Der Brand ist wahrscheinlich bei der Renovierung ausgebrochen. Was fast schon beruhigend ist. Denn in Frankreich gab es in letzter Zeit eine lange Serie von Anschlägen, Attentaten und Brandstiftungen gegen Kirchen.
(Beim Googeln zu diesem Link bin ich auch noch über diesen Artikel gestolpert: https://www.tagesspiegel.de/berlin/berli...r/23244554.html Demnach wurde auch in Berlin bereits der für die dortige französische katholische Gemeinde tätige Pfarrer ermordet).
Den Preis für den geschmacklosesten Kommentar vergebe ich an das ZDF, die heute um 19:00 Macrons Rede wie folgt kommentierten :
"Diese für Ausländer merkwürdig pathisch klingenden Worte werden von vielen Franzosen geteilt..."
Kein Witz. Ich weigere mich, diesen unwürdigen Stuss des ZDF zu bewerten. Ich beisse jetzt ein wenig in die Tischkante und schäme mich, Deutscher zu sein.
___________________ Jeder, der Merkel stützt, schützt oder wählt, macht sich mitschuldig.
Zitat von Florian im Beitrag #4 Der Brand ist wahrscheinlich bei der Renovierung ausgebrochen. Was fast schon beruhigend ist. Denn in Frankreich gab es in letzter Zeit eine lange Serie von Anschlägen, Attentaten und Brandstiftungen gegen Kirchen.
Ob man an einen Unfall glauben mag, hängt davon ab, ob das Baugerüst ausreichend gegen unbefugtes Besteigen gesichert war. Daß Brandstifter über ein Baugerüst eindringen hat es schließlich schon gegeben. Mich irritiert ein bißchen, daß Brandstiftung ausgeschlossen wird, ohne daß eine Begründung dafür mitgeteilt wird.
Insgesamt kann man aber froh sein, daß das ganze Unglück glimpflich verlaufen ist: Keine Toten, nur ein verletzter Feuerwehrmann, außer dem Dachstuhl, dem eingestürzten Vierungsturm und dem Loch, das er ins Gewölbe gerissen hat, keine schweren Schäden. Hätte Viollet-le-Duc mitte des 19. Jahrhunderts bei seiner Restauration nicht den Vierungsturm hinzugefügt, wäre nichts da gewesen, das einstürzen und ein Loch ins Gewölbe hätte reißen können. Vielleicht läßt man beim Wiederaufbau den ahistorischen Vierungsturm besser weg.
Auf Phoenix hat man die Sendung von France 2 übernommen und deutsch übersetzt. Das war recht informativ, wenn auch sehr preiswert gemacht.
Daß man in den Hauptnachrichtensendungen den Brand der ältesten gothischen Kathedrale der Welt nicht prominenter berichtet hat, ist eher kritikwürdig. Traurig war auch, daß aus aller Welt Regierungschefs ihr Bedauern bekundet haben, ausgerechnet aus Deutschland sich aber nur der Regierungssprecher gemeldet hat.
Zitat von Emulgator im Beitrag #8 Traurig war auch, daß aus aller Welt Regierungschefs ihr Bedauern bekundet haben, ausgerechnet aus Deutschland sich aber nur der Regierungssprecher gemeldet hat.
Es geht hier um Twitter, richtig?
Ich bin kein Twitter-Experte. Aber sofern ich nichts übersehe, ist das Twitter-System der Bundesregierung ohnehin seltsam:
Angela Merkel scheint keinen eigenen Twitter-Account zu haben. Auch "Bundesregierung" oder "Bundeskanzleramt" haben keinen Twitter-Account. Wenn von dieser Seite aus ein Twitter-Posting verfasst wird, dann immer von "SteffenSeibert".
