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ZETTELS KLEINES ZIMMER

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Dieses Thema hat 46 Antworten
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Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.559

13.12.2020 23:42
Douglas Murray in der "Mail on Sunday" zu Mummy Merkel Antworten

Ich glaube, das nennt man wohl eine Niedermachung. "Unyielding. Merkel gets it so wrong because her arrogance is boundless"

Zitat
It is Chancellor Merkel who has consistently presented herself as the voice of common sense and compromise.

Yet it is Merkel who has completely failed to understand Great Britain and misjudged it – and it is she who must take prime responsibility for the EU's calamitous negotiating stance. It is, in part, a personal matter. Angela Merkel is the daughter of a Lutheran pastor. Known as Mutti – or Mummy – to voters, her formative years were in East Germany, the Communist state ruled over by the Stasi.
...
But, while it is true she helped guide the continent through the Eurozone crisis, she did so with an authoritarian rigidity which still sees her loathed in much of southern Europe. (...)Then, in 2015, it was Merkel who made the calamitous decision to open the borders of Europe. She did not consult her counterparts. She simply did it, single-handedly turning a migrant challenge into a migrant crisis. Even now, an unrecalcitrant Merkel continues to try to punish those countries in Central and Eastern Europe which refuse to pay for her errors and accept large quotas of migrants themselves.
...
Whatever the truth, we can be certain that Merkel has received provably wrong advice at every step of the way in the Brexit negotiations – and acted upon it. And it is her failure to understand this country that now makes a No Deal departure so likely. Were she truly a pragmatist, she would have tried to make these negotiations work. A good and workable UK-EU trade deal would be to the benefit of the whole continent. Instead, the EU stance is both immoderate and unstable. And that derives from the qualities for which she has been so often lauded. An inflexibility. An authoritarian efficiency. An instinctive distrust of her negotiating partners. Push them and they will crumble, is the advice she has been doling out to the EU leaders. And they have pushed. But there is no evidence that we will crumble. What has crumbled is the reputation of the Chancellor as the fair-minded pragmatist. She is no such thing. Mutti is an ideologue who destroys the very things she is meant to be protecting.



https://www.dailymail.co.uk/debate/artic..._RuKb3RPGgtSXYI



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

jana Offline




Beiträge: 348

15.12.2020 10:32
#2 RE: Douglas Murray in der "Mail on Sunday" zu Mummy Merkel Antworten

Ich finde es interessant, dass Murray offenbar bis Herbst 2015 Merkel für eine fähige Politikerin hielt und dass er ihr auch jetzt, bzw. bis vor kurzem, zutraute, wie eine „truly & pragmatist“ Politikerin zu handeln.

vielleichteinlinker Offline



Beiträge: 504

15.12.2020 12:23
#3 RE: Douglas Murray in der "Mail on Sunday" zu Mummy Merkel Antworten

Zitat von jana im Beitrag #2
Ich finde es interessant, dass Murray offenbar bis Herbst 2015 Merkel für eine fähige Politikerin hielt und dass er ihr auch jetzt, bzw. bis vor kurzem, zutraute, wie eine „truly & pragmatist“ Politikerin zu handeln.


Das war hier ja nichts viel anders. Die Kröten wie "Atomausstieg" oder den vermeinltichen Linksruck hat man Merkel ja noch verziehen. "2015" war der Bruch, weg von "Deutschland ist irre" zu "Merkel ist schuld".

F.Alfonzo Offline



Beiträge: 2.291

15.12.2020 12:56
#4 RE: Douglas Murray in der "Mail on Sunday" zu Mummy Merkel Antworten

Der Knackpunkt dürfte eher sein, dass die deutschen Spinnereien bis 2015 keine negativen Konsequenzen für andere Länder hatten; und die sind aus ausländischer Perspektive nun mal interessant. Ob die Deutschen sich selber den Strom ausknipsen dürfte den Briten eher egal sein...

Llarian Offline



Beiträge: 7.121

15.12.2020 15:03
#5 RE: Douglas Murray in der "Mail on Sunday" zu Mummy Merkel Antworten

Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #4
Der Knackpunkt dürfte eher sein, dass die deutschen Spinnereien bis 2015 keine negativen Konsequenzen für andere Länder hatten; und die sind aus ausländischer Perspektive nun mal interessant.

Ich denke auch, dass wird im Wesentlichen der Hauptgrund sein. Merkels frühere grüne Irrsinnigkeiten wie Energiewende und ESM haben die Briten nur sehr entfernt gekrazt und haben im Wesentlichen nur den Deutschen geschadet. Ihre Flüchtlingsparty dagegen hatte auch massive Auswirkungen aufs Ausland, insbesondere ihr beispiellos arrogantes Verhalten gegenüber anderen, europäischen Ländern hat vermutlich mehr Schaden angerichtet als 20 Jahre Scheckbuchdiplomatie unter ihren Vorgängern vorher gut gemacht haben. Dazu kommt, auch wenn es vermutlich nicht der entscheidende Punkt ist: Merkels erste Spinnereien waren einfach nur irre teuer. Wie hier schon so treffend stand: Wir hätte auch anfangen können Deutschland zu überdachen, wäre auch nur einfach teuer geworden und hätte dem Irrsinn der Energiewende in nichts nachgestanden. Ihre letzten Eskapaden aber, insbesondere die Flüchtlingskrise, hat echtes Potential das Land nachhaltig und irreperabel zu beschädigen. Kein Kanzler der Geschichte (mit einer Ausnahme) hat so viel Schaden angerichtet wie Merkel 2015. Das mag durchaus auch für einen nicht betroffenen Beobachter ein Signal gewesen sein.

