Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden  

ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 59 Antworten
und wurde 5.108 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2 | 3
Llarian Offline



Beiträge: 6.905

09.08.2017 22:54
#26 RE: Google, Gender, Galgenstrick Antworten

Zwei Gedanken, bzw. Argumentationsstränge, die vielleicht auch in einem neuen Artikel stehen könnten, aber dennoch auch hierher passen:

1. In der Diskussion habe ich den Eindruck, dass die meisten Anwesenden Google immer noch im Wesentlichen für einen Anbieter einer Suchmaschine halten. Und richtig daran ist auf jeden Fall, dass Google nach wie vor einen guten Teil seiner Gewinne in diesem Bereich verdient. Aber deswegen ist das nicht Google, Google ist viel, viel(!) mehr. Wenn man den eigentlichen Kern von Google beschreiben wollte, dann käme man zu etwas ganz anderem als einer Suchmaschine. Google ist ein Spezialist für das Verarbeiten großer Datenmengen. DAS ist das zentrale Geschäft von Google. Das Verarbeiten von gigantischen, riesigen, teilweise abstrus großen Datenmengen um in irgendeiner Form eine Information daraus abzuleiten, die sich dann weiter nutzen lässt. Eine Suchmaschine ist nur eine Anwendung dieser Technologien. Aber es gibt viel, viel mehr.

Wenn man die Zielrichtung verstehen will, dann sollte man sich Gedanken machen warum es Android gibt. Weil Google so nett ist? Weil es eine Weltverbesserungsfirma ist, die schon immer ein Betriebssystem auf den Markt bringen wollte? Oder weil sich Larry Page schon immer über Symbian geärgert hat? Nein, weil ein Handybetriebssystem einem die Macht über die Daten der Handys gibt. DAS ist der Grund. Das ist etwas was sowohl Google als auch Apple schon vor Jahren erkannt haben, und das ist auch der Grund warum Jobs damals seinen thermonuklearen Krieg gegen Google führen wollte (über den er dann verstorben ist). Die Macht dieser Daten ist unvorstellbar gewaltig.
Und hier kommt Googles zentrales Geschäftsfeld ins Spiel. Sie sind in der Lage mit diesen Daten etwas anzufangen. Sie haben sie nur zu diesem Zweck generiert. Um nur mal einen Schnuppereindruck zu bekommen, der sollte mal sein lokales Möbelgeschäft oder sein Fitnessstudio googeln. Google weiss wieviel Leute in den nächsten Stunden dort sein werden. Sie wissen auch wieviele es gerade sind. Google weiss besser als der Verfassungsschutz wer in Hamburg tatsächlich demonstriert hat. Google weiss sogar am Ende wer die schwarzen Horden wirklich sind. Weil es sich in den Daten wiederfindet. Diese Macht, die Macht der Daten, geht WEIT über das Platzieren in einer Suchmaschine hinaus. Kombiniert mit den auch bei Google derzeit in Entwicklung befindlichen KI-Methoden kann man sich kaum vorstellen, was damit alles denkbar wird. Oder besser tut man es nicht.

2. Man greift zu kurz, wenn man das Problem rein aus marktwirtschaftlicher Perspektive sieht. Das Credo, eher das Axiom, dass die meisten von uns Firmen unterstellen ist, dass Firmen gierig sind. Firmen wollen Geld verdienen. Das stimmt natürlich auch. Und bei einer großen Firma wie VW, Toyota oder meintwegen Samsung würde ich mir auch keine so großen Gedanken machen, dass die sich immer entsprechend verhalten werden. Solche Firmen mögen gierig sein, aber diese Gier ist berechenbar. Google verfolgt aber noch gänzlich andere Ziele und hier wird es schwierig. Googles früheres Motto (zumindest bis vor kurzem) war ganz offiziell: "Don't be evil". Auch wenn man das heute nicht mehr ganz so nach vorne puscht, ist der moralische Anspruch glasklar. Aber dann stellt sich sofort die Frage: Was ist böse?
Aus Sicht des modernen und eher linken Zeitgeistes sind eine Menge Dinge böse, die zu den Grundfunktionen eines Rechtsstaates gehören. Beispielsweise die Meinungsfreiheit. Und jetzt ist da ein Konzern mit gigantischer Macht und dem Anspruch "das Richtige" (oder eher das moralische?) zu tun. Dazu würde im Zweifelsfall auch gehören so böse "Hassprediger" öffentlich zu vernichten. Der Weg zur Hölle ist gepflastert mit guten Vorsätzen und die größten Verbrechen der Menschheit wurden im Namen des Guten begangen. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass viele, wenn nicht die meisten, "Großverbrecher" der Menschheitsgeschichte durchaus der Meinung waren etwas gutes und richtiges zu tun. Was ist, wenn jetzt eine Firma mit gewaltiger Macht genau diesen Weg geht?
Wenn man sich, im Zuge der Auseinandersetzung um James Damore, mal die internen Mails von Google ansieht, die inzwischen so an verschiedenen Stellen "leaken", dann kriegt man einen Eindruck was für Leute dort inzwischen in Amt und Würden sind. Der Weg erscheint schon fast unvermeidlich.

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

09.08.2017 23:00
#27 RE: Google, Gender, Galgenstrick Antworten

Zitat
Dazu braucht es richtig Infrastruktur


Ich habe kürzlich auf einer Reise nach Holland das europäische Rechenzentrum von Google gesehen (steht in der Nähe von Groningen). Das stellt man sich nicht mal so eben in den Keller: https://www.dataports.eu/wp-content/uplo...haven-img-7.jpg

Gruß Petz

Free speech is so last century. (Brendan O'Neill)

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.527

09.08.2017 23:32
#28 RE: Google, Gender, Galgenstrick Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #26
Diese Macht, die Macht der Daten, geht WEIT über das Platzieren in einer Suchmaschine hinaus. Kombiniert mit den auch bei Google derzeit in Entwicklung befindlichen KI-Methoden kann man sich kaum vorstellen, was damit alles denkbar wird. Oder besser tut man es nicht.



Um noch mal drauf zurückzukommen: ich hatte das ja vor ein paar Tagen als Solitär; aber hier paßt's hin.

Googelt mal einfach das hier: "European - people - history" (am besten, nachdem ihr euch vergewissert habt, daß die Suche etwa nach "Katzen" tatsächlich Katzenbilder auswirft). Und dann geht mal auf "Bilder".

https://www.google.de/search?q=european+...iw=1280&bih=659

Und dann behaltet mal im Hinterkopf, daß wir alles, was wir überprüfen von dem, was wir lesen; was wir überhaupt geliefert bekommen in unsere Filterblase rein, womit wir das, wenn wir nicht das unabhängig gedruckt zur Hand haben, erfahren + abgleichen, nur noch über Google reinkriegen.

