Jörg Haider ist bei einem Umfall ums Leben gekommen. Anders als beispielsweise der tote Markus Wolf hat er offenbar für einige Journalisten nicht den Respekt verdient, den Zivilisierte im allgemeinen Toten nicht verweigern.
Der Vergleich mit Wolf hat schon was für sich, lieber Zettel. Denn er zeigt etwas noch viel deutlicher: Jörg Haider hat meines Wissens nicht stellvertretend eine Organisation geleitet die Menschen ermordet, verschleppt, gefoltert und eingesperrt hat. Ich glaube auch nicht, dass er aktiv versucht hat einen fremden, demokratischen Rechtsstaat zu unterwandern. Dieser Tage fällt mir noch ein zweiter Name ein: Ernesto Che Guevara. Hat dieser Tage eine Statur in Wien bekommen und, wenn man Deutschland intellektueller Bildzeitung (SPON) glauben darf, wurde er auch gerade wieder auf dem Kongress der Jusos freundlich erwähnt. Auch hier muss man sagen, dass Jörg Haider vermutlich keine Konzentrationslager für Andersdenkende, Intellektuelle und Homesexuelle eingerichtet hat, Regimegegner zum Tode verurteilt hat und lächelnd dabeistand als diese erschossen wurden.
Da ist es schon gut zu wissen, dass Jörg Haider ein europaweit unbeliebter Rechtspopulist war und oben benannte Gestalten sich einer ordentlichen Beliebtheit erfreuen. Was freilich mehr über den Zustand von Europa aussagt als über Jörg Haider.
Neu ist diese Form des unappetitlichen Nachtretens in linken Kreisen nicht. Vor einer guten Woche erst hat mich eine flüchtige Bekannte mit der Bemerkung befremdet, sie feiere am 3.10. nur den Tod von Franz Josef Strauß. Da erinnerte ich mich wieder daran, an die Häme und die geschmacklosen Witze, an die ganze Stimmung als FJS starb. Das war für mich damals ein wichtiger Augenöffner darüber, wie es Linke (und als Studentin kannte ich damals fast nur Leute, die sich als "links" sahen) mit der Menschenwürde halten.
Zitat von ZettelJörg Haider ist bei einem Umfall ums Leben gekommen. Anders als beispielsweise der tote Markus Wolf hat er offenbar für einige Journalisten nicht den Respekt verdient, den Zivilisierte im allgemeinen Toten nicht verweigern.
Als ich die Nachricht am frühen Morgen ca. 6.00 h auf n-tv las, lief das Spruchband des Live-Tickers mit dem Wortlaut "Rechtspopulist" Haider ist tot. Dann in Stichworten Autounfall. Das war das erste was mich störte, diese in dem Zusammenhang gebrauchte Formulierung!! Da stand nicht "der österreichische Politiker ..." auch nicht "Kärntens Landeshauptmann ...". Also habe ich online nachgeschaut. Viel wußte man noch nicht zu melden, aber die Überschriften von fast allen online-Diensten sprachen von "Rechtspopulist Haider" oder auch sogar derber formuliert. Daraufhin habe ich die Seite der österreichischen BZÖ aufgerufen und diesen Text für Zettels Blog übernommen, insbesondere um euch "wertfrei" zu informieren bzw. eben nicht den vorgegebenen Verunglimpfungen zu folgen. Vielleicht hab ichs auch gerade nur deshalb hier reingeschrieben! Ich will und kann die Person Haider gar nicht bewerten, dafür weis ich viel zu wenig über ihn. Aber eines weiß ich ganz genau, nämlich das würdelos und in ganz schlechtem Stil geschrieben und über den Tod von Dr. Jörg Haider berichtet wurde.
Danke, lieber Zettel, daß Sie auf derlei schlechten Stil nochmals hingewiesen haben und gut, daß das Niveau in Zettels Zimmer, solche billigen Schreibereien nicht hervorbringt.
Zitat: Dort hat die Abwesenheit der verhassten bürgerlichen Ordnung nicht etwa eine menschelnde Alternative hervorgebracht – sondern menschliche Abgründe. Özdemir ist gestern hinein geworfen worden.
Hier mal eine ganz persönliche Meinung zu der Personen Jörg Haider und seiner politischen Einschätzung.
