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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 26 Antworten
und wurde 1.872 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

19.01.2008 03:49
Nokias empörende Entscheidung. Nokias rationale Entscheidung Antworten

Ein wenig politische Psychologie enthält dieser Artikel, und den Versuch, Rationalität walten zu lassen.

Kaa Offline




Beiträge: 658

19.01.2008 09:43
#2 RE: Nokias empörende Entscheidung. Nokias rationale Entscheidung Antworten

Schon bevor ich den Artikel "Rechnet Nokia falsch" im Manager Magazin gelesen hatte, habe ich mich gefragt, wie das denn sein kann, daß eine Verlagerung einer 2000 Personen Firma in ein lohngünstiges Land mittelfristig billiger ist, als Bleiben in einem Land mit hohen Personalkosten.

Natürlich habe ich mich das mit meinem Hausfrauenverstand gefragt. Da wußte ich noch gar nichts von den starken Produktivitätsunterschieden zwischen deutschen und rumänischen Arbeitern. Wo in Deutschland zweitausend arbeiten, werden in Rumänien, von ausländischen Konzernen wohlgemerkt, drei- bis viertausend eingestellt. Da wußte ich noch gar nichts von der höheren Rate an Diebstählen am Arbeitsplatz und auch noch nichts vom höheren Verschleiß der Maschinen wegen Fehlbedienung und mangelnder Wartung. Und sowieso wußte ich nichts davon, daß Nokia mit seiner Produktion in ein Dorf ziehen will, das die letzten 5 km nur über eine Landstraße zu erreichen ist. HarHar.

Ich hatte mir einfach gedacht - 2000 neue Leute anzulernen wird nicht wirklich billig. Da wußte ich auch noch nicht, daß diese neu angelernten Leute dann mit ihrem neuen Wissen auf dem rumänischen Arbeitsmarkt gefragt sein werden und leicht zu besser bezahlten Stellen wechslen werden. Jetzt weiß ich ja, daß sie 3000 bis 4000 neue Leute brauchen. Aus einer ländlichen Region? Als ob tausende Leute dort nur drauf warten, bei Nokia arbeiten zu dürfen.

Gefühlsmäßig - bin ich froh, daß ich nichts von Wirtschaft verstehe. Das erscheint mir wie eine Einladung mit Fahrtkostenerstattung und Übernachtungsgutschein an eine zuverlässige, treue Katastrophe. Und sowas täte mich aufregen, wenn ich was davon verstünde.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

19.01.2008 15:05
#3 RE: Nokias empörende Entscheidung. Nokias rationale Entscheidung Antworten

Liebe Kaa,

danke für den Hinweis auf diesen lesenswerten Artikel! So ähnlich hatte ich es mir eigentlich gedacht, obwohl ich von den Einzelheiten erst durch diesen Artikel erfahren habe.

Nur bin ich bisher davon ausgegangen (und tue das weiter), daß auch den Verantwortlichen von Nokia diese Schwierigkeiten bekannt waren, als sie ihre Entscheidung getroffen haben. Wie da im einzelnen gerechnet wurde, weiß man logischerweise nicht.

Auch der Unternehmensberater Book muß ja die Frage beantworten, wieso denn Nokia nun nach Rumänien will, trotz aller der Nachteile, die er aufzählt. Mir scheint, was er dazu schreibt, ist pure Spekulation:

Zitat von Book
Bei den bestehenden wirtschaftlichen Risiken stellt sich gleichwohl die Frage, warum Nokia so ein Wagnis überhaupt eingeht. Oft wird vergessen, dass es am Ende nicht die Entscheidung einer Organisation, sondern einzelner Personen bei Nokia ist. In Konzernstrukturen entscheiden Manager eben nicht nur nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Oft spielen interne politische und persönliche Motive eine wichtige Rolle. Die Veränderung von Strukturen hat schon manchen Manager nach oben befördert.
Das kann man natürlich behaupten. Aber schöner fände ich es, wenn Book dafür auch Belege brächte.

Wie dem auch sei, liebe Kaa - die Vorwürfe, die jetzt gegen Nokia erhoben werden, lauten ja nicht, daß der Konzern mit dieser Entscheidung seinen eigenen Interessen zuwiderhandelt.

