Danke lieber Meister Petz, lieber Erling für die weiteren Erläuterungen.
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #24Nein, Kant's Ethik ist deontologisch.
Nur um nicht falsch verstanden zu werden: Das Kant deontologische Ethik vertrat wollte ich nicht anzweifeln. Das geht ja eindeutig aus der Definition hervor.
Ich glaube ich habe einfach eine ungeschickte Formulierung gewählt für etwas, das ich in meinem Denken nicht zusammen bringe: Gleich ob bei der Deontologie oder der Teleologie scheint sich für mich Moral an formalen Kriterien fest zu machen, worin ich eine Gemeinsamkeit sehe und womit ich persönlich "ein Problem habe". Möglicher Weise weil beides zu Widersprüchen führt, die für mich selbst nicht aufzulösen sind. Ganz sich er aber auch, weil beide Ethiken Absolutheit voraussetzen und ich mich mit Absolutheitsansprüchen grundsätzlich schwer tue. In der Teleologie ist der Zweck absolut und die Deontologie das Handeln, bzw. die Vernunft. So kommt es mir zumindest vor.
Für mich persönlich ersetzt die Goldene Regel die Absolutheit ohne willkürlich zu werden, weil man sich eben nicht Trieben und Wünschen überlässt, sondern in die Einsicht (Vernunft) findet, seine eigenen Bedürfnisse auch im Gegenüber anzuerkennen. Möglicherweise habe ich hier aber ein grundsätzliches Mißverständnis.
Höchstwahrscheinlich kann ich auch einfach Kants Gedanken nicht wirklich folgen und muß Sie einfach noch auf mich Wirken lassen in der Hoffnung, dass irgendwann das Verstehen einsetzt und sich die Teile ineinander fügen.
Herzlich
nachdenken_schmerzt_nicht
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Zitat von Meister Petz im Beitrag #23Hier gibt es keine Abschweifung, lieber Erling, lieber n_s_n.
Was für eine Abschweifung meinst Du?
Wo n_s_n geschrieben hat, dass die Kant-Diskussion vom Thema meines Beitrags abweicht.
Zitat von Meister Petz im Beitrag #23Das Kant den klassischen Vertretern des deutschen Idealismus nicht idealistisch genug ist, will ich gar nicht bestreiten. Aber gerade in seiner Ethik, seiner absoluten Deontologischen Ethik, war er m.E. Idealist. Um das zu verdeutlichen zitiere ich mal eine längere Passage aus der Wikipedia nicht ohne Dir, lieber Petz, recht zu geben in Deiner insgesamt positiven Einschätzung der Philosophie Kants. Diese Sicht teile ich und deshalb habe ich Kant auch zitiert. Hier nun das längere Zitat: (...)
Aber lieber Erling, das Zitat sagt gar nichts darüber aus, ob Kant eine idealistische Auffassung der Moral hat, So im Sinne von Hegels "objektivem Geist".
Dagegen spricht, dass die Ethik bei Kant formal ist - wenn Du die KpV anschaust, da geht es immer um "höchste Güter" und "oberste Güter", aber nix inhaltliches, was der idealistische Geist erkennen und befolge könnte.
Gruß Petz
"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln
Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #26Gleich ob bei der Deontologie oder der Teleologie scheint sich für mich Moral an formalen Kriterien fest zu machen, worin ich eine Gemeinsamkeit sehe und womit ich persönlich "ein Problem habe". Möglicher Weise weil beides zu Widersprüchen führt, die für mich selbst nicht aufzulösen sind. Ganz sich er aber auch, weil beide Ethiken Absolutheit voraussetzen und ich mich mit Absolutheitsansprüchen grundsätzlich schwer tue. In der Teleologie ist der Zweck absolut und die Deontologie das Handeln, bzw. die Vernunft. So kommt es mir zumindest vor.
Für mich persönlich ersetzt die Goldene Regel die Absolutheit ohne willkürlich zu werden, weil man sich eben nicht Trieben und Wünschen überlässt, sondern in die Einsicht (Vernunft) findet, seine eigenen Bedürfnisse auch im Gegenüber anzuerkennen.
Aber was ist denn an der goldenen Regel weniger formal und weniger absolut als am Kantischen System?
