Zitat von xanopos im Beitrag #44 Abwerfen kann man nur das was da ist,
Das ist eine Trivialweisheit, nur hilft Sie nicht bei der Einschätzung wieviel von seinem Potential Israel nun eingesetzt hat oder nicht. Und was die USA (im Vergleich?) so da haben ist dafür genauso nutzlos. Ich will nicht allzu unhöflich sein, aber ich unterstelle mal, Sie wissen es schlicht nicht. Und damit steht der ursprünglich Punkt.
Zitat von LlarianEin Ende ist in dem Sinne nicht abzusehen.
Das dachten die Römer zur Zeit von Kaiser Konstantin auch.
Davon ab, dass ich glaube, dass die Römer sich wenig Gedanken gemacht haben, was in jeweils 50 oder 100 Jahren sein wird, so wäre der Glaube deswegen ja nicht falsch. Die Aussage war die, dass ein Ende nicht abzusehen (!) ist. Das galt lange Zeit für Rom wie es auch für heute gilt. Wenn Sie Gründe haben das Ende sehen zu wollen, dann können Sie die gerne präsentieren. Aber bis dahin steht die Aussage ziemlich fest: Ein Ende ist nicht abzusehen. Das hat nur sehr am Rande damit zu tun, ob ein Ende kommen wird, denn es ist eine Aussage über den Informationsstand, nicht über eine garantierte Zukunft.
Zitat von Nola im Beitrag #41 Auch bin ich der Meinung, das der Iran hier längst im Besitz dieser Waffen ist.
Meinungen kann man viele haben, liebe Nola, die Frage ist eher wie gut man seine Meinung begründen kann. Ich glaube aus zwei sehr konkreten Gründen nicht (und einem dritten diffusen), dass Teheran eine solche besitzt: 1. Tel Aviv steht noch. 2. Der Mossad hätte sie sowohl benannt als auch mit aller Sicherheit versucht sie zu vernichten. 3. Wenn der Mossad keinen Erfolg hätte, würde ich die Wahrscheinlichkeit, das Israel seinerseits einen nuklearen Erstschlag setzen würde, um die iranische Bombe dadurch zu vernichten, als vergleichsweise hoch einschätzen. Israel würde sich damit zweifelsfrei in der Welt isolieren. Aber das ist besser als draufzugehen. Man hätte sich auch die mit Sicherheit extrem teure Entwicklung von Stuxnet sparen können, wenn man ohnehin davon ausgegangen wäre, dass der Iran die Bombe bereits hat.
Zitat Unabhängig davon, z. B. iranische Wissenschaftler(in)* im August 2014
An der Stelle frage ich mich, was Sie mir sagen wollen, liebe Nola. Das es auch im Iran (hoch)intelligente Frauen und Männer gibt ? Das ist unbestritten. Aber wieviele sind das ? Und wieviele davon bleiben im Iran ? Glauben Sie die Frau Professor will zurück nach Teheran ? Ich bezweifele das ernsthaft.
Zitat von xanopos im Beitrag #44 Abwerfen kann man nur das was da ist,
Das ist eine Trivialweisheit, nur hilft Sie nicht bei der Einschätzung wieviel von seinem Potential Israel nun eingesetzt hat oder nicht. Und was die USA (im Vergleich?) so da haben ist dafür genauso nutzlos. Ich will nicht allzu unhöflich sein, aber ich unterstelle mal, Sie wissen es schlicht nicht. Und damit steht der ursprünglich Punkt.
Stimmt, ich weiß es schlicht nicht. Bis 2012 hat Israel insgesamt 8740 JDAMs bestellt. Da JDAMs die günstigesten Lenkbomben sind, darf man annehmen, dass sie den zahlenmäßig größten Brocken darstellen. Quelle: http://www.dod.mil/pubs/foi/logistics_ma...er_2012_SAR.pdf
Zitat von LlarianEin Ende ist in dem Sinne nicht abzusehen.
Das dachten die Römer zur Zeit von Kaiser Konstantin auch.
Davon ab, dass ich glaube, dass die Römer sich wenig Gedanken gemacht haben, was in jeweils 50 oder 100 Jahren sein wird...
