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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 45 Antworten
und wurde 6.031 mal aufgerufen
 Pro und Contra
Seiten 1 | 2
Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

22.10.2014 14:07
#26 RE: Lokführerstreik: Streik oder Sabotage? Antworten

Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #25
Zitat von Paul im Beitrag #24
Ja, man kann seine Rechte auch missbrauchen!
Dem ist zwar so, es stellt aber grundsätzlich kein Problem dar unter zwei Bedingungen:

Erstens, dass man andere Menschen dadurch nicht in ihren Grundrechten beschneidet und zweitens, dass man die Folgen des Mißbrauchs selbst in seinen Konsequenzen tragen muß. Zweitens ist aus meiner Sicht bei einem Monopolisten der streikt nur sehr bedingt gegeben.


Es geht auch in erster Linie gar nicht so sehr um den Monopolisten an sich, sondern darum, dass er ein staatlicher Monopolist ist.
Ein privater Monopolist (siehe Google oder Amazon) wäre längst massivstem Druck ausgesetzt.

Heuchelei scheint mir mittlerweile zu eine staatstragenden Tugend zu werden.

Viele Grüße, Erling Plaethe

adder Offline




Beiträge: 1.073

22.10.2014 16:36
#27 RE: Lokführerstreik: Streik oder Sabotage? Antworten

Zitat von Paul im Beitrag #21
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #20
Nun kann man natürlich behaupten, dass der Streik auch den Kunden weh tun soll, damit diese sich vom Unternehmen abwenden und so auf die Unternehmensführung Druck ausüben, sie also benutzt werden. Kann man.
Nur Adressat der ganzen Aktion bleibt schlussendlich das Unternehmen und nicht der Kunde. Denn wenn die Fa. dicht macht, weil die Kunden die Faxen dicke haben, hat der Streik seinen Zweck sogar verfehlt.


Das ist wohl im Fall der Bahn etwas theoretisch. Oder könnte die tatsächlich Pleite gehen?

Auf jedem Fall wird die Reputation der Bahn geschädigt. Nicht nur Fahrgäste werden sich Alternativen suchen, sondern auch der Güterverkehr. Insgesamt wird die Bahn unattraktiver.

LG, Paul



Das ist ein positiver Nebeneffekt. Die Staatsbahn arbeitet ineffizient und kostet Steuerzahler und Kunden mehr Geld als jedes mögliche Konkurrenzverkehrsmittel. Eine private Bahn, am besten mit mehreren Konkurrenzbetrieben, sowohl bei Netz als auch bei Rad, wäre deutlich effizienter, aber so ist der LKW, das Schiff und das Flugzeug im jeweiligen Bereich kostengünstiger und effizienter.

Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #22
Zitat von Paul im Beitrag #21

Das ist wohl im Fall der Bahn etwas theoretisch. Oder könnte die tatsächlich Pleite gehen?

Sie sollte können. Dann - wäre der Schaden für den Kunden nicht so hoch. Aber Wettbewerbern wird es vom Staat als 100%igem Besitzer der DB sehr schwer gemacht.
Hier liegt die Ursache für die relativ harten Auswirkungen eines Lokführer-Streiks der DB.

Zitat von Paul im Beitrag #21
Auf jedem Fall wird die Reputation der Bahn geschädigt. Nicht nur Fahrgäste werden sich Alternativen suchen, sondern auch der Güterverkehr. Insgesamt wird die Bahn unattraktiver.

LG, Paul


Und - auf jeden Fall sind diejenigen die jetzt die Gesetze ändern wollen, die gleichen, die gegen einen Börsengang der Bahn sind. Und die gleichen die sich gegen mehr Wettbewerb im Zugverkehr stemmen.



Ja, das Problem ist, dass die DB (Netz AG) es anderen Bahnunternehmen schwer und teuer macht, aber die DB (Zug/reise AG) es einfacher bei der DB (Netz AG) hat und damit unfaire Vorteile, die sich nicht nur im Preis, sondern vor allem in der leichteren Akquise vernünftiger Zug-Slots zeigt - ein höherer Preis wäre ausgleichbar, aber schlechtere Slots, damit schlechte Verbindungen, lange Wartezeiten etc., das ist nicht so leicht ausgleichbar.