Formal ist sie, weil sie ebenfalls keinen Inhalt hat, sondern ein handlungsleitendes Prinzip (mathematisch gesehen: eine Funktion) darstellt. Und das Wort "alles" sorgt für die Absolutheit.
Gruß Petz
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Zitat von Meister Petz im Beitrag #27 Aber lieber Erling, das Zitat sagt gar nichts darüber aus, ob Kant eine idealistische Auffassung der Moral hat, So im Sinne von Hegels "objektivem Geist".
Nein, nicht im Vergleich zu Hegel sondern in seiner Absolutheit. Nimm mal das Beispiel und transportiere es in die Zeit der Judenverfolgung. Die, die Juden versteckten sind die, die der Menschheit schadeten? Meiner Auffassung nach ist dies eine idealistische Auffassung von Moral. Ich will jetzt nicht alles noch einmal zitieren, nur so viel:
Zitat Es ist also ein heiliges, unbedingt gebietendes, durch keine Konvenienzen einzuschränkendes Vernunftgebot; in allen Erklärungen wahrhaft (ehrlich) zu sein.“
Wenn das nicht idealistisch ist, haben wir eben unterschiedliche Auffassungen. Macht auch nichts.
Lieber n_s_n, eine Ethik muss nicht absolut sein. Auch die beiden besprochenen Richtungen gibt es in moderaten Varianten. Was die Goldene Regel betrifft so ist sie sicher ein guter moralischer Kompass, hat aber mit dem kategorischen Imperativ nur wenig zu tun.
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #29Wenn das nicht idealistisch ist, haben wir eben unterschiedliche Auffassungen. Macht auch nichts.
Ich habe mich auf den Idealismus als Philosophierichtung bezogen, nicht auf das Befolgen von Idealen. Was das angeht, sind die "Idealisten" viel weniger "idealistisch" als Kant.
Gruß Petz
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Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #29Wenn das nicht idealistisch ist, haben wir eben unterschiedliche Auffassungen. Macht auch nichts.
Ich habe mich auf den Idealismus als Philosophierichtung bezogen, nicht auf das Befolgen von Idealen. Was das angeht, sind die "Idealisten" viel weniger "idealistisch" als Kant.
Ja, aber da nun einmal die Moralphilosophie bei Kant eine ganz wesentliche Rolle spielt zählte ich ihn immer dazu. Aber Du hast schon recht. Also dann werde ich in Zukunft Kant nicht mehr als Vertreter des Deutschen Idealismus bezeichnen. Das wird mir zu wacklig.
Zu schön, dein Hinweis auf die ersten "Kulturschaffenden"! Wenn das mal nicht so richtig Achtundachtzig ist. Gleichwohl, der Begriff trifft wohl gerade wegen der ideologischen Verpeiltheit der Unterzeichner voll ins Schwarze. Die Liste dieser wohl meist auf dem Boden staatlicher Kulturförderung gezogenen Gewächse ist echt grandios. Was für ein Haufen unbekannter Filmemacher und Regisseure! Und das dürfte nur der Bodensatz sein, - enorm! Nee, also deutsche "Intellektuelle" rangieren in meiner Achtung ja mittlerweile schon auf einer Höhe mit den allgegenwärtigen "Experten". Jedenfalls solche, die es vor allem in die Medien zieht, wo sie sich dann "zu Wort melden" oder "aufrütteln wollen". Aber diese Kulturschaffenden sind echt der Bringer! Man google mal wahllos ein paar dieser Nasen hinterher. Ich hatte bei meinen zwei Versuchen erst eine untalentierte Stakkato-Laberactrice (Finalistin!!!) und dann eine Telefonnummernbesitzerin in irgendeiner Kulturakademie. Bestimmt gibts da noch zuhauf mehr davon.
Intellektuelle? Kultur? Schaffende?
Ich müsste meine Antwort darauf wohl sofort selbst moderieren.
Beste Grüße, Calimero
------------------------------------------------------- Vertrauen in das Volk ist fast immer unbegründet; Kultur ist das Werk weniger. - Zettel
Zitat von Calimero im Beitrag #33Man google mal wahllos ein paar dieser Nasen hinterher. Ich hatte bei meinen zwei Versuchen erst eine untalentierte Stakkato-Laberactrice (Finalistin!!!) und dann eine Telefonnummernbesitzerin in irgendeiner Kulturakademie. Bestimmt gibts da noch zuhauf mehr davon.