Das ist nb. kein Nebenkriegsschauplatz, sondern der Casus Knacktus der Sache. Wie die meisten Gesellschaften überhaupt waren die alten Römer eine, die ohne das auskamen, was ich mal salopp den "Chronotop der Zukunft" genannt habe. (Ich weiß wohl, daß Michail Bachtin etwas leicht anderes mit dem Terminus gemeint hat; aber er lässt sich gut dafür adaptieren. In diesem Sinn meint "C." das Konglomerat von Vorstellungen & Projektionen, die mit bestimmten Epochen verbunden werden. So wie wir eine ziemlich genau zu umreissende Vorstellung von "den alten Römern" haben - irgendwo zwischen ils sont fou les Romains & Peter Ustinovs Nero - hatten die Römer keinen Chronotop der Prähistorie, schon gar nicht der "geologischen Tiefenzeit" - was für uns selbstverständlich mit Fred Feuerstein & Jurassic Park illustriert ist.) Und genau so musste "die Zukunft" erst 1x erfunden werden: als eine Epoche, die sich grundsätzlich von der Gegenwart unterscheidet. Letztlich ist es hier das Christentum, das mit dem Fahrplan der Apokalypse da Pionierarbeit leistet. Das ist aber zum einen Ultimo, zum anderen zeitlich in keiner Weise fixiert, zudem ein Willkürakt, weil Die Da Oben, irgendwann, die Vorstellung beenden (seit Augustinus hat die Kirche jeden Zeitrahmen kategorisch abegelehnt). Also keine organische Entwicklung aus der Gegenwart & ihren Tendenzen. Das ist dann eine Entwicklung, die mit der Renaissance einsetzt, als das Transzendente weniger & weniger zur Kausalerklärung von immer wenigeren Aspekten der Welt benötigt wird. Die beiden anderen Standbeine sind A) die wissenschaftliche Methode, die alle diese Aspekte beschreiben kann, ihren Istzustand halbwegs bilanzieren kann & von daher Fortschreibungen auf ihren zukünftigen Zustand zulässt; B) Der technologische Wandel, der, nach nach Gegend, im Lauf des XVIII. bis XIX. Saekulums jedem halbwegs aufmerksamen Betrachter klar macht, daß sich die Welt seit seiner Kindheit geändert hat, der seines Vaters noch mehr, & Opa die Welt vor der Sintflut bewohnte.
Zitat W.M.Thackeray, 1862
"We who lived before railways, and survive out of the ancient world, are like Father Noah and his family out of the Ark. The children will gather round and say to us patriarchs, "Tell us, grandpapa, about the old world. ... THEN was the old world. Stage-coaches, more or less swift, riding-horses, pack-horses, highwaymen, knights in armor, Norman invaders, Roman legions, Druids, Ancient Britons painted blue, and so forth — all these belong to the old period. I will concede a halt in the midst of it, and allow that gunpowder and printing tended to modernize the world. But your railroad starts the new era, and we of a certain age belong to the new time and the old one."
Seit Thackeray hat jede Generation mehrere solche Brüche hinter sich. Zwischen 1800-1850 setzen dann die ersten zaghaften Versuche ein, diese tabula rasa, die man vor sich sieht, mit ein paar ganz-vagen Konturen zu betupfen; um 1900 ist da, nach Darwin & Spencer, der Thermodynamik & der Geologie, schon einiges möglich. Wells' "Die Zeitmaschine" gibt ja ein kräftig koloriertes Panorama der "fernen Zukunft". Da setzen dann natülich gleichfalls (eben auch bei Wells) die Katastrophenprojektionen ein. Zwischen 1900 & 1914 gibts eine kurze Mode von Schriften à la "Die Welt in 1900 Jahren" (zu der Zeit wird auch "das Jahr 2000" zur Chiffre für Die Zukunft & zur Zeitmarke, die, irgendwie, Genauigkeit suggeriert); ab Ende der 20er dreht dss noch mal eine Runde (in engl. Sprachraum am bekanntesten, The Earl of Birkenhead, The World in 2030 (1930)). Nach dem Krieg sackt das ab zum Illustriertenfüller & für Jugendalmanache - aber es fällt auf, daß da auch in rosarot gemalten Projektionen unweigerlich ziemlich drohende Untertöne mitschwingen: "Lernen im Schlaf durch Computerhypnose" (= Big Brother kontrolliert Deine Gedanken); "Städte auf dem Meeresgrund" (denn das Land ist - im Jahr 2000 - verseucht, überbevölkert oder hat schlicht keinen Platz mehr für Bewohner, weil jeder Quadratmeter gebraucht wird, um die 4 Milliarden zu ernähren). Genau dieses imaginäre Terrain ist dann zwischen "Bevölkerungsbombe" (Paul Ehrlich), "Zukunftsschock" (Alvin Toffler) & "Atomstaat" (Robert Jungk) von den Auguren Marke Kassandra monopolisiert worden. Seitdem gibt es "die Zukunft" in allen Farben, vorausgesetzt, daß sie rabenschwarz ist.
