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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 57 Antworten
und wurde 5.229 mal aufgerufen
 Pro und Contra
Seiten 1 | 2 | 3
dirk Offline



Beiträge: 1.538

06.10.2008 13:01
#26 RE: Wo ist das Geld hin? Antworten

Ist Investopia nicht erstmal eine gute Informationsquelle?

http://www.investopedia.com/dictionary/default.asp

Martin Offline



Beiträge: 4.129

06.10.2008 13:02
#27 RE: Wo ist das Geld hin? Antworten

Dirk,

und hier zum Thema 'eherne Bankenregel': http://www.tagesgeldvergleich.net/tagesg...nkongruenz.html

dirk Offline



Beiträge: 1.538

06.10.2008 13:37
#28 RE: Wo ist das Geld hin? Antworten

Martin,

das ist vielleicht ein Gebot, oder eine moralische Regel wie sie im Privaten schon mal von der Großmutter vorgegeben wird (auch wenn sie sie selbst nicht einhielt.)

Wenn diese Regel eingehalten würde, gäbe es keine Ausweitung der Geldmenge. Denn wie erhöht die Zentralbank die Geldmenge? In dem sie sehr kurzfristige Kredite vergibt.

Ich glaube nicht, dass diese Regel in den letzten Jahrzehnten irgendeine Bedeutung hatte. Die Bezeichung "goldene" Bankenregel deutet darauf hin, dass sie aus der Zeit der Golddeckung einer Währung stammt. Zu der Zeit konnten die Zentralbanken die Geldmenge nicht einfach ausdehnen und erst recht konnten sie keine vorübergehenden Liquiditätsengpässe der Banken ausgleichen. Zu der Zeit war das Liquiditätsrisiko also viel größer, so dass eine solche Regel vielleicht Sinn ergab.

Dennoch: Die meisten Investitionen der realen Wirtschaft sind langfristiger Natur und brauchen eine Finanzierung von mehreren Jahren. Dagegen sind die wenigsten Sparer bereit, das Geld so lange festzulegen.

ICh weiss ja auch nicht, ob ich das Geld auf meinem Konto morgen benötige. Vielleicht lasse ich es 10 Jahre drauf, vielleicht will ich es morgen schon abheben. Da es aber vielen so geht, wird mit ziemlicher Sicherheit das Geld einiger (von wem ist ja egal) 10 Jahre nicht abgeholt werden. Das Geld könnte dann langfristig verliehen werden. Ein Sparkonto funktioniert dann wie eine langfristige Festanlage mit einer zusätzlichen Versicherung, die das Risiko einer vorzeitigen Nutzung des Geldes absichert und ermöglicht.

dirk Offline



Beiträge: 1.538

06.10.2008 13:46
#29 RE: Wo ist das Geld hin? Antworten

Theoretisch ist auch eine Haushypothek mit variablen Zinsen nicht Fristenkongruent. Wäre die goldene Bankenregel von solcher Bedeutung, müsste man verbieten, eine Hypothek mit variablem Zinssatz aufzunehmen.

Denn eine solche, ist ja nichts anderes als eine extrem kurzfristige Finanzierung. Kann sich der Zinssatz jeden Tag ändern, dann ist das gleichbedeutend mit einer Hypothekenlaufzeit von eben diesem einen Tag. Ist er abgelaufen, muss ich zum gegenwertigen Zinssatz, also zum Marktpreis, eine neue Hypothek aufnehmen, die die alte ablöst.

califax Offline




Beiträge: 1.502

06.10.2008 14:29
#30 RE: Wo ist das Geld hin? Antworten
Ich glaube, hier gibt es ein Mißverständnis.

Die eherne Regel, daß man keine langfristigen Zahlungsversprechen kurzfristig gegenfinanziert, gilt für Refinanzierung zwischen Großfinanziers.
Das Geld der Kleinsparer ist für große Kredite eh kaum verwendbar, wenn man es per Sicherungsfond deckt. Denn dann kann man es bis zur gesicherten Höhe (€ 20.000 bei uns) eben nicht für richtige Geschäfte einsetzen. Entsprechend sind seriöse Kontozinsen auch immer im Bereich der gesetzlich garantierten Staatsanleihen. (Mal höher, mal niedriger, ein wenig kann die Bank ja auf Zinsänderungen spekulieren, solange das Risiko innerhalb der Sahnekrone über dem Sicherungslevel der Kontoeinlagen bleibt oder anderweitig versichert wird.)