jana Offline




Beiträge: 348

15.12.2020 16:21
#6 RE: Douglas Murray in der "Mail on Sunday" zu Mummy Merkel Antworten

Zitat
Ihre letzten Eskapaden aber, insbesondere die Flüchtlingskrise, hat echtes Potential das Land nachhaltig und irreperabel zu beschädigen. Kein Kanzler der Geschichte (mit einer Ausnahme) hat so viel Schaden angerichtet wie Merkel 2015.


Da stimme ich Ihnen zu. Wobei ich, statt „2015, sagen würde: "ab 2015". Denn wenn Merkel, im Herbst 2015, noch evtl. von einem Notstand sprechen konnte (auch wenn wir wissen, dass der vorhersehbar war, aber sei’s drum), so sind seitdem 5 Jahre vergangen, in denen sich kaum etwas geändert hat.

vielleichteinlinker Offline



Beiträge: 504

15.12.2020 17:12
#7 RE: Douglas Murray in der "Mail on Sunday" zu Mummy Merkel Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #5
Kein Kanzler der Geschichte (mit einer Ausnahme) hat so viel Schaden angerichtet wie Merkel 2015. Das mag durchaus auch für einen nicht betroffenen Beobachter ein Signal gewesen sein.


Immer die Linken mit ihren Nazi-Vergleichen ...

Llarian Offline



Beiträge: 7.121

15.12.2020 22:27
#8 RE: Douglas Murray in der "Mail on Sunday" zu Mummy Merkel Antworten

Zitat von jana im Beitrag #6
Da stimme ich Ihnen zu. Wobei ich, statt „2015, sagen würde: "ab 2015". Denn wenn Merkel, im Herbst 2015, noch evtl. von einem Notstand sprechen konnte (auch wenn wir wissen, dass der vorhersehbar war, aber sei’s drum), so sind seitdem 5 Jahre vergangen, in denen sich kaum etwas geändert hat.

Die Entschuldigung würde ich für Corona im März diesen Jahres stehen lassen, aber nicht für 2015. Es gab 2015 eine klare Anweisung des Innenministeriums die Grenzen geschlossen zu halten, dies wurde von Merkel in einer einsamen Entscheidung und wieder jedweder Beratung ins Gegenteil verkehrt. Und seit dieser Entscheidung taumelt sie in ihrer unnachahmlich ignoranten und kritikunfähigen Lage von einem Fehler zum nächsten. Merkel wusste sehr schnell, welch verheerenden Schaden sie anrichtete. Es war ihr egal, weil ihre Unfähigkeit einen Fehler einzuräumen, Teil ihres Characters ist.

vielleichteinlinker Offline



Beiträge: 504

16.12.2020 12:16
#9 RE: Douglas Murray in der "Mail on Sunday" zu Mummy Merkel Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #8
Es gab 2015 eine klare Anweisung des Innenministeriums die Grenzen geschlossen zu halten, dies wurde von Merkel in einer einsamen Entscheidung und wieder jedweder Beratung ins Gegenteil verkehrt.


Was ich immer am erstaunlichsten finde ist diese Neuerung, dass die Unwahrheiten nicht mal mehr einen Anknüpfungspunkt an die Realität brauchen. Natürlich weiß jeder, dass das nicht stimmt. Die Grenzen waren nicht geschlossen, das Innenministerium hat niemanden klar angewisen und Merkel hat nichts allein entschieden. Aber, wer "Merkel muss weg" rufen will, muss die Wirklichkeit rückwirkend umschreiben. Sonst klappt das nicht so gut.

Erstaunlich und interessant. Deswegen bin ich hier.

F.Alfonzo Offline



Beiträge: 2.291

16.12.2020 15:38
#10 RE: Douglas Murray in der "Mail on Sunday" zu Mummy Merkel Antworten

Wer hat denn die Entscheidungsbefungnis in dieser Frage, wenn nicht der Bundeskanzler? Niemand? Alles nur Schicksal, was so passiert? Selbstverständlich ist die Verantwortung dafür Merkel anzulasten.

vielleichteinlinker Offline



Beiträge: 504

16.12.2020 15:43
#11 RE: Douglas Murray in der "Mail on Sunday" zu Mummy Merkel Antworten

Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #10
Wer hat denn die Entscheidungsbefungnis in dieser Frage, wenn nicht der Bundeskanzler? Niemand? Alles nur Schicksal, was so passiert? Selbstverständlich ist die Verantwortung dafür Merkel anzulasten.


