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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 39 Antworten
und wurde 3.113 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Llarian Offline



Beiträge: 7.115

27.12.2018 03:47
Frank Underwood wehrt sich Antworten

Ein kleines Streiflicht.

Noricus Offline



Beiträge: 2.362

27.12.2018 17:07
#2 RE: Frank Underwood wehrt sich Antworten

Sehr schöner Text, lieber Llarian.

Zwei Anmerkungen:

1. Der Titel des Videos "Let Me Be Frank" verdient wegen seiner eindeutigen Zweideutigkeit bzw. zweideutigen Eindeutigkeit, die bestens zu dem Folgenden passt, eine explizite Erwähnung.

2. In den medialen - nennen wir es - Stellungnahmen zu Spaceys Video kommt, soweit für mich ersichtlich, ein Punkt zu kurz, zu dem es m.E. keine zwei Meinungen geben kann: nämlich dass der dreiminütige Monolog hervorragend gespielt ist (Mimik, Diktion).

DrNick Offline




Beiträge: 809

27.12.2018 18:32
#3 RE: Frank Underwood wehrt sich Antworten

Zitat
Die Studios hatten derartige Panik mit ihm auch nur assoziiert zu werden, dass ... bei House of Cards die Drehbücher umgeschrieben wurden und sein Character eben sterben musste.



Mir ist nicht wirklich klar, ob es sich dabei um Panik handelte. Grundsätzlich scheinen sich mir zwei Erklärungen anzubieten:

Nr. 1: Man sah in Spacey eine Art von Kassengift. Das wäre prudentiell verständlich, schiene mir aber auf völlig falschen Voraussetzungen zu beruehen: Bei der Figur Frank Underwood braucht man nicht unbedingt einen Schauspieler, der privat als Saubermann bekannt ist.

Nr. 2: Man fühlte sich moralisch zu einer "damnatio memoriae" verpflichtet. Das haben wir bei uns schon mindestens einmal erlebt, als nämlich das ZDF sich entschloß, grundsätzlich keine Derrick-Widerholungen mehr auszustrahlen. Aber glaubt man in den Studios wirklich, daß so ein Schritt wegen so lang zurückliegender Vorwürfe angebracht ist?

moise trumpeter Offline



Beiträge: 243

27.12.2018 19:23
#4 RE: Frank Underwood wehrt sich Antworten

Zitat von DrNick im Beitrag #3
Zitat:Aber glaubt man in den Studios wirklich, daß so ein Schritt wegen so lang zurückliegender Vorwürfe angebracht ist?


Womöglich ist der Mann einfach darüber gefallen, dass er ein Outing als Homosexueller verweigert hat.

Werwohlf Offline




Beiträge: 997

27.12.2018 21:08
#5 RE: Frank Underwood wehrt sich Antworten

Zitat von DrNick im Beitrag #3
Man fühlte sich moralisch zu einer "damnatio memoriae" verpflichtet. Das haben wir bei uns schon mindestens einmal erlebt, als nämlich das ZDF sich entschloß, grundsätzlich keine Derrick-Widerholungen mehr auszustrahlen. Aber glaubt man in den Studios wirklich, daß so ein Schritt wegen so lang zurückliegender Vorwürfe angebracht ist?
"Moralisch verpflichtet" würde ich nicht sagen. Man wollte nur den vorhersehbaren AufschreiTM vermeiden, dessen schlechte Publicity über die üblichen Mechanismen Leute davon abgehalten hätte, sich zum Weiterschauen zu bekennen, was sich dann letztlich auch tatsächlich auf die Zuschauerzahlen ausgewirkt hätte.

--
Bevor ich mit den Wölfen heule, werd‘ ich lieber harzig, warzig grau,
verwandele ich mich in eine Eule oder vielleicht in eine graue Sau.
(Reinhard Mey)

DrNick Offline




Beiträge: 809

28.12.2018 15:14
#6 RE: Frank Underwood wehrt sich Antworten

Zitat von moise trumpeter im Beitrag #4
Womöglich ist der Mann einfach darüber gefallen, dass er ein Outing als Homosexueller verweigert hat.


