Der wesentliche Punkt in meinen Augen ist, dass bestimmte Meinungen in der politischen Debatte derzeit nicht mehr „seriös“ vertreten werden. Daran trägt ganz sicher nicht die FDP die Hauptschuld. Als langjähriger FDP Wähler fühle ich mich aber von ihr im Stich gelassen, da Sie bei keiner wichtigen Frage dazu beitrug, dass diese Fragen im Bewußtsein der Öffentlichkeit blieben.
Gegen die Energiewende zu sein, gegen Mindestlohn, Genderwahn, Quotenreglung oder was auch immer, heißt ja nicht zu einem Kompromiß unfähig zu sein. Nachgeben und seinen Standpunkt dabei zu schärfen ist etwas anderes, als die Meinung des Gegenüber zu übernehmen. Ganz davon abgesehen, dass es die Verhandlungsmasse grundsätzlich ändert.
In meinen Augen wollte sich die FDP andere, neuen Wählerpotentiale erschließen, indem sie grundsätzliche Standpunkte aufgab. Das ist etwas ganz anderes, als bei grundsätzlichen Standpunkten kompromißbereit zu sein. Ich glaube (zurückblickend), dass die 15% bei der Bundestagswahl 2009 der Anfang des Bedeutungsschwunds der FDP waren. In den folgenden Versuchen den „neuen wankelmütigen 9%“ hinterherzulaufen, gab man seinen Markenkern auf. Auf Moden basierte Trends, waren schon immer auf Sand gebaut.
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #26 In meinen Augen wollte sich die FDP andere, neuen Wählerpotentiale erschließen, indem sie grundsätzliche Standpunkte aufgab.
Wann? 2009 hatte sie sich ihr größtes Wählerpotential erschlossen. Um dann einer miserablen Außenpolitik ein Gesicht zu geben und ihr Kernthema Steuern einem ausgewiesenen Etatisten zu überlassen - der zwei Tage vor Unterzeichnung des Koalitionsvertrages laut und deutlich die geplanten Steuersenkungen für 2011 von 24 Milliarden € in Frage stellte. Spätestens da war klar: Die FDP hatte sich ihren Markenkern abhandeln lassen. Posten waren (und sind, denke ich) ihr wichtiger als Inhalte. Sie haben bei diesen Verhandlungen nicht nur sich verkauft, sondern auch ihre Wähler. Dafür sind sie demokratisch abgestraft worden. Und während der gesamten Koalition von der Union nicht ernst genommen worden. Mit ein bisschen Bosheit könnte man auch sagen, dass sie sich die Demütigungen regelrecht verdient haben.
Zitat von adder im Beitrag #20Sicher. Das ändert aber nichts. Persönliches Versagen hat die Situation verschlimmert. Ich sage aber deutlich, dass es auch mit den besten Vorhaben und besten Verhandlungsergebnissen zwingend zu dieser Situation gekommen wäre. Die Partei ist ja nicht freiwillig sehenden Auges in den Untergang geritten. Sie hatte doch gar keine Wahl, als als Juniorpartner in eine Koalition mit CDU/CSU zu gehen. Meinen Sie etwa, die liberalen Wähler hätten es gutgeheißen, wenn sich ein Westerwelle oder Lindner nach der Wahl hingestellt hätten und verkündet hätten, "aufgrund von sachlichen Differenzen mit der CDU gehen nicht wir in die Regierung, sondern die Union sucht sich einen anderen Partner"?
Nehmen wir mal an, es wäre statt der CDU die Linkspartei der mögliche Koalitionspartner gewesen. Denken Sie, die Wähler hätten die FDP dafür abgestraft, die Koalition nicht einzugehen?
Die CDU, auch die von 2009 und sogar die von 2014, ist nicht die Linkspartei. Das sind - den Göttern sei dank - doch noch 2 Paar Stiefel. Ich denke allerdings, dass der Wähler in der Mehrheit die FDP sowohl bei einem Nein zu einer Koalition mit der CDU ganz generell, als auch bei einem Nein zu einer SPD, die der FDP öffentlich Zugeständnisse gemacht hätte, abgestraft hätte.