Und dann behaltet mal als zweites im Hinterkopf, wie da einige Leute (mich eingeschlossen) am vorigen Do., 20:00, auf FB schlicht nicht mehr vorhanden waren; Profile weg, und jeglicher Kommentar, den die mal auf irgendeiner Seite hinterlassen haben. Gut, ist jetzt nur FB. Aber alles andere, was über den eigenen Rechner hinausgeht, ist ebenso nur Daten + Erreichbarkeit.



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

F.Alfonzo Offline



Beiträge: 1.997

09.08.2017 23:43
#29 RE: Google, Gender, Galgenstrick Antworten

@Llarian:

Es bleibt doch aber die Tatsache, dass Google diese Macht nur hat, so lange viele Leute ihre Dienste nutzen. Auch jenseits aller betriebswirtschaftlicher Aspekte. Wir sprechen hier immer noch über ein schnödes Unternehmen, nicht eine staatliche Behörde mit quasi unbegranzter Macht und unbegrenzten Mitteln (wobei selbst jene unter dem öffentlichen Druck früher oder später immer eingebrochen sind). D.h. es läuft letztendlich darauf hinaus, ob die Nutzer sich manipulieren lassen wollen. Wenn das nicht der Fall ist, wechseln sie eben zur Konkurrenz und der Spuk ist vorbei.

Ich hatte ja erwähnt, dass Google sich schon sehr geschickt anstellen muss, um dieses Geschäftsmodel, welches auf der Nutzung der Userdaten beruht, überhaupt so durchziehen zu können. Ein großer Teil der Nutzer dürfte sich heutzutage schon dieser Problematik bewusst und entsprechend sensibilisiert sein. Sie nehmen diese Nachteile aber in Kauf, weil sie eben davon ausgehen, dass Google die Daten nur nutzt um Geld zu verdienen. Sobald durchsickert, dass auch eine politische Agenda verfolgt wird - und man kann davon ausgehen, dass etwas derartiges sehr schnell den Weg in die breite Öffentlichkeit findet - kann sich auch das Nutzerverhalten schnell ändern.

Llarian Offline



Beiträge: 6.905

09.08.2017 23:59
#30 RE: Google, Gender, Galgenstrick Antworten

Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #29
Wir sprechen hier immer noch über ein schnödes Unternehmen, nicht eine staatliche Behörde mit quasi unbegranzter Macht und unbegrenzten Mitteln (wobei selbst jene unter dem öffentlichen Druck früher oder später immer eingebrochen sind).

Ich bin mir nicht sicher wie groß die Macht von Google inzwischen wirklich ist. Denn auch wenn die Mittel von Google (naheliegenderweise) stärker begrenzt sind, als beispielsweise die von Heiko Maas, so kann man Google eben nicht mal eben so abwählen.

Zitat
D.h. es läuft letztendlich darauf hinaus, ob die Nutzer sich manipulieren lassen wollen. Wenn das nicht der Fall ist, wechseln sie eben zur Konkurrenz und der Spuk ist vorbei.


Wohl gesprochen. Kennen Sie das manipulativste Medium in Deutschland? Das dürfte wohl der öffentliche Rundfunk sein. Und das ist nicht einmal ein Geheimnis. Und trotzdem ist er stark wie eh und je. Die Nutzer wollen sich vielleicht nicht manipulieren lassen, aber zum einen leben sie in der Illusion das sie stärker sind, zum anderen scheuen sie den Aufwand für die Alternativen.

Zitat
Ich hatte ja erwähnt, dass Google sich schon sehr geschickt anstellen muss, um dieses Geschäftsmodel, welches auf der Nutzung der Userdaten beruht, überhaupt so durchziehen zu können. Ein großer Teil der Nutzer dürfte sich heutzutage schon dieser Problematik bewusst und entsprechend sensibilisiert sein. Sie nehmen diese Nachteile aber in Kauf, weil sie eben davon ausgehen, dass Google die Daten nur nutzt um Geld zu verdienen. Sobald durchsickert, dass auch eine politische Agenda verfolgt wird - und man kann davon ausgehen, dass etwas derartiges sehr schnell den Weg in die breite Öffentlichkeit findet - kann sich auch das Nutzerverhalten schnell ändern.


Kann. Aber wird mit aller Sicherheit nicht. Und genau das ist das Problem. Wir haben wir drei Effekte, die alle für sich verheerend sind. Die ersten beiden habe ich schon erwähnt, zum einen entstehen Kosten, weil die Alternativen allesamt schlechter sind, zum anderen wähnen sich die meisten User resistent (weil sie ja um die Manipulation wissen). Letzteres ist nebenbei ein furchtbarer Fehlschluss. Und zum dritten, vermutlich am schlimmsten, glauben gar nicht so wenige Nutzer, dass das, was Google da tut, richtig ist. Das Interesse an Dingen wie Meinungsfreiheit oder Pluralismus ist fast nie ein Interesse einer Mehrheit, sondern fast immer das Interesse einer Minderheit. Ein großer Teil der User hat gar kein Problem damit, wenn Leute zensiert werden. Oder sozial ausgegrenzt. Bei all der Diskussion um den "großen Bruder" (um das Thema geht es ja eigentlich), wird gerne vergessen das eine Menge, nach meiner Meinung eine breite Mehrheit, gar kein Problem mit dem großen Bruder hat.

F.Alfonzo Offline



Beiträge: 1.997

10.08.2017 00:12
#31 RE: Google, Gender, Galgenstrick Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #28
Und dann behaltet mal im Hinterkopf, daß wir alles, was wir überprüfen von dem, was wir lesen; was wir überhaupt geliefert bekommen in unsere Filterblase rein, womit wir das, wenn wir nicht das unabhängig gedruckt zur Hand haben, erfahren + abgleichen, nur noch über Google reinkriegen.


Zur oberflächlichen Informationsbeschaffung reicht das auch. Wer ernsthaft ein Thema recherchieren will, nutzt dafür aber keine Suchmaschine. Die Suchmaschine kann dabei nur ein Arbeitsinstrument sein um herauszufinden, wo man vernüftige Quellen findet. Das ist ähnlich wie bei Wikipedia: Für Trivialitäten (wie viele Zähne hat eine Hauskatze, wie lautet die mathematische Formel für die Standardabweichung) die ideale Quelle. Alles was darüber hinausgeht, ist mit Vorsicht zu genießen.

Nebenbei bemerkt können Suchmaschinen auch dann falsche Ergebnisse liefern, wenn nicht manipuliert wird, weil die verlinkten Inhalte einfach falsch sein können. Darauf sollte man sich also grundsätzlich nicht verlassen.



Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #28
Und dann behaltet mal als zweites im Hinterkopf, wie da einige Leute (mich eingeschlossen) am vorigen Do., 20:00, auf FB schlicht nicht mehr vorhanden waren; Profile weg, und jeglicher Kommentar, den die mal auf irgendeiner Seite hinterlassen haben. Gut, ist jetzt nur FB. Aber alles andere, was über den eigenen Rechner hinausgeht, ist ebenso nur Daten + Erreichbarkeit.


Nun, FB ist eben keine geeignete Plattform um kontroverse Themen zu diskutieren. Ich würde sogar einen Schritt weiter gehen und behaupten, dass man dort überhaupt nichts diskutieren kann, weil jede ernsthafte Diskussion sofort zerschossen wird, unabhängig von der Thematik. Mal ganz abgesehen davon, dass eine längere Diskussion auch schnell unübersichtlich wird. Dieses Medium ist dafür denkbar ungeeignet.

Ich verstehe ehrlichgesagt auch das Gejammer der Leute nicht, die auf FB publizieren und dann meckern wenn ihre Accounts gesperrt werden. Das ist für mich typische Freeloader-Mentalität: Man möchte die kostenlose Plattform und ihre Reichweite nutzen, sieht aber nicht ein dass der "Hausherr" sich aussuchen möchte, welche Inhalte erwünscht sind oder nicht.

Martin Offline



Beiträge: 4.129

10.08.2017 06:15
#32 RE: Google, Gender, Galgenstrick Antworten

Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #31
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #28
Und dann behaltet mal im Hinterkopf, daß wir alles, was wir überprüfen von dem, was wir lesen; was wir überhaupt geliefert bekommen in unsere Filterblase rein, womit wir das, wenn wir nicht das unabhängig gedruckt zur Hand haben, erfahren + abgleichen, nur noch über Google reinkriegen.


Zur oberflächlichen Informationsbeschaffung reicht das auch. Wer ernsthaft ein Thema recherchieren will, nutzt dafür aber keine Suchmaschine. Die Suchmaschine kann dabei nur ein Arbeitsinstrument sein um herauszufinden, wo man vernüftige Quellen findet.



Ich denke, es geht gerade um die in einem demokratischen System nicht ernsthaft ein Thema recherchieren wollende oder könnende Mehrheit, von der letztlich ein Wahlergebnis abhängt. Wenn eine elitäre Minderheit google nicht auf den Leim geht nützt ihr in diesem Fall nichts, dass sie besser informiert ist. Ich denke, der Effekt ist ähnlich gleichgeschalteten Medien.

Gruß, Martin

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

10.08.2017 08:00
#33 RE: Google, Gender, Galgenstrick Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #26
Zwei Gedanken, bzw. Argumentationsstränge, die vielleicht auch in einem neuen Artikel stehen könnten, aber dennoch auch hierher passen:

1. In der Diskussion habe ich den Eindruck, dass die meisten Anwesenden Google immer noch im Wesentlichen für einen Anbieter einer Suchmaschine halten. Und richtig daran ist auf jeden Fall, dass Google nach wie vor einen guten Teil seiner Gewinne in diesem Bereich verdient. Aber deswegen ist das nicht Google, Google ist viel, viel(!) mehr. Wenn man den eigentlichen Kern von Google beschreiben wollte, dann käme man zu etwas ganz anderem als einer Suchmaschine. Google ist ein Spezialist für das Verarbeiten großer Datenmengen. DAS ist das zentrale Geschäft von Google. Das Verarbeiten von gigantischen, riesigen, teilweise abstrus großen Datenmengen um in irgendeiner Form eine Information daraus abzuleiten, die sich dann weiter nutzen lässt. Eine Suchmaschine ist nur eine Anwendung dieser Technologien. Aber es gibt viel, viel mehr.

Wenn man die Zielrichtung verstehen will, dann sollte man sich Gedanken machen warum es Android gibt. Weil Google so nett ist? Weil es eine Weltverbesserungsfirma ist, die schon immer ein Betriebssystem auf den Markt bringen wollte? Oder weil sich Larry Page schon immer über Symbian geärgert hat? Nein, weil ein Handybetriebssystem einem die Macht über die Daten der Handys gibt. DAS ist der Grund. Das ist etwas was sowohl Google als auch Apple schon vor Jahren erkannt haben, und das ist auch der Grund warum Jobs damals seinen thermonuklearen Krieg gegen Google führen wollte (über den er dann verstorben ist). Die Macht dieser Daten ist unvorstellbar gewaltig.
Und hier kommt Googles zentrales Geschäftsfeld ins Spiel. Sie sind in der Lage mit diesen Daten etwas anzufangen. Sie haben sie nur zu diesem Zweck generiert. Um nur mal einen Schnuppereindruck zu bekommen, der sollte mal sein lokales Möbelgeschäft oder sein Fitnessstudio googeln. Google weiss wieviel Leute in den nächsten Stunden dort sein werden. Sie wissen auch wieviele es gerade sind. Google weiss besser als der Verfassungsschutz wer in Hamburg tatsächlich demonstriert hat. Google weiss sogar am Ende wer die schwarzen Horden wirklich sind. Weil es sich in den Daten wiederfindet. Diese Macht, die Macht der Daten, geht WEIT über das Platzieren in einer Suchmaschine hinaus. Kombiniert mit den auch bei Google derzeit in Entwicklung befindlichen KI-Methoden kann man sich kaum vorstellen, was damit alles denkbar wird. Oder besser tut man es nicht.

2. Man greift zu kurz, wenn man das Problem rein aus marktwirtschaftlicher Perspektive sieht. Das Credo, eher das Axiom, dass die meisten von uns Firmen unterstellen ist, dass Firmen gierig sind. Firmen wollen Geld verdienen. Das stimmt natürlich auch. Und bei einer großen Firma wie VW, Toyota oder meintwegen Samsung würde ich mir auch keine so großen Gedanken machen, dass die sich immer entsprechend verhalten werden. Solche Firmen mögen gierig sein, aber diese Gier ist berechenbar. Google verfolgt aber noch gänzlich andere Ziele und hier wird es schwierig. Googles früheres Motto (zumindest bis vor kurzem) war ganz offiziell: "Don't be evil". Auch wenn man das heute nicht mehr ganz so nach vorne puscht, ist der moralische Anspruch glasklar. Aber dann stellt sich sofort die Frage: Was ist böse?
Aus Sicht des modernen und eher linken Zeitgeistes sind eine Menge Dinge böse, die zu den Grundfunktionen eines Rechtsstaates gehören. Beispielsweise die Meinungsfreiheit. Und jetzt ist da ein Konzern mit gigantischer Macht und dem Anspruch "das Richtige" (oder eher das moralische?) zu tun. Dazu würde im Zweifelsfall auch gehören so böse "Hassprediger" öffentlich zu vernichten. Der Weg zur Hölle ist gepflastert mit guten Vorsätzen und die größten Verbrechen der Menschheit wurden im Namen des Guten begangen. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass viele, wenn nicht die meisten, "Großverbrecher" der Menschheitsgeschichte durchaus der Meinung waren etwas gutes und richtiges zu tun. Was ist, wenn jetzt eine Firma mit gewaltiger Macht genau diesen Weg geht?
Wenn man sich, im Zuge der Auseinandersetzung um James Damore, mal die internen Mails von Google ansieht, die inzwischen so an verschiedenen Stellen "leaken", dann kriegt man einen Eindruck was für Leute dort inzwischen in Amt und Würden sind. Der Weg erscheint schon fast unvermeidlich.