Paul Offline




Beiträge: 1.285

23.10.2014 12:55
#28 RE: Lokführerstreik: Streik oder Sabotage? Antworten

Zitat von Werwohlf im Beitrag #3

Zitat
Das geht vorbei.
Unter Umständen noch in einem ganz anderen Sinn. Als alter Sack, der ich nunmal bin, erinnere ich mich noch gut an einige Streiks der Drucker, der uns einige Zeit gar keine oder nur schmale Zeitungen einbrachten. Heute gibt es diese Drucker nicht mehr. Aber bereits Züge ohne Lokführer...



Lieber Werwohlf,
Sie haben Recht.
Unter der Überschrift:
Die Wahrheit über den Lokführerstreik
habe ich dies gerade auf der Achse gefunden - http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/d...okfuehrerstreik -

LG, Paul

___________________________
In dubio, pro reo.

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

11.11.2014 20:23
#29 RE: Lokführerstreik: Streik oder Sabotage? Antworten

Zitat
Die Bahn sollte in moderne Technologie investieren und in Zukunft auf fahrerlose Züge setzen, findet Eva Wolfangel. Die Technologie dazu ist bereits vorhanden.

http://www.spektrum.de/news/meinung-auto...verkehr/1317695
Technisch ist die Autorin zwar etwas naiv:

Zitat
Autos fahren schon heute autonom auf der Autobahn, wenngleich vorerst nur im Probebetrieb. Aber technologisch gilt das als gelöst.


Aber das war mir in dieser Größenordnung nicht bekannt:

Zitat
Im Schnitt überfährt jeder Lokführer im Lauf seines Berufslebens zwei bis drei Menschen, ohne etwas dagegen tun zu können.

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

11.11.2014 23:43
#30 RE: Lokführerstreik: Streik oder Sabotage? Antworten

Zitat von xanopos im Beitrag #29

Zitat
Die Bahn sollte in moderne Technologie investieren und in Zukunft auf fahrerlose Züge setzen, findet Eva Wolfangel. Die Technologie dazu ist bereits vorhanden.
http://www.spektrum.de/news/meinung-auto...verkehr/1317695
Technisch ist die Autorin zwar etwas naiv:

Zitat
Autos fahren schon heute autonom auf der Autobahn, wenngleich vorerst nur im Probebetrieb. Aber technologisch gilt das als gelöst.





Ist das so naiv? Gut, kommt darauf an, was man unter "technologisch gelöst" versteht. In einer Umgebung mit Fußgängern autonom zu fahren, da würde ich nicht soweit gehen zu sagen, es sei schon alles gelöst, auch wenn man auf einem guten Weg zu seien scheint. Aber in Bezug auf die Autobahn kann man das denke ich schon durchaus so sagen. Man ist halt - wir heute üblich - erst einmal vorsichtig mit der Zulassung und besteht auf ausgiebigen Tests. Das ist vielleicht aus politisch-psychologischer Sicht auch erst einmal ganz sinnvoll so, denn natürlich wird alles Kinderkrankheiten haben und selbst wenn es schon sicherer ist und weniger Unfälle verursacht als ein menschlicher Fahrer auf der Autobahn, so würden ein paar Unfälle reichen, um Technikskepsis oder gar Technikparanoia zu befördern und wirkmächtige Stimmen kämen auf, wieder auf "bewährte" menschliche Fahrer zu setzen. Die bauen dann vielleicht mehr Unfälle, aber man weiß woran man ist und man hat ein eingespieltes Rechts- und Moralverständnis, wer die Schuld- und Verantwortung trägt, auch wenn dies im Einzelfall von Gerichten festgestellt werden muss.