Das ist ungewöhnlich. "Emmanuel Macron" oder "Sebastian Kurz" haben eigene Twitter-Accounts. Wahrscheinlich werden die auch nicht persönlich ihre Twitter-Meldungen verfassen. Genauso wie auch in Deutschland wird das wohl die jeweligen Regierungs-Presse-Abteilungen machen. Nur eben mit dem Unterschied, dass der jeweilige Twitter-Account bei anderen Staats- und Regierungs-Chefs auf deren Namen läuft. Und in Deutschland auf den Namen von Herrn Seibert. So dass die offiziellen Meldungen der Bundeskanzlerin fast so wirken wie die Privatmeinung von Herrn Seibert.
Im Ergebnis ist das dann natürlich ggf. unpassend. Es wird ja nicht nur Noricus so gehen, dass er eine Stellungnahme der Kanzlerin vermisst hat. Das Problem ist aber nicht so sehr die fehlende Stellungnahme, sondern die falsche Bezeichnung des Twitter-Accounts.
Zitat von Florian im Beitrag #9Es geht hier um Twitter, richtig?
Ich bin kein Twitter-Experte. Aber sofern ich nichts übersehe, ist das Twitter-System der Bundesregierung ohnehin seltsam:
Angela Merkel scheint keinen eigenen Twitter-Account zu haben. Auch "Bundesregierung" oder "Bundeskanzleramt" haben keinen Twitter-Account. Wenn von dieser Seite aus ein Twitter-Posting verfasst wird, dann immer von "SteffenSeibert".
Das ist ungewöhnlich. "Emmanuel Macron" oder "Sebastian Kurz" haben eigene Twitter-Accounts. Wahrscheinlich werden die auch nicht persönlich ihre Twitter-Meldungen verfassen. Genauso wie auch in Deutschland wird das wohl die jeweligen Regierungs-Presse-Abteilungen machen. Nur eben mit dem Unterschied, dass der jeweilige Twitter-Account bei anderen Staats- und Regierungs-Chefs auf deren Namen läuft. Und in Deutschland auf den Namen von Herrn Seibert. So dass die offiziellen Meldungen der Bundeskanzlerin fast so wirken wie die Privatmeinung von Herrn Seibert.
Im Ergebnis ist das dann natürlich ggf. unpassend.
Das war mir noch nicht klar, danke. Protokollarisch ist es natürlich eine Minderung, den Twitteraccount unter dem Namen des Regierungssprechers firmieren zu lassen, auch wenn überall sonst auch nur ein Sprecher schreibt.
Aber diese Einstellung hat natürlich ihren feigen Sinn, aus dem man auf das Führungsgebaren schließen kann: Schreibt der Regierungssprecher etwas, was sich hinterher als kontrovers herausstellt, distanziert sich die Frau Bundeskanzler von ihm und wirft ihn raus. Président Macron und Bundeskanzler Kurz vertrauen hingegen ihren Sprechern deutlich mehr.
Zitat von Florian im Beitrag #4 Der Brand ist wahrscheinlich bei der Renovierung ausgebrochen. Was fast schon beruhigend ist. Denn in Frankreich gab es in letzter Zeit eine lange Serie von Anschlägen, Attentaten und Brandstiftungen gegen Kirchen.
Ob man an einen Unfall glauben mag, hängt davon ab, ob das Baugerüst ausreichend gegen unbefugtes Besteigen gesichert war. Daß Brandstifter über ein Baugerüst eindringen hat es schließlich schon gegeben. Mich irritiert ein bißchen, daß Brandstiftung ausgeschlossen wird, ohne daß eine Begründung dafür mitgeteilt wir
Ich habe mich gefragt, wie Profis in der Baudenkmalrestauration solch ein Fehler unterlaufen kann, so dass aus versehen Brände verursacht werden bzw. man nicht prophylaktisch eine Nachaufsicht unterhält. Ob in Frankreich dort letztlich ungelernte und berufsfremde Subbis mit wenig französischkenntnissen beschäftigt werden, weiß ich natürlich nicht.
Zitat von Yago im Beitrag #11Ich habe mich gefragt, wie Profis in der Baudenkmalrestauration solch ein Fehler unterlaufen kann, so dass aus versehen Brände verursacht werden bzw. man nicht prophylaktisch eine Nachaufsicht unterhält.
