Es gibt noch einen zweiten Aspekt, der die FAZ hier etwas unprofessionell (oder zumindest blauäugig) aussehen lässt. Denn wie sich mittlerweile heraus stellte, kann die FAZ die Gauland-Zitate nicht juristisch sauber beweisen. (Was bei einem professionell geführten Interview incl. Tonbandaufzeichnung leicht möglich gewesen wäre). Bei einem normalen Allerwelts-Interview ist das natürlich auch nicht notwendig (insbesondere dann nicht, wenn man sich das Interview autorisieren lässt). Wenn die FAZ aber den ultimativen Shitstorm gegen einen Interviewpartner lostritt, dann wäre es wahrscheinlich schon eine gute Idee gewesen, wenn man sich da juristisch wasserdicht verhält.
Zitat Nun stellt sich heraus, dass man mit dieser Formulierung den Eindruck einer Tonaufzeichnung und veritabler Beweise erwecken wollte. Nichts davon existiert, wie die FAS mittlerweile zugegeben hat. Es gebe nur ein paar handschriftliche Notizen der beiden Journalisten! (...)
Man muss jetzt den Journalisten noch nicht einmal Lügen, bösen Willen oder ein schlechtes Gedächtnis unterstellen. Die Gesetzeslage reicht für eine sehr unangenehme Lage der beiden Journalisten und der Zeitung.
Der § 186 StGB könnte den FAS-Journalisten das Kreuz brechen. Gauland kann Unterlassung fordern und Strafantrag wegen „Übler Nachrede” stellen.
Im Zivilverfahren gibt es keine Beweise für die Tatsachenbehauptungen im Falle einer Klage Gauland gegen Lohse und Wehner; die Notizen sind dann keine Beweise, sondern Parteivorbringen, also ziemlich wertlos. Würden sie ohne Zustimmung Gaulands eine Tonaufzeichnung vorlegen, wäre diese illegal und dürfte im Prozess nicht verwendet werden. Die Journalisten hätten sich dann auch noch strafbar gemacht. Also ist das erst recht keine Option.
Wer Tatsachen behauptet, muss sie beweisen können! Die Beweislast liegt eindeutig bei den Journalisten und die haben keine. Gauland muss nichts belegen und kann sich entspannt zurücklehnen.
Ich stimme Noricus zu, wenn er sagt, daß diese "Affäre" mehr über diejenigen sagt, die sie losgetreten haben, als über Gauland.
Wie auch bei der Grenzsicherung bei Petry hat anscheinend ein "Qualitätsmedium" eine Falle aufgestellt, die möglicherweise auch aufgrund einer momentanen Hybris bei Gauland nicht vermieden wurde. Die Behauptung, Boateng sei beleidigt worden, ist jedenfalls derart aus der Luft gegriffen, daß es ist mir völlig unklar ist, wie Vollpfosten wie diese Reporter Mitarbeiter bei der FAS werden konnten.
