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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 61 Antworten
und wurde 4.210 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2 | 3
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

28.01.2010 19:57
KKK: Prominente im Visier Antworten

Vielleicht ist "kurios" zu schwach für die Absurdität, die sich die EU einmal mehr leistet. Aber wie auch immer - ernst nehmen kann man dieses Zelotentum jedenfalls nicht.

Oder besser gesagt: Man könnten den Wahnwitz nicht ernstnehmen, wenn nicht solche totalitären Neigungen einer immer dreisteren Bürokratie von den nationalen Regierungen und dem EU-Parlament abgesegnet werden würden.

Die FAZ: "Beschlossen haben dies die Arbeits-, Sozial-, Gesundheits- und Verbraucherschutzminister jüngst in Brüssel. Das Europaparlament hat sich dem angeschlossen."

Im Ministerrat gilt meines Wissens das Prinzip der Einstimmigkeit. Also haben auch die deutschen Minister zugestimmt. Schande über sie!

dirk Offline



Beiträge: 1.538

28.01.2010 20:06
#2 RE: KKK: Prominente im Visier Antworten

verletzt das nicht den Gleichheitsgrundsatz?

(Und natürlich geht es mit der Schaffung einer Überwachungsadministration - ähem "Inspektoren oder Durchsetzungsbeauftragten auf lokaler Ebene" - einher. Werden wir da eine eigene Rauchverbotspolizei bekommen?)

FAB. Offline



Beiträge: 523

28.01.2010 21:40
#3 RE: KKK: Prominente im Visier Antworten

Irgendwann wird der Tag kommen, an dem etwas geschieht. An diesem Tag werde ich tief drinnen eine klammheimliche Freude verspüren, und darob vor mir selbst erschrecken. (...) Egal. Und sonst? Sonst wird mal wieder das Internet zensiert.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

28.01.2010 21:43
#4 RE: KKK: Prominente im Visier Antworten

Zitat von dirk
Und natürlich geht es mit der Schaffung einer Überwachungsadministration - ähem "Inspektoren oder Durchsetzungsbeauftragten auf lokaler Ebene" - einher. Werden wir da eine eigene Rauchverbotspolizei bekommen?


Da es sich ja um sittenwidriges Verhalten handelt, genügt meines Erachtens die Sittenpolizei.

dirk Offline



Beiträge: 1.538

28.01.2010 21:56
#5 RE: KKK: Prominente im Visier Antworten

Zitat
Da es sich ja um sittenwidriges Verhalten handelt, genügt meines Erachtens die Sittenpolizei.



Da habe ich ein anderes Szenario. Erst gibt es die Nichtraucherschutzpatrouille, dann die Umweltpolizei und die Antidiskriminierungssheriffs und dann werden alle diese Untermilizen unter dem Stichwort Bürokratieabbau zur Sittenpolizei fusioniert.

Uwe Richard Offline



Beiträge: 1.255

28.01.2010 22:16
#6 RE: KKK: Prominente im Visier Antworten

Zitat von dirk
... und dann werden alle diese Untermilizen unter dem Stichwort Bürokratieabbau zur Sittenpolizei fusioniert.



Das kann ich mir nur schwer vorstellen, da zum Bürokratieabbau schlicht die dafür nötigen Beamten fehlen.


