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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 59 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Quentin Quencher Offline




Beiträge: 120

07.11.2017 20:18
#51 RE: Die OGS und der Hauch von DDR Antworten

Zitat von Frankenstein im Beitrag #49
ass Kinder sich in Familien, die in der ersten Welt zur Adoption zugelassen wurden, sich fast ausschließlich gemäß ihrer Gene entwickeln und die Erziehung vergleichsweise marginale Auswirkungen hat, beeindruckend und auch beruhigend.

Wahrscheinlich spielen die Gene wirklich ein größere Rolle als oft angenommen, vor allem was Mentalität betrifft.

Ich habe ja insgesamt acht Kinder, mit zwei Frauen. Das heißt, von Zweien bin ich nicht der leibliche Vater. Es gibt also bei uns »deine, meine und unsere Kinder«. Das erste mal Vater wurde ich mit 19, das hoffentlich letzte mal mit 50. Aber es fällt mir natürlich auch schwer Schlüsse aus Vergleichen zu ziehen, denn auch ich war ja mit Mitte Zwanzig ein anderer Vater als heute mit bald Sechzig.

Was ich aber sagen kann, jedes der Kinder ist ein Unikat, jedes entwickelt sich anders obwohl doch die Umstände unter denen sie groß werden nicht verschieden sind. Sie erkennen ihre Einzigartigkeit aus dem Vergleich mit ihren Geschwistern. Jedes hat sowohl Brüder als auch Schwestern, und sind doch so verschieden.

Dies hat eine völlig andere Qualität als die Vergleiche innerhalb der Kindergartengruppe oder in der Schulklasse. Aber damit wären wir auch beim Thema Einzelkind. Ja, ich vermute, für ein Einzelkind ist der Kindergarten wahrscheinlich vorteilhaft. Auch für Geschwister, wenn der Altersunterschied sehr groß ist.

Und noch ein Punkt zur Gerechtigkeit. Kinder mit mehreren Geschwistern erleben ständig, dass nichts und niemand gerecht ist. Die Eltern auch nicht, es ist einfach unmöglich alle Kinder immer gleich zu behandeln. Aufmerksamkeit, Unterstützung, Geschenke, oder auch Tadel, werden nie gerecht verteilt werden können. Doch sie lernen mit dieser Ungerechtigkeit umzugehen, was sie dann auch wieder stabiler macht wenn sie außerhalb der Familie Ungerechtigkeit erleben.

Diese, und viele andere Interaktionen haben einen ganz andere Qualität in der Familie als in Gruppen außerhalb. Deshalb auch meine Meinung: Kindergarten ok, Kinderkrippe als Notbehelf auch.

Quentin Quencher
Glitzerwasser

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.261

07.11.2017 21:54
#52 RE: Die OGS und der Hauch von DDR Antworten

Zitat von Quentin Quencher im Beitrag #51

Aber damit wären wir auch beim Thema Einzelkind. Ja, ich vermute, für ein Einzelkind ist der Kindergarten wahrscheinlich vorteilhaft.



Das sehe ich auch so.
Von allen Umständen, die ein Kind beeinflussen können, ist meiner Meinung nach der Einzelkindstatus wohl der stärkste.
Natürlich nur auf den variablen Anteil einer Persönlichkeit bezogen, denn angeborene Persönlichkeitsmerkmale gibt es natürlich auch.

___________________
Kommunismus mordet.
Ich bin bereit, über die Existenz von Einhörnern zu diskutieren. Aber dann verlange ich außergewöhnlich stichhaltige Beweise.

Werwohlf Offline




Beiträge: 997

10.11.2017 01:14
#53 RE: Die OGS und der Hauch von DDR Antworten

Zitat von Quentin Quencher im Beitrag #51
Was ich aber sagen kann, jedes der Kinder ist ein Unikat, jedes entwickelt sich anders obwohl doch die Umstände unter denen sie groß werden nicht verschieden sind. Sie erkennen ihre Einzigartigkeit aus dem Vergleich mit ihren Geschwistern. Jedes hat sowohl Brüder als auch Schwestern, und sind doch so verschieden.
Kann ich aus 2. Hand bestätigen. Aus 2. Hand, weil ich selbst keine Kinder habe, aber meine Liebste, und die erzählt immer genau das.

