Ich empfinde es als ein absolutes Unding, dass eine kleine Gewerkschaft mit lächerlichen 1200 Lokführern ein gesamtes Land in einer Art Beugehaft nimmt und geradezu erpresserischen ihre Ziele erzwingen will.
Dabei natürlich das übliche mit dem Finger auf den andern zeigen, der nämlich schuld sein soll, nämlich die erpresste Bahn.
Von der zunehmenden Automatisierung und dem Wegfall dieser Arbeitsplätze wurde ja schon gesprochen, das ist ein Weg.
Als Freiberufler der ich immer war, würde ich der Bahn empfehlen die ganzen aufmüpfigen Lokführer nach und nach rauszuschmeißen, um sie anschließend als Freiberufler für die Arbeit zu engagieren. Arbeitsgerichtsverfahren und Abfindungskosten würde ich ruhig in Kauf nehmen.
Danach wäre der Riemen nämlich runter. Ein Freiberufler hat auch kein Grundrecht auf einen Arbeitskampf, er könnte es sich nehmen, wird aber einen Teufel tun, weil er dann von seinem Auftraggeber sehr schnell vor die Tür gesetzt wird und keine weiteren Aufträge mehr bekommt.
Alle Selbstständigen leben mit dieser Praxis, es ist gar nicht einzusehen, warum Gewerkschaften und Lokführer sich hier viel weitergehende Rechte herausnehmen können.
Und wenn ich las, dass sich diese Lokführer sogar mit Flugkapitänen vergleichen, dann frage ich mich ob die Herren noch ganz dicht sind.
Jeder Busfahrer hat schon mehr zu tun und mehr Verantwortung als ein Lokführer, im Gegensatz zu dem muss der Busfahrer nämlich tatsächliche noch das Fahrzeug steuern.
Herzlich M. Schneider
Pelle
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15.11.2007 18:39
#27 RE: Randbemerkung: GDL - eine seltsame Gewerkschaft, ein seltsamer Arbeitskampf
Zitat von M.SchneiderJeder Busfahrer hat schon mehr zu tun und mehr Verantwortung als ein Lokführer, im Gegensatz zu dem muss der Busfahrer nämlich tatsächliche noch das Fahrzeug steuern.
Aber bedenken sie, wie anspruchsvoll es ist, in gewissen Abständen den Totmannsknopf zu drücken. Das erfordert eine hochwertige Ausbildung und langjährige Berufserfahrung!
Wohl wahr, wohl wahr und dann auch noch ihn mit sicherrer Hand sauber zu treffen. Wir Laien machen uns ja gar keine Vorstellung über diesen Schwierigkeitsgrad. Und dann noch die Abnutzung der Hand bei jedem Treffer des Totmannknopfes muss ja schließlich auch in die 30% Lohnerhöhungsforderung eingerechnet werden.
Herzlich M. Schneider
Pelle
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16.11.2007 18:46
#29 RE: Randbemerkung: GDL - eine seltsame Gewerkschaft, ein seltsamer Arbeitskampf
im letzten oder vorletzten Jahr gab es hier bei uns einen tragischen Zwischenfall bei der Bahn:
Ein "Hobby-Eisenbahner" hatte sich eine Eisenbahneruniform besorgt und ist mit dieser im Berufsverkehr in den Führerstand einer wartenden, voll besetzten, S-Bahn eingestiegen, hat sich als Ersatz für die angeblich erkrankte Ablösung ausgegeben, auf die die Zugführerin wartete und ist dann alleine mit der voll besetzten S-Bahn losgefahren.
Der echte Lokführer tauchte Sekunden später auf und so wurde der Irrtum gleich bemerkt.
Der "Hobby-Eisenbahner" fuhr die S-Bahn ganz normal noch 2 oder 3 Stationen weiter, hielt jedesmal korrekt an, ließ ein- und aussteigen und fuhr weiter. (Soweit ich mich erinnere wurde der falsche Lokführer dann wegen der Gefahr für die hunderte Fahrgäste von der Polizei an der 3. Station erschossen! )
Was ich damit zum Ausdruck bringen will ist Folgendes: Ein "Hobby-Eisenbahner" steuert einen voll besetzten Zug, ohne dass es die Fahrgäste negativ merken, hält an roten Signalen und "bedient" die S-Bahn völlig korrekt, ohne dass er das Patent auf diesen Bahn-Typ hat.
