Zitat von HR2 im Beitrag #22
Florians Beobachtung, daß die Umfragewerte für die Grünen, gemessen am Wahlergebnis, regelmässig deutlich höher liegen als bei allen anderen Parteien,
hat sich bei der Thüringen-Wahl bestätigt.
So langsam muss man sich tatsächlich fragen, welche Substanz der grüne Höhenflug in den Umfragen überhaupt hat.
Bei den letzten 3 Landtagswahlen gab es dieses Bild:
Sachsen:
Durchschnitt der Umfragen in den 4 Monaten vor der Wahl: 12,2%
tatsächliches Wahlergebnis: 8,6%
Brandenburg:
Durchschnitt der Umfragen in den 4 Monaten vor der Wahl: 14,7%
tatsächliches Wahlergebnis: 10,8%
Thüringen:
Durchschnitt der Umfragen in den 4 Monaten vor der Wahl: 8,8%
tatsächliches Wahlergebnis: 5,2%
Ziemlich konstant waren die Grünen jedesmal 3,6 Punkte unter den Prognosen.
Ein sehr massiver Prognosefehler deutlich außerhalb der üblichen Fehlermargen.
Übrigens reden wir hier über 26 einzelne Umfragen, bei der JEDE EINZELNE eine Abweichung in die gleiche Richtung hatte.
Ich habe jetzt gerade noch auf wahlrecht.de die letzten Landtagswahlen in allen Bundesländern überflogen.
In 13 von 16 Ländern hat JEDE EINZELNE der letzten 4 Umfragen vor einer Landtagswahl die Grünen überschätzt. Nur in 3 Ländern (Hamburg, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt) gab es die eigentlich zu erwartende Streuung aus zu hohen und zu niedrigen Umfragewerten.
Das ist mit der üblichen Umfrage-Unschärfe nicht mehr zu erklären (die ja in beide Richtungen ausschlagen müsste). Sondern es scheint offensichtlich, dass die Methoden der Institute hier insgesamt fehlerhaft sind.
(Bei der letzten Bundestagswahl ist dieser Fehler übrigens NICHT aufgetreten.)
Dass manche Befragte bei Umfragen nicht die Wahrheit sagen, ist ja bekannt. Zum Teil wird eine Antwort gegeben, von der man vermutet, dass sie einen gut aussehen lässt. Es fällt manchem vielleicht nicht so leicht, sich als AfD-Wähler zu outen. Grüne haben da ein besseres Image.
Aber: Dieser Effekt ist ja bekannt und sollte von den Instituten eingepreist sein. Eine systematische Überbewertung einer Partei dürfte es daher eigentlich nicht geben.
Erschwerend kommt bei den Grünen die hohe Schwankungsbreite bei den Umfragen dazu. Fernab von Wahlterminen werden z.T. tolle Werte gemessen, die sich dann hin zu den Wahlterminen oft wieder abschwächen und somit nie an der Urne ankommen.
Beispiel Bundestatgswahlen (ich nehme jetzt mal das politisch m.W. neutrale Institut Emnid als Beispiel):
Wahlergebnis 2009: 11%Emnid Mai 2011: 24%
Emnid letzte Umfrage vor der Wahl 2013: 9%
Wahlergebnis 2013: 8,4%Emnid Juni 2016: 14%
Emnid letzte Umfrage vor der Wahl 2017: 8%
Wahlergebnis 2017: 8,9%Emnid Juni 2019: 27%
Emnid Oktober 2019: 20%
Keine andere Partei hat so massive Umfrageschwankungen wie die Grünen.
Könnte also durchaus sein, dass die hohen Werte im Sommer 2019 nur die übliche "Grüne Welle" zwischen den Wahlen war und wir jetzt den - ebenso üblichen - Rückgang der Welle erleben. Es wäre nach den bisherigen Umfrage-Erfahrungen nicht einmal ausgeschlossen, dass die Grünen bei der BTW 2021 einstellig durchs Ziel gehen.