""Der Sozialismus ist eine gute Sache, die bisher nur leider schlecht realisiert wurde",
Jo... das glauben viele... leider. Den folgenden Spruch hab ich (sinngemäß zitiert) kürzlich gelesen... "Der Sozialismus ist eine gute Sache, die bislang aber immer als Vorwand missbraucht wurde, um eine Diktatur zu errichten."
(das war in einem anderen privatforum, deshalb an dieser Stelle kein Link)
Zitat von H.C.Und was ist mit deinem 'Bayern-Loch'? Da fehlt ja auch eindeutig etwas.
Es gibt, lieber H.C., kein "Bayernloch".
Der Screenshot ist - anscheinend hatte ich das mißverständlich formuliert - ja nicht eine Darstellung der Besucher, die über einen ganzen Tag oder gar über längere Zeit in ZR kommen. Er ist eine Momentaufnahme der letzten Besucher zum dem Zeitpunkt, als ich den Screenshot gemacht habe.
Er ist nur eben repräsentativ für das, was ich immer wieder sehe, wenn ich nachgucke. Bayern dagegen ist normalerweise gut vertreten, wie ganz Westdeutschland.
Zitat von ZettelDer Screenshot (...) ist nur eben repräsentativ für das, was ich immer wieder sehe, wenn ich nachgucke. Bayern dagegen ist normalerweise gut vertreten, wie ganz Westdeutschland.
Eben habe ich nachgeguckt, woher die letzten 50 Besucher kamen. Auf der Karte sind weniger als 50 zu sehen, weil ich so gezoomt habe, daß die aus Asien und Amerika nicht zu sehen sind. Man sieht das übliche DDR-Loch:
der Referrer liefert das Bild. (Man kann ja die IPs den Standorten des jeweiligen Proxy zuordnen; es sei denn, jemand benutzt einen Anoymisierer oder ist bei aol ).
Das habe ich nur per Screenshot gespeichert, via Bildbearbeitungsproramm den Ausschnitt ausgewählt, das Bild gespeichert und dann hier hochgeladen.
Hochladen kann jedes Mitglied (rechts unten im Schreibfenster auf "Datei anhängen" klicken). Das habe ich so freigeschaltet, weil es bisher keinen Mißbrauch gegeben hat.
Ja, danke sehr. Ich bin bei aol, und ich denke, einige andere auch. Ich meine aber den "meinen" Pfeil in der Nähe von Frankfurt erkannt zu haben-,)) Grüßchen, Inger
Zitat von IngerIch bin bei aol, und ich denke, einige andere auch. Ich meine aber den "meinen" Pfeil in der Nähe von Frankfurt erkannt zu haben-,))
Vielleicht, liebe Inger. Allerdings wird meines Wissens bei aol die dynamische IP nicht standortbezogen zugeteilt.
Und dann müßtest du am Montag, 18.1., zwischen ungefähr 21.30 und 22.23 in ZR gewesen sein; denn aus dieser Zeit stammt die "Momentaufnahme".
Täglich sind es ja 500 bis 600 verschiedene Besucher, die in ZR kommen. Wenn ich für die alle so eine Karte hätte, wäre das sehr informativ, denn dann könnte man wirklich die regionale Verteilung genau sehen.
Mein Eindruck, wenn ich mir gelegentlich einmal solche Momentaufnahmen ansehe, ist, daß die Besucher sich ziemlich gleichmäßig über die alte Bundesrepublik verteilen; unter Berücksichtigung der Bevölkerungsdichte (also besonders viele aus den Ballungsräumen Ruhrgebiet, Rheinschiene, Raum Frankfurt, Raum Stüttgart).
Übrigens kommen ungefähr 85 Prozent aus der Bundesrepublik. Je ungefähr 5 Prozent kommen aus Österreich und der Schweiz, je ungefähr 1 Prozent aus den USA und Frankreich. Dann gibt es noch Stammleser in Israel, Luxemburg, UK, Schweden. Und ansonsten Surfer aus aller Welt, die es irgendwie in ZR verschlagen hat.
Mag mich jemand mal über die Geographie aufklären, nach der die neuen Bundesländer in Mitteldeutschland liegen, wie zumindest zwei Kommentatoren hier suggerieren wollen? Das scheint mir allenfalls dann möglich zu sein, wenn man historisch (und politisch?) irgendwo zwischen Kaiserreich und Großdeutschem Reich stehengeblieben ist. Oder gibt es da eine andere Erklärung?