Vermutlich wie beim Düsseldorfer Flughafenbrand 1996 oder bei manch anderem Kirchenbrand auch: Beim Schweißen, Bohren oder Sägen wird irgendwie Holz über die Zündtemperatur erhitzt, sei es durch das Ablegen unerwartet heißen Werkzeuges. Kontrollgänge gab es alle 8 Stunden, und das Feuer wurde auch tatsächlich auf dem Dachstuhl entdeckt, als außen noch gar nichts sichtbar war.
Zitat von Yago im Beitrag #11Ich habe mich gefragt, wie Profis in der Baudenkmalrestauration solch ein Fehler unterlaufen kann, so dass aus versehen Brände verursacht werden bzw. man nicht prophylaktisch eine Nachaufsicht unterhält.
Vermutlich wie beim Düsseldorfer Flughafenbrand 1996 oder bei manch anderem Kirchenbrand auch: Beim Schweißen, Bohren oder Sägen wird irgendwie Holz über die Zündtemperatur erhitzt, sei es durch das Ablegen unerwartet heißen Werkzeuges. Kontrollgänge gab es alle 8 Stunden, und das Feuer wurde auch tatsächlich auf dem Dachstuhl entdeckt, als außen noch gar nichts sichtbar war.
Es geht noch schlichter: Staubexplosion. Ein Lichtschalter, in der Nachkriegszeit montiert; ein Handwerker, der beim Arbeiten Staub aufwirbelt; Betätigug des Lichtschalters bei Feierabend: Kawumm, ... .
Zitat von 09.08.2021, 13:20 UhrIm Westen Frankreichs ist am Montag ein katholischer Priester ermordet worden. Innenminister Gérald Darmanin erklärte im Kurzbotschaftendienst Twitter, der Geistliche sei im Départment Vendée Opfer eines "dramatischen Mordes" geworden. Er sicherte den Katholiken des Landes "all seine Unterstützung" zu.
Ein Mann habe sich am Vormittag der Polizei gestellt und sich zu der Tat bekannt, hieß es aus Justizkreisen. Demnach war der Mann im Zuge der Ermittlungen zum Brand der Kathedrale von Nantes im Juli 2020 unter richterliche Aufsicht gestellt worden.
Die Kirche war bei einem Brand schwer beschädigt worden. Ein damals 39-Jähriger freiwilliger Gemeindediener hatte gestanden, das Feuer gelegt zu haben. Derselbe Mann sei nun im rund 60 Kilometer von Nantes entfernten Mortagne-sur-Sèvre zur Polizei gegangen und habe gesagt, er habe einen Geistlichen getötet, hieß es.
Zitat von 18.07.2020In der Kathedrale von Nantes ist am Samstagmorgen ein Großbrand ausgebrochen. Der Brand sei mittlerweile erfolgreich eingedämmt, sagte Laurent Ferlay, Leiter der Feuerwehr im Département Loire-Atlantique im Westen Frankreichs. Vor allem die große Orgel sei bei dem Feuer aber wohl "vollständig zerstört" worden. Die Plattform, auf der die bedeutende Orgel steht, droht zu kollabieren.
Um 7:44 Uhr hatten Anwohner die Feuerwehr alarmiert, die mit einem Großaufgebot zu der Kathedrale ausrückte. Auf Twitter veröffentlichte Videos von Augenzeugen zeigen die hohen Flammen, die aus dem Inneren der Kathedrale nach außen züngeln, schwarzer Rauch steigt in den grauen Morgenhimmel.
Derweil eröffnete die Staatsanwaltschaft von Nantes ein Ermittlungsverfahren wegen Brandstiftung. Lokalen Medienberichten zufolge wurden drei verschiedene Brandherde festgestellt, zwei im Seitenschiff der Kirche, einer auf der Empore, wo die Orgel stand. Die Bürgermeisterin von Nantes, Johanna Rolland, zeigte sich vor Ort erschüttert und traurig über den Brand des Wahrzeichens. "Jeder in Nantes spürt gerade diese Traurigkeit und Bedrückung." Die Ursachen des Brandes müssten nun genau untersucht werden.