Das zeigt doch nun eindeutig, wie schwer es wirklich ist, eine Eisenbahn zu fahren!
Schon lange auf der Liste der ausgestorbenen Berufe: Flößer. (Wurden ersetzt durch LKW und Eisenbahn.)
Seit kurzem auf der Liste der ausgestorbenen Berufe: Telefonistinnen. (Wurden ersetzt durch Telefonanlagen und Selbstwahlprotokolle)
Schon länger auf der Liste der aussterbenden Berufe: Briefträger. (Werden ersetzt durch E-Mail und Web.)
Frisch auf der Liste der aussterbenden Berufe: Lokführer. (Werden ersetzt durch einige Hundert Zeilen einfacher Programmcode plus Abstandspeilgerät und Internetprotokoll.)
Die Bahn wird noch einen Haufen Lokführerstreiks erleben, und auf vernünftige Kompromisse zu hoffen, ist naiv. Für Mehdorn zählt nicht so sehr der Lohn des Lokführers. Der ist unter dem ganzen Batzen Geld, den man braucht, um einen Zug von A nach B zu schleusen, ziemlich unwichtig. Es geht schlicht um den Neid zwischen Arbeitskollegen. Wenn die einen 30% mehr kriegen, sind die anderen auch nicht mehr mit 5 oder 10% zufrieden. Der reale Lohn spielt dabei keine Rolle, es geht um das prozentuale Mehr. Ein Erfolg der GDL würde die anderen Bahngewerkschaften zu Streiks zwingen. Und dann würden die Lohnkosten tatsächlich explodieren. (Und die Einnahmen würden wegen noch höherer Streikfrequenz bei immer mehr Einzelgewerkschaften und immer höheren Forderungen immer mehr einbrechen.)
Für die Lokführer wäre Lohnzurückhaltung aber geradezu idiotisch. Zum einen werden sie eh lausig bezahlt. Richtig lausig: Hartz IV wäre bei vielen eine Verbesserung des Lebens. Zum anderen haben sie in ihrem Beruf keine Zukunft. Zur Zeit kann man sie noch nicht ersetzen. Die alten Dieselsäufer im Nah- und Güterverkehr wird niemand umbauen wollen. Bei den moderneren Triebwagen für IC und ICE will der Kunde noch einen TF vorne sitzen haben. Technisch wäre ein Computer mit Kollisionsdetektor besser. Die Bastelei an vollautomatischen Zügen hat in Eisenbahn und U-Bahn längst begonnen. Die DB wird früher oder später auch zugreifen. Spätestens dann, wenn genügend Passagiere gelernt haben, daß eine "führerlose" U-Bahn sicher ist... Als Lokführer kann man jetzt also nur versuchen, soviel Geld wie möglich abzugreifen, bis die nächste Modernisierungswelle kommt. Große Jobverluste wegen der Lohnforderungen sind für die Triebwagenführer in nächster Zeit eigentlich kaum zu befürchten, da das TF-Personal eh schon über die Belastungsgrenze hinaus ausgedünnt ist. Da gibt's für Mehdorn natürlich eine Möglichkeit: Lokführer werden durch schlechter bezahlte Kollegen in Zeitarbeit ersetzt. Deshalb blockiert die GDL auch wie wild, solange sie nicht auch die Zuständigkeit für die Zeitarbeiter unter den TFs kriegt und auch weiterhin eigenständig für höhere Löhne streiken kann.
Daher: Die Lokführer können eh nichts daran ändern, daß es sie in absehbarer Zeit nicht mehr geben wird. Sie müssen sich jetzt holen, was sie noch kriegen können, denn mit den gegenwärtigen Löhnen haben sie anders keine Chance, Vorsorge für die Zeit der automatischen Triebwagen zu treffen. Sie handeln also ganz genauso wie jeder Besitzer einer sich bald erschöpfenden aber noch relativ konkurrenzlosen Ertragsquelle. Also wie ein Besitzer von Öl- und Gasquellen zum Beispiel. Erkennt jemand ein Muster? ;) (Das ist eine Sache, die bei Diskussionen gerne vergessen wird - auch für Arbeitnehmer gilt das Gesetz der Gewinnmaximierung.)
