"...dass diese Art der Gleichsetzung von Gedanken und Tat ...
Ich bestreite ausdrücklich, daß eine solche Gleichsetzung erfolgt, weder im Kopf des Justizministers, noch in den Köpfen der vernünftigen Deutschen. Entscheidend ist die Judikative.
"... eine weitere implizite Aussage enthält; nämlich die, dass nicht das Individuum für seine Tat verantwortlich gemacht werden kann."
Auch das ist falsch, weil dies nicht aus Ihrer Prämisse geschlossen werden kann. Nach der Regel 'Ex falso semper falsum' sind auch alle weiteren Ergebnisse Ihres Denkens falsch.
Ein Beispiel: Wenn wir alle die Demokratie als unsere Staatsform hochhalten, und wir sollten das tun, dann sind wir deshalb kein Kollektiv, sondern immer noch eine Gruppe von Individuen.
Zitat von Peter Zeller im Beitrag #2Nach der Regel 'Ex falso semper falsum' sind auch alle weiteren Ergebnisse Ihres Denkens falsch.
Ist das eine Regel Ihrer privaten Logik? Sie führt zu allerhand Fehlschlüssen. In der allgemein gültigen Logik hat man sich seit langem auf die Regel 'Ex falso quod libet' geeinigt.
Zitat von Peter Zeller im Beitrag #2Ein Beispiel: Wenn wir alle die Demokratie als unsere Staatsform hochhalten, und wir solltgen das tun, dann sind wir deshalb kein Kollektiv, sondern immer noch eine Gruppe von Individuen.
Die Demokratie verträgt sich hervorragend mit dem Kollektivismus, wenn man sie von Rousseau her denkt.
Zitat von Peter Zeller im Beitrag #2 Ich bestreite ausdrücklich, daß eine solche Gleichsetzung erfolgt, weder im Kopf des Justizministers, noch in den Köpfen der vernünftigen Deutschen. Entscheidend ist die Judikative.
Die Judikative ist hier nahezu irrelevant. Man überzieht sich gegenseitig mit ein paar sinnlosen Prozessen, bei denen nix rauskommt. Weder wird in Deutschland ein Minister wegen Beleidigung verurteilt, noch ist es möglich eine Menge von Tausenden, im Extremfall Zehntausenden, vor den Kadi zu schleppen weil sie die falsche Meinug haben. Das ist sinnloses Beigeplänkel. Die Gleichsetzung ist das Einzige um das es geht, und das Spiel wird von beiden Seiten gespielt, wie es in Deutschland üblich ist ("Du Nazi.", "Nee, Du"). Selbstredend geht es Maas genau darum: Die bösen Leute, die anderer Meinung sind, sollen dafür verantwortlich gemacht werden, dass wieder andere Gewalt ausüben. Das erspart die Auseinandersetzung mit der Meinung. Ziemlich durchschaubar wie ich finde.
Zitat
Zitat "... eine weitere implizite Aussage enthält; nämlich die, dass nicht das Individuum für seine Tat verantwortlich gemacht werden kann."
Auch das ist falsch, weil dies nicht aus Ihrer Prämisse geschlossen werden kann.
Geschlossen nicht unbedingt, aber das Muster ist allzu vertraut. Inzwischen interessiert es gar nicht mehr so sehr, dass der Attentäter von Köln ein ziemlich durchgeknallter Spinner ist. Im öffentlichen Bild ist die Wahrnehmung inzwischen rein auf seine politische Position verengt. Der Schluss, dass seine eigene Boshaftigkeit für diese Tat verantwortlich ist, wird schon gar nicht mehr gezogen. Und dadurch, dass die Tat nur noch politisch interpretiert und diskutiert wird, ist das Individuum tatsächlich nicht mehr für seine Tat verantwortlich. Denn verantwortlich sind dann die, die ihn "verhetzt" haben.
Zitat Nach der Regel 'Ex falso semper falsum' sind auch alle weiteren Ergebnisse Ihres Denkens falsch.
Wenn die Regel stimmen würde, dann wäre das so. Leider ist sie falsch. Das Stichwort "et falso quodlibet" ist ja bereits gefallen. Wenn man schon mit Latein glänzen will, sollte es wenigstens stimmen.
