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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 47 Antworten
und wurde 4.811 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Xanopos Offline



Beiträge: 217

17.04.2019 07:05
#26 RE: Der hässliche Deutsche zeigt wieder (sein) Gesicht Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #17
Der große Mega-Trend der letzten 20 Jahre ist "Internet".
Und damit verbunden die Verheißung, dass Raum keine Rolle mehr spielt.
Heutzutage kann man jeden Büro-Arbeitsplatz irgendwo auf der Welt haben. Und die Telefon- oder Mail-Gegenpartei merkt nicht einmal, dass man nicht in München sitzt sondern im bayerischen Wald.
Was also spricht dagegen, Dienstleistungs-Firmen (z.B. Werbeagenturen, Rechtsanwaltskanzleien, Architekturbüros, usw.) irgendwo außerhalb der Metropolen anzusiedeln.
Oder den dort tätigen Mitarbeitern verstärkt Home-Office zu erlauben (so dass die irgendwo in einem Bauernhof auf der Schwäbischen Alb wohnen können?).

Wollen das die Mitarbeiter überhaupt? Nicht jeder hat daheim ein ruhiges Büro zum Arbeiten. Nicht jeder schafft es sich daheim nicht ablenken zu lassen.
Sind die Mitarbeiter überhaupt technisch fit genug um von zu hause aus zu arbeiten? Zum Beispiel muss ich meiner Mutter regelmäßig die einfachsten Dinge am PC erklären, dabei arbeitet sie im Büro täglich ein paar Stunden am Rechner.

Xanopos Offline



Beiträge: 217

17.04.2019 07:55
#27 RE: Der hässliche Deutsche zeigt wieder (sein) Gesicht Antworten

Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #18
Der Kostendruck scheint mir übrigens grundsätzlich nicht annähernd zu hoch zu sein um diese Entwicklung auszubremsen. Man spricht viel von Mieten, vergisst dabei aber dass bspw. in einer Stadt wie München ALLES wesentlich teurer ist als in der Provinz. Ein guter Kaufkraftindikator - analog zum Big Mac Index - wären z.B. Kebab- und Bierpreise. Da zahlt man in München ca. doppelt so viel wie in einer bayerischen Kleinstadt im Nordosten, von wirtschaftlich noch schwächeren Regionen ganz zu schweigen. D.h. die hohen Mieten können von voll Berufstätigen aufgrund der ebenfalls hohen Gehälter normalerweise auch gestemmt werden.


Auch der Big Mac? Ich war in Deutschland noch nie bei McDonalds, hab da aber irgendwie den Verdacht, dass die Preise da einheitlich sind.

vielleichteinlinker Offline



Beiträge: 504

17.04.2019 10:15
#28 RE: Der hässliche Deutsche zeigt wieder (sein) Gesicht Antworten

Der Big Mac-Index ist ja eigentlich eine Methode, Staaten miteinander zu vergleichen.

Regionale Unterschiede sind wirklich selten. Gibt es aber. Zum Beispiel zwischen Flughafen- und Stadtrestaurants. Aber das sind Sonderfälle.

Dass in Städten alle Dinge teurer sind, glaube ich so übrigens nicht. Die meisten Dinge werden auch hier die gleichen Preise haben. Lidl, Aldi und co. sind in der Stadt so teuer wie auf dem Land, Internet und Fernsehen auch. Und bei Media Markt München ist man im Zweifel sogar billiger dran als beim Elektrohändler auf dem platten Land – wenn es den überhaupt noch gibt.

Dass die hohen Mieten von Berufstätigen gestemmt werden können, ist zweifelsfrei so. Allerdings zunehmen nur noch von gut bezahlten Berufen.

Anders gesagt: Die Stadt stribt nicht aus – im Gegenteil. Es gibt dort aber halt keine alleinerziehnden Busfahrer mehr. Die wohnen auf dem Land. Und pendeln zum Arbeiten in die Stadt.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

17.04.2019 10:25
#29 RE: Der hässliche Deutsche zeigt wieder (sein) Gesicht Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #21
Das Akquise-Gespräch passiert häufig im persönlichen Kontakt. (Allerdings kommen da die Leute i.d.R. zu mir. Wo die ihren Sitz haben ist da also erst mal egal).