Einen schönen abend noch

Uwe Richard

--

Friedel B. Offline




Beiträge: 49

29.01.2010 05:49
#7 RE: KKK: Prominente im Visier Antworten

Sie haben, lieber Zettel, das Adjektiv "kurios" in Ihrem KKK "Prominente im Visier" mit dem Satz "Vielleicht ist 'kurios' zu schwach für die Absurdität, die sich die EU einmal mehr leistet" selbst relativiert. Auf mich (Nichtraucher) wirkt die Forderung nach strengeren Repressionen gegenüber Rauchern nämlich keineswegs kurios, sondern ausgesprochen beängstigend. Ich vermag einfach nicht zu glauben, dass die Damen und Herren Politiker beim abermaligen Kujonieren eines Teils der Bürger tatsächlich in erster Linie den Schutz von Nichtrauchern (also beispielsweise den meinen) im Sinn haben. Einerseits vermag ich nicht zu glauben, dass von Rauchern eine ernsthafte Gefährdung meiner Gesundheit ausgeht (wenn wir Menschen tatsächlich so empfindlich wären, dass uns ein wenig Passivrauchen umhaut, wären wir wahrscheinlich längst ausgestorben); auf der anderen Seite bin ich oft ausgesprochen gern in der Gegenwart von Rauchern (und besonders der von Raucherinnen), denn Menschen, die sich öffentlich zu einer Schwäche bekennen, sind mir allemal lieber als diejenigen, die mit einem Heiligenschein daherkommen. Ich fürchte mich aber vor der Neigung zum Bevormunden, Gängeln, Verbieten und Bestrafen, die nach meiner Ansicht in derartigen Empfehlungen kaum maskiert zutage tritt. Ich kann nur darauf vertrauen, dass sich die menschliche Natur auf Dauer nicht unterdrücken lässt und dass wir (hinsichtlich meines Freiheitsbedürfnisses fühle ich mich als Nichtraucher völlig mit den Freunden des Tabaks solidarisch) mit Gewitztheit und meinetwegen sogar Schlitzohrigkeit auch mit den neuesten erzieherischen Maßnahmen der EU-Gouvernanten fertig werden.

Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

29.01.2010 07:53
#8 Raucherinsel als informeller Kristallisationspunkt Antworten

Zunächst mal muss ich ihnen, lieber Friedel B., in allen genannten Punkten zustimmen. Was sich die Eurokraten da ausgedacht haben ist nicht kurios, sondern beängstigend.

Aber hier musste ich schmunzeln:

Zitat von Friedel B.
auf der anderen Seite bin ich oft ausgesprochen gern in der Gegenwart von Rauchern (und besonders der von Raucherinnen), denn Menschen, die sich öffentlich zu einer Schwäche bekennen, sind mir allemal lieber als diejenigen, die mit einem Heiligenschein daherkommen.



Ich weiß nicht, auf wievielen Partys ich es erlebt habe, dass die Raucher vor die Tür, ins Treppenhaus, oder auf den Balkon geschickt wurden. Merkwürdigerweise kamen zum kleinen Kreis der Lasterhaften im Lauf der Zeit immer mehr Nichtraucher dazu, so dass irgendwann fast die ganze Festgemeinschaft, frierend und in Qualm gehüllt, fernab des gemütlichen, rauchfreien Wohnzimmers/Partyraums 'ne Menge Spaß hatte, während vereinzelte Nichtraucher sich beieinander nicht allzuviel zu sagen hatten.

Da gab es echt unvergessliche Momente. Die Freundin des Geburtstagskinds soll die Meute dazu bringen, ihn nicht allein mit seinen Eltern drinnen hocken zu lassen ... und dann quatscht sie sich selbst fest ... göttlich!

Ach ja!

Aber eines fällt mir da grad noch ein. Mit wieviel Millionen Euro subventioniert die EU nochmal den Tabakanbau?

Beste Grüße, Calimero

----------------------------------------------------
Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

29.01.2010 08:14
#9 RE: KKK: Prominente im Visier Antworten

Zitat von Friedel B.
Auf mich (Nichtraucher) wirkt die Forderung nach strengeren Repressionen gegenüber Rauchern nämlich keineswegs kurios, sondern ausgesprochen beängstigend.


Auf mich kurios und beängstigend, lieber Friedel B.

Man hat von der "Banalität des Bösen" gesprochen. Natürlich bezog sich das auf eine andere - eine unvergleichbar andere - Größenordnung. Aber es ist eben schon ein genereller Sachverhalt: Diejenigen, die andere kujonieren, die sie unterdrücken und im extremsten Fall ihnen Schlimmeres zufügen wollen, zeichnen sich nicht nur durch diese Neigung aus, Zwang auszuüben, sondern fast durchweg durch eine bemerkenswerte Dummheit.

Durch unfreiwilligen Humor; denn wie soll man es anders nennen, wenn es heißt "Alle Aschenbecher müssten aus den Räumen entfernt und die Einhaltung der Regeln überwacht werden. Wenn einzelne Personen sich nicht daran halten, soll der Geschäftsinhaber seine Dienstleistung einstellen und den Raucher zum Verlassen des Gebäudes auffordern". Ich stelle mir vor, wie jemand sich in einem Etablissement im Rotlicht-Milieu eine Zigarette anzündet und darauf flugs "die Dienstleistung eingestellt" wird.

