Man sieht ihn oft auf dem Bildschirm, diesen Gregor Gysi, nicht wahr?
Aber meist läßt sich seine Einladung dadurch rechtfertigen, daß man eben auch die Position seiner Partei vertreten haben möchte. Diesmal aber nicht. Schon wieder soll er kommenden Donnerstag bei Maybrit Illner mitdiskutieren.
die Teilnahme von Herrn Gysi ist sicherlich fragwürdig. Noch fragwürdiger aber die von Frau Heinemann.
In Antwort auf:Eingeladen ist die Professorin der Katholischen Theologie Uta Ranke- Heinemann, die immer gern eingeladen wird, wenn auf flotte Weise über ein theologisches Thema disputiert werden soll.
1. Ist sie keine "Professorin der Katholischen Theologie" - das ist sie einmal gewesen. Was sie genau jetzt treibt, wenn sie nicht gerade Talkshows bevölkert, weiß ich nicht. Aber katholische Theologin ist sie nunmal nicht. Es ist aber bezeichnend, daß gerade sie (und wohl niemand anders? ich habe die Sendung nicht gesehen) als katholische Vertreterin präsentiert wird.
Flott kann man ihre Art sicher nennen, wobei aber "hektisch" genauso gut passen würde. Sachkunde darf man von ihr dagegen nicht erwarten.
Gysi ist nett, verständig, rhetorisch begabt, kameraaffin und Jude, das sind seine fünf Pluspunkte (zudem verspricht man sich bei Gelegenheit auch mal wieder ordentliche Israel-Kritik?!). Ein das System schädigender Mensch, kurz Systemschädling, dass der auch rel. Fragen "kompetent" bearbeitet, steht für mich ausser Frage. Gysi kann eigentlich alles. Warum soll der nicht, bdfsw., den Atheisten oder Agnostiker (ich empfehle letzteres) geben? Uta Ranke-Heinemann ist dagegen vglw. dumm und untalentiert, wie auch ihr Vater, diese Dame dürfte wesentlich unerträglicher werden bei dieser Fernsehdiskussion (die ich mir nicht antun werde). Sein wir also fair zu Gysi.
Mir wären auch für die "spirtuelle Seite" ganz andere Namen eingefallen, aber das ist eine Unterhaltungssendung, für die es nun einmal auch Clowns braucht.
Was Gysi angeht, hätte ich noch eine weitere Möglichkeit anzubieten: Durch die Wiedervereinigung hat Deutschland mit dem Osten eine neue atheistische Qualität hinzubekommen. Vielleicht soll Gysi das ein wenig mit "abdecken".
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Zitat von HamsterGysi ist nett, verständig, rhetorisch begabt, kameraaffin und Jude, das sind seine fünf Pluspunkte (zudem verspricht man sich bei Gelegenheit auch mal wieder ordentliche Israel-Kritik?!).
Bis auf den letzten Punkt, lieber Hamster, hätte das z.B. auch auf Goebbels zugetroffen.
Was mich immer wieder wundert - und das ist der Grund, warum ich immer mal wieder was zu Gysi schreibe -, das ist die sozusagen völlige Absolution, die er in der Öffentlichkeit für seine Tätigkeit in der DDR bekommt.
Der Mann war - offenbar muß man das immer wieder sagen - einer der Spitzenleute des SED-Regimes. Er war nicht irgendein Rechtsanwalt, sondern die SED hatte ihm die Aufgabe übertragen, die Rechtsanwälte der DDR im Sinn des Regimes bei der Stange zu halten. So, wie sein Vater diese Aufgabe für die Kirche hatte.
Die Kommunisten hatten halt nicht viele Leute in ihren Reihen, die erstens linientreu waren, zweitens als Top-Bonzen geeignet und drittens auch noch akzeptabel für akademisch gebildete Leute wie Pfarrer und Rechtsanwälte. Diese Funktion hatten Leute wie Gysi Vater und Gysi Sohn, der in Vaters Fußstapfen trat.
Als die SED in ihre schwerste Krise geriet, 1989, hat man diesen Gysi an die vorderste Front geschickt, um zu retten, was zu retten war.
Ich habe das am TV live erlebt, wie er zur Wendezeit im Proleten-Look mit Nickelbrille und Arbeiter-Mütze auftrat und wie ihm ein Westreporter die Frage gestellt hat, was denn die SED tun werde, wenn sie nach demokratischen Wahlen die Macht verlieren würde. Diesen Fall könne er sich nicht vorstellen, war die Antwort von Gysi.
Dieweil ratterten in der Normannenstraße die Aktenschredder. Als alle kaputt waren, gab es eine große Aktion, im Westen welche nachzukaufen. Als auch das nicht reichte, wurden Tag und Nacht per Hand die Akten zerrissen.
Man wird gewußt haben, wessen Akten auf keinen Fall in die Hände des Klassenfeindes fallen durften. Die des IM "Notar" (über den ich gleich noch etwas in meiner Antwort an Rayson schreibe) wurde so vernichtet.
Hätte man sich vorstellen können, lieber Hamster, daß nach 1950 im Radio oder im dann beginnenden TV Nazis so hätten auftreten können, wie der Altkommunist Gysi jetzt bei uns?
