Zitat von Hajo[...]"lautes Nachdenken", sondern opportunistisches Verhalten gegenüber dem analphabetischen Ziegenhirt, irgendwo in der persischen Pampa, von dem er gerne wiedergewählt werden möchte.
Ich glaube zwar, daß eine massive Wahlfälschung stattgefunden hat, aber so extrem wäre sie nicht einmal im Iran möglich. Der Iran ist, anders als es das westliche Ressentiment gerne vermutet, KEIN rückständiger Agrarstaat sondern ein durchurbanisierter moderner Industriestaat. "Analphabetische Ziegenhirten" dürften es hauptsächlich in irgendwelchen abgelegenen Bergdörfern geben, wo man lokale Kandidaten wählt oder gar nicht. AN lebt von den Basiji, einer Art iranische Betriebskampfgruppe, und von perspektivlosen Arbeitslosen und Geringverdienern* und von allen, denen die unglaublich korrupten Amtsvorgänger auf den Geist gehen. Außerhalb der Städte gibt es auch überhaupt keine relevante Bevölkerung. Die Anzahl der Analphabeten dürfte nicht höher sein als in den Nachbarländern. Das Schulsystem ist in der Fläche und in der Tiefe sehr gut ausgebaut.
Klug und fleißig - Illusion Dumm und faul - das eher schon Klug und faul - der meisten Laster Dumm und fleißig - ein Desaster <hl> The Outside of the Asylum
In Antwort auf: Daraus hat sich ergeben, daß sie in Europa engagiert sind, aber auch in Ostasien. Das Egagement im Nahen Osten stellt dazwischen die Brücke her; es ergab sich auch teils aus den Ölinteressen der USA, teils aus ihrer Solidarität mit Israel. Das alles ist so seit Präsident Eisenhower. Mehr als ein halbes Jahrhundert lang hat dieser angebliche overstretch den USA nicht geschadet.
Lieber Zettel, Da Sie ja ein begeisterter Leser sind, hier einmal eine Buchempfehlung, die Ihnen bestimmt gefallen wird: Kennedys "Rise and Fall of the Great Powers".
Kurz zusammengefasst eine der Kernaussagen: Ein häufiger Verlauf ist in der geschichtlichen Entwicklung wie folgt: 1. Eine Großmacht erlebt einen Aufstieg. 2. Basierend auf diesem Aufstieg weitet sich die volkswirtschaftliche Basis aus. 3. Auf dieser wirtschaftlichen Grundlage ist eine weitere Macht-Ausdehnung möglich. Es gibt also eine gewisse positive Rückkopplung. 4. Gleichzeitig entstehen für die Großmacht dadurch aber auch weitergehende Verpflichtungen. Wenn man ein großes Reich hat, dann gibt es entsprechend viele Fronten, an denen es verteidigt werden muss. 5. Diese Situation kann sehr lange stabil sein. Irgendwann kann allerdings die Situation eintreten, dass die wirtschaftliche Basis nicht mehr ausreicht, diese Verpflichtungen einzuhalten. Entweder dadurch, dass die eigene wirtschaftliche Basis erodiert (z.B. weil man zu lange über seine Verhältnisse gelebt hat oder dadurch, dass man einen zu hohen Teil des BIP in das Militär gesteckt hat). Oder auch dadurch, dass man zwar selbst nicht schwächer geworden ist, andere Mächte aber RELATIV stärker gewachsen sind. So oder so kann man nun nicht mehr ALLE seine Fronten absichern, man verliert relativ zu anderen Großmächten. Dass kann nun gesteuert und langfristig über einen sehr langen Zeitraum geschehen oder auch zu einem schnellen Abstieg führen.
Für alle diese Entwicklungen gibt es historische Beispiele. (Und jede Wette: jedes Imperium hielt sich auf dem Höhepunkt seiner Macht für unverwundbar. Ein Spanier im Jahr 1610, ein Engländer im Jahr 1910 oder ein Russe im Jahr 1980 hätte sich nie vorstellen können, wie sein Imperium in wenigen Jahren zusammenbrechen würde). Natürlich KANN die Entwicklung diesmal anders laufen. Aber es ist durchaus vorausschauend, wenn ein amerikanischer Präsident diese Problematik zur Kenntnis nimmt.