Mag ja sein, daß er das tut. Aber ob das ein Externer wie Book wirklich beurteilen kann, daran habe ich meine Zweifel.

Ob nicht auch Nokia Rumänien-Kenner befragt hat, bevor es seine Entscheidung traf?

Herzlich, Zettel



Kaa Offline




Beiträge: 658

19.01.2008 16:19
#4 RE: Nokias empörende Entscheidung. Nokias rationale Entscheidung Antworten
Naja, es ist schon immer mal wieder wahr, daß in Firmen Fehlentscheidungen getroffen werden.

Die Globalisierung wird sich mit der Zeit in Rumänien so auswirken, das dort die Löhne steigen. In einem anderen Artikel stand, daß die Löhne nur einen geringen Teil der Produktionskosten ausmachen. Daran, daß die Leute, die Entscheidungen treffen, gerechnet haben, was sie tun, glaube ich nicht mehr. Es ist tatsächlich einfach eine Glaubensfrage. Vorgerechnet hat einem noch keiner was.

Allerdings steht in dem neuesten Spiegel Artikel, daß Nokia sowieso in Bochum hätte investieren müßen, um das Werk auf den neuesten Stand zu bringen. Und dann kann ich mir (natürlich auch ohne zu rechnen) vorstellen, daß es sich lohnt.

Moment, ich kucke mal, was ich denn für ein Handy habe: Ah, kein Nokia. Ich bin fast versucht, mir ein Nokia zu kaufen. Die spinnen doch mit ihrem Boykott. Ach lieber Florian, verschon mein Haus, zünd das vom Nachbarn an. Immerhin ist Nokia eine finnische Firma und war in Bochum hochwillkommen.
verquer ( Gast )
Beiträge:

19.01.2008 16:36
#5 RE: Nokias empörende Entscheidung. Nokias rationale Entscheidung Antworten
Man kann es drehen und wenden, wie man will. Die Entscheidung von Nokia ist rational und nachvollziehbar. Das mag enttäuschend sein. Ein Boykott ist so ziemlich das Dümmste, was man unternehmen kann. Im Zweifel tauscht man ein gutes Produkt gegen ein schlechteres. Schneidet sich also in's eigene Fleisch. Typisch für Masochisten.

Es wäre vielmehr zu überlegen, ob nicht der ganze Förderungs- und Subventionsquatsch - selbst im nationalen Alleingang - abzuschaffen wäre. Das ganze garniert mit einem Steuermodell nach Kirchhof und einem Gesundheitssystem der sog. Kopfprämie, welche mit dem Einkommen nicht mehr gekoppelt wäre. Alle drei Maßnahmen GEMEINSAM lösten einen selbsttragenden Boom in Deutschland aus. Es könnte sein, würde so sein, daß die Investoren sich mit Koffern voll Geld vor den deutschen Grenzen drängelten. Nach dem Motto: Ich war zuerst hier, nur nicht drängeln, ihr dahinten.

Aber diese Möglichkeit wird sorgfältig ausgespart. Nur, um den deutschen Michel nicht von seiner Staatsgläubigkeit und seiner Versorgungserwartung zu trennen und auf den Boden der Realitäten zu befördern.

Lohnniveau hat mit der Begehrlichkeit eines Standortes wenig zu tun. Wohl aber das staatlich beeinflußte Steuer- und Sozialsystem. Die Schweiz als Hochlohnland mit geringster Arbeitslosenquote ist der beweis dafür. An Nokias Stelle würde ich mich fragen, warum ich nicht nach CH abgehauen bin. Ebenso, wie so mancher mittelständische Betrieb aus Süddeutschland.
F. Hoffmann Offline



Beiträge: 34

19.01.2008 16:54
#6 RE: Nokias empörende Entscheidung. Nokias rationale Entscheidung Antworten