Für den Kunden schon, für den Dienstleister nicht. Mit Firmensitz in der Oberlausitz mal eben ein Akquisegespräch in München oder Dortmund zu führen ist lästig. Vor allem dort, wo es nicht um klassischen Vertrieb geht, d.h. wo ein spezialisierter Außendienstler Kunden abklappert. Sondern wo die ausführenden Spezialisten über konkrete Probleme mit dem Kunden reden müssen.

Zitat
Und nur im Ausnahmefall trifft man sich dann noch mal persönlich.


Ja, aber diese "Ausnahmefälle" sind oft nicht ganz selten. Das Tagesgeschäft läuft per Email etc., aber man trifft sich immer wieder zu größeren Statusbesprechungen, Workshops, Jahresgesprächen. Ganz zu schweigen von Dienstleistern im technischen Bereich. Die machen die Netzwerkwartung oder die Softwareinstallation normalerweise remote, aber ab und zu schauen sie schon mal rein und haben mit der real installierten Technik zu tun.

Je nach Branche kann auch für die anfängliche Akquise die räumliche Nähe wichtig sein. Weil man sich bei irgendeinem IHK-Termin trifft, weil man von einer benachbarten Firma empfohlen wird, weil man vor Ort einen guten Ruf hat.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

17.04.2019 10:40
#30 RE: Der hässliche Deutsche zeigt wieder (sein) Gesicht Antworten

Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #22
Nur bedeutet das ja nicht automatisch, dass diese Unternehmen völlig autark sind und ihre Standorte frei wählen können.

Absolut.
Ich wollte nur darauf hinweisen, daß man bei der Frage "erlaubt die moderne Technik auch einen Standort abseits der Metropole" weniger die Arbeitsbedingungen der "abhängigen" Dienstleister zu betrachten sind, als die der "Kernfirmen".
Natürlich ist bei denen der Standort oft "historisch gewachsen" und eine willkürliche spätere Verlegung kaum sinnvoll. Aber es ist doch auffällig, daß an manchen Orten viele neue "Kernfirmen" entstehen (und dann eine Wolke von Dienstleistern nach sich ziehen) und anderswo ist fast nichts.

Früher war es so, daß in verkehrsgünstig gelegenen Städten (oder in der Nähe von Rohstoffen) große Fertigungsstätten entstanden, und die haben dann weitere Funktionen nach sich gezogen.
Heute scheint es mir so zu sein, daß ein großer Teil der Produktion gar nicht mehr in den großen Städten stattfindet, sondern im fast ländlichen Raum. Sauerland und Siegerland fallen mir da ein, oder diverse Landkreise im Schwäbischen oder in Bayern. Die haben aber offenbar einen großen Teil ihrer Dienstleister nicht ortsnah sitzen.
Und wieso in Günzburg der Laden brummt und die Firmen händeringend nach Arbeitskräften suchen - und in Gifhorn (ganz zu schweigen von Pasewalk) wandern die Leute wegen fehlender Jobs ab: Das ist nicht leicht zu erklären.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

17.04.2019 10:43
#31 RE: Der hässliche Deutsche zeigt wieder (sein) Gesicht Antworten

Zitat von Meister Petz im Beitrag #23
Viele Arbeitgeber befürchten einen Standortnachteil beim Recruiting - ...

Zu Recht. Die guten Leute wollen nicht in Gegenden, wo es insgesamt trübe zugeht.
Das sind dann selbstverstärkende Effekte: Wenn es irgendwo läuft, dann gehen dort Leute mit gutem Einkommen hin. Dann entstehen dort auch die schönen Freizeit- und Konsumangebote und die Gemeinden können Stadtverschönerung und Kultur finanzieren. Also ist dort zu wohnen attraktiv und damit kann wieder der Arbeitgeber werben.
Und umgekehrt kann die Spirale genauso nach unten gehen und wer sich als Firma dann dort ansiedelt greift ins fallende Messer.

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

17.04.2019 10:44
#32 RE: Der hässliche Deutsche zeigt wieder (sein) Gesicht Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #30
Und wieso in Günzburg der Laden brummt und die Firmen händeringend nach Arbeitskräften suchen - und in Gifhorn (ganz zu schweigen von Pasewalk) wandern die Leute wegen fehlender Jobs ab: Das ist nicht leicht zu erklären.