Aus heutiger Sicht - und da stimme ich Erling Plaethe zu - wäre dieses Abstrafen allerdings glimpflich gegenüber dem tatsächlichen Ergebnis ausgefallen. Nur: das konnte die Parteispitze 2009 nicht wissen.
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #27Wann? 2009 hatte sie sich ihr größtes Wählerpotential erschlossen.
Ich meinte das vielmehr so, als dass die 15% 2009 schon mehr durch geschicktes Marketing als durch Heben echter Wählerpotentiale einer liberalen Partei in Deutschland gewonnen wurden. In dem Glauben diese 15% halten und gar ausbauen zu können, verkaufte die FDP (immer mehr) ihren Markenkern und wurde, wie Sie richtig sagen, demokratisch dafür abgestraft. Von ihrem "echten Potential", welches sich verraten fühlte und von den Moden, die eben wechseln. Das ist zumindest mein Empfinden.
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #27Wann? 2009 hatte sie sich ihr größtes Wählerpotential erschlossen.
Ich meinte das vielmehr so, als dass die 15% 2009 schon mehr durch geschicktes Marketing als durch Heben echter Wählerpotentiale einer liberalen Partei in Deutschland gewonnen wurden. In dem Glauben diese 15% halten und gar ausbauen zu können, verkaufte die FDP (immer mehr) ihren Markenkern und wurde, wie Sie richtig sagen, demokratisch dafür abgestraft. Von ihrem "echten Potential", welches sich verraten fühlte und von den Moden, die eben wechseln. Das ist zumindest mein Empfinden.
Jetzt habe ich es verstanden. So habe ich das noch gar nicht betrachtet, aber es scheint mir sehr plausibel zu sein. Die FDP wollte also Volkspartei werden ...
Zitat von Jakob Nierstein im Beitrag #18Die linken Parteien bekommen ja auch regelmäßig Schützenhilfe. Mich regt es jedes Mal auf, wenn gesagt wird, die Linkspartei sei nicht mehr die PDS. Schon zu PDS-Zeiten hieß es, die PDS sei nicht mehr die SED. Damit hat man sich berechtigter Kritik gegenüber immunisiert. Und der PDS/Linkspartei nimmt man das ab. ...
Gerne vor Wahlen wurden dann auch noch Geschichten aus den 50ern rausgeholt, als Altnazis die NRW-FDP kapern wollten. Dass die FDP gleichzeitig den höchsten Anteil an jüdischen Mitgliedern und Wählern hatte, wird natürlich nicht erwähnt.
"Sozialistische Einheitspartei Deutschland, Kreisverband Sonneberg (kein Datum, dürfte aber wegen der Betonung auf dem Einheitsdtld. aus der Vierzonesienepoche stammen.)
"Die SED ruft Dich zur Mitarbeit am Neuaufbau Deutschlands! Sie ruft Dich dann, wenn Du nicht aus materiell egoistischen Gründen, sondern aus Überzeugung und Idealismus einstmals zur NSDAP gegangen bist, wenn Du dorhtin gingst im Glauben, das Gute, den Sozialismus zu finden. Dann komme zu uns! Denn was Hitler Dir versprochen hat und niemals hielt, das wird Die die SED geben ... Wenn Du Hitler gefolgt bist, um Deutschland zu dienen, so bist Du Unser Mann."
"Die SED ruft Dich zur Mitarbeit am Neuaufbau Deutschlands! Sie ruft Dich dann, wenn Du nicht aus materiell egoistischen Gründen, sondern aus Überzeugung und Idealismus einstmals zur NSDAP gegangen bist, wenn Du dorhtin gingst im Glauben, das Gute, den Sozialismus zu finden. Dann komme zu uns! Denn was Hitler Dir versprochen hat und niemals hielt, das wird Die die SED geben ..."
Aha, die überzeugten National-Sozialisten wurden als das gesehen, was sie waren – Sozialisten. Aber gegen die Kapitalisten (a.k. Faschisten) im Westen wurde später dann der antifaschistische Schutzwall benötigt.