Eine zwiespältige Sache (mindestens "trispältig"?) Sache, das Ganze.
Am Übelsten sind die Leute dran, die bei Nokia arbeiten. Man knallt Ihnen vor den Kopf, dass sie ihren Arbeitsplatz verlieren. Punkt. Weil die Subventionen auslaufen. Nochmal Punkt. Die Leute tun mit aufrichtig leid, weil ihnen Knall auf Fall jemand ihre Lebensplanung zerstört hat. Von Sozialplänen etc. war wohl noch keine Rede.
Frage dazu: Wusste der Betriebsrat von dieser Entscheidung?
Zweite Frage: Sitzen im Aufsichtsrat von Nokia (auch der Mutterfirma) Betriebsräte?
War das mit Rumänien so geheim, dass nur Nokia und die Rumänen davon wußten? Kein Baustellenschild: Hier baut Nokia?
Was die Verhälnisse in Rumänien angeht und wieviel Nokia davon weiss? Keine Ahnung.
Ich habe es einmal bei einer amerikanischen Firma, die im Medizinbereich tätig war, erlebt, dass diese mit völlig naiven Vorstellungen in Europa angetreten ist (Was, so viel Urlaub? Solche Sozialleistungen? etc., und da waren die schon auf Einkaufstour!), würde mich nicht unbedingt wundern, wenn da eine halbgare Entscheidung gefallen ist. "Weiss alles, kann alles, plant alles bis auf´s I-Tüpfelchen" dürfte auch zu den märchenhaften Vorstellungen der "normalen" Leute über Manager gehören. Aber das muss Nokia wissen und hilft Bochum nicht.
Unverständlich finde ich, wie man die Entscheidung rübergebracht hat. Kein Konzept für einen Übergang vorgelegt (?).
Die Leute vor den Kopf gestossen? Haben die nichts aus dem Kommunikationsdesaster der Deutschen Bank gelernt? Unglaublich!
Im Verkaufen schlechter Nachrichten ist denen anscheinend jeder Hinterhofpolitiker überlegen.
Wobei wir bei der Politik wären.
Ich gehe mal davon aus, dass Bochum den Nokia-Standort bekam, weil es Nokia mehr Vergünstigungen angeboten hat als andere mögliche Standorte. Es ist keineswegs ein Zeichen der Globalisierung, dass Firmen Standorte wählen, weil sie von der entsprechenden Region Subventionen, Steuervorteile etc. geboten bekommen. Das passiert genauso innerhalb Deutschlands.
Ein Betrieb in einer Stadt will sich vergrössern. Die Nachbarstadt bietet an, ihm ein größeres Grundstück zu schenken und einige Jahre keine Gewerbesteuer zu erheben. Und dann...?
Es ist aber von Seiten der Politik eine unglaubliche Heuchelei, dies selbst zu tun (sprich Nokia mit Subventionen zu locken), und empört aufzuschreien, wenn Andere das Gleiche tun.
Und dann demonstrativ ihr Handy wegwerfen...
Naja, bei Struck ist das noch zu vertehen. Dem geht´s wie allen Amateurrockern. Wenn Mutti nicht da ist, um die Schuhe zuzubinden, fällt einem das Gehen verdammt schwer...
Und Seehofer? Lange nix mehr von ihm gehört. Das Handy hatte wohl gentechnisch hergestellte Bauteile.

F. Hoffmann Offline



Beiträge: 34

19.01.2008 16:59
#7 RE: Nokias empörende Entscheidung. Nokias rationale Entscheidung Antworten

P.S. Tschuldigung für die kleinen Schreibfehler. Werde beim nächsten Mal mein Geschreibsel durchlesen, bevor ich auf speichern drücke.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

19.01.2008 17:08
#8 RE: Nokias empörende Entscheidung. Nokias rationale Entscheidung Antworten

Zitat von F. Hoffmann
P.S. Tschuldigung für die kleinen Schreibfehler. Werde beim nächsten Mal mein Geschreibsel durchlesen, bevor ich auf speichern drücke.

Lieber F. Hoffmann,

Sie können vor dem Abschicken durch Klicken auf "Vorschau" sehen, wie der Text aussehen wird. Und wenn Tippfehler bleiben, dann können Sie - unbegrenzt, das bietet nicht jedes Forum - durch Klicken auf "edit" Korrekturen vornehmen.