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“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

12.11.2014 06:32
#31 RE: Lokführerstreik: Streik oder Sabotage? Antworten

Zitat von Techniknörgler im Beitrag #30
Ist das so naiv? Gut, kommt darauf an, was man unter "technologisch gelöst" versteht. In einer Umgebung mit Fußgängern autonom zu fahren, da würde ich nicht soweit gehen zu sagen, es sei schon alles gelöst, auch wenn man auf einem guten Weg zu seien scheint.
Wir stehen heute erst am Beginn vom autonomen Fahren. Für mich als Entwicklungstechniker gilt ein Problem erst dann gelöst, wann die Serienprodukte ausgeliefert werden. Und bis das beim autonomen Fahren wirklich der Fall ist vergehen noch viele, viele Mannjahre.

edit: An der FH hatte ich einige Lektoren aus dem Bahntechnikbereich. Dort mahlen die Mühlen sehr langsam. Bis die ganze Infrastruktur und die Züge ausgetauscht sind, damit autonomes Fahren tatsächlich möglich ist vergehen noch ein paar Jahrzehnte.

Paul Offline




Beiträge: 1.285

14.11.2014 03:51
#32 RE: Lokführerstreik: Streik oder Sabotage? Antworten

Zum automatisierten Fahrbetrieb habe ich das hier gefunden:

Zitat
Nachdem die Ausrüstung der U2-Äste mit den für automatischen Fahrbetrieb benötigten Einrichtungen erfolgt ist und der Erprobungsbetrieb erfolgreich abgeschlossen werden konnte, erhielt die VAG am 25. September 2009 die Zulassung für den automatischen Fahrbetrieb mit Fahrgästen.[18] Seit 28. September 2009 verkehren die ersten vier Kurse im Automatikbetrieb, der Abschluss der Umstellung erfolgte am 2. Januar 2010.


Es geht um die U2 in Nürnberg.
http://de.wikipedia.org/wiki/U-Bahn_N%C3...Automatisierung

___________________________
In dubio, pro reo.

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

14.11.2014 07:49
#33 RE: Lokführerstreik: Streik oder Sabotage? Antworten

Bei einem Neubau von einer U-Bahn Strecke macht ein automatisierter Fahrbetrieb schon Sinn. Da eine U-Bahn pro Kilometer das wohl teuerste Verkehrssystem überhaupt ist, spielt die zusätzliche Elektronik keine große Rolle.

Für Züge habe ich eine kleine Anekdote: In Österreich wurde gerade die Westbahnstrecke als Hochgeschwindigkeitstrecke umgebaut (in Ö sind das 200 bis 250 Spitze), inklusive 14km langen Wienerwaldtunnel. Ich weiß jetzt nicht welches Zugsicherungssystem im Tunnel verbaut ist, aber die neuen deutschen ICE können NICHT (!) durch den neuen Tunnel fahren, sondern müssen sich auf der 150 Jahre alten Wienerwaldstrecke nach St. Pölten kriechen.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.425

14.11.2014 08:41
#34 RE: Lokführerstreik: Streik oder Sabotage? Antworten

@33: Man möchte halt eine angemessene Vorwarnzeit haben, falls die preußische Kavallerie anrückt.

Paul Offline




Beiträge: 1.285

15.11.2014 00:57
#35 RE: Lokführerstreik: Streik oder Sabotage? Antworten

Zitat von xanopos im Beitrag #33



Lieber xanopos,
ich glaube, da sind wir beim Thema Zugsicherungs- und Leitsysteme.
Vor Jahren hatte ich auf dem Campingplatz einen Nachbarn, der mit der europaweiten Vereinheitlichung beschäftigt war und ein "gar garstig Lied gesungen hat".
Es gibt europaweit 14 verschiedene Systeme, die untereinander nicht kompatibel sind. Eine Vereinheitlichung steht wohl immer noch in den Sternen.

Wer sich damit beschäftigen will: http://de.wikipedia.org/wiki/European_Train_Control_System

Habe es mal "durchgeblättert". Zur Allgemeininformation eignen sich die Abschnitte: 1.1.Technische Übersicht und 7.Kritik.

