Es sollte nicht vergessen werden, daß, mit Start übermorgen, das ZDF einen Relaunch der Literarischen Kwateri unternimmt. (Für Südlichter: plattdeutsch "kwatern": plaudern, plappern, schwätzen)
Zitat Übersetzt heißt es so viel wie reden, schwätzen, unaufhörlich sprechen. Entsprechend ist Kwateri das Gerede, der Tratsch. Will man von der Kwateri nichts hören, spricht von Kwaterdikwater, von dummem Gerede. Ein Kwaterbüül ist ein Schwätzer, eine Kwaterdaise eine Schwätzerin. Weniger freundlich klingen die Bezeichnungen Kwatergat oder Kwaterkop für Quatschkopf. Derbe ist der Ausdruck Kwatermäse für eine Schwätzerin. Unabhängig, ob es sich um eine weibliche oder eine männliche Person handelt, nennt man jemanden, der viel und gerne redet, eine Kwaterkunt. Aber es gibt ja auch sprechfaule Menschen, denen man jedes Wort „aus der Nase ziehen“ muss. Da hilft dann Kwaterwater, also z.B. Schnaps, um von solchen Menschen etwas gewahr zu werden.
Danke, Meister Petz, für die Worte. Ich selbst habe Karasek als "Menschen wie Du und Ich" empfunden, der zwar manchmal ein wenig ausschweifend, aber immer mit Begeisterung versuchte er jedem Literatur zu vermitteln und die Freude daran weiterzugeben. Da zeigte sich auch, das er keine elitären Unterschiede empfand. Er war einer von den Guten.
♥lich Nola
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Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken. Zettel im August 2008
Frage in die Runde: Hat ihn eigentlich auch jemand gelesen?
Ich schätzte ihn, als ich noch ferngesehen habe, immer sehr mit seiner vergnügten, begeisterten Art, kannte ihn später auch als Kolumnist für die Berliner Morgenpost. http://www.morgenpost.de/kolumne/karasek/
Aber als Buchautor ist er komplett an mir vorbeigegangen, und diese Bildungslücke würde ich gern schließen. Seine Autobiografie AUF DER FLUCHT scheint mir interessant zu sein.
Karaseks Präsenz - vor allem als persona, in der er als Widerpart MRRs im Literarischen Quartett auffiel, war eigentlich nicht dazu geeignet, Neugier auf seine Urteile oder kritischen Leistungen zu wecken. Ich hatte immer den Eindruck, Leute seines Schlages seien dazu bestimmt, griffige Sentenzen zu liefern, mit denen die Verlage Umschläge & Annoncen bestücken können. (In dem Metier war Thomas Mann einer seiner Vorläufer; in den 20ern gab es das Ondit, ein Verlag könne für ein gutes Buch getrost mit dem Spruch werben: "Noch nicht von Thomas Mann beworben!"). Bei MRR steckte ja hinter all der Clownerie, die er lustvoll gegeben hat, immer die Gewissheit, dass seine Urteile Substanz & Gründe hatten - auch wenn man die nicht teilen mochte. (Und seine Ablehnungen waren öfters überzeugend. Sein heftig negatives Urteil zu Arno Schmidt gehört zu den begründedsten & fundiertesten im Germanistischen Hühnerhaufen - da muss man als Trotzdem-Fan sagen: "stimmt alles, ist mir aber in dem Fall wurscht." Der einzige Dissenz meinerseits betraf seine brüske, umstandslose Ablehnung von Kempowskis Echolot.) Bei Karasek wirkte das mitunter nachgerade selbstreferentiell: Das Buch ist begeisternd, weil HK davon so begeistert ist.
In gewisser Weise war das Literarische Quartett eine Fortsetzung von Michael Pfleghaars Klamauksendung Klimbim aus den 70er Jahren fürs angelegentlich bücherlesende Publikum: Mit MRR in der Rolle des Wichart von Roëll (als grantelnder Opa, dessen innere Uhr vor etlichen Äonen stehengeblieben war), Sigrid Löffler als Wiedergängerin von Elisabeth Volkmanns Jolante (schrill & verkniffen; die Negation des dionysischen Prinzips ohne Kompensation durchs Apollinische), und eben Karasek als Dieter Augustin redivivus. Nur die Rolle der Horrortochter Ingrid Steeger wurde mit wechselnder Rollenverteilung den Ehrengästen überlassen.
Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #5In gewisser Weise war das Literarische Quartett eine Fortsetzung von Michael Pfleghaars Klamauksendung Klimbim aus den 70er Jahren fürs angelegentlich bücherlesende Publikum: Mit MRR in der Rolle des Wichart von Roëll (als grantelnder Opa, dessen innere Uhr vor etlichen Äonen stehengeblieben war), Sigrid Löffler als Wiedergängerin von Elisabeth Volkmanns Jolante (schrill & verkniffen; die Negation des dionysischen Prinzips ohne Kompensation durchs Apollinische), und eben Karasek als Dieter Augustin redivivus. Nur die Rolle der Horrortochter Ingrid Steeger wurde mit wechselnder Rollenverteilung den Ehrengästen überlassen.
Das sehe ich sofort als pointierten Zusammenschnitt auf Youtube vor mir!
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #5Sein heftig negatives Urteil zu Arno Schmidt gehört zu den begründedsten & fundiertesten im Germanistischen Hühnerhaufen - da muss man als Trotzdem-Fan sagen: "stimmt alles, ist mir aber in dem Fall wurscht."
Meinen Sie das hier? Da macht sich MRR zwar über den "arrivierten Avantgardisten" lustig und zitiert auch zugegeben umfassend aus dem Werk, zeigt aber doch, daß ihm der eigentliche Zugang verschlossen geblieben ist. Wenn er dies schreibt -
Zitat Es geschieht sehr wenig, in der Regel dominieren Wohnküchen-Gespräche und Spaziergänge, stets sind Reflexionen und Bemerkungen über verschiedene Themen eingeflochten.
- dann ist das so, als faßte ein Opernkritiker die neueste Inszenierung von Don Giovanni mit den Worten zusammen, Personen in altmodischen Kostümen standen auf der Bühne herum und sangen, meistens abwechselnd. Dazu schrammelte ein Orchester. Da kommen einem die Tränen - jedenfalls jemandem, der wie ich in Griffweite des Schreibtischs einen roten Notfallkasten mit KAFF auch Mare Crisium oder wenigstens der Gelehrtenrepublik bereithält, als geistige Sauerstoffmaske gegen seelische Erstickungsanfälle.
MRR schreibt hier viel und es stimmt schon, aber als Begründung für seine Ablehnung läuft es doch auf 1 subjektives "Dath gefällt mirr nicht" hinaus.
Aus dem allerdings geringen Kreis meiner Bekannten, die sich überhaupt für deutsche Literatur interessieren, ist mir eine gewisse Dichotomie auffällig: der Arno-Schmidt-Fanclub ist deutlich von der Thomas-Mann-Verehrergemeinde disjungiert. Ist das nur ein Zufall meiner kleinen Stichprobe, oder hat das materielle Gründe?
PS. Für diejenigen von uns, die die Fata Morgana einer Verständigung zwischen den "Schriftreligionen" nicht so froh macht wie die bibelfeste Schutzmantelmadonna in Berlin oder die Missionare der Deutschen Evangelischen Allianz, weil wir gerne auch mal eine unheilige Schrift lesen, ist Kosmas oder Vom Berge des Nordens - übrigens auch so eine Migrationsgeschichte - aktueller denn je. "Ach was! Ihr denkt immer noch viel zu gut von den Brüdern!"
Zitat von Fluminist im Beitrag #7 ... eine gewisse Dichotomie auffällig: der Arno-Schmidt-Fanclub ist deutlich von der Thomas-Mann-Verehrergemeinde disjungiert.
Und ich hänge völlig zwischen den Stühlen - mir gefallen beide Autoren nicht ...
Zitat von Fluminist im Beitrag #7 ... eine gewisse Dichotomie auffällig: der Arno-Schmidt-Fanclub ist deutlich von der Thomas-Mann-Verehrergemeinde disjungiert.