"Absurd" hätte besser gepaßt als "kurios"; zugegeben. Aber dieses Format in ZR heißt nun mal "Kurioses, kurz kommentiert".

Vielleicht hätte ich es auch als eine Meckerecke kommentieren sollen. Die gibt's dafür heute.

Herzlich, Zettel

Ungelt ( gelöscht )
Beiträge:

29.01.2010 09:00
#10 RE: KKK: Prominente im Visier Antworten

Zitat von Friedel B.
Ich kann nur darauf vertrauen, dass sich die menschliche Natur auf Dauer nicht unterdrücken lässt und dass wir (hinsichtlich meines Freiheitsbedürfnisses fühle ich mich als Nichtraucher völlig mit den Freunden des Tabaks solidarisch) mit Gewitztheit und meinetwegen sogar Schlitzohrigkeit auch mit den neuesten erzieherischen Maßnahmen der EU-Gouvernanten fertig werden.

Man könnte ja damit anfangen, daß auch wir Nichtraucher z.B. in Gaststätten gezielt nach Raucher-Räumen fragen und auch nur solche zu besuchen, die diese auch zur Verfügung stellen.

Die von der EU beschlossenen Maßnahmen entsprechen genau den Methoden, mit denen auch eine Diktatur versucht die eigene Bevölkerung gefügig zu machen. Das Einschüchtern einzelner Gruppen, das Erzeugen eines permanenten Unrechtsgefühles, das Erzeugen einer unbewußten DAnkbarkeit, wenn bei Mißachtung "des Gesetzes" dennoch unmittelbar keine Sanktion erfolgt. Das Brechen des freien Willens, das Erzeugen von unmündigen Untertanen, einfach Dressur. Die Gefühle, die ich beim lesen solcher Nachrichten empfinde entsprechen auch genau denen, an die ich mich noch aus meiner Jugend noch gut erinnern kann. Bis zu den körperlichen Auswirkungen.

Wie könnte man diese Taktik aushebeln, daß immer nur eine Minderheit ins Visier gerät und die träge oder überforderte Mehrheit nicht reagiert? Möglicherweise auch mit plakativen Aktionen nach dem Motto:

"Ich rauche nicht, aber ich würde mein Leben dafür geben, daß Sie rauchen dürfen"

"Nichtraucherfreiheit sei immer auch die Freiheit des Rauchers."

"Die Würde des rauchenden Menschen ist unantastbar"


Schönen Tag noch, Ungelt

vivendi Offline



Beiträge: 663

29.01.2010 10:00
#11 RE: KKK: Prominente im Visier Antworten

Danke Friedel, Sie haben mir aus dem Herzen gesprochen. Ich bin bekennender Raucher.

vivendi Offline



Beiträge: 663

29.01.2010 10:14
#12 RE: Raucherinsel als informeller Kristallisationspunkt Antworten

Zitat von Calimero
Aber eines fällt mir da grad noch ein. Mit wieviel Millionen Euro subventioniert die EU nochmal den Tabakanbau?


Um diese Subventionen zu finanzieren, greift die EU tief in die Taschen der Raucher. Philip Morris hat sich, als "Good Citizen", bereit erklärt, die EU für durch Schmuggel entgangene Steuereinnahmen zu entschädigen. Ein Blanko-Scheck, der PM keinen Cent kostet.

Zitat
European Commission and Philip Morris International sign 12-year Agreement to combat contraband and counterfeit cigarettes. Through the Agreement, Philip Morris International will work with the European Commission, its anti-fraud office OLAF, and law enforcement authorities to help in the fight against contraband, including the rapidly growing problem of counterfeit cigarettes.

The European Community and ten Member States will receive substantial payments over a number of years. The amount of Philip Morris International’s payments under the Agreement will vary based on a number of factors, and could total approximately USD 1.25 billion.