--
Bevor ich mit den Wölfen heule, werd‘ ich lieber harzig, warzig grau,
verwandele ich mich in eine Eule oder vielleicht in eine graue Sau.
(Reinhard Mey)

Werwohlf Offline




Beiträge: 997

10.11.2017 01:21
#54 RE: Die OGS und der Hauch von DDR Antworten

Zitat von Quentin Quencher im Beitrag #51
Aber damit wären wir auch beim Thema Einzelkind. Ja, ich vermute, für ein Einzelkind ist der Kindergarten wahrscheinlich vorteilhaft.
Da ich selbst eins war: Da ist was dran, aber es hätte vielleicht auch Nachteile. Wenn ich mich heute mit anderen vergleiche, dann ist vor allem der Hang, anderen zu gefallen in Aussehen oder Handlung, bei mir ganz deutlich geringer ausgeprägt als bei anderen, die mit Geschwistern aufwuchsen. Um es allgemeiner zu sagen: Mir fällt Individualismus viel leichter als anderen. Auf der Gegenseite könnte man vermutlich eine gewisse soziale Scheu konstatieren - nicht pathologisch, aber im Zweifel mache ich eben lieber mein Ding und lasse die anderen ihrs machen - die Möglichkeit dazu ist für mich elementar wichtig, deshalb bin ich auch selbständig.

Zusammengefasst: Als Staat wollte ich keine Einzelkinder...

--
Bevor ich mit den Wölfen heule, werd‘ ich lieber harzig, warzig grau,
verwandele ich mich in eine Eule oder vielleicht in eine graue Sau.
(Reinhard Mey)

Quentin Quencher Offline




Beiträge: 120

10.11.2017 07:57
#55 RE: Die OGS und der Hauch von DDR Antworten

Am Beginn der Diskussion ging es ja vor allem darum, die „Erziehung“ unserer Kinder durch Kita, Kiga und Schule zu betrachten. Nun sind wir doch wieder bei den Eltern und den Familien angekommen, was nahelegt, dass doch hauptsächlich dort die Prägungen geschehen.

Ich will aber noch mal mein Beispiel von der „Aktionswoche Klimaschützer“ in der 4. Klasse einer meiner Töchter aufgreifen, und darauf hinweisen, dass möglicherweise der Einfluss der Schule auf die Kinder geringer ist, als von ihr erhofft, aber dennoch wirken solche Aktionen viel weiter in die Familien hinein, als man auf den ersten Blick sieht.

Was es bei den Kindern bewirkt, ist auch mir nicht richtig klar, zumindest meine Tochter interessiert sich nicht dafür und lässt es einfach geschehen. Aber ich verändere mich, überlege mir, ob ich mit meiner Tochter über die Unsinnigkeit dieser Aktionswoche sprechen soll? Eigentlich will ich sie ja aufklären, damit würde ich sie aber in einen Konflikt zur Schule hinein ziehen. Und ich frage mich dann: Lohnt sich das? Schade ich ihr nicht möglichweise mehr, wenn ich sie in eine Oppositionsrolle zur Schule dränge, weil dies dann auch Einfluss auf alle anderen Belange der Interaktion zwischen Schule, Lehrer und Schülern hätte?

Ich entdecke nun an mir Verhaltensmuster wieder, wie sie meine Eltern in der DDR mir gegenüber zeigten. Was politisch eventuell brisant ist, wird in Gegenwart der Kinder nicht thematisiert, weil es sie gefährden könnte. Genau das ist nämlich die Frage, die ich mir hinsichtlich meiner Tochter stelle: Schade oder nutze ich ihr mehr, wenn ich meinen Einfluss nutze, um sie über die Unsinnigkeit dieser Schulaktion aufzuklären.

