Der Hinweis auf Bullberbyn ist insofern sehr passend, als der schwedische Krimi traditionell sein Moment aus dem Einbruch des fiesen Fiesen ins geordnete Folkhem bezieht: also eigentlich müssten die sich alle vertragen... Ist sicher kein Zufall, dass die ersten richtigen Schwedenkrimis, die vor Larsson & Mankell das Trittmuster ausgelegt haben, die von Sjöwall & Wahlöö waren - die beide in der Wolle gefärbte Kommunisten waren & deshalb in den Sozen noch das strukturell endemisch Bösbürgerliche witterten. Das Problem mit solchen als Sozialunterweisungsanleitung angelegten policiers liegt immer darin, daß die Welt sich nicht ändert, sondern von Fall zu Fall die Verkommenheit zunimmt & die Helden gegen immer größere, höher angesiedeltere & raumgreifendere Windmühlen angehen. (Und immer verbiesteter & nerviger werden.) Das war auch mit den Vertretern in den USA so, die so-richtig-ernsthaft die Literatur mit der Welt velwechserten: Bei Rex Miller & Patricia Cornwall. Angesichts von Mankells BDS-Getue & Dashiell Hammetts stockverbohrtem Parteikommunismus frage ich mich übrigens: ist das notwendig, in politicis ein Brett von >5 Zoll Stärke vor der Stirn zu haben, um brauchbare Politkrimis zu schreiben, oder ist das ein belangloses Epiphänomen?
Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #2Angesichts von Mankells BDS-Getue & Dashiell Hammetts stockverbohrtem Parteikommunismus frage ich mich übrigens: ist das notwendig, in politicis ein Brett von >5 Zoll Stärke vor der Stirn zu haben, um brauchbare Politkrimis zu schreiben, oder ist das ein belangloses Epiphänomen?
Epiphänomen. Im Gegenteil, Erfahrung mit dem Gegenstand der Erzählung ist deutlich vorteilhafter - der meiner Ansicht beste Politthriller der letzten 20 Jahre (Sons of Fortune) stammt vom ehemaligen Tory Jeff Archer, die Finanzthriller von Michael Ridpath sind großes Kino, und auch wenn Spörl selbstapolgetisch John Grisham - den er ja gern liest - zum Linken machen will, nur weil er Demokrat und Todesstrafengegner ist, bleibt er trotzdem ein praktizierender Southern Baptist und ist allein dadurch schon Lichtjahre von den Mankells dieser Welt weg.
Ihre Analyse finde ich sehr beachtlich, danke. Mankells Bücher sind ohne Zweifel spannend, sie spielen jedoch in einer Welt, die es heute - zumal in Skandinavien - nicht mehr gibt. Vielleicht war das für ihn noch ein Stück heile Welt. Ob er sich über die Überflutung Schwedens mit arabischen Massen gefreut haben mag, kann ich mir nicht vorstellen.
Oder vielleicht doch: Ich lese keine Bücher mehr von ihm, da ich seine klar antisemitische Grundeinstellung verachte.
Ich habe in meiner Jugend so einiges von Mankell gelesen. Einen bleibenden Eindruck hat keines seiner Werke hinterlassen. Typische Unterhaltungsliteratur eben.
Bezüglich des im Text angesprochenen Tatorts, kann ich nur immer wieder den Tatort in 123 Sekunden empfehlen. Hat man den gesehen, kann man sich jeden weiteren Tatort sparen ... und stattdessen z.B. ein gutes Buch lesen.
Political Correctness ist nichts anderes als betreutes Denken.
Vielen Dank für den Hinweis auf Michael Ridpath, lieber Meister Petz!
Den guten Mann merke ich mir. Wer auf seiner Homepage über die üblichen Blurbs [Reklamezitate] schreibt: "Some of the nicer things people have said about my books [einige der freundlicheren Sachen, die Leute über meine Bücher gesagt haben]", beweist zumindest schon mal Humor.
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #2ist das notwendig, in politicis ein Brett von >5 Zoll Stärke vor der Stirn zu haben, um brauchbare Politkrimis zu schreiben, oder ist das ein belangloses Epiphänomen?
Es hat ja den ein oder anderen sogar zum Literaturnobelpreis gebracht. Für die Qualität des Romans dürfte das aber völlig unerheblich sein. Doch es steigert natürlich die Auflagezahlen, wenn die Leser neben einer gut erzählten Story sich noch wohl fühlen dürfen und ein warmes Herz bekommen.