Was nun bei der Hypo Real Estate passiert zu sein scheint, ist eine Dummheit, bei der man kein Finanzexperte sein muss, um in die Tischkante zu beißen. Man hat langfristige Zahlungsverpflichtungen unterschrieben, die man aus Eigenkapital nicht erfüllen kann. (Oma Sparmeyer tippt sich schon an die Stirn). Das Geld zur Bedienung dieser Pflichten sollte aus Krediten mit anderen Banken kommen. So weit, so normal; man schleust halt Geld durch und kassiert dabei ein bisschen ab.

Das Interessante sind zum einen die Zinsspekulation und zum anderen der große grüne Elephant im Wohnzimmer:
Man hat nur die ersten Auszahlungen mit kurzfristigen und daher vergleichsweise recht günstigen Krediten gegenfinanzert. Die weitere Bedienung der Zahlungsverpflichtungen und die Rückzahlung dieser kurzfristigen Kredite sollte durch neue Kredite sichergestellt werden.
Man hoffte, daß diese wegen der Marktrettungsaktionen von FED und EZB günstiger sein würden.
Soviel zur Zinsspekulation.

Und der große grüne Elephant im Wohnzimmer?

Bänker sind es gewohnt, potentiellen Kunden einen Kredit zu verweigern. Das ist normal. Das Offensichtliche, dieser riesige Elephant im Zimmer, den man so beharrlich ignoriert und ausgeblendet hat, ist die Tatsache, daß Bänker eben auch potentielle Kunden sind, denen Bänker einen Kredit verweigern können.

Ja, wer hätte das denn nur geahnt? Hinterher ist es natürlich sonnenklar.
Vorher hätte man vielleicht mal auf die Besserwisser, Nörgelfritzen, Schlechtmacher und Nervensägen hören sollen, die einem immer so furchtbar auf die Nerven gehen, wenn sie dauernd wegen völlig unmöglicher und minimaler Risiken warnen. Man soll keine Kundendaten auf Webserver legen - als ob jemand die URL erraten könnte! Man soll unmerkbare Passwörter nehmen - als ob sich jemand für meinen PC interessiert!
Man soll den ORACLE-Server mit den Abrechnungsvorgängen hinter die Firewall setzen - als ob jemand die IP und den Port erraten könnte! Man soll keine langfristigen Zahlungen mit kurzfristigen Krediten refinanzieren - Wieso das denn? Ist doch lächerlich. Als ob Bänker plötzlich Bänkern kein Geld mehr leihen würden!
All diese Nörgeleien und Paranoiaregeln stören doch nur bei der Arbeit.

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califax Offline




Beiträge: 1.502

06.10.2008 14:52
#31 RE: Wo ist das Geld hin? Antworten
Goldene Regeln haben nichts, aber auch gar nichts, mit Golddeckung zu tun. Es gibt sie in allen Bereichen.
Für Fallschirmspringer könnte man beispielsweise die Goldene Regel aufstellen, daß sie schon beim Absprung einen Fallschirm dabeihaben sollten, statt darauf zu hoffen, ihn sich erst unterwegs besonders preiswert von anderen Springern leihen zu können.

Eine bekannte Goldene Regel ist beispielsweise die, daß man einen Hausbau nicht mit dem Dach anfängt. Oder in der Alltagsphysik das berühmte Actio=Reactio.

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dirk Offline



Beiträge: 1.538

06.10.2008 15:24
#32 RE: Wo ist das Geld hin? Antworten

In Antwort auf:
Was nun bei der Hypo Real Estate passiert zu sein scheint, ist eine Dummheit, bei der man kein Finanzexperte sein muss, um in die Tischkante zu beißen. Man hat langfristige Zahlungsverpflichtungen unterschrieben, die man aus Eigenkapital nicht erfüllen kann.


