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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 54 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2 | 3
lois jane Offline



Beiträge: 662

26.03.2010 09:54
#26 RE: Zettels Meckerecke: U-Haft Antworten

Zitat von Diskus

Zitat
Freilich ist das Schweizerdeutsch für kräftiges Regnen. Im Deutschen bedeutet es bekanntlich Urinieren.


Und kräftiges Regnen. Zumindest in Norddeutschland.




Schiffen ist in vielen deutschen Dialekten ein Ausdruck für Wasserlassen. Und wegen der Ähnlichkeit des Phänomens dann auch fürs Regnen.

Das gilt übrigens auch für andere Ausdrücke, wo genauso übertragen wird.

Also ist es falsch, zu behaupten, wenn Herr Kachelmann "schiffen" sagt, hätte es nichst mit dem Toilettengang zu tun. Aber andererseits ist es auch Quark, sich darüber aufzuregen.

lois jane Offline



Beiträge: 662

26.03.2010 10:06
#27 RE: Fleischkäse vs. Liegestütze Antworten

Zitat von Zettel

Zitat von Calimero
Ein deutscher Wehrpflichtiger ist auch ein unbescholtener Bürger. Trotzdem wird ihm die Freiheit entzogen (bei mir waren es am Anfang zwei oder drei Wochen ohne jeglichen Außenkontakt und mit striktem Rauch- und Alkoholverbot). Freiheit? Keine. Dafür Anbrüllen und würdelose Erziehungs- und Lernrituale, nebst Rödelei bis zum Umfallen.


Wenn es noch nie Wehrpflicht gegeben hätte und ein Politiker jetzt vorschlüge, sie einzuführen, dann würde man über ihn den Kopf schütteln. Ein so schwerwiegender Eingriff des Staats ja nicht nur in die persönliche Freiheit, sondern auch unter Umständen in Leben und körperliche Unversehrtheit würde dann wohl kaum ein Jurist als vereinbar mit dem GG ansehen; zumal es nur Männer trifft, und auch von diesen nur eine Minderheit.
Aber es gibt die Wehrpflicht nun einmal traditionell; und das beeinflußt offenbar die Sicht. So sehr, daß einerseits für Frauen das Recht aus dem GG abgeleitet wird, Soldatin zu sein, aber die Pflicht, es werden zu müssen, auf Männer beschränkt ist. Alles rechtens.




Naja, bei obiger Beschreibung der Wehrpflicht wäre danach zu fragen, was zur Substanz des ganzen gehört und was unnötiges Beiwerk wäre. Ist das heutzutage wirklich noch alles so in Kraft (fragte sie als Nichtbetroffene)?

Daß "einerseits für Frauen das Recht aus dem GG abgeleitet wird, Soldatin zu sein" stimmt so allerdings nicht, denn das GG hat dies sogar ausgeschlossen - eingeführt würde diese "Erweiterung" durch ein europäisches Gericht, was nicht nur die von Ihnen angesprochene Frage nach Geschlechtergerechtigkeit aufwirft, sondern auch die danach, ob ein europäischer Richter einfach so deutsches Verfassungsrecht aushebeln kann. Aber hier fehlt(e) es halt an Mumm bei deutschen Politikern.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

26.03.2010 10:35
#28 RE: Fleischkäse vs. Liegestütze Antworten

Zitat von lois jane
Daß "einerseits für Frauen das Recht aus dem GG abgeleitet wird, Soldatin zu sein" stimmt so allerdings nicht, denn das GG hat dies sogar ausgeschlossen


In welchem Artikel?

FTT_2.0 Offline



Beiträge: 537

26.03.2010 11:09
#29 RE: Zettels Meckerecke: U-Haft Antworten

Meine zweite Einlassung zu einem zentralen Thema in dieser Angelegenheit:

Zitat von lois jane
Aber man muß ihn doch nicht in so ein Loch sperren und der Speiseplan ist unter aller Kanone. (Und das sage ich nicht nur weil grade Fastenzeit ist oder weil es auch Vegetarier gibt.) Sicher ist keine große Auswahl angebracht, aber es sollte schon nicht heißen "Friß oder stirb", insbesondere wenn dann solch Fast Food serviert wird.