Vielen Dank, Llarian, für diesen Beitrag und Deinen Artikel. Ich teile Deine Bedenken. Auch in ihrem Umfang.
Die Meinungsfreiheit stand noch nie so unter Beschuss wie in den letzten Monaten, vielleicht Jahren. Ich habe das selbst etwas verschlafen. Diese Entwicklung begann m.E. in Amerika unter Obama.
Google bot jetzt lediglich mal einen Einblick, wie es in einer "modernen" Firma zugehen kann. Das wird eher Schule machen und Gewerkschaften wie Verdi fühlen sich eher bestätigt, als dass die breite Öffentlichkeit zurückschreckt.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

10.08.2017 08:05
#34 RE: Google, Gender, Galgenstrick Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #30
Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #29
Wir sprechen hier immer noch über ein schnödes Unternehmen, nicht eine staatliche Behörde mit quasi unbegranzter Macht und unbegrenzten Mitteln (wobei selbst jene unter dem öffentlichen Druck früher oder später immer eingebrochen sind).

Ich bin mir nicht sicher wie groß die Macht von Google inzwischen wirklich ist. Denn auch wenn die Mittel von Google (naheliegenderweise) stärker begrenzt sind, als beispielsweise die von Heiko Maas, so kann man Google eben nicht mal eben so abwählen.

Zitat
D.h. es läuft letztendlich darauf hinaus, ob die Nutzer sich manipulieren lassen wollen. Wenn das nicht der Fall ist, wechseln sie eben zur Konkurrenz und der Spuk ist vorbei.

Wohl gesprochen. Kennen Sie das manipulativste Medium in Deutschland? Das dürfte wohl der öffentliche Rundfunk sein. Und das ist nicht einmal ein Geheimnis. Und trotzdem ist er stark wie eh und je. Die Nutzer wollen sich vielleicht nicht manipulieren lassen, aber zum einen leben sie in der Illusion das sie stärker sind, zum anderen scheuen sie den Aufwand für die Alternativen.

Zitat
Ich hatte ja erwähnt, dass Google sich schon sehr geschickt anstellen muss, um dieses Geschäftsmodel, welches auf der Nutzung der Userdaten beruht, überhaupt so durchziehen zu können. Ein großer Teil der Nutzer dürfte sich heutzutage schon dieser Problematik bewusst und entsprechend sensibilisiert sein. Sie nehmen diese Nachteile aber in Kauf, weil sie eben davon ausgehen, dass Google die Daten nur nutzt um Geld zu verdienen. Sobald durchsickert, dass auch eine politische Agenda verfolgt wird - und man kann davon ausgehen, dass etwas derartiges sehr schnell den Weg in die breite Öffentlichkeit findet - kann sich auch das Nutzerverhalten schnell ändern.


Kann. Aber wird mit aller Sicherheit nicht. Und genau das ist das Problem. Wir haben wir drei Effekte, die alle für sich verheerend sind. Die ersten beiden habe ich schon erwähnt, zum einen entstehen Kosten, weil die Alternativen allesamt schlechter sind, zum anderen wähnen sich die meisten User resistent (weil sie ja um die Manipulation wissen). Letzteres ist nebenbei ein furchtbarer Fehlschluss. Und zum dritten, vermutlich am schlimmsten, glauben gar nicht so wenige Nutzer, dass das, was Google da tut, richtig ist. Das Interesse an Dingen wie Meinungsfreiheit oder Pluralismus ist fast nie ein Interesse einer Mehrheit, sondern fast immer das Interesse einer Minderheit. Ein großer Teil der User hat gar kein Problem damit, wenn Leute zensiert werden. Oder sozial ausgegrenzt. Bei all der Diskussion um den "großen Bruder" (um das Thema geht es ja eigentlich), wird gerne vergessen das eine Menge, nach meiner Meinung eine breite Mehrheit, gar kein Problem mit dem großen Bruder hat.



Genau. Hat sie nicht. Und das ist vielleicht das größte Problem.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Kallias Offline