So oder so: Die Tatsache, dass die USA in früheren Jahrzehnten die Lasten schultern konnten sagt nichts darüber aus, ob das auch in Zukunft gelingt. Zum einen gibt es mit China nun einen Herausforderer, der (gegenüber z.B. der damaligen UdSSR) gewisse Vorteile hat. Etwa eine stark wachsende Wirtschaft und eine gegenüber den USA deutlich größere Bevölkerungszahl. Zum anderen gibt es gegenüber früheren Jahrzehnten weniger und schwächere Verbündete. Im Kalten Krieg war 100% klar, dass die (damals noch viel stärkere) Bundeswehr ein amerikanischer Verbündeter im entscheidenden Konflikt jender Zeit war. Mittlerweile gibt es für die neuen Konflikte keine so klaren Verbündeten mehr.
Und die USA haben einen GEWALTIGEN Overstretch. Was die Bodentruppen betrifft, sind die USA mit Irak und Afghanistan bereits voll ausgelastet. Große Reserven gibt es nicht mehr, wenn noch ein weiterer größerer Konfilktherd aufbrechen sollte, könnte es eng werden.
Allerdings haben die USA natürlich immer einen Ausweg: nämlich den Rückzug in die eigene Hemisphäre. Sie werden immer stark genug sein, den amerikanischen Kontinent vor Angriffen abzuschirmen. Was das allerdings für den Rest der Welt bedeuten würde, mag ich mir gar nicht ausmalen.
"Wenn er den Holocaust in Frage stellt, Israel scharf kritisiert"
Das ist Relativismus vom Feinsten. Er stellt nicht "nur" den Holocaust in Frage, er leugnet ihn. Sehr bemerkenswert auch, dass Sie die Androhungen der Vernichtung eines Staates als "scharf kritisiert" umschreiben.
Zitat von califaxDer Iran ist, anders als es das westliche Ressentiment gerne vermutet, KEIN rückständiger Agrarstaat sondern ein durchurbanisierter moderner Industriestaat.
So hat ihn Reza Pahlewi hinterlassen; und just wegen dieser Modernisierungspolitik wurde er gestürzt.
Daß die Herrschaft des schiitischen Klerus diese Modernisierung vorangebracht hätte, sehe ich, lieber Califax, nicht.
Ich könnte mir denken, daß nach dem Sturz des jetzigen Regimes ähnliches entdeckt werden wird wie nach dem Ende der DDR: Man hat von der Substanz gelebt, man hat sie aufgebraucht.
Zitat von califaxDer Iran ist, anders als es das westliche Ressentiment gerne vermutet, KEIN rückständiger Agrarstaat sondern ein durchurbanisierter moderner Industriestaat.
So hat ihn Reza Pahlewi hinterlassen; und just wegen dieser Modernisierungspolitik wurde er gestürzt. Daß die Herrschaft des schiitischen Klerus diese Modernisierung vorangebracht hätte, sehe ich, lieber Califax, nicht. Ich könnte mir denken, daß es nach dem Sturz des jetzigen Regimes ähnliches entdeckt werden wird wie nach dem Ende der DDR: Man hat von der Substanz gelebt, man hat sie aufgebraucht.
Moderne Industriestaaten müssen nicht liquide sein. Das sind zwei völlig verschiedene Prüfungsfächer, sie sind orthogonal. Opel ist beispielsweise ja auch kein Kleinbauer, noch nicht einmal ein rückständiger Autobauer, sondern ein moderner Industriebetrieb. Sicherlich lebt der Iran von der Substanz, nämlich vom Erdöl, und das so sehr, daß inzwischen das Benzin knapp wird. Gleichzeitig exportiert der Iran hochqualifizierte Wissenschaftler und Ingeneure in alle Welt, die sich in Deutschlands Mensen dann geradezu klischeehaft auf alles stürzen, was man mit Schweinefleisch und Alkohol zubereiten kann. Der Iran hat die typischen Probleme einer gleichgeschalteten totalitären Gesellschaft. Aber er ist ein moderner Industriestaat mit einem gut ausgebauten Bildungswesen.
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ich halte schon viel von historischen Parallelen, und ich will auch die Parallele zum Untergang anderer Weltreiche nicht bestreiten; den Gibbon habe ich vor Monaten zu lesen angefangen, dann aber wieder beiseitegelegt.
Nur sehe ich die Parallele anders. Die USA sind seit ungefähr 1990 die einzige Weltmacht. Jetzt rüstet sich China, ihnen paroli zu bieten, und zwar im Wortsinn rüstet es sich. Die chinesische Aufrüstung ist allenfalls vergleichbar der Hitlers in den dreißiger Jahren.
Das ist zB vergleichbar der Herausforderung Spaniens durch England, oder der Herausforderung Frankreichs durch Preußen, die zum Krieg 1870/71 führte.
Man kann eine solche Herausforderung annehmen oder auch nicht. Ich fürchte, daß Obama sie nicht annehmen wird.