1.) Es war ein Hintergrundgespräch. Journalistische Usance ist: dient für Fingerzeige für weitere Recherchen, Ausrichtung der Story. Keine Nennung mit Namen. Das höchste der Gefühle ist: "wie aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen bekannt wurde". Früher haben sich die Blätter daran gehalten, weil ihnen klar war, daß Mißbrauch sofort die Quelle versiegen läßt. Früher hatten Journos, bei aller Tendenz, auch mal 2 Groschen Menschen- & Alltagsverstand pro Nase. 2.) Der Name Boateng ist von den FAZkes in die Diskussion eingebracht worden. 3.) Es gibt, anders als von denen behauptet, keinen Bandmitschnitt. Aussage gegen Aussage. Gauland in seiner Rundmail an die Parteimitglieder der AfD: "Zudem hat ein dritter mir wohlbekannter Redakteur der FAS die Überschrift: „Gauland beleidigt Boateng“ gewählt, die durch keinen Satz im Text gedeckt ist." (Ich habe eine sehr genaue Vermutung, um wen es sich handelt. Die FAS war im vorigen Januar schon aufgefallen, als sie PEGIDA auf eine Stufe mit den Pariser Charlie-Hebdo-Attentäter gestellt hat, einschließlich einer Karikatur, deren Niveau zu nennen mir für heute den Godwin-Award einbrächte. Den Link in meinem damaligen Posting kann ich heraussuchen.) 4.) Es ist das gleiche Muster, nach dem aus Akif Pirincçis polemischer Auslassung in Dresden vom Oktober und Frau Petrys Interview im Dezember zu "Ruf nach Schießbefehl auf Kinder" & "Flüchtlinge ins KZ" verdreht wurden. Sowohl die Verdrehung wie das Zumüllen sämtlicher Prime-Time-slots damit in Endlosschleife. Da die AfD auf Öffentlichkeitsarbeit angewiesen ist, bleibt nur die Konsequenz: Interviews, egal mit welchen Medien, nur noch unter Anwesenheit von Rechtsanwälten, paralleler Dokumentation sämtlicher Interaktionen mit Journalisten & Cie., Texte nur nach Vorlage freigeben. Bei der kleinsten Abweichung von der freigegebenen Version Gegendarstellung & Unterlassungsklage. Plus konsequentem Boykott der Zeitung, des Sendeformats, des Senders. Ansonsten Presseerklärungen. 4b.) Zudem ist die steindumm-polemische Intention ja selbst wohl FAS-Lesern deutlich. Bei jedem genehmen Gesicht wäre der haargenau gleiche Satz, so wie er kolportiert wurde ("aber daneben wollen sie dann doch nicht wohnen") zu "Bischof/Parteischranze/Schlagerheini klagt verbreiteten Alltagsrassismus in DE an" hochgejazzt worden. 5.) Es gibt sicherlich einen Unterschied zwischen Denunziations-, Unterstellungs- & Desinformations-Medien etwa im früheren RealSoz & unseren Qualitätszeitungen. Leider ist mir der seit einiger Zeit entfallen. Aber tröstlich zu sehen, daß der Vorwurf der "Lügenpresse" haltlos ist. Selbst bei der FAZ sind die mittlerweile zu blöd dazu.
PS: Sind sie. Gleicher FAS-Artikel, gleiche Autoren.
Zitat von uebermedien.de, 1. Juni 2016Aha, die FAS hat also den thüringischen AfD-Sprecher Björn Höcke zitiert – was der aber nicht so lustig fand und deshalb juristisch dagegen vorgegangen ist. Das hatte nicht nur zur Folge, dass da nun dieser Nicht-Satz im Internet steht – in den digitalen Zeitungsarchiven ist sogar der gesamte Text gesperrt. Die FAS teilt dazu auf Anfrage von Übermedien mit:
Der Artikel ist nicht mehr aufzufinden, da die F.A.Z. eine Unterlassungs- und Verpflichtungserklärung gegenüber Herrn Höcke abgeben hat.
Der Grund, weshalb Björn Höcke die Stelle löschen ließ, ist simpel: Er hat nicht gesagt, dass Kirchenfunktionäre „verrottet“ seien.
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #41.) Es war ein Hintergrundgespräch.
Nur zum Teil. Und zwar der Teil, in dem Gauland über Interna des AfD-Vorstands sprach - und daraus hat die FAS auch nichts gebracht. Wobei die Reaktion anderer AfD-Funktionäre (z. B. Petry) m. E. durchaus damit zu tun, daß die sich denken können was Gauland über sie gesagt hat und sie deswegen nicht erfreut sind ...
Der Teil zur Integration war aber durchaus zur Veröffentlichung gedacht. Gauland hat ja auch nicht bestritten, diese beiden Sätze gesagt zu haben - nur beim Kontext gibt es Streit.
Zitat 2.) Der Name Boateng ist von den FAZkes in die Diskussion eingebracht worden.
Und das ist m. E. durchaus relevant. Weil das ja offenbar ein Beispiel sein sollte, um Integrationsprobleme zu diskutieren. Und da wäre Boateng wirklich der falsche Kandidat. Hier wäre es wirklich wichtig, den genauen Wortlaut des vorlaufenden Gesprächs zu kennen. Eigentlich ist eine Interpretation beim aktuellen Kenntnisstand überhaupt nicht möglich.