Zitat Ein Beispiel: Wenn wir alle die Demokratie als unsere Staatsform hochhalten, und wir solltgen das tun, dann sind wir deshalb kein Kollektiv, sondern immer noch eine Gruppe von Individuen.
Der Schuh wird umgekehrt draus. Aus dem Hochhalten der Demokratie wird man kein Kollektiv. Aber die meisten Kollektivisten halten die Demokratie hoch, weil sie es ihnen erlaubt ihre kollektivistischen Ideen umzusetzen. Für einen Individualisten, um nicht zu sagen Liberalen, ist die Demokratie erst einmal vergleichsweise wertneutral. Entscheidend ist der verfasste Rechtsstaat. Die meisten Liberalen sind Anhänger der Demokratie, weil ein verfasster Rechtsstaat in aller Regel nicht ohne Demokratie funktioniert. Aber Demokratie ohne Rechtsstaat ist für den Liberalen ein Albtraum, für den Kollektivisten durchaus in Ordnung.
Um auf den Kollektivismus und eine Vertreterin desselben einzugehen:
Wenn Sie die Internetseite von Frau Göring-Eckardt besuchen http://www.goering-eckardt.de/ und die Taste "Kontakt" betätigen, bekommen Sie zur Auswahl "Kollektiv Berlin" und "Kollektiv Thüringen". Ansonsten erlebe ich als bekennendes Mitglied der Fraktion "Kein Gutmensch" in aller Regel, daß Fakten und Argumente im Gespräch keinerlei Bedeutung haben, denn, wenn man dem falschen Kollektiv angehört, ... - q.e.d.
Zitat von Peter Zeller im Beitrag #2"...dass diese Art der Gleichsetzung von Gedanken und Tat ...
Ich bestreite ausdrücklich, daß eine solche Gleichsetzung erfolgt, weder im Kopf des Justizministers, noch in den Köpfen der vernünftigen Deutschen.
Das Adjektiv "vernünftig" ignoriere ich mal, weil doch sehr subjektiv. Aber ansonsten kann man sicher Ihre These diskutieren, dass keine BEWUSSTE Gleichsetzung stattfindet.
Selbst Hardcore-Linke, die von "Schreibtischtätern" reden... oder aktuell das Beispiel Gabriel, der zwar selbst den Empörten spielt ob des Goebbels-Vergleichs, aber keine Scheu hat, die AfD mit der NPD gleichzusetzen und als offen rechtsradikal bzw. als Aufwiegler zu bezeichnen...
selbst solche Leute machen sich nicht BEWUSST, dass sie den westlichen Konsens der freien Meinungsäußerung bzw. der Frehiet der Gedanken verlassen haben. Aber nur, weil die Menschen sich erfolgreich eine Traumwelt aufbauen, ändert das ja nichts am Ergebnis. Und das Ergebnis ist nun mal wie bekannt. Facebook wird unter Druck gesetzt, nicht die "falschen" Meinungen zu veröffentlichen, Menschen werden gekündigt, weil sie im Privatbereich "falsche" Meinungen geäußert haben.
Vor vielen Jahrzehnten gab es das schon mal mit der Gesinnungsprüfung bei kommunistischen Lehrern; der heutige Mainstream hat Jahrzehnte dafür gekämpft, dass auch extrem linksrdadikale Menschen nicht vom Lehrberuf ausgehsclossen werden dürften, weil eine private politische Einstellungen keine Auswirkung auf die Berufswahl haben dürfe. Heute stehen wir kurz davor, dass Lehrer aus dem Schuldienst entfernt werden, wenn diese Meinungen geäußert haben, die zu "rechts" sind (bzw. als "rechts" klassifiziert werden).
___________________ Kommunismus mordet. Ich bin bereit, über die Existenz von Einhörnern zu diskutieren. Aber dann verlange ich außergewöhnlich stichhaltige Beweise.
Da möchte ich mal eine Verbindung schlagen zu diesem
Zitat von n_s_nDiese Formulierungen sind beide nicht ganz so offensichtlich wie eine Schlagzeile im Tagesspiegel, welche Pegida sogar als Mittäter sieht, aber sie meinen im Grunde das gleiche: Es gibt keinen Unterschied zwischen Gedanken und Tat.
und jenem:
Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag RE: Gastbeitrag von n_s_n: Angela Merkel- Problem oder SymptomEs geht nicht mehr um eine Interessenvertretung für den klassischen Arbeitnehmer, sondern um die Moralisierung der Welt. Warum man das heute links nennt, mag daran liegen dass diese Bewegung aus den / über die Grünen enstand und diese Gruppierung Wurzeln in den kommunistischen Bewegungen der 60er/70er Jahre hatte.
