrechtliche Ordnung und damit auch unserern zukünftigen Wohlstand. Wir brauchen einen neuen gewerkschaftlichen Betriebsbegriff. (...) Wir erwarten nicht, dass jeder Dienstleister in den Flächentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie aufgenommen wird. Aber klar muss sein: Wir brauchen IG Metall-Tarifverträge entlang der Wertschöpfungskette für unsere Produkte in unseren Industrien. Nur so sichern wir unser erfolgreiches kooperatives Industriemodell. (...) Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir brauchen einen gewerkschaftlichen Betriebsbegriff, der über die gegenwärtige Buchstabenabfolge des Betriebsverfassungsgesetzes hinausgeht.
Wer alles was sich außerhalb gewerkschaftlicher Kontrolle befindet, als Gefährdung unserer verfassungsrechtlichen Ordnung ansieht, macht klar, wie absolut sein Machtanspruch ist. Hier liegt der Grund, warum Herr Sommer meint, sich anmaßen zu können, derart verunglimpfend reden zu können. Und in der Tat; er kann es. Aufgrund der Machtfülle, welche deutsche Gewerkschaften genießen.
Whow, danke für die Info, lieber Erling. Eine ironischerweise sehr feudale Haltung. Erinnert an die Haltung, mit der britische Gewerkschaften das Land Ende der 70er an den Rand des Abgrunds gebracht haben...bis Margaret Thatcher kam...und wir haben: Merkel . Wobei ich, auch auf die Gefahr hin, hier heftigen Widerspruch zu ernten, den deutschen Gewerkschaften zugutehalten möchte, außer einmal in der Brandt-Ära (mit ihm konnte man es ja auch machen) keine "parasuizidalen" Streikwellen in diesem Land angezettelt zu haben und damit einen Anteil am nun jahrzehntelangen sozialen Frieden im Land zu haben. Oder sehe ich das verkürzt? Würden Sie, lieber Erling, dem Gewerkschaftssystem als solchem überhaupt irgendwelche positiven Wirkungen zuschreiben (ich ahne bereits Ihre Antwort, bin aber gleichwohl gespannt darauf)
Zitat von Noricusich bin mir ziemlich sicher, dass die linken Kritiker von Werminghaus auch dann mit dem Shitstorm zur Stelle gewesen wären, wenn der Polizeigewerkschafter geschrieben hätte: "Es gab friedliche Demonstranten [bzw. um gegen jede Kritik immun zu sein: DemonstrantInnen], es gab aber auch gewalttätigen Abschaum [bzw. eine der von Ihnen genannten Verbalinjurien]." [...]
Ihretwegen, lieber Noricus, verliere ich noch meine letzten Illusionen, in einem auch nur irgendwie (und sei es in kleinsten Teilbereichen) von Vernunftsprinzipien geleiteten Land zu leben. Vielleicht sollte ich meine Freizeit einfach zukünftig mit Mandalamalen zubringen
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #27 Gewalttätige Umstürze münden nicht in freiere Gesellschaften, sondern in Diktaturen.
Kann man so pauschal nicht sagen. Die französische Revolution mündete in Terror, aber da hatten sich halt auch Tugendwächter an die Spitze gesetzt, es wurde also nicht Freiheit, sondern eine "gerechtere, tugendhafte, bessere Gesellschaft" angestrebt - daran scheint es mir gescheitert zu sein.
Die amerikanische Revolution ging einen gänzliche anderen Weg, es lagen halt andere Grundüberzeugungen dahinter.
In beiden Fällen hätte die Überlegungen aber rein gar nichts gebracht, wenn dem nicht irgendwas Geltung verschafft hätte.
Stell dir vor, du willst Tugendwächter werden und keiner hört auf dich.
Stell die vor, du berufst dich auf dein naturrechtliches Mitbestimmungsrecht gegenüber dem König, aber der gesteht dir nur eine Mitfinanzierungspflicht zu.
Ich gebe zu, der letzte Satz klingt nicht so griffig, hat aber genau so einen wahren Kern wie der vorletzte Satz.
Zitat Vielleicht sollte ich meine Freizeit einfach zukünftig mit Mandalamalen zubringen
Herzliche Grüße, Andreas
Lieber Andreas, so weit waren wir alle schon mal, es nutzt aber nix, es holt einen tagtäglich wieder ein und dann zuckeln die Hände und die Finger und die Tastatur muß es aushalten.
Was den Artikel betrifft, möchte ich ich auch noch auf diese erwähnte Meldung hinweisen:
(...) Es sollte ein schöner Ausflug ins Weihnachtsmärchen werden. Doch es endete mit Szenen, die Familie B. sonst nur aus den Nachrichten kennt, wenn über Bürgerkriege berichtet wird: Das Auto mit den Eltern und beiden Töchtern (11 und 14) darin wurde von einem wilden Mob angegriffen. Familie B. war während der Krawalle zwischen die Fronten geraten.
21. Dezember, 17 Uhr: Im „Schmidt Theater“ am Spielbudenplatz ist gerade die Vorstellung „Es war einmal – sieben Märchen auf einen Streich“ zu Ende. Wenige Minuten später fährt Familie B. aus der Tiefgarage des „East Hotels“ und landet mitten in den schlimmsten Ausschreitungen der vergangenen Jahrzehnte: „Wir waren plötzlich eingekeilt, vor uns irrsinnig viele Vermummte, hinter uns ein Polizeiwagen“, erzählt Sabine B. (50).