------ "Kurz, womit konnte die Disharmonie einer so schwachen, unruhigen, sich selbst widersprechenden Regierung als mit Barbarei und dem Tode aller vernünftigen, nützlichen Literatur endigen? Hier war kein Griechenland, kein Rom mehr; Europa war ein dunkles Getümmel ziehender Barbaren." (J.G.v.H.)
Zitat von Robin im Beitrag #8Es hat ja den ein oder anderen sogar zum Literaturnobelpreis gebracht.
Um bei Island zu bleiben: Halldór Laxness zum Bleistift. Zu Michael Ridpaths Islandkrimis gibt es übrigens auf seiner Netzseite ein Interview auf Deutsch:
Zitat Diese Sagas sind zutiefst im nationalen Bewusstsein Islands verankert. Zumeist wurden diese Sagas erstmals im 13. Jahrhundert aufgeschrieben und erzählen Geschichten über die Wikinger, welche diese Region im 10. Jahrhundert besiedelt haben. Ein wenig erinnern diese Geschichten an modernen Krimis: prägnante Charakterisierungen, viel Action, bunte Charaktere: Thorolf Lame Foot, Ketil Flat Nose und Ulf the Unwashed sind meine Favoriten. Natürlich gibt es da auch viel Blutvergießen, aber auch Wollust, Eifersucht, Trunkenheit und viele Auseinandersetzungen.
Ist das der Grund warum sie eine Saga in “Fluch” eingebaut haben?
Absolut. Ich habe mich für einen Professor des Isländischen entschieden, der eine verloren geglaubte Saga entdeckt. Was ist aber so besonders an dieser Saga? Ich wollte etwas wirklich Großes haben, etwas das auch außerhalb Islands nachhallen würde. Die Antwort kam sehr schnell: “Herr der Ringe”! Ich war verblüfft, weil etwas passierte, dass eigentlich nie passiert: je mehr ich über Tolkien und die Sagas in Erfahrung brachte wusste, desto mehr hat alles zusammengepasst. Der Autor von “Lord of the Rings”, J.R.R. Tolkien, war seit der Kindheit von isländischen Sagas besessen, seit dem er die Übersetzung der „Saga of the Volsungs“ zum ersten Mal gelesen hat. Er hat in den 20ern den Old Norse Drinking Club an der Universität in Leeds gegründet, wo isländische Trinklieder gesungen und Sagas gelesen wurden. Und dann stellt es sich heraus, dass es in Island einen verdammt großen Vulkan gibt, den Mount Hekla und der die ganze Zeit aktiv ist. Im Mittelalter war er bekannt als „Mund der Hölle“ und somit perfekter Ort, wo man einen Ring hineinwerfen kann. Die bekannteste verlorene Saga in Island ist die „Gaukur Saga. Man weiß nicht viel über Gaukur – nur soviel, dass er auf einer Farm namens Stöng im Schatten des Mount Hekla lebte. Bei einer Eruption im Jahr 1104 wurde die Farm komplet mit Lava und Asche bedeckt und erst wieder 1939 wiederentdeckt. Alles hat ideal zusammengepasst!
Zitat Mankell war, was offenbar zur Grundausstattung guter Krimiautoren gehört, ein linker Moralist und ein engagierter Mensch.
Daraus schließe ich, daß der SpOn-Autor noch nie einen guten Krimi gelesen hat. Autoren wie Dorothy Sayers, George Simenon, Martha Grimes oder Fred Vargas sind alles, aber bestimmt keine "linken Moralisten".
Zitat von Tiefseetaucher im Beitrag #6Hat man den gesehen, kann man sich jeden weiteren Tatort sparen ...
Aber nicht die aus Münster! Börne und Thiel nehmen die üblichen Tatort-Klischées wunderbar auf die Schippe und haben mit den Qualitätsmängeln der übrigen Folgen fast nichts zu tun.
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #2Ist sicher kein Zufall, dass die ersten richtigen Schwedenkrimis, die vor Larsson & Mankell das Trittmuster ausgelegt haben, die von Sjöwall & Wahlöö waren - die beide in der Wolle gefärbte Kommunisten waren & deshalb in den Sozen noch das strukturell endemisch Bösbürgerliche witterten.
Ja, aber Sjöwall&Wahlöö sind wenigstens gute Krimischreiber, da hatte die Story noch einen Tiefgang. Und ein Gutteil der Krimis waren eben auch rein kriminologisch, ohne dass hinter jedem Verbrechen gleich das Antlitz des Kapitalisten lauerte. Da war Mankell meilenweit davon entfernt, wie so viele derzeitige Schwedenkrimis. Da geht es nämlich nicht um das wirkliche Schweden, sondern um das Bild der Schweden von Schweden (oder in anderen Fällen um unser Bild von Schweden). Und daran arbeitet man sich ab.