Zitat von RobinMag mich jemand mal über die Geographie aufklären, nach der die neuen Bundesländer in Mitteldeutschland liegen, wie zumindest zwei Kommentatoren hier suggerieren wollen?
Die Betreffenden, lieber Robin, werden sicher antworten wollen. Aber vielleicht interessiert auch meine Auffassung:
"Mitteldeutschland" ist zunächst ein geographischer und als solcher politisch indifferenter Begriff, so wie ja auch, sagen wir, "Norddeutschland" oder "Südwestdeutschland". Das gibt es in vielen Ländern, daß man sie so geographisch aufteilt - in Frankreich zum Beispiel "Le Nord", "Le Midi", "Le Sud Ouest" usw.
Nur ist aber, lieber Robin, diese an sich harmlos-geographische Begriff sozusagen politisch aufgeladen worden. Und zwar von zwei politischen Seiten.
Erstens seitens der Linken: Da das alte Ostdeutschland an Polen verloren ist, ist das bisherige Mitteldeutschland nun der östliche Teil Deutschlands, also Ostdeutschland. Von Links wird nun gefordert, es auch so zu nennen, und zwar mit einem politischen Nachdruck ähnlich dem, der bis vor Kurzem gefordert hat, man müsse Danzig Gdansk nennen und Königsberg Kaliningrad. Wer Breslau Breslau nannte, der galt schon als Revanchist.
(Zum Glück durfte man "Mailand" statt "Milano" sagen, ohne verdächtigt zu werden, Norditalien heim ins Reich holen zu wollen).
Und auf der anderen, der rechten Seite, lieber Robin, ist es keinen Deut besser: Da wird mit Verbissenheit "Mitteldeutschland" gesagt, um zu zeigen, daß man die Gebiete jenseits der Oder-Neiße-Linie immer noch zu Deutschland rechnet.
Ich mag solche Versuche nicht, via Sprache Politik zu machen; das riecht mir zu sehr nach pc. Mir gefällt es so wenig, daß mir vorgeschrieben wird, die neuen Länder "Ostdeutschland" zu nennen, wie daß mir jemand vorschreibt, sie "Mitteldeutschland" zu nennen.
Ich selbst schreibe, glaube ich, meist "Ostdeutschland". Vielleicht auch manchmal "Mitteldeutschland". Ohne mich damit zu irgend etwas zu bekennen oder nicht zu bekennen.
Wenn mich allerdings jemand fragt, wie ich zur Oder-Neiße-Grenze stehe, dann sage ich: Ja, selbstverständlich ist das die endgültige deutsche Ostgrenze. Sie ist es seit dem 14. November 1990.
Herzlich, Zettel
Ungelt
(
gelöscht
)
Beiträge:
22.02.2008 10:56
#37 RE: Warum ist die Ex-DDR kein zweites Wirtschaftswunderland geworden?
In Antwort auf:Hypothese 1: Falsch. Es gibt sehr wohl politisches Interesse, nur ist dieses nicht unbedingt auf Liberalismus ausgerichtet.
Das hatte ich auch vermutet. Sieht man von dem Anfangserfolg der FDP in Sachsen-Anhalt wg. Genscher ab, dann war und ist ja auch die FDP in den Neuen Ländern arg schwach.
Warum? Ich verstehe das im Grunde nicht. Man hat die Freiheit vermißt; man hat für sie sehr viel riskiert. (Vor ein paar Tagen habe ich mit einer Frau gesprochen, die an den Montagsdemonstrationen in Leipzig teilgenommen hat. Da ist mir wieder deutlich geworden, welcher große Mut damals dazu gehörte, da mitzumachen). Wie kommt es, daß jetzt diejenige politische Strömung, die für die Freiheit steht, so wenig Resonanz findet?
Nach meinen Erinnerungen aus Prag hatte zunächst kaum jemand die Liberalen als eigenständige politische Kraft überhaupt wahrgenommen. Es gab nur "den Westen", die eigene "Führung", und den "großen Bruder". Das war in der DDR vermutlich auch nicht anders. Und nach dem Mauerfall hatten viele vermutlich bald den Eindruck, daß da schon etwas zu viel Freiheit "rüberschwappt". Ich denke z.B. an die Westler, die ausgestattet mit ihrem Spezialwissen, der "West-Aura" und psychologischen Tricks etliche naturgemäß total überforderte "DDRler" ausgenommen bzw. verschuldet haben. Oder an die überdimensionierten Wasserwerke. Es war einfach in dem Momment "zu viel Freiheit" da, auch wenn mich manche Liberale jetzt vermutlich steinigen werden. (Ich war zu der Zeit nicht dort, aber irgendwie hat sich das in meinem Bewustsein doch eingegraben. Und auch wenn es in der Realität nicht so ausgeprägt sein sollte, das Bild in den Köpfen war auf jeden Fall bei allen da.) Und wenn nach einer so großen Hoffnung die große Enttäuschung kommt, ist das Ergebnis ja vorprogrammiert.