Der Qualitätszeitung Bild (die beim Googeln dieses Themas zuoberst genannt wurde) konnte ich entnehmen, dass es den einen Tag "Schweinerückensteak provinzialische Art mit Reis und Kartoffelsalat" gab. Selbst wenn es sich dabei, was das nirgends erwähnt wird, um das einzige Gericht handeln sollte, finde ich "Fast Food" und "unter aller Kanone" ziemlich unangebracht. Das ist doch stinknormales Essen, das wahrscheinlich im Massenbetrieb einigermaßen einfach zuzubereiten ist und auch als Kompromiss zwischen den Geschmäckern des Durchschnittskunden einer JVA durchgeht.

Pentas ( gelöscht )
Beiträge:

26.03.2010 11:15
#30 RE: Fleischkäse vs. Liegestütze Antworten

Zitat von F.Alfonzo
Zur Unterhaltung bekommt man beim 'Einzug' 2 Bücher (tausch zwischen Gefangenen verboten, alles andere muss beantragt werden), die man dann innerhalb 1-2 Tagen durchliest (man kann viel lesen, wenn man nix anderes zu tun hat), und die restlichen 8 Tage bin ich dann im Kreis rumgelaufen und hab aus Langeweile Möbel und Wände demoliert (Grafitti).



Bekommt man eigentlich auf Wunsch eine Bibel?


R.A. Offline



Beiträge: 8.171

26.03.2010 11:17
#31 RE: Zettels Meckerecke: U-Haft Antworten

Das mit dem Essen sollte man m. E. auch nicht so hoch hängen. Ich würde jetzt auch davon ausgehen, daß das normales Kantinen-Niveau hat - alleine schon, weil das am einfachsten zu beschaffen ist. Im Krankenhaus, der Uni-Mensa oder der Schul-Verpflegung bekommt man wohl meist Ähnliches.

Entscheidend bleibt doch die von Zettel zu Recht aufgeworfene Grundfrage: Warum ist das überhaupt wie eine Strafe organisiert?

Angemessen wäre in der Tat ein Lebensstandard, der bestmöglichst dem normalen Leben eines unschuldigen Bürgers in Freiheit entspricht. Abzüglich eben nur dessen, was der Sicherheit geschuldet ist und was organisatorisch nicht mehr mit vernünftigem Aufwand machbar wäre.

Und das Ganze zeitlich auf ein Minimum beschränkt. Denn zusätzlich gibt es ja das Problem, daß der Betroffene ganz massiv wirtschaftlich geschädigt wird, er kann ja in dieser Zeit kein Geld verdienen und bei Unschuld bekommt er die Haftzeit de facto nicht entschädigt.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

26.03.2010 11:21
#32 RE: Zettels Meckerecke: U-Haft Antworten

Zitat von F.Alfonzo
Ich habe für den Weg von Berlin nach München in 4 Haftanstalten gewohnt, der Transport hat 3 Wochen gedauert.


Unfaßbar.
Das ist nicht nur völlig unzumutbar für die Betroffenen, das ist eigentlich auch aus Staatssicht grottendumm.

So ein Untersuchungshäftling kostet den Staat ja pro Tag einiges an Geld. Es müßte daher im eigenen staatlichen Interesse liegen, den Betreffenden schnellstmöglich an den Untersuchungs-/Verhandlungs-Ort zu bringen und möglichst früh feststellen zu können, ob eine Freilassung möglich ist.

Einen solchen Transport müßte man eigentlich möglichst am nächsten Tag durchführen, und wenn dann eben zwei Justizbeamte mit Auto extra für den einen Menschen in Marsch gesetzt werden. Das müßte mit der gesparten U-Haft-Zeit locker gegenfinanziert sein.

Florian Offline



Beiträge: 3.180

26.03.2010 11:24
#33 RE: Fleischkäse vs. Liegestütze Antworten

Auf lawblog.de kann man zum Thema U-Haft auch einiges lesen.

Ein interessantes Detail von dort:
"Seit Anfang des Jahres haben wir neue Regeln für die Untersuchungshaft. Beschränkungen der Kommunikation des Inhaftierten müssen jetzt ausdrücklich angeordnet werden."

Dies scheint die von Ihnen beschriebene und erlebte Lage dann doch zu ändern.
Man wird wohl nicht darum herum kommen, nun jeden Fall einzeln zu behandeln.
Was ich auch richtig finde.
Organisatorischer Mehraufwand darf m.E. kein Argument für derart harte Zwangsmaßnahmen sein, sofern diese im Einzelfall nicht geboten erscheinen.