Exakt. Man kann – wenn man will und viele andere Faktoren ausblendet – zum Schluss kommen, dass am Ende natürlich Merkel, Kanzlerin, richtlinienkompetent – die Verantwortung zu tragen hat. Aber das ist eine andere Geschichte als "der Rest der Regierung war hat schon anders gehandelt als Merkel allein gegen alle alles umgeworfen hat". Letzteres ist die aktuelle rechte Legenden-Erzählung. Ersteres ist eine Interpretation der Realität.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.559

16.12.2020 17:15
#12 RE: Douglas Murray in der "Mail on Sunday" zu Mummy Merkel Antworten

Wir kommen hier in ziemlich tiefes historisches Fahrwasser. Die Dichotomie "Merkel ist schuld" versus "Ohne ihren riesigen Hofstaat, der gekuscht hat, wäre sie 1 armes Würstchen". Beides trifft natürlich zu. Dennoch dreht sich bei all den falschen Weichenstellungen der letzten zehn Jahre alles ausschließlich um die Person, die Entscheidungen, die brachiale Sturheit dieser unansehnlichen Gestalt. Historisch, anhand der Aktenlage, wird das noch entsprechend aufgearbeitet werden. Ob das noch auf Deutsch erfolgt, bezweifle ich mal. Ich tippe auf Englisch. Wir haben hier eine Parallele zu dem, was ich die "Christopher-Clark-Frage" nennen möchte: die Schuld Deutschlands am 1. Weltkrieg. Clark hat, nicht als erster, aber am markantesten, gezeigt, daß davon keine Rede sein kann, daß die anderen Beteiligten genauso auf dieses Resultat - das in dieser Gestalt allerdings nicht vorgesehen war - hingearbeitet haben.

Wenn man als Gedankenexperiment aber DE von der historischen Landkarte des 19. Jahrhunderts nimmt (nie vereinigt, Flickenteppich plus Preußen geblieben, längst aufgeteilt unter die Nachbarn à la Polen nach der 3. Teilung, was-auch-immer), stellt man fest, daß es in diesem Fall nie zur "Urkatastrophe des 20 Jahrhunderts" gekommen wäre. Mit all den positiven Folgen, die das gehabt hätte (keine UdSSR, kein 3. Reich als Reaktion darauf...). Das verlagert die Einschätzung. Und analog dazu wäre uns und ganz Europa ohne die Person der Zonenwachtel der fatale Murks der letzten zehn Jahre, deren Folgen in Sachen Energiewende und frei-Haus-für-Afrika-und-Nahost diesem Land und dieser Kultur den Hals umdrehen werden, erspart geblieben. Die Frage ist nicht, wieviel Schuld diese Gestalt daran persönlich trägt. Die Frage ist auch nicht mehr, WANN und WIE werden wir sie los? Der Drops ist gelutscht. Das war vor 4 Jahren akut; die Weichenstellung ist verpaßt. Die Frage ist nur noch: WANN bricht das hier zusammen? Und politisch ist klar, daß jeder ihrer Paladine ihr, und ihr allein, die Gesamtschuld zurechnen wird, sobald sie ihre quasi-diktatorische Stellung aufgibt. Was der Grund ist, warum sie es aus eigenen Stücken niemals tun wird. Und natürlich hat, Stichwort Clark, Merkel nicht gezielt auf den Mist hingearbeitet, den sie angerichtet hat. Aber ohne sie (und das Weiberregiment, das unter ihr eingerissen ist, muß man hinzufügen) hätte das nicht stattgefunden.



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F.Alfonzo Offline



Beiträge: 2.291

16.12.2020 18:50
#13 RE: Douglas Murray in der "Mail on Sunday" zu Mummy Merkel Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #12
Die Dichotomie "Merkel ist schuld" versus "Ohne ihren riesigen Hofstaat, der gekuscht hat, wäre sie 1 armes Würstchen".


ja, es macht keinen Unterschied. Deshalb kann ich auch den Einwurf von vielleichteinlinker nicht nachvollziehen; er ist eigentlich irrelavant. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass aus dem Innenministerium damals sonderlich viel Widerstand zu vernehmen gewesen wäre, aber Merkel ist trotzdem schuld. So oder so.
Unsere Regierung wird nicht direkt gewählt, d.h. man kann davon ausgehen, dass in den Ministerien niemand landet, der dem Kanzler zu viel Ärger bereitet*. Erst recht nicht unter einer Kanzlerin Merkel, der auch die Zukunft ihrer eigenen Partei völlig egal ist so lange sie die Macht behält. Welche Rolle spielt es dabei, ob Merkel die von ihr eingesetzten Politschranzen überstimmen muss oder ob sie von selbst kuschen? Wer aufmuckt kriegt nach der nächsten Wahl nur das Verteidigungsministerium, wer sich fügt darf zur Belohnung die EU regieren?

* Heutzutage jedenfalls nicht mehr, man sehnt sich nach der Zeit zurück als die CSU noch der schärfste Kritiker der CDU war und Strauss lieber selbst mit dem ZK der Sowjetunion sprechen wollte weil er Kohl für zu dämlich gehalten hat
Auch eine Form von Gewaltenteilung.