In diesen speziellen Fall habe ich mich entschlossen, meine Tochter damit nicht zu behelligen, da es sie offensichtlich nicht interessiert. Freilich habe ich meinen Unmut der Schule gegenüber in einer Protestmail ausgedrückt, mit meiner Tochter allerdings nicht darüber gesprochen. Und, wenn ich ehrlich bin, ist dieses Thema auch nicht elementar wichtig.

Dennoch bin ich aufgewühlt deswegen, weil ich Verhaltensweisen an mir entdecke, die ich an meinen Eltern verachtet habe. Das war aber in der DDR.

Quentin Quencher
Glitzerwasser

Minichamp Offline



Beiträge: 174

10.11.2017 08:58
#56 RE: Die OGS und der Hauch von DDR Antworten

Zitat von Quentin Quencher im Beitrag #55
In diesen speziellen Fall habe ich mich entschlossen, meine Tochter damit nicht zu behelligen, da es sie offensichtlich nicht interessiert. Freilich habe ich meinen Unmut der Schule gegenüber in einer Protestmail ausgedrückt, mit meiner Tochter allerdings nicht darüber gesprochen. Und, wenn ich ehrlich bin, ist dieses Thema auch nicht elementar wichtig.

Warum schrieben Sie überhaupt eine Protestmail? Provozieren Sie damit nicht erst einen Konflikt?

Ich würde die Missionare nur machen lassen, das ist manchmal wirklich ein Schuss ins Knie, ich erinnere mich an einen sehr SPÖ-nahen Geografie-Professor, der jedem in der Klasse jegliche Sympatien für die Partei genommen hat.
Andererseits hatte ich einen Physik-Professor, der erfolgreich pro-Kernkraft-Stimmung gemacht hat.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

10.11.2017 10:16
#57 RE: Die OGS und der Hauch von DDR Antworten

Zitat von Quentin Quencher im Beitrag #55
Eigentlich will ich sie ja aufklären, damit würde ich sie aber in einen Konflikt zur Schule hinein ziehen.

Schon richtig, man sollte die Kinder nicht in Konflikte schicken, denen sie ohnehin nicht gewachsen sein können.
Ich habe meinen Kindern in solchen Fällen immer gesagt: "Das ist Quatsch, aber behaltet das für Euch, die Lehrer wissen es nicht besser".
Da es bei den Missionsthemen eigentlich nie um Prüfungsstoff geht, fällt das elterlich empfohlene Ignorieren den Kindern auch leicht.

Mit zunehmenden Alter und Verständnis haben wir dann auch darüber geredet, warum diverse Sachen Quatsch sind. Wobei ich das dann bewußt nur auf die in der Schule gelehrte Schlichtversion bezog. Es ist eben nicht so, daß der Papa grundsätzlich perfekt ist und alles 100% besser weiß. Sondern es reicht die Kinder dafür zu sensibilisieren, daß manche Inhalte eben nicht so klar und einfach sind wie in der Schulpropaganda behauptet, und daß man sich selber informieren muß um das im Kontext beurteilen zu können.

Ich halte es auch nicht für problematisch, in ausgesuchten Fällen Konfliktvermeidung zu empfehlen. Auch im späteren Leben ist es ja nicht so, daß man überall die reine Wahrheit propagieren und Streit suchen sollte, wenn man mit quatschigen Positionen konfrontiert wird. Man sieht ja an missionierenden Veganern oder Tierschützern, wie das oft ankommt und kontraproduktiv wird. Diese Fehler muß man als "Klimaleugner" etc. nicht übernehmen.