Zitat 3.) Es gibt, anders als von denen behauptet, keinen Bandmitschnitt.
Sie haben es wohl nicht explizit behauptet, sondern suggeriert, es gäbe ausreichend Belege.
Zitat die Überschrift: „Gauland beleidigt Boateng“ gewählt, die durch keinen Satz im Text gedeckt ist.
Und genau das ist der Knackpunkt. Wahrscheinlich war Gaulands Position wirklich etwas merkwürdig, aber bestimmt keine Beleidigung Boatengs.
Zitat 4.) Es ist das gleiche Muster, nach dem aus Akif Pirincçis polemischer Auslassung in Dresden vom Oktober und Frau Petrys Interview im Dezember zu "Ruf nach Schießbefehl auf Kinder" & "Flüchtlinge ins KZ" verdreht wurden.
Nicht ganz. Gerade Petry hat sich explizit mit ihren Formulierungen aus dem falschen Fenster gehängt. Durchaus provoziert, aber es war ihr bewußt, daß jedes ihrer Worte auf die Goldwaage gelegt werden würde.
Zitat Da die AfD auf Öffentlichkeitsarbeit angewiesen ist, ...
Na ja, "mißinterpretiert" zu werden gehört durchaus zum Konzept der AfD-Öffentlichkeitsarbeit. Da werden bewußt zweideutige Formulierungen in die Welt gesetzt, die Empörungswelle ist da schon einkalkuliert. Und den eigenen Anhängern kann man sich dann als von der "Lügenpresse" verfolgte Unschuld präsentieren. Sowohl die AfD wie ihre Gegner profitieren von diesem Spiel der hysterisierten Über-Empörung.
Der aktuelle Fall gehört m. E. nicht in dieses Raster, weil Gauland kaum damit rechnen konnte, daß seine nur für die indirekte Wiedergabe gedachten Äußerungen mit einer falschen Überschrift skandalisiert werden würden.
Zitat Plus konsequentem Boykott der Zeitung, des Sendeformats, des Senders.
Natürlich nicht. Die AfD sucht diese Pressekonfrontationen, nimmt jeden möglichen Termin mit und freut sich über jeden Shitstorm.
Zitat Bei jedem genehmen Gesicht wäre der haargenau gleiche Satz ...
Tja, wenn Zwei das Gleiche sagen ist es nicht das Selbe. Es ist durchaus zulässig, die Intention eines unklaren Satzes je nach Kontext zu interpretieren, und dazu gehören eben auch die Person des Urhebers und seine ansonsten bekannten Positionen.
Der Fehler beginnt erst, wenn man die Interpretation dann als Beleg dafür nimmt, daß die gemachten Annahmen über Person und Positionen richtig sind.
D.h. man darf durchaus interpretieren, daß eine Äußerung fies gemeint war, wenn der Urheber ein nachgewiesener Widerling ist. Aber dieser Nachweis muß aus anderen, ohne Interpretation klaren Fakten oder Äußerungen erfolgen.
Ich stimme deine Einschätzungen in der Sache weitgehend zu lieber R.A.
Das Wesentliche an dem ganzen Beispiel Gauland / Boateng ist in meinen Augen aber (wieder einmal) viel einfacher zusammen gefasst: Moral wird als Politikersatz verkauft und es wundert sich schon längst niemand mehr darüber. Die Akteure sind dabei Hohepriester des propagierten Glaubens und keine Interessenvertreter mehr.
Lernen kann man dabei, wie an vielen ähnlichen Beispielen auch, dass die Medien mehr zu den Akteuren, respektive zur Hohenpriesterschaft gehören, als dass sie unabhängige Berichterstatter wären. Aber auch das wissen wir hier alle. Dass der moralische Platzhirsch wenig zimperlich mit moralischen Emporkömmlingen umgeht ist dagegen nicht wirklich etwas Neues und erscheint mir auch religionsgeschichtlich eine ziemlich gut belegte These zu sein.