Das glaube ich nicht, das nachgeschobene Outing hat die Sache ja nicht besser gemacht. Und wie der in manchen Fällen parallele Fall Levine zeigt, geht es diesmal anscheinend nicht nur um das Verhalten alter weißer Männer gegenüber jungen Frauen, sondern um "sexual harassment" im allgemeinen (und sehr weit ausgelegt). Die "moral panic" in den USA ist inzwischen so ausgeprägt, daß auch eine nicht-sexuelle Beziehung einer homosexuellen Professorin zu einem homosexuellen Doktoranden zu einem Skandal werden kann:

https://leiterreports.typepad.com/blog/2...y-theorist.html

Zitat von Werwohlf im Beitrag #5
Man wollte nur den vorhersehbaren AufschreiTM vermeiden, dessen schlechte Publicity über die üblichen Mechanismen Leute davon abgehalten hätte, sich zum Weiterschauen zu bekennen, was sich dann letztlich auch tatsächlich auf die Zuschauerzahlen ausgewirkt hätte.


Daß so etwas passieren würde, halte ich für ziemlich unwahrscheinlich. Einen Dialog der Art

A: Ich habe gestern 'House of Cards' geschaut.
B: Wie kannst Du nur!

halte ich für kein realistisches Szenario.

Llarian Offline



Beiträge: 7.115

28.12.2018 15:25
#7 RE: Frank Underwood wehrt sich Antworten

Zitat von DrNick im Beitrag #3

Nr. 1: Man sah in Spacey eine Art von Kassengift. Das wäre prudentiell verständlich, schiene mir aber auf völlig falschen Voraussetzungen zu beruehen: Bei der Figur Frank Underwood braucht man nicht unbedingt einen Schauspieler, der privat als Saubermann bekannt ist.

Nr. 2: Man fühlte sich moralisch zu einer "damnatio memoriae" verpflichtet. Das haben wir bei uns schon mindestens einmal erlebt, als nämlich das ZDF sich entschloß, grundsätzlich keine Derrick-Widerholungen mehr auszustrahlen. Aber glaubt man in den Studios wirklich, daß so ein Schritt wegen so lang zurückliegender Vorwürfe angebracht ist?

Ich glaube beides nicht. Das erste wäre eine wirtschaftlich kaum nachvollziehbare Entscheidung, zumal der "Schaden" in dem Sinne ohnehin angerichtet war. Die sechste Staffel wäre, und das war zum Zeitpunkt des Feuerns mit Sicherheit absehbar, mit Spacey deutlich besser gelaufen. An Nummer zwei glaube ich auch nicht, weil Netflix ein Milliardenkonzern ist, da können (und dürfen) moralische Überlegungen keine echte Relevanz haben.

Ich denke es ist eher etwas was sich aus zwei ableitet: Die Angst in die Hexenjagd mit reingezogen zu werden. Welcher Entscheider auch immer dazu steht Spacey zu halten wird sich dem selben Gewitter aussetzen, dem Spacey selbst augesetzt ist. "Dieser Mann (hier den Namen einsetzen) unterstützt aus purer Profitfier einen Päderasten! Netflix arbeitet mit Kinderschändern! Boykottiert Netflix!"
Das dürfte es eher sein, was man befürchtet. Alleine die Assoziation mit Spacey ist gefährlich. Es ist für eine Hexenjagd asolut typisch, dass alleine die Assoziation mit einem vermeintlich Schuldigen, einen selber schuldig macht.

ffreiberger Offline




Beiträge: 130

28.12.2018 17:33
#8 RE: Frank Underwood wehrt sich Antworten

Zitat von Llarian
Das dürfte es eher sein, was man befürchtet. Alleine die Assoziation mit Spacey ist gefährlich. Es ist für eine Hexenjagd asolut typisch, dass alleine die Assoziation mit einem vermeintlich Schuldigen, einen selber schuldig macht.



Wobei das auch wieder komisch ist, wenn man bedenkt dass ein Woody Allen und ein Roman Polansky relativ unbehelligt weitermachen dürfen und von einigen Intellektuellen ihre Kunst sogar besonders verehrt wird.

Freundliche Grüße,
ffreiberger


"Wie reziprok die Freundlichkeit ist, das sagt somit etwas aus über die Offenheit einer Gesellschaft; über die Freiheit, die in ihr herrscht."
Zettel

Llarian Offline



Beiträge: 7.115

29.12.2018 00:50
#9 RE: Frank Underwood wehrt sich Antworten

Zitat von ffreiberger im Beitrag #8

Zitat von Llarian
Das dürfte es eher sein, was man befürchtet. Alleine die Assoziation mit Spacey ist gefährlich. Es ist für eine Hexenjagd asolut typisch, dass alleine die Assoziation mit einem vermeintlich Schuldigen, einen selber schuldig macht.