Zudem wirken diese Projektionen auch sonst alles andere als einladend. Man könnte das als "Tupperware"-Zukunft bezeichnen: daß die menschliche Umgebung "im Jahr 2000" rein aus Plastik, häßlich koloriert & ausgesprochen schäbig wirkend, bestehen würde, einschließlich Klamotten & Eßbesteck. Jacques Tati "Playtime" & Mike Nichols "Reifeprüfung" haben, ziemlich zeitgleich, dieses ästhetische Grauen ja nur wiedergegeben.
Eine wirklich knuffige Zukunft findet sich in der Serie von Anzeigen, mit der die kanadische Whiskyfirma Seagram in den 40er & 50er Jahren "the men who plan beyond tomorrow" illustierte. Und die u.a. schon 1944 den Internetausdrucker vorhersahen: "Your facsimile newspaper of tomorrow!
Ready for you when you wake up, your newspaper of the future will be facsimile-printed throuigh the night - in tabloid size, on a continuous roll. You will bring yourself up-to-the-minute on the highlights of the news...by seeing what is happening on the television screen of the same machine. Fantastic? it's already planned for post-war home use!"
When you're caught your creelful of trout in a stream miles from anywhere, you can reach your wife by your personal, portable radio-telephone ... ask her to invite the neighbors for dinner... Then, driving home in your car, you can tell her just what time to expect you!"
Zitat von Nola im Beitrag #41 Auch bin ich der Meinung, das der Iran hier längst im Besitz dieser Waffen ist.
Meinungen kann man viele haben, liebe Nola, die Frage ist eher wie gut man seine Meinung begründen kann. Ich glaube aus zwei sehr konkreten Gründen nicht (und einem dritten diffusen), dass Teheran eine solche besitzt: 1. Tel Aviv steht noch. 2. Der Mossad hätte sie sowohl benannt als auch mit aller Sicherheit versucht sie zu vernichten. 3. Wenn der Mossad keinen Erfolg hätte, würde ich die Wahrscheinlichkeit, das Israel seinerseits einen nuklearen Erstschlag setzen würde, um die iranische Bombe dadurch zu vernichten, als vergleichsweise hoch einschätzen. Israel würde sich damit zweifelsfrei in der Welt isolieren. Aber das ist besser als draufzugehen. Man hätte sich auch die mit Sicherheit extrem teure Entwicklung von Stuxnet sparen können, wenn man ohnehin davon ausgegangen wäre, dass der Iran die Bombe bereits hat.
Zitat Unabhängig davon, z. B. iranische Wissenschaftler(in)* im August 2014
An der Stelle frage ich mich, was Sie mir sagen wollen, liebe Nola. Das es auch im Iran (hoch)intelligente Frauen und Männer gibt ? Das ist unbestritten. Aber wieviele sind das ? Und wieviele davon bleiben im Iran ? Glauben Sie die Frau Professor will zurück nach Teheran ? Ich bezweifele das ernsthaft.
Was Frau Professor betrifft, wollte ich zum Ausdruck bringen, daß eine absolut hochqualifizierte Ausbildung in Teheran möglich ist und durchaus auch für Atomwissenschaftler gelten kann. Die Frage einer Rückkehr in den Iran würde ich auch verneinen, es sei denn durch "Familiendruck". Lieber Llarian, ich hatte beim Schreiben zum Einen die durchaus mögliche hohe Qualifikation der Wissenschaftler im Iran aufzeigen wollen und hatte zum Anderen im Hinterkopf, daß hier einmal darüber geschrieben wurde, daß der Islam keine Nobelpreisträger hervorgebracht hat. Habe ich ziemlich unkoordiniert abgeliefert, stimmt.