Stieg Larsson schreibt übrigens auch ganz nett, aber eher thrillerhaft - das waren keine Krimis, das sind Thriller.
Zitat von Krischan im Beitrag #12das waren keine Krimis, das sind Thriller.
Das sind eben die beiden klassischen Spielarten der klassischen Kriminalliteratur: der who-done-it & how-catch-'em, "Blindekuh" vs. "Fang-mich-doch" (wobei der Modus im Lauf des Texts von a zu b wechseln kann). Es gibt natürlich auch noch die 3. Variante, die ins Metaphysische lappt & oft onto-, eschato- oder absurd-logische Parabeln der condition humaine liefert, mit Chesterton als Großmeister (obwohl der Genrebegründer hier Dostojewski ist. Es gibt praktisch keine Abhandlung über den "film noir" oder dessen papierene Variante, die einem nicht existenzphilosopisch schwer auf den Keks geht). Was auch als Grund vermutet worden ist, warum es so viele geistliche Schnüffler in diesem Metier gibt. In Wirklichkeit liegts natürlich daran, daß die a) neutral sind, b) jede Menge Zeit haben, wg. berufslos, c) mit einer unendlichen klatschbasigen Neugier gesegnet sind; mithin ideale Protagonisten darstellen.
Da hier auch schon vom "Tatort" die Rede war, darf ich mich vielleicht als jemand outen, der "Schwedenkrimis" nur vom Fernsehen her kennt. Also vom Ausschalten: Wenig Licht, düstere Stimmung, kahle, kalte Städte, mürrische Gesichter, tonlos hingeworfene Wortfetzen - das muss die Verfilmung eines "Schwedenkrimis" sein!
-- Bevor ich mit den Wölfen heule, werd‘ ich lieber harzig, warzig grau, verwandele ich mich in eine Eule oder vielleicht in eine graue Sau. (Reinhard Mey)
Man sollte vielleicht im Auge behalten, dass die Wallanderitis eine ziemlich zentraleuropäische, womöglich nur heftig deutsche Angelegenheit ist. Auf der anderen Seite des großen Teichs (wo man durchaus 1 Antenne für altweltliches Kuddelmuddel haben kann: sh. Janwillem van de Wetering oder früher Simenon) ist das mit kühlem Desinteresse zur Kenntnis genommen worden. Die New York Times, linken Vögeln durchaus geneigt, rückt kühl die Prioritäten gerade:
Zitat von NYT, 06 Oct 2015A virulent critic of Israel, he denounced the two-state solution as fraudulent. Writing for a leftist political blog, Pulse, after a visit to Israel and the West Bank in 2009, he called for “the fall of this disgraceful apartheid system.” In 2010 he was aboard one of the ships in the flotilla that tried to break Israel’s blockade of Gaza. In a confrontation with Israeli forces on one of the boats, nine people were killed. Mr. Mankell, who was on another vessel, was arrested and deported.
He is survived by his wife, Ms. Bergman, and a son, Jon.
Mr. Mankell chafed at his failure to reach a broader audience outside Sweden for his many works besides the Wallander series. In all, he wrote more than 40 volumes of fiction and 40 plays.
But some critics suggested that like other mystery writers seeking higher literary recognition, Mr. Mankell could not escape the stylistic limitations of the detective genre.
In a 2007 Times review of his World War I-era naval novel “Depths,” Lucy Ellmann described Mr. Mankell as “encumbered with all those irritating little habits mystery writers can develop: staccato sentences, paragraphs and chapters,” as well as “that old audience-grabber, plot for plot’s sake, in the form of a murder every now and then (even the cat gets killed).”
Zitat von Tiefseetaucher im Beitrag #6Hat man den gesehen, kann man sich jeden weiteren Tatort sparen ...
Aber nicht die aus Münster! Börne und Thiel nehmen die üblichen Tatort-Klischées wunderbar auf die Schippe und haben mit den Qualitätsmängeln der übrigen Folgen fast nichts zu tun.
Börne und Thiel sind ja nur deswegen unterhaltsam, weil die jeweiligen Mordfälle nicht mehr als eine austauschbare Rahmenhandlung sind, um diese wundervollen Karikaturen zu inszenieren. Man merkt das allein schon daran, dass sie in der Regel recht einfallslos konstruiert sind, in gefühlt jeder zweiten Folge wird das Mordopfer von Thiels Vatter beim Taxifahren entdeckt . Macht alles Riesenspaß, aber dass es ein Krimi ist, ist Nebensache.