The Agreement also includes an initiative whereby PMI has agreed to make payments in the event of future seizures in the European Community of its genuine products above defined quantities. These payments will be made without regard to fault or wrongdoing by Philip Morris International. If other Member States sign the Agreement, including the new Member States, they will also be entitled to receive these payments.
http://europa.eu.int/rapid/pressReleases...&guiLanguage=en

Diskus Offline



Beiträge: 206

29.01.2010 10:44
#13 RE: KKK: Prominente im Visier Antworten

Zitat
Wenn festgestellt werde, dass diese sich bewusst über Rechtsvorschriften hinweggesetzt haben, könnten die Behörden hier ihre Entschlossenheit demonstrieren, heißt es in dem Beschluss. Sie sollten dann "mit rigorosen und zügigen Maßnahmen reagieren", um die größtmögliche Aufmerksamkeit zu erregen.


Was genau ist so schlimm daran, rauchende Verbotsübertreter zu bestrafen? Ich kann da keinen richtigen Skandal entdecken, denn:

Zitat
Die Minister stützen sich dabei auf ein Abkommen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Demnach sollen alle "geschlossenen öffentlichen Orte" einhundertprozentig rauchfrei werden; ferner alle Arbeitsplätze in geschlossenen Räumen, alle öffentlichen Verkehrsmittel ...



Also wo genau ist hier der Unterschied zur rigorosen Durchsetzung z.B. eines generellen Halteverbots vor Einfahrten? Könnte es sein, daß dieses Raucherthema etwas zu hitzig diskutiert wird? Ich habe wirklich nichts gegen Raucher. Soll jeder rauchen, wenn er will. Aber man sollte eben auch keinen zwingen, diese lästigen Abgase einzuatmen, wenn das nicht ausdrücklich erwünscht ist. Das geht eben wegen der Gasförmigkeit des Giftausstoßes nur durch räumliche Trennung. Erfinde doch endlich mal jemand einen brauchbaren Rauchfilter für Zigaretten, dann hat sich das Problem erledigt.

Herr Offline




Beiträge: 406

29.01.2010 10:57
#14 RE: Dummheit Antworten

Zitat von Zettel
Man hat von der "Banalität des Bösen" gesprochen. Natürlich bezog sich das auf eine andere - eine unvergleichbar andere - Größenordnung. Aber es ist eben schon ein genereller Sachverhalt: Diejenigen, die andere kujonieren, die sie unterdrücken und im extremsten Fall ihnen Schlimmeres zufügen wollen, zeichnen sich nicht nur durch diese Neigung aus, Zwang auszuüben, sondern fast durchweg durch eine bemerkenswerte Dummheit.


Das erinnert mich an einen der hellsichtigsten Texte Dietrich Bonhoeffers:

Zitat
Dummheit ist ein gefährlicherer Feind des Guten als Bosheit. Gegen das Böse läßt sich protestieren, es läßt sich bloßstellen, es läßt sich notfalls mit Gewalt verhindern, das Böse trägt immer den Keim der Selbstzersetzung in sich, indem es mindestens ein Unbehagen im Menschen zurückläßt. Gegen die Dummheit sind wir wehrlos. Weder mit Protesten noch durch Gewalt läßt sich hier etwas ausrichten; Gründe verfangen nicht; Tatsachen, die dem eigenen Vorteil widersprechen, brauchen einfach nicht geglaubt zu werden – in solchen Fällen wird der Dumme sogar kritisch –, und wenn sie unausweichlich sind, können sie einfach als nichtssagende Einzelfälle beiseitegeschoben werden. Dabei ist der Dumme im Unterschied zum Bösen restlos mit sich selbst zufrieden; ja, er wird sogar gefährlich, indem er leich gereizt zum Angriff übergeht. Daher ist dem Dummen gegenüber mehr Vorsicht geboten als gegenüber dem Bösen. Niemals werden wir mehr versuchen, den Dummen durch Gründe zu überzeugen, es ist sinnlos und gefährlich.
Um zu wissen, wie wir der Dummheit beikommen können, müssen wir ihr Wesen zu verstehen suchen. Soviel ist sicher, daß sie nicht wesentlich ein intellektueller, sondern ein menschlicher Defekt ist. Es gibt intellektuell außerordentlich bewegliche Menschen, die dumm sind, und intellektuell sehr Schwerfällige, die alles andere als dumm sind. Diese Entdeckung machen wir zu unserer Überraschung anläßlich bestimmter Situationen. Dabei gewinnt man weniger den Eindruck, daß die Dummheit ein angeborener Defekt ist, als daß unter bestimmten Umständen die Menschen dumm gemacht werden, bzw. sich dumm machen lassen [...] Bei genauerem Zusehen zeigt sich, daß jede starke äußere Machtentfaltung, sei sie politischer oder religiöser Art, einen großen Teil der Menschen mit Dummheit schlägt [...]