Also, allein vom Knowhow her halte ich nukleare Waffen im Iran auch zum jetzigen Zeitpunkt für möglich. Nur, ich glaube nicht an eine "Überreaktion" des Iran und auch nicht an eine Israels. Ich hoffe, ich irre mich nicht. Vermutlich sind das Situationsendscheidungen, die von mehreren Faktoren abhängig sein würden. Nur, mittlerweile laufen so viel unberechenbare, fanatische Idioten durch die Gegend, daß alles möglich sein kann.
Edit:
Nachtrag
Lieber Llarian, diese Möglichkeit könnte ja durchaus schon probiert worden sein. "2. Der Mossad hätte sie sowohl benannt als auch mit aller Sicherheit versucht sie zu vernichten."
In Iran ist offenbar ein Killerkommando unterwegs, um Atomwissenschaftler des Regimes auszuschalten - seit Monaten vollkommen ungestört. Teheran bezichtigt die USA und Israel. Erste Indizien deuten tatsächlich auf den Mossad hin.
♥lich Nola
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Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken. Zettel im August 2008
Mir gefällt ihre Metabetrachtung.Aber was soll man machen, wenn alles soweit ganz gut läuft? Das ist ja auch nicht befriedigend, eher beängstigend.Am Ende ist man gar noch überflüssig, mit all seiner Weitsicht und seinen Kompetenzen gar nicht gebraucht? So geht's ja auch nicht.Außerdem ist das langweilig...keine Action. Und "only bad news are good news" wird es immer richten.
Unsere Probleme sind handverlesen durch Ideologie.Das ist die wirkliche Gefahr und die ist mittelfristig ziemlich groß.
Zitat von HR im Beitrag #58Mir gefällt ihre Metabetrachtung.Aber was soll man machen, wenn alles soweit ganz gut läuft?
Ja klar, aber damit muss man ja nicht zufrieden sein und viele sind damit natürlich nicht zufrieden, wie Sie ganz richtig schreiben:
Zitat von HR im Beitrag #58Außerdem ist das langweilig...keine Action. Und "only bad news are good news" wird es immer richten.
Man könnte mal ja zum Beispiel - anstelle der ziemlich komplexen Fragen, die hier im Thread aufgeworfen wurden, z.B. Peak Oil, Klima und, und, und - radikal vereinfachen, etwa so:
Ist es wissenschaftlich vernünftig davon auszugehen, dass morgen die Sonne aufgeht?
Natürlich keine originelle Frage; Laplace und diverse andere haben da schon mit rumoperiert.
Die einfachste Lösung, Vergangenheitsmuster mit der Wahrscheinlichkeitstheorie zusammenrührend: Man nehme die historisch bekannten Tage, addiere sie, das Ganze wird Divisor, die 1 als Dividend und fertig ist der Lack - als Wahrscheinlichkeit dafür, dass es morgen dunkel bleibt; die ist dann dankenswerterweise arg gering.
Dagegen wurde eingewendet (u.a. von Laplace selbst, der das eh nur als Gedankenexperiment verstanden wissen wollte), das sei als einzubeziehende Datenmenge viel zu simpel und die Anzahl der historischen Tage eh nicht bekannt. Laplace selbst interpretierte zur Feststellung bisheriger Tage die Bibel, nun ja.
Aber zu welchem Ergebnis kommt man, wenn man die Frage bis zum Ende des Tages (also vor dem morgigen Tag ) wie auch immer runterkocht?
Man kann die Datenmenge, die man ins Kalkül reinstopft, erweitern so viel man will und so viele Supercomputer mit der Rechnerei beschäftigen wie man will: Die Vergangenheit liefert kein Muster für die Zukunft. Auch die Wahrscheinlichkeitstheorie hilft nicht wirklich: Diese liefert handfeste Aussagen nur für abgeschlossene Vorgänge - andernfalls würden Spielsysteme funktionieren.
Am Ende des Tages landet man beim komplett unwissenschaftlichen Begriff des Vertrauens. Früher mal: Gottvertrauen. Das war womöglich intelligenter als manch überspannte Wissenschaftsgläubigkeit.
Mein Doomsday (heute ist ja "Totensonntag" ) ist folgender: Der Schaden, den Verrückte anrichten konnten, war bis vor Kurzem auch bei maximaler Verrücktheit (z.B. Hitler und die Seinen) zwar gigantisch, aber immer noch begrenzt. Heute und zukünftig werden Verrückte dieser Art keine Überlebenden mehr zurücklassen. Das wäre sozusagen die ultimative action der Schwarzgucker und Desasterliebhaber; so nach dem Motto: Warum nicht ggf. mal 'n bissl nachhelfen, wenn die ersehnten Desaster nicht einfach so von selbst daherkommen?