Herzlich
nachdenken_schmerzt_nicht
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Lohse betonte: "Wir haben ihn gefragt bei dem Thema 'Fremd sein in Deutschland und Integration', wie es denn mit Herrn Boateng zum Beispiel sei.
Zur gefälligen Beachtung: Boateng ist in Deutschland von einer Deutschen geboren worden und bei ihr in Charlottenburg aufgewachsen, zur Schule gegangen und hat in Deutschland seine Karriere als Fußballspieler gemacht. Wie passt das mit 'Fremd sein in Deutschland und Integration' zusammen?
Die Presse in Deutschland ist womöglich schlechter als ihr Ruf und hat kaum einen berechtigten Grund aufzujaulen, wenn sie in bestimmten Kreisen als Lügenpresse gepriesen wird.
-- Political language – and with variations this is true of all political parties, from Conservatives to Anarchists – is designed to make lies sound truthful and murder respectable, and to give an appearance of solidity to pure wind – Eric A. Blair
Das ist ja alles richtig, was hier analysiert wird. Nur, dass bei der Masse der Wähler die von der FAS transportierte Aussage hängen bleiben wird. Selbst eine juristisch erzwungene Gegendarstellung würde an dem -aus meiner Sicht- Rufmord nichts mehr ändern.
Umgekehrt werden die Unterstützer Gaulands sich durch das FAZ-Zitat auch nicht beeinflussen - selbst dann nicht, wenn Gauland tatsächlich das so gemeint hätte, wie die FAS ihm unterstellt.
Richtig ist auf jeden Fall, dass die deutschen Medien Akteure sind. Keine Beobachter, keine Dienstleister, keine neutrale "4 Gewalt". Richtig ist auch, dass die Masse der Deutschen das so wollen. Und richtig ist auch, dass die Masse der Deutschen sich weder das eine noch das andere klarmachen, sondern im Gegenteil ehrlich empört sind, wenn man auf die politisch aktive Rolle der Medien hinweist.
___________________ Kommunismus mordet. Ich bin bereit, über die Existenz von Einhörnern zu diskutieren. Aber dann verlange ich außergewöhnlich stichhaltige Beweise.
Zitat von Florian im Beitrag #2Es gibt noch einen zweiten Aspekt, der die FAZ hier etwas unprofessionell (oder zumindest blauäugig) aussehen lässt. Denn wie sich mittlerweile heraus stellte, kann die FAZ die Gauland-Zitate nicht juristisch sauber beweisen. [...] Siehe hierzu ein Kommentar auf der Seite des Journalistenverbands Berlin-Brandenburg: http://djv-bb.de/der-shitstorm-der-nach-hinten-los-ging/
Zitat:
Zitat Der § 186 StGB könnte den FAS-Journalisten das Kreuz brechen. Gauland kann Unterlassung fordern und Strafantrag wegen „Übler Nachrede” stellen.
Im Zivilverfahren gibt es keine Beweise für die Tatsachenbehauptungen im Falle einer Klage Gauland gegen Lohse und Wehner; die Notizen sind dann keine Beweise, sondern Parteivorbringen, also ziemlich wertlos. [...]
Es ist sicher keine üble Nachrede, Gauland das ihm zugeschriebene Zitat - falls er es so nicht geäußert hat - unterzuschieben. Denn das Zitat ist an sich ja harmlos. Gefährlich wird es erst dort, wo Gauland eine Zustimmung zu der von ihm vermuteten Einstellung der Leute, jemanden wie Boateng nicht als Nachbaren haben zu wollen, unterstellt wird.
Die handschriftlichen Notizen der beiden Journalisten sind sehr wohl Beweismittel, nämlich Urkunden. Als solche unterliegen sie natürlich der richterlichen Beweiswürdigung.
Zitat von Frank2000 im Beitrag #8 Richtig ist auf jeden Fall, dass die deutschen Medien Akteure sind. Keine Beobachter, keine Dienstleister, keine neutrale "4 Gewalt". Richtig ist auch, dass die Masse der Deutschen das so wollen.