„Ja, aber die CDU hat doch auch ...“. „Stimmt“, antworte ich. „Aber mit der Einschränkung: Trotzdem, und nicht: deswegen!“
-- Political language – and with variations this is true of all political parties, from Conservatives to Anarchists – is designed to make lies sound truthful and murder respectable, and to give an appearance of solidity to pure wind – Eric A. Blair
"Gegen die "Perversion des Liberalismus"..." so titelt SPON und es nicht ganz klar, ob "Perversion des Liberalismus" wirklich ein Zitat von einem der Gründungsmitglieder ist oder ob diese Aussage der neuen Organisation nur untergeschoben wird. Fakt scheint zu sein, dass es sich um eine linke Partei handeln soll. Irgendwie scheint mir das symptomatisch zu sein. Die FDP ist weit nach links gerückt und trotzdem scheint das manchen FDP-Politikern noch nicht weit genug links zu sein. Die im SPON-Artikel genannten Politiker waren ja zumindest mal FDP-Politiker auch wenn sie jetzt die FDP verlassen haben. Heisst das nicht im Umkehrschluss ich hatte Recht mit meinem Eindruck, dass die FDP insgesamt eine deutliche Schlagseite nach links hat? Wenn man der AfD nicht ganz zu unrecht unterstellt, sie habe eine Schlagseite nach rechts - dann glt für die FDP meiner Meinung nach, dass sie deutlich zu weit nach links gerückt war, um noch als liberal zu gelten.
Und da so ziemlich alle Parteien in Deutschland sich links positionieren ist die Konkurrenz für die FDP einfach zu groß. Wie soll sich eine FDP gegen 4 andere linke Parteien durchsetzen - wo ist die USP?
"Gegen die "Perversion des Liberalismus"..." so titelt SPON und es nicht ganz klar, ob "Perversion des Liberalismus" wirklich ein Zitat von einem der Gründungsmitglieder ist oder ob diese Aussage der neuen Organisation nur untergeschoben wird. Fakt scheint zu sein, dass es sich um eine linke Partei handeln soll. Irgendwie scheint mir das symptomatisch zu sein. Die FDP ist weit nach links gerückt und trotzdem scheint das manchen FDP-Politikern noch nicht weit genug links zu sein. Die im SPON-Artikel genannten Politiker waren ja zumindest mal FDP-Politiker auch wenn sie jetzt die FDP verlassen haben. Heisst das nicht im Umkehrschluss ich hatte Recht mit meinem Eindruck, dass die FDP insgesamt eine deutliche Schlagseite nach links hat? Wenn man der AfD nicht ganz zu unrecht unterstellt, sie habe eine Schlagseite nach rechts - dann glt für die FDP meiner Meinung nach, dass sie deutlich zu weit nach links gerückt war, um noch als liberal zu gelten.
Und da so ziemlich alle Parteien in Deutschland sich links positionieren ist die Konkurrenz für die FDP einfach zu groß. Wie soll sich eine FDP gegen 4 andere linke Parteien durchsetzen - wo ist die USP?
Aber diese Entwicklung nährt bei mir auch die Hoffnung, dass die linksliberale Orientierung der FDP (vorsichtig gesagt - eigentlich aus meiner Sicht ja "sozialdemokratische" Orientierung der derzeitigen FDP) nicht zwangsläufig so bleiben muss. Lindner oder sein(e) Nachfolger(in) braucht dann ja nicht mehr so viel Rücksicht auf den linksliberalen Flügel nehmen, wenn der ohnehin seine eigene "nicht-pervers-liberale" Partei gründet. Und die FDP kann sich wieder dem klassisch-liberalen Flügel widmen, sich mit Mises (vor allem), Röpke und Eucken ("soziale Marktwirtschaft" ist immerhin besser als die derzeitige Planwirtschaft) beschäftigen und Deutschland wieder voranbringen.
Zitat von adder im Beitrag #35Und die FDP kann .. und Deutschland wieder voranbringen.
Das sollen die Liberalen tunlichst den "Eingetragenen Nichtperversen e.V." überlassen. Sie sollen für die Rahmenbedingungen sorgen, damit die Leute Freiräume haben, um für sich selbst & die in Sichtweite Land zu gewinnen. Nicht um irgendwas "voran zu bringen" oder eine lichte Zukunft zu basteln. Die bastelt sich schon selbst, weil die Leute lieber Dinge anschaffen, die ihnen Nutzen & Lebensqualität bringen. Wenn einer schon damit antritt, "er bringe uns voran", liegt der Verdacht nahe, daß der Wagen in der Nähe des Abgrunds geparkt ist & er nach dem Gaspedal sucht.