Ich habe auch mal ein paar Stichproben gemacht und festgestellt, dass es offensichtlich eine veritable steuerfinanzierte Paliwood-Theater-Malerei-Film-Literaturszene geben muss, denn viele davon sind da tatsächlich regelmäßig und einschlägig unterwegs.
Wahrscheinlich in fester Überzeugung, die einzigen zu sein, die den Unterdrückten eine Stimme geben.
Gruß Petz
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Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #29Wenn das nicht idealistisch ist, haben wir eben unterschiedliche Auffassungen. Macht auch nichts.
Ich habe mich auf den Idealismus als Philosophierichtung bezogen, nicht auf das Befolgen von Idealen. Was das angeht, sind die "Idealisten" viel weniger "idealistisch" als Kant.
Ja, aber da nun einmal die Moralphilosophie bei Kant eine ganz wesentliche Rolle spielt zählte ich ihn immer dazu. Aber Du hast schon recht. Also dann werde ich in Zukunft Kant nicht mehr als Vertreter des Deutschen Idealismus bezeichnen. Das wird mir zu wacklig.
"El hecho es que cada escritor crea sus precursores" (Borges). Für die Philosophiehistoriker gilt Kant nun mal als Gründer & Auslöser des Deutschen Idealismus mit der Trias Hegel - Fichte - Schelling als Dreigestirn, obwohl sensu strictu nicht dazugehörig. Da wird man wohl nicht mehr rauskommen. Die Vorläuferrolle hat bewirkt, daß er aus anglophoner Sicht nicht als undiskutierbar, sondern nur als unlesbar gilt . Ich bin in den Detailfragen zu unbewandert, aber mir scheint, daß Kants leicht schräge Herleitung zum "moralischen Handeln" eine Reaktion auf den Utilitarismus englischer Prägung sein könnte, isb. Benthams "größtes Glück der größten Zahl" (reichlich unpraktisch als konkrete Handlungsanleitung) & Locke sein könnte. Bei den Franzosen, die zu seiner Zeit das andere philosopische Standbein waren, findet man erstaunlich wenig: entweder elementare Systembauer wie Descartes, radikale Abbruchunternehmer wie Holbach oder Aphoristiker von la Rochefoucault & der Rest der "moralistes" - alles nichts, auf das sich ein schlüssiges Handlungsgerüst ohne Zuhilfenahme externer Faktoren bauen ließe.
Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #22 Dies ist ein Punkt, den ich bei den Betrachtungen Deontologie vs Teleologie auch nie wirklich richtig verstanden habe: Worin der prinzipielle Unterschied liegt, ob man glaubt die Handlung oder der Zweck könnten intrinsisch gut sein. Annzunehmen, dass etwas intrinsisch "gut" oder "schlecht" sein könnte, widerstrebt mir einfach, weil es mir so vorkommt als würde dadurch die Verantwortung des eigenen Handelns beide Male übertragen an die jeweilige Definition - wo immer die auch herkommen mag.
Deswegen hänge ich auch so sehr an der Goldenen Regel. Ich empfinde eben gerade nicht, dass sie über das Streben nach Eigennutz das Handeln motiviert (so verstehe ich Kants Interpretation derselben), sondern über die grundsätzliche Einsicht in menschliche Bedürfnisse und Notwendigkeiten - entstanden über das Empfinden der eigenen Person; analog zur Definition von den Grenzen persönlicher Freiheit im Liberalismus. Damit fordert die Goldene Regel ja gerade eigenverantwortliches Denken, welches sich der Enisicht in die Vernunft beugt: Die Vernunft sich selbst im anderen zu sehen. Und die Goldene Regel schafft in meinen Augen damit, dass subjektive Empfindungen zu objektiven Einsichten werden, ohne dass dies durch äussere Definitionen geregelt werden muß.
Ja, da geht es Ihnen so wie mir. Mit der Golden Rule sollte man sich anfreunden. Kant ist schon etwas holprig.
Diese Annahme der empirischen Grundlosigkeit von Moral (aus der "praktischen Vernunft", die nicht davon abhängt, was "da draußen" alles so stattfindet) lässt z.B. fragen: Das Gute soll eine "reine" Idee sein? Wie will man denn a priori wissen, was "gut tut" und was "schlecht tut", ohne das je auf rein empirischen Weg erfahren zu haben? Na ja, die "Moral" bei Kant ist halt rein formal bedacht. In dieser zeige sich die Freiheit, wenn man sich die Verunstaltungen, die von ausserhalb der reinen Vernunft kommen, mal wegdenkt. Wie kämen wir sonst auf die Idee, zu loben und zu tadeln, evtl. sogar zu bestrafen, wenn niemand aus Freiheit handelte, also "schuldfähig" ist?