Unterhaltsame Tatorte, die auch als Krimis funktioniert haben, sind die älteren Leitmayr/Batic-Folgen, vor allem ganz am Anfang, wo noch der völlig politisch unkorrekte Assistent Menzinger ("Ivo, hast zvui Paprika im Bluat?") dabei ist. Die waren auch immer recht stark im Lokalkolorit, anstatt nur die üblichen Verdächtigen zu "entlarven". Ist aber leider auch Vergangenheit.
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag RE: Die NationaltrachtWirkliche Mönsteraner erkennt man daran, daß man sie a) mit Plattdeutsch in einen Kulturschock versetzt & b) daß ihnen Preußen Münster Hekuba ist.
3. konstitutives Merkmal: Kein wirklicher Münstereingeborener hat je einen Münster-Tatort gesehen; weder Wilsberg noch B&T. Hat wie der Treterverein seine Fanbasis im Umland. Ist nb. recht genau 2 Jahre her, daß ich dem Aufnahmewagen (neudeutsch: Second Unit) vom Arbeitszimmer bei Außenaufnahmen zuletzt zusehen konnte. Wenn die hundert Meter weiter vor der Überwasserkirche drehen, weiß man, es wird 1 Wilsberg.
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Zitat von Werwohlf im Beitrag #14Da hier auch schon vom "Tatort" die Rede war, darf ich mich vielleicht als jemand outen, der "Schwedenkrimis" nur vom Fernsehen her kennt. Also vom Ausschalten: Wenig Licht, düstere Stimmung, kahle, kalte Städte, mürrische Gesichter, tonlos hingeworfene Wortfetzen - das muss die Verfilmung eines "Schwedenkrimis" sein!
Hm, aber genau so sieht es eben auch in Schweden aus, während der 9 Monate Herbst/Winter/Spätwinter. Kein Wunder, dass die Schweden in der Genußmittel-Weltrangliste ganz vorne mitspielen, bei soviel Dunkelheit braucht man nunmal künstliche Stimmungsaufheller
Ich frag mich schon lange, warum wir Deutschen so ein depressives Volk sin. Allein diese düstere Stimmung vergällt mir alles. Ich möchte ja unterhalten werden wenn ich einen Krimi lese. Und nicht runtergezogen werden. Im Winter kommt man da ja gar nicht mehr aus der schlechten Stimmung.
Als Gegenprogramm gab's auf einem Bezahlsender von sky eine Krimireihe namens "Death In Paradise"- War jetzt sicher nicht die Serie die irgendwelche Preise gewinnen wird, lockere nicht allzu anspruchsvolle Unterhaltung. Aber die Kulisse! Auf einer fiktiven Karibik/ Südsee Insel war die Reihe angesiedelt. Da hat man was zum träumen. Und nicht Schweden im November!
Zu "Death in Paradise" gab es auch schon hohes Lob von Jay Loomings aus silvae:
Zitat von MONTAG, 10. FEBRUAR 2014, 'Janker'Falls Sie letzte Woche Mord an Bord aus der wunderbaren Serie Death in Paradise gesehen haben: sie war die geheimnisvolle Fremde, die gegen Ende der Sendung vom Balkon gestürzt wurde. Death in Paradise ist ja bei vielen Zuschauern schon Kult, und das nicht unberechtigt: Detektivfälle nach dem klassischen Muster des whodunit in tropischer Umgebung. ... All diese von der BBC angerührten Zutaten sind nur das Grundrezept für eine erfolgreiche Serie. Denn ohne Ben Miller als Detective Inspector Richard Poole, den man aus London auf diese Insel geschickt hat, wäre das Ganze nichts. Während seine schnuckelige Assistentin in legerer Freizeitkleidung herumläuft, trägt DI Poole das, was er auch in London tragen würde: dunkle Anzüge. Selbst am Strand. Somerset Maughams ➱Mr Warburton hätte das gefallen. Es ist gar nicht so einfach, bei 40 Grad Celsius in einem grauen oder blauen Anzug gut auszusehen. Doch für diese Rolle muss das sein. Ben Miller hatte vor den Dreharbeiten einen ehemaligen Polizeioffizier der Metropolitan Police getroffen, der in der Karibik stationiert gewesen war und der ihm sagte: We have to wear our suits because we’re representing the Crown. Suit, tie, collar, the whole thing. We hate it.