Ich denke, dass das 10 km von Wolfsburg gelegene Gifhorn einfach völlig abhängig davon, ist ob der Konzern stellen streicht oder schafft...

Gruß Petz

Free speech is so last century. (Brendan O'Neill)

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

17.04.2019 11:14
#33 RE: Der hässliche Deutsche zeigt wieder (sein) Gesicht Antworten

Zitat von Meister Petz im Beitrag #32
Ich denke, dass das 10 km von Wolfsburg gelegene Gifhorn einfach völlig abhängig davon, ...

Gifhorn war ein ziemlich willkürlich gegriffenes Beispiel für einen Landkreis, der ähnlich gute Verkehrsverbindungen hat wie Günzburg, aber deutlich schlechtere Wirtschafts- bzw. Arbeitslosenwerte. Und es gibt viele solche Gebiete - aus denen kommen dann die Leute, die in München oder Berlin den Wohnungsmarkt überfluten.

Emulgator Offline



Beiträge: 2.833

17.04.2019 14:29
#34 RE: Der hässliche Deutsche zeigt wieder (sein) Gesicht Antworten

Zitat von Xanopos im Beitrag #27
Auch der Big Mac? Ich war in Deutschland noch nie bei McDonalds, hab da aber irgendwie den Verdacht, dass die Preise da einheitlich sind.
Die sind einheitlich. Die Franchisenehmer sind nicht befugt, die Preise anzupassen. Wenn sie irgendwo mehr Pacht zahlen müssen, müssen sie diese Mehrkosten allein durch die höhere Kundenfrequenz erwirtschaften, nicht durch höhere Verkaufspreise.

Florian Offline



Beiträge: 3.136

17.04.2019 14:45
#35 RE: Der hässliche Deutsche zeigt wieder (sein) Gesicht Antworten

Zitat von Emulgator im Beitrag #34
Zitat von Xanopos im Beitrag #27
Auch der Big Mac? Ich war in Deutschland noch nie bei McDonalds, hab da aber irgendwie den Verdacht, dass die Preise da einheitlich sind.
Die sind einheitlich. Die Franchisenehmer sind nicht befugt, die Preise anzupassen.


Wirklich?
Ich hätte gedacht, es wäre genau umgekehrt:
Die Franchise-Zentrale darf keine einheitlichen Vorgaben machen.
(Ich glaube auch, dass Preise in McDonalds-Werbung - sofern dort überhaupt Preise genannt werden - immer als "unverbindlich" gekennzeichnet sind).

Auch auf der Homepae von McDonalds steht zwar das Menü - aber ohne Preise.

juristischer Hintergrund:
rechtlich selbständigen Franchisnehmern darf man nach deutschem Kartellrecht keine Vorgaben machen.

Dass FAKTISCH die Preise in allen McDonalds-Filialen gleich sind, mag sein.
(Wobei ich selbst das nicht glaube.)
Aber die Franchise-Zentrale darf keinen Druck in diese Richtung aufbauen. Und wird das auch nicht tun.
Das Kartellamt reagiert auf so was nämlich extrem empfindlich und mit hohen Millionenstrafen.

vielleichteinlinker Offline



Beiträge: 504

17.04.2019 14:56
#36 RE: Der hässliche Deutsche zeigt wieder (sein) Gesicht Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #35
Aber die Franchise-Zentrale darf keinen Druck in diese Richtung aufbauen. Und wird das auch nicht tun.

Ich arbeite über Ecken für McDonald's und weiß deswegen sicher, dass bestimmte Vorgaben existieren. Als zum Beispiel die "ein Big Mac für nen Euro-"Aktion lief, hat das die Franchisenehmer genervt (weil der Burger damit zum Minusgeschäft wurde), gemacht haben sie es dennoch.

Wie gesagt, besondere Preise gibt es auch bei manchen McDonald's-Stores.

hubersn Offline



Beiträge: 1.342

17.04.2019 16:42
#37 RE: Der hässliche Deutsche zeigt wieder (sein) Gesicht Antworten

Zitat von vielleichteinlinker im Beitrag #36

Ich arbeite über Ecken für McDonald's und weiß deswegen sicher, dass bestimmte Vorgaben existieren. Als zum Beispiel die "ein Big Mac für nen Euro-"Aktion lief, hat das die Franchisenehmer genervt (weil der Burger damit zum Minusgeschäft wurde), gemacht haben sie es dennoch.