Na ja, wie dem auch sei, Kant ist, wie gesagt, 'n bissle verschwurbelt, jedenfalls, was die "praktische Vernunft" angeht. Außerhalb des deutschen Kulturraums hat man wahrscheinlich ganz recht, wenn man das eher mit spitzen Fingern anfasst , worauf andere Zimmerleute schon hingewiesen haben.
Bin ich off topic in Bezug auf den dankenswerten Artikel von Meister Petz drüben im Raum? Ich glaube nicht so ganz. Im ominösen Begriff "kulturschaffend" wabern auch die fragwürdigen Seiten des Deutschen Idealismus, zu mindestens mal post-Kantisch.
Schließlich ist es doch ganz klar, dass die in Plattheiten und schnöden Alltagsinteressen versinkenden Juden keinesfalls darauf verzichten sollten, sich vom deutschen Tiefsinn beraten zu lassen. Wir Deutsche Kulturschaffenden wissen es allemal besser! Natürlich haben wir nichts gegen Juden, gerade deshalb geben wir uns ja solche Mühe mit unserer Beratung und sind in tiefster Sorge - im Gegensatz zu diesen leichtfertigen Juden, die da am Strand von Tel Aviv rumjuchzen und Eiskaffee schlürfen, statt so besorgt zu sein wie wir. Wie gut, dass die uns haben - wir wissen Bescheid - dafür sind wir ja kulturschaffend.
Dennis, der Kulturschaffende
P.S.: Da fällt mir ein, wie heißt eigentlich kulturschaffend auf englisch? Zur Judenberatung müsste man die Expertise ja auch noch übersetzen. "Culture creating experts" klingt nicht so doll. "Creative artists" ginge, trifft das aber nicht so ganz. Wir schaffen ja nicht nur Kunst sondern viel mehr! "Kulturschaffend" müsste man im engl. Text wohl unübersetzt lassen, so ähnlich wie üblicherweise "Weltanschauung". Auch das sagt ja was. Die Kultur ist unser.
Zitat von Dennis the Menace im Beitrag #36Da fällt mir ein, wie heißt eigentlich kulturschaffend auf englisch? Zur Judenberatung müsste man die Expertise ja auch noch übersetzen. "Culture creating experts" klingt nicht so doll. "Creative artists" ginge, trifft das aber nicht so ganz. Wir schaffen ja nicht nur Kunst sondern viel mehr! "Kulturschaffend" müsste man im engl. Text wohl unübersetzt lassen, so ähnlich wie üblicherweise "Weltanschauung". Auch das sagt ja was. Die Kultur ist unser.
Eine schöne Volte dazu ist, daß die allererste aus der Reihe der Antiutopien, für die dann Brave New World (1932) & 1984 (1949) stehen - noch vor Samjatins Wir - & vor dem totalitären Ameisenstaat warnen, von dem ansonsten völlig verschütt gegangenen Autor Milo Hastings stammt:
http://en.wikipedia.org/wiki/Milo_HastingsThe science fiction work for which Hastings is best known is City of Endless Night, a dystopian work. It first appeared as the story "Children of Kultur" serialized in True Story Magazine in seven installments from May to November, 1919. The word kultur, German for culture, had been made infamous by Allied propaganda in World War I. After Woodrow Wilson’s reelection in 1916 there was a concerted effort on the part of his administration to convince the citizenry to go to war. A Committee on Public Information was established that produced pro-war and anti-German propaganda. There were pamphlets with titles such as “The German Whisper” and “Conquest and Kultur”. There were movies with titles like The Kaiser, the Beast of Berlin and “Wolves of Kultur”.[3] "Children of Kultur" was later revised, retitled City of Endless Night and published by Dodd, Mead and Company, Inc., copyright 1919, 1920 ... City of Endless Night is one of the works cited in an article on “Literary Propheteering” by Murray Teigh Bloom that appeared in the February 1, 1941 Saturday Review of Literature: "Back in 1920 there was another prophet for modern Germany. His name was Milo M. Hastings and he put his guesses in a fast-paced novel called "The City of Endless Night." The city was Berlin of the year 2041. It had become an entirely roofed-in city of sixty levels, sheltering 300,000,000 sun-starved humans. Since 1941 the city had held out against the World State (here it is again) which tried to bomb it into line. Hohenzollerns ruled this tight world; ruled it with the blessings of "autocratic socialism," "the perfect government which we Germans have evolved from proletarian socialism"."