Wobei das auch wieder komisch ist, wenn man bedenkt dass ein Woody Allen und ein Roman Polansky relativ unbehelligt weitermachen dürfen und von einigen Intellektuellen ihre Kunst sogar besonders verehrt wird.


Zeitpunkt, lieber ffreiberger. Würde Polanski heute wieder ein Kind vergewaltigen, so würde er vermutlich genauso gekreuzigt werden. Nur tat er das eben in einem Hollywood der 70er Jahre, weit vor metoo und in einem Zeitgeist, bei dem die politische Linke (Stichwort Grüne) gerade damit beschäftigte Sex mit Kindern zu legalisieren. Wäre das, was man derzeit Spacey vorwift, vor 30 Jahren bekannt geworden, wäre es vermutlich unter dem Teppich gelandet und heute lange ausgestanden. Dumm gelaufen.

Werwohlf Offline




Beiträge: 997

29.12.2018 01:56
#10 RE: Frank Underwood wehrt sich Antworten

Zitat von DrNick im Beitrag #6
A: Ich habe gestern 'House of Cards' geschaut.
B: Wie kannst Du nur!

halte ich für kein realistisches Szenario.
Das ist eben der Unterschied zwischen uns.

--
Bevor ich mit den Wölfen heule, werd‘ ich lieber harzig, warzig grau,
verwandele ich mich in eine Eule oder vielleicht in eine graue Sau.
(Reinhard Mey)

moise trumpeter Offline



Beiträge: 243

29.12.2018 12:10
#11 RE: Frank Underwood wehrt sich Antworten

Zitat von DrNick im Beitrag #6
Das glaube ich nicht, das nachgeschobene Outing hat die Sache ja nicht besser gemacht.


Faktisch von jeder Person des öffentlichen Lebens dürften unvorteilhafte Fotos existieren, die Frage ist warum sie bei einigen veröffentlicht werden und bei anderen nicht.
Seine Mitmenschen mit gebotenem Anstand und Rücksichtnahme behandeln gehört nicht zu den Eigenschaften sehr erfolgreicher Menschen.
Jeder hat da Leichen im Keller, die zwar fast immer nicht rechtlich relevant dafür aber moralisch verwerflich sind.
Interessant ist bei wem die Leichen ausgebuddelt und ins Scheinwerferlicht gestellt werden.

Bei Spacey laufen seit mindestens 15 Jahren wenn nicht länger die Gerüchte, dass er homosexuell sei.
Spacey hat das stets dementiert mit aus meiner Sicht berechtigten Gründen, als Homosexueller hätte er nie die Rolle als Underwood bekommen und auch keine sonstigen Hauptrollen als heterosexueller "(Anti-)Held".

Faktisch hat das politisch korrekte Hollywood gezeigt, dass es Fahnenflucht und Drückebergereien im Genderkrieg nicht mehr dulden wird.

Florian Offline



Beiträge: 3.171

29.12.2018 13:57
#12 RE: Frank Underwood wehrt sich Antworten

Zitat von moise trumpeter im Beitrag #11

Bei Spacey laufen seit mindestens 15 Jahren wenn nicht länger die Gerüchte, dass er homosexuell sei.
Spacey hat das stets dementiert mit aus meiner Sicht berechtigten Gründen, als Homosexueller hätte er nie die Rolle als Underwood bekommen


Detailanmerkung:
Underwood hat in der Serie eine sehr seltsame Sexualität.
Ja, er wirkt auf den ersten Blick sehr männlich und voll Tesestoron: dominant, brutal, nimmt sich was er will.
Er ist verheiratet (wenn auch kinderlos) und hat eine Affäre mit der jungen Journalistin Zoe.
(Wobei Zoe ihn irgendwann mal fragt, warum er diese Affäre überhaupt habe, da ihm der Sex mit ihr gar keinen Spass zu machen scheine).
Er hat aber auch sexuelle Eskapaden mit diversen Männern (einem Studienfreund, einem Autor, seinem Leibwächter), von denen seine Frau auch zu wissen scheint. Mit dem Leibwächter haben die beiden sogar einen 3er. Im Gespräch mit seinem Studienfreund wirkt er ziemlich "soft".

Ich sehe daher nicht, warum ein Bekenntis zu (auch) homosexuellen Neigungen Spacey für die Underwood-Rolle disqualifiziert hätte. Eher sogar im Gegenteil.