Beiträge: 2.297

10.08.2017 11:11
#35 RE: Google, Gender, Galgenstrick Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #25
Wenn Sie glauben, dass man eine Suchmaschine wie Google mit dem Know-How einer Person und "ein paar Servern im Keller" nachahmen können, dann haben Sie nicht verstanden was das "groß" in große Datenmengen wirklich bedeutet. Die Leistung von Google ist nicht der Page-Rank Algorithmus (das war mal so) oder ein besonders clevers Verfahren wie man auf welche Seite verlinkt. Die Leistung besteht im Umgehen mit gigantischen Datenmengen in enorm kurzer Zeit und extrem hoher Frequenz. Dazu reichen eben nicht "ein paar Server".
Für die Suchmaschine sind das vermutlich gar nicht so viele Daten. Wie groß der Google-Index ist, weiß ich zwar nicht, aber die Open-Source-Suchmaschinen Gigablast und Yacy geben 10 TB bzw. 2 TB Speicherplatz pro 1 Mrd. Webseiten an. Google indexiert 47 Mrd. Seiten (http://www.worldwidewebsize.com/), also dürfte der Index in der Größenordnung von 1000 TB liegen. Nimmt man den Cache dazu, vielleicht das zehnfache. Für lumpige 1 Mio. EUR hat man diesen Speicherplatz. Läßt man den Cache weg und indexiert in der Größenordnung von Yahoo/Bing (10-15 Mrd. Seiten), dann reichen schon einige 10000 € für den Speicher. Der richtig gigantische Speicherbedarf von Google, den der Meister Petz in Holland besichtigt hat, dürfte zu 99,9% aus Youtube-Videos bestehen.
Zitat von Llarian im Beitrag #25
Dazu braucht es richtig Infrastruktur und ein Heer von Technikern, Programmierern und IT-Leuten, die in den letzten Jahren wenig anderes gemacht haben als hocheffiziente Rechner mit gewaltigen Parallelstrukturen zu entwerfen, entwickeln und zu pflegen.
Redundanz und Bandbreite kann man, wie F.Alfonzo richtig bemerkt hat, mit der Zahl der Nutzer und Werbetreibenden problemlos steigern. Am Anfang braucht man nicht viel davon.
Zitat von Llarian im Beitrag #25
Es hat seinen Grund warum selbst Maschinen von mächtigen Firmen wie Microsoft weit hinterherhinken und ihren Marktanteil irgendwo zwischen "unbedeutend" und "nahezu unbedeutend" definieren.
Das gilt für Deutschland, auf den US-Markt trifft es nicht zu. Die Google-Suche hat dort einen Marktanteil von 63,9%, Bing/Yahoo einen Anteil von 33.4% (Nov. 2015) (https://en.wikipedia.org/wiki/Bing_(search_engine)).
Zitat von Llarian im Beitrag #25
Zu versuchen ernsthaft mit Google in seinem Heimatmarkt "Suchmaschine" zu konkurrieren (und das ist nur ein Teil von Google, dazu schreibe ich gleich etwas mehr) würde eine Milliarden(!)-Investition erfordern. Mit sehr unsicherem Ausgang.
Das Hauptproblem für einen Konkurrenten ist die Voreinstellung der Google-Suche bei den meisten Browsern. Daher müsste ein Anti-Google-Startup andersherum vorgehen. Lass mich mal ein wenig herumfantasieren. Angenommen, eine Kleinstadt ärgert sich darüber, dass die örtlichen Geschäfte unter der Konkurrenz von Amazon leiden und dass der örtliche Schützenverein aus dem Google-Index geflogen ist ("make the world a better place").

Nun wird eine gemeinsame Vermarktungsplattform für die Händler gegründet, als App und Webseite (soweit nix Neues), in welche die neue Suchmaschine eingebunden wird. Der Suchindex wird in Echtzeit fortgeschrieben, wenn immer ein Händler, ein örtlicher Verein, Arzt, Behörde usw. die Webseite oder die Produktdatenbank verändert. Für die örtliche Suche ist man recht schnell besser als Google. Für allgemeine Suche (also wenn es keine lokalen Treffer gibt) kann man für den Anfang die Yahoo-Suche ranflicken. Zur Umstellung der Standardsuche im Browser bietet man einen Knopf an; ein Klick und fertig. Damit kann man sich recht schnell eine Nische aus dem Google-Marktanteil herausschneiden, deren Rückeroberung für Google schwierig und vermutlich auch nicht lohnend genug wäre.

Werwohlf Offline




Beiträge: 997

10.08.2017 21:51
#36 RE: Google, Gender, Galgenstrick Antworten

Zitat von Kallias im Beitrag #35
Das Hauptproblem für einen Konkurrenten ist die Voreinstellung der Google-Suche bei den meisten Browsern.
Exakt. Und auch die Tatsache, dass "googlen" bereits ein stehender Begriff ist. Aber warum ist Google da vorinstalliert? Weil sie Geld dafür zahlen. Und sie können das, weil sie es von ihren Werbekunden bekommen. Wer also die Voreinstellungen angreifen will, muss erst den Erfolg haben, den er damit eigentlich erst erzielen will. Oder man ist Scheich oder sowas, der sich statt eines Fußballvereins eine Suchmaschine hält. Eher unwahrscheinlich...

Meines Erachtens hätte eine neue Suchmaschine nur dann eine Chance, Google zu verdrängen, wenn ihr Algorithmus auf einer genialeren Idee beruht, als die Google-Gründer sie damals hatten (oder klauten, was weiß ich...). Oder besser: Diese Idee müsste noch viel, viel genialer sein, denn Google findet bereits verdammt gut.

--
Bevor ich mit den Wölfen heule, werd‘ ich lieber harzig, warzig grau,
verwandele ich mich in eine Eule oder vielleicht in eine graue Sau.
(Reinhard Mey)

Llarian Offline



Beiträge: 6.905

10.08.2017 23:47
#37 RE: Google, Gender, Galgenstrick Antworten

Zitat von Kallias im Beitrag #35
Google indexiert 47 Mrd. Seiten (http://www.worldwidewebsize.com/), also dürfte der Index in der Größenordnung von 1000 TB liegen. Nimmt man den Cache dazu, vielleicht das zehnfache. Für lumpige 1 Mio. EUR hat man diesen Speicherplatz.

Aber nicht in der Geschwindigkeit. Mit Speicherplatz ist es ja nicht getan, die große Kunst besteht ja darin diesen Speicher in Sekundenbruchteilen mit einer gigantischen Parallelität nutzen zu können. Nehmen wir wirklich mal an man käme mit 10 Petabyte Speicher hin. Dann hast Du, wenn Du nicht gerade den billigsten vom billigen Schrott nehmen willst, so zwischen 5000 und 10.000 Festplatten, die Du allesamt miteinander synchronisieren musst. Und Du kommst nicht mit einer solchen "Rechnerfarm" hin, sondern Du brauchst davon etliche, mit Redunanz, Backup und allem drum und dran. Alleine das Balancing dafür zu machen dürfte die mit klügsten Köpfe der IT Branche notwendig machen. Es hat ja seinen Grund warum Microschuft seit Jahren hinterherläuft. Und die sind auch nicht arm.
Das ganze erscheint mir ähnlich sinnvoll zu sein, wie zu meinen, man könne sich von Kuka mal eben 5000 Roboter bestellen und produziere morgen ein Konkurrenzprodukt zum aktuellen Golf. Fabrkhallen sind nicht teuer. Roboter sind nicht teuer. Und dennoch bleiben die großen Hersteller seit Jahren ziemlich unter sich.

Zitat
Das Hauptproblem für einen Konkurrenten ist die Voreinstellung der Google-Suche bei den meisten Browsern.


Böse Leute würden zurecht anmerken: Das ist kein Zufall. Oder glaubst Du Google hat Chrome aus Nettigkeit erfunden?

Zitat
Nun wird eine gemeinsame Vermarktungsplattform für die Händler gegründet, als App und Webseite (soweit nix Neues), in welche die neue Suchmaschine eingebunden wird. Der Suchindex wird in Echtzeit fortgeschrieben, wenn immer ein Händler, ein örtlicher Verein, Arzt, Behörde usw. die Webseite oder die Produktdatenbank verändert. Für die örtliche Suche ist man recht schnell besser als Google. Für allgemeine Suche (also wenn es keine lokalen Treffer gibt) kann man für den Anfang die Yahoo-Suche ranflicken. Zur Umstellung der Standardsuche im Browser bietet man einen Knopf an; ein Klick und fertig. Damit kann man sich recht schnell eine Nische aus dem Google-Marktanteil herausschneiden, deren Rückeroberung für Google schwierig und vermutlich auch nicht lohnend genug wäre.


