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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 56 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Zettel Offline




Beiträge: 20.200

22.03.2009 08:22
Zitat des Tages: Chávez sägt Antworten

Zur "Wiederherstellung der nationalen Einheit" dient es angeblich, daß das venezolanische Militär am Samstag alle Flugplätze und Häfen des Landes besetzt hat. Weil diese zuvor nämlich der Kontrolle der jeweiligen Provinzregierung unterstanden hatten, und in einigen Provinzen regiert noch die Opposition.

Auch sonst sägt Chávez munter weiter an Freiheit und Demokratie.

Nur immer schön vorsichtig, damit keiner dieser Trippelschritte eine Reaktion auslöst, die den Sozialismus des 21. Jahrhunderts gefährden könnte.

PeterCoyote ( Gast )
Beiträge:

22.03.2009 09:05
#2 RE: Zitat des Tages: Chávez sägt Antworten

wenn man sich die Entwicklung vergegenwärtigt, so drängt sich die Erwartung auf, daß sich die hiesige demokratisch nennende Linke schleunigst mal wieder der Frage stellen sollte, wieso die innere Überzeugung, für das Gute und Gerechte einzutreten, immer und immer wieder dazu führt, sich diktatorisch über die Massen zu erheben und die Freiheitsrechte des Einzelnen zu beschneiden.

Auch die von Zettel herausgearbeitete Hinwendung zu den aus den Zeiten des kalten Krieges bereits bekannten Mächtekonstellationen ist durchaus eine kritische Würdigung wert. Was für eine -wie Zettel sich ausdrücken würde- "Klassenherrschaft" hat sich denn in "Rußland" und China und insbesondere wie und weshalb(!) ergeben?

Angesichts der Dominanz der aus dem Osten einströmenden sowjetmarxistisch sozialisierten Verfassungsfeinde ist eine Neuauflage der aus den 1970ern bekannten linken Selbstkritik jedoch nicht zu erwarten und wenn sie doch eintreten sollte, dann wird sie angesichts der zahlenmässigen Überlegenheit der Gysis und Wagenknechts eher unsichtbar erfolgen.

Zettel sei jedenfalls gedankt, daß der gesamte Prozeß schrittweisen Abwürgens von Freiheit und Demokratie Venezuelas dokumentiert wird.




Dagny Offline



Beiträge: 1.096

22.03.2009 10:25
#3 RE: Zitat des Tages: Chávez sägt Antworten

Zitat von PeterCoyote

Zettel sei jedenfalls gedankt, daß der gesamte Prozeß schrittweisen Abwürgens von Freiheit und Demokratie Venezuelas dokumentiert wird.


Leider wird in 5-10 Jahren, wenn das Chavez-System zusammengebrochen ist (vielleicht auch erst in 20 Jahren) die Schuld immer bei Individuen und deren Fehlverhalten gesucht werden und nicht bei der Unmoral, welche jedem Sozialismus inhärent ist.

Rule of Law, Gleichheit vor dem Recht, Schutz des Privateigentums sind die Säulen des Wachstums und niemals ein sich darüber hinwegsetzen, für andere unter Zwang leben müssen und von anderen unter Zwang leben.

Aber vielleicht tauscht ja ein US_Präsident Osteuropa gegen den Hinterhof der USA? So als EInflusssphäre? [sarkasmus off]

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

22.03.2009 11:42
#4 RE: Zitat des Tages: Chávez sägt Antworten
In Antwort auf:
Aber vielleicht tauscht ja ein US_Präsident Osteuropa gegen den Hinterhof der USA? So als EInflusssphäre? [sarkasmus off]



Das wird alles so einfach nicht mehr gehen. Putins Säbelrasseln hat die Europäer schon gespalten. Das Thema hatten wir grade hinsichtlich einer gemeinsamen Pipeline an Russland vorbei. So glaube ich auch nicht, daß einen gemeinsamen Konsens über Stationierung und Abwehr geben wird.

Den einen "Hinterhof" Venezuela hat 2006 Bush mehr oder weniger aufgegeben, indem man die Waffenlieferungen gestoppt hatte und ein Wirtschaftsembargo verhängte. Alles unter massiven Druck um Venezuelas staatlichen Ölkonzern Petroven an der Erschließung neuer Ölquellen zu hindern. Jetzt hat Chavez, mit Hilfe Putins, alles was er wollte und ist so vermessen den Amerikanern zu drohen, daß die Vierte US-Flotte ja nicht in venezulanische Gewässer eindringen solle.

Mit Hilfe Russlands hat nun Venezuela seine Souveränität weitestgehend sichergestellt. Neben 24 russischen Sukhoi-Maschinen sowie die Lieferung der Raketen, mit denen die Flugzeuge bestückt werden, haben lt. Chávez diese russischen Raketen eine erheblich größere Reichweite als die Raketen der F-16 Kampfjets der USA. Sie sollen aber nur zur "Verteidigung" dienen.

Nach Angaben des Internationalen Instituts für Strategische Studien (IISS) in London hat Venezuela zwischen 2005 und 2007 rund 4 Milliarden Dollar für den Kauf von Rüstungsgütern, vornehmlich aus Russland und China, aufgewendet und weitere Milliarden werden folgen.

♥lich Nola

PeterCoyote ( Gast )
Beiträge:

22.03.2009 11:52
#5 RE: Zitat des Tages: Chávez sägt Antworten

Zitat von Dagny
Leider wird in 5-10 Jahren, wenn das Chavez-System zusammengebrochen ist (vielleicht auch erst in 20 Jahren) die Schuld immer bei Individuen und deren Fehlverhalten gesucht werden und nicht bei der Unmoral, welche jedem Sozialismus inhärent ist.


ob der Dummefang auf immer und ewig funktionieren wird?