In Antwort auf:
In Antwort auf:Hypothese 2: Auch falsch. Ohne ein Interesse an Freiheit hätten die DDR-ler ihre Regierung nicht zum Teufel gejagt.
Ja eben. Hatten sie sich eine ganz andere Art von Freiheit vorgestellt? Vielleicht doch den "freiheitlichen Sozialismus", diese Chimäre?
Also zumindest wieder in Prag von 68 war der "dritte Weg" schon eine sehr wichtige Option. Er schien sowohl erträglich zu sein, als auch mit etwas Glück gegenüber dem "großen Bruder" durchsetzbar. Und man war Leuten, die ihn gegenüber den Stalinisten unter Einsatz der eigenen Existenz (innerhalb der KPC) durchzudrücken versuchten, unendlich dankbar. (Sik,Smrkovský,Kriegel) Es war auch für mich zu der Zeit der logische nächste Schritt. (In der DDR war es möglicherweise etwas anders, da es kaum sichtbare Reformer und zusätzlich noch die "BRD-Option" gab, das gebe ich schon mal prophylaktisch zu.)
Wie auch immer: Wenn der "wind of change" weht, hat zunächst jeder seine eigenen Vorstellungen. Darüber wird aber erst später geredet, wenn der erste unverzichtbare und gefährliche Schritt gelungen ist. Alles Andere hätte doch auch den Erfolg zuverlässig verhindert, wäre eine große Dummheit. Unter den Leuten waren ja auch etliche, die einfach nur "nicht zu spät kommen wollten" und von der Dynamik einfach mitgerissen wurden. Diese Dynamik war einfach lebenswichtig. Ausserdem gab ja auch keine reale Möglichkeit und auch Zeit, diese Dinge öffentlich zu diskutieren. Daher: Daß die Leute demonstriert hatten, lag sicher nicht daran, daß sie sich einig waren, wohin es gehen soll. Sie waren sich nur sicher, daß sie nicht wollen, was sie bereits hatten. Da bin ich mir ausnahmsweise absolut sicher ;-)
Also:
- Hypothese Nr.1: Ich stimme "dem Kommentator" zu, am Interesse liegt es wohl nicht
- Hypothese Nr.2: (Dies ist ein Blog, der für die Freiheit und gegen jede Form des Totalitarismus eintritt. Im Osten mangelt es an Menschen, die diese Überzeugung teilen.)
Ich verstehe jetzt die Hypothese so, ob die Menschen "genügend" für Freiheit und gegen Totalitarismus sind.
Die Menschen sind wohl typischerweise für Freiheit und gegen Totalitarismus. Möglicherweise sind sie aber oft gegen die Art von Freiheit, die sie oft schmerzhaft kennengelernt haben. Und bei den Liberalen vermuten sie eben noch etwas mehr davon. Sie sind, wie ich es sehe, einfach etwas ratlos und sauer. (Auch wenn das keine politische Kategorie ist ;-) Ich kann es irgendwie auch verstehen. Daß sie die "Regierung zum Teufel gejagt" haben, hat mit dem Rest der Dinge kaum etwas zu tun. Ich kann doch etwas ablehnen, ohne gleich für die "erstbeste" Alternative sein zu müssen. Und ich muß mich nicht mit allen, die das Vorhandene ebenfalls ablehnen, bezüglich der Ziele einig sein.
das Schönste an der political correctness ist doch, dass man immer Aufmerksamkeit bekommt, wenn man dagegen verstößt.
Der politisch korrekte Sprachgebrauch arbeitet - soweit ich das überblicke - nach dem Muster, dass ein lange gebräuchlicher Begriff neu (negativ) kontextualisiert wird. Hier aber hat sich zunächst nicht der Kontext des Wortes, sondern der Begriff selbst geändert, die Umstände sind ja bekannt.