Die Art und Weise, wie sich diese ursprünglich kommunistisch angehauchte Bewegung nach heute hin entwickelte, war aber nur in einer Wohlstandsgesellschaft wie der unseren möglich, in der Milch und Honig fliesen. Um es überspitzt zu formulieren: Es gab hier ab den 70er/80er Jahren für Menschen, die die Welt verbessern wollten, nur noch das Moralisieren als Aufgabe, denn besser wurde unsere Welt (fast) von alleine.
Es gibt nämlich zweierlei: Recht und Moral. Moralisch können schon Gedanken schlecht sein, man denke etwa an Mt. 5,28. Im Recht hingegen gibt es das Simultanitätsprinzip, daß die Gedanken nur dann strafrelevant sind, wenn sie zeitgleich mit dem dazugehörigen Tatbestand einhergehen. Das ist so, weil Moral innerlich und beziehungsorientiert ist, Recht und Politik aber öffentlich sind. Wir haben Freiheit in dem Bereich, wo beides getrennt ist: Moralisch ist Mord schlecht, und der Mord hat stets öffentliche Auswirkungen. Also haben wir keine Freiheit zum Morden. Seinem Nachbar die Pest zu wünschen, ist zwar unmoralisch, ist aber doch Ausdruck der freien Wahl seiner Gedanken. Mehr noch: Seine Abneigung gegen den Nachbarn weiterzuerzählen ist ebenfalls nur moralisch verwerflich, nicht rechtlich.
Wenn also praktisch die einzige Programmatik darin besteht, moralische Empörung zur Maßgabe der Politik zu machen, dann ist es nur folgerichtig, Gedanken zu kriminalisieren. Vielleicht ist es sogar ein Merkmal von Totalitarismen, die Grenze zwischen Moral und Recht verwischen zu wollen, sei es weil Moral nur als eine Erfindung betrachtet wird und Recht als das einziges aus sich heraus gültiges Lenkungsmittel für die Gesellschaft (das sogar gegen die Moral wirken dürfe), sei es daß der (unmoralische aber freie) Haß gegen eine majestätische Person zu öffentlichen Sache erklärt wird.
Eine Parallele dazu sehe ich in unseren (Landes-)Bischöfen. Die Großkirchen politisieren sich ja. Ging es ursprünglich im Christentum darum, daß der Mensch durch die Wahl seiner Moral in Freiheit sich für (oder gegen) Gott entscheidet, geht es heute bloß um die Ergebniserreichung politischer (öffentlicher) Wunschvorstellungen.
Zitat von Peter Zeller im Beitrag #10Ihr alle redet hier über Zeitgeist. Uninteressant. Ich war immer gegen den Zeitgeist. Mein Latein ist übrigens korrekt.
Eins interessiert mich: Die Grünen wurden im Westen gegründet. Wo hatten die da komm. Wurzeln? Belege?
Gruß PCZ
Ihr Latein war korrekt, Ihre Logik nicht. - Und erwarten Sie nun ernsthaft eine Nachhilfestunde in der Geschichte der Bundesrepublik '68-'89?
der Indikativ ist in der Sprache, wie auch in Diskussionen, ganz sicher ein wichtiger Bestandteil. Die Art und Weise wie Sie ihn verwenden ist allerdings Diskussionen, zumindeste denjenigen welche Erkenntnisgewinn anstreben, eher weniger zuträglich. Ihre Verwendung des Indikativs wäre meines Ermessens deutlich besser in öffentlich rechtlichen Talkshows aufgehoben. Dort muß man den Anderen widerlegen, weil man die Wirklichkeit bereits kennt. Dazu ist der klare Indikativ äußerst nützlich.
Die Art Ihrer Diskussionsführung erscheint mir dabei persönlich als wollten Sie mitunter austesten, wie ernst es dieses Forum mit der Meinungsfreiheit nimmt. Sehr ernst würde ich sagen, aber der Wunsch nach Diskussionen mit Erkenntnisgewinn ist es, der dieses Forum antreibt; nicht der Wunsch die persönliche Wahrheit eines jeden einzelnen Teilnehmers kennen zu lernen.