Ich bezweifele das sehr. Machen wir uns nicht länger etwas vor: vor dem Zustandekommen der deutschen Einheit und damit dem massenhaften Eindringen sowjetmarxistisch geschulter Kräfte war doch nicht viel los in Sachen Sozialismus in der BRD. Honeckers Westfiliale DKP kandidierte noch nicht einmal mehr zur Bundestagswahl und wir konnten regelmässig zuschauen, wie "Joschka" Fischer eine linke heilige Kuh nach der anderen schlachtete und "der Cohn" wieder einmal die Marktwirtschaft zur Bedingung der Freiheit erklärte.

Es sind doch heute im wesentlichen die sich Die Linke nennende SED mitsamt der einzig durch ihre Erstarkung im Westen hochgespülten vormaligen Filialangestellten der SED, nebst den U-Booten in der SPD, welche den Totalitaristen Chavez bewundern und die Fehler im sozialistischen System fälschlicherweise dem Fehlverhalten der Individuen zuschreiben. Den verbliebenen noch denkenden West- und Ostlinken kann ich nur raten, an den Prozess der Selbstkritik der westlichen Neuen Linken der 70er anzuknüpfen und jeden Faden zum Sozialismus/Kommunismus/Marxismus radikal zu zerreissen. Gegen eine Linke, welche sich für Selbstverwirklichung und Selbstverwaltung im Hier und Jetzt einsetzt habe ich jedenfalls nichts einzuwenden.



Hajo Offline



Beiträge: 440

22.03.2009 12:05
#6 RE: Zitat des Tages: Chávez sägt Antworten

Zitat von Nola
Mit Hilfe Russlands hat nun Venezuela seine Souveränität weitestgehend sichergestellt. Neben 24 russischen Sukhoi-Maschinen sowie die Lieferung der Raketen, mit denen die Flugzeuge bestückt werden, haben lt. Chávez diese russischen Raketen eine erheblich größere Reichweite als die Raketen der F-16 Kampfjets der USA. Sie sollen aber nur zur "Verteidigung" dienen.
Nach Angaben des Internationalen Instituts für Strategische Studien (IISS) in London hat Venezuela zwischen 2005 und 2007 rund 4 Milliarden Dollar für den Kauf von Rüstungsgütern, vornehmlich aus Russland und China, aufgewendet und weitere Milliarden werden folgen.


Naja, 24 relativ moderne Sukhois mögen für Lateinamerika betrachtet schon ein guter Stand sein, denn immerhin haben selbst die Brasilianer als lokaler Hegemon weniger moderne Jäger im Arsenal. Gleiches mag für die russische SA-15 Luftabwehr gelten, aber all das mag nicht darüber hinweg täuschen, daß es nichtmal eine Mücke für den US-amerikanischen Elefanten darstellen kann.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

22.03.2009 17:56
#7 RE: Zitat des Tages: Chávez sägt Antworten

Zitat von Dagny
Leider wird in 5-10 Jahren, wenn das Chavez-System zusammengebrochen ist (vielleicht auch erst in 20 Jahren) die Schuld immer bei Individuen und deren Fehlverhalten gesucht werden und nicht bei der Unmoral, welche jedem Sozialismus inhärent ist.

Weswegen, liebe Dagny, ich auch den Begriff "Stalinismus" vermeide. Er ist ja gerade bei den Kommunisten beliebt, weil er den Eindruck erwecken soll, die Verbrechen der Kommunisten seien einem einzigen Mann zuzuschreiben und das diktatorische System sei eine "Fehlentwicklung" gewesen.

Nur hat sich diese "Fehlentwicklung" bisher ausnahmslos überall dort wiederholt, wo Kommunisten an die Macht gekommen sind - ob in China, in Vietnam, in Kambodsche, in Cuba.

Allerdings bin ich nicht so sicher, was das Zusammenbrechen angeht. Auf Dauer kann sich kein Sozialismus halten, das scheint mir auch wahrscheinlich zu sein. Aber wie lange man die Menschen mit Polizeigewalt in Schach halten kann - das ist wohl sehr verschieden. Die russischen Kommunisten haben es siebzig Jahre lang geschafft, die chinesischen jetzt auch schon sechzig Jahre, die cubanischen bald fünfzig Jahre. In Kambodscha haben sie es mit der "Beseitigung des Alten" ein wenig übertrieben, da war es schneller vorbei.
Zitat von Dagny
Aber vielleicht tauscht ja ein US_Präsident Osteuropa gegen den Hinterhof der USA? So als EInflusssphäre? [sarkasmus off]

Ich fürchte, Obama wird Osteuropa den Russen überlassen, ohne dafür irgendetwas in der westlichen Hemisphäre zu bekommen.

Herzlich, Zettel

Pentas ( gelöscht )
Beiträge:

22.03.2009 18:23
#8 RE: Zitat des Tages: Chávez sägt Antworten

Zitat von Nola
Mit Hilfe Russlands hat nun Venezuela seine Souveränität weitestgehend sichergestellt. Neben 24 russischen Sukhoi-Maschinen sowie die Lieferung der Raketen, mit denen die Flugzeuge bestückt werden, haben lt. Chávez diese russischen Raketen eine erheblich größere Reichweite als die Raketen der F-16 Kampfjets der USA.