Ist es wirklich eine Dummheit?

In Antwort auf:
Die eherne Regel, daß man keine langfristigen Zahlungsversprechen kurzfristig gegenfinanziert, gilt für Refinanzierung zwischen Großfinanziers.


Aber woher soll das Geld für einen 20 Jährigen Kredit, mit dem Brücke XY finanziert werden soll kommen? Wer soll sein Geld für 20 Jahre festlegen?

dirk Offline



Beiträge: 1.538

06.10.2008 15:28
#33 RE: Wo ist das Geld hin? Antworten

und es gibt den goldenen Schnitt. Goldene Regeln gibt es überall - schon richtig - und haben in den wenigsten Fällen etwas mit Gold zu tun.

Beim Goldstandard würde sie aber Sinn machen und die Assoziation ist nicht weit hergeholt

califax Offline




Beiträge: 1.502

06.10.2008 15:53
#34 RE: Wo ist das Geld hin? Antworten

Zitat von dirk
In Antwort auf:
Was nun bei der Hypo Real Estate passiert zu sein scheint, ist eine Dummheit, bei der man kein Finanzexperte sein muss, um in die Tischkante zu beißen. Man hat langfristige Zahlungsverpflichtungen unterschrieben, die man aus Eigenkapital nicht erfüllen kann.

Ist es wirklich eine Dummheit?



Ja. Wer spekuliert, muss in der Lage sein, die Verluste zu tragen. Besonders wenn er gern als solide Bank gelten möchte.
Das unterscheidet seriöse konservative Unternehmen von Hazardeuren.

Zitat von dirk

In Antwort auf:
Die eherne Regel, daß man keine langfristigen Zahlungsversprechen kurzfristig gegenfinanziert, gilt für Refinanzierung zwischen Großfinanziers.


Aber woher soll das Geld für einen 20 Jährigen Kredit, mit dem Brücke XY finanziert werden soll kommen? Wer soll sein Geld für 20 Jahre festlegen?


Falsche Richtung. Sie verwechseln hier die Seiten von Kreditgeber und Kreditnehmer. Beim Bau der Brücke stellt die Bank einmalig Geld zur Verfügung und kassiert dafür 20 Jahre lang Raten. Diese möglichen Ratenausfälle kann man über die Zinserhebung und über einen Anspruch auf die Pfändungsmasse des Brückenbauherrn (letztlich also auf die Rechtsstaatlichkeit des bauenden Staates) versichern. Kein Problem also, wenn man nicht zufällig subprime verleiht, also eben genau diese Absicherung verträumt.

Bei der Hypo ging man aber in eine andere Richtung. Man hat sich selbst, und nicht etwa die Kunden verpflichtet, über große Zeiträume einen Haufen Schotter zu bezahlen. Und man hatte dieses Geld nicht. Sondern man wollte sich eben über kurzfristige Finanzspritzen immer dann etwas holen, wenn es gerade nottut.
Und dabei ist man mit geradezu kokainistischer Gewissheit davon ausgegangen, man werde schon immer noch rechtzeitig was kriegen. Wahrscheinlich, weil die Konkurrenzfirmen in Zeiten der Marktbereinigung so gnädig und großmütig sind...

Das ist der große Unterschied.

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califax Offline




Beiträge: 1.502

06.10.2008 15:57
#35 RE: Wo ist das Geld hin? Antworten

Ich habe von Währungssystemen keine Ahnung. Als gelernter DDR-Bürger bin ich eh damit aufgewachsen, eher über den Tauschkurs Ziegelsteine zu Schallplatten zu verhandeln, als auf den Wert von Geldscheinen zu vertrauen.

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dirk Offline



Beiträge: 1.538

06.10.2008 16:07
#36 RE: Wo ist das Geld hin? Antworten

In Antwort auf:
Ja. Wer spekuliert, muss in der Lage sein, die Verluste zu tragen. Besonders wenn er gern als solide Bank gelten möchte.
Das unterscheidet seriöse konservative Unternehmen von Hazardeuren.