Aber, wie gesagt: Gottvertrauen oder jedenfalls Vertrauen überhaupt ist vielleicht gar nicht so dämlich, wie das auf den ersten Blick scheint, womöglich sogar überlebenswichtig.
Zitat von Dennis the Menace im Beitrag #59Ist es wissenschaftlich vernünftig davon auszugehen, dass morgen die Sonne aufgeht?
Aber immer. Das Zündwort lautet "wissenschaftlich".
Zitat Man kann die Datenmenge, die man ins Kalkül reinstopft, erweitern so viel man will und so viele Supercomputer mit der Rechnerei beschäftigen wie man will: Die Vergangenheit liefert kein Muster für die Zukunft. Auch die Wahrscheinlichkeitstheorie hilft nicht wirklich: Diese liefert handfeste Aussagen nur für abgeschlossene Vorgänge - andernfalls würden Spielsysteme funktionieren.
Das ist eben die Sicht der Statistiker, also die Sortierarbeit der Mathematiker, wenn sie auf die alten Geschäftsbücher losgelassen werden. Die können daraus natürlich nicht austüfteln, ob das Archiv morgen in Flammen aufgeht. (Werden von den "richtigen" Mathema-Tickern auch nicht als satisfaktionsfähig angesehen. Die bilden 2 Lager: Die einen bestreiten kategorisch, daß das Schieben von Symbolen von einer Seite der Gleichung auf die andere etwas mit "der Wirklichkeit da-draußen" zu tun haben könnte [G.H.Hardy hat das am vehementesten verteten]; die andern wundern sich, daß auch noch die esoterischste Zahlenart, die man zu dem Zweck erfindet, nach spätestens 70 Jahren eine praktische Nutzanwendung findet).
Der Wissenschaftler geht das anders an. Der fragt erst mal janz domm: Wat issen 'ne Erdkogel? Mißt & rechnet 1 paar Jahrhunderte: M⊕ = 5,9722·10^24 kg. Dreht sich in 23:59:4,1 Sek. Woraus sich ein ziemlich massiver Drehimpuls ergibt, der, solange der nicht abgegeben werden kann, auch 1:1 erhalten bleibt. Da bislang nix aufgetaucht ist, das eine Erweiterung oder Revision des Modells erfordert, kann das als Nullhypothese genommen werden.
Wenn der Wissenschaftler seine Datenbasis erweitert, ändert sich was: da stellt er fest, daß die Tageslänge vor 620 Millionen Jahren 21,9 Stunden betragen hat (durch Auszählen von Tagesablagerungen in Sandsteinschichten). Schuld ist der Mond, der mit der Erde schwerkraftmäßig fest verklammert ist, durch Gezeitenreibung die große Kugel abbremst & den verminderten Drehimpuls aufnimmt (der muß ja, s.o., irgendwo bleiben). Die Beschleunigng von Frau Luna führt dazu, daß sie langsam-aber-sicher weiter Abstand nimmt (Stichwort: "The Moon Is A Harsh Mistress"). Dann geht der Wissenschaftler hin, deponiert Spiegel auf dem Mond, mißt 1x pro Jahr die Entfernung & stellt fest: die Entfernung nimmt ~1cm/Jahr zu. (Das LLR, Apollo 11, das gelegentlich auch von der geodätischen Fundamentalstation Wettzell im Bayerischen Wald beobachtet wird - somit ist die Behauptung, Bayern liege hinterm Mond, wissenschaftlich widerlegt! - & das LRRR, Apollo 15).
Im Sinn der "Statistiker" oben hat Isaac Asimov das mal vor ~30 Jahren strikt linear extrapoliert: bei gleichbleibenden Konditionen wird der Mond in ~8,5 Milliarden Jahren bis in eine Entfernung von gut 3-4 Mio. km abdriften; die Tageslänge wird auf 48 d ansteigen; dann wird die Erde dem Mond auch immer dieselbe Seite zuweisen. Da - immer gleichbleibende Bedingungen vorausgesetzt - die Sonne weiter bremst, wird sich in der folgenden Zeit, erst peu-à-peu, dann immer rasanter - die Entfernung vermindern, bis der Mond beim Unterschreiten der Roche'schen Grenze (für einen Boliden von der Größenordnung ~20.000 km über der Erdoberfläche) saturnringmäßig zerrieben wird. Der Wissenschaftler wendet ein, daß sich die Sonne in 5-6 Mrd. Jahren zum Roten Riesen mit einem Durchmesser der heutigen Erdbahn aufbläht & Spielschluß ist. Unsicherheitsfaktoren in diesem Planspiel ist die Menge & die Lage von Flachmeeren, in denen Gezeitenkräfte wirksam Reibungsverluste einfahren können.