Werwohlf Offline




Beiträge: 997

11.11.2017 19:05
#58 RE: Die OGS und der Hauch von DDR Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #57
Ich halte es auch nicht für problematisch, in ausgesuchten Fällen Konfliktvermeidung zu empfehlen. Auch im späteren Leben ist es ja nicht so, daß man überall die reine Wahrheit propagieren und Streit suchen sollte, wenn man mit quatschigen Positionen konfrontiert wird.
Stimmt. Die Tugenden des Weggehens und Ignorierens werden viel zu wenig eingeübt. Die Chancen nerviger Querulanten sind nicht allzu hoch. Man sollte sich seinen Widerstandsgeist für die wirklich wichtigen Dinge aufheben, dann wirkt er auch um so mehr.

--
Bevor ich mit den Wölfen heule, werd‘ ich lieber harzig, warzig grau,
verwandele ich mich in eine Eule oder vielleicht in eine graue Sau.
(Reinhard Mey)

HR2 Offline



Beiträge: 916

12.11.2017 00:09
#59 RE: Die OGS und der Hauch von DDR Antworten

Zitat von Werwohlf im Beitrag #58
Zitat von R.A. im Beitrag #57
Ich halte es auch nicht für problematisch, in ausgesuchten Fällen Konfliktvermeidung zu empfehlen. Auch im späteren Leben ist es ja nicht so, daß man überall die reine Wahrheit propagieren und Streit suchen sollte, wenn man mit quatschigen Positionen konfrontiert wird.
Stimmt. Die Tugenden des Weggehens und Ignorierens werden viel zu wenig eingeübt. Die Chancen nerviger Querulanten sind nicht allzu hoch. Man sollte sich seinen Widerstandsgeist für die wirklich wichtigen Dinge aufheben, dann wirkt er auch um so mehr.



Ganz genau. Und zum Wohle seiner Kinder sollte man sich als Eltern vor ihnen mit seiner Meinung auch mal zurück halten.

(Edit: War ironisch gemeint...was für ein Eiertanz...)

Florian Offline



Beiträge: 3.136

28.11.2017 16:08
#60 RE: Die OGS und der Hauch von DDR Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #4

Historisch ist es ohnehin nicht so, daß die Eltern die Hauptpersonen in der Erziehung waren. Die Idee der Kernfamilie, in der die Eltern viel private Zeit mit den Kindern verbringen ist ziemlich neu und eigentlich wenig erprobt. Und kann auch zu heftigen Problemen führen - Stichwort "Helikoptereltern".
Historisch war insbesondere der Vater fast nicht präsent, kannte seine eigenen Kinder nur oberflächlich und sein Erziehungsbeitrag war minimal. Auch die Mutter war in den meisten Familien so mit Arbeit beschäftigt, daß die Erziehung sich auf das Nötigste beschränkte: Irgendwie Essen auf den Tisch kriegen und eins hinter die Ohren geben, wenn ein Kind nicht parierte. Ansonsten verbrachten die Kinder ihre private Zeit mit anderen Kindern und lernten in der "peer group".



Mir ist schon klar, dass R.A. mit seinem historischen Vergleich die lang zurück liegende Zeit (vor der industriellen Revolution) meinte.
Aber auch in der jüngeren Vergangenheit waren die Eltern noch weniger für die Kinder präsent als heutzutage.
Ich bin dazu gerade über einen Artikel im Economist gestolpert:
http://www.economist.com/blogs/graphicde...rsagodailychart

Seit den 1960er Jahren hat sich die Zeit die beide Eltern mit ihren Kindern verbringen weltweit deutlich erhöht.
(In Deutschland in etwa verdoppelt. In anderen Ländern war der Anstieg z.B. noch deutlich stärker. Einzige (!) Ausnahme ist Frankreich.
Auffallend ist auch, dass der Anstieg bei Akademiker-Eltern besonders ausgeprägt war. Was auf den ersten Blick überraschend ist: Ich hätte vermutet, dass es für Akademikerinnen finanziell besonders lukrativ ist, selbst zu arbeiten und die Kinderbetreuung teilweise zu delegieren. Dass also Nicht-Akademiker-Mütter eher mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen.)
So oder so: der weltweite Trend geht seit Jahrzehnten in allen Ländern in die Richtung, dass Mütter und Väter immer mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen.

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