Die Bahnführung darf wiederum genau das nicht zulassen, um die zukünftige Streikgefahr nicht noch zu erhöhen und die allgemeinen Lohnkosten unter Kontrolle zu halten.
Zitat von califaxFrisch auf der Liste der aussterbenden Berufe: Lokführer. (Werden ersetzt durch einige Hundert Zeilen einfacher Programmcode plus Abstandspeilgerät und Internetprotokoll.)
Ich wußte nicht, daß das technisch schon so weit ist, und ich habe auch noch Schwierigkeiten, es mir vorzustellen.
In Paris fahren einige U-Bahn-Linien fahrerlos. Das habe ich mir damit erklärt, daß es dort eben keine Hindernisse gibt, nichts Unerwartetes im Ablauf. Noch nicht mal für Selbstmörder eignet sich die U-Bahn, weil sie dort, wo man an sie herankommt, logischerweise langsam fährt.
Aber beim ICE, beim TGV? Als ich kürzlich aus Frankreich Richtung Berlin gefahren bin, wurde der ganze Verkehr durchs Ruhrgebiet umgeleitet, weil auf einer Hauptstrecke Kinder spielten. Also andere Stationen, andere Geschwindigkeiten usw. als nach Fahrplan vorgesehen. Sollte man für alle solche Evenatualitäten Programme schreiben? Oder geht dann die Führung des Zugs auf einen Menschen über, der für den Notfall mitfährt? Oder wird der Zug per Funk von einem Menschen ferngesteuert, der irgendwo in einer Zentrale sitzt? Wie bei der Märklin-Eisenbahn?
Dann die ständigen Änderungen aufgrund des Abwartens von Anschlüssen. Die Anpassung an Baustellen. Bei Regionalbahnen auch vielleicht der Blick des Lokführers auf den Bahnsteig, ob da noch jemand angelaufen kommt, den man noch mitnehmen kann. Und so fort.
Ich verstehe davon nichts, lieber Califax, und entnehme Ihrem Beitrag, daß Sie viel mehr davon verstehen. Deshalb meine Fragen.
Zitat von califaxDaher: Die Lokführer können eh nichts daran ändern, daß es sie in absehbarer Zeit nicht mehr geben wird. Sie müssen sich jetzt holen, was sie noch kriegen können, denn mit den gegenwärtigen Löhnen haben sie anders keine Chance, Vorsorge für die Zeit der automatischen Triebwagen zu treffen. (...) Die Bahnführung darf wiederum genau das nicht zulassen, um die zukünftige Streikgefahr nicht noch zu erhöhen und die allgemeinen Lohnkosten unter Kontrolle zu halten.
Eine interessante Analyse, lieber Califax, aus der ich viel gelernt habe.
Solche Beiträge, die etwas aus einer (für mich jedenfalls) neuen Perspektive darstellen, freuen mich immer besonders.
In Antwort auf:Ich wußte nicht, daß das technisch schon so weit ist, und ich habe auch noch Schwierigkeiten, es mir vorzustellen.
Im Militär ist man technisch schon viel weiter. Die Kombination aus verschiedenen bildgebenden Verfahren (IR, Ultraschall, Radar, Laser, Maser, Normallichtkamera, etc.) mit mustererkennender Bildverarbeitung und Positionsbrechnung ermöglicht alles mögliche. Inzwischen sickert die Technik in den zivilen Bereich durch. Die Erkennung von Hindernissen auf einer durch Gleise vorgegebenen Strecke ist da vergleichsweise trivial. Übrigens wird sowas gerade beim Automobil eingeführt - Abstandswarner, Einparkhilfen, Spurhaltehilfe. Die Automobilindustrie hat es wegen Straße statt Schiene und Individualverkehr statt zentral geplantem Fahrplan erheblich schwerer als die Eisenbahntechnik.
In Antwort auf: In Paris fahren einige U-Bahn-Linien fahrerlos. Das habe ich mir damit erklärt, daß es dort eben keine Hindernisse gibt, nichts Unerwartetes im Ablauf. Noch nicht mal für Selbstmörder eignet sich die U-Bahn, weil sie dort, wo man an sie herankommt, logischerweise langsam fährt.