JeffDavis Offline



Beiträge: 448

26.03.2010 11:43
#34 RE: Fleischkäse vs. Liegestütze Antworten

Zitat von Zettel

Zitat von lois jane
Daß "einerseits für Frauen das Recht aus dem GG abgeleitet wird, Soldatin zu sein" stimmt so allerdings nicht, denn das GG hat dies sogar ausgeschlossen


In welchem Artikel?




In keinem natürlich. Art.12a GG sieht in Abs.4 folgendes vor:

(4) Kann im Verteidigungsfalle der Bedarf an zivilen Dienstleistungen im zivilen Sanitäts- und Heilwesen sowie in der ortsfesten militärischen Lazarettorganisation nicht auf freiwilliger Grundlage gedeckt werden, so können Frauen vom vollendeten achtzehnten bis zum vollendeten fünfundfünfzigsten Lebensjahr durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes zu derartigen Dienstleistungen herangezogen werden. Sie dürfen auf keinen Fall zum Dienst mit der Waffe verpflichtet werden.


Frauen können auf freiwilliger Basis ungehindert Wehrdienst leisten, auch an der Waffe. Die frühere Beschränkung in Art 12a Abs.4, die nur den Zugang zum Musik- und Sanitätsdienst ermöglichte, ist durch das EuGH-Urteil vom 11.01.2000, Az.C-285/98, abgeschafft worden.

80% der Deutschen vertrauen dem Rechtsstaat. Die anderen 20% haben bereits mit ihm zu tun gehabt.

Kallias Offline




Beiträge: 2.310

26.03.2010 12:09
#35 RE: Fleischkäse vs. Liegestütze Antworten

Zitat von lois jane
Naja, bei obiger Beschreibung der Wehrpflicht wäre danach zu fragen, was zur Substanz des ganzen gehört und was unnötiges Beiwerk wäre.

Das habe ich mich damals auch die ganze Zeit gefragt.

Zitat von lois jane
Ist das heutzutage wirklich noch alles so in Kraft (fragte sie als Nichtbetroffene)?

Das müssten Jüngere beantworten. Die Verhältnisse, die man erlebt, hängen einerseits vom Prestige des Truppenteils ab, in dem man landet, und andererseits und vor allem vom Stil der unmittelbaren Chefs, in erster Linie vom Zugführer. Meine Erfahrungen waren ganz andere als Calimeros. Es ging viel lockerer zu, ohne Anbrüllen, Rauchverbote und Erziehungsrituale. (Befehl und Gehorsam sind freilich prinzipiell würdelos.)

Das Essen war ebenfalls nicht schlecht, bestens geeignet für U-Häftlinge, würde ich sagen. Ab und zu gab es sogar noch ein zweites Frühstück mit Weißwurst und Breze. Das würde ich für die U-Haft schon übertrieben finden.

Meine Chefs waren ziemlich desinteressierte Leute, und entsprechend herrschte die Langeweile vor. Die Kompanie neben uns - Spitzname "Wehrsportgruppe" - war ganz anders drauf mit ihren ständigen Nachtübungen, Alarmübungen, Kollektivbestrafungen usw. Wenn es auf den Übungsplatz ging, kamen die mit zehn Fahrzeugen von zehn und wir mit drei. Das war dann schon ein wenig peinlich; mit der Substanz (s.o.) hat es in unserer Gurkentruppe doch etwas gehapert.

Ich habe mich seinerzeit, als jugendlicher Utopist, oft gefragt, wie ein "rationaler Kommiß" aussehen könnte.

Herzliche Grüße
Kallias

F.Alfonzo Online



Beiträge: 2.292

26.03.2010 13:21
#36 RE: Zettels Meckerecke: U-Haft Antworten

@ Martin: Selbstverständlich wird die U-Haft als Druckmittel eingesetzt, war bei mir auch so.

O-Ton meines Anwalts: "Der Staatsanwalt will was hören, sonst lässt er sie hier nicht raus" Für Leute, die nen Job haben ist das relevant: Jeder Tag, den man länger im Irrenhaus sitzt, kann einen den Job kosten. Der Staatsanwalt weiss das und übt deshalb Druck aus.