So ganz locker-flockig, als sei nichts gewesen? Und dann hat dieser Mann, der dem DDR-Staat bis zu dessen Ende treu gedient hat, die Stirn, sich bei uns für die Einhaltung des Grundgesetzes "einzusetzen"!
Auf einmal will er diejenigen Freiheiten geschützt wissen, deren Unterdrückung er, als er noch zu den Mächtigen gehörte, ohne erkennbare Skrupel mit betrieben hat.
Zitat von str1977 Noch fragwürdiger aber die von Frau Heinemann. (...) 1. Ist sie keine "Professorin der Katholischen Theologie" - das ist sie einmal gewesen.
Zum Professor, lieber str1977, wird man in der Regel auf Lebenszeit ernannt. Frau Heinemann ist Professorin der Katholischen Theologie; ihr letzter Lehrstuhl hatte die Denomination "Neues Testament und Alte Kirchengeschichte"
Zitat von str1977Sachkunde darf man von ihr dagegen nicht erwarten.
Sind Sie sicher, das beurteilen zu können?
Wer sich als erste Frau weltweit für Katholische Theologie habilitieren konnte, derjenigen dürfen wir doch, nicht wahr, eine gewisse Sachkenntnis unterstellen?
"Bis auf den letzten Punkt, lieber Hamster, hätte das z.B. auch auf Goebbels zugetroffen."
Goebbels war nie nett.
"Als die SED in ihre schwerste Krise geriet, 1989, hat man diesen Gysi an die vorderste Front geschickt, um zu retten, was zu retten war."
Gysi ist ja auch ganz OK, er war Mitläufer, ist moderater Kommunist und wird der Bundesrepublik auch keinen besonderen Schaden zufügen, er schadet zwar zuverlässig, aber in geringem Umfang. Man neigt dazu ihm dieses zu verzeihen. Ich habe nichts dagegen. Der Heinemann-Tochter verzeihte ich dagegen nichts (oder der Galinksi-Tochter ;)).
"Man wird gewußt haben, wessen Akten auf keinen Fall in die Hände des Klassenfeindes fallen durften. Die des IM "Notar" (über den ich gleich noch etwas in meiner Antwort an Rayson schreibe) wurde so vernichtet."
Ja, ja, "IM Notar", viel rausgekommen ist da ja nicht. Dass er wirklich den idealistischen Kommie gefahren hat halte ich zumindest für vorstellbar, nach 89 hat er sich ja alles in allem auch ordentlich benommen.
"Hätte man sich vorstellen können, lieber Hamster, daß nach 1950 im Radio oder im dann beginnenden TV Nazis so hätten auftreten können, wie der Altkommunist Gysi jetzt bei uns?"
Speer war ziemlich präsent, viele Alt-NSDAPler machten ihren Job weiter, vermutlich auch im Fernsehen, uncool wurde die ehemalige NSDAP-Mitgliedschaft erst Anfang/Mitte der Sechziger.
Mal ganz nebenbei, lieber Zettel, ich verschwende ungerne meine kostbare Zeit (OK, ich schreibe schnell, aber dennoch ;)), Du bist nicht zufällig rechts (statt konservativ), stehst nicht zufällig unter Leidensdruck und pflegst nicht zufällig Überzeugungen, wie bspw. die Erwartung des Zusammenbruchs der BRD innerhalb von 10 Jahren?
Zitat von RaysonMir wären auch für die "spirtuelle Seite" ganz andere Namen eingefallen, aber das ist eine Unterhaltungssendung, für die es nun einmal auch Clowns braucht.
Dieses Fach, lieber Rayson, wird ja schon durch Frau Ranke-Heinemann abgedeckt.
Die - ich habe dazu gerade als Antwort auf str1977 etwas geschrieben - hinter dieser clownesk-backfischhaften Attitüde ja eine hohe Gelehrsamkeit verbirgt. Sie kommt mir vor wie einer dieser Schüler, über die wir kürzlich in dem Thread über Schulformen diskutiert haben - so intelligent, daß sie sich in die Rolle des Clowns flüchten.
Zitat von RaysonWas Gysi angeht, hätte ich noch eine weitere Möglichkeit anzubieten: Durch die Wiedervereinigung hat Deutschland mit dem Osten eine neue atheistische Qualität hinzubekommen. Vielleicht soll Gysi das ein wenig mit "abdecken".
Daran hatte ich nicht gedacht; es erscheint mir aber plausibel.
Ich möchte aber noch etwas zu der Person Gysi anfügen.
Es ist ja gerade das Schlimme, daß er immer wieder eingeladen wird, um etwas in Bezug auf die DDR "abzudecken". Als wäre er - ein klassischer Angehöriger der Nomenklatura in der zweiten Generation - in irgendeiner Weise repräsentativ für die Bürger der DDR.
Und um - in Fortsetzung dessen, was ich Hamster geantwortet habe - noch einmal an Gysis Rolle in der DDR zu erinnern: Er hat es zwar geschafft, die Behauptung, er sei IM des MfS gewesen, gerichtlich verbieten lassen, und ich werde mich hüten, das zu behaupten.
Aber nicht verbieten kann man eine Lektüreempfehlung. Zumal, wenn es sich um die Lektüre eines Dokuments des Deutschen Bundestags handelt.