Jörg Haider wurde wie kaum ein zweiter mit dem Begriff Rechtspopulist belegt. Daher zuerst einmal eine kleine Auswahl von Aussagen zum Thema Populismus.
Aussage 1 Populismus bezeichnet eine um „Volksnähe“ bemühte Politik, die Unzufriedenheit, Ängste und aktuelle Konflikte für ihre Zwecke instrumentalisiert, an Instinkte appelliert und einfache Lösungen propagiert, wobei verantwortungsethische Gesichtspunkte und Aspekte der praktischen Realisierbarkeit weitgehend außer acht gelassen werden. Populistische Bewegungen entstehen in Phasen raschen gesellschaftlichen Wandels und sind häufig an eine charismatische Persönlichkeit gebunden.
Aussage 2 Der Begriff „Populismus“ kam in der Sozialwissenschaft Ende des 19. Jahrhunderts auf. Diese beschrieb damit die Farmerbewegung in den USA, die gegen das in New York City konzentrierte Großkapital für eine Politik billiger Kredite, die Silberwährung, Referendumsdemokratie und landwirtschaftliche Verwertungsgenossenschaften kämpfte und dazu 1892 die People's Party gründete.
Aussage 3 Bevorzugt werden solche Themen aufgegriffen, die bei vielen Bürgern starke Emotionen hervorrufen und sich gegen den „Gegner“ (bevorzugt "die da oben" oder "das Establishment") anwenden lassen (etwa Benzinpreise, Einwanderung und Integration, Steuern, Kriminalität, Patriotismus.
Aussage 4 Der Vorwurf des Populismus wiegt in Deutschland und Österreich wegen der Berufung des Nationalsozialismus auf das „gesunde Volksempfinden“ schwerer als in vielen anderen Staaten. In den USA etwa wird von Kandidaten für politische Ämter auf nationaler Ebene geradezu erwartet, sich mit populistischen Positionen ("gegen Washington") zu profilieren.
Aussage 5 Oft wird auch jede politische Forderung polemisch als Populismus bezeichnet, die dem echten oder vermuteten Mehrheitswillen der Bevölkerung entspricht, aber im Widerspruch zu eigenen Zielsetzungen steht.
Daraus ist zu ersehen, dass der Begriff Populismus der in Deutschland und Österreich aber auch in Europa grundsätzlich negativ belegt ist, in den USA keineswegs emotional negativ bewertet ist. An Aussage 2 sieht man auch, dass er nicht etwa etwas mit dem Nationalsozialismus zu tun hat, sondern schon früher geprägt wurde.
Aussage 1 und 3 geben im Grunde genommen das wieder, was man einem Rechtspopulisten wie Jörg Haider immer wieder unterstellt und vorgeworfen hat.
Die Frage ist allerdings wie weit es zugetroffen hat und vor allen Dingen was daran negativ ist. Jeder Bürger in Europa und insbesondere hier in Deutschland wird feststellen, dass er bei entscheidenden Themen, die ihm wichtig sind, die sein unmittelbares Lebens- Umfeld tangieren und auch insbesondere seine Kinder betreffen, politisch nicht gefragt zu werden.
Auch hier sind es drei wichtige Themen, die ganz normale Bürger auf die Palme bringen.
Erstens: eine Überfremdung des eigenen Landes, mit a) zu vielen-, b) insbesondere integrationsunwilligen- und in Ermangelung entsprechender Bildung auch c) integrationsunfähigen Personen.
Zweitens: einen massiven Anstieg der Kriminalität durch Punkt Erstens.
Drittens: eine immer weiter um sich greifende Bevormundung des normalen Bürgers durch Politiker und die EU, gepaart mit solchen Auswüchsen, dass der Bürger nicht einmal bei so wichtigen Themen wie der Verfassung der EU gefragt wird.
Genau diese Themen sind jedoch völlig normale und legitime Themen und es müsste normalerweise gängiger Alltag sein, dass sich die Politik mit diesen Dingen befasst und eben auch die politischen Weichen so stellt, wie es das Gros der Bürger für richtig befindet.