Man muss ja nicht über den Anwalt mit der Staatsanwaltschaft verhandeln, sondern kann auch auf die Gerichtsverhandlung warten. Ich war einen Monat in Haft, das Verfahren war 5 Monate später vorbei und von einem Richter hab ich nie was gehört. Wer auf einer Gerichtsverhandlung besteht, sitzt mitunter ein halbes Jahr im Gefängnis.
Dann bekommt man vielleicht Recht und wird freigesprochen, allerdings ist man dann arbeits- und obdachlos.

- Fonzo

F.Alfonzo Online



Beiträge: 2.292

26.03.2010 13:27
#37 RE: Fleischkäse vs. Liegestütze Antworten

weiss ich nicht (ne Bibel braucht man im Gefägnis oder anderenorts nur, um einen anderen damit zu verdreschen :)), glaube aber nicht. Man kann eine Bibel beantragen, dann hat man sie in 4 Wochen (vorausgesetzt man hat kein Problem mit dem Stationswächter, ansonsten gehen Anträge auch gerne mal 'verloren')

F.Alfonzo Online



Beiträge: 2.292

26.03.2010 13:30
#38 RE: Zettels Meckerecke: U-Haft Antworten

@ R.A.:

Der Flug von Berlin nach München war bezahlt, ich hatte schon die Bordkarte.

Als sie mich dann verhaftet haben, hab ich auch mal angefragt: "Man sucht mich in München, da will ich sowieso hin, der Flug ist schon bezahlt und ich bin kein Mensch, der das Flugzeug in die Luft sprengen wird."
Antowrt der Bullen in Berlin: "Ja, da haben sie recht. Ich versuche mal nen Staatsanwalt oder Richter in München zu erreichen." Das war's dann. Verständlich, war schon 6 Uhr abends, da ist die Justiz im Feierabend.

EDIT: Mir fällt gerade die Story von dem Mann ein, mit dem ich 2 Tage in Magdeburg verbracht habe. Der lebt in Rostock und wurde dort verhaftet, weil er in Berchtesgaden ohne Führerschein erwischt wurde. Er wurde dann verhaftet, die Haftanstalt hat den Gerichtstermin verpennt, dann wurde er von einer Polizei-Einheit in Rostock nach Magdeburg gefahren, um den nächsten Gefängnisbus richtung Bayern noch zu erwischen.

Keine Ahnung, was mit dem passiert ist, vermutlich wurde er vom Gericht zu ner Geldstrafe von 5.000 Euro oder so verurteilt. Der Transport und die Verpflegung hat vermutlich das Dreifache gekostet.

- Fonzo

F.Alfonzo Online



Beiträge: 2.292

26.03.2010 13:40
#39 RE: Fleischkäse vs. Liegestütze Antworten

@ Florian: Das Problem ist kein juristisches; die betreffenden Paragraphen gibt's schon. Das Problem ist, dass sich die Haftanstalten nicht um Gesetze kümmern.

Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

26.03.2010 17:40
#40 RE: Fleischkäse vs. Liegestütze Antworten

Zitat von lois jane

Naja, bei obiger Beschreibung der Wehrpflicht wäre danach zu fragen, was zur Substanz des ganzen gehört und was unnötiges Beiwerk wäre. Ist das heutzutage wirklich noch alles so in Kraft (fragte sie als Nichtbetroffene)?



Wie Kallias schon bemerkte, liegt es mit Sicherheit an der Truppengattung, wie ein Rekrut gedrillt wird. Es gibt halt schlicht militärische Notwendigkeiten, die bestimmen, welches Wissen, und welche Fertigkeiten ein Soldat dieser Truppe beherrschen muss.
In meinem Fall war es (unfreiwillig) die Fallschirmjägertruppe, also "leichte Infanterie". Da ist es im Ernstfall lebensnotwendig, bestimmte Techniken im Schlaf und in völliger Dunkelheit "drauf zu haben". Das wird auch heute noch so sein (evtl. sogar noch mehr, - meine Dienstzeit lag "vor Afghanistan").

Soll heißen: Ausdauer und Zähigkeit, sowie "Unsichtbarkeit" waren (und sind) gefragt. Da zielt auch der Drill hin, denn es geht um die eigene Überlebensfähigkeit und auch den Schutz von Kameraden. Die Panzertruppe und die Artillerie werden da bestimmt andere Prioritäten setzen.