Florian Offline



Beiträge: 3.171

29.12.2018 14:29
#13 RE: Frank Underwood wehrt sich Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #9
Zitat von ffreiberger im Beitrag #8

Zitat von Llarian
Das dürfte es eher sein, was man befürchtet. Alleine die Assoziation mit Spacey ist gefährlich. Es ist für eine Hexenjagd asolut typisch, dass alleine die Assoziation mit einem vermeintlich Schuldigen, einen selber schuldig macht.


Wobei das auch wieder komisch ist, wenn man bedenkt dass ein Woody Allen und ein Roman Polansky relativ unbehelligt weitermachen dürfen und von einigen Intellektuellen ihre Kunst sogar besonders verehrt wird.


Zeitpunkt, lieber ffreiberger. Würde Polanski heute wieder ein Kind vergewaltigen, so würde er vermutlich genauso gekreuzigt werden. Nur tat er das eben in einem Hollywood der 70er Jahre, weit vor metoo und in einem Zeitgeist, bei dem die politische Linke (Stichwort Grüne) gerade damit beschäftigte Sex mit Kindern zu legalisieren. Wäre das, was man derzeit Spacey vorwift, vor 30 Jahren bekannt geworden, wäre es vermutlich unter dem Teppich gelandet und heute lange ausgestanden. Dumm gelaufen.



"Zeitpunkt" scheint mir auch der springende Punkt zu sein.
Wobei die Zeitachse deutlich kürzer ist.

1977: Polanski vergewaltigt (so der Vorwurf) ein 13-jähriges Mädchen. Es kommt in den USA zum Gerichtsverfahren gegen Polanski, dem er sich durch Flucht entzieht.
1986: Spacey belästigt (so der Vorwurf) einen 14-jährigen Jungen sexuell.
2009: Polanski wird in der Schweiz verhaftet, die damit den seit 1977 bestehenden US-Haftbefehl vollzieht.
2017: Die Vorwürfe gegen Spacey werden publik.

Entscheidend ist nun für mich die unterschiedliche Reaktion der Öffentlichkeit (insbesondere auch der Prominenten Persönlichkeiten der Film-Branche).
2009 wird Polanski von einer breiten Allianz öffentlich verteidigt. Es gibt sogar eine Petition von Filmschaffenden, die seine Freiheit fordern (unterzeichnet u.a. von Woody Allen und Martin Scorsese). Auch honorige Politiker wie z.B. Lech Walesa fordern seine Freilassung.

Die Vorwürfe gegen Spacey werden nur 8 Jahre später (2017) öffentlich.
Und die öffentliche Reaktion (auch hier: insbesondere die Reaktionen von Persönlichkeiten der Film-Branche) sind nun komplett anders.

Während Polanski noch verteidigt wurde (obwohl die damalige Vergewaltigung von einem Gericht damals ordentlich festgestellt und von Polanski auch zugegeben wurde), wird Spacey nun von den gleichen Leuten gesellschaftlich komplett vernichtet. Obwohl es sich hier "nur" um eine sexuelle Belästigung - konkret um penetrantes Anbaggern - gehandelt hat und nicht um eine Vergewaltigung (nachdem Polanski das Mädchen unter Drogen gesetzt hatte). Und obwohl Spacey die Tat NICHT zugegeben hat und auch kein entsprechendes Gerichtsurteil vorliegt.

Es erscheint mir der Vorwurf gegen Polanski DEUTLICH gravierender und zudem auch besser bewiesen als der Vorwurf gegen Spacey.
Dennoch wird der eine verteidigt und der andere verurteilt.
Ich würde zwar sagen, dass Llarian Recht hat: Es liegt wirklich am Zeitpunkt. Irgendetwas hat sich in der Gesellschaft gewandet. Und zwar im kurzen Zeitraum zwischen 2009 und 2017.
Was genau kann ich nicht sagen.
Aber die Bereitschaft, größere oder kleinere Vergehen speziell von "weißen Männern" zu tolerieren hat in diesem Zeitraum deutlich abgenommen.

moise trumpeter Offline



Beiträge: 243

29.12.2018 15:40
#14 RE: Frank Underwood wehrt sich Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #12
Zitat von moise trumpeter im Beitrag #11