Ich glaube eher, Chavez vergleicht die neuen Su-30MK2 mit den alten venezuelanischen F-16.

Lemmy Caution ( gelöscht )
Beiträge:

23.03.2009 17:39
#9 RE: Zitat des Tages: Chávez sägt Antworten

Wirtschaftsembargo?!?
Praktisch das gesamte Erdöl Venezuelas wird in den USA verarbeitet, da es sonst überhaupt keine Rafinerie-Kapazität für das in Venezuela hauptsächlich vorkommende schwere Erdöl gibt.

Ein Einmarsch der USA in egal welchem lateinamerikanischen Staat ist heute völlig undenkbar. Sollte die USA das wirklich machen, helfen sowieso keine U-Boote oder Jagdbomber sondern Guerrilla-Truppen im Hinterland.

Mucho Macho wird definitiv wieder agressiver. Redet in alopresidente häufig vom Informations-Krieg. Nach wie vor gibts aber in Venezuela oppositionelle Medien wie Tal Cual. Auch die z.T. hervorragenden Oppo-Blogger leben z.T. noch im Land.

Ich glaub aber nicht, dass dieses Regime noch eine große Zukunft hat. Die sich ankündigenden Finanzierungslücken des Haushalts sind einfach deutlich zu groß. Viele der Zahlungen der Verstaatlichungen sind noch nicht erfolgt. Allein PVDSA hat mehrere Milliarden Dollar an Schulden gegenüber Vertragspartnern.
Und wie will sich ein Land auf dem internationalen Finanzmärkten refinanzieren, das ein solches Länderrisiko besitzt?
Letzte Woche kündigte Chavez Maßnahmen gegenüber den Auswirkungen der Krise an. Das einzige, was dabei am Samstag herauskam, war eine Erhöhung der MwSt von 9 auf 12%. Und selbst die Zahlungen der Mehrwertssteuer wird oft hintergangen.

Das wird noch dieses Jahr Plop machen ähnlich wie die erste Alán García Regierung im Peru der 80er. Chávez wird deutlich überschätzt. In Kuba gabs in den 60ern eine revolutions-euphorische Mittelschicht und Unterstützung aus der UdSSR. Putin ist da heute materialistischer. Unterstützung gibts für Beteiligung am venezoelanischen Erdöl (oder am bolivianischen Lithium).

Ich tippe auf Hyperinflation im Sommer.
- http://oilwars.blogspot.com/2009/03/stup...-are-fatal.html
- postings seit Samstag hier: http://www.caracaschronicles.com/

Äh. Von welchem Geld will Chávez weiter aufrüsten?

Gruß Lemmy

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

23.03.2009 23:32
#10 RE: Zitat des Tages: Chávez sägt Antworten

Danke, lieber Lemmy Caution, für diesen wie immer kompetenten Beitrag! Sie kennen sich bei diesem Thema besser aus als ich; dennoch - oder vielmehr deswegen - habe ich ein paar Fragen und Anmerkungen.

Zitat von Lemmy Caution
Wirtschaftsembargo?!? Praktisch das gesamte Erdöl Venezuelas wird in den USA verarbeitet, da es sonst überhaupt keine Rafinerie-Kapazität für das in Venezuela hauptsächlich vorkommende schwere Erdöl gibt.

Wie ist es mit der Raffinierie Cienfuegos, die von Venezuela und Cuba gemeinsam gebaut wird?
Zitat von Lemmy Caution
Ein Einmarsch der USA in egal welchem lateinamerikanischen Staat ist heute völlig undenkbar. Sollte die USA das wirklich machen, helfen sowieso keine U-Boote oder Jagdbomber sondern Guerrilla-Truppen im Hinterland.

Dennoch würde die offenbar geplante Stationierung russischer Langstreckenbomber in Venezuela das Land vor einer US-Invasion schützen. Die Logik ist dieselbe, deretwegen die Polen und Tschechen das US-Raketenabwehrsystem haben wollen: ein Land, in dem ein mächtiger Gegenspieler Waffen stationiert hat, greift man nicht an, weil man dessen Vergeltung zu befürchten hätte.
Zitat von Lemmy Caution
Mucho Macho wird definitiv wieder agressiver. Redet in alopresidente häufig vom Informations-Krieg. Nach wie vor gibts aber in Venezuela oppositionelle Medien wie Tal Cual. Auch die z.T. hervorragenden Oppo-Blogger leben z.T. noch im Land.

Ich glaube, ich habe so eine Sendung wie Alopresidente mal im cubanischen TV CubaVision gesehen. Da saß er an einem Schreibtisch und redete stundenlang, irgendwelche Papiere mit Fragen und Informationen verwendend. Auch in diesem Dauerreden ist er ja der gelehrige Schüler Castros.
Zitat von Lemmy Caution
Ich glaub aber nicht, dass dieses Regime noch eine große Zukunft hat. Die sich ankündigenden Finanzierungslücken des Haushalts sind einfach deutlich zu groß. Viele der Zahlungen der Verstaatlichungen sind noch nicht erfolgt. Allein PVDSA hat mehrere Milliarden Dollar an Schulden gegenüber Vertragspartnern.

Daß es im Augenblick abwärts geht, scheint mir - aus der Ferne - auch ausgemacht zu sein, seit ich den Bericht von Rodríguez gelesen habe.

Nur frage mich, ob das zum Ende des Regimes führen wird. Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Strategen der PSUV, die ja wohl überwiegend Kommunisten oder deren Mitläufer sind, die Revolution kampflos aufgeben werden.

