Zitat von Dennis the Menace im Beitrag #11 Das is jetzt zwar auch nur 'ne Marginalie - sozusagen im Wortsinn - Aber das Letztere haben die Amis nicht getan. Des Wahlsystems wegen kann natürlich ein Präsident gewählt werden, der im popular vote in der Minderheit ist, wie in diesem Fall.
Natürlich haben sie das getan. Ich weiss nicht warum der Quark immer wieder hochkommt. Die Mehrheit der Stimmen ist in einem Wahlmännersystem nicht die entscheidende Größe. In Deutschland nebenbei auch nicht. Die amerikanische (wie auch die deutsche) Demokratie richtet sich nach Gesetzen. Von der Mehrheit der Stimmen steht da nichts.
Wenn es nach dem popular vote ginge, wäre Obama übrigens nicht einmal Präsidentschaftskandidat geworden. Aber anders als bei Bush scheint das für die Medien keine große Sache zu sein.
Zitat von tekstballonnetje im Beitrag #26 Wenn es nach dem popular vote ginge, wäre Obama übrigens nicht einmal Präsidentschaftskandidat geworden. Aber anders als bei Bush scheint das für die Medien keine große Sache zu sein.
Ein schönes Beispiel dafür, warum "Popular vote" im amerikanischen System irrelevant ist. Es geht schon damit los, dass es sich eben bei den US-Wahlen NICHT um einheitliche landesweite Wahlen handelt. Sondern um Wahlen auf Staats-Ebene. Es wird dort ermittelt, welche Präferenz die Wähler des Staates haben. Nicht mehr und nicht weniger.
Deswegen ist es auch absolut in Ordnung, dass jeder Staat sein eigenes Wahlrecht hat. Wenn ein Staat z.B. seine Präsidenten-Wahlmänner nicht in einem Block vergeben will sondern proportional, dann kann er das. (Und es gibt auch einen Staat, der das so praktiziert).
Und speziell bei den Vorwahlen hat jeder Staat seine eigenen Regeln. Manche haben "Primaries" (also echte Wahlen), andere "Caucuses" (also regionale Parteitage, wo offen per Handheben abgestimmt wird). Je nach Staat kann es sogar mehrstufige "Caucuses" geben, wo auf der unteren Ebene die Delegierten für die obere Ebene bestimmt werden. Auch was dann mit der Stimme passiert ist unterschiedlich: in manchen Staaten gehen alle Delegierten-Stimmen an den relativ stärksten Kandidaten, in anderen Staaten gibt es (unterschiedlich ausformulierte) proportionale Verfahren. In manchen Staaten wird dadurch ein Parteitags-Delegierter bestimmt, der so abstimmen MUSS wie vom Wähler gewünscht. Aus anderen Staaten werden Delegierte entsandt, für die das Votum des Heimatstaats nur eine unverbindliche Richtschnur ist. usw.
Allein schon wegen dieser Unterschiede ist ein einfaches Addieren der Stimmen über Staatsgrenzen hinweg eine nutzlose Übung. Soll z.B. eine Primary-Stimme genauso viel zählen wie eine Caucus-Stimme, obwohl an letzterem viel weniger Personen teilnehmen? Soll die Stimme in einem "First-past-the-post"-Staat genauso viel zählen wie in einem "proportionalen" Staat, obwohl bei ersteren die Wahlbeteiligung viel niedriger sein kann (sofern ohnehin klar ist, wer gewinnt).
Zitat von tekstballonnetje im Beitrag #28Nicht zu vergessen, dass natürlich auch die Wahlkampagne bei anderen Regeln völlig anders ausgerichtet gewesen wäre.
Nicht zu vergessen, dass die Wähler bei anderen Regeln anders gewählt hätten. Immer wieder lustig, dass allen anderen Menschen (in diesem Fall Wählern) das abgesprochen wird, was man selbst völlig selbstverständlich tut: strategisch handeln.
___________________ Kommunismus mordet. Ich bin bereit, über die Existenz von Einhörnern zu diskutieren. Aber dann verlange ich außergewöhnlich stichhaltige Beweise.
Zitat von Florian im Beitrag #2 Und Silver ist DER Guru der amerikanischen Meinungsforscher. Bei den letzten beiden Präsidentschaftswahlen hat er das Ergebnis für JEDEN EINZELNEN Staat richtig vorhergesagt. Also schon ein Guter, mit i.d.R. übrigens auch parteipolitisch sehr neutraler Brille. Wenn Silver sich so verrechnet, dann muss man das eigentlich auch den deutschen Journalisten verzeihen, die über Trump geschrieben haben.
Die Frage ist, lieber Florian, wie man es am Ende begründet. Ich kenne Silver nicht gut genug, aber ich würde vermuten er wird sich schon seine Gedanken gemacht haben, warum er falsch gelegen hat.
In dem Artikel geht er sehr selbstkritisch mit sich selbst zu Werke: wo habe ich bei Trump falsch gelegen? Warum? Welche Annahmen sollte ich für die Zukunft revidieren um besser zu werden? Einfach superprofessionell!
Zitat:
Zitat We didn’t just get unlucky: We made a big mistake, along with a couple of marginal ones. The big mistake is a curious one for a website that focuses on statistics. Unlike virtually every other forecast we publish at FiveThirtyEight — including the primary and caucus projections I just mentioned — our early estimates of Trump’s chances weren’t based on a statistical model. Instead, they were what we sometimes called ”subjective odds” — which is to say, educated guesses. In other words, we were basically acting like pundits, but attaching numbers to our estimates. And we succumbed to some of the same biases that pundits often suffer, such as not changing our minds quickly enough in the face of new evidence.
"Pundit" ist übrigens "politischer Kommentator". Mit anderen Worten: Silver kritisiert sich selbst dafür, im Falle Trumps wie Jakob Augstein argumentiert zu haben und - wie Augstein - zu lange an einer schwach fundierten Meinung festgehalten zu haben.
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