Das aber genau erfolgt nicht, die einschlägige Politik versucht sogar die Fakten zu diesem Problemkreisen bewusst zu verschleiern, wohl wissend, dass der politisch hoch stilisierte Multi- Kulti Unsinn weder funktioniert noch vom Gros der Bürger unterstützt wird.
Leute, die dann diese Probleme aufgreifen, stören natürlich die wohlige Kuschelatmosphäre der normalen Politik.
Da kommt dann Aussage 5 ins Spiel.
Die etablierte Politik entscheidet sich grundsätzlich dazu, einen solchen Störenfried als Rechtspopulisten zu diffamieren, anstatt sich mit Argumenten bezüglich der aufgeworfenen Probleme mit diesem auseinander zusetzen.
Dies ist in Deutschland ganz besonders so, es ist so aber auch in Österreich und es ist so ganz besonderes in der EU, als man sich dort damals sogar erdreistete, Österreich regelrecht auszugrenzen, als Haider mit seiner FPÖ 1999 in einer Regierungskoalition war. Man versuchte damals regelrecht eine freie, unabhängige Wahl der Bürger eines Landes zu torpedieren.
Solche Verhaltensweisen sind dann aber schon kein Populismus mehr, sondern sie sind schlicht illegal und haben nicht das geringste mehr mit Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu tun.
Genau diese Dinge wurden von Haider aufgegriffen, ja es waren geradezu Steilvorlagen für ihn.
Haider betrieb eine selbsterklärte EU- und regierungskritische Politik und positionierte sich im politischen Spektrum zwischen ÖVP und FPÖ. Von Kritikern wurden ihm zumeist rechtsextreme Tendenzen zugeschrieben. Gründe dafür waren seine ehemals und heute teilweise noch bestehenden Wahlkampagnen (im Wahlkampf 1999 wurde Stopp der Überfremdung propagiert). Im Jahr 2006 bekräftigte Haider seine Standpunkte in der Ausländerfrage und meinte, dass er die Abschiebung integrationsunwilliger und ungebildeter Immig-ranten befürworte. Außerdem stellte sich Haider im Sommer 2007 dem Bau eines Minaretts entgegen.
„Weil nicht brave biedere Muslime diese Minarette bauen wollen, sondern radikale Islamisten im Hintergrund. Sie wollen ihre Symbole der Macht in unsere Landschaft klotzen. Der jetzige Ministerpräsident der Türkei sagte: ‚Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Solda-ten‘.“ – So Jörg Haider
Weiter befürwortete Haider eine Volksbefragung über eine EU-Verfassung. Seine Kampagne belief sich auf Gegnerschaft zum Brüsseler Zentralismus und Bürokratie.[ Er warb für ein „innereuropäisches Selbstbestimmungsrecht der Ethnien“.
Im Bereich Wirtschaft befürwortete er die Stärkung privater Unternehmen. Des Weiteren wollte er eine Stärkung kleinerer und mittelständischer Privatunternehmen durch Verminderung der Unternehmenssteuern. Er trat für die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns und die Stärkung des Mittelstandes ein.
Haider spielte auch häufig den Underdog und Rüpel.
Gegenüber anderen Politikern benutzte Haider in seinen ersten Jahren an der FPÖ-Spitze oft und bewusst beleidigende Worte, welche Kritiker als „verbale Entgleisungen“ ansahen. Hierbei äußerte er sich auch über international angesehene Persönlichkeiten nicht selten abfällig.
Die Frage ist allerdings, in wieweit dies nicht politisches Kalkül war, etablierte Politiker aufzumischen.
Die Kritiker Haiders bezeichnen ihn zumeist als Populisten mit rechtsextremer Weltanschauung. Einige seiner Äußerungen werden als fremdenfeindlich, rassistisch und antisemitisch eingestuft.
Ich habe mit verschiedenen Leuten gesprochen, die Haider persönlich kannten, zum Teil auch mit ihm aufgewachsen sind.
Dabei war interessant, weil durchgängig, dass Haider von allen diesen Leuten als freundlicher und liebenswerter Menschen beschrieben wurde. Diese Beschreibungen weichen völlig von dem Bild ab, dass insbesondere seine Kritiker von ihm in der Öffentlichkeit zeichneten.
Ich persönlich kann an seiner politischen Linie nichts Negatives finden, und man wünscht sich einen Jörg Haider in der bundesdeutschen Politik.