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.432

16.12.2020 21:36
#14 RE: Douglas Murray in der "Mail on Sunday" zu Mummy Merkel Antworten

Merkel wird von der linken Presse bedingungslos vergöttert. Wohlgemerkt: "Links" nennen sich die Journalisten selbst, das ist nicht meine Zuschreibung.
Und Merkel wird vergöttert, weil ohne sie keines der linken Projekte in dieser Form möglich gewesen wäre, als da ist:

- Zerstörung der deutschen Energiewirtschaft
- Offene Grenzen mit unbegrenztem Sozialstaat für alle
- Extreme Erhöhung des Anteils von Muslimen
- (Beginnende) Abschaffung des Individualverkehrs
- Absenkung der parlamentarischen Demokratie zugunsten von Populismus (Merkel ist die populistischste Politikerin, die ich überhaupt kenne)
- Milliarden und Abermilliarden an Steuergelder für linke Subventionstöpfe, Vetternwirtschaft und Postenschacherei
- Offene Ungleichberechtigung durch Benachteiligungen für den bösen, weißen Mann (Quotenregelung und Co)
- Diskreditierung der letzten Reste deutschen Nationalbewusstseins als "Rechtsradikal"

Um nur die wichtigsten Punkte zu nennen.

___________________
Jeder, der Merkel stützt, schützt oder wählt, macht sich mitschuldig.
“Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten mäßig entstellt”, Georg Cristof Lichtenberg

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.559

16.12.2020 22:20
#15 RE: Douglas Murray in der "Mail on Sunday" zu Mummy Merkel Antworten

Klonovsky nimmt sich heute auch diese Gestalt zur Brust. Die Philippika hat Verve und sei deshalb in Gänze zitiert.

Zitat
Ich erwähnte die Kanzlerin heute schon. Immer, wenn ich diese Frau sehe, wie sie da im Bundestag sitzt, tiefenverbittert und mundwinkelabwärts mit wahren Marianengräben vertikal durchfurcht, denke ich mir: In diesem Leben gibt es nichts Schönes, nichts, woran die arme Maid sich ästhetisch aufrichten könnte, keine Gobelins, keine Louis-seize-Möbel, keine Bälle, keine extravaganten Kleider, keine geschmackvoll eingerichtete Bibliothek – wozu auch? –, keine erlesenen Weine, keine üppig gedecken Tafeln, an denen gescherzt, gelacht und geflirtet wird, keine Hausmusik, keine amüsanten und geistreichen Gespräche (ich meine als Zuhörerin), sondern immer nur diese faden Politikertypen und widerlich devoten Parteifreunde, tiefenverlogenes Gerede aus glatten Mündern, dann endlose Verhandlungen, Pressekonferenzen, Treffen mit dem französischen Gockel, dem sturen Ungarn, jetzt der senile oder auch debile Ami, Telefonate, Intrigen anrühren, sms schreiben, Fingernägel abkauen, Merz zum zweitenmal platt- und Laschet lächerlich machen, Hinterzimmergespräche mit einflussreichen Schwachköpfen und tiefenvergaunerten Narzissten. Was für ein gemütsvergammeltes Leben (die Formulierung ist geliehen von Kamerad Henscheid)! Aber eben: Dort sitzen, im Präsidum, im Kanzleramt, in den Regierungszentren der Erde, als einstiges Mauerblümchen, als Belächelte, als x-mal (auch von mir) politisch Totgesagte immer noch dort den Platz halten, alle Konkurrenten überleben, jetzt auch diesen Trump überstanden haben, zwischendurch den komischen und durchaus nervenden Vögeln von der Opposition einen Entomologenblick schenkend (um deren Hälse sich längst die Schlinge zuzieht), weiterherrschen, thronen, wuchten, kleben. Sie hat sonst nichts. Auch keine Familie – aber immerhin Barack, George und neuerdings Bill, Friede und Liz sowieso. Und Beate! Als sie anfing, wollte sie nichts als dort oben ankommen. Als sie oben angekommen war, wollte sie oben bleiben. Inzwischen hat sie – ungefähr wie, um einen despektierlichen Vergleich zu ziehen, der "Romantiker" Friedrich Wilhelm IV. der preußischen Staatsmaschine nachträglich eine Seele einhauchen wollte – den globalistischen Glauben angenommen und sucht ihr Seelenheil in der Fernstenliebe. Kein Mensch außer vielleicht Stalin kann ganz ohne Glauben herrschen.

Sie tritt noch einmal an. Jede Wette.



https://www.michael-klonovsky.de/acta-di...0-murmeltiertag

Mittlerweile finde ich ein, nun "ästhetisch" kann man nicht sagen, es handelt sich um das genaue Gegenteil, nämlich die "Ästhetik des Häßlichen", also nicht Vergnügen aber Paßgenauigkeit darin, daß dieses Land von genau dieser Person (sit venia verbo) final in den Abgrund geritten wird.