Nunja, beim normalen Eisenbahnbetrieb sind unerwartete Hindernisse genau das, wo ein Lokführer eh unnütz ist. Der Bremsweg ist viel zu lang, er kann nur die Schnellbremse auslösen und die Zentrale alarmieren. Beides lässt sich vollständig automatisieren. Er hat nichtmal Zeit, die Fahrgäste zu warnen.
In Antwort auf: Aber beim ICE, beim TGV? Als ich kürzlich aus Frankreich Richtung Berlin gefahren bin, wurde der ganze Verkehr durchs Ruhrgebiet umgeleitet, weil auf einer Hauptstrecke Kinder spielten. Also andere Stationen, andere Geschwindigkeiten usw. als nach Fahrplan vorgesehen. Sollte man für alle solche Evenatualitäten Programme schreiben? Oder geht dann die Führung des Zugs auf einen Menschen über, der für den Notfall mitfährt? Oder wird der Zug per Funk von einem Menschen ferngesteuert, der irgendwo in einer Zentrale sitzt? Wie bei der Märklin-Eisenbahn?
Nicht genau wie bei Märklin, sondern etwas größer und teurer. :) Aber die Algorithmen sind in etwa die gleichen. Schon jetzt wird der Zugverkehr ja aus den Zentralen am Computerterminal dirigiert. Der Lokführer sitzt bei modernen Triebwagen hauptsächlich da und zeigt an, daß er nicht eingeschlafen ist. Seine Aufgaben: Anlassen, Losfahren, Totmanschalter bedienen, Notbremsen, Bremsen, Signalisierte Geschwindigkeit einhalten. Bei Problemen ist er machtlos. Ein typischer Fall für den Autopiloten. Alle Entscheidungen fallen woanders.
In Antwort auf: Dann die ständigen Änderungen aufgrund des Abwartens von Anschlüssen. Die Anpassung an Baustellen. Bei Regionalbahnen auch vielleicht der Blick des Lokführers auf den Bahnsteig, ob da noch jemand angelaufen kommt, den man noch mitnehmen kann. Und so fort.
Baustellen kriegt man durch Lotsendienst in den Griff. Das kann eine mobile Lotsentruppe oder ein Mitglied des restlichen Personals (Zugführer oder Zugbegleiter z.B.) übernehmen. Die Aufgabe besteht ja nur darin, bei Schrittgeschwindigkeit mehr oder weniger stark das Tempo zu drosseln. Bahnsteigbeobachtung wäre ein Fall für normales Zugpersonal (Zugbegleiter und Zugführer wie bisher), Bahnhofspersonal (wie bisher) und Kontrollpersonal am Videomonitor. Eine Weile wird man wegen Lotsendienst, aus Tradition und wegen der unterschiedlich stark automatisierten Bahnen noch Züge mit Führerstand bauen. Aber ich glaube, ich werde die vollautomatisierte cockpitlose Lok mit Fernbedienung für Lotsendienst von außen noch weit vor meiner Rente sehen. :)
Wenn man eine Sache etwas besser begreifen will, muss man sie immer aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten, denn jeder Blickwinkel zeigt andere Facetten und Ansichten der Sache. Ich glaube, daß der wirtschaftlich-technische Blickwinkel den zugrundeliegenden Konflikt zeigt, der die Lokführerstreiks bis zum weitestgehenden Ende des Berufs antreiben wird. Zumal die zunehmende Marginalisierung des TFs in modernen Zügen auch das Denken des Bahnmanagements bei Lohnüberlegungen beeinflussen muss. Ich glaube nicht, daß die GdLer im internen Meeting sagen: "Hey, Leute! Wir saufen ab, laß uns noch schnell Schiffskasse plündern!" :) Es ist sogar gut möglich, daß man dort versucht, die Konsequenz des technischen Fortschritts zu verdrängen. Aber die zunehmende Bedrohung ist für technisch interessierte Bahner einfach nicht zu übersehen. Man kann sie wirklich nur verdrängen. Sie lauert also bei allen Überlegungen, Strategietreffen und Verhandlungen im Hinterkopf. Oder als Druck in der Magengrube - wie man es nimmt. :) Der Druck wird zunehmen.