Statt dessen haben wir jedoch hier nur Linkspopulisten, wie Lafontaine und Gysi, und zu allem Übel auch noch gepaart mit einer Verbrecherpartei, der SED, die seit Jahren versucht mit immer neuen Parteinamen ihre Verbrechen zu verschleiern, offensichtlich, wenn man die Wahlergebnisse der Linken sieht, auch noch mit zunehmendem Erfolg.
Aber vielleicht bin ich ja selber ein Rechtspopulist.
ich freue mich immer, wenn in diesem Forum zusätzlich zu den Diskussionen auch Informationen gepostet werden. Das unterscheidet es ja von vielen anderen Foren und Kommentarspalten zu den Blogs.
Nur fände ich es hilfreich, wenn Zitate auch als solche gekennzeichnet werden würden, mit Quellenangabe.
Es ist erstens wichtig bei Zitaten aus copyrightgeschützten Quellen; auch wenn man nur jeweils kurze Passagen zitiert (mehr ist ja bekanntlich nicht erlaubt), ist die Absicht des Zitierens (und nicht des Plagiats) nur dann offensichtlich, wenn man die Quelle angibt.
Zweitens möchte ich auch als Leser wissen, aus welcher Quelle etwas stammt. Gerade weil die Rechtslage Vollzitate verbietet, muß man als Leser zum Original gehen können, um sich den Kontext anzusehen.
Was Jörg Haider angeht: Meine momentane Einstellung ist De Mortuis Nil Nisi Bene.
Über den Rechtspopulismus, oder was so genannt wird, können wir sicher bei Gelegenheit wieder einmal diskutieren. Ich halte ihn für verhängnisvoll, weil er das Funktionieren unserer Demokratie ebenso bedroht wie der Linkspopulismus. Aber das müssen wir ja nicht jetzt, angesichts des Todes eines Menschen, diskutieren.
Also ich hab jetzt mal die beiden Artikel in der SZ verglichen und komme nicht zu dem selben Urteil. Der einzige wirkliche Unterschied ist, dass der Artikel über Wolf distanzierter ist und das ist für mich irgendwie auch verständlich. Eine westdeutsche Zeitung misst dem Tod eines Ex-DDR-Oberen, der den Höhepunkt seines Schaffens vor über 20 Jahren hatte, natürlich weniger Bedeutung zu als dem Tod von Jörg Haider, der zudem bei nem Unfall starb und nicht als alter Mann. Das erklärt, wieso sich der SZ-Artikel zu Wolf wie eine dpa-Meldung liest, der Artikel zu Haider sich dagegen gleich in einer Interpretation dessen Lebenswegs versteigt. Und dass bei einer negativen Symbolfigur wie Haider die Hemmungen, direkt zu werden, niedriger liegen, ist für mich auch klar. Das hat überhaupt ncihts damit zu tun ob der eine jetzt Kommunist oder der andere Rechtspopulist ist. Würde Oskar Lafontaine bei nem Autounfall sterben würde man in den Teilen der Presse, die eine ausgesprochene Abneigung gegen ihn hegen, die gleiche Art von Artikeln auftauchen. Die Respektlosigkeit des Artikels an dem einen Adjektiv "zynisch" aufzuhängen find ich schon ein bischen zu wackelig.
Was mir bei der ganzen Debatte um Haiders Tod irgendwie zu kurz kommt ist das Faktum daß ihm ja nicht ein Baum auf’s Auto gefallen ist oder sowas sondern daß er bei Dunkelheit und Nebel mit 142 km/h auf einer Landstrasse in unmittelbarer Nähe eines Ortseingangs ein waghalsiges Überholmanöver durchgeführt hat und dabei billigend den Schaden Dritter in Kauf nahm. Solch ein Verhalten zeigen normalerweise nur zugedröhnte Jugendliche, die aus der Disco kommen. Bei einem hochrangigen Politiker, und dann auch noch dem Landesvater persönlich, läßt es IMHO deutliche Rückschlüsse auf tiefgehende Charakterschwächen zu, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch Einfluss auf sein politisches Denken, Reden und Handeln hatten.