Und ich hänge völlig zwischen den Stühlen - mir gefallen beide Autoren nicht ...
Das gibt es natürlich auch, ist wohl der häufigste Fall. Aber jemand, der beide für genial hält, ist mir noch nicht begegnet. Das kann natürlich reiner Zufall sein, das Produkt zweier kleiner Wahrscheinlichkeiten ist schließlich sehr klein.
Zitat von Fluminist im Beitrag #9Aber jemand, der beide für genial hält, ist mir noch nicht begegnet.
Kommt trotzdem vor (auch wenn im Fall TM das "genial" leicht tiefer zu hängen ist). Einer schreibt sogar in diesem Thread. Aber meist ist das wie Hund & Katz.
Zitat von Pooh's Corner, Die ZEIT, 29. Nov. 1996Das vorvorletzte Buch, das ich übersetzt habe, stürmt die Sellerlisten wie Schmidts Katze, seitdem Reich-Ranicki im Dichterquartett geschäumt hatte, die Leute, die da drin vorkämen, interessierten ihn nicht, ihn interessierten nur Lübecker Patrizierfamilien. "Lübische Patrizierfamilien heißt das, du schäumender Ausländer!" habe ich den Fernseh angeschnauzt. "Außerdem findet alles, was du in dem Buch vermißt, im Kopf des Lesers statt, vorausgesetzt, es hat einen, und vorausgesetzt, er hat einen!" Was denn nun noch alles.
Zitat Das kann natürlich reiner Zufall sein, das Produkt zweier kleiner Wahrscheinlichkeiten ist schließlich sehr klein.
Schmidt meinte das ja exakt taxieren zu können: 3. Wurzel aus P:
Zitat von Gunar Ortlepp, Spigel-Iv. aus Anlaß von Zettels TraumIch habe gefragt: "Herr Schmidt, "Zettels Traum' ist da -- wer soll ihn lesen?" SCHMIDT: "[W]as meine Leser betrifft, da hat sich mir ein sehr schöner Erfahrungssatz ergeben: Die eigentlichen Kulturträger in einer Nation oder in jeder größeren Ansammlung von Menschen -- und unter Kulturträgern verstehe ich diejenigen, die sich nun wirklich fleißig, mit viel Ausdauer, viel Kosten, viel Mühe und Feinempfinden in die Kunstwerke vertiefen, die die Menschheit besitzt -. die Zahl dieser Kulturträger erhalten Sie, wenn Sie die dritte Wurzel aus P ziehen, wobei P für Population oder Bevölkerung steht. "Das sind bei 60 Millionen Einwohnern in Westdeutschland etwa 390. Mehr sind es nicht. Ich will gerne zugeben, daß um die herum eine schon etwas blassere Aura von vier- bis fünftausend vorhanden ist. Wenn Sie jetzt die eigentlichen Kulturerzeuger von mir wissen wollen, dann müssen Sie aus diesen 390 noch mal die dritte Wurzel ziehen. Das sind dann höchstens sieben bis acht." "Können Sie mir diese sieben bis acht ... SCHMIDT: "Nein, ich bin höflich: Selbst die kann ich nicht nennen! Es würde in Deutschland im Augenblick schwerhalten. die aufzutreiben.
Zitat von Frank Böhmert im Beitrag #4Seine Autobiografie AUF DER FLUCHT scheint mir interessant zu sein.