Ein weiterer Teil des Drucks im Konflikt kommt aus der langen Lohnzurückhaltung der Lokführer. Die nur scheinbar aberwitzige Forderung von 30% Lohnerhöhung ergab sich aus ganz realistischen Berechnungen des Reallohnverlustes seit der letzten echten Lohnerhöhung. Nun ist die Bahn im Zuge der Privatisierung dabei, sich in immer weitere Tochtergesellschaften aufzuspalten, wobei die Lokführer auf verschiedene Gewerkschaften in verschiedenen Vertragsgebilden verschiedener, potentiell konkurrierender, Firmen verteilt werden. Die Felle schwimmen also davon. Da drängt sich aus Sicht der GdL das Bild eines Cowboys auf, der naiverweise seinen Lohn beim Boss deponiert hat - und jetzt schnappt sich dieser Boss die Kasse und galoppiert nach Mexico. Nicht unbedingt rational - aber sehr motivierend.
Noch eine psychologische Facette: Der Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Die Mehdorn-Air möchte gern ein glitzerndes Hochglanzunternehmen sein, und die Lokführer gelten traditionell noch immer als Helden. Im ICE kommt noch der Versuch hinzu, das Personalimage von Fluglinien zu übernehmen. Die Wirklichkeit ist aber ein völlig desolates, halbtotgespartes, an veralteter Technik und überbordender selbstverschuldeter Bürokratie leidendes Monster - eine Chimäre aus zertrümmerter Behörde und unterfinanzierter Firma mit unmöglichen Arbeitsbedingungen an der Kundenfront und miserablen Löhnen. Während der letzten Streiks stellten viele Kunden fest, daß sich das eh schlechte Leistungsniveau der Bahn durch die Ersatzfahrpläne nicht noch nennenswert verschlechtert hätte. Die Angestellten haben das nicht überhört. Auch das erzeugt Wut und Frust. Daher auch die Härte, mit der die Arbeitskämpfe ausgetragen werden.
Und eine weitere Facette des ganzen Theaters sind die Machtkämpfe, die, von der Presse weitestgehend ignoriert, zwischen den einzelnen Gewerkschaften stattfinden. Der Stern hat in einem kurzem aber guten Kommentar den machtpolitischen Blickwinkel genutzt und gezeigt, worum es bei den zu unterzeichnenden Verträgen geht, und warum niemand die erste Unterschrift leisten will: http://www.stern.de/wirtschaft/unternehm...iel/613088.html
Ich habe, lieber Califax, aus Ihren Beiträgen gestern und heute zu diesem Thema mehr gelernt als über die Wochen und Monate aus Medienberichten. Danke dafür.
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
Ein interessanter Satz aus dem Artikel: "Ganz werden sich Störungen aber in der ersten Zeit des Fahrgastbetriebs nicht vermeiden lassen. Wichtig ist aber, dass das System so aufgebaut ist, dass es immer zur sicheren Seite hin reagiert."
Das ist wohl das Geheimnis einer guten Sicherheitstechnik: Daß etwas schief geht, kann man nie ausschließen. Aber man kann das System (oft) so auslegen, daß der Zustand, dem es zustrebt, wenn etwas schief geht, keiner mit katastrophalen Folgen ist.
Hab nochmal über Ihre Aussage bzgl. Substitution des Lokführers durch Technik nachgedacht... und kann nicht zustimmen.
Ich vermute eher, es wird im Bereich der Bahn, ähnlich wie heute im kommerziellen Flugverkehr aus Sicherheitsgründen zu einem "Hybridsystem" aus Mensch und Maschine kommen. Letztendlich könnte man heutzutage auch schon Flüge ohne Piloten durchführen; die Militärtechnik zeigt das. Allerdings: Welches Gefühl hätten Sie, wenn Sie zum ersten mal in ein Flugzeug einsteigen, von dem Sie wissen, dass es ohne Piloten gesteuert wird? Darüberhinaus wird im Personenverkehr der Sicherheit (aus verständlichen Gründen) ja ein extrem hoher Stellenwert zubemessen; die Kombination Mensch/Computer dient da tatsächlich als eine Art von Backup: Sollte einer der Faktoren ausfallen, kann der andere übernehmen (sicher, in heutigen Passagiermaschinen kann der Computer einen Flug und eine Landung vermutlich nicht völlig ohne menschliches Zutun absolvieren). Die Konstellation von Technik (alles dual angelegt) und 2 fähigen Piloten dient aber letztendlich nicht dem regulären Flugbetrieb, sondern dem (extrem unwahrscheinlichen) Fall der Fälle; als Reaktion auf Unfälle in der Vergangenheit.