Wäre letzteres richtig, sollten Journalisten aber einen besseren Ruf in der Bevölkerung genießen, als es der Fall ist. Sie befinden sich in entsprechenden Rankings seit vielen Jahren stabil auf den letzten Plätzen. Auch ne Leistung, irgendwie.
Herzliche Grüße, Andreas
"Man kann einen gesellschaftlichen Diskurs darüber haben, was Meinungsfreiheit darf. Oder man hat Meinungsfreiheit." (Christian Zulliger)
Zitat von Noricus im BlogEine Beleidigung im Sinne des § 185 StGB vermag wohl auch der kreativste Jurist in diesen Worten nicht zu erkennen. Und was soll daran rassistisch sein? Das Personalpronomen lautet „sie“ und eben nicht „ich“.
Auch im psychologischen Sinne kann man hier nicht von einer Beleidigung sprechen, da diese natürlicherweise erst zwischen den Ohren des Adressaten entsteht (oder eben auch nicht). Boateng selbst scheint ja eher mit einer Art nachsichtig-achselzuckenden Kopfschütteln reagiert zu haben, wenn man den Presseveröffentlichungen dazu glauben kann, mithin ausgesprochen souverän. Was bleibt, ist also wieder mal der selbstreferentielle Medienzirkus..
Herzliche Grüße, Andreas
"Man kann einen gesellschaftlichen Diskurs darüber haben, was Meinungsfreiheit darf. Oder man hat Meinungsfreiheit." (Christian Zulliger)
Zitat von Frank2000 im Beitrag #8Das ist ja alles richtig, was hier analysiert wird. Nur, dass bei der Masse der Wähler die von der FAS transportierte Aussage hängen bleiben wird. Selbst eine juristisch erzwungene Gegendarstellung würde an dem -aus meiner Sicht- Rufmord nichts mehr ändern.
Man muss meines Erachtens aber auch sehen, dass sich Gauland, wenn er tatsächlich bona fide handelte und die Äußerung über Boateng nicht nur eine Erfindung der beiden Journalisten ist, unheimlich ungeschickt angestellt hat. Wenn er wirklich nicht wusste, wer Boateng ist, warum ließ er sich dann auf eine Äußerung über ihn ein? Hätte er sich nicht denken können, dass Boateng ein ausgesprochener Sympathieträger ist?
Gaulands Aussagen danach mit sehr viel "vielleicht" und "kann sein" klangen wie ein widerwilliges Geständnis, dass der Satz so gefallen ist wie von der FAS zitiert.
Als politisch und medial erfahrenster AfD-Funktionär hätte er diesen Sturm im Wasserglas wahrlich besser meistern können und müssen.
Zitat von Noricus im Beitrag #12 Gaulands Aussagen danach mit sehr viel "vielleicht" und "kann sein" klangen wie ein widerwilliges Geständnis, dass der Satz so gefallen ist wie von der FAS zitiert. Als politisch und medial erfahrenster AfD-Funktionär hätte er diesen Sturm im Wasserglas wahrlich besser meistern können und müssen.
Absolut. Mit dem Abgang von Lucke ist das AfD-Führungspersonal extrem unprofessionell im Umgang mit der Presse. Und wenn jetzt auch noch Petry und Gauland einen offenen Streit vom Zaun brechen, dann könnte das der AfD sehr viele Stimmen kosten.
So viele Stimmen kann ein Höcke gar nicht auf der rechten Seite holen, was ein Führungsstreit in der Mitte kosten würde. Interessant ist, dass ein Höcke das übrigens nicht zu begreifen scheint. Während Petry einfach nur ein egozentrischer, naiver Machtmensch zu sein scheint, scheint mir Höcke ein wirklicher Überzeugungstäter zu sein. Ein stramm rechter Extremist, der schlicht nicht begreifen kann (weil sein geschlossenes Weltbild das verhindert), dass stramm rechts in Deutschland keine größeren Stimmenblöcke zu holen sind. Wenn Petry nach rechts rückt, um Höcke zu neutralisieren, dann schrumpft die AfD wieder auf Zwergengröße.