Mich macht dergleichen ehrlich gesagt fassungslos. Und das sage ich ausdrücklich als Religionsloser. Der Mann hat gestanden, eine der größten Kathedralen Frankreichs angezündet zu haben, mit der klaren Absicht, sie zu zerstören, und darf frei herumlaufen, um einen Priester abzuschlachten?
Update. Der Mörder ist ein abgelehnter Asylbewerber aus Ruanda, seit 2012 in Frankreich. Der Priester hat ihn bei sich aufgenommen, nachdem er aus seiner Untersuchungshaft wegen der Brandstiftung freigelassen worden war. Der Mörder war in psychiatischer Behandlung.
Zitat L'auteur présumé de ce meurtre est l'homme, âgé de 40 ans, né au Rwanda, qui est déjà mis en examen et placé sous contrôle judiciaire pour l'incendie de la cathédrale de Nantes en juillet 2020. Il avait été accueilli dans cette communauté religieuse après sa sortie de détention provisoire le 31 mai dernier. L'homme avait été placé en soins psychiatriques pendant un mois, jusqu'au 29 juillet, à l'hôpital Georges Mazurelle de La Roche-Sur-Yon. Selon le ministère de l'Intérieur, l'homme faisait l'objet d'un arrêté d'expulsion mais il ne pouvait pas être expulsé du territoire français tant que son contrôle judiciaire n'était pas levé. Il avait aussi des recours en cours devant le tribunal administratif.Un homme s'est présenté à la gendarmerie de Mortagne-sur-Sèvre, ce lundi matin et a avoué le meurtre d'un ecclésiastique. ... Après l'incendie de la cathédrale de Nantes, son client avait été placé en détention provisoire. Il avait obtenu sa libération et son placement sous contrôle judiciaire strict, avec obligation de pointage deux fois par mois et obligation de respecter son lieu de résidence au sein de la congrégation.
Es handelt sich um die Montforter Missionsbrüder ("frères missionnaires Montfortain"); der ermordete Priester hat sich für den Brandstifter eingesetzt, in die Gemeinschaft aufgenommen; bis zum 31. Mai war er in U-Haft; bis zum 29. Juli, also Do. vor 10 Tagen war der Täter in stationärer psycholigischer Behandlung. Es konnte laut Aussage von Innenminister Darmanin nicht abgeschoben werden, weil das Verfahren noch nicht abgeschlossen ist.
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
Zitat von The American Conservative, 26 November 2021The Telegraph‘s Tim Stanley, along with colleague Henry Samuel, scored quite a scoop: he reveals a secret plan to renovate — that is, wreckovate — Notre-Dame de Paris, and turn it into a Gothic Epcot Center. Read on:
Zitat Paris’ fire-ravaged Notre-Dame cathedral risks resembling a “politically correct Disneyland” under controversial plans for its renovation seen by the Daily Telegraph.
Critics have warned that the world-famous cathedral will be turned into an “experimental showroom” under plans to dramatically change the inside of the medieval building.
Under the proposed changes, confessional boxes, altars and classical sculptures will be replaced with modern art murals, and new sound and light effects to create “emotional spaces”.
There will be themed chapels on a “discovery trail”, with an emphasis on Africa and Asia, while quotes from the Bible will be projected onto chapel walls in various languages, including Mandarin.
The final chapel on the trail will have a strong environmental emphasis.
“It’s as if Disney were entering Notre-Dame,” said Maurice Culot, a prize-winning Paris-based architect, urbanist, theorist and critic who has seen the plans.
“What they are proposing to do to Notre-Dame would never be done to Westminster Abbey or Saint Peter’s in Rome. It’s a kind of theme park and very childish and trivial given the grandeur of the place,” he told The Telegraph.