"Unnötiges Beiwerk" sehe ich auch in der Retrospektive kaum. Aber es gab schon Fälle, wo mit "den Glatten" ein wenig Unfug getrieben wurde. Schikanen würde ich es aber nicht nennen.

Gerade gehen mir unzählige Episoden meiner Grundausbildung durch den Kopf, die ein Zivilist als Schikane, oder "unnützes Beiwerk" bezeichnen würde. Aber momentan übriggeblieben sind nur drei Aktionen, welche echt nur unnütz disziplinieren sollten:

Da Zeit in der Aga knapp ist, ist jeder Rekrut gezwungen, sein Mittagessen quasi runterzuschlingen (der Letzte in der Schlange hat eventuell gar keine Zeit mehr sich auch nur hinzusetzen). Wenn jetzt der Ausbilder im Speisesaal seine Truppe zusammenruft um mit ihr einen straffen Kasernenlauf anzutreten, welcher erst dann endet, als ein geschätztes Zehntel kotzend am Wegesrand liegt - dann ist das übel.

Wenn vier Kampfgruppen stundenlang durch den Wald marschieren, dann endlich Rast machen und in nur drei der Gruppen Rauchfreigabe erteilt wird - welche Einer der "rauchfreien" Gruppe dann trotzdem nutzt, indem er sich heimlich zu einer anderen gesellt und sich 'ne Ziggi ansteckt, von seinem Gruppenführer entdeckt den Befehl erhält, mit hoch erhobener Waffe "bis zum Horizont" zu laufen, und bei jedem dritten Schritt "Dritte Gruppe Rauchverbot" zu schreien ... dann ist das Willkür.

Wenn man vor der eigentlichen Weckzeit, per Alarmstart, aus den Federn geholt wird, um in dreißig Minuten abmarschbereit (d.h. voll aufgerödelt) vor der Kaserne zu stehen, anschließend einen ca zwei Kilometer langen Bergpfad runterrennen muss, um dort einer Rasurkontrolle unterzogen zu werden (die Unrasierten mussten dann wieder hochrennen) - dann ist das Sadismus.


Aber ansonsten war es eigentlich normaler Drill um im Feld überleben zu können. Die Waffen in unmöglichen Situationen pflegen und warten können, die Ausrüstungspflege und die penible Ordnung im "Spind am Mann" (der großen Kampftasche) zu erhalten, naja ... einfach fit und "gut sortiert" zu sein.

Eine lustige Episode hab ich aber noch. Da ich genau einen Tag vor meinem 24.Geburtstag einberufen wurde, hat mir mein Kompaniechef als Erstem eine besondere Ehre angedeihen lassen. [Befehlston bitte mitdenken] "Antreten!", "Stillgestanden!", "Jäger Calimero ... Vortreten!", "Kehr um!" (ich stand dann neben dem Chef, einem Dolph Lundgren Doppelgänger) ... "Die ganze Kompanie, in den Liegestütz ... fallt!", "Wir ehren unseren Kameraden, Jäger Calimero, jetzt auf Fallschirmjägerart mit 24 Liegestützen ... Eins! Zwo! Drei! usw..."

Naja, ich habe dann selbst auch noch viele Liegestütze gemacht (150 am Stück war am Ende mein Normalsoll). Es war hart, es war unzivil und es war unfrei, sowie teilweise abstrus ... aber missen möchte ichs nicht.

Beste Grüße, Calimero

P.S. Wir hatten damals die ausgezeichnet beste Truppenküche der gesamten BW (drei Jahre hintereinander erster Rang, dank ehemaligem Hotelkoch*) ... woanders wars teilweise grausam.

*Nachtrag: Natürlich auch dank "Falli-Zulage".