Zitat von Meister Petz im Beitrag #34[quote="Calimero"|p114256]
Wahrscheinlich in fester Überzeugung, die einzigen zu sein, die den Unterdrückten eine Stimme geben.
Gruß Petz
Ich stelle bei dieser Ein--Bildung fest, dass es eigentlich andere sind, die unterdrückt werden, und ich versuche es auszudrücken: Warum wird ein Militäreinsatz, der Raktenstellungen in Schulen und Krankenhäusern treffen muss und die Feinde, weil sie Zivilisten und Kinder, also missbrauchte Schutzschilde sind, zuerst informiert, zu flüchten, bevor angegriffen wird, nicht gewürdigt, sondern angeklagt? Warum? Warum darf Israel seine Kibbuzim nicht vor Tunneln schützen, die bis unter die Wohnungen des Kibbuz reichen, und die auch von Kindern mitgegraben sind, die dann erschossen wurden, damit sie nichts verraten? Warum?
Warum erwarten blinde Weltverbesserer von einem Staat Israael, der nicht nur so anständig Krieg zu führen versucht, wie es noch kein anderer tut, noch mehr, nämlich einen Verzicht auf Vergeltung, also einen selbstmörderischen Pazifismus , ein Fehl-Ideal, das auf diesem Planeten der Freiheit zum Bösen gar nicht lebbar ist, das jeder Vernunft Hohn spricht? Sie erwarten etwas, das Israel nicht erfüllen kann, damit sie sich über Israel erheben können, sie, denen es nichts, gar nichts kostet, ihre Forderungen zu erheben. Die erwarten von einem säkularen Staat mehr, als je das biblische Gottesvolk und als je die christliche Reichskirche leisten konnte, - nur, damit sie etwas zu kritisieren haben? Oder ärgern sie sich an dem Standard des Verteidigungs-Ethos, den wir selber im Abendland kaum erreicht haben (Waffenstillstände aus Erschöpfung ja, eine Weihnachtsfeier zwischen den Schützengräben im 1. Weltkrieg ja, aber nur einen Abend und einmal)? Einen solchen Maßstab anzulegen, um verdammen zu können, ist - ohne eigene Unkosten zu haben - mindestens Provinz-Hochmut und geheucheltes politisches Engagement in Potenz.
Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #22 Dies ist ein Punkt, den ich bei den Betrachtungen Deontologie vs Teleologie auch nie wirklich richtig verstanden habe: Worin der prinzipielle Unterschied liegt, ob man glaubt die Handlung oder der Zweck könnten intrinsisch gut sein. Annzunehmen, dass etwas intrinsisch "gut" oder "schlecht" sein könnte, widerstrebt mir einfach, weil es mir so vorkommt als würde dadurch die Verantwortung des eigenen Handelns beide Male übertragen an die jeweilige Definition - wo immer die auch herkommen mag.
Ist es nicht so, dass wir "wissen", uns unsere Vernunft sagt, was moralisch gut und was schlecht ist? Sind Kinder wenn sie ihre ersten Schritte machen nicht erstmal "gut"? Ist es nicht viel wahrscheinlicher das es etwas jedem innewohnende "Gutes" gibt, als ein "Böses" oder nichts von beidem? Ist menschliche Empathie nicht etwas angeborenes oder wenigstens angelegtes, welches mit der Selbsterkennung auftaucht?