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

vielleichteinlinker Offline



Beiträge: 504

17.12.2020 13:50
#16 RE: Douglas Murray in der "Mail on Sunday" zu Mummy Merkel Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #12
Zonenwachtel


Klonovsky macht das ja auch und ich bewundere das fast schon, diese mit Sexismus (Frauen müssen aussehen und werden danach beurteilt) aufgeladene Gerinschätzung, die das Argument "stützt". Man muss sich moralisch schon sehr überlegen fühlen um Menschen dermaßen zu degradieren. Hier verschwimmen dann auch die Grenzen zwischen Journalismus, Aktivismus, Propaganda und Vollideologen.


Aber meine Lieblingsstellen sind natürlich andere:

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #12
Christopher-Clark-Frage

Geschickt. Natürlich ist es nicht die Chrisopher-Clark-Frage, sondern die Frage nach den Ursachen, Auslösern und Verantwortlichen des Ersten Weltkriegs. Die stellt sich die Geschichtswissenschaft seit 1915 (wahrscheinlich) aber spätestens mit den Kriegsursachen-Forschungen nach 1918 wurde es zur zentralen Baustelle der europäischen Forschung.
Das nun die Clark-Frage zu nennen, liegt wohl an der Antwort, die Clark vermeintlich gefunden hat – die der Schlafwandlerei. Was genau der Unterschied zum "Sprung ins Dunkel" oder des "Hineingeschlittert" ist, bleibt unklar. Und wenn man Clark gelesen hat, dann weiß man auch, dass da "Im Westen Nix Neues" steht. Aber Clark hat damit den, insbesondere, Deutschen Zeitgeist der Schluss-Strich und Europa-Lösungen auf den Punkt gebracht.
Ihrem Argument hilft er übrigens nicht wirklich. Denn Clark stärkt ja gerade die Position derer, die Einzelverantwortungen ablehnen und in europäischen Kontext stellen wollen.
Überträgt man das, spricht sich Clark gegen die These von Wilhelms Aleinschuld aus (Natürlich vertritt die niemand aber wenn man Fritz Fischer schon die Alleinschuld ankreiden darf, darf man das mit JCC Röhl auch tun) ...
Also wäre Clark hier eher der Vertreter der These vom kollektiven Versagen in einem System von sich verstärkenden Faktoren. Also nicht Merkel ist Schuld. Sondern Merkel hat, wie die anderen Politiker, in einem System von Gesetzen und Regeln gehandelt, dem sie sich gebeugt hat.

Oder, vereinfacht gesagt: "2015" war möglich, weil 1990 die Herrenrunde um Kohl die europäischen Grenzen öffnete. Merkel war nur nicht bereit, geltendes Recht und gültige Verträge zu brechen.

Aber viel wichtiger wäre mir:
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #12
(keine UdSSR, kein 3. Reich als Reaktion darauf...

*Das* ist ein Knaller. Ich würde wirklich, wirklich gerne mehr dazu hören. Ehrlich. Von Ihnen und vielleicht, wenn es das gibt, von wo und wem das kommt, gestützt wird, auch gedacht wird. Ich kenne viele der Geschichtserzählungen der Rechten aber diese, dachte ich, wäre schon begraben. Könnten Sie das ausführen?

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.559

17.12.2020 16:29
#17 RE: Douglas Murray in der "Mail on Sunday" zu Mummy Merkel Antworten

Zitat von vielleichteinlinker im Beitrag #16

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #12
(keine UdSSR, kein 3. Reich als Reaktion darauf...

*Das* ist ein Knaller. Ich würde wirklich, wirklich gerne mehr dazu hören. Ehrlich. Von Ihnen und vielleicht, wenn es das gibt, von wo und wem das kommt, gestützt wird, auch gedacht wird.


Alternativgeschichte ist natürlich ist heikles Pflaster (auch wenn Niall Ferguson sich darin geübt hat), weil man sofort, pace Borges, im "Garten der Pfade, die sich verzweigen", landet, und Historie eben AUCH auf Trends, und nicht nur auf "Jonbar Points", auf historischen Kipppunkten fußt. Allerdings neige ich dazu, den letzteren überwiegende Macht zuzugestehen: EINE entscheidende Weichenstellung, und das Nachfolgende läuft anders.

Ich dachte aber, daß mein gewähltes Beispiel hier ziemlich eindeutig und unstrittig sein sollte. Ohne den Abnutzungskrieg, der sich festgefahren hatte und hinter den keine Seite zurück konnte, wäre die OHL nicht auf den Plan gekommen, den Genossen Uljanow im plombierten Zug Richtung Schweden/Finnland zu expedieren; der ausfallende Abnutzungskrieg hätte nicht das Zarenreich soweit geschwächt, daß Kerenskij in der Februarrevolution die Zarenregierung gestürzt hätte. Die Oktoberrevolution, und der anschließende Bürgerkrieg - und vor allem: die Angst vor diesem Chaos, wären ausgeblieben. Das deutsche Kaiserreich wäre nicht eingestampft worden; "Weimar" hätte nicht stattgefunden - und hätte somit der republikanischen Staatsform nicht das Stigma des unendlichen Versagens aufdrücken können. Es hätte durch den Rückstau der Kriegskosten und die Kosten des Versailler Vertrags 1922/23 keine Hyperinflation mit Vernichtung sämtlicher Vermögenswerte gegeben (und keine Ruhrbesetzung, UND keinen dilettantischen Staatstreichversuch im Oktober). Es wäre in Italien nicht zum Marsch auf Rom gekommen, und die Fascisti hätten sich nicht als Modell eines Hauruck-Putsches anbieten können (sowenig wie ihre bolschewistischen Brüder-im-Geist). Ob es 1929 zur Weltwirtschaftskrise gekommen wäre, ist unentscheidbar; aber die war weltweit, und sie hat anderenorts eben nicht zur Abdrift ins Totalitäre geführt.