Ich empfehle also allen, die das noch nicht getan haben, dringend, den Bericht des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung des Deutschen Bundestags, Drucksache 13/10893 vom 29.05.98, zu lesen.
Und bitte die Stellungnahme Gysis nicht vergessen, die meines Erachtens fast interessanter ist als der Bericht selbst.
Das war, lieber Rayson, jetzt mehr an alle Leser gerichtet als an dich. So ergibt es sich halt manchmal, auch wenn ich die "Lieber X" ..." Form der Kommunikation gut finde, weil ja die Form a bisserl die Art der Diskussion prägt.
Er hatte einen sehr ähnlichen Charme wie Gysi. Den Charme des Intellektuellen, der in sich selbst verliebt ist und der mit seinem Narzißmus anziehend wirkt.
Zitat von HamsterGysi ist ja auch ganz OK, er war Mitläufer,
Das wäre ja schön, lieber Hamster, wenn er ein Mitläufer gewesen wäre. Nur war er eben leider das Gegenteil eines Mitläufers.
Er stammt, wie gesagt, aus einer Familie nicht einfach von Altkommunisten, sondern schon sein Vater war ein Spitzenfunktionär. Mitglied der Westkommission des Politbüros des ZK der SED, Mitglied des Ministerrates der DDR und der Kulturkommission des Politbüros des ZK der SED usw. Und sein Sohn trat eben in seine Fußstapfen. Er war gerade mal 40 Jahre, als ihm das Regime so sehr vertraute, daß man ihn zum Oberaufseher aller Rechtsanwälte in der DDR machte.
Zitat von HamsterDass er wirklich den idealistischen Kommie gefahren hat halte ich zumindest für vorstellbar, nach 89 hat er sich ja alles in allem auch ordentlich benommen.
"Idealistische Kommis", lieber Hamster, gab und gibt es nur in den unteren Parteirängen. Wer bei den Kommunisten in die Führung aufsteigt - noch dazu in einem Land, in dem sie an der Macht sind -, der ist kein Idealist, sondern ein Leninist. Er hat gelernt und verinnerlicht, daß allein die Machtfrage zählt.
Zitat von Hamster"Hätte man sich vorstellen können, lieber Hamster, daß nach 1950 im Radio oder im dann beginnenden TV Nazis so hätten auftreten können, wie der Altkommunist Gysi jetzt bei uns?"
Speer war ziemlich präsent, viele Alt-NSDAPler machten ihren Job weiter, vermutlich auch im Fernsehen, ncool wurde die ehemalige NSDAP-Mitgliedschaft erst Anfang/Mitte der Sechziger.
Das ist falsch. Speer ist keineswegs in der Weise in den Medien aufgetreten, wie das Gysi tut. An welche Alt-NSDAPler im Fernsehen denken Sie? Ich kenne keinen einzigen, der im Nazireich auch nur annähernd einen Rang gehabt hätte wie Gysi in der DDR, und der im deutschen Fernsehen eine Rolle gespielt hätte.
Zitat von HamsterDu bist nicht zufällig rechts (statt konservativ), stehst nicht zufällig unter Leidensdruck und pflegst nicht zufällig Überzeugungen, wie bspw. die Erwartung des Zusammenbruchs der BRD innerhalb von 10 Jahren?
In Antwort auf:Ich kenne keinen einzigen, der im Nazireich auch nur annähernd einen Rang gehabt hätte wie Gysi in der DDR, und der im deutschen Fernsehen eine Rolle gespielt hätte.
Mag vielleicht auch daran liegen, dass das Fernsehen in den 50ern noch keine so große Rolle gespielt hat.
danke für die Angabe, bin da in letzter Zeit zweimal auf die Nase gefallen. Ich finde es einfach unangenehm, wenn irgendwann Verschwörungstheorien aufgetischt werden oder rechter Unsinn kommt.
"[Speer]" Speer spielte die Rolle des reuigen Nazis. Das machte er ganz gut, kam sympatisch rüber und verkaufte eine ganze Menge Bücher. Ich sehe da Parallelen. Gysi halte ich nicht für gefährlich, Speer war wohl nach 66 auch nicht gefährlich.
Aber, da teile ich natürlich Deine Einschätzung gerne, die Diskussionsrunde wird kein highlight werden.
Ganz im Gegenteil, selten hat Gysi so gut in eine Sendung gepasst.
Denn wen man sich die Ankündigung mal ansieht geht es um "Sehnsucht nach Spiritualität" um "ein wachsendes Bedürfnis nach religiösen Werten" um "Glaube JA - Kirche NEIN", um einen "Buddhist[en] mit christlichem Überbau" und um die Frage "Bastelt sich gerade jeder seinen eigenen Glauben?". Es geht mit anderen Worten um Religion unter Vernachlässigung der Wahrheitsfrage. Ob eine und wenn ja welche Religion tatsächlich wahr ist, darum geht es nicht. Auch um die großen Kirchen geht es nicht oder nur nebenbei, mit denen hat die Sendung ja schon am 13.11. abgerechnet. Sondern die Frage ist: Was hält man von der diffusen und unreflektierten Restreligiösität, vom "irgendwas ist da schon" und den Lifestylespiritualitätsangeboten die unsere postchristliche Gesellschaft bereithält.