Ich finde, es ist in der Tat eine Notwendigkeit seinen moralischen Kompass zu gebrauchen. Das Böse ist triebgesteuert und Hass kein Gefühl, welches gleichermaßen einen Menschen begleitet wie Frohsinn, Liebe und Empathie. Natürlich kann jeder und beurteilt auch jeder Handlungen und ihre Konsequenzen. Ich möchte behaupten, jeden Tag. Nur eben nicht im gleichen Maß die eigenen wie die von anderen. Kant schürft halt tief, das kann man für überflüssig und übertrieben halten, aber eigentlich stellt er nur fest, was existiert und denkt über eine Weiterentwicklung nach. Das tun auch wir hier. Dass die Entwicklung der Menschheit, sollte sie "gut" oder positiv verlaufen, nur über eine stärkere Rolle der Vernunft Hunger, Krieg und vorzeitigen Tod langfristig verdrängen kann ist doch Common Sense, oder? Was also ist so schwer etwas als intrinsisch gut anzunehmen - ohne dabei inflationär zu werden.
Wir hier im kleinen Zimmer reden in einem fort davon: von Werten die betont werden sollten, gegen Relativierungen die diese verwässern und über die Stufe der Zivilisation welche wir erreicht haben. Und was ein Bruch dieser Zivilisation bedeutet. Ich sehe überall Kantianer, nicht nur in Deutschland. Gutes Benehmen öffnet einem Türen und die Höflichkeit, welche wir hier im Forum pflegen, ist der praktizierte kategorische Imperativ Immanuel Kants. Das ist kein Zufall, das ist Zettels Werk. Und wir schätzen es. Keiner zwingt sich dazu. Das ist die Freiheit die Kant meint. Zettel war ein großer Bewunderer Kants ...
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #39Ist es nicht so, dass wir "wissen", uns unsere Vernunft sagt, was moralisch gut und was schlecht ist? Sind Kinder wenn sie ihre ersten Schritte machen nicht erstmal "gut"? Ist es nicht viel wahrscheinlicher das es etwas jedem innewohnende "Gutes" gibt, als ein "Böses" oder nichts von beidem? Ist menschliche Empathie nicht etwas angeborenes oder wenigstens angelegtes, welches mit der Selbsterkennung auftaucht?
Ich finde, es ist in der Tat eine Notwendigkeit seinen moralischen Kompass zu gebrauchen. Das Böse ist triebgesteuert und Hass kein Gefühl, welches gleichermaßen einen Menschen begleitet wie Frohsinn, Liebe und Empathie. Natürlich kann jeder und beurteilt auch jeder Handlungen und ihre Konsequenzen. Ich möchte behaupten, jeden Tag. Nur eben nicht im gleichen Maß die eigenen wie die von anderen. Kant schürft halt tief, das kann man für überflüssig und übertrieben halten, aber eigentlich stellt er nur fest, was existiert und denkt über eine Weiterentwicklung nach. Das tun auch wir hier. Dass die Entwicklung der Menschheit, sollte sie "gut" oder positiv verlaufen, nur über eine stärkere Rolle der Vernunft Hunger, Krieg und vorzeitigen Tod langfristig verdrängen kann ist doch Common Sense, oder? Was also ist so schwer etwas als intrinsisch gut anzunehmen - ohne dabei inflationär zu werden.
Wir hier im kleinen Zimmer reden in einem fort davon: von Werten die betont werden sollten, gegen Relativierungen die diese verwässern und über die Stufe der Zivilisation welche wir erreicht haben. Und was ein Bruch dieser Zivilisation bedeutet. Ich sehe überall Kantianer, nicht nur in Deutschland. Gutes Benehmen öffnet einem Türen und die Höflichkeit, welche wir hier im Forum pflegen, ist der praktizierte kategorische Imperativ Immanuel Kants. Das ist kein Zufall, das ist Zettels Werk. Und wir schätzen es. Keiner zwingt sich dazu. Das ist die Freiheit die Kant meint. Zettel war ein großer Bewunderer Kants ...
Vielen Dank lieber Erling. Ihr Text öffnet meiner Hoffnung auf das Verstehen von Kants Ideen wirklich neue Türen.
Ich hoffe nicht, dass Sie meine ursprüngliche Bemerkungen falsch verstanden haben. Ich wollte keinesfalls sagen, dass ich Kants Gedanken falsch finde - solchem Größenwahn bin ich nun nicht anheim gefallen. Ich verstehe Sie schlicht nicht richtig. Ich kann nicht einmal genau formulieren, was ich nicht verstehe -- was noch frustrierender, wenn nich beschämender ist. Durch Ihre Worte habe ich zumindest einen neuen Zugang gefunden, der mir Hoffnung auf mehr Verständnis gibt. Danke.