„Die Demonstranten öffneten ihre Rucksäcke, holten Steine, Flaschen und Böller raus. Und dann brach die Hölle los. Steine prasselten auf unser Auto, einer sprang auf die Kühlerhaube. Sie rissen an den Türen, schlugen gegen die Fenster. Auch junge Frauen! Das richtete sich nicht gegen die Polizei, sondern gegen uns. Die Kinder schrien vor Panik. So was sieht man sonst nur im Fernsehen, das war wie im Krieg. Ich hatte Angst, dass die Autonomen uns aus dem Auto holen wollten.(...)
Wo bleibt hier der Aufschrei? In den Kommentaren zum Spiegelartikel schreibt jemand:
Zitat A (Gast) sagt: "Die Gewalt gegen unbeteiligte ist natürlich nicht zu entschuldigen. Ich frage mich nur ernsthaft was eine Familie mit Ihren Kindern in der Innenstadt zu suchen hatte!!!! Es war bekannt das wir demonstrieren und das es sehr wahrscheinlich auch zu Kämpfen kommen wird. Die Polizei hat schon im voraus Warnungen rausgegeben und alle Nichtdemonstranten aufgefordert die Innenstadt NICHT zu betreten. Das ging durch alle Medien aber Familie B. dachte sich "wir machen einen Ausflug". Sorry Familie B., aber wie blauäugig muss man denn sein um an so einen Tag die Gesundheit der eigenen Familie aus Spiel u setzen..."
So denkt also ein Beteiligter, der "kämpfenden Truppe", denen hier eine Plattform gegeben wird, die mich doch sehr wundert. Warum wird über diese Art der Entgleisung nicht ein ganzer Thread gefüllt? Na klar, ist ja nichts neues, was soll sein? Die Polizei, (ich bin übrigens in meiner Erziehung ohne große Einwirkung der Eltern, mit dem Begriff Polizei aufgewachsen und so halte ich es immer noch) findet mit Glück die Täter und ? Nix. Das ist es, es hat keine Konsequenzen und das, genau das, erlebt die Polizei fast täglich.
In einem der Beiträge hier sprach Llarian von "Beamten". Ja das war einmal, das die Beamten und jetzt hier die Polizei den Staat für den Bürger vertreten. FÜR DEN BÜRGER ! Die Wirklichkeit sieht anders aus und wir wissen das aus zahlreichen Nachrichten und Erlebnisberichten. "Wir können nichts machen, erst wenn..." Aber dafür muß sich die Polizei anspucken lassen, (mittlerweile gibts dafür sogar Schutzmasken, wenn ich das richtig weiß) beleidigen lassen, tätliche Angriffe unter Zuhilfenahme von "Tatwerkzeugen" deeskalierend über sich ergehen lassen, um dann ganz alleine im Regen zu stehen. Interne Maulkörbe, Erlasse zwecks "guter Presse" usw. werden vom Dienstherrn als vertrauensbildende Maßnahmen für richtig erachtet, wo aber ist der Rückhalt und die Anerkennung für diese Beamten? Ich bin nun wirklich nicht Obrigkeitsgeschädigt, aber das geht mir hier ein bißchen zu einseitig zu Lasten der Polizei.
♥lich Nola
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Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken. Zettel im August 2008
Zitat Vielleicht sollte ich meine Freizeit einfach zukünftig mit Mandalamalen zubringen
Herzliche Grüße, Andreas
Lieber Andreas, so weit waren wir alle schon mal, es nutzt aber nix, es holt einen tagtäglich wieder ein und dann zuckeln die Hände und die Finger und die Tastatur muß es aushalten.
Zum Glück, denn das große Problem in Deutschland ist traditionell gar nicht ein Fehlen jeglicher Opposition gegen den herrschenden Zeitgeist, sondern der schnelle Gang in die innere Immigration.
Zitat von Noricusich bin mir ziemlich sicher, dass die linken Kritiker von Werminghaus auch dann mit dem Shitstorm zur Stelle gewesen wären, wenn der Polizeigewerkschafter geschrieben hätte: "Es gab friedliche Demonstranten [bzw. um gegen jede Kritik immun zu sein: DemonstrantInnen], es gab aber auch gewalttätigen Abschaum [bzw. eine der von Ihnen genannten Verbalinjurien]." [...]
Ihretwegen, lieber Noricus, verliere ich noch meine letzten Illusionen, in einem auch nur irgendwie (und sei es in kleinsten Teilbereichen) von Vernunftsprinzipien geleiteten Land zu leben. Vielleicht sollte ich meine Freizeit einfach zukünftig mit Mandalamalen zubringen
Herzliche Grüße, Andreas
Lieber Andreas,
Teile unseres Landes werden durchaus von Vernunftprinzipien geleitet. Auf der politisch linken Seite ist das leider selten der Fall. Doch diese Linke bekommt dank sympathisierender Journalisten leider sehr viel Airplay.
Ich wollte mit meinem Kommentar nur ein typisch linkes Manöver zur Eroberung der Diskurshoheit offenlegen. Solange Werminghaus irgendetwas getwittert hätte, das den schwarzen Block nicht als in Notwehr handelndes Opfer der Bullengewalt dargestellt hätte, wäre er Zielscheibe der Kritik geworden. Erinnern Sie sich einfach an die letzten Jahre: Sarrazin etc. - alles dasselbe Schema. Da es derart gebetsmühlenartig vorgetragen wird, nehmen es weite Teile der Bevölkerung wohl auch nicht mehr ernst.