Die Alarmistischen Positionen der Malthusianer & derer-die-es-werden-wollen, sind, durch die Bank, lineare Fortschreibungen in der Art der heutigen Mondflucht; daß sich die Bedingungen, unter denen das Spiel läuft, durch das Spiel & die SPieler ändern, gar verbessern könnten, ist nicht vorgesehen. Die einzige gültige Lösung aus ihrer Perspektive lautet: Sofort zu spielen aufhoren!
Kleiner Baustein um Zukunftsoptimismus & 1. Wissenschaftsmeldung 2015:
Antibiotikaresistenz gehört zu den Versatzstücken aus dem Malthus'schen Malkasten ("jede Farbe, solange sie schwarz ist"), bei denen auch finstere Vorsatzoptimisten das Weghören einstellen.
The first new antibiotic to be discovered in nearly 30 years has been hailed as a ‘paradigm shift’ in the fight against the growing resistance to drugs. Teixobactin has been found to treat many common bacterial infections such as tuberculosis, septicaemia and C. diff, and could be available within five years. But more importantly it could pave the way for a new generation of antibiotics because of the way it was discovered. “Teixobactin shows how we can adopt an alternative strategy and develop compounds to which bacteria are not resistant.” Crucially, the scientists believe that bacteria will not become resistant to Teixobactin for at least 30 years because of its multiple methods of attack. The breakthrough was heralded by scientists who said it could prove a ‘game-changer’ in the struggle against antimicrobial resistance.
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #61Kleiner Baustein um Zukunftsoptimismus & 1. Wissenschaftsmeldung 2015:
Antibiotikaresistenz gehört zu den Versatzstücken aus dem Malthus'schen Malkasten ("jede Farbe, solange sie schwarz ist"), bei denen auch finstere Vorsatzoptimisten das Weghören einstellen.
Wobei Antibiotikaresistenz in der Tat ein Problem ist - auch wenn es nicht ganz so weltuntergangsmäßig groß ist, wie gerne in den Medien beschrien - und sich die Anzahl der mit multiresistenten Stämmen infizierten Patienten in der Tat langsam aber sicher erhöht. Viel trägt dazu aber ein Hygienesystem bei, das zwar große Mengen an Desinfektiva verwendet, aber in sich ineffizient gestaltet ist und die Keime nur von einem Krankenzimmer in das nächste schleppt. Gegen korrekt angewendete Desinfektiva ist nämlich noch keiner dieser Bakterienstämme resistent. Leider kann man die aber nur außerhalb von menschlichen oder tierischen Körpern verwenden, da auch diese Zellen nicht resistent sind...
Zitat Zitat Telegraph, 07 Jan 2015 The first new antibiotic to be discovered in nearly 30 years has been hailed as a ‘paradigm shift’ in the fight against the growing resistance to drugs. Teixobactin has been found to treat many common bacterial infections such as tuberculosis, septicaemia and C. diff, and could be available within five years. But more importantly it could pave the way for a new generation of antibiotics because of the way it was discovered. “Teixobactin shows how we can adopt an alternative strategy and develop compounds to which bacteria are not resistant.” Crucially, the scientists believe that bacteria will not become resistant to Teixobactin for at least 30 years because of its multiple methods of attack. The breakthrough was heralded by scientists who said it could prove a ‘game-changer’ in the struggle against antimicrobial resistance.
Interessant - aber 5 Jahre sind eine lange Zeit - sogar oder besser gerade in der Pharmaforschung. Das heißt nämlich auch, dass die klinische Erprobung in Phase-III-Studien, die zur Zulassung benötigt werden, gerade erst begonnen hat - und jetzt werden langsam dann auch die unerwünschten Wirkungen dieses Antibiotikums sichtbar. Mal sehen, was daraus wird.