Herzlich
nachdenken_schmerzt_nicht
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Zitat von Ludwig Weimer im Beitrag #38Zitat von Meister Petz im Beitrag #34 Wahrscheinlich in fester Überzeugung, die einzigen zu sein, die den Unterdrückten eine Stimme geben.
Warum erwarten blinde Weltverbesserer von einem Staat Israael, der nicht nur so anständig Krieg zu führen versucht, wie es noch kein anderer tut, noch mehr, nämlich einen Verzicht auf Vergeltung, also einen selbstmörderischen Pazifismus , ein Fehl-Ideal, das auf diesem Planeten der Freiheit zum Bösen gar nicht lebbar ist, das jeder Vernunft Hohn spricht? Sie erwarten etwas, das Israel nicht erfüllen kann, damit sie sich über Israel erheben können, sie, denen es nichts, gar nichts kostet, ihre Forderungen zu erheben. Die erwarten von einem säkularen Staat mehr, als je das biblische Gottesvolk und als je die christliche Reichskirche leisten konnte, - nur, damit sie etwas zu kritisieren haben? Oder ärgern sie sich an dem Standard des Verteidigungs-Ethos, den wir selber im Abendland kaum erreicht haben (Waffenstillstände aus Erschöpfung ja, eine Weihnachtsfeier zwischen den Schützengräben im 1. Weltkrieg ja, aber nur einen Abend und einmal)? Einen solchen Maßstab anzulegen, um verdammen zu können, ist - ohne eigene Unkosten zu haben - mindestens Provinz-Hochmut und geheucheltes politisches Engagement in Potenz.
Der Maßstab wird ja nur an die angelegt, die man ohnehin nicht leiden kann - USA und Israel, in milderer Form auch noch UK und Frankreich. Russland oder die Türkei, sogar China hat beispielsweise haben viel mehr Kredit - und zwar heuchlerischerweise auch bei den Themen, die sonst "gar nicht gehen", wie Homophobie und CO2-Ausstoß. Erinnern Sie sich daran, dass die Grünen vehement das Recht des Irans auf die friedliche Nutzung der Kernenergie verteidigt hat, während sie gleichzeitig hier "Kampf dem Atomtod" geschrieen haben. Aber war ok, ging ja gegen Israel.
Ich mag aber auch noch auf den ersten Teil meiner Vermutung verweisen - der Glaube daran, die Einzigen zu sein, die ihren Judenknax (Dieter Kunzelmann) überwunden haben und deshalb die wahren Schuldigen und die wahren Opfer beim Namen nennen. Sie halten sich für unbequem, gegen den Strom schwimmend und jubeln über die Entdeckung eines Baumes, ohne zu merken, dass sie mitten in einer Fichtenmonokultur stehen.
Zitat von Meister Petz im Beitrag #41Sie halten sich für unbequem, gegen den Strom schwimmend und jubeln über die Entdeckung eines Baumes, ohne zu merken, dass sie mitten in einer Fichtenmonokultur stehen.
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #39Was also ist so schwer etwas als intrinsisch gut anzunehmen - ohne dabei inflationär zu werden.
Nach einigem Nachdenken folgender Erklärungsversuch: Als jemand, der in den 70er und 80er Jahren in Westdeutschland sozialisiert wurde, mit diesen unanzweifelbaren Dogmen, welche wir allen kennen, muß ich nun im Erwachsenenalter erkennen, welches Unheil diese Dogmen stifteten und noch immer stiften, wie sie unterdrücken, Böses schaffen, im Namen des "Guten". Daraus ist mir womöglich eine tiefsitzende Abneigung gegen Dogmen, bzw. weiter gefasst gegen alles Absolute erwachsen. Daher glaubte ich es sei richtig, Absolutheit immer abzulehnen. Ich erkenne langsam, dass dies ein falscher Schluß ist. Nicht erst durch Ihre Erklärung, aber sie hat mir wieder etwas mehr Verstehen in dieser Frage verschafft. Blindheit ist das Übel, nicht die Tatsache, dass es möglicherweise etwas Absolutes gibt. In diesem Sinne habe ich auch den "Zweifel" mißverstanden, den mich die Wissenschaft gelehrt hat. Er bedeutet eben nicht, dass "etwas nicht sein kann", sondern dass man "nicht blind werden darf".