Zwar möchte ich Sie nicht vom Mandala-Malen abhalten; doch einen Grund zur Resignation sehe ich eigentlich nicht. Im Gegenteil: Dass die Linke so plump und durchschaubar agiert, macht es ja umso leichter, sich ihrer kritisch anzunehmen. Bleiben Sie uns bitte erhalten!
Zitat Ihretwegen, lieber Noricus, verliere ich noch meine letzten Illusionen, in einem auch nur irgendwie (und sei es in kleinsten Teilbereichen) von Vernunftsprinzipien geleiteten Land zu leben. Vielleicht sollte ich meine Freizeit einfach zukünftig mit Mandalamalen zubringen
Bitte nur zusätzlich. Wäre schade nichts mehr von Ihnen zu lesen.
Aus dem Blickwinkel der Zweckmässigkeit erscheint die Doppelmoral in der Bewertung von Wertungsbegriffen durchaus logisch.
Daß eine von linker Seite ausgesprochene Diffamierung unwidersprochen durchgeht, eine begriffliche Abwertung von politisch motivierten Gewaltverbrechern jedoch verurteilt wird, reflektiert die moralisch fundierten Machtverhältnisse in der heutigen BRD.
"Abschaum" ist eine Bezeichnung, die tendenziell eher im bürgerlichen Lager verankert ist als Bezeichnung für Personen, deren Verhalten man scharf missbiligt. Tabuisiert man die Herabsetzungsbegriffe des gegnerischen Lagers, so nimmt man diesem zugleich eine Möglichkeit der zugespitzten, emotionalisierenden Artikulation. Im Idealfall erreicht man damit buchstäbliche Sprachlosigkeit beim Kontrahenten. Oder erzwingt andere Formulierungen, die jedoch erst einmal mit intuitiv verstandenem Inhalt etabliert und durchgesetzt werden müssen.
Aus (extremer) linker Sicht gesehen kommt natürlich hinzu, daß man das eigene Anliegen generell für moralisch gerechtfertigt hält. Wird der Schwarze Block gewalttätig, so hat er dafür einen moralisch legitimen Grund. Somit wird allein schon die Präsenz von Polizei bei Aufmärschen Linksradikaler als Provokation empfunden - man sieht sich selbst schließlich nur ein legitimes Anliegen vertreten. Ist schon die Anwesenheit von Polizei provokativ, wird der eigene Angriff auf die Polizei empfunden als bloße Reaktion auf einen Mißstand: Eben die Anwesenheit der Polizei.
Hier gesteht man sich im (radikalen) linken Millieu eine sehr weitrechende Berechtigung zu "reagieren" zu. Umgekehrt ist aber schon die Bezeichnung "Abschaum" für aus rechtsstaatlicher Sicht kriminell Agierender inakzeptabel. Die inszenierte Empörung über den Begriff Abschaum für Personen, die über hundert unschuldige Mitbürger teils schwer verletzen, steht gemäß dem Maßstab daß körperliche Unversehrtheit sogar den Rang eines Grundrechtes beansprucht, in krassestem Mißverhältnis zur rein verbalen Bezeichnung "Abschaum" für die Täter.
Nur geht es hier nicht um Fairness und Gerechtigkeit, sondern um Durchsetzung von Sprachregelungen als Herrschaftsinstrument.
Auf diesem Gebiet ist die linke Bewegung seit 68 absolut dominant und sehr innovativ geworden, während die im weitesten Sinne bürgerlich orientierte Bevölkerung mit altmodischen Begriffen wie "Abschaum" hantiert, wenn sie ihr Wertesystem verletzt sieht.
Linke Propagandabegriffe haben einen stark offensiven Charakter, der fast immer einher geht mit dem Anspruch moralischer Legitimation, gar moralischer Überlegenheit. Musterbeispiel "soziale Gerechtigkeit", sowie alle Begriffe die im sogenannten Kampf gegen Rechts Anwendung finden.
Hätte der Polizeigewerkschafter statt des plumpen "Abschaum" linke Rhetorik verwendet, wäre er viel schwerer angreifbar gewesen. Er hätte sogar die Gewaltaffinität im linken Spektrum offen attakieren können.
Etwa indem man explizit die Gewalt des linken Schwarzen Blocks als Angriff auf unser friedliches Zusammenleben, einen Anschlag auf das Grundrecht der Unversehrtheit, als Ausdruck radikaler Intoleranz, Zynismus und Menschenverachtung, ect. bezeichnet. Und somit selbst moralische Maßstäbe setzt. Um anschließend von den "friedlichen" Unterstützern offene Distanzierungen, Verurteilungen und schließlich als konkrete Aktion künftiges Fernbleiben von Demos mit Beteiligten des Schwarzen Blocks einzufordern.
Nur kommen "Bürgerliche" nie auf solche Formulierungen. Daß Linke diese Schwäche ausnutzen kann man ihnen nicht vorwerfen.
Wie könnte man nun den von einem (linken) Gewerkschaftsvertreter postulierten "Schmutzarbeitgeber" kontern ?