Nebenbei ist das Florett hier etwas angesehener als der schartige Bidenhänder. Steht auch in den Nutzungsbedingungen des Forums.
Zitat von Peter Zeller im Beitrag #10Die Grünen wurden im Westen gegründet. Wo hatten die da komm. Wurzeln? Belege?
Kurz zur Sache, wobei ich mir nicht wirklich vorstellen kann, dass diese Frage ernst gemeint war. Aber möglicherweise ist Ihre Sattelfestigkeit in jüngerer deutscher Geschichte nicht ganz so ausgeprägt wie die in Latein:
Zitat von Jürgen Trittin Während seines Studiums (1977) war Trittin für die Sozialistische Bündnisliste (SBL), einem Zusammenschluss aus maoistischem Kommunistischem Bund (KB), Mitgliedern der trotzkistischen Gruppe Internationale Marxisten (GIM) und weiterer linksradikaler Studenten, Mitglied im Fachschaftsrat Sozialwissenschaften.
Zitat von Hans Christian Ströbele 1980 wurde Ströbele von der 2. Großen Strafkammer beim Landgericht Berlin wegen Unterstützung einer kriminellen Vereinigung zu einer Freiheitsstrafe von 18 Monaten auf Bewährung verurteilt, da er am Aufbau der RAF nach der ersten Verhaftungswelle 1972 mitgearbeitet habe und in das illegale Informationssystem der RAF involviert gewesen sei. Dieses Urteil wurde 1982 von der 10. Großen Strafkammer des Berliner Landgerichts auf zehn Monate reduziert. Ströbele bestreitet die Vorwürfe und erklärte, das Informationssystem habe lediglich der Arbeit als Verteidiger für die gefangenen Mitglieder der RAF in den Jahren 1970 bis 1975 gedient.
Zitat von Joschka Fischer 1969 nahm Fischer in Algier an einer Konferenz der PLO teil. 1970 gründete er die Karl-Marx-Buchhandlung in Frankfurt am Main. […] Bis 1975 war Fischer Mitglied der linksradikalen und militanten Gruppe Revolutionärer Kampf. Er beteiligte sich an mehreren Straßenschlachten mit der Polizei („Putzgruppe“), in denen Dutzende von Polizisten zum Teil schwer verletzt wurden.
Zitat von Daniel Cohn-Bendit Am 31. Oktober 1968 rief Cohn-Bendit kurz vor dem Urteil gegen Andreas Baader und Gudrun Ensslin im Prozess vor dem Landgericht Frankfurt am Main zu den Kaufhaus-Brandstiftungen am 2. April 1968: „Die gehören zu uns!“ […]Ende 1969 gründete Cohn-Bendit eine „Betriebsprojektgruppe“ (BPG) als Teilgruppe des Frankfurter SDS, die die lokalen Gewerkschaften infiltrieren wollte. Nachdem der SDS zerfallen war, bezeichnete sich die Gruppe als „Revolutionärer Kampf“ (RK).[39] Der RK versuchte nach dem Vorbild der italienischen Lotta continua durch Agitation in Industriebetrieben und Widerstand gegen „alltägliche Gewalt“ eine spontane Massenbewegung junger Arbeiter, Studenten und Schüler herbeizuführen
Zitat von Bündnis 90 / Die Grünen Die sozial- und wirtschaftspolitischen Forderungen trugen erkennbar die marxistische Handschrift der aus den K-Gruppen zu den Grünen übergetretenen Ökosozialisten
Ich denke, die These, dass die Grünen (u.a.) aus einer kommunistisch, revolutionär geprägten Bewegung hervorgingen, läßt sich ganz gut belegen. Die These, dass ihre Gründer aus Mangel an revolutionärem Potential in einem Deutschland des Wohlstands den Weg des Parlamentarismus beschritten, ist dabei eine persönliche Annahme, die ich nicht belegen kann, die mir aber recht logisch erscheint.
Natürlich ist es möglich, dass auch diese Angaben gegen Ihren Indikativ nicht ankommen. Dann macht es aber möglicherweise in der Tat eher weniger Sinn, wenn wir beide über meine im Gastbeitrag dargelegten Gedanken diskutieren.