Nun hat man freilich ein Problem: Ein Christ kann das alles als blindes Umhertapsen des für eine Gottesbeziehung konstruierten Menschen sehen. Ein Atheist kann es alles als Aberglauben ansehen. Aber das sind beides Antworten die sich auf die Wahrheitsfrage beziehen und um die soll es ja gerade nicht gehen. Wenn man nun also alles außer der Geschmacksfrage ausblendet, dann bleibt nur die Geschmacksfrage übrig. Und mit der kann man genau wie mit der Frage "Vanille- oder Schokoladeneis" keine Sendung vollkriegen, die offensichtliche Antwort "Jeder so wie er will" auszutauschen kann man auch mit viel Mühe auf höchstens 10 Minuten strecken. Also muss man die Frage irgendwie ins soziologische abbiegen, muss sich fragen ob ein diffuses religiöses Empfinden irgendwelche gesellschaftlichen Folgen hat und was man von denen hält. Und auch da muss man die offensichtlichen Antworten ("nein" und "gegenstandslos") durch geeignete Gäste umschiffen.
Und genau mit Rücksicht auf die benötigten praktischen Auswirkungensind die Gäste gewählt.
Eine Möglichkeit ist, dass Religion die Menschen einfach glücklich macht. Dann muss man aber klären, warum man keine richtige Religion nehmen soll. Und das leistet Uta Ranke-Heinemann, sie kann sich mit ihrer verlorenen Lehrerlaubnis als Opfer katholischer Unterdrückung präsentieren, dass es ohne für eine Religion verbindliche Lehraussagen nicht gäbe. Bei Lichte gesehen ist ihr freilich nicht viel passiert, dass jemand dessen Meinung nicht mehr die der Kirche ist seine Meinung auch nicht mehr als die der Kirche lehren kann ist ja nicht sooo unterdrückerisch und auch materiell hat sie keinen Verlust davon statt katholischer Theologie nun Religionsgeschichte zu lehren, eher einen Vorteil, weil man mit dem Ketzerimage in Deutschland sehr gut Bücher verkaufen kann. Aber es ist eben so nah wie man im heutigen Deutschland an religiöse Unterdrückung kommt und das muss eben reichen. Normalerweise spielt diese Rolle übrigens Hans Küng, aber den hatte die Sendung ja schon letzten Monat verbraten, genau wie den von Ihnen angedachten Horst Herrmann.
Eine weiter Möglichkeit ist, dass Religion bessere Menschen macht. Dafür nimmt man Bernhard Bueb. Er hält Religion für gut für die Disziplin und Disziplin für besonders wichtig. Gut, die modernen Eigenbaureligionen wiederlegen diese These, denn sie entstehen gerade aus dem disziplinlosen Wunsch den unbequemen Seiten der jeweiligen Religion zu entgehen und zeigen damit, dass sich Religiosität der Disziplinlosigkeit wunderbar anpassen kann. Aber bei einem zweitklassigen Thema muss man sich eben auch mit zweitklassigen Argumenten zufriedengeben.
Nun braucht man noch den Religionsgegener. Und da wird es schwierig, denn an Philosophen scheidet alles aus, es soll ja gerade nicht um die Wahrheitsfrage gehen. Auch Autoritätskritik geht nicht, denn es geht ja um organisations- und damit autoritätslose Religiosität. Man braucht also jemanden, der von nicht mit Macht verbundener Religiosität einen innerweltlichen Nachteil erwartet. Gegenwärtig kann der nicht sein, sonst würde die Gegenwart ihn widerlegen. Also braucht man jemanden, der eine innerweltliche Heilserwartung hat und Religion als wichtiges Hindernis ihrer Umsetzung sieht. Man braucht mit anderen Worten einen Kommunisten. Natürlich darf der auf das Publikum nicht zu lächerlich wirken, es muss also ein diplomatische Kommunist sein, der das Wort "Kommunismus" und die Floskel "Opium des Volkes" nicht in den Mund nimmt. Aber er muss schon von einer besseren Welt reden, die möglich und greifbar nah ist und von der religiöse Vorstellungen nur ablenken. Gleichzeitig muss er noch irgendwie nett rüber kommen. Er darf also nicht laut werden und muss auch sonst die Intoleranz rüberbringen ohne intolerant zu wirken.
Für diese Rolle ist Gregor Gysi eine Traumbesetzung.
Zitat von FeynmanMag vielleicht auch daran liegen, dass das Fernsehen in den 50ern noch keine so große Rolle gespielt hat.
Deshalb, lieber Feynman, hatte ich ja auch das Radio erwähnt. Auch da ist mir keiner in Erinnerung, der in der Nazizeit eine Position gehabt hätte wie Gysi in der DDR.
Auch damals gab es ja Radio-Diskussionen und dergleichen. Daß dort einer regelmäßig eingeladen worden wäre, der Vorsitzender des NS-Rechtswahrerbundes oder einer vergleichbaren Organisation gewesen war oder der eine ähnlich hohe Position unter den Nazis gehabt hatte - ich wüßte es nicht.
Zitat von HamsterSpeer spielte die Rolle des reuigen Nazis. Das machte er ganz gut, kam sympatisch rüber und verkaufte eine ganze Menge Bücher.