Da ein Bekannter von mir mit dem Gedanken gespielt hat, eine Mc-Filiale aufzumachen, und deshalb im Detail die Franchise-Verträge studiert hat, weiß ich zufällig ganz sicher, dass es keine verbindlichen Vorgaben gibt. Weder muss man an Sonderaktionen teilnehmen noch den unverbindlichen Preisempfehlungen der Zentrale folgen noch das komplette Sortiment führen. Sogar bei der Beschaffung bestimmter Komponenten (Tomaten, Salat...) kann man selbst tätig werden, solange man die Qualitätsvorgaben einhält.

Deshalb kommt auch keine McD-Werbung ohne den Hinweis "in allen teilnehmenden Restaurants" aus.

Gruß
hubersn

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R.A. Offline



Beiträge: 8.171

30.04.2019 16:16
#38 RE: Der hässliche Deutsche zeigt wieder (sein) Gesicht Antworten

Ganz interessant die Studie über regionale Unterschiede in Deutschland.
Die zeigt, daß es nicht einfach nur um den Unterschied zwischen Land und Stadt geht. Es ist wenig nachvollziehbar, warum manche Städte (durchaus verschiedener Größenordnung) boomen und andere heftigste Probleme haben. In NRW und im nordwestlichen BaWü liegen Erfolgs- und Mißerfolgsstädte dicht nebeneinander.
Im Süden sorgen die Boomstädte für ein ebenfalls florierendes Umland, im Osten sind eigentlich alle Städte erfolgreich, aber ihr Umland blutet aus.

Auch diverse Einzelbeispiele lassen mich ratlos zurück. Das triste Wilhelmshaven floriert, das schöne Trier geht den Bach runter. Was passiert da?

Florian Offline



Beiträge: 3.136

30.04.2019 17:51
#39 RE: Der hässliche Deutsche zeigt wieder (sein) Gesicht Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #38
Ganz interessant die Studie über regionale Unterschiede in Deutschland.


Weitere Erkenntnisse:

- Kriterium "Arm und Reich": die Strukturunterschiede verlaufen immer noch sehr trennscharf entlang der alten innerdeutschen Grenze.
Was irgendwie schon überraschend ist:
Die Wiedervereinigung ist jetzt fast 30 Jahre her. Während die DDR insgesamt auch nur 40 Jahre dauerte.
Und noch immer bestehen massive Unterschiede, die haargenau entlang der alten Grenze verlaufen. Selbst irgendwelche "Überstrahl-Effekt" scheint es kaum zu geben.

- Kriterium "Beschäftigungsquote":
Wer hätte das gedacht? Die höchsten Beschäftigungsquoten gibt es in Thüringen und Sachsen, wo es in vielen Landkreisen über 66% Beschäftigungsquoten gibt. Mehr als selbst in den boomenden süddeutschen Regionen. Liegt sicher an der Mentalität (weil es hier eben weniger Frauen gibt, die Hausfrauen sein wollen). Aber dem muss eben auch die Nachfrage auf dem Arbietsmarkt gegenüber stehen: offensichtlich gibt es in der Region auch Jobs in Hülle und Fülle. Überraschend und erfreulich.

Der Unterschied zwischen Berlin und München ist auch hier interessant:
Während in München die Beschäftigung höher ist als im Umland, ist sie in Berlin massiv (!) niedriger.
Nach München kommt man i.d.R. um zu arbeiten. Nach Berlin eher, um der Arbeit aus dem Weg zu gehen...

- Speziell zu Berlin:
Was sagt es eigentlich über unsere Hauptstadt aus, wenn in meinem Landkreis irgendwo in der bayerischen Provinz (außerhalb des Münchner S-Bahn-Gebiets) nicht nur die Beschäftigungsquote deutlich höher ist als in der deutschen Hauptstadt. Sondern auch noch das durchschnittliche BIP jedes dieser Erwerbstätigen deutlich höher ist?
In der Hinsicht zumindest ist Berlin wohl einzigartig auf der Welt: als Hauptstadt, die wirtschaftlich schwächer dasteht als irgendwelche Dörfer in der Provinz.
Und es gilt eben irgendwann nicht einmal mehr die Ausrede vom schweren Erbe aus DDR-Zeiten, das Berlin zu schultern habe. Denn auch im - ebenfalls DDR-geschädigten - Brandenburg sind die Leistungszahlen ja besser als in Berlin.

