Zitat von Meister Petz im Beitrag #25ich glaube die Frage nach Authentizität ist schon wieder viel zu deutsch ..
Siehste, wie gut ich assimiliert bin!
Zitat Und was den Akzent angeht - die Anekdote will es, dass Heinz Rühmann sich bei den Dreharbeiten zum Švejk hinsichtlich des Bemaklns so saudumm angestellt hat, dass Fritz Muliar ihm Nachhilfe geben musste.
Huch, Rühmann als Švejk? ... Also, mit der Assimilation (an Dt.) kann ßich das auch íbrtraibn ein bischl, wenn ßie ßelbst Romanfiguren missn mitmachn, nich? ... Jetzt aber im Ernst: Ich hatte nicht gewusst, dass der Rühmann sich am Švejk versucht hatte und finde allein schon die Vorstellung ziemlich absurd. Oder ist das Vorurteil? Ganz anders der Muliar: Den werd ich mir vllt. mal auf DVD holen ...
Ich denke, so banal diese Feststellunge klingen mag, dass das Problem mit dem deutschen Humor damit zu tun hat, dass das Leben hierzulande eine ernste Sache ist, welches einem höheren Zweck folgt. Dieser höhere Zweck besteht immer in einem bleibenden Wert. Geistig wie materiell. Echtes Lachen ist hingegen etwas flüchtiges, das man nicht festhalten kann. Daher kommt ihm in Deutschland kaum Wert zu.
Humor kann sich also notgedrungen nicht mit dem entstehen von Lachen beschäftigen, um dem Deutschen Lebensgefühl gerecht zu werden. Ein Dilemma.
Echte Kasper, da spreche ich aus Erfahrung, sind einsam mit ihrem Lebensgefühl. Manchmal bewundert oder geliebt -- aber immer unverstanden.
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Zitat von Meister Petz im Beitrag #25ich glaube die Frage nach Authentizität ist schon wieder viel zu deutsch ..
Siehste, wie gut ich assimiliert bin!
Allerdings! Aber das ist auch ein Grund, warum sich deutsche Unterhaltung so schwer tut. Fällt vor allem natürlich bei Produktionen des ÖR-Fernsehens auf. Das ist so bemüht realistisch, dass es einfach nur stinklangweilig ist.
Zitat von jana im Beitrag #26[Huch, Rühmann als Švejk? ... Also, mit der Assimilation (an Dt.) kann ßich das auch íbrtraibn ein bischl, wenn ßie ßelbst Romanfiguren missn mitmachn, nich? ... Jetzt aber im Ernst: Ich hatte nicht gewusst, dass der Rühmann sich am Švejk versucht hatte
Melde gehorsamst, dass ja! Aber es geht noch schlimmer. Hast Du mal eine Maigret-Verfilumg mit Jean Gabin oder Gino Cervi gesehen? Und dann stell Dir mal das Powidlmantschkerl Rühmann in der Rolle vor?. Leider traurige Wahrheit: http://de.wikipedia.org/wiki/Maigret_und...6%C3%9Fter_Fall
Zitat von Meister Petz im Beitrag #28Hast Du mal eine Maigret-Verfilumg mit Jean Gabin oder Gino Cervi gesehen? Und dann stell Dir mal das Powidlmantschkerl Rühmann in der Rolle vor?
Es ist ja schon manchmal erstaunlich, wie Romanfiguren umgesetzt werden. Peter Ustinov ist ja ein guter Schauspieler - war aber als Poirot völlig überdimensioniert.
Dito die zarte alte Dame Miss Marple, die in sehr populären Filmen durch ein robust-fröhliches Nilpferd repräsentiert wird.
Zitat von Meister Petz im Beitrag #28Es ist ja schon manchmal erstaunlich, wie Romanfiguren umgesetzt werden.
Peter Ustinov ist ja ein guter Schauspieler - war aber als Poirot völlig überdimensioniert.
Dito die zarte alte Dame Miss Marple, die in sehr populären Filmen durch ein robust-fröhliches Nilpferd repräsentiert wird.
Ich muss zugeben, dass ich die Filme zuerst gesehen habe und deshalb Ustinov und Rutherford vor Augen habe (ich würde mir keinesfalls Albert Finney vorstellen, wenn ich Mord im Orient-Express lese).