LG, Paul

___________________________
In dubio, pro reo.

Werwohlf Offline




Beiträge: 997

15.11.2014 01:24
#36 RE: Lokführerstreik: Streik oder Sabotage? Antworten

Zitat von Paul im Beitrag #32
Zum automatisierten Fahrbetrieb habe ich das hier gefunden:
Die fortschrittsbegeisterten Franzosen sind da schon längst weiter:
https://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%A9hic...ique_l%C3%A9ger
https://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%A9trolinie_14_%28Paris%29

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

15.11.2014 09:25
#37 RE: Lokführerstreik: Streik oder Sabotage? Antworten

Zitat von xanopos im Beitrag #33
Bei einem Neubau von einer U-Bahn Strecke macht ein automatisierter Fahrbetrieb schon Sinn. Da eine U-Bahn pro Kilometer das wohl teuerste Verkehrssystem überhaupt ist, spielt die zusätzliche Elektronik keine große Rolle.

In Nürnberg ist die U2 automatisiert, und ich benutze sie regelmäßig, wenn ich zum Flughafen muss. Gab zwar am Anfang ziemliche Kinderkrankheiten, aber jetzt läuft das Ding.

Es gibt einen aus meiner Sicht riesigen Nachteil, der immer wieder zu massiven Verspätungen führt: Im Berufsverkehr mit hohem Fahrgastaufkommen passiert es regelmäßig, dass viele Fahrgäste reindrängen und die Türen nicht zugehen, so dass die Bahn nicht losfahren kann. Da fehlt die Autorität beispielsweise eines Münchner Fahrers, der rausschreit: "Geht's vo da Lichtschrankn weg sonst kemma ned zuafahrn!!!" .

Gruß Petz

"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

15.11.2014 13:07
#38 RE: Lokführerstreik: Streik oder Sabotage? Antworten

Zitat von Paul im Beitrag #35
Zitat von xanopos im Beitrag #33



Lieber xanopos,
ich glaube, da sind wir beim Thema Zugsicherungs- und Leitsysteme.
Vor Jahren hatte ich auf dem Campingplatz einen Nachbarn, der mit der europaweiten Vereinheitlichung beschäftigt war und ein "gar garstig Lied gesungen hat".
Es gibt europaweit 14 verschiedene Systeme, die untereinander nicht kompatibel sind. Eine Vereinheitlichung steht wohl immer noch in den Sternen.

Wer sich damit beschäftigen will: http://de.wikipedia.org/wiki/European_Train_Control_System

Habe es mal "durchgeblättert". Zur Allgemeininformation eignen sich die Abschnitte: 1.1.Technische Übersicht und 7.Kritik.

LG, Paul

Ich hatte zum Thema Eisenbahntechnik eine Vorlesung, und zusätzlich eine noch Programmiervorlesung von Lektoren, die hauptberuflich Zugsicherungssysteme entwickeln. Ist mir bekannt.
Nicheinmal die Spurweite ist europaweit einheitlich: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/co...gauge_world.png
Dann gibt es noch Unterschiede in der Betriebsspannung: http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Bahnstromsysteme
Dank moderner Leistungselektronik ist das heute kein Problem mehr. Jede Lok wandelt intern die Gleichspannung bzw. Einphasenwechselspannung in ein 3-Phasensystem um.
Und dann gibt es noch das Lichtraumprofil (= der Querschnitt der Bahn):

Zitat
Für kleinere Lichtraumprofile sind z. B. Schmalspurbahnen, Großbritannien, Irland, Island (geplantes Bahnnetz) und Japan (Kapspurnetz) bekannt. Durch den Eurotunnel kommen zwar regelmäßig englische Güterwagen nach Mitteleuropa, viele in Mitteleuropa gebaute Wagen können aber nicht nach England fahren, außer auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke, die den Eurotunnel mit London verbindet (High Speed One).

http://de.wikipedia.org/wiki/Lichtraumprofil

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

17.11.2014 21:30
#39 RE: Lokführerstreik: Streik oder Sabotage? Antworten

Zitat von Meister Petz im Beitrag #37
Es gibt einen aus meiner Sicht riesigen Nachteil, der immer wieder zu massiven Verspätungen führt: Im Berufsverkehr mit hohem Fahrgastaufkommen passiert es regelmäßig, dass viele Fahrgäste reindrängen und die Türen nicht zugehen, so dass die Bahn nicht losfahren kann. Da fehlt die Autorität beispielsweise eines Münchner Fahrers, der rausschreit: "Geht's vo da Lichtschrankn weg sonst kemma ned zuafahrn!!!" .