A senior source close to the renovation said the plans risked turning the global beacon of Christianity into an “experimental showroom” that would “mutilate” the work of Viollet-le-Duc, the celebrated architect who restored the cathedral following the ravishes of the French Revolution in an effort to recapture the spirit of Medieval Christianity.
“Can you imagine the administration of the Holy See allowing something like this in the Sistine Chapel?,” said the senior source with access to the latest plans. “It would be unimaginable. We are not in an empty space here.”
“This is political correctness gone mad,” said the senior source. “They want to turn Notre-Dame into an experimental liturgical showroom that exists nowhere else whereas it should be a landmark where the slightest change must be handled with great care.”
Tim is right here. I too have seen the plans, and they are shocking. For example, here is what the Archbishop of Paris and his wreckovators intend to do to the side chapels:
Down comes all the medieval stuff, including stained glass, and up goes abstract modern art. They also plan to project words in light onto the walls of the chapels.
I too spoke to a French expert about this, and the expert told me that the parts of the cathedral set to undergo the radical change are parts that survived the fire! That is, the Archbishop and his team plan to destroy parts of Notre-Dame that came through the fire intact. The fire is a pretext for modernization. This is a scandal of global proportions. As Stanley and Samuel report, donors from around the world contributed a billion dollars to restore the great cathedral, and of course the French taxpayers are paying handsomely for this. Do they know that they will be paying to turn the place into a Disney exhibit? The idea, I was told and Stanley & Samuel confirm, is to make the mother church of the French nation into a museum exhibit that will tell the story of Christianity to the millions of visitors who come through her doors. Again, I have seen the plans, and this is far more like an Epcot-style plan than anything to do with the Middle Ages, and the cathedral’s history. You don’t expect the French to fall for this kind of thing, but it does appear that the Archbishop and his associates are trying to ram this thing through without the people knowing what’s being done to their patrimony.
Grotesk. Aber die Franzosen haben mit sowas ja Erfahrung. 1793 wurde Notre Dame schon einmal umgewidmet, in einen "Tempel der Vernunft und der Freiheit". (Ich glaube mich zu erinnern: unter anderem mit einer Götzenstatue zu Ehren des ermordeten Marat).
Zitat von France24, 26.11.2021Drouin denied the plans were radical, however.
He said the objective was to preserve Notre-Dame as a religious place that can better welcome and inform the public "who are not always from a Christian culture".
"Chinese visitors may not necessarily understand the Nativity," he said.
The lesson from the cathedral's existing chapel dedicated to 19th century Chinese martyr Saint-Paul Tchen is that visitors from that country will stop and light candles because there are banners in Mandarin, he added.
One major change for visitors will be that they enter from the large central door, rather than the side entrances.
Solchen Leuten - hat sich die Ile des France nicht mal als Kernbereich des katholischen Glaubens verstanden? - sei mal hinter die pantheistischen Löffel geschrieben, daß sich Kirchen als Ort der Glaubensausübung verstehen sollten und nicht als quietschbunte Bilderbücher zur Bespaßung ahnungsloser Touris. Buddhistische & daoistische Tempel (die grausig kitschquietschbunt sein können) werden auch nicht nach dem Programm gefahren, denen, denen das Tao Hekuba ist, das als Biblia pauperum für Analphabeten beizubringen. (Die These, daß die mittleralterlichen Bildprogramme dem Zweck dienten, ist mittlerweile auch ziemlich unter Beschuß geraten). Und daß die katholische Kirche in China 73 Kathedralen unterhält, von Harbin bis Meizhou, wo niemand auf die Idee käme, zum Amüsemang der Uneingeweihten dergleichen ins Auge zu fassen. Dafür gibt es andere Möglichkeiten, von Audioguide bis Buchdruck. Eine davon heißt Internet.
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
Das ist doch auch die Erfüllung einer ältere Vorhersage, freilich damals als Satire gemeint: Frankreich insbesondere und dies als Symbolbild für die gesamte europäische Kultur, wird mehr und mehr zur bloßen Touristenfalle werden.