Nur funktioniert all das eben nicht. Mit ganz ähnlicher Argumentation hat man auch vor Jahren versucht gegen die Monopolisierung von Webbrowsern zu argumentieren. Und was gab es da nicht alles? Hat aber nie funktioniert, weil Microschuft den Internet Exploder einfach per Voreinstellung durchgedrückt hat. Das am Ende irgendwo ein paar Prozent runterfallen, tut dem Monopolisten nicht weh. Um bei deinem Beispiel zu bleiben, dann gründen die Händler halt ihre Plattform. Nur die Kunden interessiert das nicht. Die bleiben bei Google und Amazon.

F.Alfonzo Offline



Beiträge: 1.997

11.08.2017 08:51
#38 RE: Google, Gender, Galgenstrick Antworten

Zitat von Kallias im Beitrag #35
Das Hauptproblem für einen Konkurrenten ist die Voreinstellung der Google-Suche bei den meisten Browsern.


Das ist ein Teil der "Wechselkosten", die für einen Nutzer anfallen, korrekt. Aber handelt es sich dabei wirklich um eine große Hürde?

Ich habe das gerade mal mit den Browsern getestet, die ich selbst nutze: In Firefox und Opera (Marktanteil heute etwa 25%) sind bei Installation sämtliche großen Suchmaschinen bereits eingetragen und können per "Knopfdruck" gewechselt werden. In Chromium - und selbst Google Chrome - (Marktanteil: 35%) kann man über das Settings-Menü problemlos zwischen Google, Bing und Yahoo als Standard wählen. Weitere Suchmaschinen müssen manuell hinzugefügt werden, wobei man hier jeweils zwei Felder für die Bezeichnung und die URL ausfüllen muss. Die Microsoft- und Apple-Browser sowie die Smartphone/Tablet-Versionen konnte ich gerade nicht testen, gehe aber davon aus, dass es sich da ähnlich verhält.

Also wenn der Wechsel an dieser technischen Hürde scheitert, muss man eigentlich davon ausgehen, dass die entsprechende Person nicht wirklich wechselwillig ist. Zumal man ja (noch) danach googeln kann, wie man Google im Browser loswird.

Ich halte ehrlichgesagt die unterschiedliche Darstellung der Suchergebnisse für eine wesentlich größere Wechselhürde, abseits der Frage, ob diese Ergebnisse politisch beeinflusst werden oder nicht. Wer sich in vielen Jahren daran gewöhnt hat, auf welche Art und Weise Google die Ergebnisse ausspuckt, dem sind andere Suchmaschinen erst mal eher unangenehm. Das kann ich an mir selbst auch beobachten. Das ist fast schon vergleichbar mit einem Wechsel der GUI, welcher bei Betriebssystemen wohl die größte Wechselhürde für Privatnutzer darstellen dürfte. Man muss sich im Prinzip selbst dazu zwingen, sich an etwas Neues zu gewöhnen. Wer dabei wenig Geduld aufbringt, ist ruckzuck wieder bei Google. Das ist eben etwas, was einen Teil der Marktmacht von Unternehmen wie Google oder Microsoft ausmacht.

Kallias Offline




Beiträge: 2.297

11.08.2017 10:52
#39 RE: Google, Gender, Galgenstrick Antworten

Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #38
Zitat von Kallias im Beitrag #35
Das Hauptproblem für einen Konkurrenten ist die Voreinstellung der Google-Suche bei den meisten Browsern.
Das ist ein Teil der "Wechselkosten", die für einen Nutzer anfallen, korrekt. Aber handelt es sich dabei wirklich um eine große Hürde?
Ja. Sie haben selbst eine Reihe von Gründen angeführt. Google bezahlt dem Vernehmen nach jährlich eine Milliarde Dollar an Apple für die Voreinstellung bei Safari (iOS). Die wenigsten Leute verändern überhaupt Einstellungen, daher lohnt sich das.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

11.08.2017 11:15
#40 RE: Google, Gender, Galgenstrick Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #26
habe ich den Eindruck, dass die meisten Anwesenden Google immer noch im Wesentlichen für einen Anbieter einer Suchmaschine halten.

Die Suchmaschine stand m. E. nur im Zentrum der Diskussion, weil nur hier Google eine "Monopol" hat.
Bei allen übrigen Services ist Google nur ein Anbieter unter vielen, ist leicht zu ersetzen und hat m. E. auch kein echtes Überwachungspotential.
Das gilt wohl auch für Android, wo Google zwar einen relativ großen Marktanteil hat, aber m. W. nur beschränkt auf die Daten der Nutzer zugreifen kann.

Zitat
Google weiss wieviel Leute in den nächsten Stunden dort sein werden.


Das beruht m. W. (wie die Verkehrsinformationen) auf anonymisierten Handy-Daten. D.h. Google ist da nur Zweitverwerter der Daten, die es von den Telekommunikationsunternehmen erhält.

Zitat
Google weiss besser als der Verfassungsschutz wer in Hamburg tatsächlich demonstriert hat.


Woher sollte es das wissen? Melden die Anroid-Geräte beständig ihren Standort an Google? Die TK-Daten würden das nicht hergeben.

Zitat
Was ist, wenn jetzt eine Firma mit gewaltiger Macht genau diesen Weg geht?


Ich teile Deine Skepsis auf mögliche "gute" Absichten von Google. Aber ich sehe die gewaltige Macht nicht wirklich.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

11.08.2017 11:22
#41 RE: Google, Gender, Galgenstrick Antworten

Zitat von Kallias im Beitrag #39
Die wenigsten Leute verändern überhaupt Einstellungen, daher lohnt sich das.

Richtig. So lange alles normal läuft, ändern die Leute ihre Einstellungen nicht und Googles Investition lohnt sich.

Aber eine Wechselhürde ist das trotzdem fast nicht. Wenn Google einen Fehler macht, und sich einen Nutzer-Shitstorm zuzieht - dann nützen die Voreinstellungen fast nichts mehr. Die paar Klicks zur Einstellungsänderung kriegt jeder hin, wenn "Computer-Bild" den Artikel "so entkommen sie Googles Manipulationen" oder dergleichen bringt.
Man hat ja auch schon ab und zu gesehen, wie seuchenhaft sich die völlig sinnlosen "So widersprechen sie den neuen FB-Geschäftsbedingungen" Beiträge vermehrt haben. Schon beim Anschein eines Verdachts sind viele Nutzer bereit, solchen Rezepten zu folgen.