Ich habe das so freigeschaltet in der Erwartung, daß es niemand mißbraucht, also z.B. in einer Diskussion das nachträglich inhaltlich ändert, was er geschrieben hatte. Bisher hat es niemand mißbraucht.

Herzlich, Zettel

Frankfurter Offline



Beiträge: 233

19.01.2008 18:05
#9 RE: Nokias empörende Entscheidung. Nokias rationale Entscheidung Antworten

Es ist natürlich sehr zu bedauern, dass die Deindustriealisierung Deutschlands weiter fortschreitet. Was unterbleibt ist die Prüfung, ob die Politik mit ihrem Regulierungswahn plus Steuergesetzgebung diesen Prozess, der im Zuge der Globalisierung anscheinend unvermeidbar erscheint, nicht erst beschleunigt hat. Über die negative Rolle der Gewerkschaften will ich mich erst gar nicht auslassen.

Gerade im Spon erscheint dazu ein Artikel, den ich gerade dort nicht erwartet hätte. Vielleicht in der FTD aber im SPON? Lest ihn selbst:

"- doch die Boykottaufrufe deutscher Politiker sind nichts als verlogener Populismus"
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,529517,00.html


M.Schneider Offline



Beiträge: 672

21.01.2008 11:08
#10 RE: Nokias empörende Entscheidung. Nokias rationale Entscheidung Antworten

lieber Zettel, liebe Leser

Ich habe mich umfangreich hier zum Thema geäußert.

http://83273.homepagemodules.de/t807f5-K...ozialstaat.html

Herzlich M.Schneider

Kaa Offline




Beiträge: 658

23.01.2008 11:04
#11 RE: Nokias empörende Entscheidung. Nokias rationale Entscheidung Antworten
Siehe auch: Presse: Nokia - Bochum könnte teuerste Werksschließung in der Geschichte Deutschlands werden.

Wenn man umzieht (nicht wegen der Landschaft und nicht wegen der Liebe, sondern wegen Kosten) dann muß man rechnen:

Was kostet der Umzug (die "einmaligen" Kosten)
- Der reine Umzug (LKW)
- Kosten am alten Ort
- Kosten am neuen Ort

Ich lasse das mal so stehen - so einfach ist das aber gar nicht.

Und man muß rechnen, was "bringt" der Umzug nach dem Umziehen. Was hätte man am alten Standort für Kosten, welche hat man am neuen? Und auch welche Vorteile hätte man am alten Standort, welche am neuen. Und das in Zahlen fassen.

Ich bin mir ziemlich sicher, daß das über den Daumen gepeilt wurde, aber nicht gerechnet. Ich weiß definitiv, daß man beim Staat in solchen Fällen nicht rechnet. Wenigstens beim Straßenbau haben die gar nicht die Leute, die das können. (Frage welche Trasse beim Ausbau der A6 nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten).

Und es würde mich inzwischen wundern, wenn es bei den Konzernen mit Vernunft laufen würde. Nirgends, wo viele Menschen beteiligt sind, läuft irgendwas mit Vernunft.
Kaa Offline




Beiträge: 658

23.01.2008 11:05
#12 RE: Nokias empörende Entscheidung. Nokias rationale Entscheidung Antworten

Ich korrigiere mich: Bei Versicherungen könnte es mit Vernunft laufen.

M.Schneider Offline



Beiträge: 672

23.01.2008 11:45
#13 RE: Nokias empörende Entscheidung. Nokias rationale Entscheidung Antworten

Liebe Kaa

Ich bin mir ziemlich sicher, daß das über den Daumen gepeilt wurde, aber nicht gerechnet. Ich weiß definitiv, daß man beim Staat in solchen Fällen nicht rechnet. Wenigstens beim Straßenbau haben die gar nicht die Leute, die das können.

Ich glaube da sind Sie sehr blauäugig. Nokia ist ein international tätiger Konzern, das heißt, er produziert auch in den verschiedensten Ländern. Alleine dadurch hat er für die verschiedenen Standorte detaillierte Zahlen über alle Dinge die notwendig sind.
Er hat hervorragende Vergleichsmöglichkeiten.