"Lustiger Weise" erkenne ich jetzt an mir etwas, was ich an anderen oft kritisiere, zum Beispiel bei der Deutschen Vergangenheitsbewältigung, bei der Menschen genau das tun, was sie als das Gegenteil der deutschen Vergangenheit empfinden, sich damit auf der sicheren Seite wähnen und so in die selbe Falle tappen, die sie zu vermeiden suchen. Ich dagegen habe gelernt, welches Unheil Absolutheit anrichten kann und glaube, wenn man ihr nur entsagt ist man auf der sicheren Seite. Ein fataler Irtum, wie ich immer mehr erkenne.
Sie haben recht lieber Erling, wenn Sie sagen: "Man beurteilt jeden Tag Handlungen und Konsequenzen. Nur eben nicht im gleichen Maß die eigenen wie die von anderen." - Es schmerzt jedesmal wenn man wieder feststellen muß, dass man selbst tut, was einem bei anderen zur Weisglut bringen kann.
Herzlich
nachdenken_schmerzt_nicht
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Irgendwie verstehe ich den Blogbeitrag von Meister Petz bzw. diese Erregung hier nicht.
Die Hamas und die IS/ISIS sind ja im wesentlichen aus demselben Holz geschnitzt. Warum sollten dann Leute, die auf der Seite der Hamas stehen die IS kritisieren wollen? Im übrigen geben diese zweit bis drittklassigen sog "Künstler" doch nur wieder was sowieso in der veröffentlichten Meinung verbreitet und im übrigen offizielle Politik der EU ist. Was anderes kann man von Leuten verlangen die keine Zeit oder Lust haben sich mit dem Thema zu befassen?
__________________________________________ Wegen der aktuellen Krise werde ich fortan Krimsekt, russischen Kaviar, russische Puppen, russische Eier und Boeuf Stroganoff boykottieren
Die amerikanischen Kulturbanausen sind dabei (wie gewohnt) ohne den nötigen Tiefgang und fernab jeglicher Kultur verortet. Was kann man auch von Menschen schon erwarten, die solche Filme wie Rambo oder Conan drehen.... solche Statements eben:
Zitat While we stand firm in our commitment to peace and justice, we must also stand firm against ideologies of hatred and genocide which are reflected in Hamas’ charter [...] Hamas cannot be allowed to rain rockets on Israeli cities, nor can it be allowed to hold its own people hostage. Hospitals are for healing, not for hiding weapons. Schools are for learning, not for launching missiles. Children are our hope, not our human shields.
Sowas wird in Deutschland nicht passieren. Wir haben zum Glück Intellektuelle, keine kulturphoben, seichten Schauspieler.
Manchmal möchte ich schreien. Ganz laut. Damit es jeder hört. Stadessen gehe ich aber dann doch weinend im Nieselregen spazieren. Das Wetter bietet sich derzeit dazu an.
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #46 Manchmal möchte ich schreien. Ganz laut. Damit es jeder hört. Stadessen gehe ich aber dann doch weinend im Nieselregen spazieren. Das Wetter bietet sich derzeit dazu an.
Ich ertappe mich immer öfter dabei, dass ich von Politik im Allgemeinen, deutscher Dummheit im Besonderen und den allermeisten Menschen nichts mehr wissen will. Dass ich mich irgendwo verkriechen will, quasi in intellektuelles Exil gehe und die Welt meinen drei Kindern überlasse.
Die namhaftesten in dieser Kollektion von Untoten aus der 4. oder 5. Riege scheinen ja Nina Hagen & Ingo Schulze zu sein. Vom Letzterem vernahm man das letzte Mal etwas Auffälliges, als er 1998 für einen ansonsten unbeachteten Erzählungsband die Bezeichnung "Storys" für einen korrekten Plural ästimierte (wohl eher sein Verlag, den Vorgaben des Dudens blind folgend. Da er's bis heute nicht korrigiert hat, ist ihm das Banausentum anzurechnen).
Bezüglich der Ersteren erreichte mich im vorigen Jahr der Bericht eines Bekannten, bis dahin eiserner Nina-Hagen-Fan, der sich eine Lesung in der westfälischen Provinz (Gütersloh? Bielefeld? Recklinghausen?) antat & nach 30 Minuten die Flucht ergriff: "Jeder zweite Satz war *Jesus liebt mich!*". Aus welchem Metier rekrutieren sich noch mal die frömmsten alten Betschwestern?
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