Kann die HRE auch. Die Verluste sind gar nicht das Problem (wohl um die 1 Mrd), sondern das der Kreditmarkt zusammengebrochen ist. Wir haben sozusagen einen modernen "Bank Run", bei dem zwar nicht die Kleinsparer das Geld abziehen sondern institutionelle Anleger. Überhaupt bin ich der Meinung, dass hier nicht die Regierung gefragt ist, sondern die Zentralbank in ihrer Funktion als "Lender of last resort"

In Antwort auf:
Falsche Richtung.


Nene, ich hab schon die richtige.

In Antwort auf:
Beim Bau der Brücke stellt die Bank einmalig Geld zur Verfügung und kassiert dafür 20 Jahre lang Raten.


Woher nimmt die Bank das Geld? Sie muss ja jetzt, will sie die Fristen kongruent halten, jemanden finden, der sein Geld für 20 Jahre festlegt.

dirk Offline



Beiträge: 1.538

06.10.2008 16:09
#37 RE: Wo ist das Geld hin? Antworten

"gelernter DDR Bürger" ist gut. Scheint wohl eine Ausbildung in im wahrsten Sinne des Wortes harter Währung zu sein.

califax Offline




Beiträge: 1.502

06.10.2008 16:55
#38 RE: Wo ist das Geld hin? Antworten

Schon wieder die falsche Richtung.
Bei der Regel geht es eben nicht darum, daß man heutige Einmalzahlungen nicht durch ein Pfand des Zahlungsempfängers absichern dürfe, wie dies beim Brückenkredit getan wird.
Dort kann ja (fast) sofort gepfändet und geklagt werden.
Sondern es geht eben darum, daß eigenen langfristigen Zahlungsverpflichtungen auch eigene langfristige Absicherungen gegenüberstehen.

Also auf den Ottonormalverbraucher heruntergebrochen: Das Brückenbeispiel entspricht dem Fall, daß A einem Häuslebauer B das Geld für den Hausbau vorschießt. Dafür kann A bei Ausbleiben der Raten jederzeit das Haus oder andere Vermögenssicherheiten von B pfänden und ist damit versichert. Die Regel verbietet nicht, heute etwas zu bezahlen, was später geliefert wird.

Was angeblich bei der Hypo RE passiert ist: A leiht sich Geld von B und verspricht diesem hohe Raten. A meint, die Zinsen würden fallen und will sich deshalb von C immer gerade soviel Geld leihen, wie für die dringendsten Zahlungen an A nötig ist, will also billige Schulden machen, um teure Schulden zu bezahlen.

Auf Ottonormalverbraucher abgebildet: A leiht sich Geld von B und gibt dieses aus. Um die Raten an B zu zahlen, hofft A niemals arbeitslos zu werden und sich immer bis zum Ablauf der Verpflichtung gegenüber B bei C Kleinkredite holen zu können, mit denen jeweils eine Rate gezahlt werden kann.
Und hier greift eben die eherne Regel: Wenn man dafür haftet, zu einem bestimmten Termin zahlen zu müssen, muss man auch sicherstellen, daß man zu diesem Termin zahlungsfähig ist. Sonst kommt nunmal der Gerichtsvollzieher.
Einer langfristigen Verpflichtung soll eine mindestens ebenso langfristige Finanzierung gegenüberstehen.

Das eine ist ein Geldverleih gegen Pfand.
Das andere ist Verschuldung ohne das zur Ratenzahlung nötige Einkommen.

Natürlich hätte die Hypo ihre Zahlungsverpflichtungen decken können - aus ihrer Konkursmasse wie jeder andere insolvente Schuldner eben auch. Damit will Steinbrück ja auch die Bürgschaften des Bundes abwerfen - durch kontrollierte Abwicklung, bzw. Ausschlachtung der Hypo RE.

Jedenfalls stellt sich mir die Sache so dar. Oder wissen Sie mehr über die zu deckenden Zahlungen der Hypo RE? Lohnkosten und Raummiete werden es bei der abgedeckten Summe ja wohl nicht sein. Also müssen es die Raten für Geldaufnahme von Anlagekunden sein.