... und, wenn diese liebenswürdige Erklärung noch nichts fruchtet, ein herzhaftes & ultimatives "ZRUGGBLEIM HOWEXOGD!!" anfügt: danach geht's in wenigen Sekunden weiter. Das müßte sich aber eigentlich auch automatisieren lassen, es muß nur noch etwas am Mensch-Maschine-Interface gearbeitet werden. Die Übersetzung des erforderlichen rauhen Kasernenhoftons ins Middelfrängische dürfte allerdings problematisch werden...



It is only by the collision of adverse opinions that the remainder of the truth has any chance of being supplied. - J. S. Mill

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.425

17.11.2014 22:06
#40 RE: Lokführerstreik: Streik oder Sabotage? Antworten

Zitat von Fluminist im Beitrag #39
Das müßte sich aber eigentlich auch automatisieren lassen, es muß nur noch etwas am Mensch-Maschine-Interface gearbeitet werden. Die Übersetzung des erforderlichen rauhen Kasernenhoftons ins Middelfrängische dürfte allerdings problematisch werden...


Jloob ich nich: bei DEM hier funktioniert das sogar mit der scharmantesten Dialektfärbung des Englischen, dem Austriakischen:
http://www.wichitaorpheum.com/wp-content...ator-Poster.jpg

crastro Offline



Beiträge: 212

22.05.2015 10:51
#41 RE: Lokführerstreik: Streik oder Sabotage? Antworten

Lieber Paul,
hätte Heuchelei einen Namen, dann trüge der den des Bahnvorstandes. Warum? Die Lokführer waren vormals "beamtet". Zu den Eigenarten dieses Berufsstandes gehört, die dürfen nicht streiken. Was macht die ach so lobenswerte Privatisierung? Die werden Angestellte.....und dürfen damit streiken. Ja, und dann tun die das, wie verwerflich!Nach aussen macht der Bahnvorstand einen auf "betroffen", nach innen verhindert er durch eine Vorbedingung die Schlichtung(die GDL hätte nicht für die Zugbegleiter verhandeln dürfen). Dann gibts auf die bösen Lokführer mediales Trommelfeuer bis hin zur Ministerin, die derlei mit einem Gesetz abschaffen will. Widerspricht zwar dem GG, aber kommt gut bei verärgerten Bahnkunden.
Nur mal eine Frage,Paul: Welche Alternative schlägst Du vor? Die Lokführer sollen alles hinnehmen, damit sich die Vorstände noch mehr "Boni" genehmigen dürfen?

Paul Offline




Beiträge: 1.285

23.05.2015 00:26
#42 RE: Lokführerstreik: Streik oder Sabotage? Antworten

Zitat von crastro im Beitrag #41
Lieber Paul,
hätte Heuchelei einen Namen, dann trüge der den des Bahnvorstandes. Warum? Die Lokführer waren vormals "beamtet". Zu den Eigenarten dieses Berufsstandes gehört, die dürfen nicht streiken. Was macht die ach so lobenswerte Privatisierung? Die werden Angestellte.....und dürfen damit streiken. Ja, und dann tun die das, wie verwerflich!Nach aussen macht der Bahnvorstand einen auf "betroffen", nach innen verhindert er durch eine Vorbedingung die Schlichtung(die GDL hätte nicht für die Zugbegleiter verhandeln dürfen). Dann gibts auf die bösen Lokführer mediales Trommelfeuer bis hin zur Ministerin, die derlei mit einem Gesetz abschaffen will. Widerspricht zwar dem GG, aber kommt gut bei verärgerten Bahnkunden.
Nur mal eine Frage,Paul: Welche Alternative schlägst Du vor? Die Lokführer sollen alles hinnehmen, damit sich die Vorstände noch mehr "Boni" genehmigen dürfen?


Lieber crastro,
das mit dem Angestelltenstatus ist für mich nicht das Problem.
Der Beamtenstatus ist meines Erachtens auch nicht mehr zeitgemäß. Zumal nur noch die Vorteile, Pension und Unkündbarkeit übrig geblieben sind. Während der Nachteil, die unbedingte Verfügbarkeit völlig verloren gegangen ist. Niemand versucht mehr z.B. einen Lehrerbeamten gegen seinen Willen an einen anderen Arbeitsort, womöglich noch in eine andere Stadt, zu versetzen. Das war früher durchaus üblich.
Soweit zu diesem Thema.