- Kriterium "Wanderungssaldo":
Sehr überraschend. Hier ist nur der innerdeutsche Wanderungssaldo abgebildet. Und die meisten größeren Städte verzeichnen per Saldo Abwanderungen. München zum Beispiel sehr massiv.
Gleichzeitig ist aber der Zuwanderungsdruck in München gewaltig. Was bedeutet, dass dieser Druck per Saldo ausschließlich durch Zuwanderung aus dem Ausland entsteht, die die innerdeutsche Abwanderung überkompensiert.
Dies nur als Hintergrund-Info für die allseits beklagte Wohnungsknappheit in Großstädten.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

30.04.2019 18:08
#40 RE: Der hässliche Deutsche zeigt wieder (sein) Gesicht Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #39
Und noch immer bestehen massive Unterschiede, die haargenau entlang der alten Grenze verlaufen.

So massiv nicht. Wenn man sich die Gehaltsunterschiede genauer anschaut, wirkt die Grenze nur wegen der Färbung so deutlich.
Daß der Grenzverlauf noch so deutlich ist liegt wohl schlicht daran, daß die Tarifverträge länderspezifisch sind und die sind halt im Osten noch einen Tick zurückhaltender als im Westen - was angesichts der niedrigeren Mieten etc. auch vertretbar ist

Zitat
Wer hätte das gedacht? Die höchsten Beschäftigungsquoten gibt es in Thüringen und Sachsen ...


Nun, da könnte ich mir schon einen Zusammenhang mit den etwas niedrigeren Tariflöhnen vorstellen ...

Zitat
Und es gilt eben irgendwann nicht einmal mehr die Ausrede vom schweren Erbe aus DDR-Zeiten, das Berlin zu schultern habe.


Richtig. Die Berliner Misere ist ziemlich komplett selbstverschuldet.

Llarian Offline



Beiträge: 6.919

01.05.2019 13:19
#41 RE: Der hässliche Deutsche zeigt wieder (sein) Gesicht Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #39
- Kriterium "Arm und Reich": die Strukturunterschiede verlaufen immer noch sehr trennscharf entlang der alten innerdeutschen Grenze.
Was irgendwie schon überraschend ist:
Die Wiedervereinigung ist jetzt fast 30 Jahre her. Während die DDR insgesamt auch nur 40 Jahre dauerte.
Und noch immer bestehen massive Unterschiede, die haargenau entlang der alten Grenze verlaufen. Selbst irgendwelche "Überstrahl-Effekt" scheint es kaum zu geben.

Das finde ich jetzt nicht allzu verwunderlich. Der eine Landesabschnitt hatte 70 Jahre um zu wachsen, der andere nur 30. Selbst mit den gewaltigen Transfers sind 40 Jahre Misswirtschaft nicht so schnell zu beseitigen. Infrastruktur besteht ja nicht nur aus Straßen und Schienen sondern auch aus sich ausgebildeten Lieferketten und natürlich auch Qualifikation. Man redet sich zwar immer gerne die große naturwissenschaftliche Ausbildung der DDR schön, aber das sollte nicht darüber hinwegtäuschen das in vielen anderen Fächern, viele von denen, die heute in produktiven Jobs sitzen, eine DDR Ausbildung haben. Und man sollte auch nicht vergessen, dass man vor 30 Jahren und auch noch ein paar Jahren danach, eine deutlich Bewegung von Ost nach West hatte und das vor allem bei den Menschen, die auch mal was aufbauen wollen und was riskieren. Gerade diese Menschen zu verlieren ist verheerend.