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califax Offline




Beiträge: 1.502

06.10.2008 17:10
#39 RE: Wo ist das Geld hin? Antworten
Ahhh!

Da hab ich am Anfang wohl was falsch gelesen. Dann reden wir aneinander vorbei.
Also die andere Lesart der Regel gilt für so einen Fall:
A leiht B Geld, das, sagen wir mal, frühestens in 10 Jahren zurück ist. Weil A dieses Geld aber gar nicht hat, leiht er sich von C diese Summe für einen Zeitraum von 5 Jahren. Wenn der Kredit von A an B mit variablen Zinsen läuft, kann A bei steigenden Kreditkosten einen hübschen Zusatzgewinn machen.
Die Regel warnt dann davor, daß A nach 5 Jahren pleite ist, wenn er es nicht rechtzeitig schafft, die Rückzahlung an C zu beschaffen. Völlig zurecht, denn A geht eine Zahlungsverpflichtung für einen Zeitpunkt ein, ohne das für diesen Termin fällige Geld zu haben. Das ist unseriös.
Entweder verleiht man eigenes Geld oder man deckt aufgenommenes Geld so mit Einnahmen, daß keine Lücken entstehen. Beim Weiterreichen von Krediten geht das am einfachsten, wenn der aufgenommene Kredit gleich lang oder länger läuft als der verkaufte Kredit.

Was kurzfristige Kredite von den Zentralbanken betrifft - die eignen sich, um beispielsweise Sondertilgungen vorzunehmen, sind aber vor allem nötig, um gebrauchtes Bargeld gegen druckfrisches Geld auszutauschen.

Oder reden wir jetzt schon wieder aneinander vorbei?

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The Outside of the Asylum

Martin Offline



Beiträge: 4.129

06.10.2008 17:20
#40 RE: Wo ist das Geld hin? Antworten
In Antwort auf:
In Antwort auf:
Beim Bau der Brücke stellt die Bank einmalig Geld zur Verfügung und kassiert dafür 20 Jahre lang Raten.

Woher nimmt die Bank das Geld? Sie muss ja jetzt, will sie die Fristen kongruent halten, jemanden finden, der sein Geld für 20 Jahre festlegt.


Dirk,

der Banker sagt mir, dass die seriöse Bank dann einen Pfandbrief über 20Jahre begibt und damit gegenfinanziert.

Die im Bankwesen denkbaren geringfügigen Überbrückungen über wenige Tage werden über den Geldmarkt 'abgedeckt'.
dirk Offline



Beiträge: 1.538

06.10.2008 17:50
#41 RE: Wo ist das Geld hin? Antworten

@Califax

In Antwort auf:
Sondern es geht eben darum, daß eigenen langfristigen Zahlungsverpflichtungen auch eigene langfristige Absicherungen gegenüberstehen.


Also ich verstehe den von Martin verlinkten Artikel und den Wikipedia Eintrag so, dass KURZFRISTIGEN Verbindlichkeiten, kurzfristige Absicherungen oder Einkommen gegenüberstehen sollen. Oder, in den Worten von wikipedia:

<em>Die goldene Bankregel besagt, dass der Umfang und die Fälligkeit der von einem Kreditinstitut gewährten Kredite den dem Kreditinstitut zur Verfügung gestellten Einlagen entsprechen müssen. Dies bedeutet, dass kurzfristige Einlagen nur kurzfristig ausgeliehen werden dürfen, während langfristige Einlagen kurz-, mittel- und langfristig ausgeliehen werden können.</em>

Das heisst der langfristige Kredit für die Brücke darf nicht durch Einlagen kürzerer Fristen finanziert werden. (Und theoretisch heisst es auch, dass keine Hypothek mit variablem Zins aufgenommen werden darf.)

dirk Offline



Beiträge: 1.538

06.10.2008 17:51
#42 RE: Wo ist das Geld hin? Antworten
In Antwort auf:
Die Regel warnt dann davor, daß A nach 5 Jahren pleite ist, wenn er es nicht rechtzeitig schafft, die Rückzahlung an C zu beschaffen. Völlig zurecht, denn A geht eine Zahlungsverpflichtung für einen Zeitpunkt ein, ohne das für diesen Termin fällige Geld zu haben. Das ist unseriös.