Das stimmt. Es gab ja auch einige Interviews im TV mit ihm. Selbst Joachim Fest, sein Biograph, hat ihm abgenommen, daß er von der Ermordung der Juden nichts gewußt hätte. Erst kürzlich sind ja Dokumente aufgetaucht, die das Gegenteil belegen.
Zitat von HamsterIch sehe da Parallelen. Gysi halte ich nicht für gefährlich, Speer war wohl nach 66 auch nicht gefährlich.
Eine Person ist selten gefährlich. Gefährlich sind politische Strömungen und die Parteien, die sie tragen und zugleich befördern.
Wenn Sie hier schon länger mitlesen, dann wissen Sie, daß ich die kommunistische Partei, die sich im Augenblick "Die Linke" nennt, ein wenig im Auge behalte. Auch das, was nicht an die große Glocke gehängt wird - zum Beispiel ihre Solidarisierung mit der Kommunistischen Partei Frankreichs, zum Beispiel das, ws Lafontaine in Cuba gesagt hat.
Ich habe - ich weiß nicht, ob das bei Ihnen auch der Fall ist - die DKP der siebziger und achtziger Jahre ziemlich gut gekannt. Sie hat damals fast bis auf Punkt und Komma dieselbe Strategie gefahren wie heute diese "Linke":
Kein Wort von der Einführung des Sozialismus als Ziel, gar der Diktatur des Proletariats. Ausdrückliches Bekenntnis zum Grundgesetz.
Wenn man diese Genossen fragte, was sie denn eigentlich anstrebten, dann waren sie geschult, zu antworten: Wir wollen das Los der arbeitenden Menschen in der Bundesrepublik verbessern und vor allem dem Frieden dienen.
Wenn man nachhakte und fragte, wie sie denn zum System der DDR stünden, dann sagten sie: Das ist unter ganz anderen Bedingungen entstanden, als sie heute bis uns herrschen.
Und wenn man beharrte und fragte, ob sie denn als Fernziel nicht doch ein System wollten, in dem die Gewaltenteilung usw. des "bürgerlichen Staats" verschwunden wären, dann sagten sie: Was einmal kommen werde, das müßten die Menschen selbst entscheiden.
So redeten sie damals, die Kommunisten. Heute weiß man, daß sie in jeder Hinsicht von der DDR gesteuert waren; daß sie aus der DDR finanziert wurden; daß die Spitzenleute regelmäßig zum Befehlsempfang nach Ostberlin fuhren; daß diese Leute, die angeblich "auf dem Boden des Grundgesetzes" standen, teilweise in der DDR in Sabotagetechniken ausgebildet wurden.
Die Perfidie der Kommunisten ging so weit, daß z.B. die Zeitschrift "Konkret", die anfangs vollständig unter Ostberliner Kontrolle stand, verpflichtet war, in jeder Ausgabe einen DDR-kritischen Artikel zu bringen. Denn sie war als freiheitlich-linkes Organ getarnt.
Weil ich das damals als Juso aus der Nähe erlebt habe, lieber Hamster, bin ich sicher, daß auch die jetzt als "Linke" getarnten Kommunisten ihre Ziele nicht aufgegeben haben.
Sie sind als Leninisten nur auch Realisten. Sie wissen, daß der Aufbau des Sozialismus nicht, wie sie sagen, "auf der Tagesordnung steht". Also tarnen sie sich.
Ihr Ziel ist jetzt, Machtpositionen zu erlangen. Deshalb gehen sie unter jeder Bedingung in Landesregierungen; in Berlin sind sie ja in einigen Fragen schon "rechter" als die SPD.
Ihre Stunde wird, wie die der NPD, erst kommen, wenn wir in eine wirklich tiefgreifende Krise geraten sollten. Wenn z.B. vielleicht infolge eines Kriegs im Nahen Osten und gleichzeitigen Turbulenzen in Venezuela und Rußland, der Weltmarkt für Öl zusammenbricht und es dann zu einer Weltwirtschaftskrise kommt wie Ende der zwanziger Jahre.
Auf diesen Zeitpunkt arbeiten meines Erachtens die Kommunisten hin. Dann wollen sie präsent sein; ihre Leute in den Behörden und Ministerien haben.
Und dann - so denken sie - werden sie nicht noch einmal, wie 1933, unterliegen. Sondern dann werden sie es sein, die Andersdenkende ins KZ bringen.
Herzlich, Zettel
PS: Vieles von dem, was in diesem Beitrag steht, habe ich schon früher hier und in ZR geschrieben. Wenn jemand neu ins Forum kommt, dann kann ich aber nicht voraussetzen, daß er das gelesen hat.
Ich schreibe es dann lieber neu, als herumzusuchen, wo ich es schon mal so ähnlich gesagt hatte. Geht schneller und macht mehr Spaß.
Diejenigen, die hier schon lange mitlesen, bitte ich um Verständnis für die Redundanz.
mir hat mal ein SEW-Funktionär gesagt, daß sie nicht nur in die Rathäuser hinein, sondern auch drinbleiben wollten. Er wollte sich damit vermutlich als Langfriststratege von den Autonomen abgrenzen.