Wie soll Chávez denn gestürzt werden? Er hat die Armee weitgehend gesäubert, er hat seine Miliz, er hat das Parlament und die Gerichte unter Kontrolle, er hat jetzt die Häfen und Flugplätze unter Kontrolle. Was sollte ihn daran hindern, bei einer wirtschaftlichen Zuspitzung mit entsprechenden sozialen Unruhen den Ausnahmezustand zu verhängen und den Rest demokratischer Freiheiten zu beseitigen?

Schon jetzt sind Zehntausende cubanischer Sicherheitskräfte im Land, die polizeiliche Rechte haben; Chávez' Leibwächter werden von Cuba gestellt. Warum sollten nicht cubanische Truppen ins Land geholt werden,um einen Aufstand niederzuschlagen, falls sich die venezolanische Armee als nicht zuverlässig genug erweisen sollte?

Herzlich, Zettel

Lemmy Caution ( gelöscht )
Beiträge:

24.03.2009 16:50
#11 RE: Zitat des Tages: Chávez sägt Antworten
Hallo Zettel,

zur Zeit komm ich mit dem lesen nicht mehr mit. ;-)

In Antwort auf:

Wie ist es mit der Raffinierie Cienfuegos, die von Venezuela und Cuba gemeinsam gebaut wird?


Müßte man einmal schauen wie viel Erdöl da tatsächlich prozessiert wird und ob die überhaupt fertiggestellt wird. Die bolivarische Revolution neigt dazu, vollmundig Industrieproduktions-Stätten anzukündigen. Die Inbetriebnahme dauert oft Jahre und die Produktion ist dann wirklich vernachlässigbar. Wäre es wirklich so einfach für Venezuela Raffinerie-Kapazitäten aufzubauen, warum exportieren sie dann nach wie vor so viel Rohöl in die USA?

Es gibt allerdings einen Prozess der mich bezüglich Wirtschaftsbeziehungen beunruhigt. Venezuela und Bolivien neigen nämlich dazu, Schürfrechte für Erdöl und Lithium (Bolivien) an China oder Rußland zu verkaufen. In dem hier PDF-verlinkten Interview mit dem venezoelanischen Ökonomen Orlando Ochoa behauptet dieser, dass aktuell China Venezuela im fondo chino für ZUKÜNFTIGE ÖLLIEFERUNGEN bezahlt. Chávez gäbe danach die Ressourcen zukünftiger Generationen aus! http://blogs.salon.com/0001330/. Habs zusätzlich an das Posting angehängt. Ist allerdings in spanischer Sprache.

In Antwort auf:

Dennoch würde die offenbar geplante Stationierung russischer Langstreckenbomber in Venezuela das Land vor einer US-Invasion schützen. Die Logik ist dieselbe, deretwegen die Polen und Tschechen das US-Raketenabwehrsystem haben wollen: ein Land, in dem ein mächtiger Gegenspieler Waffen stationiert hat, greift man nicht an, weil man dessen Vergeltung zu befürchten hätte.


Die letzten US-Invasionen in Lateinamerika haben in sehr, sehr kleinen Staaten stattgefunden. Die Linken betonen das zwar immer sehr gerne, aber in der Realität ist das einfach nicht vorstellbar. Es würden sich überall genug terroristische Gruppen bilden, die die Fremdherrschaft bekämpfen. Mit Ostasien als neuen Wirtschaftspartner ist die relative Macht der USA in der Region sowieso gesunken. Bezüglich der Direktinvestitionen ist Spanien präsenter als die USA (Banken, Telekommunikation, z.T. Handelsketten).

Alopresidente kann man im Internet herunterladen ( http://alopresidente.gob.ve/transmisiones-anteriores/ ). So eine Sendung dauert aber zwischen 4 und knapp 7 Stunden. Es reden auch andere. Zu 85% aber jefe es jefe. Sein Stil ist kumpelhafter als der von Fidel Castro.

In Antwort auf:

Wie soll Chávez denn gestürzt werden?


Ich vermute, dass das wirtschaftlich implodiert. Venezuela ist eine Erdölokonomie. Bis vor 2008 ist der Preis für Erdöl fast die gesamte Chávez-Herrschaft gestiegen. Darauf hat sich eine extrem ineffiziente und korrupte Wirtschaft gebildet, von der auch einige Brosamen an die Armen abfallen. Das war in den 70ern nicht anders. Sobald es wirkliche für die Bevölkerung Einschränkungen gibt, wird es Widerstand geben. Dieser muß sich nicht politisch sondern auch kriminell äußern. Die Mordraten in Venezuela sind schon heute deutlich höher als in Kolumbien oder in Mexiko. Chávez betont stets einen Armen-Aufstand von 1989 und die brutale Repression als Deslegitimation der IV. Republik (Caracazo). Er kann sich sowas nicht leisten.
Es ist sehr erstaunlich, dass 8 Monate nach Rekord-Erdölpreisen kein Geld mehr da ist. Die Finanz-Situation scheint aber wirklich prekär zu sein. Wie gesagt: Der verlinkte Artikel hier -> http://blogs.salon.com/0001330/ . Und auch dieser Beitrag zu Fonden -> ( http://www.caracaschronicles.com/2009/03...bernie-ali.html ) Chávez setzt auf einen Wiederanstieg des Erdölpreises. Es ist halt nur sehr fraglich, ob der 2009 auf ein ausreichendes Maß steigt. Der staatliche Erdölkonzern PVDSA hat große offene Rechnungen bei Kontraktoren. Bisher hat Chávez in der Regel für Verstaatlichungen bezahlt. Da sind auch noch viele Rechnungen offen. Im Januar sind Goldbarren der Zentralbank verkauft worden. Chávez scheint bereit zu sein, eine Inflation in Kauf zu nehmen, nur um die Staatsausgaben für Lebensmittelimporte und andere soziale Projekte nicht zu beschneiden. Das kann leicht zu einer Hyper-Inflation führen. Hier erinnert er eher an Alfosin in Argentinien oder eben Alán García in den 80ern in Peru.
Kubaner kannten seit der Unabhängigkeit keine wirkliche Demokratie. In Venezuela gabs zumindest eine disfunktionale Demokratie, eine freie Presse (nur eine Minderheit liest Zeitung), einen oppositionellen Fernsehsender sowie oppositionelle Gouverneure.