Daß der Dumme oft bockig ist, darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß er nicht selbständig ist. Man spürt es geradezu im Gespräch mit ihm, daß man es garnicht mit ihm selbst, mit ihm persönlich, sondern mit über ihn mächtig gewordenen Schlagworten, Parolen etc. zu tun hat. Er ist in einem Banne, er ist verblendet, er ist in seinem eigenen Wesen mißbraucht, mißhandelt. So zum willenlosen Instrument geworden, wird der Dumme auch zu allem Bösen fähig sein und zugleich unfähig, dies als Böses zu erkennen. Hier liegt die Gefahr eines diabolischen Mißbrauchs, dadurch werden Menschen für immer zugrunde gerichtet werden können [...]

Übrigens haben diese Gedanken über die Dummheit doch dies Tröstliche für sich, daß sie ganz und garnicht zulassen, die Mehrzahl der Menschen unter allen Umständen für dumm zu halten. Es wird wirklich darauf ankommen, ob Machthaber sich mehr von der Dummheit oder von der inneren Selbständigkeit und Klugheit der Menschen versprechen.
(Dietrich Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung; Der Text wurde zum Jahreswechsel 1942/43 verfasst.)

JeffDavis Offline



Beiträge: 448

29.01.2010 12:05
#15 RE: KKK: Prominente im Visier Antworten

Zitat von Diskus

Was genau ist so schlimm daran, rauchende Verbotsübertreter zu bestrafen?
Also wo genau ist hier der Unterschied zur rigorosen Durchsetzung z.B. eines generellen Halteverbots vor Einfahrten? Könnte es sein, daß dieses Raucherthema etwas zu hitzig diskutiert wird? Ich habe wirklich nichts gegen Raucher. Soll jeder rauchen, wenn er will. Aber man sollte eben auch keinen zwingen, diese lästigen Abgase einzuatmen, wenn das nicht ausdrücklich erwünscht ist. Das geht eben wegen der Gasförmigkeit des Giftausstoßes nur durch räumliche Trennung. Erfinde doch endlich mal jemand einen brauchbaren Rauchfilter für Zigaretten, dann hat sich das Problem erledigt.



Die Raucher sind nicht das Problem. Das erste Problem ist das selektive und kampagnenartige Vorgehen gegen bestimmte Verhaltensweisen, während andere Verhalten keinen interessieren; obwohl man gegen nahezu alles einige gute Argumente vorbringen kann. Wer geht zB gegen Leute vor, die mit der Mundhygiene auf Kriegsfuß stehen und im ÖPV und anderswo ihre Mitmenschen quälen?


Das zweite Problem wurde in ZR schon oft angesprochen. Es ist das Bedürfnis etlicher Zeitgenossen, ihre eigene Sichtweise der Dinge allen anderen Mitmenschen aufzuzwingen. Mit Diskriminierung, gesetzlichen Verboten, mit staatlichem Zwang, mit Gewalt. Darin sind besonders die Deutschen gut. Diese Geisteshaltung ist für die Freiheit und das Miteinander viel gefährlicher als aller Qualm der Raucher.

Diskus Offline



Beiträge: 206

29.01.2010 13:18
#16 RE: KKK: Prominente im Visier Antworten

Zitat
Wer geht zB gegen Leute vor, die mit der Mundhygiene auf Kriegsfuß stehen und im ÖPV und anderswo ihre Mitmenschen quälen?