In so weit könnten Gauland, Petry und Höcke es tatsächlich noch schaffen, einen Triumpf der AfD zu verhindern.
___________________ Kommunismus mordet. Ich bin bereit, über die Existenz von Einhörnern zu diskutieren. Aber dann verlange ich außergewöhnlich stichhaltige Beweise.
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #41.) Es war ein Hintergrundgespräch.
Nur zum Teil. Und zwar der Teil, in dem Gauland über Interna des AfD-Vorstands sprach - und daraus hat die FAS auch nichts gebracht. Wobei die Reaktion anderer AfD-Funktionäre (z. B. Petry) m. E. durchaus damit zu tun, daß die sich denken können was Gauland über sie gesagt hat und sie deswegen nicht erfreut sind ...
Wobei das übrigens auch eine kleine fiese Unkorrektheit der FAZ-Journalisten wahr:
Bei einem vertraulichen Hintergrundgespräch sollten nicht nur die inhaltlichen Details sondern auch die grundsätzliche Tatsache, dass es das Gespräch gab und worüber gesprochen wurde vertraulich sein. An diesem konkreten Beispiel sieht man ja sehr gut, dass die FAZ-Mitteilung über das grundsätzliche Gesprächs-Thema Gauland innerparteilich bereits schadet.
Die FAZ hat hier kurzfristig gepunktet. Aber ihre Reputation bei potenziellen Gesprächspartnern leidet natürlich. Auch Politiker anderer Parteien werden sich in Zukunft gut überlegen, zu welchen Themen sie sich mit der FAZ noch zu einem Hintergrundgespräch austauschen wollen.
Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #6Lernen kann man dabei, wie an vielen ähnlichen Beispielen auch, dass die Medien mehr zu den Akteuren, respektive zur Hohenpriesterschaft gehören, als dass sie unabhängige Berichterstatter wären.
Das ist der Knackpunkt. Die Medien spielen den Schiedsrichter, während sie gleichzeitig versuchen Tore zu schießen.
Zitat von Frank2000 im Beitrag #14Mit dem Abgang von Lucke ist das AfD-Führungspersonal extrem unprofessionell im Umgang mit der Presse.
Weiß nicht. Lucke hatte halt eher dröge fachliche Positionen zu Themen, die nicht wirklich kontrovers waren. Bzw. wenn sie kontrovers waren (wie beim Euro), rührten sie doch nicht an Tabus. Da war halt automatisch nicht viel Raum für mißgünstige Interpretationen.
Zitat Und wenn jetzt auch noch Petry und Gauland einen offenen Streit vom Zaun brechen, dann könnte das der AfD sehr viele Stimmen kosten.
Sicher - aber das ist ja bei allen Parteien so. Gerade Union und SPD können derzeit ein Lied davon singen, wie interne Streitigkeiten zu Stimmenverlusten führen.
Zitat von Florian im Beitrag #15Wobei das übrigens auch eine kleine fiese Unkorrektheit der FAZ-Journalisten wahr:
Bei einem vertraulichen Hintergrundgespräch sollten nicht nur die inhaltlichen Details sondern auch die grundsätzliche Tatsache, dass es das Gespräch gab und worüber gesprochen wurde vertraulich sein.
Jein. M. W. war die Darstellung, was nun "unter Drei" gesagt wurde und was nicht erst eine Reaktion auf den Vorwurf, sie hätten die Spielregeln nicht eingehalten.
Zitat Die FAZ hat hier kurzfristig gepunktet. Aber ihre Reputation bei potenziellen Gesprächspartnern leidet natürlich.
Nur zur Klarstellung: Wie ich während dieser Affäre gelernt habe, sind FAZ und FAS durchaus unterschiedliche Medien. Mit unterschiedlichen Redaktionen (FAZ in Frankfurt, FAS in Berlin). Und die FAS war angeblich (ich lese die sehr selten) schon immer etwas Boulevard-mäßiger.
Beide teilen sich natürlich die Marke und das Image, und da schadet dann die FAS-Eskapade den FAZlern ähnlich wie Spiegel-Online der Reputation des gedruckten Spiegels schadet.