Enrique Krauze hat einen recht neuen Artikel zu Chávez in The New Republic veröffentlicht. Den hab ich selbst noch nicht gelesen. http://tinyurl.com/ce7mzy

Herzlichst, Lemmy

Das verlinkte PDF (Ochoa Interview) lohnt sich wirklich. Es faßt den gesamten Wahnsinn der Regierung Chávez nochmal zusammen. Rapide zusammenschmelzende Devisenreserven, der STAATLICHE Erdölkonzern PVDSA verkauft Dollar AUF DEM SCHWARZMARKT. Für zukünftige Öllieferungen bereits jetzt Geld aus China erhalten, etc.
Übrigens beschwert sich die Kommunistische Partei Venezuelas, die mit der chavistischen eine Koalition bildet, über die einzige Maßnahme zur Konsolidierung des Haushalts: Die Mehrwertssteuererhöhung. Der Arbeitgeberverband fordert seine Mitglieder auf, höhere Lohnerhöhungen herauszugeben, als die von Chávez festgelegte schrittweise Erhöhung des Mindestlohns im Mai und November um jeweils 10%. Die jährliche Inflation beträgt z.Zt. 30% und angesichts dieser Geldpolitik könnte Venezuela eins der wenigen Länder mit steigenden Inflationsraten sein.
Chavez hat zwar bereits vorletztes Wochenende über die massiv VON IHM SELBST subventionierten Benzinpreise geklagt (sind seit 10 Jahren nicht angehoben worden) und ereifert sich über die "Reichen" mit ihren großen Autos. Allerdings traut er sich offenbar nicht, diese anzuheben. Gleichzeitig bleibt der Wechselkurs massiv überbewertet. Der Schwarzmarktpreis liegt offenbar 100% über dem offiziellen bewirtschafteten Kurs.
Dateianlage:
Entrevista Orlando Ochoa - Desestabilizacion profunda de la economia - La Razón - Domingo 22 Marzo 2009.pdf
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

24.03.2009 23:08
#12 RE: Zitat des Tages: Chávez sägt Antworten

Vielen Dank, lieber Lemmy Caution, für diese wie immer hochinteressanten Informationen.

Das verlinkte Interview habe ich mir angesehen (zum Lesen reicht mein Spanisch so halbwegs, zum Sprechen kaum, zum Schreiben gar nicht ). Ich könnte mir denken, daß ich es für einen späteren Artikel verwende, und deshalb die Bitte: Könnten Sie noch die URL angeben, damit ich es zitieren kann?

Danke, und herzlichen Gruß,

Zettel

Lemmy Caution ( gelöscht )
Beiträge:

25.03.2009 14:18
#13 RE: Zitat des Tages: Chávez sägt Antworten
Hallo Zettel,

das Interview stammt von einer venezoelanischen Wirtschaftszeitung. Das PDF ist aus filesavr. ( http://preview.tinyurl.com/cza9w5 ). Den Link hab ich vom Devils Excrement blog ( http://blogs.salon.com/0001330/ ).
Der oben ebenfalls verlinkte 13 seitige Enrique Krauze Artikel ist absolut lesenswert. Der bekannte liberale mexikanische Historiker hat inzwischen sogar ein Buch über Chávez geschrieben.
Die von Sarah Wagenknecht löwisch verteidigte faschistische Regierung Venezuelas schreckt inzwischen nicht einmal mehr vor Bücher-Zerstörungen aus ideologischen Gründen zurück.
http://blogs.salon.com/0001330/2009/03/24.html
http://www.eluniversal.com/2009/03/24/op...s_1309302.shtml (spanisch)

Gruß Lemmy
Lemmy Caution ( gelöscht )
Beiträge:

25.03.2009 17:35
#14 RE: Zitat des Tages: Chávez sägt Antworten
Warum wird Chávez eigentlich als Kommunist wahrgenommen? Mit Marx hat er nicht viel am Hut.
Enrique Krauze zeigt in einem New Republic Artikel, dass er ideengeschichtlich viel eher als Faschist einzuordnen ist.
http://tinyurl.com/ce7mzy
So redet Chávez auch.
Der nicht unbedingt intelligentere Teil der Linken hat Chávez adoptiert.
Ich hab mich lang genug über deren hochtönende-Worte/Uninformiertheits-Ratio zu Lateinamerika im allgemeinen und Venezuela im speziellen geärgert, dass ich die nun bezüglich dieses Themas schlichtweg für dumm halte.
Diese Euro-Kids jubeln einem Faschisten zu, ohne es zu wissen.
Natürlich besitzen Kommunismus und Faschismus gemeinsame Merkmale. Man hätte aber erwarten können, dass "die Linke" nach ihren vielen Niederlagen der letzten Jahrzehnten ein wenig in ihrem Feld aufräumt, so dass sie sich von den faschistischen Elementen abgrenzen. Die meisten scheinen aber dazu nicht in der Lage zu sein.