Nee, ich finde das genauso wenig unseriös wie jede Versicherung. Jede Versicherung wäre insolvent, wenn - und das ist ja nicht auszuschliessen - eine große Menge an Schäden gleichzeitig entstehen. Und genauso verhält es sich mit der Bank, die lang verleiht und sich kurzfristig refinanziert.

Sagen wir, der einfachheithalber, dass es zwei Arten von Menschen gibt: Investoren, die langfristige Kredite brauchen und Sparer, die kurzfristige Einlagen machen wollen. Die Bank überredete dann (tut sie in wahrheit, aber wir können es uns so vorstellen, da es keinen unterschied macht) die Sparer das Geld doch für 20 Jahre festzulegen. Als Ausgleich dafür, verspricht die Bank (und hinterlegt dafür einen bestimmten Anteil an Eigenkapital ) die Sparer zu versichern, für den Fall, dass sie doch früher an ihr Geld wollen. Sie versichert also deren Liquiditätsrisiko.


In Antwort auf:
Was kurzfristige Kredite von den Zentralbanken betrifft - die eignen sich, um beispielsweise Sondertilgungen vorzunehmen, sind aber vor allem nötig, um gebrauchtes Bargeld gegen druckfrisches Geld auszutauschen.

Oder reden wir jetzt schon wieder aneinander vorbei?


Ich glaube schon. Die Zentralbank erhöht vor allem stetig die Geldmenge (und das ist auch sinnvoll bis zu einem gewissen Grade um eine Deflation zu vermeiden). Das macht sie, in dem sie permanent kurzfristige Kredite vergibt, fast schon mit der Aufgabe an die anderen Banken dieses Geld weiter zu verleihen.
dirk Offline



Beiträge: 1.538

06.10.2008 18:03
#43 RE: Wo ist das Geld hin? Antworten

In Antwort auf:
Dirk,

der Banker sagt mir, dass die seriöse Bank dann einen Pfandbrief über 20Jahre begibt und damit gegenfinanziert.


Wer kauft denn diesen Pfandbrief?

Martin Offline



Beiträge: 4.129

06.10.2008 18:34
#44 RE: Wo ist das Geld hin? Antworten

Dirk,

Versicherungen, Fonds, Privatanleger, usw., alle die an sicheren Anlagen interessiert sind. Siehe auch http://www.ftd.de/boersen_maerkte/aktien...ahr/422331.html

dirk Offline



Beiträge: 1.538

06.10.2008 19:10
#45 RE: Wo ist das Geld hin? Antworten

Martin,

und wie finanzieren die sich? Es ist theoretisch möglich, dass letztendlich hinter jedem verliehenen Euro jemand steckt, der bereit ist, diesen einen Euro seines Eigenkapitals für 20 Jahre festzulegen. Entweder unmittelbar ein Privatmensch oder mittelbar einer über einen Fonds oder ein Versicherungsunternehmen.

Das glaube ich aber nicht. Oder besser, ich weiss, dass es nicht so ist und glaube auch nicht, dass es sinnvoll wäre. Die wenigsten sind bereit, Geld für eine so lange Zeit festzulegen. Es könnte ja sein, dass man es zwischenzeitlich braucht. Deswegen muss es Institutionen geben, die sagen "okay, Leute: Ihr könnt jederzeit an Euer Geld. Zur Not besorgen wir es Euch auf unsere Kosten. Dafür aber bekommt ihr einen niedrigeren Zinssatz". Und wie jede Versicherung, ist auch diese insolvent, wenn zu viele Leute gleichzeitig ausfallen.

dirk Offline



Beiträge: 1.538

06.10.2008 19:26
#46 RE: Wo ist das Geld hin? Antworten

Das wichtigste Instrument der EZB, zum Beispiel, ist die Hauptrefinanzierung. Das sind Kredite mit einer Laufzeit von einer Woche (!). Siehe hier, Abschnitt 3.1.2. Fristeninkongruenz ist also geradezu systematisch.