Nebenbei erinnere ich daran, daß der Ausdruck "Zonenwachtel" von Merkel selbst ins Spiel gebracht worden ist, 2005, auf dem Parteitag der CDU, als ihre fatale Anwartschaft auf den Kanzlersessel aufs Tapet kam. Der Weltgeist zeigt mitunter einen Sinn für schwarzen Humor.



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Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.559

17.12.2020 17:36
#18 RE: Douglas Murray in der "Mail on Sunday" zu Mummy Merkel Antworten

Zitat von vielleichteinlinker im Beitrag #16
"2015" war möglich, weil 1990 die Herrenrunde um Kohl die europäischen Grenzen öffnete. Merkel war nur nicht bereit, geltendes Recht und gültige Verträge zu brechen.


Entschuldigung, aber das glauben Sie doch selbst nicht. Natürlich war Maastricht Bockmist (das hat sich ja recht schnell erwiesen), natürlich waren die Dublin-Regelungen Flickschusterei. Aber es stand darin eindeutig, klar für jedermann nachzulesen, daß der Schutz der Außengrenzen den jeweiligen Ländern an der Peripherie obliegt; in jedem dieser Verträge. Von Schleifung und "alle rein!" findet sich da keine Silbe. Im übrigen sind die sich abzeichnenden Fehlentwicklungen 1993 durch den damaligen "Asylkompromiß" aufgefangen worden (und das war bei einem Zustrom von 430.000 p.a; aus tatsächlichen Kriegsgebieten, und nach heutigem Verständnis europäischen Bereichen, nämlich dem Balkan - wo sich zum ersten Mal schneidend zeigte, daß die EU für Krisen eine absolute Fehlkonstruktion ist). Merkels Beitrag bestand darin, zu dekretieren, daß nichts gegen den Zustrom unternommen werden sollte (was den Dammbruch zur Folge hatte), und hinterdrein zu erklären, daß Grenzen schlichtweg nicht zu schließen seien.



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vielleichteinlinker Offline



Beiträge: 504

17.12.2020 19:42
#19 RE: Douglas Murray in der "Mail on Sunday" zu Mummy Merkel Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #18
Aber es stand darin eindeutig, klar für jedermann nachzulesen, daß der Schutz der Außengrenzen den jeweiligen Ländern an der Peripherie obliegt; in jedem dieser Verträge. Von Schleifung und "alle rein!" findet sich da keine Silbe.


Das heißt, Sie werfen Merkel vor, dass sie die Ungarische oder Griechische Grenze nicht geschlossen hat?

Und nichts gegen den "Zustrom" unternommen hat? Ich habe gerade das Gefühl, dass Llarian und ungefähr die meisten anderen der Meinung sind, Merkel habe die Deutsche Grenze geöffnet.

Ansonsten geht da noch einiges durcheinander. Der "Asylkompromiss" bezog sich natürlich auf das Deutsche Asylrecht und auf Fragen wie, ob Menschen, die "aus sicheren Drittstaaten" kommen, hier Asyl bekommen. Mit den Grenzen der Peripherie (die Deutsche kann ja, siehe oben, von Ihnen nicht gemeint sein) hatte das nichts zu tun.

Übrigens auch nicht mit Kriegsflüchtlingen. Die bekommen in der Regel nämlich kein Asyl. Sondern einen Status als "Schutzbedürftige", der in einem Asylverfahren ermittelt wird. Dazu gehört auch die Aufnahme als "Kriegsflüchtling", und die ist ausdrücklich auch möglich, nachdem man schon durch mehrere Länder geflüchtet ist.

Oder habe ich Sie da falsch verstanden und eigentlich wollten Sie sowas sagen, wie: Da Ungarn seinen Verpflichtungen zu Schutz der Außengrenze nicht nachgekommen ist, hätte Merkel auch auf Verträge und Gesetze pfeifen sollen.

Das würde zwar ein Problem lösen, das andere aber nicht.