Gruß Lemmy
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

25.03.2009 19:27
#15 RE: Zitat des Tages: Chávez sägt Antworten

Zitat von Lemmy Caution
Warum wird Chávez eigentlich als Kommunist wahrgenommen? Mit Marx hat er nicht viel am Hut.

Fidel Castro vielleicht auch nicht, lieber Lemmy Caution, und er war jahrzehntelang Vorsitzender der Kommunistischen Partei Cubas.

Chávez ist sicher kein klassischer Kommunist, schon weil er auch Christ ist. Aber sein Vorbild ist das kommunistische Cuba, und er hat jede Menge kommunistische Berater wie den Professor Dieterich. Die KP Venezuelas ist ja nicht in die PSUV eingetreten, jedenfalls bisher nicht, ist aber eine wichtige Stütze de Systems und dürfte wesentlich zu dessen Stabilität beitragen.

Wie Sie sagen: Kommunismus und Faschismus haben viel miteinander gemeinsam. Chávez steht aus meiner Sicht in der Tradition der lateinamerikanischen Caudillos, von denen ja auch Venezuela mal einen hatte, den Marcos Pérez Jiménez. Aber er füllt diese Tradition mit kommunistischen Inhalten.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

25.03.2009 19:57
#16 RE: Zitat des Tages: Chávez sägt Antworten

Vielen Dank!

Herzlich, Zettel

Lemmy Caution ( gelöscht )
Beiträge:

25.03.2009 20:40
#17 RE: Zitat des Tages: Chávez sägt Antworten

Von den Wirkungen her ist es etwas, das wir als kommunistisch verstehen. Die aktuelle Geld- und Fiskalpolitik zielt auf eine Enteignung der Mittel- und Oberschicht durch Inflation und durch eine Alimentierung der Unterschicht durch subventionierte Grundnahrungsmittel ab. Eindeutig und brutal klar.

... was ist der typische lateinamerikanische Caudillo?
charismatische Führungsstil, bedingungslose Anhängerbasis, zentraler Entscheider über die Vergabe von Pfründen, Gewalt.
Es gibt eine Menge recht unterschiedlicher Politiker, Militärs und Insurgenten in der lateinamerikanischen Geschichte, auf die der Begriff angewandt wird.

Ich halte Kommunismus für keine gute Idee. Der Punkt ist nur eher, dass Chávez von dem ganzen Führungsstil her eher ein Faschist ist.

Fidel Castro ist von Hause auch kein Kommunist. Nur hat er sich in den 60ern immer mehr dem Kreml unterstellt, um selbst an der Macht zu bleiben.

Krauze macht deutlich, dass die Beziehung zwischen Chávez und Fidel Castro eher romantisch-emotional als intelektuell ist. Venezuela hat zu keiner Zeit auch nur Anstrengungen unternommen, das kubanische System der Landwirtschaft (sehr übel) oder der Schule (sehr indoktrinierend aber insbesondere im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich effektiv) zu übernehmen. Ich stimme mit Ihnen aber eben nicht darin überein, dass Kuba für Chávez ein Vorbild ist. Castro ist für Chávez einfach ein großer Mann - oder wie Ditsche sagen würde ein Titan - der das "Volk" verkörpert. Eine Art lebender kubanischer Bolívar, der sich gegen die feindliche Macht der USA aufgelehnt hat. Er sieht aber auch Achmadschinidad (spell.?) als Verkörperung des iranischen Volkes. Und der ist nun wirklich kein Kommunist.

Chávez redet auch nicht von einer zukünftigen Gesellschaft im Sinne von Marx. Ganz anders als etwa Ché Guevara. Chávez redet von Entwicklung der Gesellschaft und der Zerstörung der burguesía, der pitiyankis. Dieterich hält sich nicht mehr in Venezuela auf. Es gab Streit, wie Sie ja anderer Stelle geschrieben haben.

Kuba hängt wirtschaftlich völlig von Venezuela ab. Seitdem die jährlich große Mengen an venezoelanischen Erdöl erhalten, gibts auf Kuba nicht mehr diese ständigen Stromausfälle.

Die Opposition ist in Venezuela nach wie vor nicht unbedingt einig oder effektiv aber auf jeden Fall laut.
Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass Raúl Castro nach dem Tod des großen Bruders einen gemäßigteren Kurs einschlägt. Er hat jetzt schon wieder mehr Privatinitiative in der katastrophalen Landwirtschaft Kubas zugelassen. Kuba erhält heute nach konservativen Cepal-Schätzungen 1 Mrd. an Überweisungen von Exil-Kubanern in den USA. Ich glaube Yoani Sanchez, dass die Kubaner extrem müde von der Revolution sind. Ich hab das so erlebt, als ich 1997 mal 3 Wochen dort war.
Chávez hält sich für die Verkörperung des Volkswillen, der sich im Leben "großer Männer" ausdrückt. Das ist faschistisch.

Gruß Lemmy

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

26.03.2009 00:00
#18 RE: Zitat des Tages: Chávez sägt Antworten

Lieber Lemmy Caution,

sehr weit sind wir, glaube ich, in der Einschätzung von Castro und von Chávez gar nicht voneinander entfernt; wobei ich, wie schon gesagt, überzeugt bin, daß Sie die Situation in beiden Ländern besser beurteilen können als ich.