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Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire

F.Alfonzo Online



Beiträge: 2.292

29.03.2010 19:58
#41 RE: Fleischkäse vs. Liegestütze Antworten

@ Pentas: Mir fällt gerade noch was ein, was ich zwischenzeitlich vergessen hatte:

Es gibt in Gefängnissen christliche Priester (in manchen auch muslimische), an die sich die Gefangenen wenden können, wenn sie Probleme haben. Ein anderer Häftling hat mir mal erzählt, dass es bis vor wenigen Jahren so war, dass man von einem Priester nicht nur die Bibel bekommen kann, sondern auch ein paar Genußmittel (beispielsweise ne kleine Dose Kaffee oder eine Packung Tabak) wenn man mittellos ist, was ja bei vielen Leuten, die quasi auf der Straße aufgegriffen werden der Fall ist.
Gibt's aber meines Wissens nicht mehr, ich vermute, dass sich das rumgesprochen hat und die Priester in den Gefängnissen halt vermeiden wollen, als Zigarettenautomat benutzt zu werden.
Die Bibel kann man aber vermutlich trotzdem recht schnell bekommen...

lois jane Offline



Beiträge: 662

30.03.2010 09:51
#42 RE: Fleischkäse vs. Liegestütze Antworten

Zitat von Zettel

Zitat von lois jane
Daß "einerseits für Frauen das Recht aus dem GG abgeleitet wird, Soldatin zu sein" stimmt so allerdings nicht, denn das GG hat dies sogar ausgeschlossen


In welchem Artikel?




Ich muß zugeben, ich habe mich geirrt. Ein Auschluß gab es in der Tat nirgendwo im GG (allerdings habe ich das vor Jahren, also vor dem "Urteil" gelesen - vielleicht gab es da auch eine höchstrichterliche Entscheidung deutscher Gerichte.)

Der Artikel 12a spricht allerdings ausdrücklich von Männern.

Auf das GG kann sich niemand berufen (und hat sich auch niemand berufen!), wenn Frauen entgegen der bis damals gültigen Praxis zum Dienst an der Waffe zugelassen wurden.

lois jane Offline



Beiträge: 662

30.03.2010 09:53
#43 RE: Zettels Meckerecke: U-Haft Antworten

Zitat von FTT_2.0
Meine zweite Einlassung zu einem zentralen Thema in dieser Angelegenheit:

Zitat von lois jane
Aber man muß ihn doch nicht in so ein Loch sperren und der Speiseplan ist unter aller Kanone. (Und das sage ich nicht nur weil grade Fastenzeit ist oder weil es auch Vegetarier gibt.) Sicher ist keine große Auswahl angebracht, aber es sollte schon nicht heißen "Friß oder stirb", insbesondere wenn dann solch Fast Food serviert wird.


Der Qualitätszeitung Bild (die beim Googeln dieses Themas zuoberst genannt wurde) konnte ich entnehmen, dass es den einen Tag "Schweinerückensteak provinzialische Art mit Reis und Kartoffelsalat" gab. Selbst wenn es sich dabei, was das nirgends erwähnt wird, um das einzige Gericht handeln sollte, finde ich "Fast Food" und "unter aller Kanone" ziemlich unangebracht. Das ist doch stinknormales Essen, das wahrscheinlich im Massenbetrieb einigermaßen einfach zuzubereiten ist und auch als Kompromiss zwischen den Geschmäckern des Durchschnittskunden einer JVA durchgeht.




Würde man erstmal hier die Diskussion im Zusammenhang lesen anstatt nach Speiseplänen zu googeln, wüßte man auch, daß es um Leberkäse mit Wirsing ging. Und ja, das ist unter aller Kanone!

lois jane Offline



Beiträge: 662

30.03.2010 09:56
#44 RE: Fleischkäse vs. Liegestütze Antworten

Zitat von JeffDavis
Frauen können auf freiwilliger Basis ungehindert Wehrdienst leisten, auch an der Waffe. Die frühere Beschränkung in Art 12a Abs.4, die nur den Zugang zum Musik- und Sanitätsdienst ermöglichte, ist durch das EuGH-Urteil vom 11.01.2000, Az.C-285/98, abgeschafft worden.



Das ist die noch nicht sehr lange praktizierte Konsequenz des besagten Urteils.

Daß ein EuGH-URteil eine Regelung der deutschen Verfassung "abschaffen" könnte ist nicht wahr (daß kann nur der deutsche Verfassungsgeber in blind-blödem Gehorsam gegenüber einem solchen Urteil) - und wenn es geschieht bzw. als-ob hingenommen wird, dann ist das der wahre Skandal!

lois jane Offline



Beiträge: 662

30.03.2010 09:59
#45 RE: Fleischkäse vs. Liegestütze Antworten

Zitat von Kallias
Meine Erfahrungen waren ganz andere als Calimeros. Es ging viel lockerer zu, ohne Anbrüllen, Rauchverbote und Erziehungsrituale. (Befehl und Gehorsam sind freilich prinzipiell würdelos.)