Bei Spacey laufen seit mindestens 15 Jahren wenn nicht länger die Gerüchte, dass er homosexuell sei.
Spacey hat das stets dementiert mit aus meiner Sicht berechtigten Gründen, als Homosexueller hätte er nie die Rolle als Underwood bekommen


Detailanmerkung:
Underwood hat in der Serie eine sehr seltsame Sexualität.
Ja, er wirkt auf den ersten Blick sehr männlich und voll Tesestoron: dominant, brutal, nimmt sich was er will.
Er ist verheiratet (wenn auch kinderlos) und hat eine Affäre mit der jungen Journalistin Zoe.
(Wobei Zoe ihn irgendwann mal fragt, warum er diese Affäre überhaupt habe, da ihm der Sex mit ihr gar keinen Spass zu machen scheine).
Er hat aber auch sexuelle Eskapaden mit diversen Männern (einem Studienfreund, einem Autor, seinem Leibwächter), von denen seine Frau auch zu wissen scheint. Mit dem Leibwächter haben die beiden sogar einen 3er. Im Gespräch mit seinem Studienfreund wirkt er ziemlich "soft".

Ich sehe daher nicht, warum ein Bekenntis zu (auch) homosexuellen Neigungen Spacey für die Underwood-Rolle disqualifiziert hätte. Eher sogar im Gegenteil.




Ich bin ehrlich gesagt nicht weit über die erste Staffel hinausgekommen, so dass mir die homosexuellen Seiten von Underwood verborgen geblieben sind.
Spacey selbst hat ja auch zur Tarnung eine Ehe und heterosexuelle Beziehungen geführt bzw. vorgetäuscht, insofern stellt sich die Frage, inwieweit Spacey sich selbst und seine Situation in seiner Figur künstlerisch verarbeitet und abgebildet hat. Das ist ein Klassiker, die Psychoanalytiker hätten da ein Menge zu tun.
Interessanterweise bemühten sich sowohl Spacey als auch Underwood darum als heterosexuelle alte weiße Männer wahrgenommen zu werden.
Der Grund liegt drin, dass sowohl der Schauspieler als auch der Politiker eine Identifikationsmöglichkeit für das heterosexuellen Publikum bieten müssen, ein Homosexueller ist letztlich nur für Rollen als tuntiger Spaßmacher oder in politisch korrekten Dramen geeignet. Ich bezweifle, das ein homosexuelle Spacey als Underwood Erfolg gehabt hätte, übrigen auch das ein von Beginn an als homosexuell dargestellte Underwood ein Erfolg gewesen wäre. Die heterosexuellen Männer hätten schlichtweg umgeschaltet.

Die Dichotomie von aggressiver Dominanz und "soft" können sie Führungspersonal im normalen Leben öfter beobachten, ich führe das weniger auf Testosteron sondern vielmehr auf mangelhaftes ausgebildetes Empathievermögen und auf Selbstbezogenheit zurück. Als "normaler" Mensch hat man da oft das Gefühl im Kindergarten mit schlecht erzogenen Kindern zu sitzen.

dirk Offline



Beiträge: 1.538

29.12.2018 21:11
#15 RE: Frank Underwood wehrt sich Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #7

Ich denke es ist eher etwas was sich aus zwei ableitet: Die Angst in die Hexenjagd mit reingezogen zu werden. Welcher Entscheider auch immer dazu steht Spacey zu halten wird sich dem selben Gewitter aussetzen, dem Spacey selbst augesetzt ist. "Dieser Mann (hier den Namen einsetzen) unterstützt aus purer Profitfier einen Päderasten! Netflix arbeitet mit Kinderschändern! Boykottiert Netflix!"
Das dürfte es eher sein, was man befürchtet. Alleine die Assoziation mit Spacey ist gefährlich. Es ist für eine Hexenjagd asolut typisch, dass alleine die Assoziation mit einem vermeintlich Schuldigen, einen selber schuldig macht.



Das ist der springende Punkt. Die Entscheidung wird ja nicht von "Netflix" getroffen, sondern von Herrn oder Frau X im oberen Management. Und da dauerfte die Risikobereitschaft, seinen Namen mit Spacey und dem erwartbaren Shitstorm zu verknuepfen ziemlich gering sein, auch wenn es fuer die Firma letztlich vorteilhaft waere.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

02.01.2019 10:56
#16 RE: Frank Underwood wehrt sich Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #13
Und die öffentliche Reaktion (auch hier: insbesondere die Reaktionen von Persönlichkeiten der Film-Branche) sind nun komplett anders.