Es gibt viele Ausdrücke, die, wenn man sie hört, einen gewissen logischen oder inhaltlichen Widerstand erregen. Dies wird in der Regel bewusst eingesetzt, um eine gewisse humoristische oder provozierende Wirkung zu erzielen. Wenn dem so ist, so sollte es auch legitim sein, sich darauf einzulassen und zu fragen, worin die beabsichtigte Wirkung besteht. Nicht mehr habe ich getan. Und meine Frage nach einer anderen Deutung des Begriffs in meinem Beitrag oben war auch keinesfalls rhetorisch gemeint.
Zitat von Zettel Nur ist aber, lieber Robin, diese an sich harmlos-geographische Begriff sozusagen politisch aufgeladen worden. Und zwar von zwei politischen Seiten.
Hier, lieber Zettel, möchte ich Dir allerdings widersprechen. Der Ausdruck Ostdeutschland beschreibt das Faktische, das Offensichtliche. Auch ein Kind, das noch nie etwas von political correctness gehört hat, würde spätestens nach einem Blick auf die Karte bestätigen können, dass es sich um Ostdeutschland handelt. Von Linken und Rechten, die um diesen Begriff streiten, ist mir ehrlich gesagt auch nichts bekannt. Mir ist der Begriff als Synonym für die neuen Bundesländer bislang nur bei Menschen mit revanchistischen Absichten begegnet. Die Verwendung des Begriffs Mitteldeutschland für die Region Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen (z.B. mdr) hat damit natürlich nichts zu tun.
Viele Grüße, Robin
PS: In Hamburg weist man auch gerne darauf hin, dass südlich der Elbe bereits Süddeutschland anfange und konsequenter Weise werde ich dort als Hannoveraner auch öfters als Süddeutscher bezeichnet. Das ganze geschieht mit einer augenzwinkernden Haltung, die damit kokettiert, sich selbst als Nabel Deutschlands zu sehen.
Zitat von Zettel Nur ist aber, lieber Robin, diese an sich harmlos-geographische Begriff sozusagen politisch aufgeladen worden. Und zwar von zwei politischen Seiten.
Hier, lieber Zettel, möchte ich Dir allerdings widersprechen. Der Ausdruck Ostdeutschland beschreibt das Faktische, das Offensichtliche. Auch ein Kind, das noch nie etwas von political correctness gehört hat, würde spätestens nach einem Blick auf die Karte bestätigen können, dass es sich um Ostdeutschland handelt.
Wenn es diesen Blick zum ersten Mal wirft, lieber Robin.
Es ist eine Generationsfrage. Ich habe diesen Teil Deutschlands als Mitteldeutschland kennengelernt, was er ja auch jahrhundertelang war. Einem Thüringer zu sagen, er sei Ostdeutscher, wäre vor der Wiedervereinigung ein Witz gewesen. Thüringen nannte sich (nennt sich noch) das "grüne Herz Deutschlands". Weil es eben in der Mitte lag. Wenn Sie den verlinkten Text lesen, werden Sie finden, daß dort diskret darauf hingewiesen wird, daß München östlich von Erfurt liegt.
Wenn man als Westdeutscher die Menschen in Erfurt, in Halle, in Schwerin "Ostdeutsche" nennt, dann kann, lieber Robin, darin auch eine gewisse Geschichtslosigkeit, eine Selbstbezogenheit der Menschen aus der alten Bundesrepublik liegen, für die eben sozusagen Erfurt gleich neben Königsberg liegt - ist ja alles "der Osten".
Zitat von robinIn Hamburg weist man auch gerne darauf hin, dass südlich der Elbe bereits Süddeutschland anfange und konsequenter Weise werde ich dort als Hannoveraner auch öfters als Süddeutscher bezeichnet. Das ganze geschieht mit einer augenzwinkernden Haltung, die damit kokettiert, sich selbst als Nabel Deutschlands zu sehen.
Ja, lieber Robin - genauso sollte man das auch sehen, augenzwinkernd. Und, wie gesagt, nicht die Sprache statt des Gesprochenen als Waffe im politischen Meinungskampf einsetzen.
Herzlich, Zettel
PS: Es gibt übrigens eine Parallele sozusagen auf der Makro-Ebene: Diejenigen Tschechen, mit denen ich darüber gesprochen habe, fanden es gar nicht witzig, als Osteuropäer bezeichnet zu werden. Prag, mitten in Europa, als osteuropäische Stadt! Übrigens liegt Prag deutlich westliche von Wien.