Herzlich
nachdenken_schmerzt_nicht
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Als Propädeutikum zu Herkommen & Befindlichkeit der frühen "Alternativbewegung" bis zur Kaperung der ökologisch motivierten Protestgruppen durch die K-Gruppen Mitte der 1970er Jahre empfiehlt sich diese Serie in ZR: Wir Achtundsechziger bes. Teil 6 & 7.
Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire
Ich weiß nicht, ob das wirklich der Diskussion zuträglich ist, aber mir kommt dieser Tage ein alter Beitrag Zettels immer weider in den Sinn. Er kommt mir deswegen in den Sinn, weil mir indifferente Gedanken durch den Kopf spuken, ob ich möglicherweise in meinem Leben noch gezwungen sein könnte, meine Heimat zu verlassen. Eine Heimat, die ich liebe; genauso indifferent aber doch leidenschaftlich liebe, wie es Quentin Quencher auf seinem Blog "Glitzerwasser" so wunderbar umschreibt.
Meine Sorgen diesbezüglich werden täglich größer.
Zitat von Es ist passiert.Wer unter 40 Jahren ist, der sollte aus diesem Land, das sich seit 1870, seit 1914, seit 1936 im Kern nicht geändert hat, auswandern. Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch. Sie kriecht, die deutsche Volksseele. Mal ist sie mehr braun gefärbt, mal mehr grün. Die Dummheit ist dieselbe; das Bauchgefühl, das heute triumphiert hat. Die Dummen haben gewonnen,
Mir war um dieses Land nie bange gewesen. Jetzt glaube ich, daß Deutschland wieder der Unvernunft, daß es ein weiteres Mal Ideologen zum Opfer fallen kann.
Mich hat dieser kurze Beitrag Zettels damals, im Zuge des Wahlausgangs in Baden Württemberg schon immer fasziniert und nachdenklich gemacht. Wohl vor allem deswegen, da er so aus seinem sonstigen Rahmen fiel.
Heute spätestens erscheint er mir prophetisch.
Herzlich
nachdenken_schmerzt_nicht
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Welche allgemein gültige Logik kennen Sie denn? Wer hat sich da geeinigt? Nur so: Die meisten Sätze sind nicht in Erz gegossen noch in Stein gemeißelt oder göttlicher Herkunft. Wenn Sie aus meinem Satz eine Behauptung folgern, dann sollten Sie das zeigen.
Vielen Dank für die Information. Ich habe damals die 68er in München erlebt, u.a. wie sie den Rektor der LMU Nikolaus Lobkowicz im Audimax niederschrien und dann tätlich angriffen. Ich habe dieses Pack verachtet und mich weiterhin nicht mehr darum gekümmert. In den naturwissenschaftlichen Disziplinen hatte das ja keine Resonanz.
Zu meinem Indikativ: Könnten Sie bitte an einem meiner Sätze aufzeigen, wie ich besser formulieren sollte. Ich hoffe, daß ich noch lernfähig bin.
Zitat von Peter Zeller im Beitrag #16 Zu meinem Indikativ: Könnten Sie bitte an einem meiner Sätze aufzeigen, wie ich besser formulieren sollte.
Wir fangen jetzt nicht wirklich eine Metadiskussion an, oder? Es ist erst mal alles gesagt und jetzt schauen wir, wie es in Zukunft wird.
___________________ Kommunismus mordet. Ich bin bereit, über die Existenz von Einhörnern zu diskutieren. Aber dann verlange ich außergewöhnlich stichhaltige Beweise.