Zuerst hat Ben Miller bei seinen Oberhemden den Hemdrücken abgeschnitten, aber das klebten sein Rücken am Jackettfutter fest. Zu Beginn der Dreharbeiten hatte er einen Hitzschlag: It was awful and I did collapse from the heat in the first series but my character was also suffering, so at least there was no acting involved there! My top tip is to get all full-length shots done before lunchtime, when it’s cooler. Then you can spend the rest of the day with a suit on top and shorts and flip-flops out of shot underneath. In any given shot, if there’s an item of my clothing you can’t see, I’m not wearing it.
Zum Stil gehört eben auch Haltung. Und Stil gehört im Deutschen morality play zum Besteck der Übelen. In der Anglgosphäre geht das auch anders, wie bei Sir Peter Wimsey oder Nero Wolfe*. Hier reicht es höchstens zu Kir Royal, weil man da fröhlich entschlossen ist, Teil des Problems anstatt der Lösung zu sein. Da schlägt eben das Erbe des protestantischen Pfarrhauses durch, in der Politik wie im Krimi. In Deutschland wie in Schweden.
* Die repektiven U-Literaturen haben bezeichnenderweise konträre Mount Everests : Miltons "Paradise Lost" dort, "Faust" hier. Es geht um die Verderbtheit-des-Menschen (zumal der Reichen, also der vor der Vorsehung Ausgezeichneten: das ist 1:1 calnvinistische Ethik), und die Sünde beim Erben & so, die "Geworfenheit" 'a la Heitecker - & das soll jetzt auch noch Spaß machen? "Pfui!" (Nero Wolfes Lieblingsvokabel). Kann man auch sonst sehen, u.a. an Bergmanns "Das Schweigen": ein Riesenskandalon damals, aber es fällt im Rückblick am meisten auf, daß der Film jede ANeutung vermeidet, Fleischeslust könnte irgendetwas anderes als gräßlich sein: Keine katholische Ethik.
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Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #20Zu "Death in Paradise" gab es auch schon hohes Lob
Leider ist der gute Ben Miller nach der zweiten Staffel ausgestiegen. Der ebenfalls nominell britische Nachfolger DI Pooles pflegt in Hawaii-Hemden herumzulaufen.
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Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #15Auf der anderen Seite des großen Teichs (wo man durchaus 1 Antenne für altweltliches Kuddelmuddel haben kann: sh. Janwillem van de Wetering ...
Der Wetering, ja, der war auch sehr gut. Und ebenfalls ein Gegenbeispiel zur Spiegel-These, ein guter Krimi-Autor müßte linker Moralist sein. Wobei Wetering ja auch Ami war und auch in Englisch geschrieben hat, das dürfte bei seiner Rezeption in USA geholfen haben.
Übrigens eine Skurrilität, der ich sonst nirgends je begegnet bin: Van de Wetering hat die meisten seiner Krimis in zwei Versionen geschrieben, einer englischen und einer niederländischen. Die sich durchaus inhaltlich unterschieden.
Zitat Die New York Times, linken Vögeln durchaus geneigt, rückt kühl die Prioritäten gerade:
Nun, so krasser Antisemitismus wie von Mankell demonstriert geht eben nur in Europa. In den USA wird das auch bei linken Vögeln kritisch gesehen.
Auf den ersten Blick ein Beleg für die Spiegel-These wäre Manuel Vázquez Montalbàn. Der war mal links und hatte auch hohe moralische Standards. Was natürlich bedeutete, daß er gerade auch die politische Linke kritisierte. Das darf man als linker Spiegel-Moralist natürlich nicht.
Zitat von Meister Petz im Beitrag #16Börne und Thiel sind ja nur deswegen unterhaltsam, weil die jeweiligen Mordfälle nicht mehr als eine austauschbare Rahmenhandlung sind, um diese wundervollen Karikaturen zu inszenieren.
Völlig richtig. Und eigentlich wäre auch der Schauplatz Münster austauschbar. Was vielleicht der Grund ist, daß die wirklichen Münstergeborenen diese Tatorts nicht anschauen. Denn einfach nur Humor geht in der Gegend ja eher nicht
Zitat Unterhaltsame Tatorte, die auch als Krimis funktioniert haben, sind die älteren Leitmayr/Batic-Folgen
Und ein neueres Beispiel wäre noch die Fette Hoppe. Sehr unterhaltsam, aber natürlich kann man streiten, ob ab einem gewissen Humorgehalt ein Krimi noch als "funktionierend" gelten kann.
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