Herzlich, Thomas
Hamster
(
Gast
)
Beiträge:
12.12.2007 20:12
#17 RE: Warum ich zwar nicht Gysi, aber die deutschen Kommunisten für gefährlich halte
ich stimme ja gerne zu, nur eine Sache widerstrebt mir: Du vergleichst die "Linke" allen Ernstes mit der DKP der Sechsziger und Siebziger? Ist nicht wirklich wichtig, aber die Salonkommunisten, die ohne grössere Probleme auch Positionen einnehmen könnten, für die in den Siebzigern die SPD stand, sind doch ein ganz anderes Kaliber als die Stalinisten und Leninisten der Siebziger-DKP. Klar, es gibt in der "Linken" auch ganz unangenehme Charaktere wie diesen Junge Welt-Chefredakteur, aber die DKPler früher waren doch fast durchweg bekloppt.
LG Hamster
PS: Und überhaupt, was hast Du damals bei den Genossen gemacht? ;)
Lieber Zettel, Professor ist man in der Tat auf Lebenszeit - im Staatsdienst. Professorin der katholischen Theologie mit der doppelten Abhängigkeit oder doppelten Bezogenheit (Staatsdienst und kirchlicher Lehrauftrag) ist Frau Ranke-Heinemann seit 1987 nicht mehr; sie hatte seit jenem Jahr einen staatlichen, kirchenunabhängigen Lehrstuhl für Religionsgeschichte inne. Sie wurde im gleichen Jahr 1987 gemäß Can. 1364 CIC wegen Häresie exkommuniziert. Über ihre Position in dem theologischen Konflikt 1987 mag man denken wie man will (und den Entzug der Lehrerlaubnis damals für berechtigt halten oder auch nicht); wenigstens inzwischen lehnt Frau R.-H. zentrale katholisch und allgemein christliche Glaubensinhalte ab ("Eine blutige Erlösung am Kreuz ist eine heidnische Menschenopferreligion nach religiösem Steinzeitmuster.") und spricht selbst vom "Verlust ihres Glaubens". Diese persönliche religiöse Entwicklung mag ein Grund gewesen sein, sie in jene Sendung einzuladen - nicht aber als Vertreterin der katholischen Kirche oder Theologie (erste habilitierte kath. Theologin hin oder her). Herzlich, Gansguoter
Zitat von GansguoterSie wurde im gleichen Jahr 1987 gemäß Can. 1364 CIC wegen Häresie exkommuniziert.
Das war mir gar nicht gegenwärtig gewesen, daß die Auseinandersetzung so weit gegangen war. Und danke für die präzise Information!
Zitat von GansguoterDiese persönliche religiöse Entwicklung mag ein Grund gewesen sein, sie in jene Sendung einzuladen - nicht aber als Vertreterin der katholischen Kirche oder Theologie (erste habilitierte kath. Theologin hin oder her).
So hatte ich das auch verstanden, aber vielleicht mit "flott" etwas zu flapsig ausgedrückt.
Während ich dies schreibe, hat die Sendung gerade angefangen. Solche Sendungen laufen bei mir immer "im Hintergrund", während ich am Rechner sitze.
Also, jetzt bin ich gespannt, welche Rollen Gysi und Ranke-Heinemann zugedacht sind.
Herzlich, Zettel
PS: Willkommen im "kleinen Zimmer"! Angesichts ihres sozusagen verschmidtsten Nicks war ich schon auf Ihren ersten Beitrag gespannt gewesen.
meine Antwort ließ etwas auf sich warten. Bei Beiträgen dieser Durchdachtheit und auch sprachlicher Qualität bemühe ich mich a bisserl, ihnen mit der Antwort gerecht zu werden, und das kann dann etwas dauern. Jetzt habe ich Ruhe zum Schreiben, weil im Hintergrund die Sendung läuft.
Zitat von gelegentlicher BesucherEs geht mit anderen Worten um Religion unter Vernachlässigung der Wahrheitsfrage.
Dem stimme ich in einem bestimmten Sinn zu, in einem anderen nicht.
Vernachlässigt wird die Wahrheitsfrage wohl immer, wenn solche Diskussionen veranstaltet werden, in dem Sinn, daß niemand den Versuch macht, den anderen von seiner Wahrheit zu überzeugen. Das versteht sich.
Aber mir scheint andererseits schon - darauf deutet auch der bisherige Verlauf der Sendung hin - das Konzept so zu sein, daß über das Für und Wider der einzelnen Glaubenswahrheiten gestritten wird; und nicht auf einer soziologischen Meta-Ebene darüber, warum denn die Leute heutzutage wieder nach Spiritualität lechzen.
Dazu wären auch die Diskutanten ganz ungeeignet; da hätte man Historiker, Soziologen und - um der Buntheit willen - mindestens einen "Trendforscher" à la Mathias Horx einladen müssen. (Während ich das schreibe, gibt Ranke-Heinemann gerade ihre Kritik am kirchenoffiziellen Christentum zum Besten; und Bueb hat zuvor beklagt, daß unser Gottesbild nicht mehr den mächtigen, schützenden Gott beinhaltet).
Zitat von GansguoterUnd mit der kann man genau wie mit der Frage "Vanille- oder Schokoladeneis" keine Sendung vollkriegen, die offensichtliche Antwort "Jeder so wie er will" auszutauschen kann man auch mit viel Mühe auf höchstens 10 Minuten strecken.