Solange es nur um die Suchmaschine geht, ist Googles Geschäftsmodell sehr fragil.

Florian Offline



Beiträge: 3.135

11.08.2017 23:22
#42 RE: Google, Gender, Galgenstrick Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #26
Die Macht dieser Daten ist unvorstellbar gewaltig.
Und hier kommt Googles zentrales Geschäftsfeld ins Spiel. Sie sind in der Lage mit diesen Daten etwas anzufangen. Sie haben sie nur zu diesem Zweck generiert. Um nur mal einen Schnuppereindruck zu bekommen, der sollte mal sein lokales Möbelgeschäft oder sein Fitnessstudio googeln. Google weiss wieviel Leute in den nächsten Stunden dort sein werden. Sie wissen auch wieviele es gerade sind.



Ich habe das heute mal für einen meiner Läden geprüft.
Die Google-Darstellung stimmt tatsächlich verblüffend gut mit meinen eigenen Zahlen überein.
(Wobei ich für die Auswertung in die Tiefen des Kassensystems einsteigen musste. Hat mich etwa 15 Minuten Zeit gekostet.
Schon irgendwie erschreckend, dass Google in Millisekunden etwas über ein Unternehmen ermitteln kann, für das das Unternehmen selbst deutlich länger braucht...)

Ich habe übrigens auch noch eine kleine Facebook-Anekdote:
Neulich war ich bei einer Sitzung eines Aufsichtsgremiums. Geplante Teilnehmer waren außer mir Herr A (ein Branchenkollege) und Frau B (mit der ich außerhalb dieses Gremiums weder geschäftlich noch privat irgendwelche Schnittpunkte habe).
In meinem Kalender hatte ich den Termin vermerkt.
Kurzfristig (und für alle Beteiligten ungeplant) war bei der Besprechung dann auch noch Frau C dabei (mit der ich zuvor und danach nie etwas zu tun hatte).
Und nun das leicht gruselige:
- am morgen vor der Besprechung schaue ich kurz in meinen Facebook-Feed. Unter "Personen, die Du vielleicht kennst" stehen dort Herr A und Frau B.
- am abend schaue ich wieder auf Facebook. Und dann wird mir Frau C als "Person, die Du vielleicht kennst" angeboten.
Spooky. Mit A und B hatte ich im Vorfeld des Termins Mails getauscht (wobei: hat Facebook Zugriff auf mein Mail-Konto? Anders wäre zumindest der Umgang mit Frau B nicht zu erklären, die sich außerhalb meiner sonstigen privaten oder geschäftlichen Sphäre befindet. Selbst dann wäre noch überraschend, dass die Facebook-Nachricht unmittelbar vor dem Termin kam. Oder hat Facebook vielleicht auch noch Zugriff auf meinen Terminkalender??).
Richtig unheimlich ist aber dann der Umgang mit Frau C: Woher konnte Google wissen, dass ich die Frau getroffen hatte? Wir hatten beide das Treffen nicht geplant und wir haben bis heute noch nie Mails ausgetauscht. Ich habe sie auch in keinem Adressbuch erfasst. Und weil das Treffen vetraulich war, hat natürlich auch keiner der Beteiligten irgendetwas, das damit zu tun haben könnte, auf Facebook gepostet. Und unmittelbar nach dem Treffen weiß Facebook Bescheid? (Hat Facebook vielleicht Zugriff auf meine Handy-GPS-Daten und weiß, welche anderen Handys sich längere Zeit im gleichen Raum aufhalten???)

H_W Offline



Beiträge: 456

11.08.2017 23:43
#43 RE: Google, Gender, Galgenstrick Antworten

Zitat von Florian
Ich habe übrigens auch noch eine kleine Facebook-Anekdote:
.
.
.
- am abend schaue ich wieder auf Facebook. Und dann wird mir Frau C als "Person, die Du vielleicht kennst" angeboten.
Spooky. Mit A und B hatte ich im Vorfeld des Termins Mails getauscht (wobei: hat Facebook Zugriff auf mein Mail-Konto? Anders wäre zumindest der Umgang mit Frau B nicht zu erklären, die sich außerhalb meiner sonstigen privaten oder geschäftlichen Sphäre befindet. Selbst dann wäre noch überraschend, dass die Facebook-Nachricht unmittelbar vor dem Termin kam. Oder hat Facebook vielleicht auch noch Zugriff auf meinen Terminkalender??).
Richtig unheimlich ist aber dann der Umgang mit Frau C: Woher konnte Google wissen...



Verstehe ich nicht ganz. Google hat doch nichts mit dem FB-Vorschlag zu tun.
Und FB hat ja per AGB abgesegnet Zugriff nicht nur auf die Kontaktdaten Ihres Smartphones, sondern auch auf die von A, B und C. Vielleicht haben einige der Beteiligten auch noch Whatsapp, da würde mich das Wissen FBs über Ihr Leben nicht sehr verwundern.

edit: Tipfehler korrigiert

__________________________________________
__________________________________________

Woran erkennt man ein linksgrünes Märchen?
Es beginnt mit: Es wird einmal sein.
__________________________________________
__________________________________________

Martin Offline



Beiträge: 4.129

12.08.2017 05:51
#44 RE: Google, Gender, Galgenstrick Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #42

Richtig unheimlich ist aber dann der Umgang mit Frau C: Woher konnte Google wissen, dass ich die Frau getroffen hatte? Wir hatten beide das Treffen nicht geplant und wir haben bis heute noch nie Mails ausgetauscht. Ich habe sie auch in keinem Adressbuch erfasst. Und weil das Treffen vetraulich war, hat natürlich auch keiner der Beteiligten irgendetwas, das damit zu tun haben könnte, auf Facebook gepostet. Und unmittelbar nach dem Treffen weiß Facebook Bescheid? (Hat Facebook vielleicht Zugriff auf meine Handy-GPS-Daten und weiß, welche anderen Handys sich längere Zeit im gleichen Raum aufhalten???)



Gab es da nicht den Fall einer US-Psychiaterin?, deren Patienten sich plötzlich gegenseitig auf der möglichen Bekanntenliste fanden, weil sie sich an derselben Lokation (Wartezimmer) eingefunden hatten? Das kann natürlich über die Erfassung der Koordinaten gehen, bedürfte aber eines Algorithmus, der Gleichzeitigkeit, Dauer, Häufigkeit berücksichtigt, sonst hätte man ja auch den Sitznachbarn im ICE schnell als 'Bekannten'. Vielleicht kommt aber der Termineintrag auch oben drauf.