Zitat

- Speziell zu Berlin:
Was sagt es eigentlich über unsere Hauptstadt aus, wenn in meinem Landkreis irgendwo in der bayerischen Provinz (außerhalb des Münchner S-Bahn-Gebiets) nicht nur die Beschäftigungsquote deutlich höher ist als in der deutschen Hauptstadt. Sondern auch noch das durchschnittliche BIP jedes dieser Erwerbstätigen deutlich höher ist?
In der Hinsicht zumindest ist Berlin wohl einzigartig auf der Welt: als Hauptstadt, die wirtschaftlich schwächer dasteht als irgendwelche Dörfer in der Provinz.
Und es gilt eben irgendwann nicht einmal mehr die Ausrede vom schweren Erbe aus DDR-Zeiten, das Berlin zu schultern habe. Denn auch im - ebenfalls DDR-geschädigten - Brandenburg sind die Leistungszahlen ja besser als in Berlin.


Berlin ist schlicht ein riesige Betriebsunfall, den man durch jahrelange Transfers genährt hat, bis er zu dem wurde, was er heute ist. Wenn es ein Argument gegen Länderfinanzausgleich und regionale Subventionen gibt, dann ist es Berlin. Berlin wird einfach unglaublich schlecht regiert. Und zwar so unglaublich schlecht, dass alle Transfers des Landes nicht reichen um diesen Murks auszugleichen. Die ganze Stadt gehört unter Zwangsverwaltung von aussen.

Florian Offline



Beiträge: 3.136

20.08.2019 20:39
#42 RE: Der hässliche Deutsche zeigt wieder (sein) Gesicht Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #39

- Speziell zu Berlin:
Was sagt es eigentlich über unsere Hauptstadt aus, wenn in meinem Landkreis irgendwo in der bayerischen Provinz (außerhalb des Münchner S-Bahn-Gebiets) nicht nur die Beschäftigungsquote deutlich höher ist als in der deutschen Hauptstadt. Sondern auch noch das durchschnittliche BIP jedes dieser Erwerbstätigen deutlich höher ist?
In der Hinsicht zumindest ist Berlin wohl einzigartig auf der Welt: als Hauptstadt, die wirtschaftlich schwächer dasteht als irgendwelche Dörfer in der Provinz.
Und es gilt eben irgendwann nicht einmal mehr die Ausrede vom schweren Erbe aus DDR-Zeiten, das Berlin zu schultern habe.


Die Berliner Wirtschaftspolitik (wenn man das überhaupt so nennen kann) ist wirklich überraschend.
Hier mal ein Beispiel:
(Quelle: https://www.wiwo.de/my/unternehmen/indus...smJ26Zp4erZ-ap5)

Siemens lagert seine Kraftwerk-Sparte in ein eigenständiges Unternehmen aus.
Dieses Unternehmen wird an die Börse gehen und voraussichtlich DAX-Unternehmen werden.
Nun muss noch über den Hauptsitz des Unternehmens entschieden werden. Im Rennen sind Erlangen und Berlin.
Grundsätzlich scheint man bei Siemens den Standort Berlin zu bevorzugen.
Allerdings kommt man nun dort doch noch mal ins Grübeln. Während nämlich in Erlangen dem Unternehmen der rote Teppich ausgerollt wird und der dortige Oberbürgermeister und sein Wirtschaftsreferent Siemens intensiv umwerben, herrscht in der Berliner Politik demonstratives Desinteresse.

Ist mir wirklich unverständlich.
Es gibt auch heute - 30 Jahre nach der Wiedervereinigung - noch kein einziges DAX-Unternehmen mit Sitz in Berlin.
(Während typischerweise ein hoher Anteil der großen Unternehmen eines Landes den Sitz in der Hauptstadt haben.) Hier könnte Berlin nun ein echten Fisch an Land ziehen, der auch symbolisch wichtig wäre - und die Berliner Politik ignoriert das einfach.
Wirklich seltsam und auch nicht damit zu erklären, dass die Berliner Landespolitik eben links und somit wirtschaftsfeindlich sei. Denn auch sozialdemokratische Regierungen haben ja grundsätzlich ein Interesse an der Ansiedlung von starken Unternehmen - speziell auch an Industrieunternehmen. Kaum vorstellbar, dass frühere SPD-Regierungen z.B. in NRW sich nicht um die Ansiedlung eines solchen Unternehmens bemüht hätten.
Was geht da in den Berliner Köpfen nur vor?