Mit ihrem Mundgeruch quälen, meinen Sie? Nun, Mundmuffeln hat eine relativ kurze Reichweite. Es ist schlechterdings nicht möglich, mit schlechter Zahnhygiene einen ganzen Raum zu verpesten. Das ist, soweit ich das sehe, ein Alleinstellungsmerkmal von Rauchen. Ich bin durchaus kein besonderer Freund von Verboten aller Art. Aber der Eingriff in die Freiheit der Raucher scheint mir hier gerechtfertigt, weil jene durch das Rauchen andere schädigen. Die Freiheit des einen darf da beschnitten werden, wo sie die Freiheit anderer beschneidet. In dem Sinne ist Rauchen zwar völlig ok. Aber nur solange kein anderer zum Mitrauchen gezwungen wird.

Nola ( gelöscht )
Beiträge:

29.01.2010 13:33
#17 RE: KKK: Prominente im Visier Antworten

Zitat
Das zweite Problem wurde in ZR schon oft angesprochen. Es ist das Bedürfnis etlicher Zeitgenossen, ihre eigene Sichtweise der Dinge allen anderen Mitmenschen aufzuzwingen. Mit Diskriminierung, gesetzlichen Verboten, mit staatlichem Zwang, mit Gewalt. Darin sind besonders die Deutschen gut. Diese Geisteshaltung ist für die Freiheit und das Miteinander viel gefährlicher als aller Qualm der Raucher.



Dazu ein Auszug rp-online:

Zitat
Die wichtigsten Fragen rund um die EU-Wahl
Deutsche wählen 99 EU-Abgeordnete

http://www.rp-online.de/politik/europawa...aid_717109.html

(...)Kann ich mit meiner Stimme beeinflussen, wer die EU führt?
Kaum. Die Kommission ist sozusagen die Regierung Europas. Wer sie führt, bestimmen maßgeblich die Staats- und Regierungschefs. Allerdings stellt Deutschland mit 99 Abgeordneten die größte nationale Gruppe im EU-Parlament – vor Frankreich, Italien und Großbritannien mit 72.(...)



Das das EU-Parlament in vielen Bereichen gar nicht ausschlaggebend ist sondern nur noch "Nickfunktion" hat, ist dabei eigentlich unerheblich. Wichtig scheint mir der komplette Popanz EU und seine abstrusen Gesetze, die kein Mensch mehr nachvollziehen kann und die zur Entmündigung der Nationen führt. Aber das hat man alles vor der Ratifizierung des Lissabon-Vertrages gewußt und diesen bewußt in mehreren Anläufen (vielfach ohne Volksabstimmung) durchgesetzt (geboxt). Wie kann es sein, daß in zunächst vermeintlich "unwichtigen" Bereichen am Bürger erprobt werden kann, wieviel er sich gefallen läßt und wo seine Schmerzgrenze ist, ohne das es allerorten einen lauten Aufschrei der Empörung und auch des Widerstandes gibt.

Das unser Land schon wegen viel geringerer Zweifel an der demokratischen Grundordnung eine RAF hervorgebracht hat, scheint ignoriert zu werden und da alles unter HarzIV versorgt werden kann und soll, selbst die Beruftätigen, wird ja wohl keiner Aufmucken. Ein Kontrukt, daß ich gar nicht zu Ende denken mag.

♥lich Nola




JeffDavis Offline



Beiträge: 448

29.01.2010 13:37
#18 RE: KKK: Prominente im Visier Antworten

Leider haben Sie das wirkliche Problem nicht erkannt oder wollen es nicht erkennen.

Mal abgesehen davon, daß Menschen mit schlechter Mundhygiene den morgendlichen Berufsverkehr im ÖPV, das Stehen in einer Schlange beim Bäcker, oder den Friseurbesuch zur Qual machen, mal abgesehen von der Frage, wieviel Tausende von Zigaretten jemand passiv rauchen muß, bevor ein gesundheitlicher Effekt meßbar ist, und mal abgesehen von der Frage, ob eine Krebserkrankung dann tatsächlich auf das Passivrauchen oder auf andere Faktoren zurückzuführen ist: Nicht das Passivrauchen ist der springende Punkt, sondern daß sich Raucher und Nichtraucher auch ohne Staat, Verbote und Zwang einigen können sollten. Rauchen oder Nichtrauchen geht den Staat absolut gar nichts an.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