Man darf da nicht zu viel erwarten. Das ist, wie in dem Janger (Hofrat Behrends) nicht selten, ein fast völlig atmosphäreloses Buch, das einen ziemlich kühl zurücklässt. Ein leidenschaftsloses Parlando, dessen Tonfall nie über einen unverbindlichen Plauderton hinauskommt; die Neigung, alles mit der gleichen, gleichsam desinteressierten Distanz zu sehen, ob das Aufwachsen im 3. Reich, die stalinistische Früh-DDR oder die 50er im Westen, lässt einen als Leser ebenso kühl: Aha, soso. Arno Schmidt kommt übrigens nicht vor; & Thomas Mann nur so:
Zitat von Auf der FluchtOliver Storz war in den späten fünfziger Jahren Kulurredakteur bei der 'Stuttgarter Zeitung', ein begnadeter süffiger Schreiber. Wir haben zur gleichen Zeit die Schiller-Rede von Thomas Mann gehört, er als Redakteur im Theater, ich als Student am Radio; in der der kühl-ironische Thomas Mann fast mit Wärme von Schillers Dramen als einer Art 'höheren Indianerspielens' sprach und mit großer Bewegtheit das Vermächtnis des Marquis Posa im 'Don Carlos' an seinen Freund, den Infanten Carlos, zitierten: 'Sagen Sie ihm, dass er für die Träume seiner Jugend / Soll Achtung tragen, wenn er ein Mann sein wird.' Ich habe diese Sätze und die Rührung, mit der sie der alte Thomas Mann zitierte, nie wieder vergessen - und sie manchmal auch zu leben versucht, manchmal. (S.343)
Süffig geht anders. Das Buch ist zudem, wie so oft bei unsystematischen Rückblicken, à la maniere Tristram Shandy geschrieben: lauter angefangene Episoden, die abrupt in assoziative Abzweigungen überleiten; keine zu Ende geführt. Mitunter wird die mangelnde temporale Trennschärfe bizarr:
Zitat Mit meinen Eltern konnte ich nie über Ossietzky oder Kafka oder Karl Kraus sprechen. Sie hättten das Entsetzen nicht verstanden, das mich erfasste, als ich von den Bücherverbrennungen erfuhr. Sie hätten meine Sympathie für Reich-Ranicki, Billy Wilder, für Kertész nicht verstanden, schon allein deshalb nicht, weil sie weder Kertész noch Tisma, weder Tucholsky noch Karl Kraus gelesen hatten. (293-4)
Wir befinden uns memoirenmäßig im Jahr 1952 & ich bin mir ziemlich sicher, daß zu dem Zeitpunkt HK selbst nichts von Aleksandar Tisma oder Imre Kertész gelesen hatte. Überhaupt: Verruchte 50er Jahre:
Zitat Als wir ins Tübinger Freibad kamen und uns nach dem Umziehen wieder trafen, sah ich, daß sie auch ochsenblutrote Zehennägel hatte. Und einen Bikini! - noch dazu einen getigerten oder leopardisierten. Als sie mit trägen Schritten über die Wiese ging, durchschritt sie ein Spalier von Menschen, die sie ungläugib ansahen. Die verderbte Welt schien ins pietistische Tübingen eingebrochen ... Wir unterhielten uns. Sie war eine unschuldige, unbedrafte Seele, ein kleines, artikulationsschwaches Mädchen, das für die Tübinger Provinz aussah wie ein Vamp. ... Als Hanne wiederkam, sagte sie, es sei aus. Ein ihrer Studienfreundinnen habe mich mit dem Bikini-Tiger im Bad gesehen. Ob ich mich nicht schäme, mit einem solchen Mädchen herumzulaufen.. ich hatte Hanne in Gedanken, in Worten und in Taten "mein Reh" genannt oder "mein Rehlein". Nicht sehr geistreich, aber ganz im Geist der Zeit. Oder auch 'mein Fohlen'. (S.330)
Usw. usf. Das Buch hat 539 Seiten.
Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire
Zitat von Fluminist im Beitrag #7KAFF auch Mare Crisium oder wenigstens der Gelehrtenrepublik
Man sollte vielleicht im Hinterkopf behalten (oder auch nicht: zu-nahes-Hinsehen resultiert ja in einer Kammerdienerperspektive: Il n'y a point de héros pour son valet de chambre), daß Schmidts längere Erzähltexte (die Typoskriptromane also aussen vor) ziemlich hastig aufs Papier geworfen sind. Das erwartet man bei der vertrackten Verschachteltheit & dem Assonanzenreichtumg nicht. AS ist immer furchtbar schwer in die Hufe gekommen; die obsessive Zettelnotiererei hat auch sehr viel mit Prokrastination zu tun (auf den Zetteln selbst, die man jeden Tag bei der Arno-Schmidt-Stiftung einsehen kann, stehen ja nur je 4-6 Worte: kurze Phrasen, Namen, Quellenangaben u.ä.). KAFF ist in gut 3 Wochen in die Maschine gehauen (in 2 Schüben über 2 Monate verteilt); die Gelehrtenrepublik in sage & schreibe genau 10 Tagen - vom 10.-20.7.55. Das war 3 Monate nach Schmidts endgültigem Zerwürfnis mit Rowohlt, das sich seit '52 abgezeichnet hatte: Brand's Haide & Die Umsiedler hat Weyrauch als Lektor noch durchgekriegt; Der Faun ist dann 1/2 Jahr hin-und-hergeschickt worden, weil Rowohlt der Ansicht war, AS würde immer nur das gleiche unverkäufliche Buch nochmal abliefern (er hatte 1 gutes Gespür für dergleichen); Schmidt ist dann, wie es seine Art war, stets für 3 Tage mordsmäßig ausgerastet & Frau Alice verzeichnet lauter Äußerungen im Tagebuch, die in diesem Forum Lichtjahre jenseits des Zitierfähigen liegen. AS stand ohne Hausverlag & ohne Übersetzungsaufträge da; das war noch, bevor die großen Funkfeatures für den Südwestfunk von Andersch je 500.- einfuhren; ab Herbst kommen dann die "Brotarbeiten"; die Ausschlachtungen des angesammelten Materials für die Zeitungsartikel, hinzu. Schmidt hatte seit März 55 Zettel für "irgendeine Zukunftsvision" angesammelt, ohne, wie üblich, zu Potte zu kommen. Ernst Krawehl vom Stahlberg-Verlag hat ihn dann, ganz-kurzfristig, kontaktiert (das war von Ernst Krueder vermittelt; AS hat nie davon erfahren) & ihn beim ersten Besuch id Inselstraße in Darmstadt gefragt, ob er etwas fertig hätte, da man evt. im nächsten Herbst bringen könnte. Arno meinte,er habe ein ganzes Buch zu 3/4 fertig; Alice fragt, ob das nicht mit sofortigem Vorschuss verbunden werden könne; Krawehl verspricht 600.- auf die Kralle (Schmidts hatten ja kein Bankkonto), falls das bis Anfang August abgeliefert wird, um noch bis zur Buchmesse in Druck zu gehen; Schmidt verfällt 2 Tage in katatonische Schockstarre & schreibt als ersten Satz am 10. mit Bleistift: "Jetzt heißt es schuften & schmieren!" (mit Ampersand). 10 Tage Tippen, zwei Vormittage Korrektur. So entsteht unsterbliche Literatur.
L'écrivain allemand Arno Schmidt écrit beaucoup & trop vite - du sublime et du sâle en manière de scandale - jusqu'à le lecteur rend son esprit.
Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire
Hier noch einmal eine Perle Karasekscher Kritikasterey:
Zitat Anjefangen hat alles, det mein Wuttke - die vom Archiv nannten ihn Fonty - jesehn hat, wie ick Jünter Jrass am Lesen bin, im Garten. Und wie ich da so selig eingenickt bin über die Lektüre, da is er eifersüchtig jeworden. Und jebrüllt hat er: Hast du es mit G.? Und von da an war F. angesagt, nein, nicht wat sie so denken, nee, ich bin ja ne olle anständje Frau. Nein, mit F. meinte er nich fögeln, sondern daß er mir Fontane rezitierte. Ständig. Bis zum Abwinken!
Schuld war eijentlich dieser Jrass, dieser Jünter. Weil, der hat sich kolossal gefuchst, daß die Deutschen "Wir sind ein Volk!" jerufen haben in Leipzig, wo sie doch hätten rufen müssen: "Wir sind eine Föderation", wenn es nach dem Jrass jegangen hätte sein... und er wäre dann auch der wichtigste Mittler jeworden inne Föderation, so zwischen Ost und West.