Wenn man den historischen Hintergrund der Worte "Einigkeit und Recht und Freiheit" berücksichtigt, liegt hier eine etwas herbeigezerrte Interpretation vor! Der ganze Text dieser Strophe: "Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland! Danach lasst uns alle streben brüderlich mit Herz und Hand! Einigkeit und Recht und Freiheit sind des Glückes Unterpfand: |: Blüh im Glanze dieses Glückes, blühe, deutsches Vaterland! :"
Diese Worte, bzw. dieser Liedtext entstand als Deutschland, im Gegensatz zu z.B. Frankreich, (noch) keine staatliche Einheit besaß und in viele Kleinstaaten aufgesplittert war. Die "Einheit" die hier gemeint ist, ist die angestrebte staatliche Einheit und hat mit Kollektivismus nichts zu tun. Das anzustrebende "Recht" im Text ist im ganzen Staat allgemeingültiges und gleiches Recht, im Gegensatz zu z.B. willkürlichem Fürstenrecht und als Reaktion auf Metternichs Restauration zu verstehen und mit der "Freiheit" ist genau jene gemeint die auch wir heute darunter verstehen: Meinungsfreiheit, persönliche Freiheit so zu leben wie man möchte, auch Reisefreiheit, Berufsfreiheit etc. Es ist kein Wunder, daß gerade die Kollektivisten, sowohl rechte, wie linke, diesen Text nicht mochten. Die Braunen hängten direkt das Horst-Wessel-Lied an, die Roten liessen sich ein neues Lied schreiben. Und auch die heutigen Kollektivisten, seien es die Linken (inklusive Antifa), die Grünen oder die Hellroten mögen den Text nicht! So sehr ich dem Gesamttenor des Beitrags zustimme, "Einigkeit und Recht und Freiheit" ist ein Fehlbeleg für die Aussage.
Zitat von dentix07 im Beitrag #20"Einigkeit und Recht und Freiheit" ist ein Fehlbeleg für die Aussage.
Wahrscheinlich haben sie Recht lieber dentix07 und meine Interpretation ist hier falsch. Sie enstand daraus, dass mich dieser von mir empfundene Widerspruch irgendwie schon immer irritierte, weil ich ihn nicht im richtigen historischen Kontext einordnete. Da war ich wohl zu sehr in meinen Gedankengängen gefangen.
Herzlich
nachdenken_schmerzt_nicht
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Vielen Dank für diese Leseempfehlung. Ich war eigentlich der Auffassung mittlerweile alles zu diesem Thema von Zettel bereits gelesen zu haben. Diese Serie scheint mir aber wohl durchgerutscht zu sein.
Es ist der Gedanke, dass gesellschaftliche Entwicklungen im Kontext von Generationen und ihrer Lebensumstände oft sehr gut zu verstehen sind. Zettel hat das viel anschaulicher, besser ausgeführt als ich und mir ist selbst einiges klarer geworden, während ich seine Betrachtungen las.
Für mich persönlich ist ein bedeutender Wesenszug des Liberalismus, vielleicht das was ihn im Kern ausmacht, die Mäßigung in Anspruch und Umsetzung. Wenn ich überlege woher das kommt, lande ich bei meiner Großmutter, einem Prototypen der Kriegsgeneration, wie ich persönlich sie wahrnehme. Fleiß, Bescheidenheit, Sparsamkeit, Gerechtigkeit, Härte gegen sich selbst und andere, Hochachtung der Famlie in ökonomischer und emotionaler Sicht und ein Maß an Empathie für Armut, welche man nur aus eigener Anschauung gewinnen kann, prägten ihr Wesen. Mir hat sie Teile davon weiter gegeben und das prägte auch meine persönliche Begegnung mit dem Liberalismus. Ich war auf der Suche nach etwas „Richtigem“ in einer Welt in der nach meinem Empfinden viele Dinge im Wesen, in den Wertigkeiten falsch liefen. Im Liberalismus endlich konnte ich die Werte meiner Großmutter, die mir etwas bedeuteten, wieder unterbringen. Das nahm mich für den Liberalismus ein und macht für mich daher wohl auch seinen Wesenskern aus: Er konnte mir wieder die geistige Heimat bieten, welche ich woanders nicht fand.
Dieses neue Durchdenken meines Zugangs zum Liberalismus vor dem Hintergrund des Beitrages von Zettel, vor dem Hintergrund, dass ich einmal versucht habe ähnliche Gedanken in einem zurückliegenden Gastbeitrag zu formulieren, hat mir noch einmal klarer gemacht, wie sehr persönliche Alltagserfahrungen das Gesamtbild einer Gesellschaft prägen und das man auf diese Art und Weise durchaus auch die Tagespolitik verstehen kann. Wobei dieses verstehen natürlich in der Retroperspektive, in hostorischem Kontext noch einmal deutlich einfacher fällt, als wenn man das aktuell versucht, sozusagen im eigenen Bezugssystem.