Manfred Sachs Offline




Beiträge: 108

22.08.2019 11:46
#43 RE: Der hässliche Deutsche zeigt wieder (sein) Gesicht Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #42
Ist mir wirklich unverständlich.
Es gibt auch heute - 30 Jahre nach der Wiedervereinigung - noch kein einziges DAX-Unternehmen mit Sitz in Berlin.
(Während typischerweise ein hoher Anteil der großen Unternehmen eines Landes den Sitz in der Hauptstadt haben.) Hier könnte Berlin nun ein echten Fisch an Land ziehen, der auch symbolisch wichtig wäre - und die Berliner Politik ignoriert das einfach.
Wirklich seltsam und auch nicht damit zu erklären, dass die Berliner Landespolitik eben links und somit wirtschaftsfeindlich sei. Denn auch sozialdemokratische Regierungen haben ja grundsätzlich ein Interesse an der Ansiedlung von starken Unternehmen - speziell auch an Industrieunternehmen. Kaum vorstellbar, dass frühere SPD-Regierungen z.B. in NRW sich nicht um die Ansiedlung eines solchen Unternehmens bemüht hätten.
Was geht da in den Berliner Köpfen nur vor?

Werter Florian, Sie gehen leider von der irrigen Vorstellung aus, Berlin werde sozialdemokratisch - also SPD - regiert. Berlin ist aber vollkommen SED/Stasi durchseucht, völlig egal, welcher Parteiname vorne drauf gepappt ist.

MfG
M. S.
____________________________________
Alle Menschen sind gleich - mir jedenfalls.

Florian Offline



Beiträge: 3.136

22.08.2019 18:04
#44 RE: Der hässliche Deutsche zeigt wieder (sein) Gesicht Antworten

Zitat von Manfred Sachs im Beitrag #43
Zitat von Florian im Beitrag #42
Ist mir wirklich unverständlich.
Es gibt auch heute - 30 Jahre nach der Wiedervereinigung - noch kein einziges DAX-Unternehmen mit Sitz in Berlin.
(Während typischerweise ein hoher Anteil der großen Unternehmen eines Landes den Sitz in der Hauptstadt haben.) Hier könnte Berlin nun ein echten Fisch an Land ziehen, der auch symbolisch wichtig wäre - und die Berliner Politik ignoriert das einfach.
Wirklich seltsam und auch nicht damit zu erklären, dass die Berliner Landespolitik eben links und somit wirtschaftsfeindlich sei. Denn auch sozialdemokratische Regierungen haben ja grundsätzlich ein Interesse an der Ansiedlung von starken Unternehmen - speziell auch an Industrieunternehmen. Kaum vorstellbar, dass frühere SPD-Regierungen z.B. in NRW sich nicht um die Ansiedlung eines solchen Unternehmens bemüht hätten.
Was geht da in den Berliner Köpfen nur vor?

Werter Florian, Sie gehen leider von der irrigen Vorstellung aus, Berlin werde sozialdemokratisch - also SPD - regiert. Berlin ist aber vollkommen SED/Stasi durchseucht, völlig egal, welcher Parteiname vorne drauf gepappt ist.


Mag sein.
Aber auch die Linkspartei ist doch grundsätzlich mal nicht gegen Großindustrie (die klassische Sorte mit starker IG-Metall und starkem Betriebsrat).
Würde - sagen wir mal - Siemens in Thüringen beim dortigen Linkspartei-Ministerprädidenten Ramelow anklopfen, würde der sich sicher auch über eine Ansiedlung freuen.
Nein, es muss an irgendeinem speziellen Berlin-Gen liegen, das sich irgendwie gegen jede Art von produktiver Arbeit zu sträuben scheint.

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.259

23.08.2019 13:35
#45 RE: Der hässliche Deutsche zeigt wieder (sein) Gesicht Antworten

Noch mal Berlin:

20.08.2019 – Überprüfung privater Fotos von Polizisten im Internet geplant
Die Berliner Polizei will die privaten Internetauftritte ihrer Beamten stärker als bisher im Auge behalten. Die Profile und Veröffentlichungen von Polizisten auf Instagram, Facebook und Twitter sollen genauer gesichtet und kontrolliert werden, wie die Berliner Morgenpost berichtet.cDabei geht es zum einen darum, ob Polizisten mit sehr vielen Followern durch ihre Veröffentlichungen Geld verdienen oder in irgendeiner Form Werbung machen. Zum anderen wird gesichtet, ob alle Fotos mit den Dienstpflichten vereinbar sind.
Quelle: heise online
https://www.heise.de/newsticker/meldung/...nt-4501330.html