Zitat von Frank2000 im Beitrag #14So viele Stimmen kann ein Höcke gar nicht auf der rechten Seite holen, was ein Führungsstreit in der Mitte kosten würde.
Die Stimmen, die ein öffentlich wahrzunehmender Höcke am rechten Rand holt, verliert die AfD in der Mitte bzw. bei denjenigen, die ihre alte CDU wieder haben möchten. Da bedarf es gar keines Führungsstreits.
Zitat von Frank2000 im Beitrag #14Während Petry einfach nur ein egozentrischer, naiver Machtmensch zu sein scheint,
Mit der Qualifikation als naiv wäre ich vorsichtig. Da hat man sich bei Merkel ja auch schon schwer getäuscht. Ich erkenne ohnehin erstaunliche Parallelen zwischen Merkel und Petry, insbesondere jene, dass beide der Macht den Vorzug vor ideologischer Standfestigkeit geben.
Zitat von Frank2000 im Beitrag #14In so weit könnten Gauland, Petry und Höcke es tatsächlich noch schaffen, einen Triumpf der AfD zu verhindern.
Ja, können sie. Ich finde es immer wieder grotesk, wie den sog. Rechtspopulisten kommunikative Fähigkeiten unterstellt werden, die sie gar nicht haben. In Österreich wird der FPÖ der (auch im Bundespräsidentschaftswahlkampf thematisierte) NLP-Hokuspokus ja schon seit Haiders Zeiten zugeschrieben. Viel kann sich dahinter nicht verbergen: Hofers Kampagne war nämlich miserabel. Er hätte es dennoch beinahe geschafft, weil van der Bellen so ziemlich jeden Fehler gemacht hat, den er machen konnte.
Am lernfähigsten scheint mir in dieser Hinsicht Marine Le Pen. Sie vermeidet viele Fehler, die ihr Vater hartnäckig gemacht hat.
Zitat von R.A. im Beitrag #18Und die FAS war angeblich (ich lese die sehr selten) schon immer etwas Boulevard-mäßiger.
War sie. Ich hab die mal ein paar Monate gelesen, nachdem Schirrmacher die 2001 lanciert hatte, eben wegen der Marke, und das dann schnell aufgegeben. Mein Eindruck war: leichteste Sonntagslektüre, von der Anmoderation etwa WAMS entsprechend, nur um 50% dünner, möglichst wenige Worte per Seite; die Doppelseite hinten ("Wissenschaftsthemen") graphisch superb aufgemacht, aber für den Thema "Informationsschwerpunkt" höchst dürftig. In 5 Minuten war man durch; der Eindruck war der eines ziemlich nervenden Rauschens, aus dem schlicht nix hängenblieb. Die haben das locker geschafft, sogar falls man d'accord war, das nur schulterzuckend zur Kenntnis zu nehmen. Ich hatte damals den Eindruck, dass die auf die Leserschaft zielten, die die ZEIT in den etwa 10 Jahren davor mit genau dieser Tonart bespaßt hatte.
Zum andern: daß Schirrmacher seine Mätzchen da als β-Test Gassi führte, bevor er das Stammblatt damit aufpeppte. Das war ja zu der Zeit, als er mal das komplette FAZ-Feuilleton mit nichts als 8 Seiten Human-GATTACA-Code (dem von Craig Venter persönlich) zugemüllt hat (27.6.2000). Die hatten als erste Comics, noch vor "Strizz"; die haben auf "Wissenvermittlung, lockere" gemacht, indem sie Andreas Eschbachs Roman (die "" bitte dazudenken) "Exponentialdrift" als blitzaktuell gestrickte Wochenfolge abdruckten, mit der expressen Vorgabe, 3 Stichworte, die in den letzten 7 Tagen im Bereich "science" aufgetaucht waren, in den jeweils 300 Wörtern zu erwähnen. 45 Folgen lang. (So ganz ohne prämeditierten Plot läuft sowas freilich nicht; & die erstaunliche Ähnlichkeit des Endprodukts mit Eric Frank Russells "Sinister Barrier" ist bestimmt reiner Zufall.) Mit den Comics gipfelte das dann ja 2005 mit der 20-bändigen Buchedition "Klassiker der Comic-Literatur. Ausgewählt vom F.A.Z.-Feuilleton", mit Superman als 01 & sonst Spider-Man (15), Batman (07) & den Schlümpfen (14). Wieso das heutige Nie-wo der F.A.Z. zu führt, erschließt sich mir nicht recht.
Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire
Zitat von Noricus im Beitrag #19Am lernfähigsten scheint mir in dieser Hinsicht Marine Le Pen. Sie vermeidet viele Fehler, die ihr Vater hartnäckig gemacht hat.
Da bin ich interessiert, daß Sie uns bitte an Ihren Beobachtungen teilhaben lassen! (Führe mir schon die deutsche Politikerkommunikation kaum zu Gemüte. Für mich gilt nur, was Parlamentsdrucksache oder irgendwie anders verbindlich wird)
Zitat von Noricus im Beitrag #19Ich finde es immer wieder grotesk, wie den sog. Rechtspopulisten kommunikative Fähigkeiten unterstellt werden, die sie gar nicht haben.
Normalerweise haben sie nur eine einzige Fähigkeit, die dann aber auch reicht: Die Gegenpositionen zum herrschenden Konsens zu formulieren. Die müssen noch nicht mal in sich widerspruchsfrei sein. Man wählt den Sack und meint den Esel.
-- Bevor ich mit den Wölfen heule, werd‘ ich lieber harzig, warzig grau, verwandele ich mich in eine Eule oder vielleicht in eine graue Sau. (Reinhard Mey)
Zitat von R.A. im Beitrag #18Nur zur Klarstellung: Wie ich während dieser Affäre gelernt habe, sind FAZ und FAS durchaus unterschiedliche Medien. Mit unterschiedlichen Redaktionen (FAZ in Frankfurt, FAS in Berlin). Und die FAS war angeblich (ich lese die sehr selten) schon immer etwas Boulevard-mäßiger.
Das trifft es. Bis auf Hank war da nur immer zu lesen, was auch in "Zeit" oder "Neuem Süddeutschland" hätte stehen können.
-- Bevor ich mit den Wölfen heule, werd‘ ich lieber harzig, warzig grau, verwandele ich mich in eine Eule oder vielleicht in eine graue Sau. (Reinhard Mey)
Zitat von Frank2000 im Beitrag #14So viele Stimmen kann ein Höcke gar nicht auf der rechten Seite holen, was ein Führungsstreit in der Mitte kosten würde. Interessant ist, dass ein Höcke das übrigens nicht zu begreifen scheint. Während Petry einfach nur ein egozentrischer, naiver Machtmensch zu sein scheint, scheint mir Höcke ein wirklicher Überzeugungstäter zu sein. Ein stramm rechter Extremist, der schlicht nicht begreifen kann (weil sein geschlossenes Weltbild das verhindert), dass stramm rechts in Deutschland keine größeren Stimmenblöcke zu holen sind. Wenn Petry nach rechts rückt, um Höcke zu neutralisieren, dann schrumpft die AfD wieder auf Zwergengröße.
Genau das war ja (nicht nur) meine Prognose nach Essen. Petry wird die Geister, die sie rief, um Lucke zu stürzen, nicht los werden.
-- Bevor ich mit den Wölfen heule, werd‘ ich lieber harzig, warzig grau, verwandele ich mich in eine Eule oder vielleicht in eine graue Sau. (Reinhard Mey)
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #20als er mal das komplette FAZ-Feuilleton mit nichts als 8 Seiten Human-GATTACA-Code (dem von Craig Venter persönlich) zugemüllt hat (27.6.2000).
Das war vielleicht das qualitätvollste FAZ-Feuilleton aller Zeiten
Zitat den Schlümpfen (14).
Das IST Qualität. Ich liebe die Schlümpfe, die haben mir schon vor fast 50 Jahren gefallen ...
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