Jedenfalls denke ich, dass sich der Bereich Bahn entsprechend entwickeln wird; alleine schon aus Gründen der Sicherheit. Die Fahrgäste würden das mehrheitlich wohl auch fordern, auch wenn die Technik ausgereift genug ist, um einen Zug ohne Lokführer hinreichend sicher zu steuern. ...und ich denke die Lokführer wissen das auch...
Flugbetrieb und Bahnbetrieb sind nicht vergleichbar. Beim Flugbetrieb hat man das Problem der Notlandung aber auch das Chaos über den Flugplätzen, daß enge Abstimmung zwischen Lotsen und Piloten erfordert. Die Bahn hat Gleise. Man wird sich an Züge ohne TF gewöhnen.
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...Lotsen und Piloten kann man auch ersetzen durch 2 Computer; das ist ja heute (in einem ähnlichen Bereich) schon gängige Praxis: Wenn sich bspw. 2 Flugzeuge in der Luft bedrohlich nähern oder auf Kollisionskurs sind, kommunizieren die Systeme der Flugzeuge miteinander und schlagen einen aufeinander abgestimmten Ausweichkurs vor (damit nicht die Piloten beider Maschinen "hochziehen" und sich dann "oben" treffen...) Aber naja, wird sich zeigen, dass mit den vollautomatischen Zügen, ich bin ja sehr gespannt darauf; allerdings: spätestens dann, wenn ein Betriebssystem eines ICE mal den "blauen Bildschirm" anzeigt und ein Zug mit 300 Leuten entgleist, haben wir die Forderung nach menschlicher Kontrolle... Die Sicherheitskonzepte im Flugbetrieb haben sich auch nicht innerhalb weniger Tage, sondern stetig über fast 100 Jahre entwickelt; allerdings hat es damals an den technischen Möglichkeiten gefehlt, Piloten durch CPUs zu ersetzen.
Über einem Flughafen hat man ja nicht nur zwei Flugzeuge. Jedes Manöver kann weitere Kollisionsgefahren auslösen. Ein entsprechender Algorithmus, der beliebig viele Flugzeuge 3-dimensional lotst und dabei noch wechselnde Priorisierungen wie Treibstoffmangel oder plötzliche Bordprobleme behandelt, wäre für mich als Programmierer ein Alptraum. Aber wir werden es ja in den nächsten Jahren sehen. Über ungelegte Eier sollte man nicht zulange gackern. ;)
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Feynman
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13.05.2008 20:48
#43 RE: U-Bahn ohne TF (ICEs ohne Lokomotivführer?)
Das weiss ich auch, daher die Anspielung; ich hab mir nur die Frage gestellt, warum Passagierflugzeuge nicht auch ferngesteuert werden, wenn die Technik existiert. ...und ich denke der Grund, warum das nicht passieren wird, unterscheidet sich bei Flügen und Bahnfahrten nur marginal bis gar nicht.
Aber, um califax zu zitieren: Warum über ungelegte Eier gackern? ...mal sehen, was die Bahn-Ingenieure sich so ausdenken...
F.Alfonzo
Feynman
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14.05.2008 10:28
#45 RE: U-Bahn ohne TF (ICEs ohne Lokomotivführer?)
Wenn sie das wissen will ich ihnen gar nichts sagen. Ihre Formulierung "...Flüge ohne Piloten..." klang für mich sehr nach nicht-ferngesteuerten Robotern.
In Antwort auf:warum Passagierflugzeuge nicht auch ferngesteuert werden, wenn die Technik existiert.
Militärische Drohnen werden so schnell bemannte Flugzeuge nicht ablösen, in dem Spezialfall, wo sie erfolgreich sind (Aufklärungsflüge), sind Drohnen billiger (da kleiner, leichter, weil kein Pilot + dessen Ausrüstung) und was auch wichtig ist: kein Pilot riskiert sein Leben.
Das Lebensargument geht bei 2 Piloten einer Passagiermaschine gegen x-hundert Passagiere nicht, und Kostenersparnis gibt es ebenfalls keine.
Herzlich Feynman
Das ewig Unbegreifliche an der Welt ist ihre Begreiflichkeit. Albert Einstein
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