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #60die Entfernung nimmt ~1cm/Jahr zu. [...] Im Sinn der "Statistiker" oben hat Isaac Asimov das mal vor ~30 Jahren strikt linear extrapoliert: bei gleichbleibenden Konditionen wird der Mond in ~8,5 Milliarden Jahren bis in eine Entfernung von gut 3-4 Mio. km abdriften;
Hm? Ich komme da auf 85000 km + 385000 km. Das wäre linear.
Zitat von adder im Beitrag #62Das heißt nämlich auch, dass die klinische Erprobung in Phase-III-Studien, die zur Zulassung benötigt werden, gerade erst begonnen hat - und jetzt werden langsam dann auch die unerwünschten Wirkungen dieses Antibiotikums sichtbar. Mal sehen, was daraus wird.
Phase III ist noch Zukunftsmusik. Ich nehme mal an, daß Phase II den formellen Anforderungen gerecht geworden ist (bzw. auf die Bestätigung durch einen 2. oder 3. Tierversuch wartet) & jetzt die Ethikkommissionen & Antragsdurchleuchter ihre Stunden haben.
The Globe and Mail, Toronto Human trials are at least two years away, and one of the co-discoverers estimated it would cost “in the low $100-millions” to develop a teixobactin drug over the course of five or six years.
The researchers infected mice with methicillin-resistant Staphylococcus aureus, a drug-resistant bacterium better known as MRSA, at a dose that should have killed 90 per cent of them. All the rodents lived when treated with intravenous teixobactin.
Der zum jetzigen Zeitpunkt interessante Punkt ist ja wohl das Isolations- bzw. Kultivationsverfahren. Ganz unabhängig von diesem speziellen Anwendungsfall.
Zitat The scientists from Boston’s Northeastern University who isolated teixobactin did so by first inventing a contraption called an iChip that looks like a small, square ice-cube tray. They took samples of soil, diluted them, sandwiched them between two semi-permeable membranes and buried the device in the soil from which the sample was drawn.
“Apparently the bottleneck in growing uncultured bacteria is to achieve that first colony. Once that happens, they become domesticated.”
Zitat von Emulgator im Beitrag #63Hm? Ich komme da auf 85000 km + 385000 km. Das wäre linear.
Sie haben recht. Bei etwas über 550.000 km beträgt die Dauer der Lunation ~48d, bei 470.000 km gut 38. Also 1 Zehnerpotenz weniger, damit die Größenordnung stimmt. Ich bin mir ziemlich sicher, daß mir mein Gedächtnis den Streich gespielt hat & der Gute Doktor schuldlos ist.
Zitat von adder im Beitrag #62Das heißt nämlich auch, dass die klinische Erprobung in Phase-III-Studien, die zur Zulassung benötigt werden, gerade erst begonnen hat - und jetzt werden langsam dann auch die unerwünschten Wirkungen dieses Antibiotikums sichtbar. Mal sehen, was daraus wird.
Phase III ist noch Zukunftsmusik. Ich nehme mal an, daß Phase II den formellen Anforderungen gerecht geworden ist (bzw. auf die Bestätigung durch einen 2. oder 3. Tierversuch wartet) & jetzt die Ethikkommissionen & Antragsdurchleuchter ihre Stunden haben.
The Globe and Mail, Toronto Human trials are at least two years away, and one of the co-discoverers estimated it would cost “in the low $100-millions” to develop a teixobactin drug over the course of five or six years.[/quote
Vor dem Hintergrund, dass die Marktreife nur 5 Jahre entfernt sein soll, aber First-in-Human-Studien noch 2 Jahre entfernt sind, halte ich den Zeitplan für massiv optimistisch. Normalerweise dauert es fast 5 Jahre nach der First-in-human-Studie bis zum Zulassungsantrag. Nun gut, neue, bessere Antibiotika sind eindeutig ein medizinischer Bedarf und deswegen dürften sowohl FDA als auch EMA das Zulassungsverfahren stark beschleunigen, aber erfolgversprechende und vor allem reliable Daten braucht man trotzdem.
Zitat:The researchers infected mice with methicillin-resistant Staphylococcus aureus, a drug-resistant bacterium better known as MRSA, at a dose that should have killed 90 per cent of them. All the rodents lived when treated with intravenous teixobactin.
Das ist nicht schlecht - aber tatsächlich nur ein kleiner Baustein. Nach erfolgversprechenden Tests in Nagetieren fallen immer noch 50% durch...
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