Nehmen wir das Beispiel der Entsendung von Menschen zum Mond. Ich halte die bemannte Raumfahrt für wissenschaftlich unsinnig. Aber Präsident Bush hat klar erkannt, daß die USA es nicht den Chinesen überlassen können, wieder zum Mond zu fliegen, wenn sie ihren Führungsanspruch nicht aufgeben wollen.
Obama ist das, wie es scheint, egal. Orion und Constellation sind so gut wie tot. Wer als Präsident nicht in der Lage oder nicht willens ist, den Symbolwert solcher Unternehmungen zu erkennen, der hat schon verloren, bevor es überhaupt zur Konfrontation gekommen ist.
Das ist längst nicht mehr eine Frage der Überbeanspruchung. Entweder stellen sich die USA der chinesischen Herausforderung, oder sie brauchen sich eh vor keinem overstretch mehr zu fürchten.
Da haben Sie ganz andere Informationen als ich. Soweit ich es weiß, ist der wichtigste Industriezweig des Landes die Pistazienproduktion und von Industrie, wie wir sie verstehen würden, weit und breit nichts.
Auch habe ich den starken Eindruck gewonnen, daß Ahmadinejad vor allem auf dem Land stark ist, während er in den Städten kaum Popularität genießt.
Zitat von ZettelAber gerade deshalb kann man eben nicht - wie Sie es zu tun scheinen - ausschließen, daß er genau das meint, was er sagt.
Da haben Sie mich mißverstanden. Ich schließe das keinesfalls aus. Wie sollte ich auch etwas ausschließen, wenn ich darauf hinweise, daß man nur mutmaßen kann? Ich halte es nur für weniger wahrscheinlich.
Zitat von HajoDa haben Sie ganz andere Informationen als ich. Soweit ich es weiß, ist der wichtigste Industriezweig des Landes die Pistazienproduktion und von Industrie, wie wir sie verstehen würden, weit und breit nichts.
Bei den berühmten Pistazien hat der Iran sicher eine Vorreiterstellung, sie sind aber mitnichten das Hauptexportprodukt. (Berühmt sind sie eigentlich nur wegen Rafsandschanis Monopol und der damit verbundenen Korruptionsgerüchte.) Der Iran hat eine starke Lebens- und Genußmittelindustrie (iranische Süßigkeiten sind hervorragend und auch für westliche Geschmäcker empfehlenswert, der Kaviar ist weltberühmt, das im Westen populäre künstliche Trüffelaroma für Pizzen kommt aus dem Iran), eine starke auf den Export ausgerichtete Petrochemie und sehr viel Metallverarbeitung und Rüstung. Es gibt aber starke Probleme durch staatliche Planwirtschaft, Korruption, Vetternwirtschaft, Innovationsfeindlichkeit politischer Betonköpfe, Abwanderung von Know How in den Westen, etc.
Inoffizielle aber teilweise auch staatlich betriebene Wirtschaftszweige sind Drogenhandel, Waffenschmuggel, Pornographie, Schutzgelderpressung, etc.
Zitat von Hajo Auch habe ich den starken Eindruck gewonnen, daß Ahmadinejad vor allem auf dem Land stark ist, während er in den Städten kaum Popularität genießt.
Das ist ein Klischee, und der Gegensatz Stadt-Land ist ebenfalls eines. Dieser Gegensatz existiert im Iran nämlich nicht. Die Landbevölkerung lebt in Städten und nicht in irgendwelchen Hütten am Ende der Welt. Der Iran ist nicht Afghanistan. Ein Blick auf Google Earth zeigt die Siedlungsstruktur: Das Land hat einige große Ballungszentren und viel unfruchtbares Land, in dem sich die Landbevölkerung in kleinen und größeren Städten konzentriert. Die größten Wahlerfolge hatte AN übrigens in den schlechteren Vierteln von Teheran. Die abgelegenen Gegenden haben ihre eigenen Kandidaten und sind tendenziell separatistisch eingestellt.
Zitat von Hajo Vielleicht macht ja mal jemand den "Faktencheck"
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Zitat von ZettelNatürlich gibt es opportunistische Politiker. Richard Nixon war so einer; Gerhard Schröder und Joschka Fischer haben sich nur opportunistisch verhalten. Dazu paßt bestens, daß beide inzwischen im Dienst des großen Kapitals stehen.
Zitat von ZettelNatürlich gibt es opportunistische Politiker. Richard Nixon war so einer; Gerhard Schröder und Joschka Fischer haben sich nur opportunistisch verhalten. Dazu paßt bestens, daß beide inzwischen im Dienst des großen Kapitals stehen.
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