Der Fundus linker Sprechblasen bietet hierfür reichlich Möglichkeiten. Diesmal in der Anwendung moralisch berechtigt, und nicht mißbraucht wie sonst so oft: Schüren von Feindbildern, bösartiges Vorurteil, Spaltung der Gesellschaft, Hetze, abstoßendes Vokabular das angesichts unserer Geschichte völlig inakzeptabel und gefährlich ist (was ausdrücklich zutrifft), Pauschalierung statt Differenzierung, rufmörderische Rhetorik, geistige Brandstifterei, usw. usf.
Denn wie in Beitrag #2 aufgezeigt, ist die Bezeichnung "Schmutzarbeitgeber" pauschalierend und losgelöst von jeglicher Betrachtung näherer Umstände im Verhältnis Arbeitnehmer/Arbeitgeber.
Daß "Bürgerliche" sich schwer damit tun die emotionale Ebene anzusprechen mittels Normsetzung durch vereinfachende Kampfbegriffe, sondern tendenziell eher an eine rationale Abwägung zur Durchsetzung ihrer Ziele glauben, macht sie leider den Linken unterlegen. Die linke Bewegung war von Anfang an ausgesprochen machtstrebend, und störte sich nie an Widersprüchen zwischen Wunschvorstellungen, Versprechungen und Resultaten. Man setzte von Anfang an auf das Instrument der Massenmanipulation durch Demagogie. Während Konservative und Liberale dazu tendieren, ihren Gestaltungsanspruch durch Resultate zu begründen und an eine Art rationaler Vernunft appellieren.
Hier kommen gradezu gegensätzliche Menschenbilder und Intentionen zum Ausdruck. Was sich darin zeigt, daß Konservative/Liberale oft darauf hoffen, Linke würden die Gegensätzlichkeit zwischen den Heilsversprechungen ihrer Ideologie und den Resultaten irgendwann bemerken und einen Kurswechsel vornehmen. Doch linken Ideologen geht es nicht in erster Linie um Resultate, sondern um die Befriedigung ihres Machtstrebens, sowie der damit verbundenen Privilegien und Profite. Musterbeispiel hierfür die SED-Elite. Außerdem hat die linke Bewegung einen gesamtgesellschaftlichen Gestaltungsanspruch ähnlich einer stark motivierten religiösen Bewegung.
Aus dieser Perspektive gesehen ist die Doppelmoral bei der Bewertung herabsetzender Begriffe wie Schmutzarbeitgeber/Abschaum nur logisch. Es gibt hierfür vielfältige weitere Beispiele einseitiger moralischer Anforderungen und Bewertungen: Z.B. wird in Bezug auf Einwanderungsproblematik Toleranz, Weltoffenheit, ect. immer und ausschließlich von der aufnehmenden Bevölkerungsgruppe gefordert, niemals von den Einwanderern. Niemals wird Einwanderergruppen Rassismus, Frauen- und Homosexuellenfeindlichkeit vorgeworfen, ebenso wenig nicht-westlichen Kulturen außerhalb Europas/USA, während das gegenüber westlichen Bevölkerungen alltäglicher Standard geworden ist. Soziale Ungerechtigkeit wird in Bezug auf Lohnniveaus beklagt, nicht wenn Hartz4-Einküfte oftmals die durch Arbeit übersteigen.
Wie gesagt: Daß von linker Seite dies im Sinne von Machtstreben geschieht ist aus deren Sicht legitim. Fatal jedoch ist, daß es von konservativ/liberaler Seite hierzu kein Äquivalent gibt, keinerlei Versuch eigene moralische Maßstäbe zu setzen, kein Bewusstsein dafür, daß dies eine Grundvoraussetzung dafür ist, liberale/konservative Ziele zu rechtfertigen und durchzusetzen. Folglich läuft in der gesamten westlichen Welt die ehemals konservative/liberale Gruppierung der linken Moralsetzung hinterher.
Vielleicht auch deshalb, weil Links Visionen beinhaltet, während man auf liberal-konservativer Seite bestenfalls bewahren will. Die Vision welche ihren Anhängern mehr Kraft gibt, wird sich letztlich durchsetzen.
Zitat von Doeding im Beitrag #29 Würden Sie, lieber Erling, dem Gewerkschaftssystem als solchem überhaupt irgendwelche positiven Wirkungen zuschreiben (ich ahne bereits Ihre Antwort, bin aber gleichwohl gespannt darauf)
Ich trete für die Emanzipation und Vertragsfreiheit in der Arbeitswelt ein. Gewerkschaften sind in meinen Augen selbstverständlich akzeptabel solange sie ein Angebot machen, sich dem Wettbewerb und keinen Alleinvertretungsanspruch stellen. Letztlich bevorzuge ich eine freie und den Erfordernissen angepasste, individuelle Arbeitsorganisation. Dazu können natürlich auch ausschließlich freie Mitarbeiter gehören.
Dass die Gewerkschaften in unserem Land keine "parasuizidalen" Streikwellen angezettelt haben, liegt nicht an den Gewerkschaften, sondern daran, dass ein politischer Generalstreik in Deutschland vom Streikrecht nicht gedeckt und somit rechtswidrig ist. http://de.wikipedia.org/wiki/Generalstreik#Zul.C3.A4ssigkeit
Zitat Ihretwegen, lieber Noricus, verliere ich noch meine letzten Illusionen, in einem auch nur irgendwie (und sei es in kleinsten Teilbereichen) von Vernunftsprinzipien geleiteten Land zu leben. Vielleicht sollte ich meine Freizeit einfach zukünftig mit Mandalamalen zubringen
Bitte nur zusätzlich. Wäre schade nichts mehr von Ihnen zu lesen.