Zitat von adder im Beitrag #35Und die FDP kann .. und Deutschland wieder voranbringen.
Das sollen die Liberalen tunlichst den "Eingetragenen Nichtperversen e.V." überlassen. Sie sollen für die Rahmenbedingungen sorgen, damit die Leute Freiräume haben, um für sich selbst & die in Sichtweite Land zu gewinnen. Nicht um irgendwas "voran zu bringen" oder eine lichte Zukunft zu basteln. Die bastelt sich schon selbst, weil die Leute lieber Dinge anschaffen, die ihnen Nutzen & Lebensqualität bringen. Wenn einer schon damit antritt, "er bringe uns voran", liegt der Verdacht nahe, daß der Wagen in der Nähe des Abgrunds geparkt ist & er nach dem Gaspedal sucht.
Ich bin fest davon überzeugt, dass eine Rückkehr zum klassischen Liberalismus selbst schon unser Land voranbringt - nämlich dadurch, dass die Bürger endlich wieder die Freiräume haben, sich selbst eigenverantwortlich zu versorgen. Von daher stimme ich Dir zu. Allerdings ist das Zitat nicht ganz fair, da die beiden Punkte ja das wichtigere enthalten und der Nachsatz eben nur das ist: ein Nachsatz.
Für die Sachsen-FDP und Zastrow tut es mir wirklich leid. Wenn die FDP wieder eine Chance haben will, geht der Weg an Lindner vorbei über Schäffler, der mir recht umtriebig und entschlossen erscheint:
Schade, dass der Beschuldigte von Rendsburg kein AfD-Politiker war. Das hätte wieder monatelang für Presse gesorgt, welch kranke Leute sich in der AfD so sammeln. Aber so... eine kleine Meldung in der Welt, das war´s schon. http://www.welt.de/regionales/hamburg/ar...ntwortlich.html
Zitat von Jakob Nierstein im Beitrag #18Ich will waschechten Liberalismus, lieber unter dem Etikett FDP als unter etwas neuem, denn letztlich ist jede neue Parteigründung geneigt, in den Populismus abzudriften. Die AfD ist ein mahnendes Beispiel. Die FDP hätte den Vorteil, dass sie Traditionen verpflichtet ist, die schlimmeres verhindern. Die FDP hat vielleicht eine Alexandra Thein, aber die AfD hat viele solcher Gestalten. Und darüberhinaus auch viele Putinversteher.
Ähnlich interessant die Antwort darauf von AfD-Gründungsmitglied Martin Renner:
"Liebe Frau Merz, ich bedaure Ihren Austritt, wirklich und von ganzem Herzen. Aber ich bedauere auch Ihre Begründung, weil diese zeigt, dass Sie den raison d'etre der AfD von Anbeginn mißdeutet haben. Als ich im Februar 2013 den Namen "Alternative für Deutschland" dem Führungsgremium der wa2013, dem ich angehörte, vorgeschlagen habe, lieferte ich damals auch seitenlange Begründungen für diesen Namen und auch die politischen Felder, die die AfD zu besetzen hätte. Auch erläuterte ich seinerzeit die Wählerpotentiale aus denen sich die AfD speisen würde.
Bereits damals war es vollkommen klar, dass sich das Hauptreservoir aus den merkel-enttäuschten CDU-Anhängerschaften und den In-Letzter-Not-zur-FDP-Gewechselten - die dann dort nun wirklich final verladen wurden - speisen würde. An dieser Basis-Analyse hat mein Freund mitgewirkt, der selbst 8 Jahre im Berliner Abgeordnetenhaus für die FDP mandatiert war. Ihr Zitat und Ihr Hauptaustrittsgrund: "Die AfD ist zu einer konservativen Partei rechts der CDU geworden." ist insofern falsch, da die AfD genau da, rechts von der immer weiter nach links gerückten CDU, von Anfang an positioniert war.