Was ja erst einmal positiv zu werten ist. Es war m. E. falsch, Polanskis schwere Straftat wegen "Künstler-Bonus" zu verteidigen. Und wenn die Betreffenden heute anders reagieren könnte man das ja als Lerneffekt gutheißen.

Nur daß sie eben - wie so oft - von einem Extrem ins andere verfallen. Einerseits Überreaktion angesichts der vergleichsweise geringen Schuld und andererseits Reaktion obwohl noch nicht geklärt ist, ob überhaupt Schuld besteht.

Man würde sich natürlich die gesunde Mitte wünschen. Aber die ist wohl gerade in dieser Branche nie zu erwarten.

Morn Offline




Beiträge: 168

02.01.2019 12:46
#17 RE: Frank Underwood wehrt sich Antworten

Der eher sanfte Umgang mit Polanski könnte möglicherweise auch daher rühren, dass die Geschädigte mittlerweile um ein Fallenlassen der Klage gegen Ihren Vergewaltiger bat.

Gruß
Morn <><
______________________________________
First we take Manhattan, then we take Berlin
1987, L. Cohen

Llarian Offline



Beiträge: 7.115

04.01.2019 00:03
#18 RE: Frank Underwood wehrt sich Antworten

Zitat von Morn im Beitrag #17
Der eher sanfte Umgang mit Polanski könnte möglicherweise auch daher rühren, dass die Geschädigte mittlerweile um ein Fallenlassen der Klage gegen Ihren Vergewaltiger bat.

Fragt sich nur aus welchen Gründen. Ich denke Frau Geimer möchte schlicht einen Schlußstrich ziehen und endlich nicht mehr damit behelligt werden. Was nachvollziehbar ist. Aber keinesfalls etwas darüber aussagt, wie sie selber mit der Schuld Polanskis umgeht. Und nebenbei bemerkt: Vergewaltigung ist immer noch ein Offizialdelikt. Es ist bisweilen für die Verfolgung unerheblich ob das Opfer eine Verfolgung wünscht oder nicht. Was übrigens gerade beim Missbrauch Minderjähriger (denn das ist es, worum es ja eigentlich geht) auch nachvollziehbar richtig ist.

Nukularexperte Offline




Beiträge: 12

04.01.2019 07:50
#19 RE: Frank Underwood wehrt sich Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #16
Man würde sich natürlich die gesunde Mitte wünschen. Aber die ist wohl gerade in dieser Branche nie zu erwarten.


Was wäre in diesem Fall ein gesundes Mittel?

nachdenken_schmerzt_nicht Offline




Beiträge: 2.007

04.01.2019 08:19
#20 RE: Frank Underwood wehrt sich Antworten

Zitat von Nukularexperte im Beitrag #19
Was wäre in diesem Fall ein gesundes Mittel?

Das gesunde Mittel wäre hier, wie auch in eigentlich allen Fällen, ein gesundes Abwägen, inklusive (Selbst) Reflektion, nicht das Argumentieren in Extremen.

Herzlich willkommen im kleinen Zimmer, lieber Nukularexperte.

Herzlich

nachdenken_schmerzt_nicht

"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu

Frank2000 Online




Beiträge: 3.424

04.01.2019 12:35
#21 RE: Frank Underwood wehrt sich Antworten

[quote="Nukularexperte"
Was wäre in diesem Fall ein gesundes Mittel? [/quote]

Nach so langer Zeit das dem Rechtsstaat zu überlassen. Wenn Anklage erhoben wird, dann ist das so und wird gerichtlich geklärt. Und danach kann die Zivilgesellschaft über weitere Schritte nachdenken.

Wenn keine Anklage erhoben wird, dann gibt es auch keine Sanktionen gegen den Mann. Kein Rauswurf, keine öffentliche Hetzjagd, kein Mobbing.

Ich finde es inzwischen unerträglich, dass so viele Frauen sich herausnehmen, den Rechtsstaat zu ignorieren und statt dessen in mittelalterliche Bestrafungsriten zurückzufallen: Hetze, Verleumdung, Pranger.

Dem islamischen Subsektor wird so was prinzipiell gefallen. Die fordern ja mit zunehmender Gewalt, dass "Ehrenfälle" außerhalb des Rechtsstaates gelöst werden sollten.

Das ausgerechnet Radikalemanzen, weibliche Opportunisten und Feminazis diese Entwicklung unterstützen entbehrt nicht einer gewissen Ironie.