Und vielleicht war der Jrass ooch kolossal jekränkt, weil sie ihm am 4. November auf den Alex nich ham quatschen lassen mit dem Heym und der Christa Wolf, und wo sie den Heiner Müller ausjepfiffen ham. Und da mußte mein Wuttke reden für den Jrass, und er hat was von Fontane jerufen: "Viel Geschrei und wenig Wolle!" Oder war's "Viel Wolle und wenig Geschrei?"
Und dann hat er dem Kollegen Schädlich eine Fijur weggeborgt, den ewigen Spitzel, Tallhover oder Hoftaller. Is ja auch ejal. Kolossal ejal.
Der Schädlich, potz Blitz, der war erst kolossal sauer und hat so ein bißchen herumjedruckst. Weil er die Fijur, den Stasi-Tallhover nich herjeben wollte für die These oder so von den Jrass: dat es immer Spitzel gibt und daß die nett sind und Kranken wat Jutes zu Essen kochen. Und daß der Paternoster ein Symbol ist.
Weil mal geht es rauf und dann wieder runter. So kolossal tief kann er sein, der Jrass. Und in dem Paternoster in der Treuhand, da fährt die deutsche Jeschichte auf und ab: Erst der Göring, dann der Ulbricht, der Rohwedder oder die Birgit Breuel, die meinen Fonty, weil er Fontane kennt, an Frau Jenny Treibel erinnert. Sachen jibt's!
Aber das war denn auch ejal. Weil da is Fontys Enkelin jekommen aus Frankreich, echt französisch und hat sogar immer "Mais non!" gesagt, kolossal französisch. Und "zartbitter" hat sie mein Fonty immer genannt, zartbitter! Und denn is er mit ihr wegjemacht, abjehaun. Weg war er. Zigaretten holen. Mir kanner viel erzähln, daß det seine Enkelin ist, Holzauge sei wachsam.
Und ick sitz alleene da, mit mein Jrass, der so grassgrämig griesdämlich seit die Einheit is, aber das ist ein zweites Feld!
Zitat von Meister Petz im Beitrag #15Hier noch einmal eine Perle Karasekscher Kritikasterey
Wenn ick son mies nachjemachtet Berlinerisch sehe, krie'ick die Krätze...
-- Bevor ich mit den Wölfen heule, werd‘ ich lieber harzig, warzig grau, verwandele ich mich in eine Eule oder vielleicht in eine graue Sau. (Reinhard Mey)
Zitat von Meister Petz im Beitrag #15Hier noch einmal eine Perle Karasekscher Kritikasterey
Wenn ick son mies nachjemachtet Berlinerisch sehe, krie'ick die Krätze...
Ich glaube, du brauchst deinen Astralkörper nicht mit Permithrinsalbe einschmieren. Karasek parodiert hier m. E. das Danziger Preußisch, das auch in Grassens Büchern ständig vorkommt: "Na Ginterchen, biss abä groß jeworden".
Zitat von Meister Petz im Beitrag #18ch glaube, du brauchst deinen Astralkörper nicht mit Permithrinsalbe einschmieren. Karasek parodiert hier m. E. das Danziger Preußisch, das auch in Grassens Büchern ständig vorkommt: "Na Ginterchen, biss abä groß jeworden".
Dann bitte ich um Entschuldigung für meine Unkenntnis der Idiome verlorener Reichsgebiete.
-- Bevor ich mit den Wölfen heule, werd‘ ich lieber harzig, warzig grau, verwandele ich mich in eine Eule oder vielleicht in eine graue Sau. (Reinhard Mey)
Zitat von Meister Petz im Beitrag #18ch glaube, du brauchst deinen Astralkörper nicht mit Permithrinsalbe einschmieren. Karasek parodiert hier m. E. das Danziger Preußisch, das auch in Grassens Büchern ständig vorkommt: "Na Ginterchen, biss abä groß jeworden".
Dann bitte ich um Entschuldigung für meine Unkenntnis der Idiome verlorener Reichsgebiete.
Wobei deine Beobachtung auch was für sich hat, die Danziger sagen nicht "icke"
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