Zitat von OmniWürde Oskar Lafontaine bei nem Autounfall sterben würde man in den Teilen der Presse, die eine ausgesprochene Abneigung gegen ihn hegen, die gleiche Art von Artikeln auftauchen.
Ich kann mir bei keiner Zeitung des Formats der SZ (z.B. FAZ, Welt, NZZ) in seinem Nachruf eine Bezeichnung Lafontaines als "Hetzer" vorstellen.
In Antwort auf:Würde Oskar Lafontaine bei nem Autounfall sterben würde man in den Teilen der Presse, die eine ausgesprochene Abneigung gegen ihn hegen, die gleiche Art von Artikeln auftauchen.
Mal abgesehen davon, daß nur ein kleiner Teil der Presse eine solche Abneigung hegt - während es bei Haider fast einen Konsens der Ablehnung gab: Wieso sollten die Zeitungen bei einem solchen Unfall plötzlich anders berichten als zu Lebzeiten?
Bei Haider gab es nur selten Presseartikel, wo er nicht von Anfang an als "Rechtspopulist" etikettiert wurde. Es ist dagegen eine große Ausnahme, Lafo als "Linkspopulisten" zu bezeichnen.
In Antwort auf:Ich kann mir bei keiner Zeitung des Formats der SZ (z.B. FAZ, Welt, NZZ) in seinem Nachruf eine Bezeichnung Lafontaines als "Hetzer" vorstellen.
Ich kanns mir nicht nur vorstellen, ich würde sogar dagegen wetten. Aber die Wette nimmt ja keiner an, weil zwar immer gerne geschwätzt wird, links und rechts würden gleich behandelt, aber was darauf setzen will man dann doch nicht.
Ich würde auch die Logik etwas seltsam finden den Anführer einer Mörderbande (Wolf) nach seinem Tod möglichst neutral beurteilen zu wollen und gerade bei Lafontaine dann Vokabeln wie Hetzer zu verwenden. Es ist absurd das anzunehmen.
In Antwort auf:Bei einem hochrangigen Politiker, und dann auch noch dem Landesvater persönlich, läßt es IMHO deutliche Rückschlüsse auf tiefgehende Charakterschwächen zu,
Wie gut, dass man weiss wie schnell er war (gar aufs Stundenkilometer genau), warum er so schnell war, ob es vielleicht einen Grund dafür gab. Characterschwäche tuts natürlich auch. Wie praktisch dass er sich nicht mehr dagegen wehren kann.
Also ich bezog mich in dem Beispiel Lafontaine auf den Artikel in der SZ, in dem ich den Begriff "Hetzer" nicht lesen konnte. In dem verlinkten Artikel der TAZ übrigens auch nicht. Es muss wohl um einen anderen Artikel der TAZ gehen oder der Artikel wurde noch geändert. Dass die TAZ drastischere Worte findet is klar, das is ja auch quasi die Bildzeitung im linken Zeitungsspektrum.
Die Eigenschaft, Menschen, die man der eigenen Fraktion zuordnet ihre dunklen Seiten nachzusehen und sie bei den vermentlichen Feinden doppelt so dunkel zu sehen ist ja freilich nicht auf das linke politische Spektrum beschränkt. Hier im Forum wird ja auch gern mal der eine oder andere umstrittene US-Präsident gelobt, ohne dass gleichzeitig auf seine Verstrickungen in das Anheizen von blutigen Bürgerkriegen oder die Verschleppung von Menschen in Folterknäste hingewiesen wird. Ein Fan von Ronald Reagan meint dann eben, dass diese Gewaltakte zur Verhinderung der "kommunistischen Weltrevolution" nötig waren, der DDR-Nostalgiker wird seine eigene These dagegen setzen, dass die Gewaltakte der DDR-Administration nötig waren um die "antikommunistische Konterrevolution" zu verhindern. So macht jede Fraktion ihre Idole zu Helden und ihre Feinde zu Mördern.
Ich les übrigens grad in der linken Bildzeitung, dass Haider gerne auch mal nachtrat, wenn jemand tragisch ums Leben kam.
In Antwort auf: Am 1. Mai 1999 wurde ein junger Mann, ein Asylwerber aus Nigeria, Marcus Omofuma, aus Österreich abgeschoben. Er war während des Fluges gefesselt, sein Mund wurde mit einem Klebeband "verschlossen", bei der Ankunft in Sofia (Zwischenlandung) wurde festgestellt, daß er in Folge verstorben war.