Es wäre außerdem limitierend. Mandela-Maler sind sofort in der Schublade "Jungianer" einsortiert.
Zitat http://www.nytimes.com/2009/09/20/magazi...&pagewanted=all _____________ In the Red Book, after Jung’s soul urges him to embrace the madness, Jung is still doubtful. Then suddenly, as happens in dreams, his soul turns into “a fat, little professor,” who expresses a kind of paternal concern for Jung.
Jung says: “I too believe that I’ve completely lost myself. Am I really crazy? It’s all terribly confusing.”
The professor responds: “Have patience, everything will work out. Anyway, sleep well.” _____________
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #27 Gewalttätige Umstürze münden nicht in freiere Gesellschaften, sondern in Diktaturen.
Kann man so pauschal nicht sagen. Die französische Revolution mündete in Terror, aber da hatten sich halt auch Tugendwächter an die Spitze gesetzt, es wurde also nicht Freiheit, sondern eine "gerechtere, tugendhafte, bessere Gesellschaft" angestrebt - daran scheint es mir gescheitert zu sein.
Die heutigen Gewalttäter sind auf ihre Art ebenfalls "Tugendwächter". Zu ihrer Tugend gehört eben die Ablehnung privaten Eigentums. Vor allem wenn es um Immobilien geht.
Zitat von Techniknörgler im Beitrag #31Die amerikanische Revolution ging einen gänzliche anderen Weg, es lagen halt andere Grundüberzeugungen dahinter.
In beiden Fällen hätte die Überlegungen aber rein gar nichts gebracht, wenn dem nicht irgendwie Geltung verschafft hätte.
Beim Bürgerkrieg in Amerika ging es zu allererst um Sezession. Die Überzeugung aber, dass aus einem solchen Krieg eine Diktatur entsteht kann, bestand auch damals schon. Sie wurde verhindert. Das, unter anderem, macht die USA zu etwas Besonderem.
Zitat von Techniknörgler im Beitrag #31Stell dir vor, du willst Tugendwächter werden und keiner hört auf dich.
Stell die vor, du berufst dich auf dein naturrechtliches Mitbestimmungsrecht gegenüber dem König, aber der gesteht dir nur eine Mitfinanzierungspflicht zu.
Ich gebe zu, der letzte Satz klingt nicht so griffig, hat aber genau so einen wahren Kern wie der vorletzte Satz.
Ich kann kein naturrechtliches Mitbestimmungsrecht erkennen, nur ein naturrechtliches Selbstbestimmungsrecht. Das sehe ich nicht verletzt, wenn eine Versammlung aufgrund ihrer Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und des Privateigentums aufgelöst wird.
Zitat von Doeding im Beitrag #21 Ja, und da haben Sie dann auch die von Ihnen beklagte mangelnde Differenzierung, lieber Llarian. Für HerrVanBohm sind offenbar alle verletzten Nichtpolizisten sogleich verletzte Demonstranten.
Das steht da auch nicht. Die Aussage von "HerrVanBohm" ist eine verklausulierte Frage. Differenziert wird da gar nichts.
Zitat dem Tenor der Aussage von Werminghaus ist dabei jedenfalls zuzustimmen.
Schränken wir es darauf ein: Dem Tenor stimmen Sie zu. Ich tus nicht.
Zitat Und Himmel, es ist Twitter, wieviel Differenzierung und Ausnahmenennungen will man bei 160 Zeichen eigentlich einfordern?
Vor allem wenn man davon nur knapp 50 nutzt.... :) Aber ernsthaft: Wenn ich etwas nicht vernünftig ausdrücken kann, dann sollte ich es lassen. Zumindest wenn ich mich offiziell äussere. Ich glaube auch gar nicht, dass er überhaupt differenzieren wollte, aber ich gebe zu, dass ist eine Schlussfolgerung, die auch so dort nicht steht.
Zitat Ich denke, der eigentliche Punkt ist, daß ich sehr viel mehr menschliches Verständnis für die Polizisten, die dort ihren Dienst verrichtet haben, aufbringe als Sie.
Um die gehts doch gar nicht. Es geht um jemanden, der in seinem warmen Büro menschenverachtenden Unsinn geschrieben hat. Er hat keine Todesangst, er ist auch kein kleiner Beamten und er musste auch keine Angst haben zu Hackfleisch verarbeitet zu werden. Ich bin mir der Problematik des "kleinen Beamten" durchaus bewusst. Ich kann sogar verstehen, dass einem solchen mal die Hand ausrutscht und er etwas ungesetzliches tut. Was ich nicht verstehen kann ist, wenn solche "Unfälle", im Extremfall Straftaten anschließend verschleiert werden und sich Beamte wie Herrn Werminhaus noch darin betätigen eine doch recht simple Weltsicht auszugeben, die genau dazu führt, dass sich solche "Unfälle" mehren. Wenn Herr Werminhaus seinen Beamten erzählt, sie haben es nicht mit Menschen zu tun, sondern mit Abschaum, wer würde sich da wundern, wenn das keine Hemmschwellen senkt ? Ich habe Verständnis für den normalen Strassenbeamten, ich habe wenig Verständnis dafür seine Fehler sakroskant zu machen und gar kein Verständnis für die, die solchen Fehlern Vorschub leisten. Der Fisch stinkt vom Kopfe her, und dafür sind die Polizeigewerkschaften leider oftmals sehr gute Beispiele.