Martin Offline



Beiträge: 4.129

06.10.2008 22:14
#47 RE: Wo ist das Geld hin? Antworten

Dirk,

wenn Sie die Finanzierung der EZB ins Spiel bringen, wird die Sache etwas komplizierter. Vor allem in diesen Tagen, die nicht der Maßstab für das Normalgeschäft sind.

Zu den Pfandbriefen: Wenn Sie eine Lebensversicherung über 30 Jahre abschließen, worüber glauben Sie, wird Ihre Versicherung Ihren Garantiezins abdecken? Oder die Pensionsfonds? Sie können auch Staatsanleihen mit einer Laufzeit über zehn Jahre kaufen. Das ist nichts ungewöhnliches.

dirk Offline



Beiträge: 1.538

06.10.2008 22:22
#48 RE: Wo ist das Geld hin? Antworten

In Antwort auf:
wenn Sie die Finanzierung der EZB ins Spiel bringen, wird die Sache etwas komplizierter. Vor allem in diesen Tagen, die nicht der Maßstab für das Normalgeschäft sind.


Das ist nicht nur im Moment so und beschränkt sich auch nicht auf die kurzfrisigen "Liquiditätsspritzen", von denen zu lesen und hören war, sondern ist generell so. Das ist die Politik der EZB.

In Antwort auf:
Zu den Pfandbriefen: Wenn Sie eine Lebensversicherung über 30 Jahre abschließen, worüber glauben Sie, wird Ihre Versicherung Ihren Garantiezins abdecken? Oder die Pensionsfonds? Sie können auch Staatsanleihen mit einer Laufzeit über zehn Jahre kaufen. Das ist nichts ungewöhnliches.


Ja, es kommt vor. Sogar relativ häufig. Aber nicht in dem benötigten Volumen. Ei Großteil der Einlagen ist eben kurzfristig, während der Großteil der Kredite langfristig sind.
(Und ich muss heute noch was anderes machen als die ganze Zeit im Internet herumprokrastinieren. )

Martin Offline



Beiträge: 4.129

07.10.2008 07:37
#49 RE: Wo ist das Geld hin? Antworten

Zitat von dirk
In Antwort auf:
wenn Sie die Finanzierung der EZB ins Spiel bringen, wird die Sache etwas komplizierter. Vor allem in diesen Tagen, die nicht der Maßstab für das Normalgeschäft sind.

Das ist nicht nur im Moment so und beschränkt sich auch nicht auf die kurzfrisigen "Liquiditätsspritzen", von denen zu lesen und hören war, sondern ist generell so. Das ist die Politik der EZB.


Dirk,

Fristenkongruenz ist für die EZB kein Kriterium, sie unterliegt anderen Regeln und nutzt andere Instrumente als die Banken. Siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Europ%C3%A4ische_Zentralbank (Instrumente). Sie 'vergibt' auch keine Kredite an jede kleine Kreissparkasse, sondern versorgt die Banken über sogenannte Geschäftsbanken (z.B. Deutsche Bank). Das ist eine andere Diskussion.

dirk Offline



Beiträge: 1.538

07.10.2008 11:34
#50 RE: Wo ist das Geld hin? Antworten

Martin,

dann haben die Geschäftsbanken, wie die deutsche Bank, also kurzfristiges Geld von der EZB geliehen. Was machen sie damit? Die werden es ja kaum in der Kasse halten und die Zinsen an die EZB überweisen. Das Geld wird definitiv verliehen. Man kann davon ausgehen, dass die meisten Kredite eine Laufzeit von mehr als einer Woche haben.

Übrigens steht in meinem Buch mit dem langweiligen Titel "Bankbetriebslehre (Becker /Peppmeier)", das ich mir irgendwann mal zulegte aber nie las, dass es sogar eine der zentralen Aufgaben der Banken sei, die Fristen zu "transformieren". Also den langfristigen Kreditbedarf durch kurzfristige Kredite zu decken.

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