Erschüttert und empört erwartet man folgende Geschehnisse: Der Innenminister tritt zurück, die verantwortliche Polizisten werden sofort vom Dienst entfernt, es erfolgt eine rasche und gründliche Klärung des Vorfalls, die Schuldigen werden verurteilet, die Angehörigen entschädigt. Außerdem entwickelt sich eine öffentliche Diskussion über Asylrecht und -praxis.
Diese Erwartungen werden gründlich enttäuscht:
Zunächst wird versucht, den Tod Omofumas als bedauerlichen Unfall zu verharmlosen und seine unmenschliche Behandlung zu rechtfertigen. Am besten geht das, indem man den Getöteten als möglichst aggressiv und gefährlich darstellt. Die "Krone" titelt: "So tobte der Schubhäftling". Sadistische Methoden als Notwehrredaktion sozusagen.
Eine noch weit wirksamere und skrupellosere Argumentation macht sich Jörg Haider, damals Parteichef der FPÖ, zu eigen. Er rückt Marcus Omofuma in die Nähe illegaler Drogengeschäfte: "Und ich frage mich amal wirklich, was wiegt denn mehr für jene, die Krokodilstränen zerdrückt haben für den zu Tode gekommenen Schubhäftling...Das Risiko beim Abschub oder die Vernichtung von jungen Menschen, deren Leben vernichtet wird, durch den Drogenkonsum, der von jenen kommt, die hier illegal in Österreich ihr schmutziges Geschäft treiben...Mörder unserer Kinder haben hier in Österreich nichts verloren..." (FP?-Bundesparteitag, 28.5.1999). Diese Aussage wiederholt er noch deutlicher im Radio. Die Hinterbliebenen Omofumas strengen einen Prozeß an. Haider wird 2001 verurteilt.
Zitat von SZ...der kalt berechnende Hetzer gegen Fremde und Liberale...
Das kann man schon überlesen, aber auf meinen Kommentar hin hätten Sie sich den Nachruf vielleicht doch noch einmal anschauen können.
Zitat von OmniDie Eigenschaft, Menschen, die man der eigenen Fraktion zuordnet ihre dunklen Seiten nachzusehen und sie bei den vermentlichen Feinden doppelt so dunkel zu sehen ist ja freilich nicht auf das linke politische Spektrum beschränkt.
Da will ich Ihnen überhaupt nicht widersprechen!
Zitat von OmniHier im Forum wird ja auch gern mal der eine oder andere umstrittene US-Präsident gelobt, ohne dass gleichzeitig auf seine Verstrickungen in das Anheizen von blutigen Bürgerkriegen oder die Verschleppung von Menschen in Folterknäste hingewiesen wird. Ein Fan von Ronald Reagan meint dann eben, dass diese Gewaltakte zur Verhinderung der "kommunistischen Weltrevolution" nötig waren, der DDR-Nostalgiker wird seine eigene These dagegen setzen, dass die Gewaltakte der DDR-Administration nötig waren um die "antikommunistische Konterrevolution" zu verhindern. So macht jede Fraktion ihre Idole zu Helden und ihre Feinde zu Mördern.
Nur hier möchte ich einwerfen: unbeschadet dessen, dass sich Reagan sicherlich einiges zuschulden hat kommen lassen, hoffe ich nicht, dass Sie hier Reagan und die DDR-Machthaber als vergleichbar ansehen. Da sehe ich nämlich noch immer mehr als einen quantitativen Unterschied. Den analogen Unterschied zwischen Haider und Wolf hat Llarian oben schon ausgeführt.
Was alles auch nichts daran ändert, dass politisches Vors-Bein-Treten in einem Nachruf (fast) nie etwas zu suchen hat. Und darum ging es in dem Thread ursprünglich.
In Antwort auf: Das kann man schon überlesen, aber auf meinen Kommentar hin hätten Sie sich den Nachruf vielleicht doch noch einmal anschauen können.