Deswegen ist es auch wichtiger, dass die Inhalte für Touristen vermittelbar sind als dass die authentische Kultur darstellen oder historisch akkurat sind. Da meine ich jetzt gar nicht die hier und da aufkommende Diskussion, ob Notre-Dame überhaupt noch zur aktuellen, stark säkularen französischen Kultur passt.
Stand: 17.11.2021 Nächste Woche wird der Koalitionsvertrag vorgestellt. to be continued
Zitat von Johanes im Beitrag #19 Frankreich insbesondere und dies als Symbolbild für die gesamte europäische Kultur, wird mehr und mehr zur bloßen Touristenfalle werden.
Deswegen ist es auch wichtiger, dass die Inhalte für Touristen vermittelbar sind als dass die authentische Kultur darstellen oder historisch akkurat sind.
Ein Standardtopos übrigens in der SF der 80er Jahre, gerade auch beim "Paten des Cyberpunks," Bruce Sterling, besonders in seiner Meinungsdiktatorrolle (die er sich mal eben bei André Breton ausgeliehen hatte) unter den bescheidenen Pseudonym "Vincent Omniaveritas": Die Zukunft liegt in Ostasien - das sich aus der Sicht vor 40 Jahren auf Japan beschränkte, vielleicht noch mit Thailand als nettem Blickfang. Old Europe ist demnächst nur noch Museum für Touristen, ohne jede Prägungskraft und inneren Impuls.
Wobei es aus der Rückschau schon frappant wirkt, wie hier "Japan als fleischgewordene Zukunft" just zu dem Zeitpunkt zu einem Tops der Populär-/Trivialkultur wird, in dem mit dem Sony Walkman und der CD und dem Atari als verbreitestem PC der zweiten Generation "Made in Japan" auf breiter Front die Lufthoheit über den Kinderbetten antritt - ohne darin mehr erkennen zu können als eine irgendwie-passende zeitgeistig neongrelle Kulisse. William Gibsons "Neuromancer" als prägender Text für die Ästhetik des Cyberpunk spielt ja von A bis Z in Tokyo (bis auf die letzten 5 oder so Seiten), kommt aber nie über die Ginza als umgemodelte Schwarze-Serie-Kulisse hinaus.
Eine hübsche Variante auf das Thema "die alte Kulturlandschaft als Disneyland" findet sich übrigens in einer der ersten übersetzten SF-Kurzgeschichten, mit denen der Boom der chinesischen Science Fiction im Westen begonnen hat, in Xia Jias 百鬼夜行街, erschienen im August 2010 in 科幻世界》 / Kehuan Shijie, zuerst 2012 von Ken Liu ins Englische übersetzt, als "A Hundred Ghosts Parade Tonight," in der sich am Ende der nächtliche Hexenreigen des ganzen ostasiastsichen mythologischen Janhagels als ein autonomes Weiterlaufen von Androiden und ähnlichen Rummelplatz-Attraktionen nach dem Ausbleiben des menschlichen Zielpublikums entpuppt. Die "nächtliche Parade der 100 Geister/Dämonen," im Japanischen "hyakki yagyō," im Mandarin "bǎi guǐ yè xíng," (die Kanji bzw. Hanzi sind dieselben) entspricht recht gut unserer Walpurgisnacht und gehört zur lokalen Folklore in Japan und finden sich immer wieder als Motif in den Holzschnitten des Ukiyo-e. Das Motif und seine literarische Umsetzung werdne aber an keiner Stelle erläutert, weder im original noch in der Übersetzung: es bleibt dem Leser überlassen, das zu erkennen.
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #20Die Zukunft liegt in Ostasien - das sich aus der Sicht vor 40 Jahren auf Japan beschränkte,
Und heute gibt es Europa und die USA immer noch. Die Bubble Economics in Japan sind explodiert. Seitdem ist Japan immer noch ein reiches Industrieland, aber nicht mehr die böse Bedrohung, als die es gemalt wurde.
Deswegen sehe ich übrigens auch das mit China entspannt. Irgendwann wird die Blase platzen und China wieder eine normale Position in der Weltwirtschaft einnehmen. Sofern eine kommunistische Aktion den Prozess nicht x10 beschleunigt. Also, Europa gibt es wohl noch ein paar Jahre.
Stand: 17.11.2021 Nächste Woche wird der Koalitionsvertrag vorgestellt. to be continued
Zitat von Johanes im Beitrag #21 Seitdem ist Japan immer noch ein reiches Industrieland, aber nicht mehr die böse Bedrohung, als die es gemalt wurde.
Es war immer klar, auch schon damals, dass Japan nicht den Westen insgesamt abschaffen kann. Dafür gab es schlicht viel zu wenige Japaner. Es ging damals nur darum, wer die Nr 1 der Welt ist. Aber für die NUmmer 2 bis 10 wäre auch noch genug Markt dagewesen.
China hat aber 1,2 Milliarden Menschen. Außerdem HAT uns China schon längst plattgemacht. Die naiven Deutschen merken halt nicht, dass wir nur noch vom Ersparten leben. Ansonsten existiert Deutschland nur noch in der Gruppe "ferner liefen".
___________________ Jeder, der Merkel stützt, schützt oder wählt, macht sich mitschuldig. “Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten mäßig entstellt”, Georg Cristof Lichtenberg "Warum halten sie Begriffe wie 'Zigeunersoße' für rassistisch, aber 'Schei** Juden' für harmlos?", Hamed Abdel-Samad
Zitat von Frank2000 im Beitrag #22Außerdem HAT uns China schon längst plattgemacht. Die naiven Deutschen merken halt nicht, dass wir nur noch vom Ersparten leben.
Absolut richtig.
Um hier mal ein paar Zahlen zu bringen: (Quelle Wikipedia. Zugegeben sind BIP-Zahlen für China z.T. mit Vorsicht zu genießen, speziell in früheren Jahrzehnten. Die grobe Richtung wird aber stimmen).
BIP, jeweils nominal in US$: (Diese Darstellung ist nicht kaufkraftbereinigt und hat den Nachteil, dass sie nicht richtig zeigt, wie sich die Kaufkraft vor Ort entwickelt. Für 1US$ kann man in China mehr kaufen als in den USA. Zudem schwankt der USD-Kurs ja auch, was eine Vergleichbarkeit zusätzlich erschwert. Diese nicht-kaufkraftbereinigte Darstellung ist aber sehr gut geeignet, um die jeweilige wirtschaftliche Macht eines Landes im internationalen Vergleich zu zeigen. Wenn China für 1 Mrd. USD ein Staudammprojekt in Afrika finanziert, bekommt es dafür genauso gebaut wie wenn die USA dort 1 Mrd. investieren).
1970: USA: 1076 Deutschland: 215 Japan: 212 China: 93 => USA total dominant. Japan und Deutschland in etwa gleichauf. China nur rund die Hälfte von Deutschland.
25 Jahre später: 1995: USA: 7.664 Deutschland: 2.594 Japan: 5.450 China: 737 => Japan auf dem Höhepunkt: mehr als doppelt so groß wie Deutschland. Und bei 2/3 der USA. China weiter unbedeutend. Und gegenüber dem Rest der Welt sogar noch weiter zurückgefallen (nur gut 1/4 von Deutschland).
10 weitere Jahre später: 2005: USA: 13.094 Deutschland: 2.866 Japan: 4.756 China: 2.309 => In diesen 10 Jahren ist Japan deutlich zurückgefallen auf nur noch 1/3 der USA. China hat in wenigen Jahren massiv aufgeholt und ist jetzt fast Niveau Deutschland. (Nota bene: noch 10 Jahre zuvor war von diesem Aufholprozess praktisch NICHTS erkennbar. Das ganze 20. Jahrhundert war aus chinesischer Sicht ein verlorenes Jahrhundert, in dem sich der Abstand zum Westen immer weiter vergrößerte. Erst nach 1995 kam es zum chinesischen Wunder)
2020: USA: 20.894 Deutschland: 3.843 Japan: 5.045 China: 14.867 => Nur 15 weitere Jahre später ist auf einmal China 4 mal so stark wie Deutschland. 25 Jahre zuvor war China erst bei 1/4 von Deutschland. Ein unglaubliches Wachstum. Und weil es so rasend schnell ging, nachdem China so lange stagnierte, kann man verstehen, wenn man das in Deutschland oft nicht so recht wahrnimmt. (Und Japan stagniert weiter: nominal (!) noch immer unter dem Jahr 1995).