29.01.2010 13:51
#19 RE: Dummheit Antworten

Zitat von Herr
Das erinnert mich an einen der hellsichtigsten Texte Dietrich Bonhoeffers


Danke für diesen Text, lieber Herr. Klug, differenziert und sprachlich meisterhaft.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

29.01.2010 14:03
#20 RE: KKK: Prominente im Visier Antworten

Zitat von JeffDavis
Die Raucher sind nicht das Problem. Das erste Problem ist das selektive und kampagnenartige Vorgehen gegen bestimmte Verhaltensweisen, während andere Verhalten keinen interessieren; obwohl man gegen nahezu alles einige gute Argumente vorbringen kann.


Das sehe ich genauso, lieber JeffDavis. Das Recht wird zur Durchsetzung politischer Ziele mißbraucht.

Um ein wenig zu psychologisieren: Der Raucher wird als so etwas wie ein Volksschädling dargestellt. Es geht längst nicht mehr um das Passivrauchen und die (weit übertriebene) gesundheitliche Schädigung anderer. Sondern es geht um das Grüßen des Geßlerhuts. Es geht um eine formierte Gesellschaft, in der alle sich umweltfreundlich, gesundheitsbewußt, pazifistisch usw. verhalten. Totalitarismus light.

Die Volksgemeinschaft setzt die Norm, daß Rauchen verwerflich ist. Wer dagegen verstößt, der ist ein Volksschädling. Und es gehört zu den uralten Ritualen, daß solche Schädlinge nicht einfach bestraft, sondern daß sie an den Pranger gestellt werden. Siehe die Schauprozesse Stalins. (Zu diesem Vergleich bitte ich zu beachten, was ich heute Hajo über das tertium comparationis geschrieben habe ).

Herzlich, Zettel

Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

29.01.2010 14:40
#21 RE: Dummheit Antworten

Ein schöner Text, lieber Herr! Weisheit liegt halt eindeutig eher in der Selbstbeschränkung (seiner eigenen Impulse) als in der Beschränkung Anderer! Wie konnte es eigentlich geschehen, das diejenigen, die immer "irgendetwas tun" müssen, so dominierend werden konnten? Wo sind die "cool heads" geblieben, die für mich die Identifikationsbasis zu meinem Land geliefert haben? Die kühlen unbeirrbaren Macher (Hat jemand mal den Film [URL="http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Flug_des_Phoenix_(1965)"]"Der Flug des Phönix"[/URL] gesehen?), die den positiven Teil des Rufs Deutschlands verkörpert haben?

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

29.01.2010 14:56
#22 RE: KKK: Prominente im Visier Antworten

Zitat von Diskus
Die Freiheit des einen darf da beschnitten werden, wo sie die Freiheit anderer beschneidet. In dem Sinne ist Rauchen zwar völlig ok. Aber nur solange kein anderer zum Mitrauchen gezwungen wird.


Das ist schon richtig - solange man "zum Mitrauchen zwingen" nicht zu weit auslegt.
Wenn z. B. im Freien jemand sich schon "zum Mitrauchen gezwungen" fühlt, weil einige Meter ein Raucher steht, dann ist das natürlich überzogen.
Und völlig inakzeptabel ist es, wenn Leute sich freiwillig in die Räume eines Anderen begeben (z. B. in die eines Gastwirts) und sich dann gezwungen fühlen, wenn dort geraucht wird.

Im konkreten Beispiel hier geht es aber nicht einmal im weitesten Sinne um ein Zwingen, der Anblick eines rauchenden Promis in den Medien schadet wirklich niemanden.

Diskus Offline



Beiträge: 206

29.01.2010 15:27
#23 RE: KKK: Prominente im Visier Antworten

Zitat
Das ist schon richtig - solange man "zum Mitrauchen zwingen" nicht zu weit auslegt.
Wenn z. B. im Freien jemand sich schon "zum Mitrauchen gezwungen" fühlt, weil einige Meter ein Raucher steht, dann ist das natürlich überzogen.


Ok, sehe ich auch so. Kein Problem soweit. Im Freien ist es wirklich wurst.