Lassen Sie mich dazu a bisserl ins Bedeutend-Allgemeine abschweifen.
Denn das Problem, das Sie zu Recht ansprechen, besteht ja nicht nur in Bezug auf die Dramaturgie von Talk Shows. Es ist meines Erachtens überhaupt die Crux des "postmodernen Diskurses".
Diese Soziologisierung von Fragen, die ihrem Wesen nach Fragen nach der Wahrheit sind, ist der moderne Nachklapp des Psychologismus, gegen den Husserl zu Felde gezogen ist.
Damals hat man versucht, von der Philosophie über die Theologie bis zur Mathematik die diversesten Fragen auf "letztlich" psychologische Fragen zu reduzieren. Husserl hat gezeigt, daß das schon aus logischen Gründen gar nicht gehen kann.
Man dachte damals, dieser Denkweise sei der Todesstoß versetzt. Im letzten Drittel des Zwanzigsten Jahrhunderts tauchte sie wieder auf als "Konstruktivismus". Alles, was wir für Wahrheit halten, ist - so wurde und wird behauptet - gesellschaftliches Konstrukt. Selbst die Naturwissenschaften sind nur "sozialer Konsens" und könnten auch ganz anders sein, wäre die Kultur anders ("Hopi-Physik"! )
Gerade diejenigen dieser soziologistischen Denkrichtung, die gern mit dem Begriff des Diskurses agieren, verunmöglichen im Grunde jede rationale Auseinandersetzung. Man kann sie natürlich leicht schachmatt setzen, indem man darauf verweist, daß auch ihr Konstruktivismus, wenn sie Recht hätten, ein soziales Konstrukt wäre und insofern nur auf einer Meta-Ebene interessant.
Zitat von GansguoterEine Möglichkeit ist, dass Religion die Menschen einfach glücklich macht. Dann muss man aber klären, warum man keine richtige Religion nehmen soll. Und das leistet Uta Ranke-Heinemann (...) Eine weiter Möglichkeit ist, dass Religion bessere Menschen macht. Dafür nimmt man Bernhard Bueb. (...) Nun braucht man noch (...) jemanden, der eine innerweltliche Heilserwartung hat und Religion als wichtiges Hindernis ihrer Umsetzung sieht. Man braucht mit anderen Worten einen Kommunisten.
Das sind sehr kluge Überlegungen, lieber gelegentlicher Besucher.
Ich fürchte, viel zu klug, als daß man sie der Redaktion "Maybrit Illner" zuschreiben könnte. Inhaltlich würde ich aber die Idee, daß dies drei mögliche Positionen zur Funktion von Religion sind, gern weiterdiskutieren. Nur brauchte man dazu wohl einen eigenen Thread.
An der Kompetenz mangelt es der Heinemann nicht, aber um es mal deutlich zu sagen an der Ehrlichkeit.
Kleines Extrembeispiel: Vor ein paar Minuten hat sie mehr geschrien als gesagt im Weltkatechismus N1. 1243 stünde alle Kinder seien vom Teufel besessen. Wenn jemand eine Fundstelle nenn wirkt das natürlich als kompetenter Beweis. Schlägt ja auch kaum ein Zuschauer nach. Wenn er das täte fände er dort allerdings eine Beschreibung der Taufliturgie:
In Antwort auf:1243 Das weiße Kleid bedeutet, daß der Getaufte „Christus [als Gewand] angelegt" (Gal 3,27) hat: er ist mit Christus auferstanden. Die Taufkerze, die an der Osterkerze entzündet wird, bedeutet, daß Christus den Neugetauften erleuchtet hat. In Christus sind die Getauften „Licht der Welt" (Mt 5,14) [Vgl. Phil 2,15.]. Der Neugetaufte ist jetzt, im eingeborenen Sohn, Kind Gottes. Er darf das Gebet der Kinder Gottes beten: das Vaterunser.
Richtig, von Kind-Gottes werden steht da was, von vorher Kind des Teufels oder vom Teufel besessen sein nicht. Und das ist eine Erklärung der Liturgie, mit den die Wirkung erklärenden Nummern ist ihre Erklärung noch weniger vereinbar. Und das weiß sie auch, da hat sie glatt gelogen.
Wenn man nur Polemik machen will nützt auch das beste Wissen nichts.
Zitat von gelegentlicher BesucherUnd das weiß sie auch, da hat sie glatt gelogen. Wenn man nur Polemik machen will nützt auch das beste Wissen nichts.
Nein, lieber gelegentlicher Besucher, sie hat nur eine falsche Absatz-Nummer angegeben (oder haben Sie sie vielleicht falsch verstanden oder sich die Nummer falsch gemerkt? Haben Sie die Sendung zufällig aufgezeichnet?).
Denn gemeint hat sie den Absatz 1237:
Weil die Taufe Zeichen der Befreiung von der Sünde und deren Anstifter, dem Teufel, ist, spricht man über den Täufling einen Exorzismus (oder mehrere). Der Zelebrant salbt den Täufling oder legt ihm die Hand auf; danach widersagt der Täufling ausdrücklich dem Satan. So vorbereitet, kann er den Glauben der Kirche bekennen, dem er durch die Taufe „anvertraut" wird [Vgl. Röm 6,17].