Ich weiß jetzt ehrlich nicht, worauf Sie rauswollen. Was Sie schreiben, ist sehr widersprüchlich.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.559

17.12.2020 19:54
#20 RE: Douglas Murray in der "Mail on Sunday" zu Mummy Merkel Antworten

Man kann Merkel noch, wenn man sehr gutwillig ist, die Grenzöffnung für den Stau in Ungarn nachsehen. Weil sie ein Brett vor dem Kopf hat, nicht 2 und 2 addieren kann und nur auf das Medienecho schielt. Obwohl sich das aus der Entwicklung der Vorjahre abzeichnete und man da längst proaktiv hätte tätig werden müssen.* Aber dazu ist Merkel, ist diese Regierung seit vielen Jahren kategorisch außerstande. (Was durchaus mit Merkels politischer Sozialisation in einem rigiden Planungssystem zu tun haben könnte.) ABER: sie hat nicht nur tatenlos zugesehen, wie sich das über Monate hinzog, wie das Einreißen der Grenzen zu einem Pullfaktor wurde, weil jeder in Afrika und im Nahen Osten sehen konnte, daß es hier Aushaltung und Versorgung für jede beliebige Lüge gab, und sie hat aktiv den Versuch des Innenministeriums torpediert, diesem Wahnsinn nach zwei Wochen ein Ende zu setzen.

Daß die Unterscheidung zwischen subsidiärem Schutz und Einwanderung Makulatur ist, zeichnete sich schon Anfang der 1990er Jahre ab. Genau aus dem Grund ist damals der Asylkompromiß erlassen worden: weil abzusehen war, daß ein Großteil der Jugoslawien-Flüchtlinge nicht zurückkehren würde - wann immer das der Fall sein mochte, da sich ja die EU als unfähig erwiesen hatte, den Krieg zu beenden - was die USA dann zwei Jahre später in sechs Wochen geschafft haben. Das war übrigens der Zeitpunkt, an dem ich der EU jegliche Existenzberechtigung abgesprochen habe.

Und der Trend war eindeutig: 1991 hatten wir knapp 100.000 Flüchtlinge (105.000, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht), 1992 200.000, und 1993 fast 450.000.

* Stattdessen ist diese Entwicklung vom Außenministerium mit allen Mitteln aktiv befördert worden: mit ihren notorischen Werbefilmchen, mit ihrem "Wir haben Platz!"



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vielleichteinlinker Offline



Beiträge: 504

17.12.2020 23:23
#21 RE: Douglas Murray in der "Mail on Sunday" zu Mummy Merkel Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #17
Nebenbei erinnere ich daran, daß der Ausdruck "Zonenwachtel" von Merkel selbst ins Spiel gebracht worden ist, 2005, auf dem Parteitag der CDU, als ihre fatale Anwartschaft auf den Kanzlersessel aufs Tapet kam. Der Weltgeist zeigt mitunter einen Sinn für schwarzen Humor.


Ja, jemand hat Merkel als "Zonenwachtel" beleidigt, Merkel erzählt, dass man sie als "Zonenwachtel" beleidigt hat (und sagt dazu, dass die es als beleidigend emfindet) und deswegen nennt man sie heute "Zonenwschtel" ... wir können ja mal schauen, welche Zimmerleute man so nennen sollte. Ich glaube keinen. Aber Merkel, "die hat das ja selbst ins Spiel gebracht"!

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #17
Ohne den Abnutzungskrieg, der sich festgefahren hatte und hinter den keine Seite zurück konnte, wäre die OHL nicht auf den Plan gekommen, den Genossen Uljanow im plombierten Zug Richtung Schweden/Finnland zu expedieren

OK. Als Lenin sich 1917 auf den Weg gemacht wurde, war der "Abnutzungskrieg" nicht "festgefahren". Die Reihenfolge wäre sowas wie: 1914 festgefahren, 1915 Abnutzungskrieg, fertig. 1917 waren die USA in den Krieg eingetreten, die OHL konnte absehen, dass der Krieg nicht nur verloren war, sondern das Reich die Niederlage nicht überleben würde. Da verbrachte die Reichsleitung Lenin, Russe, lieber in die Heimat als ihn in der benachbarten neutralen Schweiz zu wissen. Aber das nur, weil ich mich da auskenne ...

Worauf ich eigentlich hinauswollte: Das sogenannte Dritte Reich war eine Reaktion auf die UDSSR? Da würde mich interessieren, wo die Logik herkommt, dass die Nazis 1933 sich an die Macht putschten weil 1917 das Zarenreich in der Oktoberrevolution beseitigt wurde. Da klingt "Historikerstreit" durch, aber genau ausgeführt haben Sie das nicht. Und in der Kürze klingt es sehr ... komisch.

vielleichteinlinker Offline



Beiträge: 504

17.12.2020 23:26
#22 RE: Douglas Murray in der "Mail on Sunday" zu Mummy Merkel Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #20
Man kann Merkel noch, wenn man sehr gutwillig ist, die Grenzöffnung für den Stau in Ungarn nachsehen.


Ok. Jetzt hat Merkel die Grenze wieder geöffnet.

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #20
ABER: sie hat nicht nur tatenlos zugesehen, wie sich das über Monate hinzog, wie das Einreißen der Grenzen zu einem Pullfaktor wurde, weil jeder in Afrika und im Nahen Osten sehen konnte, daß es hier Aushaltung und Versorgung für jede beliebige Lüge gab, und sie hat aktiv den Versuch des Innenministeriums torpediert, diesem Wahnsinn nach zwei Wochen ein Ende zu setzen.