Zitat Und dieses Verständnis habe ich dann tendenziell auch für einen Hessen, der sieht, wie seine Kollegen in Hamburg derartigem Haß und solcher Gewalt ausgesetzt sind.
Haß, lieber Herr Döding, drückt sich in Worten wie Abschaum aus.
Zitat von Techniknörgler im Beitrag #31Stell dir vor, du willst Tugendwächter werden und keiner hört auf dich.
Stell die vor, du berufst dich auf dein naturrechtliches Mitbestimmungsrecht gegenüber dem König, aber der gesteht dir nur eine Mitfinanzierungspflicht zu.
Ich gebe zu, der letzte Satz klingt nicht so griffig, hat aber genau so einen wahren Kern wie der vorletzte Satz.
Ich kann kein naturrechtliches Mitbestimmungsrecht erkennen, nur ein naturrechtliches Selbstbestimmungsrecht.
Ich meine "no taxation without representation".
Zitat Das sehe ich nicht verletzt, wenn eine Versammlung aufgrund ihrer Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und des Privateigentums aufgelöst wird.
Ich auch nicht, aber das meinte ich auch nicht.
Genauso wenig wollte ich in Abrede stellen, dass die heutigen Randale kein Kampf um Freiheit seien sollen.
Mir ging es um ihre Pauschalisierung gegenüber (nicht-friedlichen) Revolutionen. Auch in anderen Ländern endeten bürgerliche Revolutionen nicht in einer Diktatur durch Revolutionsfunktionäre. In Deutschland beispielsweise gewann 1848/49 lediglich die Reaktion der alten Monarchen. Aber die gab es schon vorher, das war keine Verschlechterung.
Zitat von Techniknörgler im Beitrag #31Stell dir vor, du willst Tugendwächter werden und keiner hört auf dich.
Stell die vor, du berufst dich auf dein naturrechtliches Mitbestimmungsrecht gegenüber dem König, aber der gesteht dir nur eine Mitfinanzierungspflicht zu.
Ich gebe zu, der letzte Satz klingt nicht so griffig, hat aber genau so einen wahren Kern wie der vorletzte Satz.
Ich kann kein naturrechtliches Mitbestimmungsrecht erkennen, nur ein naturrechtliches Selbstbestimmungsrecht.
Ich meine "no taxation without representation".
Ok. Nur ginge es dann ja um die Verwendung der Steuergelder und nicht um Gesetzesinitiativen. Außerdem werden die Mitbestimmungsrechte, anders als zu Zeiten der Magna Charta, nicht direkt an die Exekutive herangetragen, sondern indirekt, über Repräsentanten.
Zitat Das sehe ich nicht verletzt, wenn eine Versammlung aufgrund ihrer Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und des Privateigentums aufgelöst wird.
Zitat von Techniknörgler im Beitrag #40Ich auch nicht, aber das meinte ich auch nicht.
Genauso wenig wollte ich in Abrede stellen, dass die heutigen Randale kein Kampf um Freiheit seien sollen.
Mir ging es um ihre Pauschalisierung gegenüber (nicht-friedlichen) Revolutionen. Auch in anderen Ländern endeten bürgerliche Revolutionen nicht in einer Diktatur durch Revolutionsfunktionäre. In Deutschland beispielsweise gewann 1848/49 lediglich die Reaktion der alten Monarchen. Aber die gab es schon vorher, das war keine Verschlechterung.
Nein, eine Verschlechterung folgt nicht unbedingt wenn eine Diktatur von einer anderen abgelöst, oder eine Monarchie restauriert wird. Aber es gibt schon sehr wenig Beispiele von Revolutionen die letztlich zu mehr individueller Freiheit führten. Pauschalisierungen bergen ein großes Risiko, meist findet sich immer irgendwo eine Ausnahme. In diesem Punkt gebe ich Ihnen recht, lieber Techniknörgler.
Zitat von Llarian im Beitrag #39Um die gehts doch gar nicht. Es geht um jemanden, der in seinem warmen Büro menschenverachtenden Unsinn geschrieben hat. Er hat keine Todesangst, er ist auch kein kleiner Beamten und er musste auch keine Angst haben zu Hackfleisch verarbeitet zu werden. Ich bin mir der Problematik des "kleinen Beamten" durchaus bewusst.
Zitat von MoPoUnd Gerhard Kirsch, der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei Hamburg, sagt: "Es muss jedem klar sein, dass eine Dimension erreicht wurde, die den Schusswaffengebrauch, den sich vor dem Hintergrund der sich dann ergebenden Folgen niemand vorstellen und wollen kann, dennoch wahrscheinlich machen könnte."
Nur für die Akten.
------------------------------------------------------- Vertrauen in das Volk ist fast immer unbegründet; Kultur ist das Werk weniger. - Zettel
Hamburg – „St.Pauli – Scheißbullen – Habt ihr immer noch nicht genug“, brüllten vermummte Chaoten auf dem Hamburger Kiez. Dann gingen sie auf Polizisten der Davidwache los.
Am Samstagabend gegen 23 Uhr skandierten 30 bis 40 vermummte Gestalten diese Parolen an der Reeperbahn. Als daraufhin Beamte der berühmten Davidwache auf die Straße traten, wurden sie mit Steinen und Flaschen attackiert.