Aber auch das ist die deutsche Frage nach der Authentizität - oft gilt Werktreue als das einzige Kriterium gelungener Romanverfilmungen. Da kommt man auch nicht so leicht aus - ich werde mich bis an mein Lebensende weigern, die Verfilmung von "Elementarteilchen anzuschauen, weil ich den Gedanken nicht ertrage, dass der Bruno von allen Schauspielern auf der Welt ausgerechnet von Moritz Bleibtreu verkörpert wird.
Zitat von Meister Petz im Beitrag #28Zitat von jana im Beitrag #26[Huch, Rühmann als Švejk? ... Also, mit der Assimilation (an Dt.) kann ßich das auch íbrtraibn ein bischl, wenn ßie ßelbst Romanfiguren missn mitmachn, nich? ... Jetzt aber im Ernst: Ich hatte nicht gewusst, dass der Rühmann sich am Švejk versucht hatteMelde gehorsamst, dass ja! Aber es geht noch schlimmer. Hast Du mal eine Maigret-Verfilumg mit Jean Gabin oder Gino Cervi gesehen? Und dann stell Dir mal das Powidlmantschkerl Rühmann in der Rolle vor?. Leider traurige Wahrheit: http://de.wikipedia.org/wiki/Maigret_und...6%C3%9Fter_Fall
Rühmann als Maigret? Nein, das kann ich mir wirklich nicht vorstellen. Maigret ist für mich Jean Gabin. Vor ein paar Jahrzehnten fand ich übrigens ein paar Simenons in Romanform im Sperrmüll und las sie auch. Während ich aber normalerweise einem Buch immer vor dessen Verfilmung Vorzug gebe, war ich von diesen Romanen enttäuscht. Ich fand dort den Maigret schrecklich unsympathisch, dh allen Vorurteilen frönend, die man sich nur vorstellen kann; kurz: die überzogene Karikatur eines Spießers. An den Gabin-Maigret kann ich mich aber inhaltlich nicht mehr erinnern, nur an seinen Habitus; der Gabin war halt ein echter Typ. Möglicherweise war er, als Maigret, nicht "aufgeklärter" denn die Romanfigur, nur dass man (also auch ich) ihm das durchgehen ließ. (?)
Zitat von jana im Beitrag #31Vor ein paar Jahrzehnten fand ich übrigens ein paar Simenons in Romanform im Sperrmüll und las sie auch. Während ich aber normalerweise einem Buch immer vor dessen Verfilmung Vorzug gebe, war ich von diesen Romanen enttäuscht. Ich fand dort den Maigret schrecklich unsympathisch, dh allen Vorurteilen frönend, die man sich nur vorstellen kann; kurz: die überzogene Karikatur eines Spießers.
Ich denke, es ist keine Karikatur, sondern eine akkurate, bisweilen durchaus liebevolle Beschreibung eines Beamten der Dritten Französischen Republik - immerhin stammen die Maigrets aus den 30er Jahren - noch dazu aus der Sicht eines Belgiers!
Zitat von Meister Petz im Beitrag #32Ich denke, es ist keine Karikatur, sondern eine akkurate, bisweilen durchaus liebevolle Beschreibung eines Beamten der Dritten Französischen Republik - immerhin stammen die Maigrets aus den 30er Jahren - noch dazu aus der Sicht eines Belgiers!
Ach so - ja klar - womit wir wieder beim Thread-Thema wären. ... Findest Du nicht, dass die Franzosen (u.zw. bis heute!) das deutsche (etatistische) Ideal bestens verwirklicht haben? ;-) ... Ob das auch auf den Humor zutrifft, weiß ich allerdings nicht ...
Zitat von Meister Petz im Beitrag #30Aber auch das ist die deutsche Frage nach der Authentizität - oft gilt Werktreue als das einzige Kriterium gelungener Romanverfilmungen.
Das ist wohl nicht nur typisch deutsch. Die BBC-Verfilmung von Miss Marple ist extrem werktreu, und genau das wird bei den britischen Kritikern auch besonders lobend hervorgehoben.
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