So wie es Zettel beschreibt, verhält sich eine Generation, welche den Weg zu Wohlstand und auch das Gegenteil von Wohlstand kennt, anders als eine, welche ihn für selbstverständlich hält. Man kann daher vielleicht das, was gerade politisch geschieht, auf genau diese Weise analog zu Zettels Erklärungsversuch verstehen, was der Grund für die Entwicklung der „68er Bewegung“ war: Ihre Wirklichkeit, die Fragen die sie bewegten waren andere, als die der Generation ihrer Eltern. Möglicherweise ist daher das, was wir politisch gerade erleben, die Weiterführung der „68er Entwicklung“, eine Generation später. Eine Generation, die noch einmal deutlich weiter von den Lebenserfahrungen der Kriegsgeneration entfernt ist.
Möglicherweise gibt es darüber hinaus noch eine spezielle deutsche Generationserfahrung, nämlich die, dass die Menschen der DDR die Erfahrung geprägt haben könnte, dass ein Totalzusammenbruch des Staates recht kommod aufgefangen wird.
Das alles scheint für mich einen sehr engen Bezug zur Tagespolitik zu haben, bzw. eine Begründung für das sein zu können, was ich als realitätsfremd an ihr empfinde. Realitätsfremd wohl deswegen, weil mein sehr persönlicher Lebensweg über meine Großmutter und starke Familienbande viel von der Weltanschauung der Nachkriegsgeneration erhielt. Eine Weltanschauung, welche aber anderweitig stark auf dem Rückzug zu sein scheint.
In diesem Zusammenhang kam mir auch in den Sinn, dass Zettel die Adenauer Zeit gar nicht als so repressiv beschrieb in seiner Serie. Es mag dies die Ursache darin haben, dass diese Generation geprägt war von Mäßigung in Anspruch und Umsetzung - völlig unabhängig von ihrer Weltanschaung -, abgeleitet aus ihren persönlichen, dramatischen Lebenserfahrungen zu Beginn bis Mitte des letzten Jahrhunderts. Das wurde dabei von ihr ganz sicher nicht, wie von mir, als liberaler Wesenskern empfunden, aber es beförderte möglicherweise eine Komponente der Freiheit, die uns heute abhanden zu kommen scheint.
Mich bestärkt das darin, die Mäßigung in Anspruch und Umsetzung als liberalen Wesenskern zu sehen. Für mich persönlich. Diese Einsicht macht für mich den Liberalismus auch zu etwas anderem als eine "reine poltische Bewegung". Es macht ihn viel mehr zu einer Geisteshaltung, die in jeder politischen Bewegung ein Zuhause finden kann, ausser in solchen mit totalitären Ansprüchen, denen die Mäßigung per definitionem fremd ist.
Mag das ein Grund dafür sein, dass die reine Lehre des Liberalismus nur so eine vergleichsweise (in Parteipräferenzen gemessen) kleine Anhänger Schar hat?: Dass der Liberalismus vielmehr Geisteshaltung als politische Bewegung sein könnte?
Um ein Ende zu finden: Ganz sicher kann man auch das Generationenübergreifende deutsche Sehnen nach einem Kollektiv in einem solchen Erklärungsmuster verstehen, bei dem nur anstelle der persönlichen Lebenserfahrung von Individuen, historische nationale bzw. regionale Erfahrungen zur Erklärung herangezogen werden müssen.
Solche historischen Erfahrungen weisen dabei in ihrer Einflußnahme auf gesellschaftliche Entwicklungen höchstwahrscheinlich zwei Unterscheide auf im Vergleich zu persönlichen, individuellen Lebenserfahrungen: Sie sind weniger ausgeprägt aber auch sehr viel träger gegen neue Einflüsse.
Herzlich
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Zitat von Peter Zeller im Beitrag #2Nach der Regel 'Ex falso semper falsum' sind auch alle weiteren Ergebnisse Ihres Denkens falsch.
Ist das eine Regel Ihrer privaten Logik? Sie führt zu allerhand Fehlschlüssen. In der allgemein gültigen Logik hat man sich seit langem auf die Regel 'Ex falso quod libet' geeinigt.
Ich würde noch gerne eine Bemerkung zu dieser Formulierung einer 'allgemein gültigen Logik' machen, die mir gestern Nacht wieder eingefallen ist. Husserl sagt, ich meine am Anfang seiner 'Logischen Untersuchungen', über die Logiker: Bellum omnium contra omnes.
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