Es ist aber auch ein Irrtum das Wirtschaftskonzerne nicht rechnen. Jeder Vergleich mit dem Staat und dessen Unfähigkeit geht weit am Ziel vorbei. So läuft das bei Wirtschaftskonzernen mit Nichten. Dort wird sogar im Detail gerechnet und anschließend im Detail verhandelt.

Nokia hat in den 90 er Jahren rund 370 Mio. in das Werk investiert, die lassen die nicht einfach den Bach runtergehen aus dem Bauch heraus.

Ich muss auch der Aussage bezüglich des Staates wiedersprechen. Ich war früher in der Ingenieurplanung und ich hatte viel mit dem Staat und Staatshochbauämtern zu tun.

Es ist richtig, die selber hatten nicht die Kapazitäten zur Berechnung. Deshalb werden ja freie Ingenieur- und Architektenbüros eingeschaltet, die diese Berechnungen durchführten.

Das wird dann beim Staat eine „HU-Bau“ genannt, (Haushaltsunterlage Bau).
Diese beinhaltete alle wesentlichen Beschreibungen und eben auch eine Kostenberechnung nach DIN und war dann überhaupt erst die Basis für die Mittelbeantragung bei der OFD, anders ging es gar nicht.

Dies kann definitiv auch im Straßenbau nicht anders gewesen sein. Allenfalls Vorabschätzungen wurden vielleicht über den Daumen gemacht.

Herzlich M.Schneider

C. Offline




Beiträge: 2.639

23.01.2008 13:32
#14 RE: Nokias empörende Entscheidung. Nokias rationale Entscheidung Antworten
Der Staat kann es sich erlauben unvernünftig zu handeln, ein Konzern wird dafür umgehend abgestraft.

Parteien werden dafür belohnt, wenn sie sich mit unvernünftigen Vorschlägen überbieten, eine einzige strategische Fehlentscheidung kann für einen Konzern dessen Ende bedeuten. Es ist anzunehmen, dass Nokia viele weiteren Gründe für einen Wechsel von Deutschland nach Rumänien als die offensichtlichen hat, sich darüber allerdings klugerweise ausschweigt. Nokia ist ja nicht nur ein Handyhersteller, sondern mischt im Infrastrukturgeschäft mit:

In Antwort auf:
Nokia Siemens Networks is a leading global enabler of communications services. The company provides a complete, well-balanced product portfolio of mobile and fixed network infrastructure solutions and addresses the growing demand for services with 20,000 service professionals worldwide. The combined pro-forma net sales of EUR 17.1 billion in the fiscal year 2006 makes Nokia Siemens Networks one of the largest telecommunications infrastructure companies. Nokia Siemens Networks has operations in some 150 countries and is headquartered in Espoo, Finland. It combines Nokia's Networks Business Group and the carrier related businesses of Siemens Communications.


http://www.nokia.com/A4136001?newsid=1157083

Diese kleine Pressemitteilung gibt etwas Einblick über strategisches Denken: FORWARD-LOOKING STATEMENTS (am Ende der Pressemitteilung). Eine Verlagerung nach Rumänien ist sicherlich nicht schädlich bei der Auftragsvergabe für den Ausbau Ausbau noch unterentwickelter Netze und die Rumänen freuen sich auch mal so verwöhnt zu werden wie die Deutschen.


Dagegen wirkt das Verhalten der Stadt Bonn wahrlich kleinkariert:

In Antwort auf:
Bonns Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann (SPD) will ein Beispiel setzen: Sie wird ihr finnisches Handy gegen ein Mobiltelefon einer anderen Marke eintauschen. Das wolle sie aus Solidarität mit den Nokia-Mitarbeitern in Bochum tun. Sobald es die Vertragssituation zulässt, sollen ihrem Beispiel auch die übrigen Mitarbeiter der Stadtverwaltung folgen. Das hat der Verwaltungsrat der Stadt beschlossen. Gleich 400 Nokia- Mobiltelefone auf einen Schlag wollen die Bonner Stadtwerke eintauschen. Ein solches Verhalten wie das des Nokia- Managements sei nicht zu akzeptieren, sagte Stadtwerke-Chef Hermann Zemlin.


Wirklich niedlich, nicht wahr.