Leider hat das veitstanzähnliche Herumgeeiere von Bernd Lucke diesen Sachverhalt eine gewisse Zeit verschleiert. Dass eine solche Positionierung auch liberale Sachverhalte einzubeziehen vermag, ist in meinen Augen eine Selbstvertändlichkeit. Die Negation dieses Ansatzes ist aus meiner Sicht kein objektiv hinreichender Grund für einen Austritt, subjektiv natürlich schon. Au revoir, Frau Merz und Ihnen alles Gute."
Sehr enttäuschend. Nicht, weil jemand gegen die AfD schreibt oder ausgetreten ist. Sondern weil dieser Artikel komplett hohl ist. Nur heisse Luft.
Ich weiß nicht, was genau daran "Innenansichten" sein sollen. Für jemanden, der nach eigener Aussage so nah an den Entscheidungen dran war, hätte ich mir erheblich mehr Substanz gewünscht. Viele Behauptungen, keine Quellenangaben, keine nachprüfbaren Zitate. Statt dessen werden irgendwelche Einzelbegriffe kontextlos in Anführungszeichen gesetzt und damit als AfD-Position deklariert. Es werden irgendwelche Stimmungslagen konstruiert, die mangels Bestimmtheit nicht mal abstrakt diskutiert werden können (geschweige denn konkret im Zusammenhang mit Personen, Themen oder Bundesländern). Das einzige echte Zitat stammt von Herrn Höcke, Vorsitzender LVB Thüringen, in dem er sich auf abstrakte Weise mit dem Begriff "Liberalismus" beschäftigt: "Und tatsächlich ist es eine Überlegung wert, ob ein Mehr an Freiheit, ein Mehr an Liberalismus nach insgesamt drei Generationen des Liberalismus, noch eine drängende Frage der Zeit ist. Wir leben bereits in einer sehr liberalen Gesellschaft, die im Namen des “Ich” in Jahrzehnten dem “Wir” fast alles abgerungen hat. Jeder Spaß ist gemacht, beinahe jedes Tabu gebrochen!" Ich kann mit dieser Aussage von Herrn Höcke auch nicht viel anfangen, weil sie nichtssagend ist. Am ehesten könnte man aus Herrn Höckes Zitat noch herauslesen, dass es kein gemeinsames Verständnis des Begriffes "Liberalismus" gibt. Denn der Zusammenhang zwischen Liberalismus auf der einen Seite und dem Megatrend "Individualisierung" auf der anderen Seite (kontra Gemeinsinn, Tradition und Werte) ist schwach. Wenn man Liberalismus zunächst als Abwehrhaltung gegen zu viel Staat und zu viel Institutionalisierung versteht, dann schließt das nicht automatisch Gemeinsinn und Tradition aus. Wie auch immer; dieses Zitat als Beleg für eine antiliberale Haltung in der AfD zu nehmen, ist etwas dünn.
Und dann kommen von Frau Merz solche Sätze: "Grundsätzlich und bedingungslos ist es abzulehnen, wenn AfD-Funktionäre direkt oder indirekt, subtil oder offen, bestimmte Gruppen von Menschen in Deutschland in ihren Rechten einschränken wollen, oder diesen Menschen sogar die (Mit-) Schuld für die politischen Probleme in unserem Land zuweisen. "
Was genau Frau Merz damit meint, weiß wohl nur sie allein. Ist es eine Aufforderung, sich der Intitiative "Offene Grenzen" anzuschließen? Ein Postulat, dass richterlich abgelehnte Asylbewerbher die gleichen Rechte hätten wie anerkannte Asylbewerber? Das die speziellen Probleme für die innere Sicherheit nicht mehr adressiert werden dürfen, um nur ja keinem Migranten auf die Füße zu treten? Man weiß es nicht. Vielleicht weiß es nicht mal Frau Merz selbst.
Wenn Frau Merz so viele Innenansichten hatte, dann hätte ich mir sehr gewünscht, sie hätte konkret an Beispielen belegt, wo Forderungen in der AfD existieren, die mit einer liberalen Politik nicht vereinbar sind. Welche schlüsse man daraus zieht, ist ja noch eine ganz andere Frage. Aber zumindest hätte man etwas zu diskutieren gehabt. Aber so...