PS: Es gibt übrigens eine Parallele sozusagen auf der Makro-Ebene: Diejenigen Tschechen, mit denen ich darüber gesprochen habe, fanden es gar nicht witzig, als Osteuropäer bezeichnet zu werden. Prag, mitten in Europa, als osteuropäische Stadt! Übrigens liegt Prag deutlich westliche von Wien.
Gilt übrigens auch für Polen.
Die Polen betrachten sich ebenfalls als mitteleuropäisches Land mit deutlicher Westorientierung.
Ich brauche wohl nicht zu sagen, dass das auch auf Ungarn zutrifft. Wie kann ein Bestandteil des ehemaligen Österreich-Ungarn überhaupt in "Osteuropa" liegen?
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Eigentlich ist Mitteldeutschland auch immer noch irgendwie richtig. Alle Ballungsgebiete Deutschlands sind von dort aus gleich weit entfernt, deswegen sind dort auch mittlerweile viele Niederlassungen von Logistikunternehmen.
aber ist nicht liberale (oder FDP-) Selbstbelobigung wenn der Liberalismus oder gar die realexistierende FDP mit "der Freiheit" gleichgesetzt wird?
Welchen Grund hätten Ostdeutsche denn haben sollen, diese Partei zu wählen nachdem der Genscher-Effekt mitsamt genannten Außenminister verklungen war?
Schließlich fiel auch genau in diese Zeit, die Selbstbeschränkung der FDP auf "die Besserverdienenden", die nunmal überall aber speziell im Osten nicht so dicht gesäht sind?
Es ist immer wieder erstaunlich, wie einfach Liberale "die Freiheit" für sich reklamieren.
Zitat von str1977aber ist nicht liberale (oder FDP-) Selbstbelobigung wenn der Liberalismus oder gar die realexistierende FDP mit "der Freiheit" gleichgesetzt wird?
Gleichsetzen kann man das sicher nicht. So wenig, wie "Die Grünen" mit dem Umweltschutz oder die SPD mit sozialer Gerechtigkeit. Oder die CDU mit christlichen Werten. Es sind Akzentsetzungen.
Zitat von str1977Welchen Grund hätten Ostdeutsche denn haben sollen, diese Partei zu wählen nachdem der Genscher-Effekt mitsamt genannten Außenminister verklungen war?
Den Grund, lieber str1977, daß nach 40 Jahren Sozialismus nichts dringender war als mehr Freiheit. Auf allen Gebieten.
Zitat von str1977Schließlich fiel auch genau in diese Zeit, die Selbstbeschränkung der FDP auf "die Besserverdienenden", die nunmal überall aber speziell im Osten nicht so dicht gesäht sind?
"Selbstbeschränkunng"? Hat die FDP sich in einem Parteiprogramm, in einer Wahlaussage so bezeichnet?
Nein. Es gab eine einzige Äußerung eines einzigen Mannes, und die besagt das genaue Gegenteil von dem, was der FDP dann von der gegnerischen Propaganda zugeschrieben wurde. Im Wahlkampf 1994 sagte der damalige FDP-Generalsekretär Hoyer: "Wir sind die Partei der Besserverdiener, weil wir wollen, dass alle besser verdienen". Genau das hätte man in den Neuen Ländern gebraucht. (Das Zitat ist in der Wikipedia nachzulesen).
Zitat von str1977Es ist immer wieder erstaunlich, wie einfach Liberale "die Freiheit" für sich reklamieren.
Was ist daran erstaunlich? Als einzige Partei tritt sie für mehr Freiheit in allen Lebensbereichen ein. Bis hin zur Abschaffung des absurden Rauchverbots in Kneipen.
auf Beiträge, die mir besonders interessant erscheinen, muß ich leider manchmal verspätet antworten, weil das Antworten etwas Muße verlangt.
Zitat von UngeltNach meinen Erinnerungen aus Prag hatte zunächst kaum jemand die Liberalen als eigenständige politische Kraft überhaupt wahrgenommen. Es gab nur "den Westen", die eigene "Führung", und den "großen Bruder".
Es gab, glaube ich, damals in Prag etwas sehr Eigenartiges: So etwas wie einen sozialistischen Liberalismus. Sie werden das viel besser beurteilen können als ich, lieber Ungelt, aber was ich damals von und über Jiri Pelikan und Eduard Goldstücker gelesen habe, schien mir auf so etwas hinauszulaufen; Eine sozialistische Marktwirtschaft. Also die Quadratur des Kreises.