___________________
Jeder, der Merkel stützt, schützt oder wählt, macht sich mitschuldig.

Nukularexperte Offline




Beiträge: 12

04.01.2019 15:05
#22 RE: Frank Underwood wehrt sich Antworten

Zitat von Frank2000 im Beitrag #21
Nach so langer Zeit das dem Rechtsstaat zu überlassen. Wenn Anklage erhoben wird, dann ist das so und wird gerichtlich geklärt. Und danach kann die Zivilgesellschaft über weitere Schritte nachdenken.

Wenn keine Anklage erhoben wird, dann gibt es auch keine Sanktionen gegen den Mann. Kein Rauswurf, keine öffentliche Hetzjagd, kein Mobbing.


Wie stellen sie sich das vor? Der Mann ist ein bekannter Schauspieler. Das gehört wohl zum Berufsrisiko in dem Job.

Zitat
Ich finde es inzwischen unerträglich, dass so viele Frauen sich herausnehmen, den Rechtsstaat zu ignorieren und statt dessen in mittelalterliche Bestrafungsriten zurückzufallen: Hetze, Verleumdung, Pranger.

Ich finde es unerträglich, was sich manche Männer gegenüber Frauen (und manchmal auch gegenüber anderen Männern) so alles erlauben. Und fast noch unerträglicher finde ich es, wenn die Opfer sexueller Gewalt auch noch beschimpft werden.

Frank2000 Online




Beiträge: 3.424

04.01.2019 17:20
#23 RE: Frank Underwood wehrt sich Antworten

In Ihrer ersten These werden wir keinen Konsens bekommen. Gilt das dann auch für Journaliaten, Nachrichtensprecher? Pressesprecher? Vertriebsmitarbeiter? Mitglieder von HR? Warum sollte ein Schauspieler ein größeres Risiko tragen, auf Grund von unbelegten Vorwürfen seinen Job zu verlieren? Einziges Kriterium sollte da der Erfolg beim Publikum sein.

Außerdem gibt es nicht mal ansatzweise eine Begründung, warum solche Existenzvernichtungen auf Sexualdelikte beschränkt sein sollten. Warum nicht auch Drogenhandel? Totschlag? Rassismus? Koran-Schändung?

Das ist doch der Todesstoss für den Rechtsstaat, was Sie da vorschlagen. Mit welcher Begründung wollen Sie zurück ins 17. Jahrhundert? Wo ist der Vorteil?

Beim zweiten Teil stimmt Ihnen hier wohl jeder zu. Ich zumindest tue das. Aber warum betonen Sie das? Hier hat niemand nachgewiesene Opfer von sexueller Gewalt beschimpft.

___________________
Jeder, der Merkel stützt, schützt oder wählt, macht sich mitschuldig.

Nukularexperte Offline




Beiträge: 12

04.01.2019 17:37
#24 RE: Frank Underwood wehrt sich Antworten

Zitat von Frank2000 im Beitrag #23
Einziges Kriterium sollte da der Erfolg beim Publikum sein.


Und der hängt ja überhaupt nicht von außerberuflichen Eskapaden des Schauspielers ab.

Zitat
Gilt das dann auch für Journaliaten, Nachrichtensprecher? Pressesprecher? Vertriebsmitarbeiter? Mitglieder von HR?


Je mehr man in der Öffentlichkeit steht, desto mehr sollte man darauf achten was man außerhalb des Berufes tut. Das ist nun wirklich nichts neues.

Zitat
Außerdem gibt es nicht mal ansatzweise eine Begründung, warum solche Existenzvernichtungen auf Sexualdelikte beschränkt sein sollten. Warum nicht auch Drogenhandel? Totschlag? Rassismus? Koran-Schändung?


Hab ich was von der Beschränkung auf Sexualdelikte geschrieben?

Zitat
Das ist doch der Todesstoss für den Rechtsstaat, was Sie da vorschlagen. Mit welcher Begründung wollen Sie zurück ins 17. Jahrhundert? Wo ist der Vorteil?

Es gilt immer noch die Vertragsfreiheit. Wenn Partei A mit den Eskapaden des Herrn Spacey nicht einverstanden ist, wird eben sein Vertrag nicht verlängert. Das ist ein ur-liberales Prinzip.