Zitat
Und völlig inakzeptabel ist es, wenn Leute sich freiwillig in die Räume eines Anderen begeben (z. B. in die eines Gastwirts) und sich dann gezwungen fühlen, wenn dort geraucht wird


Nun, aus irgendeinem Grund wurde aber früher in allen Lokalen geraucht. Also hatte man keine Wahl. In was für Bars/Kneipen/Clubs man auch ging, man kam stinkend wie ein Aschenbecher zurück, die Kleidung vollgemieft, die Augen gereizt. Warum? Weil jeder einzelne Wirt fürchten mußte, daß er große Umsatzeinbußen macht, sobald er die Raucher vor die Tür bittet. In diesem Sinne war hier halt doch mal der Staat gefordert, damit gleiche Regeln für alle gelten.

Gorgasal Online




Beiträge: 4.093

29.01.2010 15:31
#24 RE: KKK: Prominente im Visier Antworten

Zitat von Diskus
Nun, aus irgendeinem Grund wurde aber früher in allen Lokalen geraucht. Also hatte man keine Wahl. In was für Bars/Kneipen/Clubs man auch ging, man kam stinkend wie ein Aschenbecher zurück, die Kleidung vollgemieft, die Augen gereizt.


Doch, man hatte eine Wahl: man konnte nicht in Bars/Kneipen/Clubs gehen. Gibt es ein Menschenrecht auf einen unvermieften Clubbesuch pro Wochenende?

Zitat von Diskus
Warum? Weil jeder einzelne Wirt fürchten mußte, daß er große Umsatzeinbußen macht, sobald er die Raucher vor die Tür bittet. In diesem Sinne war hier halt doch mal der Staat gefordert, damit gleiche Regeln für alle gelten.


Das mit den "gleichen Regeln für alle" verstehe ich nicht. Vorher gab es doch auch gleiche Regeln für alle: jeder Wirt konnte sich entscheiden, ob er das Rauchen erlaubt oder nicht. Ich kannte mindestens ein Nichtrauchercafé, das jahrelang recht gut ging.

--
La sabiduría se reduce a no olvidar jamás, ni la nada que es el hombre, ni la belleza que nace a veces en sus manos. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito

Diskus Offline



Beiträge: 206

29.01.2010 15:41
#25 RE: KKK: Prominente im Visier Antworten

Zitat
Mal abgesehen davon, daß Menschen mit schlechter Mundhygiene den morgendlichen Berufsverkehr im ÖPV, das Stehen in einer Schlange beim Bäcker, oder den Friseurbesuch zur Qual machen.


Ohne es genau zu wissen, würde ich sagen, daß nur eine Minderheit sich derartig von Mundstinkern gestört fühlt, wie Sie das beschreiben. Abgesehen schadet es meiner Gesundheit nicht, wenn jemand Mundgeruch hat.

Zitat
... wieviel Tausende von Zigaretten jemand passiv rauchen muß, bevor ein gesundheitlicher Effekt meßbar ist


... und wie kurz man nur braucht, um Tausende Zigaretten passiv zu rauchen ...

Zitat
und mal abgesehen von der Frage, ob eine Krebserkrankung dann tatsächlich auf das Passivrauchen oder auf andere Faktoren zurückzuführen ist.


Nun, das Faß machen wir jetzt nicht auf. Es ist wohl relativ unbestritten, daß Passivrauchen karzinogen ist.

Zitat
Raucher und Nichtraucher auch ohne Staat, Verbote und Zwang einigen können sollten


Nee, tut mir Leid. Das hat in Privatwohnungen funktioniert, aber sonst nirgendwo. In den wenigsten Lokalen gab es abgetrennte Raucherbereiche, die den Namen verdient haben. Wenn ich da an diese lachhaften offenen Raucherbereiche in der Bahn denke... Schrecklich. Man saß bei den Nichtrauchern und stank nachher trotzdem nach Zigarette. Und das Atmen war einfach eine Qual dort.

Zitat
Rauchen oder Nichtrauchen geht den Staat absolut gar nichts an.


Das geht den Staat in öffentlichen Räumen durchaus was an, denn die müssen für alle nutzbar sein. Wenn man seiner Sucht frönen will, muß man das ggf. dort tun, wo andere den giftigen Rauch nicht gezwungen werden einzuatmen. Wo ist das Problem?

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