Jetzt zu den Lokführern. Es gibt zwei Gewerkschaften, in denen Lokführer organisiert sind. Wenn diese Gewerkschaften sich uneins sind, kann es passieren, dass zwei Lokführer mit den gleichen Anforderungen unterschiedliche Tarife haben. Find ich nicht gut. Aber vielleicht habe ich etwas falsch verstanden und in Wirklichkeit ist es ganz anders?
Wenn die Lokführer in einer Gewerkschaft sind, können sie auch wieder streiken.
Durch den gegenwärtigen Streik, der Gewerkschaft mit den wenigen Lokführern, soll die andere Gewerkschaft mit den vielen Lokführern "bekämpft" werden. Dieser Versuch einer feindlichen Übernahme kann m.E. nicht Gegenstand eines Streiks sein.

Mein Vorschlag: Für alle Lokführer der Bundesbahn eine Gewerkschaft.
Noch besser für jeden Betrieb gibt es nur eine Gewerkschaft. Also für die Bundesbahn eine Gewerkschaft. Dadurch könnte auch die Löhne/Gehälter für die einzelnen Berufe innerhalb des Betriebes in ein ausgewogenes Verhältnis gebracht werden.
Das neue Gesetz schränkt das Streikrecht dieser Gewerkschaft nicht ein. Sie können auch unter dem neuen Gesetz unbehindert streiken.

In der Gebäudereinigung gibt es einen einheitlichen Rahmentarifvertrag für alle gewerblich Beschäftigten, abgeschlossen zwischen dem Bundesinnungsverband und der IG Bauen-Agrar-Umwelt, der allgemeinverbindlich ist.
http://www.gebaeudereinigerinnung-owl.de...arifvertrag.pdf
Warum ist das was in diesem Bereich möglich ist nicht auch bei der Bahn möglich?

Ein Schmankerl zum Abschluss:
Die GDL ist Mitglied im Deutschen Beamtenbund (DBB). Dieser unterstützt den Streik der Lokführer durch einen Zuschuß zum Streikgeld.

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JE SUIS JUIF

Emulgator Offline



Beiträge: 2.875

23.05.2015 13:39
#43 RE: Lokführerstreik: Streik oder Sabotage? Antworten

Zitat von crastro im Beitrag #41
Was macht die ach so lobenswerte Privatisierung? Die werden Angestellte.....und dürfen damit streiken.
Das stimmt nicht. Wer Beamter war, bleibt Beamter. Das sind übrigens genau diejenigen, die dafür gesorgt haben, daß noch Züge gefahren sind.

Emulgator Offline



Beiträge: 2.875

23.05.2015 14:02
#44 RE: Lokführerstreik: Streik oder Sabotage? Antworten

Zitat von Paul im Beitrag #42
Es gibt zwei Gewerkschaften, in denen Lokführer organisiert sind. Wenn diese Gewerkschaften sich uneins sind, kann es passieren, dass zwei Lokführer mit den gleichen Anforderungen unterschiedliche Tarife haben. Find ich nicht gut. Aber vielleicht habe ich etwas falsch verstanden und in Wirklichkeit ist es ganz anders?
Die Frage stelle ich mir auch. Am wenigsten kann ich die Bundesregierung Merkel/Nahles, die Bahn und die Opposition aus Grüne/Linken verstehen.

Die Bahn: Wenn jetzt zwei Gewerkschaften kommen, dann mache ich eben zwei Tarifverträge und habe mit jedem Angestellten den Arbeitsvertrag, den er sich bei Einstellung oder durch seine Gewerkschaftsmitgliedschaft aussucht. Das ist viel näher an der "neoliberalen" Vorstellung, die Verträge nur zwischen den Beteiligten abzuschließen. Da jeder einzelne Vertrag wirtschaftlich für die Bahn tragbar sein muß (sonst hätte sie nicht zustimmen dürfen) kann eine Wahlmöglichkeit ja nicht schlecht sein. Man wird so dem individuellen Arbeitnehmer sogar viel besser gerecht; nehmen wir z.B. einen Arbeitnehmer, der eher freizeitorientiert ist und nun wählen kann zwischen den Tarifverträgen der "4-Tage-Woche-Gewerkschaft" und der "Wuahler-Gewerkschaft".
Kleine nicht tarifgebundene Unternehmen müssen jeden Arbeitsvertrag schon immer individuell aushandeln, da wird ein zusätzliches Vertragsmodell durch eine zusätzliche Gewerkschaft doch kein unerträglicher Mehraufwand für die Personalabteilung der DB sein. Vor allem angesichts eines möglichen Streiks.