► Ein Randalierer schlug einem Polizeibeamter (45) einen Stein ins Gesicht – Kiefer- und Nasenbruch, Schnittverletzungen.
► Einer Polizistin (48) wurde Pfefferspray in die Augen gesprüht.
► Einem 49-jährigen Polizeibeamten wurde ein Stein in den Bauch gerammt. Alle drei Beamten kamen ins Krankenhaus.
Die Polizei: „Die Tätergruppe konnte zurückgedrängt werden und entfernte sich schließlich in Richtung Beim Grünen Jäger. Hier wurde wiederholt Pyrotechnik gezündet. Acht Personen konnten überprüft und im Weiteren des Platzes verwiesen werden. Anschließend löste sich die Gruppe auf. Gegen 1 Uhr hatte sich die Lage beruhigt.“
Erst vor einer Woche wurde die Davidwache Ziel einer Attacke von 300 Randalierern. Einen Tag später zogen 4700 linke Chaoten auf einer Krawall-Demo durch Hamburg. 120 Polizisten wurden verletzt.
Ein Tag wie viele andere - auch, "nur für die Akten"
♥lich Nola
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Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken. Zettel im August 2008
Zitat Die Polizei: „Die Tätergruppe konnte zurückgedrängt werden und entfernte sich schließlich in Richtung Beim Grünen Jäger. Hier wurde wiederholt Pyrotechnik gezündet. Acht Personen konnten überprüft und im Weiteren des Platzes verwiesen werden. Anschließend löste sich die Gruppe auf. Gegen 1 Uhr hatte sich die Lage beruhigt.“
Angriff auf eine Polizeiwache, verletzte Polizisten ... wie das aussieht, wenn "Pyrotechnik gezündet wird" wissen wir - und dann gibts Platzverweise. Ich glaube, in jedem anderen Land der Welt wäre das etwas anders ausgegangen.
------------------------------------------------------- Vertrauen in das Volk ist fast immer unbegründet; Kultur ist das Werk weniger. - Zettel
Zitat Während Konservative und Liberale dazu tendieren, ihren Gestaltungsanspruch durch Resultate zu begründen und an eine Art rationaler Vernunft appellieren.
Ich gebe ihnen vollkommen recht. So Edel und Nobel es ist an den Verstand zu appellieren und ruhig und sachlich zu bleiben, diskussionszerstörende Polemik einzudämmenen, etc...
Zettel hat damit einigen schwer beeindrucken können. Jemand meinte in diesem Forum sogar, er sei vor allem deshalb, weil er in diesem Forum das erste mal langfristig sachliche Diskussion selbst zu schweren Themen lesen konnte, der Idee des Liberalismus gegenüber offen geworden...
Aber so erstaunlich der Erfolg im Kleinen, die große Masse erreicht das nicht.
Schaut man sich dagegen mal das heise-Forum an, dann erkennt man Unsachlichkeit bis zum Ende. Richtiges Stammtischniveau. Bis vor kurzem hätte ich noch "linker Stammtisch" geschrieben. Aber das stimmt so nicht mehr.
Radikale Rechte hatten nämlich in Deutschland nie ein Problem mir ihrer eigenen Wortwahl, die fühlten sich mit ihren Ergüssen immer im Reinen. Und das hat sich auch in ihren Biotopen im Internet gezeigt. Nun könnte man fragen, warum es ihnen nicht geholfen hat.
Zum einen waren und sind sie natürlich ein wenig zu extrem, um offenen Anklang zu finden, gerade auch angesichts der bis zum Gehtnichtmehr aufgearbeiteten Geschichte der Nazi-Diktatur.
Zum anderen hatten sie Erfolg. Nicht komplett, wie es sich aggressive, gewaltbereite Extremisten wünschen, aber da geht es dem linken schwarzen Block ja nicht anders, der wird auch mehrheitlich abgelehnt. Doch sie konnten inzwischen das Weltbild im öffentlichen Diskurs im Internet an Orten wie im heise-Forum mitprägen. Ja, im linken heise-Forum, da lese ich nämlich in letzter Zeit immer wieder Beiträge mit starker Zustimmung, die ein Weltbild vermitteln, das vorher nur bei rechten Reichsregierungsanhängern verbreitet war. Die Distanzierungsversuche sind schwach und treffen wenn überhaupt, dann nur irgendwelche Formalien oder sind Geschwurbel, das an der Sache vorbei geht - sich von "rechts" zu distanzieren beschränkt sich dann darauf die NPD abzulehnen, bisher etablierte linke Feindbilder zu bewahren (Gert Wilders, Thilo Sarrazin, etc...) und ansonsten rechts mit Kapitalismus gleich zu setzen, von dem man sich gerne distanziert. Aber mit der letzten Distanzierung haben radikale Recht kein Problem. Und ef kann man so auch noch als Rechts diffamieren.
Damit haben radikale Rechte zwar nicht die Anerkennung, die sie gerne hätten, aber den Einfluss auf das Weltbild, das sie gerne vermitteln würden. Aus deren Sicht ein ausreichender Erfolg.