Auch die kollektive Empörung des deutschen Volkes wird weniger Eindruck schinden als eine Flasche selbstgebrannten Vodkas.


In Antwort auf:
Und damit nicht genug: Auch die meisten Deutschen wollen laut einer Umfrage Nokia ab sofort boykottieren. Dem Konzern drohen kräftige Umsatzeinbußen.


Ich habe mein Nokia-Handy damit bestraft, dass ich es gestern nicht aufgeladen habe. Ich hoffe, dass es das übersteht, denn es hat keine eingebaute Kamera und noch nicht einmal einen mp3 Player.
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

23.01.2008 17:03
#15 RE: Nokias empörende Entscheidung. Nokias rationale Entscheidung Antworten

Dear C.,

das sind ja wieder einmal hochinteressante Recherche-Funde; von (bei dir) gewohnter Qualität.

Ja, das könnte viel Sinn machen, daß Nokia nicht nur wegen der geringeren Lohnstückkosten nach Rumänien will, sondern um sich an der Entwicklung der dortigen Kommunikations-Infrastruktur zu beteiligen; vielleicht überhaupt in dem ganzen Raum einen Fuß in die Tür zu bekommen.

Das würde manches erklären; vor allem das schnöde Desinteresse von Nokia daran, über eventuelle Angebote zur Erhaltung des deutschen Standorts zu verhandeln. Wenn es so ist, wie du vermutest, dann würden sie gehen, selbst wenn die Bochumer Arbeiter für lau arbeiten und dazu noch jeden Morgen die finnische Nationalhymne singen würden.

Zitat von C.
In Antwort auf:
Bonns Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann (SPD) will ein Beispiel setzen: Sie wird ihr finnisches Handy gegen ein Mobiltelefon einer anderen Marke eintauschen.


Tja, mein Heuchelei-Test.

Diese immerliebe Dieckmann hatte ich schon lange im Verdacht.
Zitat von C.
Ich habe mein Nokia-Handy damit bestraft, dass ich es gestern nicht aufgeladen habe. Ich hoffe, dass es das übersteht, denn es hat keine eingebaute Kamera und noch nicht einmal einen mp3 Player.

Meins hatte ich schon letztes Jahr präventiv bestraft, indem ich es zum ZweitHandy degradiert habe. Jetzt will es nach Rumänien auswandern, aber ich habe ihm schon gesagt, daß nix daraus wird.

Es muß hierbleiben und wird jetzt jeden Tag einmal ausgeschimpft.

Herzlich, Zettel

Reader Offline



Beiträge: 803

24.01.2008 08:02
#16 RE: Nokias empörende Entscheidung. Nokias rationale Entscheidung Antworten

-

"Das ist super. Bei mir fliegen die Dinger auch raus. Meine drei Kinderhaben NOKIA Verbot. Ich finde den Boykottaufruf richtig. Wer vom deutschen Markt profitieren will, der muss Ihn auch pflegen." (Leserbrief zum verlinkten Artikel über den angedrohten Nokia-Boykott der Stadt Bonn)

Man kann den Nokia-Verweigerern und ihrem gut bestückten Nachwuchs doch nur fröhliches Boykottieren wünschen und viel Zeit zum Suchen eines politisch korrekten Handys!

Ich bin immer wieder erstaunt darüber, daß Unternehmen wie Nikoläuse gesehen werden, die etwas zu verschenken haben. Eigentlich muß man es Nokia hoch anrechnen, daß sie vorausplanen und rechtzeitig dort investieren, wo sie bessere Zukunftsaussichten haben. Wenn die Firma in Deutschland in drei Jahren bankrott ginge, weil es im globalen Wettbewerb verloren hat, wäre den deutschen Arbeitnehmern auch nicht gedient.

Wenn ich denke, wie selten man in den USA noch etwas einkaufen kann, das nicht "Made in China" ist, haben die Europäer doch großes Glück mit Firmen wie Nokia, die immerhin im europäischen Wirtschaftsraum weiterproduzieren. Die PR Abteilung der Firma Nokia hat anscheinend versäumt, auf diesen gesamteuropäischen Gesichtspunkt hinzuweisenen (Pink Slip für die Verantwortlichen?). Mehr Arbeitsplätze in Rumänien bedeuten übrigens auch, daß ein paar hundert oder tausend Rumänen im eigenen Land ihr Brot verdienen können.