Wie in diesem Forum jeder weiß, habe ich mich scharf gegen Putin positioniert. In so weit teile ich Gaulands Urteil nicht. Aber dass es in AfD unterschiedliche Positionen zu Themen gibt, die nicht zum "Kernbereich der Parteiidentität" gehören, werde ich wohl akzeptieren müssen. Wenn ich eine Partei haben möchte, die meine und nur meine Meinung vertritt, dann müsste ich die Partei wohl selber gründen. Ansonsten sollte man genau so erwähnen, dass Lucke und die anderen EU-Abgeordneten der AfD eine wesentlich schärfere Abgrenzung gegen Putin haben. Wieso genau jetzt Gaulands Meinung bei diesem Thema zur allgemeinen Positionsbestimmung der AfD bei diesem Thema taugen soll, erklärt Frau Merz auch nicht. Sie greift sich wie aus einem Geschenkkorb mal hier mal da einen Satz heraus und konstruiert daraus eine fiktive Positionierung der AfD.
Ein weiterer Punkt, bei dem ich die öffentliche Darstellung der AfD nicht teile, ist die demonstrative Ablehnung der FDP. Ich habe sehr wohl noch hohen Respekt vor den vielfach engagierten und vernünftigen Leuten in der FDP, die Zeit, Nerven und Geld investieren, um sich dem politischen Wahnsinn der Zeit entgegenzustellen. Diese Menschen vor den Kopf zu stoßen, nur weil man Lindner nicht leiden kann, ist nicht nur unfair, sondern auch dumm. Aber auch die AfD-Spitzenleute sind eben nur Menschen. Zumal die FDP-Spitzenpolitiker ja auch echt unfaire und unwahre Sprüche über die AfD abgegeben haben. (Was nicht zwingend bedeuten muss, sich auch auf so ein Niveau herabzubegeben.)
Schade, sehr schade. Ein Artikel einer "Ehemaligen" hätte sehr informativ werden können. Aber das... ist nur peinlich.
Zitat von Frank2000 im Beitrag #43Sondern weil dieser Artikel komplett hohl ist. Nur heisse Luft.
Das würde ich nicht ganz so sehen. Michaela März ist in meinen Augen so sehr individualistisch in ihren Ansichten, dass es ihr schwer fällt, die Art von Kompromissen zu schließen, die in einer Partei erforderlich sind. Sie hat dementsprechend ja auch eine bunte Geschichte von Mitgliedschaften hinter sich. Von daher würde ich ihren Austritt eher als "normal" bezeichnen.
An ihrer grundsätzlichen Analyse kann ich aber nichts Falsches finden: Die AfD kann Erfolge nur feiern, wenn sie die Felder besetzt, die von der Union aufgegeben wurden. Das bedingt eine stark konservative Ausrichtung. Sie darf es damit nur nicht übertreiben und zu sehr in nationalistische und reaktionäre Gefilde abdriften, wenn sie auch im Westen wählbar bleiben will, was Voraussetzung für bundespolitische Ambitionen ist. Es gibt in der Partei Kräfte, die das aber dennoch wollen - alle die, die es vorher schon sonstwo probiert haben, und die sich gar nichts anderes vorstellen können. Leider sind die überzeugtesten Ideologen immer auch die lautesten Schreier, während das gemäßigte Mitglied sich praktisch nie artikuliert, und in der Medienwelt wird ja jeder solche Schrei äußerst dankbar angenommen, um dem staunenden Publikum das "wahre" Programm der AfD zu präsentieren, das natürlich nichts mit dem von den Parteigremien beschlossenen zu tun haben darf. Das funktioniert ungefähr so wie bei den wackeren Kämpfern gegen den Islam, wenn jede gemäßigte Äußerung oder Interpretation sofort als "Taqiya" entlarvt wird. Nichtsdestotrotz können diese Kräfte noch "gewinnen" und sich danach der Herrschaft über eine 1%-Partei erfreuen. Was übrigens auch der Fall wäre, wenn Leute wie Frau März das Programm bestimmten. Wenn die AfD eine Zukunft haben will, muss sie versuchen, sowohl liberale als auch konservative Ansätze in sich zu vereinigen, und zwar so, dass die einen die Anhänger der anderen möglichst nicht vergraulen. Das wird schwer genug.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat) Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)
Zitat von Rayson im Beitrag #44Von daher würde ich ihren Austritt eher als "normal" bezeichnen. An ihrer grundsätzlichen Analyse kann ich aber nichts Falsches finden
In beiden Punkten Zustimmung.