Wie ja überhaupt der Prager Frühling wohl als Teil dieses allgemeinen 68er Aufbruchs gesehen werden muß. Damals sind ja auch manche der 68er Studenten in Deutschland nach Prag gefahren, um mitzuhelfen. Einige kamen dafür ins Gefängnis, zum Beispiel Sibylle Plogstedt.
Zitat von UngeltUnd nach dem Mauerfall hatten viele vermutlich bald den Eindruck, daß da schon etwas zu viel Freiheit "rüberschwappt". Ich denke z.B. an die Westler, die ausgestattet mit ihrem Spezialwissen, der "West-Aura" und psychologischen Tricks etliche naturgemäß total überforderte "DDRler" ausgenommen bzw. verschuldet haben.
Das gab es zweifellos. Natürlich ist eine solche Situation ein Eldorado für Glücksritter und Geschäftemacher. (Auch aus der DDR selbst; einer brachte es sogar zeitweise bis zum Bundesminister).
Aber repräsentativ war es sicher nicht. Die Bewältigung der Wiedervereinigung gehört meines Erachtens zu den Sternstunden der deutschen Geschichte.
Die "Treuhand" hat ausgezeichnete Arbeit geleistet. Die Universtitäten wurden größtenteils auf internationalen Standard gebracht. Die ganze Infrastruktur - die Autobahenen, das Telefonnetz, die Stromversorgung usw. hatten sich 1989 ungefähr auf dem Stand von 1938 befunden und wurden in einem großen Kraftakt modernisiert.
Und es siedelten sich Unternehmer an, "Investoren" traten auf den Plan. Der Lebensstandard ist heute in der ehemaligen DDR ungleich höher als in irgendeinem anderen Land, das vierzig Jahre von den Kommunisten heruntergewirtschaftet worden war.
Wer würdigt das eigentlich?
So, wie das eine der größten Leistungen der modernen deutschen Geschichte ist, erscheint mir diese Jammerei, diese Krittelei an dem, was noch schlecht ist, als ein ziemlich schlimmer Undank.
Ein Undank zum einen gegegenüber uns Westdeutschen. Man hätte ja auch gegenüber der DDR-Bevölkerung so reagieren können wie viele im Ausland 1945 gegenüber den Deutschen: Ihr habt diese Diktatur gewollt, sie jedenfalls ohne Aufstand hingenommen, euch mir ihr arrangiert. Jetzt seht selbst, wie ihr mit den Folgen zurechtkommt. Das war die Reaktion im Westen überhaupt nicht, sondern man half bereitwillig mit Transfers in der Größenordnung von hundert Milliarden pro Jahr.
Undank aber vor allem gegenüber denjenigen, die tatkräftig am "Aufbau Ost" mitgeholfen haben. Zum Beispiel die vielen Beamten, die "ausgeliehen" wurden, um in der DDR überhaupt erst einmal eine geordnete Verwaltung aufzubauen. Alle die Privatinitiativen, die sich dem Aufbau widmeten, zum Beispiel der Restaurierung von Baudenkmalen.
Soviel erst einmal. Zum zweiten Teil Ihres Beitrags, damit es nicht zu lange wird, eine getrennte Antwort.
Eben habe ich wieder einmal einen Blick auf die Karte der letzten Besucher geworfen. Es hat sich gegenüber Februar, als wir dieses Phänomen des DDR-Lochs diskutiert haben, nichts geändert:
"Einer kommt aus Berlin; ob Ost oder West, kann ich nicht sagen." West! (Franz. Sektor) (So eine Frechheit von Ihnen, Hörr Zettel, die Anonymität hier einfach öffentlich aufzulösen! )
Dass Zettels Raum und das kleine Zimmer viel weniger Leser und Beteiligte aus den neuen Bundesländern hat, liegt meiner Ansicht vor allem daran, dass die hier gebrachten Beiträge meist liberal bis konservativ sind und nicht links-extrem um es mal überspitzt zu formulieren.
Würden Sie sich dem Sprachgebrauch der SED/Linke etc. angleichen, würden viele Leser aus der Alt-Bundesrepublik abspringen und stattdessen einige aus den neuen Ländern hinzukommen.
Nach meiner Erfahrung sind die Menschen in den neuen Bundesländern noch dazu weniger politisch interessiert. (Daher vielleicht auch die leichte "Verführbarkeit" durch einfache kommunistische Parolen der Linke.)
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