Ich frage mich, ob so etwas überhaupt mit Arbeitsrecht und Grundgesetz vereinbar ist:

1. Pauschale, verdachtsunabhängige Überwachung: ich dachte, das ist böse?
2. Schutz des Privatbereichs? Unabhängig von strafrechtlich relevanten Daten würde man ja auch sonst viel über die eigenen Mitarbeiter erfahren. Wenn man in der Presse lesen würde, dass ein Unternehmen systematisch das Privatleben seiner MA überwacht: früher hätte es da einen Protessturm gegeben. Aber heute, in den Zeiten des "Kampf gegen Rechts"...
3. Wer entscheidet, was "tragbar" ist und was nicht?
4. Und am wichtigsten: noch mal das "verdachtsunabhängig": selbstverständlich kann ein Arbeitnehmer "Arbeitgeberschädigendes Verhalten" zeigen. Und speziell im Beamtenrecht kann es da auch noch Klauseln geben. Aber ist es nicht normal und richtig, in solchen Fällen als AG zu REAGIEREN - also im Falle eines schädigenden Verhaltens halt Maßnahmen zu ergreifen, anstatt zu PROVOZIEREN - also bewusst nach Dingen zu suchen, die man als schädigend interpretieren könnte?

Ich habe das hier schon ein paar Mal berichtet: mir ist echt Angst und Bange, wohin sich unser Land entwickelt. Unabhängig davon, ob sich die Berliner Polizisten dagegen wehren können:

SO WAS ÜBERHAUPT VORZUSCHLAGEN IST DOCH FASCHISTOIDES DENKEN

___________________
Jeder, der Merkel stützt, schützt oder wählt, macht sich mitschuldig.

DrNick Offline




Beiträge: 809

23.08.2019 14:00
#46 RE: Der hässliche Deutsche zeigt wieder (sein) Gesicht Antworten

Zitat von Frank2000 im Beitrag #45
Die Berliner Polizei will die privaten Internetauftritte ihrer Beamten stärker als bisher im Auge behalten.


Freut mich, daß man sich im "Reichshauptslum" (Don Alphonso) auch mal um wirklich wichtige Dinge kümmert.

Aber das paßt ins Bild: Wir leben in einem Staat, der im Bereich seiner Kernaufgaben immer mehr an einen "failed state" erinnert; und im Gegenzug wird staatliche Kontrolle bei völlig überflüssigen Dingen vorgeturnt.

F.Alfonzo Offline



Beiträge: 2.004

23.08.2019 22:51
#47 RE: Der hässliche Deutsche zeigt wieder (sein) Gesicht Antworten

Zitat von Manfred Sachs im Beitrag #43
Werter Florian, Sie gehen leider von der irrigen Vorstellung aus, Berlin werde sozialdemokratisch - also SPD - regiert. Berlin ist aber vollkommen SED/Stasi durchseucht, völlig egal, welcher Parteiname vorne drauf gepappt ist.


Das Problem scheint mir eher zu sein, dass die Linken im Jahr 2019 - egal ob SPD oder SED - keine Arbeiterparteien mehr sind sondern nur noch Interessenvertretung für die Sozialindustrie und Esoteriker jeglicher Couleur. Das einzig "linke" an denen ist, dass sie auf Kosten anderer leben wollen.

Das erklärt das mangelnde Interesse an der Industrie (Industrie bedeutet nämlich dass man für sein Geld arbeiten muss und entsprechende Qualifikationen braucht - uncool), und es erklärt auch, warum sie nur noch in Hipster-Städten gewählt werden. Da tummeln sich nämlich die Leute, die sich von dieser Politik angesprochen fühlen und durchgefüttert werden wollen.

dodona Offline



Beiträge: 5

28.08.2019 20:07
#48 RE: Der hässliche Deutsche zeigt wieder (sein) Gesicht Antworten

Zitat von flobotron im Beitrag #2

Setze ich mal meinen Aluhut auf, so erscheint mir dir ganze Enteignungsnummer in Berlin doch sehr wie ein Geschenk der neuen Genossen im Roten Rathaus für die alten Genossen aus Erichs Lampenladen.

das klingt sehr überzeugend.

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