Nebenbei bemerkt, mein Sony Ericson verschweigt beharrlich seine Herkunft. Ich habe ehrlich gesagt auch nicht danach gefragt als ich es gekauft habe. Vielleicht wird es das nächste Mal ja ein Nokia, via E-Bay.

Ich nehme immer dasjenige Handy, das mir zum günstigsten Preis seine Dienste tut. Mir ist allerdings bei so manchem deutschen Markengerät, für das ich seiner deutschen Herkunft wegen fast bereit gewesen wäre, einen höheren Preis zu zahlen, im letzten Augenblick aufgefallen, daß es "Made in China" war.


-









M.Schneider Offline



Beiträge: 672

24.01.2008 09:18
#17 RE: Nokias empörende Entscheidung. Nokias rationale Entscheidung Antworten
Lieber Zettel

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,529294,00.html

Dieser link gibt auch eine gute Analyse wieder.
Es wird immer nur von den direkten Kosten, also den Lohnkosten gesprochen, man muss sich aber darüber klar werden, dass die Produktionskosten zu großen Teilen aus externen Kosten bestehen.

Steuern
Lohn + Sozialabgaben bei Zulieferfirmen
Stromkosten (Energiekosten)
Transport und Logistikkosten
Kosten aus gesetzlichen Auflagen (Umwelt und Sozialkosten)
Flexibilität der Behörden bei Umbauten
Sogar wechselnde Regierungen werden einkalkuliert (rot rot grün)

Herzlich M.Schneider

PS. Ich benutze immer noch mein Siemens S75.
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

24.01.2008 17:14
#18 Deutsche und Amerikaner Antworten

Dear Reader,

Zitat von Reader
Zitat von Leserbrief
Meine drei Kinderhaben NOKIA Verbot.



Das finde ich teils putzig, teils auch im Grunde empörend - wie verantwortungslose Eltern schon ihre Kinder ideologisch indoktrinieren. Da werden Kinder zu Demos mitgeschleppt, da müssen sie Bilder "für die Umwelt" malen usw. Jetzt also gehört Nokia, neben Präsident Bush und dem Leibhaftien, offenbar zu den Negativ-Symbolen, mit denen die Kinder aufgezogen werden.
Zitat von Reader
Ich bin immer wieder erstaunt darüber, daß Unternehmen wie Nikoläuse gesehen werden, die etwas zu verschenken haben.

Schön formuliert. Ich glaube immer mehr, dear Reader, daß in vielen Köpfen ungefähr dieser Gedanke nistet: "Eigentlich gehören sie enteignet. Aber solange das nicht geht, sollten sie wenigstens als Nikoläuse dienen".
Zitat von Reader
Wenn ich denke, wie selten man in den USA noch etwas einkaufen kann, das nicht "Made in China" ist

Mein Eindruck ist, daß man in den USA über diese Invasion zwar wütend ist, aber nicht auf die Chinesen, sondern auf das eigene Land, das es nicht schafft, in diesem Wettbewerb mitzuhalten.

Das ist vielleicht, dear Reader, der fundamentalste Unterschied zwischen deutschem und amerikanischem Denken: Wenn in den USA etwas schief läuft, dann fragt man: Was müssen wir besser machen? Wenn in Deutschland etwas schief läuft, wie jetzt der Wegzug von Nokia, dann fragt man: Wer ist der Schuldige und wie können wir ihn bestrafen?

Herzlich, Zettel

vivendi Offline



Beiträge: 663

25.01.2008 08:44
#19 RE: Nokias empörende Entscheidung. Nokias rationale Entscheidung Antworten

Umfrage: Deutsche wollen keine Nokia-Handys mehr
http://www.chip.de/news/Umfrage-Deutsche...id1=9226&tid2=0

Die Kluft zwischen Umfrageergebnissen und Realität. Oder auch: Es wird nichts so heiss gegessen ...