Llarian Offline



Beiträge: 7.115

05.01.2019 01:04
#25 RE: Frank Underwood wehrt sich Antworten

Zitat von Nukularexperte im Beitrag #22
Wie stellen sie sich das vor? Der Mann ist ein bekannter Schauspieler. Das gehört wohl zum Berufsrisiko in dem Job.

Tut es das wirklich, lieber Nukularexperte? Justine Sacco war nur eine unbekannte PR Managerin im mittleren Managment. Die vor ihrem Abflug nach Südafrika einen Tweet absetzte, der so schnell viral wurde, dass sie bereits gefeuert war, bevor das Flugzeug gelandet war. Die Frau war nicht bekannt und auch keine Schauspielerin. Sie hatte nur eine Vorlage für etwas geliefert was kampagnenfähig war. Das kann heute nahezu jeden treffen der etwas zu verlieren hat. Weil keine Firma, und Firmen stehen im Endeffekt immer irgendwo an der Öffentlichkeit, es sich leisten kann, eine solche Kampagne zu ignorieren. Und wenn öffentliche Hetzjagden, Mobbing und Rauswürfe etwas sind, was jedem drohen kann, ohne das der Rechtsstaat sich dazu geäußert hat, dann leben wir in einer ganz verheerenden Gesellschaft. Nämlich im finstersten Mittelalter. Weil dann die Beschuldigung eines irgendwie skandalisierungsfähigen Verhaltens, und nur diese, bereits genügt um die Existenz zu vernichten. Scheußlich. Rundheraus.
Es hat schon seinen Grund warum Verleumdung und üble Nachrede strafbar sind.

Zitat
Ich finde es unerträglich, was sich manche Männer gegenüber Frauen (und manchmal auch gegenüber anderen Männern) so alles erlauben.


Und finden Sie es erträglicher was sich manche Frauen gegenüber Männern (und manchmal auch gegenüber anderen Frauen) so alles erlauben? Kann nur ein Mann sich unerträglich benehmen oder ist das etwas was Frauen nicht können? (Bei letzterem müssten Sie sich dann wohl mit Alice Schwarzer streiten.)
Randanmerkung: Der heute staatstragende "Punk-Rocker" Campino dichtete einmal ganz passend: "Auch lesbische, schwarze Behinderte können ätzend sein." (Heute auch nicht mehr so ganz PC in seinen Formulierungen, aber immer noch richtig.)

Zitat
Und fast noch unerträglicher finde ich es, wenn die Opfer sexueller Gewalt auch noch beschimpft werden.


In der Tat. Und trotzdem extrem schwierig, weil es in der Form ein Totschlagargument ist. Denn inzwischen haben jede Menge "Nichtopfer" von sexueller Gewalt durchaus gemerkt, dass das Behaupten einer solchen Gewalt enorme Vorteile bringt. Und das gilt sowohl für das (in diesen Fällen) vermeintlich Opfer als auch für alle, die sich zu empören suchen und ihre Agenda voranbringen wollen. Es gibt einige Fälle, aber exemplarisch wären die Fälle Kachelmann und Lohfink zu nennen. Bei Kachelmann versuchte ein vermeintliches(!) Opfer sich an ihrem Ex zu rächen und Alice Schwarzer versuchte auf dieser Welle ihre Agenda zu forcieren. Es war Kachelmanns Glück, dass er die notwendigen Ressourcen hatte, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Im Falle Lohfink war es noch widerlicher. Da schloß sich selbst eine Ministerin (Schwesig um genau zu sein) dem Empörungssturm an, um ihre Agenda zu forcieren. Und schaffte das sogar. Auf dem Rücken des tatsächlichen Opfers, nämlich dem Falsch-Beschuldigten. Der das Glück hatte, dass es eine Videoaufzeichnung der behaupteten "Tat" gab.
Nicht das es Frau Schwesig irgendwo geschadet hatte. DAS ist tatsächlich unerträglich.
Es behauptet niemand, dass es keine Opfer sexueller Gewalt gibt (wobei der Begriff an sich schon eine politische Färbung hat, aber geschenkt). Was aber rein gar nichts daran ändert, dass es eine Menge Missbrauch mit der Anschuldigung gibt. Und zumindest diejenigen, die auf diesem Zug fahren, die Schwarzers, Schwesigs und wie sie nicht alle heißen, die darf man durchaus für das beschimpfen was sie tun, ohne auch nur ansatzweise in das Risiko zu rutschen einem Opfer Unrecht zu tun.

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