Auch erkennt man an den USA, dass ein sachlicher Stil nicht intrinsisch konservativ ist und ein unsachlicher Stil nicht nur der politischen Linken vorbehalten bleibt. Daher ist der Einwand mit Blick auf die USA gerechtfertigt, dass Konservative in der Hinsicht nichts grundsätzlich Besseres sind. Ist aber auch gar nicht entscheidend. Entscheidend ist, das sich Konservative hier anständiger verhalten und sich damit selber aus bremsen. Die bedeutende Lehre aus dem Vergleich Deutschlands und der USA ist nämlich nicht die grundsätzliche Möglichkeit einer Trennung konservativer Ideen von einem konservativen Anstandsgefühl und auch nicht das auch Konservativen ein Anstandsgefühl vollkommen fehlen kann. Das kannte man früher durchaus auch von deutschen Konservativen. Die bedeutende Lehre ist, das es funktioniert: Ohne oder mit weniger Anstand hat man mehr Erfolg. Man erkennt es an den USA, man erkennt es an den ruppigen Konservativen von früher, wie Franz Josef Strauß.
Die beste Perle von ihm findet man übrigens gleich am Anfang des folgenden Videos:
Kurz in eigener Sache: Ich bin nicht konservativ, sonder liberal. Liberale haben es heute immer schwer, egal wo. Wer "Leben und Leben lassen" als Grundmotte seines Lebens kennt, wird nicht nur in die Front zwischen Konservativen und Linken (denen reicht wohlwollendes Desinteresse am Leben das anderen nicht, auch wenn sie von Toleranz reden) geraten, sondern auch - nicht immer, aber doch in den allermeisten Fällen und auf diese Korrelation kommt es an - eine weniger fanatische Haltung zu vielen Themen und einen weniger anprangernden Stil haben.
Zitat von Llarian im Beitrag #39Haß, lieber Herr Döding, drückt sich in Worten wie Abschaum aus.
Innerhalb solcher Diskussionen fühle ich mich manchesmal an das Grenzwertproblem von Achilles erinnnert, der die Schildkröte nicht überholen kann. -- In dem Sinne, dass man etwas grundsätzliches übersieht.
So kommt es dann dazu, dass man Versammlungsfreiheit in Diktaturen mit der in Demokratien vergleicht. Oder eben wie hier, dass man Haß und die Art und Weisse mit ihm umzugehen semantisch gleichsetzt. "Haß" ist erst einmal nicht schlimmes. Oft wird er auch als anderer Aggregatzustand von Liebe gesehen. Wie ich aber mit den "Zielscheiben meines Hasses" umgehe, rechtsstaatlich oder nicht, ist von meinem emotionalen Zustand erst einmal völlig unberührt.
Dabei würde ich das Wort "Hass" hier ohnehin nicht verwenden. "Verachtung" läge meines Ermessens viel näher an meiner persönlichen Gefühlslage.
Aber egal ob "verhasst" oder "verachtet", beide emotionale Zustände sind meines erachtens "persönlich durchaus legitim" solange man keinen rechststaatlichen Sonderstaatus daraus ableitet. Linke tun das gerne - und verletzen dabei, wie hier geschehen, mitunter Menschen, sprechen ihnen Grundrechte ab. Liberale tun dies eher nicht.
Das erscheint mir der "Grenzwet", den man oft übersieht.
Dass man sich über real ausgeübte Gewalt weniger echauffiert in gewissen Kreisen, als über eine Wortwahl die einen "emotionalen Ausnahmezustand" artikuliert, passt da gut ins Bild und dass Herr Doeding darauf hinweißt finde ich mehr als berechtigt.
Herzlichst
nachdenken_schmerzt_nicht
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Zitat Die Polizei: „Die Tätergruppe konnte zurückgedrängt werden und entfernte sich schließlich in Richtung Beim Grünen Jäger. Hier wurde wiederholt Pyrotechnik gezündet. Acht Personen konnten überprüft und im Weiteren des Platzes verwiesen werden. Anschließend löste sich die Gruppe auf. Gegen 1 Uhr hatte sich die Lage beruhigt.“
Angriff auf eine Polizeiwache, verletzte Polizisten ... wie das aussieht, wenn "Pyrotechnik gezündet wird" wissen wir - und dann gibts Platzverweise. Ich glaube, in jedem anderen Land der Welt wäre das etwas anders ausgegangen.
Nach Krawallen: Polizei erklärt Teile Hamburgs zum Gefahrengebiet
Personenkontrollen, Durchsuchungen und Aufenthaltsverbote: Die Hamburger Polizei ruft den Ausnahmezustand in mehreren Stadtteilen aus – er gilt bis auf Weiteres.
Zitat von ZEITDie Polizei hat im sogenannten Gefahrengebiet in Hamburg bis zum Morgen 200 Menschen überprüft. Es seien etwa 70 Aufenthaltsverbote ausgesprochen worden, sagte ein Polizeisprecher. Die Beamten hätten Schlagwerkzeuge, Pyrotechnik und schwarze Masken sichergestellt.
5.Januar 2014 11:01 Uhr
Da anscheinend kein Staatsschutz, keine Hubschrauber und keine aufständischen Anständigen involviert waren, kann man davon ausgehen dass hier nur "die Guten" wieder auf den rechten Pfad gewiesen wurden. Lustig, womit man dort so rumläuft. Sogar noch dann, wenn die Staatsmacht schon verschärfte Kontrollen angekündigt hat. Oder waren es nur harmlose Handwerker, verspätete Silvesterfeierer, verfrühte Karnevalisten oder einfach nur gut vorbereitete Skiurlauber?
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