Anekdote: 1996 habe ich in Hong Kong ein Praktikum gemacht (super cool!). Unter anderem war ich in der Zeit auch in China unterwegs, auch in Fabriken. Ich hätte wirklich mehr Fotos machen sollen. China wirkte da in weiten Teilen noch fast mittelalterlich. Zum Teil unfassbar rückständige Produktionsbedingungen in den Fabriken. Toiletten in Privathäusern selbst in Peking weitgehend unbekannt - teilweise gab es da für ein ganzes Nachbarschafts-Quartier nur eine zentrale Toilettenanlage zu der alle gehen mussten. Was sich in diesen 25 Jahren in dem Land getan hat ist unvorstellbar.
Zitat von Frank2000 im Beitrag #22Außerdem HAT uns China schon längst plattgemacht. Die naiven Deutschen merken halt nicht, dass wir nur noch vom Ersparten leben.
Absolut richtig.
Um hier mal ein paar Zahlen zu bringen:
Nur zur Interpretation: Das schnelle BSP-Wachstum in China geht nicht auf ein organisches Wachstum zurück, sondern darauf, dass alles, was Rang und Namen hat im Westen, konsequent seine Produktion nach China verlagert hat. Mittlerweile, mit der Verfügbarkeit einer großen Zahl von gut ausgebildeten Ingenieuren, Chemikern, u.a. findet die Verlagerung auch in der Entwicklung statt. Und wie ich aus Gesprächen mit meinen dortigen Kollegen weiß, war zumindest vor 10-20 Jahren die Fluktuationsrate der Mitarbeiter auch in einheimische Firmen enorm. Die Regierung hat durch ihre Industriepolitik westliche Firmen gezwungen, know how mit zu transferieren. Deshalb ist es nicht nur wichtig, das BSP zu betrachten, sondern auch die Entwicklung von gut ausgebildeten Fachkräften und Patenten. Im letzteren Punkt steht China wohl schon auf Platz 1: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/p...vorne-1.4870939
Zitat Anekdote: 1996 habe ich in Hong Kong ein Praktikum gemacht (super cool!). Unter anderem war ich in der Zeit auch in China unterwegs, auch in Fabriken. Ich hätte wirklich mehr Fotos machen sollen. China wirkte da in weiten Teilen noch fast mittelalterlich. Zum Teil unfassbar rückständige Produktionsbedingungen in den Fabriken. Toiletten in Privathäusern selbst in Peking weitgehend unbekannt - teilweise gab es da für ein ganzes Nachbarschafts-Quartier nur eine zentrale Toilettenanlage zu der alle gehen mussten. Was sich in diesen 25 Jahren in dem Land getan hat ist unvorstellbar.
Einen guten Einblick in die Entwicklung dürften Auditoren im medizintechnischen Bereich haben TÜV, Dekra, früher VDE,..), die im Rahmen der ISO 13485-Zertifizierungsaudits alle die kleinen Klitschen regelmäßig abklappern mussten. Ich erinnere mich an Erzählungen, wie dort Fabrikarbeiterinnen in abgelegenen Gebieten bei Kälte mit an den Fingerspitzen abgeschnittenen Handschuhen Komponenten zusammenbauten. Elektrizität fiel ab und zu aus. Dann wurden die Mitarbeiterinnen nach Hause geschickt. War der Strom wieder da - egal um welche Zeit - haben die weitergearbeitet.
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