Dsa habe ich auch so vermutet. Allerdings halte ich Befehl und Gehorsam nicht für würdelos, sondern für beim Militär unabdingbar (und auch in anderen Arbeitsstellen, gilt das in nicht so frappanter Form auch.)

lois jane Offline



Beiträge: 662

30.03.2010 10:00
#46 RE: Fleischkäse vs. Liegestütze Antworten

Zitat von F.Alfonzo
weiss ich nicht (ne Bibel braucht man im Gefägnis oder anderenorts nur, um einen anderen damit zu verdreschen :)), glaube aber nicht. Man kann eine Bibel beantragen, dann hat man sie in 4 Wochen (vorausgesetzt man hat kein Problem mit dem Stationswächter, ansonsten gehen Anträge auch gerne mal 'verloren')



Ein Hoch auf die verfassungsmäßig verankerte weltanschauliche Neutralität des Staates!

Den Spiegel kriegt man wahrscheinlich wesentlich leichter!

lois jane Offline



Beiträge: 662

30.03.2010 10:09
#47 RE: Fleischkäse vs. Liegestütze Antworten

Zitat von Calimero

Zitat von lois jane

Naja, bei obiger Beschreibung der Wehrpflicht wäre danach zu fragen, was zur Substanz des ganzen gehört und was unnötiges Beiwerk wäre. Ist das heutzutage wirklich noch alles so in Kraft (fragte sie als Nichtbetroffene)?


Wie Kallias schon bemerkte, liegt es mit Sicherheit an der Truppengattung, wie ein Rekrut gedrillt wird.
[...]
"Unnötiges Beiwerk" sehe ich auch in der Retrospektive kaum. Aber es gab schon Fälle, wo mit "den Glatten" ein wenig Unfug getrieben wurde. Schikanen würde ich es aber nicht nennen...




Im folgenden und auch in obigem Beitrag scheint mir so einiges "unnötiges Beiwerk" und "Schikane" zu sein. Sie scheinen es mit einigen Zivilversagern, wie das ein Freund von mir nennt, zu tun gehabt zu haben, die im Ernstfall bestimmt ganz dumm aus der Wäsche gucken.

JeffDavis Offline



Beiträge: 448

30.03.2010 10:25
#48 RE: Fleischkäse vs. Liegestütze Antworten

Zitat von lois jane

Zitat von JeffDavis
Frauen können auf freiwilliger Basis ungehindert Wehrdienst leisten, auch an der Waffe. Die frühere Beschränkung in Art 12a Abs.4, die nur den Zugang zum Musik- und Sanitätsdienst ermöglichte, ist durch das EuGH-Urteil vom 11.01.2000, Az.C-285/98, abgeschafft worden.


Daß ein EuGH-URteil eine Regelung der deutschen Verfassung "abschaffen" könnte ist nicht wahr (daß kann nur der deutsche Verfassungsgeber in blind-blödem Gehorsam gegenüber einem solchen Urteil) - und wenn es geschieht bzw. als-ob hingenommen wird, dann ist das der wahre Skandal!




Da habe ich mich undeutlich ausgedrückt. Allerdings blieb der Bundesregierung nach diesem Urteil auch nichts anderes übrig, als Art12a GG abzuändern. Das hätte man im Hinblick auf den Gleichbehandlungsgrundsatz in Art.3 Abs.2 GG auch ohne ein Urteil des EuGH tun sollen. Mit blind-blödem Gehorsam oder Skandal hat das nichts zu tun. Die Bindungswirkung von Urteilen des EuGH ist im Einzelfall zwar durchaus einmal umstritten. Es besteht allerdings kein Zweifel daran, daß im Falle einer Verurteilung der festgestellte Verstoß gegen Gemeinschaftsrecht beseitigt werden muß.

80% der Deutschen vertrauen dem Rechtsstaat. Die anderen 20% haben bereits mit ihm zu tun gehabt.