Gruß, Martin

DrNick Offline




Beiträge: 809

12.08.2017 10:30
#45 RE: Google, Gender, Galgenstrick Antworten

Zitat von H_W im Beitrag #43
Verstehe ich nicht ganz. Google hat doch nichts mit dem FB-Vorschlag zu tun.


Möglicherweise doch. Nach der Datenrichtlinie von FB arbeitet man auch mit "Drittpartnern" (wie z.B. Google?) zusammen:

Zitat
Wir erhalten von Drittpartnern Informationen über dich und deine Aktivitäten auf und außerhalb von Facebook; beispielsweise von einem Partner, wenn wir gemeinsam Dienste anbieten, oder von einem Werbetreibenden über deine Erfahrungen oder Interaktionen mit ihm.



Es könnte ohne weiteres sein, daß das Android-Gerät an Facebook übermittelt, daß sich drei Leute für eine gewisse Zeit an einem bestimmten Ort aufgehalten haben.

Noricus Offline



Beiträge: 2.362

13.08.2017 19:28
#46 RE: Google, Gender, Galgenstrick Antworten

Könnte die heftige und schnelle Reaktion seitens der Google-Führungsebene damit zu tun haben, dass Damores Darstellung zu entnehmen ist, dass Google das Diversity-Ziel mit untauglichen Methoden zu erreichen versucht und die Untauglichkeit dieser Methoden vor dem Hintergrund der entwicklungspsychologischen Forschung auch zu erwarten ist?

Damores Entlassung wäre dann weniger die Verbrennung des Ketzers als vielmehr der Versuch, eine Diskussion über die Sinnhaftigkeit der derzeitigen Diversity-Programme zu unterbinden - eine Diskussion, die dazu führen könnte, dass sich Googles bisherige Diversity-Bemühungen als zum Fenster rausgeworfenes Geld erweisen, weil sie noch nicht einmal geeignet sind, ihr Ziel zu erreichen. Dies würde die Führungsebene dann doch arg in Bedrängnis bringen.

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

14.08.2017 07:48
#47 RE: Google, Gender, Galgenstrick Antworten

Ich denke, man muss bei jeder Firma rechnen, entlassen zu werden, wenn man öffentlich über Interna spricht.

xanopos ( gelöscht )
Beiträge:

14.08.2017 07:53
#48 RE: Google, Gender, Galgenstrick Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #42
Richtig unheimlich ist aber dann der Umgang mit Frau C: Woher konnte Google wissen, dass ich die Frau getroffen hatte?

Immerhin kennt ihr beide A und B. Facebook unterstellt mir dauernd auch Leute zu kennen, nur weil wir in der selben Stadt wohnen und ein paar gleiche Facebookfreunde haben.

Zitat
(Hat Facebook vielleicht Zugriff auf meine Handy-GPS-Daten und weiß, welche anderen Handys sich längere Zeit im gleichen Raum aufhalten???)

Ob dafür die Handy Ortung genau genug ist? Mir unterstellt mein Handy manchmal Orte besucht zu haben, denen ich mich maximal 50 Meter genähert habe.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

14.08.2017 12:28
#49 RE: Google, Gender, Galgenstrick Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #42
Hat Facebook vielleicht Zugriff auf meine Handy-GPS-Daten und weiß, welche anderen Handys sich längere Zeit im gleichen Raum aufhalten???

Meines Wissens haben weder Facebook noch Google Zugriff auf irgendwelche Handy-GPS-Daten.
Die von google-map oder anderen Anbietern verwendeten Handydaten stammen von den Mobilfunkfirmen, sind aber nicht personalisiert. Da sieht man also nur, wieviele Handys sich irgendwo aufhalten (und wie sie sich bewegen). Das reicht prima um z. B. die Besucherzahl von irgendwelchen Orten zu schätzen, und es reicht für die beliebten Verkehrsflußanzeigen.
Aber irgendeine Erklärung für die Frau C kann das eigentlich nicht sein - vielleicht ist sie gemeinsame FB-Bekannte von A und B.

Florian Offline



Beiträge: 3.135

14.08.2017 12:41
#50 RE: Google, Gender, Galgenstrick Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #49
Zitat von Florian im Beitrag #42
Hat Facebook vielleicht Zugriff auf meine Handy-GPS-Daten und weiß, welche anderen Handys sich längere Zeit im gleichen Raum aufhalten???

Meines Wissens haben weder Facebook noch Google Zugriff auf irgendwelche Handy-GPS-Daten.
Die von google-map oder anderen Anbietern verwendeten Handydaten stammen von den Mobilfunkfirmen, sind aber nicht personalisiert. Da sieht man also nur, wieviele Handys sich irgendwo aufhalten (und wie sie sich bewegen). Das reicht prima um z. B. die Besucherzahl von irgendwelchen Orten zu schätzen, und es reicht für die beliebten Verkehrsflußanzeigen.
Aber irgendeine Erklärung für die Frau C kann das eigentlich nicht sein - vielleicht ist sie gemeinsame FB-Bekannte von A und B.



Nein ist sie nicht.
Und sie hat mit den beiden auch sonst nichts zu tun. War für uns alle eine reine einmalige Zufallsbekanntschaft.
(Natürlich gibt es über irgendwelche Ecken Verbindungen. Ich habe mit ihrem Arbeitgeber regelmäßig zu tun. Aber das ist ein Unternehmen mit 200 Mitarbeitern. Wieso pickt sich Facebook da ausgerechnet die eine Mitarbeiterin raus, die ich an dem Tag getroffen habe? Und weder davor noch danach jemals einen anderen Mitarbeiter der Firma?)

Ok, wir werden das nicht klären können.
Ist auch gar nicht so wichtig. Letztlich war es IRGENDEIN cleverer Algorithmus, der dieses Ergebnis geliefert hat.
Und Facebook&Co. sind ja erst am Anfang. Die Algorithmen werden durch ständige Rückkopplung mit der Realität laufend besser. Und sie werden täglich mit immer mehr Daten über uns alle gefüttert. Und die Rechenleistung zur Verarbeitung der Daten wird immer billiger.
Wie schlau sind die Alogrithmen also erst in 10 oder 20 Jahren?


Was übrigens Google-map betrifft:
Das ist eine App auf meinem Handy.
Ich kann in den Einstellungen festlegen, ob die App auf meine Standort-Daten zugreifen darf.
Bei den meisten Apps schalte ich das aus. Aber bei Google-Map muss ich das ja eigentlich einschalten, weil ich sonst die App nicht sinnvoll nutzen kann.
Google hat also sehr wohl meine GPS-Daten.

Seiten 1 | 2 | 3
 Sprung  



Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.



Xobor Xobor Forum Software
Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz