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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 59 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2 | 3
Llarian Offline



Beiträge: 7.120

27.05.2023 15:16
Der große Sprung ins Nirgendwo Antworten

Eine historische Anmerkung zu Roberts großer Transformation.

Eloman Offline



Beiträge: 251

27.05.2023 18:56
#2 RE: Der große Sprung ins Nirgendwo Antworten

Fun Fact: Seit der Ablösung der Gründergeneration der Grünen Partei (wer erinnert sich denn heute noch an Petra Kelly, Gerd Bastian, Waltraud Schoppe etc.? Oder gar Baldur Springmann?) waren viele der Protagonisten dort ehemalige Maoisten (Kretschmann, Trittin ...), die endlich auch mal an die Futtertröge wollten und gemerkt hatten, dass man mit offenem Maoismus in Deutschland (damals noch Westdeutschland) keinen Blumentopf gewinnen kann. Darum vollzogen sie quasi eine "feindliche Übernahme" der Umweltschutzpartei, schworen aber ihrer eigentlichen Ideologie nie ab. Das Ergebnis sehen wir heute. Und mal ehrlich: wer glaubt denn, dass ein Robert Habeck tatsächlich hauptverantwortlicher Mastermind vons ganze ist? Das ist nach wie vor Trittin.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.540

27.05.2023 19:51
#3 RE: Der große Sprung ins Nirgendwo Antworten

Diese Anfänge kann man übrigens recht punktgenau festmachen. Die Übernahme der lokalen AKW?-Nee!-Proteste durch die Veteranen aus den K-Gruppen (Kretschmann, Trittin, Fischer) ist nach 1976 erfolgt; der Auslöser, daß die da ein Einfallstor für ihre Ziele gesehen haben, war die "Schlacht um Brokdorf" im Herbst 1976. Die Strategie, die die gefahren haben, verdankt sich Gramscis Konzept vom "Langen Marsch durch die Institutionen." Gramsci hat das in den späten Dreißiger Jahren in Italien ausgeheckt, weil ihn das Mussolini-Regime vorsichtshalber weggesperrt hatte. Die Idee dahinter ist: wie schaffen wir es, trotz Verbot + Kleinhaltung irgendwann doch "die Revolution zu machen"? (Wobei das aus marxistischer Sicht natürlich irgendwann zwangsläufig erfolgen würde - es ging darum, den Weg dahin nach Kräften abzukürzen - Hari Seldon läßt grüßen). Das solte durch Einsickern in eben die staatlichen Institutionen erfolgen, durch Förderung dieser Infiltrierung durch die Eingeschleusten, und bei den Institutionen waren vor allem die Verwaltung und die Schulen gemeint.

Bei den maoistischen K-Gruppen sind diese Überlegungen zwischen 1973 und 1976 angestellt worden, nachdem der "Traum von 68" geplatzt war, die RAF eine Luftnummer war (aus der Sicht, die bestehende Gesellschaftsordnung mal eben abzureißen, natürlich). Bis 1975-76 haben die ihre alte Strategie beibehalten: ihre Leute nach BASF ans Fließband geschickt, um zu agitieren, dergleichen. (Bei Gerd Koenen, der damals noch als tierfroter Gläubiger direkt vor Ort mitgemacht hat, kann man dazu in "Das rote Jahrzehnt - Unsere kleine Kulturrevolution 1967-1977" so einiges nachlesen). Es war ihnen aber völlig klar, daß das ohne jede Wirkung war und sich im Grund nicht von irgendwelchen Sekten unterschied. Mit Wyhl gab es im Sommer 1975 die ersten Atom-Proteste überhaupt. Das war aber noch rein lokal; das waren NIMBY-Proteste: wir haben nichts gegen Atomkraft, aber bitte nicht in unserem Herrgottswinkel. Im Brokdorf hat das dann eine neue Qualität erreicht - mit Hundertschaften der Polzei, bundesweit zusammengetrommelten Protestlern, Randale, Wurfgeschossen, Tränengas - um genau die "unschönen Bilder" zu liefern, mit denen dann gegen den "Atomstaat" Stimmung gemacht werden konnte. Das entspricht 1:1 dem Muster, mit dem die Proteste von "68" ab dem Schahbesuch im Jahr zuvor zu solch einer "zündenden Nummer" gemacht worden sind.

Es gibt da eine ganz bezeichnende Kennmarke für diese Umorientierung. Die Linke hat im Januar 1978 in Berlin ihren "Tunix"-Kongreß veranstaltet, um zu sehen, was sie denn überhaupt noch konzeptionell auf die Kette bekommen könnten, um "das System aufzurollen". Foucault ist da auch aufgelaufen. Das war eine ziemlich trübe Veranstaltung, eben Nixtun, schlechte Laune haben, letztlich Nihilismus. Mit Gorleben im Jahr darauf sah das ganz anders aus. Da ist Brokdrof in XL aufgezogen worden, mit wochenlanger Randale und Begleitung durch die Medien 24/7. Und weil eben diese Medien seit den "Grenzen des Wachstums" seit 10 Jahren permanent erzählt haben, daß hier demnächst die Welt untergeht, fiel das natürlich leicht, die "Arbeiterklasse als revolutionäres Subjekt" (die von der Partei gerettet werden müssen, die deshalb alles bestimmen muß) durch Mutter Erde (die durch die Ökos gerettet werden muß, die deshalb die unumschränkte Lufthoheit brauchen*) zu ersetzen.

*Genau aus dem Grund haben die Grünen auch keine Koalitions-, also Kompromißfähigkeit. Alle vermeintlichen Partner dienen nur zur Sicherung der Stimmenmehrheit, um ihre Ziele durchzusetzen. Und genau deswegen werden die auch durch Macht, wenn sie sie erst mal haben, so schnell korrumpiert wie jede andere Nomenklatura.



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Johanes Offline




Beiträge: 2.637

28.05.2023 11:22
#4 RE: Der große Sprung ins Nirgendwo Antworten

Ich muss Ihnen leider im Tenor zustimmen. Gleichzeitig Industrienation UND Energiewende wird zumindest schwer.

At first, I feared the answer, until I realized that I would fear the open question even more. For it is in the questioning that we find our true selves.

Schwarzhut Offline



Beiträge: 61

28.05.2023 18:15
#5 RE: Der große Sprung ins Nirgendwo Antworten

Lieber Llarian,
der Vergleich mit Maos großem Sprung mag ja nahe liegen, aber ich sehe da ein paar gravierende Unterschiede:
Mao und seine Kommunisten waren quasi Alleinherrscher, das chinesische Volk hatte keine Informationsmöglichkeit oder Alternativen und wer nicht mitspielte, hatte wenig zu lachen. Das allgemeine Bildungsniveau war niedrig und die Eliten entweder in der Partei, im Lager oder unter der Erde.
In unserem Land sind die grünen Fanatiker eine Minderheit, das Bildungsniveau (bisher noch) deutlich höher, als damals in China, alternative Medien überall verfügbar und wer in Physik nicht völlig gepennt hat, kann in weniger als einer Stunde selber ausrechnen (Grundrechenarten genügen), dass diese "Transformation" das Land an die Wand fährt.
Neben Ihren eigenen Berechnungen und Erläuterungen lieber Llarian, sowie zahllosen Studien sei hier auch Werner Sinns "Energiewende ins Nichts " erwähnt.
Warum nur, das ist für mich die zentrale Frage, die mich seit Jahren umtreibt, folgt die Mehrheit trotzdem diesem irrsinnigen Kurs?
Wieso wollen die Menschen in unserem Land einer verrückten "Erlösungsideologie" folgen? Vielleicht, um sich von einer seit Jahrzehnten, völlig grundlos eingeredeten "Schuld" reinzuwaschen?
Es scheint sich um eine Art religiöse Verzückung zu handeln, in der man alle Schuld der Welt auf die eigenen Schultern lädt und es fast genießt, dafür Buße zu tun. Eine Art des Masochismus die Bestrafung für den eigenen Erfolg als erfolgreiche Industrienation fordert.
Als hätte man das religiöse katholische Bekenntnis in perverser Art verinnerlicht: "Seht das Lamm Gottes, das hinweg nimmt die Sünden der Welt"
Vielleicht erklärt dies die begeisterte Zustimmung der Amtskirche? Aber wir sind nicht Gott und auch nicht sein Lamm, sondern wir müssen in dieser realen Welt
bestehen und unser Opfer wird die restlichen 8 Mrd nicht beeindrucken!
Sind wir nur das verblendete Opfer einer gigantischen Propaganda um wirtschaftliche und gesellschaftliche Umbrüche zu bewirken, die einigen geschickten Spekulanten zu riesigen Profiten verhelfen wird? Ähnlich wie ein Heringsschwarm der von Raubfischen so lange zusammengetrieben wird, bis die Heringe in blinder Panik direkt in den Rachen der Räuber flüchten?

Auch dieses Pfingstfest hat keine Erleuchtung gebracht!

Gruß
Schwarzhut

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.430

28.05.2023 18:49
#6 RE: Der große Sprung ins Nirgendwo Antworten

In der linken Klimasekte gibt es keine Verzückung und generell keine positiven Gefühle. Absolut jeder Linke, den ich kennengelernt habe, war entweder depressiv, zickig, melancholisch oder alles zusammen. Die deutsche Linke ist eine Weltuntergangssekte - alles schöne, edle oder "überflüssige" wird verachtet. (Zumindest für den Pöbel - man selbst nimmt das Geld der Eltern Zähne knirschend "hin"...).

Wie unfassbar dekadent unsere "Eliten" inzwischen sind, erkennt man am ultimativen Lakmustest: selbst keine Kinder mehr bekommen (MAXIMAL noch eins) und dafür ersatzweise Leute importieren, die das eigene Land und die deutsche Kultur mit jeder Faser hassen. Das ist doch kein Zufall, Leute.

Menschen, die noch einen letzten Rest positive Gefühle in sich tragen, die mit der Realität klarkommen und die eigene Gemeinschaft schätzen, die bekommen Kinder.

Aber wer nur Erbschuld, Tod und Verzweiflung sieht sowie Zerstörung - der bekommt keine Kinder.

Die deutsche Nation ist raus. Aus die Maus. Wir sterben aus. Ist auch besser so. Ich trauere sehr für meine drei Kinder (ich hätte gerne vier Kinder gehabt... hat nicht sein sollen).

Das freigewordene Land wird von afrikanischen (speziell islamischen) und osteuropäischen Einwanderern übernommen. In wenigen Jahrzehnten werden diese Passdeutschen auch politisch die Mehrheit haben und dann hat das deutsche Volk den letzten Auftrag von ehrwürdigen Massenmörder Adolf abgeschlossen: löscht euch selbst aus.

Die Grünen und Linken freuen sich schon auf diese Zeit, wenn die deutsche Kultur und das deutsche Volk (böööööses Wort) endlich für immer aus der Geschichte verschwindet.

In einem weiteren Punkt gewinnen die grünen Kommunisten und die roten Kommunisten ebenfalls: die Millionen Einwanderer sind fast alle Anhänger des Kollektivismus (gut, das war Adolf auch) und auf diese Weise könnte mit Verspätung der Sozialismus doch noch Deutschland erobern.

Aber in einem anderen Punkt wird die "deutsche progressive Linke" ausgelöscht werden: die eingewanderten Massen sind nicht nur erzkonservativ... die sind quasi wie dem Mittelalter entsprungen. Frauenrechte, Homosexuellenrechte, gar Trans* und Gender*... Sowie die ganzen parasitären Lebensformen von "irgendwas mit Medien" auf Staatskosten... all das wird abgewickelt. Aus irgendeinem Grund scheint das vielen Linken nicht klar zu sein. Egal.

Ich bin dann schon tot.

___________________
Verbote sind Freiheit. Meinungen sind Terror. Quoten sind Leistung. Linke Regierung ist Familie. (c) Rot-Grüne Allianz
Prophezeiung: 2022, das Jahr in dem in Deutschland der Schleier für alle eingeführt wird. Nennt sich dann "Maske".
"Warum halten sie Begriffe wie 'Zigeunersoße' für rassistisch, aber 'Schei** Juden' für harmlos?", Hamed Abdel-Samad

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.540

28.05.2023 19:11
#7 RE: Der große Sprung ins Nirgendwo Antworten

Zitat von Frank2000 im Beitrag #6

In einem weiteren Punkt gewinnen die grünen Kommunisten und die roten Kommunisten ebenfalls: die Millionen Einwanderer sind fast alle Anhänger des Kollektivismus (gut, das war Adolf auch) und auf diese Weise könnte mit Verspätung der Sozialismus doch noch Deutschland erobern.


Ich fürchte, lieber Frank, in dem Punkt irren Sie sich. Was das Ergebnis sein wird, ist nicht eine formierte Gesellschaft unter dem Banner einer Ideologie (ob nun politisch oder religiös, was beim Islam unterm Strich zusammenfällt), sondern das, was Spengler unter einer Fellachen-Gesellschaft gemeint hat. Wobei "Gesellschaft" hier ein Oxymoron darstellt; es handelt sich nämlich genau nicht um eine Gesellschaft, sondern nur noch um ein Gemisch ohne übergreifende Klammer außer dem Alltag und dem Clan. Der Islam an-sich bietet diese höhere Ebene nicht an - ganz davon abgesehn, daß er auf Fatalismus, auf Kismet, auf gandenlose Unterwerfung unter die Schrift und die Gebote der Scharia hinausläuft. Auch in der islamischen Welt haben Sie keine Beispiele für Vielvölkerstaaten, die harmonisch miteinander auskommen. Das geht weit über den Gegewnsatz Schiiten / Sunniten hinaus. Die Saudis sind überall in der islamischen Welt unbeliebt; die Türken ebenfalls, in der Türkei haben beide Kandidaten in den letzten Wochen damit zu punkten versucht, alle syrischen Flüchtlinge aus dem Land zu weisen. Und da ist Afrika südlich der Sahara noch gar nicht berücksichtigt. Vor allem sind sämtliche ideologische Zielsetzungen, die unsere Linken, unabhängig von ihrer Farbschattierung, so pflegen, diesen Leuten absolut fremd bis abstoßend. Diesen Milllionen fehlt alles, was für die Herausbildung einer "Gesellschaft" nötig ist: die Erfahrung einer gemeinsamen Geschichte, einer sofort wiedererkannten kulturellen Besonderheit (außer der Umma; und das ist wie gesagt höchst bescheiden) und dem Willen, das aktiv auszubauen oder zu erhalten. Daß sie immer mehr und dominatner werden, liegt ja nicht am Proselytenmachen, sondern am ungebremsten Zustrom.



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.540

28.05.2023 19:46
#8 RE: Der große Sprung ins Nirgendwo Antworten

Zum Großen Sprung nach vorn: Frank Dikötter, der mehr als 20 Jahre die Akten in den betroffenen Gebieten ausgewertet hat, hat in seinem Buch "Mao's Great Famine" (Walker & Co. bzw. Bloomsbury, 2010 erschienen, also bevor Xis Personenkult die Archive wieder weitgehend unzugänglich gemacht hat) die bisherige Zahl vomn 30 Millionen Toten auf mindestens 45 Millionen (und womöglich sogar 54 bis 60 Millionen) heraufgesetzt.

Es war nicht so, daß den Parteikadern vor Ort das verborgen war oder daß sie untätig waren - aber die Eingaben sind nicht über die Zentralen in den einzelnen Provinzen an die Zentrale in Beijing weitergeben worden, weil die dortgige parteiführung immer nur Sollüberefüllung gemeldet hat, weil sie sonst sofort kaltgestellt worden wären. Dikötter zeigt auf, wie das dann infolge dieses Mechanismus selbstverstärkend gewirkt hat. Das hat sich erst 1961 geändert, als von den Ernteausfällen auch die Hauptstatdt selbst betroffen worden ist.



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Llarian Offline



Beiträge: 7.120

29.05.2023 09:54
#9 RE: Der große Sprung ins Nirgendwo Antworten

Zitat von Schwarzhut im Beitrag #5
Lieber Llarian,
der Vergleich mit Maos großem Sprung mag ja nahe liegen, aber ich sehe da ein paar gravierende Unterschiede:
Mao und seine Kommunisten waren quasi Alleinherrscher, das chinesische Volk hatte keine Informationsmöglichkeit oder Alternativen und wer nicht mitspielte, hatte wenig zu lachen. Das allgemeine Bildungsniveau war niedrig und die Eliten entweder in der Partei, im Lager oder unter der Erde.
In unserem Land sind die grünen Fanatiker eine Minderheit, das Bildungsniveau (bisher noch) deutlich höher, als damals in China, alternative Medien überall verfügbar und wer in Physik nicht völlig gepennt hat, kann in weniger als einer Stunde selber ausrechnen (Grundrechenarten genügen), dass diese "Transformation" das Land an die Wand fährt.
Neben Ihren eigenen Berechnungen und Erläuterungen lieber Llarian, sowie zahllosen Studien sei hier auch Werner Sinns "Energiewende ins Nichts " erwähnt.
Warum nur, das ist für mich die zentrale Frage, die mich seit Jahren umtreibt, folgt die Mehrheit trotzdem diesem irrsinnigen Kurs?

Weil sie davon ausgehen, lieber Schwarzhut, dass die Mehrheit zum einen gebildet ist, zum anderen sich nur durch Gewalt von oben tyrannisieren lässt. Beide Annahmen sind falsch.
Es mag schon sein, dass man die Mathematik der Energiewende in weniger als einer Stunde jedem Grundschüler wiederlegen kann. Aber der muss auch zuhören. Ich bewege mich mehrheitlich in Akademiker Kreisen und stelle ganz simpel fest: Das ist nicht der Fall. Die Bereitschaft auch nur simpelste Dinge nachzurechnen ist nicht gegeben. Formal mögen viele Menschen unheimlich gebildet sein, aber dumm sind sie am Ende trotzdem. Die klügsten Menschen können sich irre dämlich verhalten, wenn sie nur genügend Ignoranz verinnerlicht haben.
Zum anderen: Tyrannei braucht keine Mehrheiten. Mehrheiten sind dabei hilfreich, aber keine Grundvoraussetzung. Dazu lohnt es sich, sich mal völlige Eskalationen wie Kambodscha oder Ruanda anzusehen. Die eigentlichen Initiatoren, die Schlächter und Mörder, waren gar nicht so viele. Deutliche Minderheiten. Aber die Bereitschaft mitzumachen, auch wenn man selber gar nicht so daran glaubt, ist deutlich verbreiteter, und wenn nur aus Angst nicht selber zum Ziel zu werden. Auch die DDR ist ein gutes Beispiel: Die SED herrschte 28 Jahre lang unangefochten und das obschon sie in Zahlen weder besonders groß noch besonders beliebt war. Die ersten freien Wahlen haben deutlich gezeigt, dass die tatsächliche Anhängerschaft der Sozialisten kaum 5% betragen hat. Aber es hat trotzdem 28 Jahre funktioniert. Im heutigen Deutschland erleben wir genau das selbe: Eine Bereitschaft mit dem Strom zu schwimmen und einer Angst davor als Störenfried wahr genommen zu werden. Und das passiert ja auch: Machen Sie sich mal den Spaß in einer größeren Runde den Klimawandel in Frage zu stellen. Das ist echt vergnüglich, im besten Falle werden sie verlacht, im schlechtesten raus geschmissen. Die gesellschaftliche Ächtung bestimmte "Wahrheiten" in Frage zu stellen ist in Deutschland massiv. Das haben wir auch bei Corona gesehen: Es war lange bekannt, dass die Impfungen keine Übertragungen verhindern konnten. Aber die Ungeimpften waren trotzdem "böse", sie sind es bis heute. Weil sie anderer Meinung waren. Der Konformitätsdruck der deutschen Gesellschaft ist heute so hoch wie seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr. Und das ganz ohne direkte Gewalt. Und deswegen funktioniert das Ganze.

Zitat
Vielleicht, um sich von einer seit Jahrzehnten, völlig grundlos eingeredeten "Schuld" reinzuwaschen?


Viel zu kompliziert. Das mag die Grünen selber umtreiben (das "Grüne" ist ja eine fast lupenreine Religion, mit Heilslehre, Teufelsbild und Heiligen), aber das gemeine Volk pfeift eher auf diesen Schuldkomplex. Aber Angst haben sie trotzdem.

Zitat
Auch dieses Pfingstfest hat keine Erleuchtung gebracht!


Kann es auch nicht, denn noch geht es den Leuten zu gut. Aber keine Sorge, nichts ist härter als die Realität, auf die das Land aufschlägt.

Kleiner Nachgedanke: Wir erleben derzeit bei Corona etwas ganz Kurioses: Keiner will es gewesen sein. Drosten will nicht für seine Vorschläge verantwortlich sein. Das RKI will nicht für Schulschließungen verantwortlich sein. Lauterbach will seine Impfaussagen nicht getätigt haben. Niemand will irgend etwas gewesen sein. Das ist schon erstaunlich. Und hier erlaube ich mir eine Prognose: Das wird bei den Klimaalarmisten nicht anders sein. Wenn wirklich der Strom mal mehr als nur regional ausfällt, wird Habeck nicht schuld sein. Auch der Baerbock wird nicht schuld sein. Wenn der Reallohnverlust sich im nächsten Jahre fortsetzt, wird Ricarda Lang alle Schuld von sich weisen. Die ARD wird damit nichts zu tun haben. Das Merkel schon mal gar nicht. Sie werden alle nicht schuld sein. Sie werden sich genauso rausreden, wie es derzeit die Coroniker tun. "Wir haben das ja nicht besser gewusst", "Niemand hätte mit den Folgen rechnen können" und "Eigentlich sind ja die Klimaleugner an allem schuld". Natürlich ist nichts davon auch nur im Ansatz richtig: Wie Sie korrekt schreiben kann jeder Idiot mit einem Taschenrechner die Energiewende als Blödsinn überführen. Und die Folgen sind wieder und wieder und wieder von Wirtschaftsfachleuten aufgezeigt worden. Und die "Klimaleugner" sind immer Sturm gegen die ganzen Ideen gelaufen. Juckt aber nicht, war bei Corona nicht anders. Allerletzter Nachgedanke, wenn dann auch schon leicht off topic: Das ist mit ein wichtiger Grund warum es so wichtig ist die Corona-Verbrecher nicht einfach damit davon kommen zu lassen. Weil sie es ansonsten auf größerer Basis noch einmal tun werden. Und dann werden am Ende nicht tausende sondern Millionen dafür sterben.

Schwarzhut Offline



Beiträge: 61

29.05.2023 15:54
#10 RE: Der große Sprung ins Nirgendwo Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #9
Ich bewege mich mehrheitlich in Akademiker Kreisen und stelle ganz simpel fest: Das ist nicht der Fall. Die Bereitschaft auch nur simpelste Dinge nachzurechnen ist nicht gegeben. Formal mögen viele Menschen unheimlich gebildet sein, aber dumm sind sie am Ende trotzdem. Die klügsten Menschen können sich irre dämlich verhalten, wenn sie nur genügend Ignoranz verinnerlicht haben.

Lieber Llarian,
diese Erfahrung musste ich leider ebenfalls machen. Berufsbedingt habe ich viel mit Ingenieuren und Physikern zu tun und weder beim "Klimawandel" , noch gar bei "Corona" konnte ich diejenigen, die nicht meiner Meinung waren, durch logische Argumente überzeugen.
Da scheint es im Kopf eine Sperre zu geben und selbst nachdem fast alles, was öffentlich über Corona und die Gentherapie verbreitet wurde, sich als falsch herausgestellt hatte, wird von jenen argumentiert, dass es ohne die Maßnahmen sicher schlimmer gekommen wäre.
Eine Analogie zwischen Corona-Hysterie und Klima-Hysterie herzustellen sei nach deren Ansicht, komplett unzulässig und die "Fachleute" wüssten das wohl viel besser, als ich mit meiner laienhaften Sichtweise.

Zitat von Llarian im Beitrag #9
Aber die Bereitschaft mitzumachen, auch wenn man selber gar nicht so daran glaubt, ist deutlich verbreiteter, und wenn nur aus Angst nicht selber zum Ziel zu werden. Auch die DDR ist ein gutes Beispiel: Die SED herrschte 28 Jahre lang unangefochten und das obschon sie in Zahlen weder besonders groß noch besonders beliebt war. Die ersten freien Wahlen haben deutlich gezeigt, dass die tatsächliche Anhängerschaft der Sozialisten kaum 5% betragen hat. Aber es hat trotzdem 28 Jahre funktioniert.

Sie haben vermutlich völlig recht, mit Ihrer Ansicht.
Es muss wohl, wie Sie sagen, an der Angst liegen, sich außerhalb des Meinungskorridors zu bewegen, als Querdenker, Schwurbler oder gar Rechter eingeordnet zu werden.
Da in meinem ganzen Leben nur Zahlen, Daten und Fakten wichtig waren, messe ich dem Konformismusbestreben zu wenig Bedeutung bei.
Man kann sich halt nicht wünschen, dass eine Schaltung funktioniert oder eine Brücke trägt, man muss sie vorher sauber berechnet haben!
Aber das Problem kennen Sie wohl aus eigenem Erleben.

Zitat von Llarian im Beitrag #9
Das ist mit ein wichtiger Grund warum es so wichtig ist die Corona-Verbrecher nicht einfach damit davon kommen zu lassen. Weil sie es ansonsten auf größerer Basis noch einmal tun werden. Und dann werden am Ende nicht tausende sondern Millionen dafür sterben.


Ihre Haltung zur Aufarbeitung der Corona-Maßnahmen teile ich. Wobei ich wenig Hoffnung hege. Obwohl inzwischen immer mehr Ungeheuerlichkeiten zu diesem Thema ans Licht kommen, scheint das Verlangen nach Aufklärung eher abzuflauen. Ähnlich wie bei früheren geschichtlichen Ereignissen, verdrängt die Gesellschaft, die mehrheitlich mitgemacht hat, die Folgen.
Vielleicht liegt hier die Ursache für das propagandistische Trommelfeuer "Erderhitzung"? Ablenkung mit der nächsten "tödlichen" Bedrohung.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.540

30.05.2023 19:18
#11 RE: Der große Sprung ins Nirgendwo Antworten

Zitat
Seit 2007 begrüßte in der Eingangshalle des Bundeswirtschaftsministeriums eine Bronze-Büste von Ludwig Erhard die Besucher. Jetzt ist die Büste verschwunden – der Leihgeber hat sie zurückgefordert.

Ludwig Erhard, der legendäre Wirtschaftsminister der Jahre 1949 bis 1963, ist aus Berlin nach Bonn zurückgekehrt. Seine Büste wurde aus der Eingangshalle des Bundeswirtschaftsministeriums entfernt und in die Privatwohnung des Leihgebers verschickt. Der hatte die Rückgabe verlangt.

Tatsächlich hat Habecks Politik wenig mit dem zu tun, wofür Ludwig Erhard steht: Statt dessen Losung „Wohlstand für Alle“ gilt jetzt die Forderung nach „De-Growth“ – einem generellen Schrumpfen der Wirtschaft, um so irgendwie den CO2-Ausstoß zu vermindern. Unter Habeck nehmen die staatlichen Eingriffe in die Wirtschaft rapide zu: Die ohnehin schon staatslastige Energiepolitik ist faktisch eine Beamtenwirtschaft, die Preise, Mengen und Technologien der Energieerzeugung bestimmen.

Bislang folgte Habeck dem Rat der umstrittenen Wirtschaftspublizistin Mariana Mazzucato. In Habecks eigenen Worten: „Ich hatte mich zuvor intensiv mit ihren Schriften beschäftigt, und sie gehören zu den besten.“ Da dürften schon Splitter des großen Spiegels ihm im Herzen und im Auge gesessen haben: „Im direkten Gespräch war die Frau eine Macht, eine Autorität.“ Es ist neuer Wein in alten Schläuchen oder ein ideengeschichtlicher Riesenrückschritt.

Der Titel ihres einflussreichen Buchs mit dem aktivistischen Titel: „Mission. Auf dem Weg zu einer Neuen Wirtschaft“ erinnert nicht nur an die historische Mission der Arbeiterklasse, er erinnert auch an das Neue Ökonomische System der Leitung und Planung, kurz NÖSPL genannt, also an den gescheiterten Versuch Anfang der sechziger Jahre, die stalinistische Kommandowirtschaft in der DDR zu reformieren und so etwas wie eine sozialistische Marktwirtschaft zu erschaffen – eine neue Wirtschaft zu erdenken, was von Mariana Mazzucato über Robert Habeck bis hin zu Luisa Neubauer momentan alle wollen, so Klaus-Rüdiger Mai in einer Analyse.

Ziel aller Politik – auch der Wirtschaftspolitik – war und ist sowohl für Mariana Mazzucato als auch für Robert Habeck, gegen den Klimawandel zu kämpfen. Da Geld für Robert Habeck anscheinend keine Bedeutung besitzt, konnte er verkünden: „Es wird nicht am Geld scheitern, um Deutschland klimaneutral zu machen.“ Die Mehrkosten für die Klimawandelbekämpfungsindustrie bezifferte Habeck auf dem Parteitag freihändig auf 50 Milliarden Euro. „Es ist ja nur Geld“, gilt als Habecks wirtschaftspolitische Erkenntnis. Mittlerweile ist bereits die Rede von 500 Milliarden Euro pro Jahr für den Umbau der klimaneutralen Energieversorgung, so überschlagmäßig berechnet vom Energieexperten André Thess.

Das mögen irre Zahlen sein; Habecks Wärempumpenplan allein wird irgendwo zwischen 200 und 500 Milliarden Euro veranschlagt. Wie sein Vorbild spricht Habeck lieber nicht von Wirtschaft, sondern von einer „Mission“: „Missionsorientiertes Denken auf unsere Zeit anzuwenden, bedarf nicht nur der Anpassung, sondern einer institutionellen Innovation, die neue Märkte zu schaffen und bestehende neu zu gestalten vermag.“


https://www.tichyseinblick.de/tichys-ein...hard-auskommen/

Zitat
Im Grunde zitiert Habeck, ohne dass er es vermutlich weiß, nur J.W. Stalin, wenn er meint, dass die Freiheit der Märkte erst dann gefragt ist, wenn die Politik den Unternehmen die richtige Richtung gewiesen hat. Stalin bemerkte seinerzeit: Wenn die Richtung klar ist, entscheiden die Kader alles. Unternehmer, denen die Richtung gewiesen wurde, sind dann nur noch Kader einer grünen Kommandowirtschaft. „So bauen wir“, begeistert sich Habeck, „von der Mission aus, vom Ziel her aus eine klimaneutrale Gesellschaft. Wir brauchen dafür die freien Märkte, das freie Unternehmertum, aber es muss eine Richtung bekommen, es muss sich dem gesellschaftlichen Ziel anschließen und die Richtung bekommt es, wenn die öffentliche Hand mit ihrer Finanzierung vorangeht.“



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

alpha_beta Offline



Beiträge: 143

31.05.2023 21:30
#12 RE: Der große Sprung ins Nirgendwo Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #11

Zitat
Im Grunde zitiert Habeck, ohne dass er es vermutlich weiß, nur J.W. Stalin, wenn er meint, dass die Freiheit der Märkte erst dann gefragt ist, wenn die Politik den Unternehmen die richtige Richtung gewiesen hat. Stalin bemerkte seinerzeit: Wenn die Richtung klar ist, entscheiden die Kader alles. Unternehmer, denen die Richtung gewiesen wurde, sind dann nur noch Kader einer grünen Kommandowirtschaft. „So bauen wir“, begeistert sich Habeck, „von der Mission aus, vom Ziel her aus eine klimaneutrale Gesellschaft. Wir brauchen dafür die freien Märkte, das freie Unternehmertum, aber es muss eine Richtung bekommen, es muss sich dem gesellschaftlichen Ziel anschließen und die Richtung bekommt es, wenn die öffentliche Hand mit ihrer Finanzierung vorangeht.“




Gruselig. Wirklich gruselig. Ich verstehe, dass die Medien das alles ganz dufte finden - ihre Pründe werden garantiert nicht schrumpfen. Aber wie wenig Widerstand insgesamt aus Politik, Wirtschaft und Bevölkerung kommt ist schon wirklich erschreckend. Fast so als sei der Überlebenswille abhanden gekommen.

___________________
Fiat iustitia, ne pereat mundus.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.540

03.06.2023 19:47
#13 RE: Der große Sprung ins Nirgendwo Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #3
Die Strategie, die die gefahren haben, verdankt sich Gramscis Konzept vom "Langen Marsch durch die Institutionen." Gramsci hat das in den späten Dreißiger Jahren in Italien ausgeheckt, weil ihn das Mussolini-Regime vorsichtshalber weggesperrt hatte. Die Idee dahinter ist: wie schaffen wir es, trotz Verbot + Kleinhaltung irgendwann doch "die Revolution zu machen"? (Wobei das aus marxistischer Sicht natürlich irgendwann zwangsläufig erfolgen würde - es ging darum, den Weg dahin nach Kräften abzukürzen - Hari Seldon läßt grüßen). Das solte durch Einsickern in eben die staatlichen Institutionen erfolgen, durch Förderung dieser Infiltrierung durch die Eingeschleusten, und bei den Institutionen waren vor allem die Verwaltung und die Schulen gemeint.


Stichwort Gramsci. Norbert Bolz vorgestern im Gespräch mit dem Herausgeber des "Sandwirt," David Boos:

Zitat
(Boos): In der Rhetorik erscheint es so, als wären die "alten weißen Männer" das Establishment - aber das Establishment ist mittlerweile schon auf der anderen Seite, und wir haben es ja eigentlich eher mit Propaganda zu tun, eines vorherrschenden Systems.

Norbert Bolz: Absolut. Also man kann durchaus sagen, daß Granscis "Marsch durch die Institutionen" mit unglaublichem Erfolg stattgefunden hat, und daß im Grund auch die letzten Bastionen der bürgerlichen Welt mittlerweile besetzt sind von den Kulturrevolutionären. Das ist natürlich besonders stark - viele Jahre und Jahrzehnte - zu spüren gewesen in den Bildungsinstitutionen, also in allen Bereichen der Bildung, Erziehung, wenn Sie so wollen, vom Kindergarten bis zur Universität. Man beobachtet das aber eben auch in der Politik sehr, sehr deutlich. Also auch die Politik wird immer mehr getragen vom Elfenbeinturm und nicht mehr von Leuten aus der Mitte der Gesellschaft. Sie beobachten es aber auch im Entertainment, daß dieser "Hollywood-Effekt," den man in Hollywood schon in den 40er, 50 Jahren beobachten konnte - daß die alle links bis hin zu Kommunismus-orientiert waren; und sei es auch nur auus Modegründen. Es ist auch auch vielfach auch eine. Das ist mittlerweile auch bei uns im Entertainmentbereich sehr, seh deutlich. Von der Kunst ganz zu schweigen - wenn man das noch Kunst nennen will, was uns heute angeboten wird. Das ist meistens ja nur Historismus der Moderne und nicht mehr wirkliche, innovative Kunst. Ja, und es hat natürlich auch mittlerweile die Universitäten ereicht. Und leider nicht nur die Studenten, sondern vor allen Dingen auch die Professoren, also den sogenannten Lehrkörper - so daß man sich schon umsehen muß, wo eigentich noch Gegenkräfte sein könnten, die auch artikuliert sind. Und was wirklich zum Ende pessimistisch stimmt - das hab' ich allerdings in dem Buch nicht mehr so deutlich untersucht, das wäre eine weitere spannende Untersuchung - inwieweit Greenasching und der Wokismus auch in die Wirtschaft Einzug gehalten hat. Dazu gibt es mittlerweile auch schon sehr spannende Fallberichte. Also auch die Wirtschaft hat in ihrem bekannten grenzenlosen Oppotunismus natürlich jetzt auch auf diese Zeitgeistwelle gesetzt. So daß Sie also auch, wenn Sie mit Menschen der harten Wirtschaftsrealität konfrontiert sind, durchaus auf Wokismus treffen. Dort ist es zwar meistens reine Heuchelei, so wie beim Greenwashing auch - also es ist oft nichts anderes als Heuchelei, schlichte Anpassung an der Zeitgeist. Sowie auch bei den Kirchen, absurder- und lustigerweise. Also kurzum: es gibt fast keinen Kulturbereich, keinen Gesellschaftsbereich, der nicht schon ergriffen wäre von diesem Wokismus, der sich ja wunderbar vereinen läßt mit der ihm vorangehenden Bewegung des Greenwashing, alos der Umweltbewegung - das greift ja nahtlos ineinander über.

Und insofern ist das in der Tat so, daß im Grunde nicht Marx gesiegt hat, sondern Gramsci. Gramsci, den die meisten Menschen gar nicht kennen. Der italienische Kommunist, der aus dem Gefängnis heraus seine entscheidenden Überlegungen angestellt hat. Mit der Grundüberlegung, daß das Marxsche Proletariat, die Arbeiterschaft der Industriegesellschaft mehr oder minder die revolutionäre Bewegung in Gang hält - daß das eine absurde Überlegung war, eine viel zu utopisache Überlegung. Sondern daß man umgekehrt eben im Marsch durch die Institutionen die Kultur subvertieren muß. Also die kulturellen Stützen der bürgerlichen Gesellschaft, die müssen subvertiert werden, die müsen unterlaufen werden. Die Kultur muß zum Einsturz gebracht werden -und dann können die sozialen Revolutionen anschließen. Das war Gramscis neue Idee. Und die 68er waren eben die ersten, die das wirklich ernst genommen haben. Die Gramscis Idees aufgegriffen haben. Und man muß zugeben, daß die damals noch lesen konnten. Also die haben tatsächlich noch sich mit diesen Texten beschäftigt - während heute ja nur noch Parolen durch die Welt gerufen werden oder dahinter gar keine Theorie mehr steckt. Aber das ist für mich auch der Unterschied zwischen heute und damals. Die 68er waren zwar genauso verblendet wie die Woken von heute, aber sie hatten noch was im Kopf. Sie konnten noch denken und sie konnten noch schreiben. Sie haben zwar die falschen Dinge gelesen meines Erachtens, aber sie haben noch gelesen. Sie konnten noch denken. Sie haben noch diskutiert, sie waren noch diskussionsfähig. Wenn man zurückdenkt an große Kontroversen etwa von Krahl oder auch Dutschke oder Cohn-Bendit - diese Leute waren noch in der Lage, auch im Fernsehen oder im mit Radio Politikern oder Wissenschaftlern unterschiedlichster Couleur in ein interessantes Gespräch einzutreten. Das gibt es heute gar nicht mehr.



https://www.youtube.com/watch?v=J-cXkd6nVuw&t=376s



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Ulrich Elkmann Offline




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03.06.2023 23:11
#14 RE: Der große Sprung ins Nirgendwo Antworten

Noch zum Obigen.

Bolz spricht hier etwas an, das direkt ins Zentrum des Unterschied zwischen den sozialistischen 68ern und den heutigen Klimafatzken zielt. Nämlich das völlig Fehlen eines historischen Bewußsteins, eins Wissens um die eigene Geschichte, Entstehung und Entwicklung. Bei "68" war das ja nicht nur gegen den "Spätkapitalismus" (auch "Schweinesystem" genannt) gerichtet, das beseitigt, abgerissen, spurlos ersetzt werden sollte durhc ws-auch-immer (mehr als vage Vorstellungen von einem Rätesystem hatten Krahl & Co. auch nie), sondern vor allem in der Abrgezung der eigenen Positionnen von dene der Vorläufer. Das war immer im gleichen Maß ein Abarbeiten an der eigenen Geschichte. Warum die bisherigen Varianten zwar nicht falsch gewesen waeren (das konnten sie ja qua definitionem nicht sein), aber warum sie unter den jetzt herrschenden Verhältnissen ihre Gültigkeit verloren hatten und durch den "Sozialismus X.0" als Betriebssystem ersetzt werden mußten. Marx wollte "Hegel vom Kopf auf die Füße" stellen, Lening wollte "Marx auf die Füße stellen," Staling dann Lenin, Trotzki Stalin und Dutschke wieder Lenin. Das kann man schon exemplarisch an talins "Kurzem Lehrgang der KPdSU (B)" von 1938 sehen. das umfaßte zwar auch immer das Umschreiben der Geschichte -aber diese Betonung an den historischen Zeitpfeil war immer essentiell (nicht zuletzt, weil man sich auf die >gesetze der Geschichte berief, weil man sie erkannt hatte und ihnen Kräften in der richtigen Richtung den Vorlauf vorgab).

Genau diese historische Dimension fehlt den heutigen Ökologismus völlig (dem Wokismus als letzter Schwungstufe des feminismus übrigens auch). Und das seit dem Großwerden der Grünen als politische Macht also seit Mitte der 80er Jahre. Da gibt es kein Zurückblicken, kein Bilanzziehen, kein Lernen aus den gemachtren Erfahrungen von mittlerweile 40 Jahren. Das ist zum einen natürlich ebenso essentiell, weil sonst klar würde, daß keine einzige der angekündigten Apokalyspen je eingetroffen ist (der Wald ist nicht gestorben, das Ozonloch ist vergessen, Peak Oil hat nie gedroht, die Eisbären sind nicht ausgestorben). Sondern auch, weil das der Natur dieser Bewegung wiederspricht. Es handelt sich um eine politische Religion, einen Kult, der nur die ewige Gegenwart kennt, und der einzig per Daueralarmierung funktioniert.



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Frankenstein Offline




Beiträge: 891

04.06.2023 13:39
#15 RE: Der große Sprung ins Nirgendwo Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #14
Genau diese historische Dimension fehlt den heutigen Ökologismus völlig (dem Wokismus als letzter Schwungstufe des feminismus übrigens auch). Und das seit dem Großwerden der Grünen als politische Macht also seit Mitte der 80er Jahre. Da gibt es kein Zurückblicken, kein Bilanzziehen, kein Lernen aus den gemachtren Erfahrungen von mittlerweile 40 Jahren. Das ist zum einen natürlich ebenso essentiell, weil sonst klar würde, daß keine einzige der angekündigten Apokalyspen je eingetroffen ist (der Wald ist nicht gestorben, das Ozonloch ist vergessen, Peak Oil hat nie gedroht, die Eisbären sind nicht ausgestorben). Sondern auch, weil das der Natur dieser Bewegung wiederspricht. Es handelt sich um eine politische Religion, einen Kult, der nur die ewige Gegenwart kennt, und der einzig per Daueralarmierung funktioniert.

Sehr interessante Analyse, Ulrich.

Wobei ich gerne die Aufmerksamkeit darauf lenken möchte, dass die eigentlichen Grünen und ihre Unterstützer sich ja weder auf Kommunismus, Sozialismus oder Marxismus berufen (haben) und entsprechende Vorwürfe von daher weder verstehen noch ernst nehmen (entsprechende Kritik perlt daher an ihnen ab). Im Gegenteil: Man hat sich da auch immer als eine Art Gegenentwurf zu diesen totalitären Ideologen verstanden und war im entsprechenden Milieu daher auch lange Zeit verhasst, auch wenn die Grünen natürlich von vielen originären Linken unterwandert wurde und sowohl linke als auch bürgerliche Parteien grüne Narrative mittlerweile nahezu 1:1 übernommen haben. Die Umsetzung vieler echter grüner Positionen (damit sind weder Woke-Schwachsinn noch Weltuntergangskult gemeint) waren ja auch überfällig (und sind es teilweise bis heute), um diverse gesellschaftliche Verkrustungen, die - insbesondere in ländlichen Regionen - auch heute noch existieren, aufzubrechen. Beispielsweise sind Schwulenfeindichkeit, Gewalt gegen Kinder und Umweltverschmutzung bis zur heutigen Tage durchaus real, selbst wenn der gesellschaftliche Konsens der Mehrheitsgesellschaft zu diesen Themen mittlerweile ein völlig anderer sein mag.

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.430

04.06.2023 15:24
#16 RE: Der große Sprung ins Nirgendwo Antworten

Zitat von Frankenstein im Beitrag #15

Beispielsweise sind Schwulenfeindichkeit, Gewalt gegen Kinder und Umweltverschmutzung bis zur heutigen Tage durchaus real, selbst wenn der gesellschaftliche Konsens der Mehrheitsgesellschaft zu diesen Themen mittlerweile ein völlig anderer sein mag.


Vor 40 Jahren war es in den westlichen Geisteswissenschaften Konsens, dass es auch psychische Gewalt gegen Kinder gibt.

Auf dem Gebiet sind die woken Communities Weltmeister.

___________________
Verbote sind Freiheit. Meinungen sind Terror. Quoten sind Leistung. Linke Regierung ist Familie. (c) Rot-Grüne Allianz
Prophezeiung: 2022, das Jahr in dem in Deutschland der Schleier für alle eingeführt wird. Nennt sich dann "Maske".
"Warum halten sie Begriffe wie 'Zigeunersoße' für rassistisch, aber 'Schei** Juden' für harmlos?", Hamed Abdel-Samad

Frankenstein Offline




Beiträge: 891

04.06.2023 20:07
#17 RE: Der große Sprung ins Nirgendwo Antworten

Zitat von Frank2000 im Beitrag #16
Zitat von Frankenstein im Beitrag #15

Beispielsweise sind Schwulenfeindichkeit, Gewalt gegen Kinder und Umweltverschmutzung bis zur heutigen Tage durchaus real, selbst wenn der gesellschaftliche Konsens der Mehrheitsgesellschaft zu diesen Themen mittlerweile ein völlig anderer sein mag.


Vor 40 Jahren war es in den westlichen Geisteswissenschaften Konsens, dass es auch psychische Gewalt gegen Kinder gibt.

Auf dem Gebiet sind die woken Communities Weltmeister.

Richtig, aber diese 'woken Communities' dominieren zwar die öffentliche Diskurs in den Medien, finden jedoch in der Realität so überhaupt nicht statt. Weder in der Schule meiner Kinder (Hamburg), noch im Umfeld meiner über 200 Kollegen (Behörde) kenne ich jemanden, der irgendwie 'woke' wäre. In der Normalbevölkerung gibt es keine 'Woken', die meisten wissen nicht einmal, was das eigentlich sein soll. Es handelt sich um ein reines Laberfächer-Phänomen (Politik, Medien, Sozial-/Geistes'wissenschaften', Twitter).

zwerg Offline



Beiträge: 80

05.06.2023 15:26
#18 RE: Der große Sprung ins Nirgendwo Antworten

Es mag ein Laberfächer-Phänomen sein, aber trotzdem werden woke Talking Points auch in Deutschland von wichtigen Leuten vertreten. Die Laberfächer haben gewonnen und im angelsächsischen Raum haben sie auch die MINT-Fächer bereits übernommen, so dass sämtliche Wissenschaftsorganisationen aber auch Nature heute woke sind, z.T. entsprechende DEI-Gremien haben und Autoren und Reviewer teils Fragen zu Sexualität und Rasse beantworten müssen, bevor sie publizieren oder reviewen dürfen.

Die Mehrheitsbevölkerung lehnt es ab, aber das hat in den letzten Jahren nichts aufgehalten. Die Mehrheitsbevölkerung weiß, dass sie besser den Mund hält.

Da hier Mao schon erwähnt wurde, ich finde die Bezeichnung Maoismus amerikanischer Prägung recht spannend. Das ist ja bei all diesen Dingen der Kern, dass sich nichts exakt gleich wiederholt, aber die Konzepte in neuer Form daher kommen und so neues Unglück produzieren können. Aber wir erkennen es nicht, weil ja die heutigen Vertreter anders aussehen und heutige Dinge fordern statt Themen von damals. Und natürlich werden gute Dinge gefordert, die uns überzeugen sollen, aber ist das Vorgehen wirklich hilfreich oder passiert etwas anderes? Gut gemeint und gut macht ist halt sehr unterschiedlich. Das ist wie Klimaschutz als Ziel ausgeben und dann für Ansätze mit hohem CO2-Austoß und hohem Ressourcenverbrauch zu sein, soll ja vorkommen. Oder extrem teuer und kaum was bringend, und vermutlich nichts bringend, wenn man den Schaden durch die verfrühte Produktion und zu frühe Entsorgung mitrechnet.

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.430

06.06.2023 07:09
#19 RE: Der große Sprung ins Nirgendwo Antworten

Zitat von Frankenstein im Beitrag #17


Es handelt sich um ein reines Laberfächer-Phänomen (...).




Dann gebe ich mal ein Beispiel: als Frauen verkleidete Männer ("Transgender") in die Schulen zu schicken um Kindern Bücher vorzulesen in denen beschrieben wird, wie toll der Sex zwischen Männern ist, ist psychische Gewalt.

Erwachsene Menschen dürfen einvernehmlich tun, was sie wollen. Aber Kinder vor der Pubertät solche Bilder aufzuzwingen, ist widerlich und kinderfeindlich. Es gab auch schon Schulen, wo Kindern Sexspielzeug vorgeführt wurde oder die Kinder Sexstellungen zeichnen sollten.

Das ist Vergewaltigung von Kinderseelen und die Verantwortlichen sollten für Jahre in den Knast wandern, anstatt von der Politik gefeiert zu werden.

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Prophezeiung: 2022, das Jahr in dem in Deutschland der Schleier für alle eingeführt wird. Nennt sich dann "Maske".
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Frankenstein Offline




Beiträge: 891

06.06.2023 16:24
#20 RE: Der große Sprung ins Nirgendwo Antworten

Zitat von Frank2000 im Beitrag #19
Zitat von Frankenstein im Beitrag #17


Es handelt sich um ein reines Laberfächer-Phänomen (...).




Dann gebe ich mal ein Beispiel: als Frauen verkleidete Männer ("Transgender") in die Schulen zu schicken um Kindern Bücher vorzulesen in denen beschrieben wird, wie toll der Sex zwischen Männern ist, ist psychische Gewalt.

Erwachsene Menschen dürfen einvernehmlich tun, was sie wollen. Aber Kinder vor der Pubertät solche Bilder aufzuzwingen, ist widerlich und kinderfeindlich. Es gab auch schon Schulen, wo Kindern Sexspielzeug vorgeführt wurde oder die Kinder Sexstellungen zeichnen sollten.

Das ist Vergewaltigung von Kinderseelen und die Verantwortlichen sollten für Jahre in den Knast wandern, anstatt von der Politik gefeiert zu werden.

Die überwältigende Mehrheit der Bürger interessiert sich nicht die Bohne für diesen Quatsch und ist bestenfalls genervt davon, wenn man sie damit belästigt. An der Schule meiner Kinder findet so ein Stuss jedenfalls nicht statt und ich würde wagen zu behaupten, dass nicht allzu viele Schulen von dem Schwachsinn betroffen sind (man nimmt es nur anders war, da das medial natürlich ausgeschlachtet wird).

Dass heisst natürlich nicht, dass die Schwätzer und Schreiberlinge aus den Laberfächern nicht enorm mächtig wären - im Gegenteil: Sie dominieren den öffentlichen Diskurs und damit Politik und Medien. Dennoch abbilden ihre Protagonisten nur eine verschwindend geringe Minderheit der Gesamtbevölkerung.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.540

06.06.2023 17:09
#21 RE: Der große Sprung ins Nirgendwo Antworten

Zitat von Frankenstein im Beitrag #20
An der Schule meiner Kinder findet so ein Stuss jedenfalls nicht statt und ich würde wagen zu behaupten, dass nicht allzu viele Schulen von dem Schwachsinn betroffen sind

Das könnte damit zu tun haben, daß dieses Phänaomen sich bislang hauptsächlich auf die USA beschränkt. (Ich kann mich kaum an Bilder solcher Vorlesestunden im Kindergarten oder Bühnendarbietungen erinnern, die nicht aus dem englischsprachigen Bereich kommen). Während die Klimakleberei wohl ein zu gefühlt 97% rein-deutsches Phänomen darstellt.

Es fällt aber bei all diesen Scharaden ein Punkt auf. bei diesem "Sichtbarmachen" (bei den Horrorclowns) bis "reißt das ganze System ein!" (bei den Klimaclowns) handelt es sich ja durchweg nur noch um die dürftigste Symbolpolitik, um die immergleichen Manifestationen. Die Lufthoheit im gesellschaftlichen Diskurs erreichtr man, indem

# man im Kindergarten aus einer Mischung von "Peter und der Wolf" & dem Marquis de Sade vorliest.
# sich auf dem Asphalt von Großstadtstraßen festleimt.
# Freitagsmittags zwei Stunden lang in Klassenstärke durch die Innenstadt latscht und "wir sind laut!" skandiert.
# In Frauensportwettbewerben den Teilnehmerinnen aufgrund schierer stärkerer Konstitution die Medaillen stiehlt.
# sich als Mann durch Erklärung von Blödsinn Zugang zur Frauensauna verschafft.
# Ampelmännchen durch schwule Pärchen ersetzt (bei uns in Münster haben sie vor dem Hauptbahnhof im vergangenen Monat sämtliche Wege in die Innenstadt so umgepolt).
# in Hambi & Lützi mit Dreck wirft.

Da capo al fine.

Und es vergeht keine Woche mehr, in der man nicht mehrfach damit belästigt wird. Als ob da ein Wettberwerb stattfinden würde, wie weit die Meßlatte des Schwachsinns noch abgesnkt werden kann.

Ich habe ja vor kurzem Norbert Bolz zitiert, dahingehend, daß die "68er" zwar auch rammdösig waren (in ihrem Plan, "das System zu überwinden"), daß sie aber ein wenig mehr beisammen hatten, um in solchem Krampf den Hebel zu sehen, mit dem sich die Erde aus den Angeln heben läßt. Das ist übrigens auch der Grund, warum ich es für unwahrscheinlich halte, daß sich hier demnächst eine "grüne RAF" formieren wird: die sind schlicht nicht organisiert genug (während die RAF 1.0 ja genügend a. Vorbilder, von Brasilien bis zur PLO und b. handfeste Unterstützung auch von außen hatte). Die einzige Frage ist nur: warum läßt sich eine Gesellschaft von solchen Gestalten auf der Nase herumtanzen? Bzw.: wie lange dauert es, bis ihr der Geduldsfaden reißt?



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Frankenstein Offline




Beiträge: 891

07.06.2023 10:41
#22 RE: Der große Sprung ins Nirgendwo Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #21
[quote=""|p171659]Die einzige Frage ist nur: warum läßt sich eine Gesellschaft von solchen Gestalten auf der Nase herumtanzen? Bzw.: wie lange dauert es, bis ihr der Geduldsfaden reißt?

In den Nachbarländern gibt es ja bereits starke Absetzungsbewegungen Richtung rechtskonservativ.

In Deutschland dauert es länger, weil es hierzulande eine ans Pathologische grenzende Nazi-Hysterie gibt. Der Backlash wird aber früher oder später kommen. Vielleicht in Form der Freien Wähler, was die FDP eventuell nicht überleben würde, wenn sie nicht endlich begreift, dass die Republik die Grenzen für Asyltouristen endlich schliessen muss. Ich halte aber langfristig auch Schwarz-Blau für wahrscheinlich, was dann wohl ähnlich ablaufen würde wie seinerzeit in Hamburg mit Schill. Den richtigen Zeitpunkt für das erste Pilotprojekt zu finden wird jedoch nicht einfach. Wie lief das denn damals in Österreich mit der FPÖ?

Llarian Offline



Beiträge: 7.120

07.06.2023 11:58
#23 RE: Der große Sprung ins Nirgendwo Antworten

Zitat von Frankenstein im Beitrag #22
In Deutschland dauert es länger, weil es hierzulande eine ans Pathologische grenzende Nazi-Hysterie gibt. Der Backlash wird aber früher oder später kommen.

Die erste Frage ist, ob er rechtzeitig kommt, denn auch wenn die Platte eben kaputt ist, Deutschland steht rein energetisch vor einer mittelschweren Katastrophe. Selbst wenn der Backlash morgen käme, sind schon so massive Schäden angerichtet, dass es auch bei völliger Kursumkehr noch sehr bitter werden würde. Wer immer das Erbe der Grünen antreten wird, wird ein sehr, sehr bitteres Erbe vorfinden.

Zum anderen: Es gibt durchaus eine ganz andere Möglichkeit als schwarz-blau. Und zwar blau. Und das aus zwei ganz nahe liegenden Gründen: Zum einen weigert sich die CDU in ihren Grundzügen gegen die AfD und die Merkelianer werden da noch lange das Sagen haben. Zudem das nicht dadurch besser werden wird, wenn die AfD die CDU überholen sollte (denn der Koch wird nicht gerne zum Kellner). Zum anderen neigen die Deutschen seit jeher zum Extrem. Heute sind sie alle Antifaschisten, weil das gerade modern ist. Aber morgen stehen die selben(!) Leute, die noch vor acht Jahren Teddybären auf Asylanten geworfen haben, vor dem Asylantenheim und skandieren "Ausländer raus." Die selben Leute, die noch vor wenigen Jahren ein Herz für Demonstranten hatten und das die böse Polizei doch bitte mit diesen diskutieren sollte, weil Gewalt ja keine Lösung ist, konnten vor zwei Jahren gar nicht genug China haben, damit den blöden "Schwurblern" mal ordentlich der Gummiknüppel über die Kopf zu ziehen sei. Das ist das Problem an Deutschland: Die Leute sind von Demokratie noch am ehesten überzeugt, aber nicht vom Rechtstaat oder gar von ethischen Prinzipien. Die wählen morgen auch die AfD, wenn(!) es nur genügend andere tun.

Der wesentliche Grund warum noch so wenige die AfD wählen liegt in der massiven Tabuisierung. Das schlimmste was der CDU passieren kann ist, dass dieses Tabu sich abschwächt (was wir derzeit noch nicht sehen, aber kommen kann, umso mehr Leute sie wählen) oder der Leidensdruck so massiv wird, dass das Tabu nicht mehr reicht (das sehen wir derzeit).

Zitat
Den richtigen Zeitpunkt für das erste Pilotprojekt zu finden wird jedoch nicht einfach.


In Thüringen und Sachsen ist die AfD derzeit die stärkste Partei. Mit Tendenz nach oben. Und noch ein bischen mehr Habeck und die sind von der Mehrheit nicht mehr so weit entfernt. Bei den nächsten Kommunalwahlen werden wir vermutlich einige blaue Bürgermeister bekommen.

F.Alfonzo Offline



Beiträge: 2.286

07.06.2023 15:27
#24 RE: Der große Sprung ins Nirgendwo Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #23
Bei den nächsten Kommunalwahlen werden wir vermutlich einige blaue Bürgermeister bekommen.


Blaue Bürgermeister gibt es jetzt schon genug - dürfte eine überwältigende Mehrheit sein. Wusste damals schon Fredl Fesl: "Derjenige im Ort, der das meiste Bier trinkt is da Biagamoasta".

Sorry, der Kalauer musste raus...

Florian Offline



Beiträge: 3.179

07.06.2023 16:23
#25 RE: Der große Sprung ins Nirgendwo Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #23
Aber morgen stehen die selben(!) Leute, die noch vor acht Jahren Teddybären auf Asylanten geworfen haben, vor dem Asylantenheim und skandieren "Ausländer raus."


Ich weiß nicht, ob das so stimmt.

Was aber sicher richtig ist:
Ein bestimmtes Klientel ist in Deutschland immer schon für sowohl ganz links als auch ganz rechts offen gewesen.
Der Stimmenzuwachs der NSDAP in den 1930ern kam nicht so sehr von konservativen Wählern. In Wahlkreisen wo die Zentrumspartei stark war, blieb die NSDAP schwach.
Sondern von ehemals linken Wählern. Da wo die Kommunisten und die SPD stark waren, sind die Wähler in Scharen zur NSDAP übergelaufen.

Ähnliches erleben wir ja aktuell auch wieder:
Der Wählerzuwachs der AfD speziell in Ostdeutschland ist Fleisch vom Fleische der Linkspartei und der SPD.
(Entsprechend ist das eigentliche Opfer des derzeitigen AfD-Hochs ja auch die Linkspartei, die im Bund mittlerweile auf oder unter 5% liegt).


Zitat von Llarian im Beitrag #23
In Thüringen und Sachsen ist die AfD derzeit die stärkste Partei. Mit Tendenz nach oben. Und noch ein bischen mehr Habeck und die sind von der Mehrheit nicht mehr so weit entfernt.


Mir ist ohnehin ein Rätsel, wie das in Thüringen weiter gehen soll.

Aktuelle Umfrage:
AfD: 28% (!)
Linke: 22%
CDU: 21%
SPD: 11:
Grüne: 6%
FDP: 5%

Selbst ein Bündnis CDU+SPD+Grün+FDP hätte keine Mehrheit.
Aber auch Linke+SPD+Grüne hat keine Mehrheit. Auch incl. FDP nicht.

Und weil es auch AfD+CDU nicht geben wird (schon gar nicht unter AfD-Führung!), was bleibt dann eigentlich noch?

Eigentlich nur eine Koalition aus Linke+CDU+ein weiterer Partner. (Kohl und Adenauer würden sich im Grabe umdrehen. ).
Oder die Fortsetzung des bisherigen Durchwurstelns einer Minderheitsregierung.

Das - früher mal sehr gut und kompetent geführte - Thüringen wird so immer mehr zum unregierbaren failed state.
(Es ist kaum zu glauben, aber noch bis 2009 gab es in Thüringen eine absolute CDU-Mehrheit. Mittlerweile ist die beste Machtoption für die CDU, der Juniorpartner der Linkspartei zu sein...).

Eine absolute AfD-Mehrheit wird es sicher nicht geben.
Aber ganz so weit sind wir davon auch nicht mehr weg.
Wenn FDP und Grüne an 5% scheitern (beides nicht unwahrscheinlich), dann reichen 41% für die absolute Mehrheit. Der AfD fehlen also "nur" noch 13%.

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