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

25.01.2008 16:16
#20 RE: Nokias empörende Entscheidung. Nokias rationale Entscheidung Antworten
Zitat von vivendi
Umfrage: Deutsche wollen keine Nokia-Handys mehr
http://www.chip.de/news/Umfrage-Deutsche...id1=9226&tid2=0



Danke für den Link! Ich bin dort einem weiteren Link gefolgt, dem zum Test des Nokia N95. Und habe staunend erfahren, was ein Top-Handy heute so alles kann.

Jetzt liebäugle ich damit, es mir zu leisten.

Ob ich, falls ich das tue, beim Benutzen in der Öffentlichkeit dann lieber den Markennamen abdecken sollte? Und wann werden wohl die ersten Plakate auftauchen "Deutsche, kauft nicht bei Nokia!"?

Herzlich, Zettel
Kaa Offline




Beiträge: 658

25.01.2008 17:33
#21 RE: Nokias empörende Entscheidung. Nokias rationale Entscheidung Antworten

In Antwort auf:
Jetzt liebäugle ich damit, es mir zu leisten.

Lieber, lieber Zettel

Nimms mir nicht übel ...

... aber kannst Du das denn dann bedienen?

Kaa

Pelle ( Gast )
Beiträge:

25.01.2008 21:57
#22 RE: Nokias empörende Entscheidung. Nokias rationale Entscheidung Antworten

Zitat von Kaa
... aber kannst Du das denn dann bedienen?
Kaa
Da braucht man so kleine Fingerchen, wie sie Kinder haben, nicht wahr?

Für Erwachsene ist das immer schwer, die kleinen Knöpfchen zu treffen!

Aber vielleicht hat Hörr Zettel ja ein dickes Sparschwein und kauft sich das Gerät der Firma Apfel , das ganz ohne Tasten auskommt und stattdessen mit berührungsempfindlichem Bildschirm arbeitet.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

26.01.2008 00:16
#23 RE: Nokias empörende Entscheidung. Nokias rationale Entscheidung Antworten

Zitat von Kaa
Lieber, lieber Zettel
Nimms mir nicht übel ...
... aber kannst Du das denn dann bedienen?
Kaa

Hm, das erinnert mich an den Witz von dem Mann, der gefragt wird: Können Sie Klavier spielen? Antwort: Keine Ahnung, ich habe es noch nicht versucht.

Herzlich, Zettel

Kaa Offline




Beiträge: 658

03.02.2009 11:31
#24 die Karawane zieht weiter Antworten


Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus Autor im Netz bekannt

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

04.02.2009 18:26
#25 RE: die Karawane zieht weiter Antworten
Liebe Kaa,
das ist ja fast mit Schadenfreude zu lesen.

Wenn es denn so einfach wäre. Ich bin sicher, auch da kommt Nokia relativ unbeschadet 'raus. Wie die Rumänen versichern, sind keine Subventionen aus dem erhaltenen EU-Topf an Nokia gezahlt worden ?!?

Nokia hat mit Standort Deutschland über die Jahre ca. 80 Mio Subventionen hier erhalten. Damit verbunden war die Auflage, das (wenn ichs noch richtig erinnere) 2860 Arbeitsplätze geschaffen werden müssen. Fakt ist, Nokia hat diese Zusage nicht eingehalten. In den zuständigen Ämtern wußte man das auch, aber man hat es einfach laufen lassen bzw. unter den Tisch gekehrt. Als Nokia Deutschland verließ, kam das natürlich auf den Tisch mit der Forderung 60 Mio zurückzuzahlen, weil die Auflagen nicht erfüllt waren. Nokia stellte sich stur, verwies auch auf Zeitarbeitskräfte, die ja auch "zählen" und man hätte ja sich vorher auch nicht beschwert usw. ... kurz und gut man einigte sich auf 20 Mio Zahlung und den Verkaufserlös des Firmengeländes. Die 20 Mio nannte man dann eine Zahlung in die Stiftung "Wachstum für Bochum". Soweit der traurige Abschluß in Bochum und eine noch traurigere Geschichte, um die "verdienstvollen Mitarbeiter" der dortigen Landesregierung die mal eben Millionen ausgeben und nicht verfolgen wofür.

♥lich Nola

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