Fidel Castro ist wohl schon aus Überzeugung zum Kommunisten geworden; Raúl war es ja von Anfang an. Jedenfalls haben die beiden in Cuba ein lupenreines kommunistisches System errichtet. Und wie schon erwähnt war Castro jahrzehntelang selbst der Vorsitzende der Kommunistischen Partei Cubas.

Das Verhältnis von Chávez zu Castro? Ich habe mir mein Bild aus CubaVision gemacht, das ich eine Zeitlang täglich stundenlang im Hintergrund laufen hatte. Es gab einen Besuch von Chávez in Cuba nach dem anderen, und bei einem - ich habe damals darüber berichtet - reiste Chávez so durchs Land, als sei er bereits dessen Präsident. Fabriken besuchend, mit den Arbeitern plaudernd, auch schon mal singend und tanzend, wie man ihn eben kennt. Auf gemeinsamen Veranstaltungen mit Raúl führte meist Chávez das große Wort. CubaVision rückte eindeutig ihn und nicht Raúl in den Mittelpunkt.

Es gab mehrere Sendungen, in denen Chávez zu Besuch bei Fidel gezeigt wurde. Sicher, er himmelt ihn an und hat zu ihm ein Sohn-Vater-Verhältnis. Aber es gab auch jedes Mal Diskussionen über die Zukunft Lateinamerikas, in denen beide völlige Übereinstimmung zeigten, daß diese sozialistisch sein werde. Ich sehe da keinen Unterschied und bin überzeugt, daß Chávez eine Diktatur wie in Cuba anstrebt.

Nur hat er eben eine Strategie der Machtergreifung, die bisher noch keine kommunistische Partei versucht hat: die Salamitaktik.

Zitat von Lemmy Caution
Venezuela hat zu keiner Zeit auch nur Anstrengungen unternommen, das kubanische System der Landwirtschaft (sehr übel) oder der Schule (sehr indoktrinierend aber insbesondere im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich effektiv) zu übernehmen.

Das sind, denke ich, spätere Salami-Scheiben.

Übrigen ist diese Strategie der Machtergreifung zwar noch nie von Kommunisten angewandt worden, aber sie war the talk of the town bei den deutschen Stamokaps der siebziger Jahre. Man nannte das "systemüberwindende Reformen". Schrittweise sollten Kapitalismus und Demokratie abgewürgt werden, bis man nur noch einen kleinen letzten Schritt würde gehen müssen, um den Sozialismus auch formal einzuführen. Mag sein, daß da Dieterich direkt als Transmissionsriemen gewirkt hat; vielleicht waren es auch andere von den vielen europäischen Kommunisten, die geradezu darauf fiebern, in Venezuela den nächsten Anlauf für den Übergang zum Sozialismus zu realisieren.

Zitat von Lemmy Caution
Chávez redet von Entwicklung der Gesellschaft und der Zerstörung der burguesía, der pitiyankis. Dieterich hält sich nicht mehr in Venezuela auf. Es gab Streit, wie Sie ja anderer Stelle geschrieben haben.

Dieterich hat Fehlentwicklungen - Korruption, schlechte Verwaltung usw. - gnadenlos kritisiert. Einen ideologischen Streit sehe ich aber nicht. - Chávez redet viel. Ob er selbst überhaupt ein klares Konzept vom Socialismo del 21 siglio hat, weiß ich nicht. Jedenfalls hat er dieses Konzept von Dieterich übernommen. Es beinhaltet eindeutig die kommunistische Diktatur als Endziel und die jetzige Democracia Revolucionaria als Zwischenetappe.

Herzlich, Zettel

Lemmy Caution ( gelöscht )
Beiträge:

26.03.2009 22:43
#19 RE: Zitat des Tages: Chávez sägt Antworten
Hallo Zettel,

die Salami-Taktik funktioniert nur in einer Ökonomie, die aufgrund von externen Faktoren wächst. Kommunismus war in den allermeisten Fällen extrem uneffizient. Der bolivarismo ist es in jedem Fall.
Es mehren sich die Konfliktherde um den schrumpfenden Kuchen.
http://tinyurl.com/cslg27
http://tinyurl.com/d9clq5
Economist: http://www.economist.com/world/americas/...ory_id=13369996

Ein paar Konten von Anbietern des venezoelanische Schwarzmarkt für Dollar scheinen von US-Behörden eingefroren worden zu sein. Laut Opposition benutzt PVDSA diesen Schwarzmarkt um ihre Dollars in Bolivares zu tauschen ( http://lta.reuters.com/article/businessN...E52P25Y20090326 ). Angeblich wurde die Firma Rosemond von der US DEA geschlossen. Die weitaus meisten Konten sollen Venezuelanern gehören. Der spread zwischen dem offiziellen Wechselkurs und dem Schwarzmarkt-Kurs soll von 2.15 - 5.5 auf 2.15 - 7 gestiegen sein. Story baute sich über den Tag in der Kommentarsektion hier auf: http://blogs.salon.com/0001330/2009/03/25.html .
Ein Feuer hier. Ein Feuer dort.
Unterschichts-gerichtete, populistische und anti-marktwirtschaftliche Regime Lateinamerikas haben eine ähnliche Salami-Taktik angewandt. Peron, Allende, Alán García, etc. Die Liste ist lang. Sie sind letztlich alle an einer sich krisenhaft zuspitzenden disfunktionalen Ökonomie zugrunde gegangen.

Sollte meine Prognose stimmen, eins ist sicher: pendejos sin fronteras (amerika21.de und so) werden wieder irgendwie den USA die Schuld geben.