... und jetzt hat sie wieder zugesehen, wie die Grenze eingerissen wurde. Ich versteh es nicht. Was genau hat die Frau gemacht? Sie hat zugesehen, wie die Grenze in Ungarn eingerissen wurde (wurde sie nicht, Ungarn kam seiner Veprflichtung zu "Sicherung der Grenze" einfach erst zu spät nach und dann auch noch schlecht.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.559

18.12.2020 00:34
#23 RE: Douglas Murray in der "Mail on Sunday" zu Mummy Merkel Antworten

Zitat von vielleichteinlinker im Beitrag #21
Das sogenannte Dritte Reich war eine Reaktion auf die UDSSR? Da würde mich interessieren, wo die Logik herkommt, dass die Nazis 1933 sich an die Macht putschten weil 1917 das Zarenreich in der Oktoberrevolution beseitigt wurde. Da klingt "Historikerstreit" durch, aber genau ausgeführt haben Sie das nicht. Und in der Kürze klingt es sehr ... komisch.





Jemand, der sich auskennt, sollte wissen, daß sich die Nazis nicht "an die Macht geputscht" haben, sondern demokratisch gewählt worden sind (tatsächlich war die Zusicherung der Partei, sich an die demokratischen Gepflogenheiten zu halten, ausschlaggebend dafür, daß die NSDAP nach dem Verbot im November 1923 im Februar 1925 neu gegründet werden konnte). Sie waren in der Reichtstagswahl im Januar die stärkste politische Kraft, wenn auch unter 50%. Und natürlich war der Krieg "festgefressen" bis zum Kriegseintritt der USA. Jemand, der sich auskennt, sollte über die "Erziehung vor Verdun" schon mal was läuten gehört haben. Bis zum Scheitern der Siegfriedoffensive im Frühjahr 1918 war völlig offen, ob und wenn ja wann der Kriegseintritt der USA wirksam einen Ausschlag geben würde und nicht nur eine Steigerung des unendlichen Sterbens.

Sodann: ohne die "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts" wäre es nicht zur Oktoberrevolution gekommen. Das "Zeitalter der Extreme" wäre ausgefallen. Das Modell "Parteiendiktatur" mit militärisch formierter Gesellschaft wäre nicht installiert worden. Und in diesem Hinblick war der Nationalsozialismus, der die sozialistische Komponente explizit im Namen trägt, Fleisch vom Fleisch des östlichen Bruders. Weit mehr als der italienische Faschismus. Die Grundzüge: die Kontrolle über sämtliche Bereiche des Lebens, die religiöse Aufladung mittels Ritualen, die Formbarkeit eines "neuen Menschen": das sind allesamt genuin linke Projekte; desgleichen der radikale Bruch mit aller Tradition, Tabula rasa, völliger Neubeginn. All das entspricht dem Selbstverständnis der Nazis, ihrem offen verkündeten Anspruch. Daß es bis zum Kriegsausbruch nicht in dieser Radikalität umgesetzt wurde, steht auf einem anderen Blatt. Aber der Anspruch und das Ziel sprechen aus allen Selbstdarstellungen.

Und die Nazis haben sich zuförderst gegen die Drohung durch den Kommunismus politisch positioniert: als Bollwerk gegen den Bolschewismus. Ich übersehe die antisemitische Komponente keineswegs, aber das war ein "Kampf gegen den inneren Feind". Die Demokratie der Weimarer Republik wurde verachtet, weil sie als hilflos und unfähig zur Krisenbewältigung gesehen wurde (was sie ohne Zweifel auch war; die Checks and Balances des GG verdanken sich dieser Einsicht); politischer Hauptgegner war der Kommunismus. Das darf nicht überdecken, daß die Programmatik in vielen Punkten deckungsgleich war, zusätzlich zu der Betonung des Nationalen/Völkischen, den die realen sozialistischen Systeme erst später in den Mittelpunkt gerückt haben. Ohne Lenin und Co. hätte es die Aussicht, mit Machtergreifung und totaler Kontrolle erfolgreich durchgreifen zu können, nicht gegeben. Die Idee "die Demokratie ist veraltet, dem Kollektivismus gehört die Zukunft", die mindestens vier Generationen von "Intellektuellen" im Westen verhext hat, wäre nie über ein abstraktes Glasperlenspiel hinausgekommen.



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.559

18.12.2020 04:20
#24 RE: Douglas Murray in der "Mail on Sunday" zu Mummy Merkel Antworten

Als kleines historisches Propädeutikum verweise ich mal auf diese Beiträge in diesem hier nicht ganz unbekannten Netztagebuch:

https://zettelsraum.blogspot.com/2017/04...jahren.html?m=1

https://zettelsraum.blogspot.com/2017/04...te-zug.html?m=1



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

vielleichteinlinker Offline



Beiträge: 504

18.12.2020 09:52
#25 RE: Douglas Murray in der "Mail on Sunday" zu Mummy Merkel Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #24
Als kleines historisches Propädeutikum verweise ich mal auf diese Beiträge in diesem hier nicht ganz unbekannten Netztagebuch:


Mmmm, sich selbst zitieren um anderen etwas "beizubringen". Immer diese Linken mit ihrer elitären Erziehungs-Haltung. Kaum auszuhalten.

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