Mist, da hab ich wohl die Beachtung der Groß/Klein-Schreibung noch aktiviert gehabt, als ich meinen Browser nach "hetzer" suchen ließ
In Antwort auf: Nur hier möchte ich einwerfen: unbeschadet dessen, dass sich Reagan sicherlich einiges zuschulden hat kommen lassen, hoffe ich nicht, dass Sie hier Reagan und die DDR-Machthaber als vergleichbar ansehen
Verbrechen gegeneinander aufrechnen ist so eine Sache. Nein, das hatte ich nicht vor. Ich habe nur das Verhalten ihrer "Anhänger" verglichen, wenn sie diese Verbrechen herunterspielen.
Zitat von OmniVerbrechen gegeneinander aufrechnen ist so eine Sache. Nein, das hatte ich nicht vor. Ich habe nur das Verhalten ihrer "Anhänger" verglichen, wenn sie diese Verbrechen herunterspielen.
Da möchte ich, lieber Omni, doch einen Unterschied beachtet wissen.
Sie hatten geschrieben:
Zitat von OmniDie Eigenschaft, Menschen, die man der eigenen Fraktion zuordnet ihre dunklen Seiten nachzusehen und sie bei den vermentlichen Feinden doppelt so dunkel zu sehen ist ja freilich nicht auf das linke politische Spektrum beschränkt. Hier im Forum wird ja auch gern mal der eine oder andere umstrittene US-Präsident gelobt, ohne dass gleichzeitig auf seine Verstrickungen in das Anheizen von blutigen Bürgerkriegen oder die Verschleppung von Menschen in Folterknäste hingewiesen wird.
Das sind zwei verschiedene Dinge.
Natürlich ist niemand, und schon gar nicht ein Kommentator, verpflichtet, "gleichzeitig" auf Verstrickungen hinzuweisen, wenn er jemanden lobt. Ich zum Beispiel - vielleicht hatten Sie ja Beiträge von mir im Auge, ich weiß es nicht - bemühe mich, nach Kräften solche Aspekte und Fakten zu bringen, die nicht schon überall in der deutschen Presse zu lesen sind.
Also habe ich, als diese Presse quer durch die Bank den Irak-Krieg für verloren erklärte, von einem "Bürgerkrieg" schwadronierte und dergleichen, Informationen darüber gebracht, daß dieser Krieg zu gewinnen war (iehe die Serie "Ketzereien zum Irak"). Im Dezember 2006 habe ich über die steigende Erdölproduktion des Irak geschrieben und über die Festnahme von Terroristen. Im Januar 2007 habe ich auf die Berichte von Bill Ardolino und Michael Yon hingewiesen; beispielsweise über die Möglichkeit, die Beduinenstämme auf die Seite der Regierung zu ziehen. Im März gab es erste Anzeichen für eine militärische Wende usf.
Noch im Herbst 2007 bezichtigte im US-Senat die Senatorin Clinton den General Petraeus, falsche Informationen zu liefern, als dieser von einer militärischen Wende sprach. Es dauerte bis ungefähr Mitte dieses Jahres, bis auch die deutschen Leitmedien von ihren liebgewordenen Vorstellungen von der US-Niederlage und dem Bürgerkrieg Abschied nahmen.
Und so ist es, lieber Omni, auch bei dem, was ich beispielsweise über Bush schreibe. Er wird in den deutschen Leitmedien auf eine nachgerade groteske Weise verzerrt negativ dargestellt. Also berichte ich Positives, bewerte ich ihn positiver. (Auf meiner Liste ist immer noch ein längerer Artikel über die Verdienste von Bush).
Aber das ist doch etwas ganz anderes als, wie Sie schreiben, "Menschen, die man der eigenen Fraktion zuordnet ihre dunklen Seiten nachzusehen und sie bei den vermentlichen Feinden doppelt so dunkel zu sehen". Oder gar, wie Sie jetzt schreiben, "Verbrechen herunterspielen".
Ich jedenfalls denke nicht daran, den Amerikanern oder Bush "dunkle Seiten nachzusehen". Folterungen halte ich für inakzeptabel; was in Abu Ghraib passierte, das waren Verbrechen, die ja auch bestraft worden sind.
Was Guantánamo angeht, kenne ich keine Untersuchungen von neutraler Seite, die systematische Verletzungen der Menschenrechte zutage gefördert hatten. Mir hat auch noch niemand erklären können, was man mit den dort Inhaftierten hätte anderes machen sollen als sie in einem Lager festhalten.