Gruß Lemmy
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

24.04.2009 11:51
#20 Zitat des Tages: Ein weiterer Schritt in Richtung Diktatur Antworten

Chávez sägt weiter an dem, was in Venezuela noch an Demokratie geblieben ist. Jetzt sollte der Oppositionsführer Manuel Rosales vor Gericht gestellt werden. Ihm gelang die Flucht nach Peru.

frankh Offline



Beiträge: 12

24.04.2009 23:03
#21 RE: Zitat des Tages: Chávez sägt Antworten

Zitat von Lemmy Caution

Unterschichts-gerichtete, populistische und anti-marktwirtschaftliche Regime Lateinamerikas haben eine ähnliche Salami-Taktik angewandt. Peron, Allende, Alán García, etc. Die Liste ist lang. Sie sind letztlich alle an einer sich krisenhaft zuspitzenden disfunktionalen Ökonomie zugrunde gegangen. Sollte meine Prognose stimmen, eins ist sicher: pendejos sin fronteras (amerika21.de und so) werden wieder irgendwie den USA die Schuld geben.


Na ja, die Allende-Regierung ist ja wohl an etwas anderem zugrunde gegangen (worden). Aber wahrscheinlich sind das nur Gerüchte mit dem Ziel, den Ehrenmann Pinochet und die CIA zu diskreditieren ...

http://www.tagesschau.de/ausland/meldung303452.html

Wer kann es Chavez verübeln, daß er aus der Geschichte Lehren gezogen hat?

FWH

conrad Offline



Beiträge: 89

26.04.2009 00:56
#22 RE: Zitat des Tages: Chávez sägt Antworten

"Na ja, die Allende-Regierung ist ja wohl an etwas anderem zugrunde gegangen (worden). Aber wahrscheinlich sind das nur Gerüchte mit dem Ziel, den Ehrenmann Pinochet und die CIA zu diskreditieren ..."

Lieber frankh, das wäre in der Tat ein eigenes Thema, zu dem sich viel und vermutlich kontrovers schreiben liesse. Aber zu dem Thema Chavez erscheint es mir nicht sehr hilfreich. Es war eine ganz andere Konstellation und Zeit.

Lemmy Caution ( gelöscht )
Beiträge:

26.04.2009 22:12
#23 RE: Zitat des Tages: Ein weiterer Schritt in Richtung Diktatur Antworten

Lieber Zettel,

wie soll denn dieser "Widerstand aus dem Ausland" aussehen?
Soll die 4. Flotte Caracas beschiessen?
Im übrigen ist Chávez für Lateinamerika nichts neues. Die Geschichte der letzten 200 Jahre der Region ist voller Autokraten und politischer Exilanten.
Chávez verknüpft das ganze mit einem national-revolutionären Diskurs. Aber auch das ist nichts neues. Peron in Argentinien. Verschiedene Regierungen im Brasilien der 60er. Allende in den 70ern. Eine Militärjunta im Peru der 70er. Die erste Regierung von Alán García in den 80ern. Die Sandinisten in Nicaragua.
Natürlich ist Venezuela keine Demokratie mehr. Dieser Artikel faßt das recht gut zusammen (http://www.caracaschronicles.com/2009/04...king-sense.html).
Viele der knappen gut ausgebildeten Venezoelaner haben das Land verlassen. Die mit großen Tam Tam eingerichteten Fabriken sind a) wenige und b)sehr klein. Der Ölpreis wird auf absehbare Zeit nicht deutlich über 50$ ansteigen. Und wir reden hier über Brent Spar. Schweres venezoelanisches Erdöl ist 10% günstiger.
Es gibt nach wie vor eine oppositionelle, die nur wenige Venezoelaner lesen. Die Universitäten sind anti-chavistisch.
Das Regime wird irgendwann von innen gestürzt. Die Hoffnung ist, dass die Politiker aus der Chávez-Zeit lernen, marginalisierte Bevölkerungsschichten in die Politik zu integrieren.

Gruß Lemmy

Lemmy Caution ( gelöscht )
Beiträge:

26.04.2009 22:34
#24 RE: Zitat des Tages: Chávez sägt Antworten
In Antwort auf:

Na ja, die Allende-Regierung ist ja wohl an etwas anderem zugrunde gegangen (worden)


... nämlich an der weitverbreiteten Unzufriedenheit der chilenischen Mittelschicht an dem von Allende verursachten wirtschaftlichen Chaos.
http://tinyurl.com/c88dmc -> gutes Buch.
Lateinamerika erzeugt keine Helden. Höchstens Heldinnen. Ganz sicher keine Politiker als Helden.
Ich hoffe, die USA hat gelernt, dass sie sich nicht in inner-lateinamerikanische Angelegenheiten verwickeln läßt, die sich von Langley eh nie kontrollieren ließen.
conrad Offline



Beiträge: 89

26.04.2009 22:47
#25 RE: Zitat des Tages: Chávez sägt Antworten

Lieber Lemmy,

anscheinend geraten wir doch noch in eine Allende/Pinochet Diskussion. Dass von Ihnen empfohlene Buch werde ich mir besorgen.

Aber wichtiger finde ich folgende Aussage:

"Ich hoffe, die USA hat gelernt, dass sie sich nicht in inner-lateinamerikanische Angelegenheiten verwickeln läßt, die sich von Langley eh nie kontrollieren ließen."

Ich wünschte die USA würden das als Masstab für ihre weltweite Aussenpolitik nehmen, die sich leider zu oft als weltfremd herausgestellt hat bzw. nach innenpolitischen Wahlkampfaspekten ausgerichtet war.


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