FTT_2.0 Offline



Beiträge: 537

30.03.2010 10:35
#49 RE: Zettels Meckerecke: U-Haft Antworten

Zitat von lois jane

Zitat von FTT_2.0
Meine zweite Einlassung zu einem zentralen Thema in dieser Angelegenheit:

Zitat von lois jane
Aber man muß ihn doch nicht in so ein Loch sperren und der Speiseplan ist unter aller Kanone. (Und das sage ich nicht nur weil grade Fastenzeit ist oder weil es auch Vegetarier gibt.) Sicher ist keine große Auswahl angebracht, aber es sollte schon nicht heißen "Friß oder stirb", insbesondere wenn dann solch Fast Food serviert wird.


Der Qualitätszeitung Bild (die beim Googeln dieses Themas zuoberst genannt wurde) konnte ich entnehmen, dass es den einen Tag "Schweinerückensteak provinzialische Art mit Reis und Kartoffelsalat" gab. Selbst wenn es sich dabei, was das nirgends erwähnt wird, um das einzige Gericht handeln sollte, finde ich "Fast Food" und "unter aller Kanone" ziemlich unangebracht. Das ist doch stinknormales Essen, das wahrscheinlich im Massenbetrieb einigermaßen einfach zuzubereiten ist und auch als Kompromiss zwischen den Geschmäckern des Durchschnittskunden einer JVA durchgeht.



Würde man erstmal hier die Diskussion im Zusammenhang lesen anstatt nach Speiseplänen zu googeln, wüßte man auch, daß es um Leberkäse mit Wirsing ging. Und ja, das ist unter aller Kanone!




Ich wollte ursprünglich schreiben "den einen Tag Schweinerückenblablabla, den anderen Fleischkäse mit Wirsing", habe das aber offenbar im "Eifer des Gefechts" vergessen, was auch keine Rolle spielt. Der Tenor meines Posts bleibt auch mit Blick auf Fleischkäse mit Wirsing richtig: Es handelt sich vielleicht nicht um Käfer München, aber halt immer noch um ganz normale bodenständige Küche. Wenn das unter aller Kanone ist, dann ernähren sich eben weite Teile der frei rumlaufenden Bevölkerung täglich völlig freiwillig auf nämliche Art und Weise. Ich habe überdies Zweifel, dass Mozzarellaecken mit Rosmarin besser bei den Häftlingen ankämen.

Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

30.03.2010 10:48
#50 RE: Fleischkäse vs. Liegestütze Antworten

Zitat von lois jane

Im folgenden und auch in obigem Beitrag scheint mir so einiges "unnötiges Beiwerk" und "Schikane" zu sein. Sie scheinen es mit einigen Zivilversagern, wie das ein Freund von mir nennt, zu tun gehabt zu haben, die im Ernstfall bestimmt ganz dumm aus der Wäsche gucken.



Ja, da waren einige Zivilversager (im Übrigen ein gängiger Ausdruck) am Start. Aber es gab auch viele honorige Überzeugungs-Soldaten, welche nur unser Bestes wollten, indem sie uns zur Überlebensfähigkeit drillten.

Sie, liebe lois jane, hatten ja weiter oben, als Nichtbetroffene, gefragt, was Substanz, und was unnötiges Beiwerk wäre. Ich habe versucht, darauf differenziert zu antworten. Anscheinend ist mir das nicht allzu gut gelungen, da ich sie nicht in die Lage versetzt habe sich in die Situation hineinversetzen zu können.

Tja, schade ... aber meine persönlichen Erinnerungen, in all ihren Facetten, werde ich mit ihnen wohl nicht teilen können. Also wird es ihrerseits wahrscheinlich beim Anschein von "Schikane, "Beiwerk" und "dumm aus der Wäsche guckenden Zivilversagern" bleiben.

Gruß, Calimero

Nachtrag: Meine Einheit wurde übrigens aufgelöst, als Peter Struck im Zuge der BW-Reform lieber den Standort im eigenen Wahlkreis erhalten wollte. Aber ihre "Rechtsnachfolger" kann man ständig im TV sehen. Entweder Kosovo, oder Afghanistan. Soviel zum Ernstfall, in dem man angeblich "dumm aus der Wäsche guckt".

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Wir sind alle gemacht aus Schwächen und Fehlern; darum sei erstes Naturgesetz, dass wir uns wechselseitig unsere Dummheiten verzeihen. - Voltaire

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