Zitat Das bedingt eine stark konservative Ausrichtung. Sie darf es damit nur nicht übertreiben und zu sehr in nationalistische und reaktionäre Gefilde abdriften ...
Richtig. Und das ist auch machbar (auch wenn es unvermeidbar in den Grenzbereichen immer wieder Zoff geben wird).
Zitat ... um dem staunenden Publikum das "wahre" Programm der AfD zu präsentieren, das natürlich nichts mit dem von den Parteigremien beschlossenen zu tun haben darf
Nun ja, die AfD-Parteigremien sind bisher auch recht zurückhaltend mit Programmbeschlüssen - da müssen sich die Medien halt an solche Einzelaussagen halten. Und gerade was das Führungspersonal zu konkreten Themen sagt oder gar in Wahlkampfaktionen verwendet (siehe Gauland-Brief), ist bei allen Parteien wesentlicher für die Wahrnehmung als irgendwelche Parteitagslyrik.
Zitat Wenn die AfD eine Zukunft haben will, muss sie versuchen, sowohl liberale als auch konservative Ansätze in sich zu vereinigen
Das ist schwer bis unmöglich. Die Liberalen halten meist ja gewisse konservative Punkte aus. Aber umgekehrt sind die Konservativen oft ziemlich allergisch gegen gewisse für Liberale unabdingbare Positionen. Und es ist auch unnötig. Das konservative Spektrum reicht locker für dauerhafte 5-10%.
Zitat Ich kann mit dieser Aussage von Herrn Höcke auch nicht viel anfangen, weil sie nichtssagend ist. Am ehesten könnte man aus Herrn Höckes Zitat noch herauslesen, dass es kein gemeinsames Verständnis des Begriffes "Liberalismus" gibt. Denn der Zusammenhang zwischen Liberalismus auf der einen Seite und dem Megatrend "Individualisierung" auf der anderen Seite (kontra Gemeinsinn, Tradition und Werte) ist schwach. Wenn man Liberalismus zunächst als Abwehrhaltung gegen zu viel Staat und zu viel Institutionalisierung versteht, dann schließt das nicht automatisch Gemeinsinn und Tradition aus.
Zitat von R.A. im Beitrag #45Nun ja, die AfD-Parteigremien sind bisher auch recht zurückhaltend mit Programmbeschlüssen - da müssen sich die Medien halt an solche Einzelaussagen halten.
Die durch Mitgliederbefragung entstandenen politischen Leitlinien (https://www.alternativefuer.de/wp-conten...ien_2014_DE.pdf) wurden von den Medien bislang ignoriert. Kann man machen, sollte man aber nicht als Vorwand benutzen, sich aus Einzelaussagen programmatische zu basteln.
Zitat von R.A. im Beitrag #45Das ist schwer bis unmöglich. Die Liberalen halten meist ja gewisse konservative Punkte aus. Aber umgekehrt sind die Konservativen oft ziemlich allergisch gegen gewisse für Liberale unabdingbare Positionen.
Da ist wohl was dran. Nichtsdestotrotz ist es theoretisch möglich. Mit der CDU war auch mal eine Erhardsche Wirftschaftspolitik möglich. Gesellschaftspolitisch ist es natürlich schwieriger, aber ich würde auch da Kompromisslinien sehen. Wenn man die denn will.
Zitat von R.A. im Beitrag #45Und es ist auch unnötig. Das konservative Spektrum reicht locker für dauerhafte 5-10%.
Das mag sein. Aber der Konservative entfernt sich auch ungern von der Partei, die er viele Jahre lang gewählt hat. Da muss sich die CDU schon noch endgültig zum Kommunistischen Manifest bekennen, damit die in nennenswerter Zahl von ihrer alten Heimat abrücken...
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