Die Regierung: Was ist falsch daran, wenn eine Gewerkschaft einen Tarifvertrag will? Soll sie doch für sich und ihre Mitglieder haben! Ohne Zustimmung des Arbeitgeberverbandes (!) und der Regierung wird es sowieso keine Allgemeinverbindlichkeit für diesen Vertrag geben. Da braucht man kein Gesetz.

Die Opposition und DGB: Grüne und Linke meinen sich jetzt so für die Gewerkschaften einzusetzen, indem sie fordern, daß jede noch so kleine Gewerkschaft ein Streikrecht hat und damit einen Tarifvertrag erzwingen kann. Aber wann ist eine Gewerkschaft eine Gewerkschaft? Art. 9 GG lese ich so, daß ein Zusammenschluß, also z.B. nach e.V.-Recht, reicht. Also kann ich mit 7 Kollegen eine Gewerkschaft gründen. Das ist ja noch näher an der neoliberalen Vorstellung von individuellen Verträgen. Find ich prima, aber wenn die Linken ihre Meinung zuendedenken, müßten sie mit Frau Nahles stimmen. (Um zu zeigen, wie frei man von der neoliberalen Vorstellung ist, könnte der DGB sich dann in "Freier deutscher Gewerkschaftsbund" umbenennen. )

Zitat von Paul im Beitrag #42
Die GDL ist Mitglied im Deutschen Beamtenbund (DBB). Dieser unterstützt den Streik der Lokführer durch einen Zuschuß zum Streikgeld.
Ich glaube das ist so, weil gewohnheitsrechtlich für die Beamten die von ihren Angestellten Kollegen erstreikten Tarifverbesserungen übernommen werden. Das kann aber auch nach hinten losgehen, wenn der Innenminister sich angewöhnt, den Besoldungszuwachs für die Beamten stets entsprechend genau dem Tarifvertrag mit der geringsten Lohnsteigerung anzupassen. Da kann man schon mal eine "Gewerkschaft der Lumpenbüroangestellten im öffentlichen Dienst" gründen.
Den DBB verstehe ich deswegen auch nicht ganz. Aber langfristig gibt es ja keine verbeamteten Lokführer mehr. Sondern automatisch gesteuerte Lokomotiven.

Paul Offline




Beiträge: 1.285

24.05.2015 02:40
#45 RE: Lokführerstreik: Streik oder Sabotage? Antworten

Broder hat in seiner unnachahmlichen Art interessante Fragen gestellt:
Was würde passieren, wenn die Mitarbeiter der Wasserwerke oder der E-Werke streiken würden?
Dürfen die eigentlich streiken?

Auch zum Handeln bzw. Nichthandeln der Regierung hat er eine ganz spezielle Sichtweise.
Es lohnt sich, den nicht sehr langen Artikel zu lesen.
http://ps.welt.de/2015/05/23/die-achsen-...aft/#more-50235

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JE SUIS JUIF

Paul Offline




Beiträge: 1.285

24.05.2015 09:09
#46 RE: Lokführerstreik: Streik oder Sabotage? Antworten

Passt vielleicht auch hier her?
"Eine arbeitnehmerfreundliche Satire von Thomas Böhm"

Gewerkschaften abschaffen, seine nicht ganz ernst zu nehmende Satirethese. Aber nachdenken sollte man schon mal, denke ich, über eine zeitgemäße Umstrukturierung der Gewerkschaften.
http://journalistenwatch.com/cms/weg-mit-den-gewerkschaften/

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JE SUIS JUIF

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