Ich habe das sofort nachgesehen, lieber gelegentlicher Besucher, weil ein bewußtes Lügen überhaupt nicht meinem Bild von Frau Ranke-Heinemann entsprichen würde.
Eher würde ich sagen, daß sie geradezu pathologisch wahrheitsliebend ist.
Sie benimmt sich ja fortlaufend wie das Kind in "Des Kaisers neue Kleider". Und benutzt dazu - das allein könnte man vielleicht als nicht ganz aufrichtig sehen - ihre backfischhafte Naivität als rhetorisches Mittel.
Hat Gysi gestern wirklich sagen wollen, dass er sich über die Krise der Linken nach dem Zusammenbruch der DDR damit hinweggetröstet hat, dass die Katholische Kirche im Laufe der Jahrhunderte ihre Krisen auch überstanden habe?
Aufgefallen ist mir auch, dass er (und nicht nur er), sich als "Linker" bezeichnet, ein Sprachgebrauch der anscheinend auch von Anderen, insbesondere Jornalisten, von denen ich kritischeres Denken erwarten würde, übernommen worden ist. Erstklassige PR-Arbeit seitens der Ex-Kommunisten, Hut ab. Oder verstehe ich hier was nicht?
"Bueb hat zuvor beklagt, daß unser Gottesbild nicht mehr den mächtigen, schützenden Gott beinhaltet"
Naja... wenn es einen Gott gäbe (wovon ich nicht ausgehe), dann würde ich sagen, kann man das zwar beklagen... aber viel mehr doch, daß dieser Gott seiner Schutzfunktion nicht nachkommt und wohl auch noch nie außerhalb biblischer und sonstiger Mythen nachgekommen ist.
Zitat von ReaderHat Gysi gestern wirklich sagen wollen, dass er sich über die Krise der Linken nach dem Zusammenbruch der DDR damit hinweggetröstet hat, dass die Katholische Kirche im Laufe der Jahrhunderte ihre Krisen auch überstanden habe?
Ja, dear Reader, das wollte er wohl sagen. Er hat das mit etwas ergänzt, was eigentlich einen Beitrag in ZR wert wäre - nur habe ich blöderweise die Sendung nicht aufgezeichnet und kann deshalb nicht wörtlich zitieren.
Sinngemäß hat er gesagt: Die Katholische Kirche hat 2000 Jahre durchgehalten. Da werden wir doch nicht nach 70 Jahren aufgeben.
Und er hat noch einen zweiten Vergleich mit der Katholischen Kirche angestellt; auch das kann ich halt nur sinngemäß zitieren: Die Katholische Kirche habe Verbrechen begangen, und das habe ihr Weiterbestehen nicht verhindert. Wenn ich ihn nicht ganz falsch verstanden habe, dann wollte er sagen: So wird es auch mit dem Kommunismus sein.
Zitat von ReaderAufgefallen ist mir auch, dass er (und nicht nur er), sich als "Linker" bezeichnet, ein Sprachgebrauch der anscheinend auch von Anderen, insbesondere Jornalisten, von denen ich kritischeres Denken erwarten würde, übernommen worden ist.
Da seine Partei so heißt, ist das ja jetzt die sozusagen korrekte Bezeichnung. Sich "Die Linke" zu nennen war ein genialer Agitprop-Schachzug der Kommunisten. Zum einen verschleiern sie damit, Kommunisten zu sein. Zum anderen erheben sie damit den Anspruch einer Dominanz innerhalb der gesamten Linken
Zitat von ReaderErstklassige PR-Arbeit seitens der Ex-Kommunisten, Hut ab. Oder verstehe ich hier was nicht?
Dochdoch, dear Reader. Zu gehörst zu den offenbar wenigen, die durchschaut haben, welche Taktik Gysi verfolgt hat.
Heute wird fast nur ein einziger Satz von ihm zitiert. Die Sendung wurde aufgezeichnet und nicht live gesendet, wie man dachte. Denn bereits gestern um 20:02 Uhr erschien im Web eine Vorabmeldung, in der Gysi zitiert wird:
"Nur die Kirchen sind in der Lage, noch einigermaßen allgemein verbindlich Moralnormen aufzustellen. Das schätze ich an ihnen (...) Der Kapitalismus bringt keine Moralnormen hervor."
Und dann sagte er noch etwas über "die Linke", das man schon genau lesen muß:
"Die Linke ist nicht in der Situation, wirksam und allgemein verbindlich Moralnormen aufstellen zu können"
Nicht etwa "sie kann nicht". Sondern "sie ist nicht in der Situation".
"In der Situation" war sie natürlich in der DDR. "In der Situation", allgemein verbindliche Normen aufstellen zu können, wird sie natürlich wieder sein, sobald die neue Sozialistische Revolution gelungen ist.
Nur ein "Ex-Kommunist", dear Reader, ist er ja nicht. Er ist genauso ein Kommunist, wie er es 1988 einer war. Nur war er damals ein Kommunist an der Macht und jetzt ist er ein Kommunist, der weiß, daß die Machtfrage sich auf absehbare Zeit nicht stellt.
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