Also, das muß man schon im einzelnen ansehen, lieber Omni. Und muß halt nach Kräften versuchen, auf keine Propaganda reinzufallen - nicht die der anderen, aber auch nicht die der Seite, der man selbst zuneigt.
Schon mal gesehen, wie ein normaler Kleinwagen, in den so'n Tiefflieger reinrauscht, aussieht und wieviel von den Insassen übrigbleibt??? Und wenn er wirklich einen wichtigen Grund gehabt hat hätte er sich ja von der Polizei mit Blaulicht und Tatütata eskortieren lassen können, gell?
In Antwort auf:Und wenn er wirklich einen wichtigen Grund gehabt hat hätte er sich ja von der Polizei mit Blaulicht und Tatütata eskortieren lassen können, gell?
Ach so. Jeder, der es aus welchem Grunde auch immer, extrem eilig hat, nimmt sich also die Zeit eine Polizeieskorte anzufordern ? Vielleicht bin ich zu kritisch, aber neben dem Benehmen ist jetzt auch noch die Logik verlorengegangen.
In Antwort auf:Die Eigenschaft, Menschen, die man der eigenen Fraktion zuordnet ihre dunklen Seiten nachzusehen und sie bei den vermentlichen Feinden doppelt so dunkel zu sehen ist ja freilich nicht auf das linke politische Spektrum beschränkt.
Das ist Wunschdenken. Im makroskopischen ist das ein weitgehend linkes Problem. Das ist nichtmal besonders schwer zu sehen: Massenmörder wie Hitler (wenn wir den mal, obwohl er Sozialist war, dem rechten Spektrum zuordnen) werden durch die Bank ziemlich negativ beurteilt. Bei Stalin siehst schon ganz anders aus. Bei den "etwas kleineren" Chargen wird der Unterschied noch deutlicher: Pinochet, der ja immer dem rechten Spektrum zugeordnet wird, wird vom rechten Spektrum nicht verteidigt. Während Linke ihre Massenmörder wie Guevara, Castro oder die RAF, ja teilweise nicht nur verehren sondern fast vergöttern. Da ist dann die Rede vom "perfekten Menschen" oder vom "Maximo Lider".
Erstaunlich ist daran ist, wie wichtig die Illusion ist, der vermeintlich andere tue genau das selbe. Denn es sagt einerseits aus, dass man sich der verqueren Sicht bewusst ist und andererseits, dass es einem unangenehm ist, wenn der andere das nicht tut.
Nö, er brettert mit dem doppelten der zulässigen Vmax durchs Dorf, ist ja auch billiger für den Steuerzahler.
Aber back to basics: Da wäre er wohl nicht der erste Politiker, der sich mit Eskorte zum Abendbrot fahren lässt. Um es klar zu stellen: Mir ist völlig egal ob es sich im Falle einer solchen Allmachtsanmaßung im Straßenverkehr um Haider, Lafontaine, Özdemir, Westerwelle, Bohlen oder Karl Arsch handelt. Von der Art Verkehrs-Rambos habe ich schon zu viele miterlebt um da auch nur einen Funken Verständnis für erübrigen zu konnen.
Zitat von ZettelWie zu erwarten, kursieren über den Tod von Haider inzwischen Verschwörungstheorien. Zum Beispiel hier, wo natürlich auch die Freimaurer nicht fehlen.
Der Bezug zu den Freimaurern wird da auf kreuz.net hergestellt, einer, naja, eher unkonventionellen Website.
Meine Unterschrift ist dabei. Hätte ein linker Gewerkschaftboss auf dieselbe dreiste Weise das Gesetz gebrochen und wäre dabei verunglückt, sähen einige Reaktionen hier anders aus. Haider ist gerast auf Teufel komm raus. Er hat nicht nur sein eigenes Leben sondern auch das Leben wildfremder Menschen aufs Spiel gesetzt. Unter den Umständen kann man von Glück reden, daß es nur ihn getroffen hat. Und damit unter diesen Umständen eben auch den Richtigen. Auch wenn das grausam ist. Besser der Raser als die, die zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort sind, wenn er einschlägt.
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster The Outside of the Asylum
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