Zitat von ZettelUnd dieser Eindruck, lieber R.A., war berechtigt.
Das glaube ich nicht. Die Spitzenpolitiker der Koalition sind derzeit so mit eigenen Problemen beschäftigt, daß sie wohl nicht mitbekommen haben, wie sehr sich Köhler unter Druck gesetzt fühlt. Und ich schreibe bewußt "gesetzt fühlt", denn eigentlich stellten diese diversen niveaulosen Anwürfe keinen wirklichen Druck dar, sie wurden ja weithin ignoriert.
Es gibt ja durchaus noch andere Probleme, die Köhler dünnhäutig gemacht haben könnten. Zum Einen scheint es ja wohl im Bundespräsidialamt seit einiger Zeit erhebliche Querelen mit diversen Kündigungen zu geben. Zum Anderen hat die Euro-Krise natürlich auch einen Schatten auf Köhler geworfen, der zu den Hauptverantwortlichen damals bei der Einführung zählte.
Die Afghanistan-Kritik war dann wohl der letzte Tropfen.
Zitat Ich sehe da überhaupt kein "kleinkariertes persönliches Beleidigtsein".
Ich auch nicht - aber so kann es jetzt leicht rüberkommen. Weil eben fast niemand die Angriffe mitbekommen hat, auf die er reagiert.
Das sieht man m. E. auch ganz gut an den politischen Reaktionen. Sehr negativ (bis wieder zur Peinlichkeit) von der linken Seite, eher farblos-höflicher Pflichtrespekt bei den Bürgerlichen. Bei den meisten Politikern links wie rechts scheint mir schieres Unverständnis vorzuherrschen.
Zitat Nichts davon. Die Meute - die linke Meute - hat sich so benommen, als fehle ihr jeder Respekt für die Institutionen dieses demokratischen Rechtsstaats; was ja vermutlich auch der Fall ist.
Und deswegen halte ich es für falsch, dass Köhler zurückgetreten ist. Die linke Meute wird dadurch weiter so konditioniert, dass lautes Schreien zum Erfolg führt - hier: einen CDU-Bundespräsidenten abzuschießen.
Zitat Und es fehlte an Widerspruch.
Das ist das Schlimme; auch hier hatte die Bundesregierung, die Bundeskanzlerin nicht das Rückgrat, öffentlich zu sagen, dass der Bundespräsident nur etwas Selbstverständliches erklärt hat.
Zitat Sein Rücktritt wird vielleicht - das mag seine Hoffnung sein - die dringend notwendige Debatte über den Respekt vor unseren demokratischen Institutionen anstoßen; und vielleicht auch die nicht minder notwendige Debatte darüber, wozu wir eigentlich unsere Soldaten ins Feuer schicken.
Das wird nicht passieren. Stattdessen überlegt die SPD nun, ob nicht Frau Käßmann Bundespräsidentin wird - da sie ja die "Sorgen und Nöte" der Menschen ach so gut verstehe ...
Zitat von ZettelKöhler hat erkannt, daß noch nicht einmal Liberale und Konservative bereit sind, das Staatsoberhaupt gegen unflätige Angriffe in Schutz zu nehmen. Mehr als zurückzutreten konnte er dagegen nicht tun. Herzlich, Zettel
Ist das wirklich so? Oder war das - aus Sicht des Waehlers, der eigentlich Lena in Oslo und die WM-Vorbereitung des Nationalmannschaft im Fokus hatte, nicht ein Sturm im Wasserglas des Raumschiffs Bonn? Es mag sein, dass der Praesident dies alles so wahrgenommen hat, sich in diesen Angriffen von links tatsaechlich persoenlich getroffen sah und von CDU/FDP nicht ausreichend verteidigt. Nur hat das alles ausserhalb des Regierungsviertels kaum jemand mitbekommen? oder doch?
Zitat von R.A.Bei den meisten Politikern links wie rechts scheint mir schieres Unverständnis vorzuherrschen.
Ja, wahrscheinlich. Bei den Bürgern aber, vermute ich, nicht.
Ich könnte mir vorstellen, daß viele das geradezu als einen Befreiungsschlag empfinden. Endlich zeigt einer mal Ehre und Anstand. Endlich klebt einer mal nicht an seinem Amt.
Ob das zu einer umfassenden gesellschaftlichen Debatte führen wird, weiß ich nicht. Am Ende des Artikels in ZR steht ja Skepsis.
Ganz und gar spekulativ, nur als Wunschtraum zu verstehen:
Angenommen, anständige Politiker wie Clement, Merz, Koch, Sarrazin würden eine neue Partei erwägen - und dann käme Köhler dazu? Und man würde sich des fachlichen Rats von, sagen wir, Meinhard Miegel, Hans-Olaf Henkel und Hans-Werner Sinn bedienen?
Bemerkenswert ist diesmal, was Zeit-Online schreibt - auch über den üblen Hetzartikel im heutigen Spiegel:
Zitat Das aktuelle “Weißbuch” des Bundesverteidigungsministeriums, also so etwas wie die deutsche nationale Sicherheitsstrategie, definiert in Kapitel 2 eine Aufgabe von Bundeswehreinätzen darin, “den freien und ungehinderten Welthandel als Grundlage unseres Wohlstands zu fördern und dabei die Kluft zwischen armen und reichen Weltregionen überwinden zu helfen.”
Diese Strategie ist keineswegs skandalös, sondern richtig.
Warum hat der Verteidigungsminister oder die Kanzlerin das nicht gesagt, um Köhler beizuspringen?
Je länger ich drüber nachdenke, um so mehr, neige ich Ihrer Einschätzung, lieber Zettel, zu.
Zitat Ich sehe da überhaupt kein "kleinkariertes persönliches Beleidigtsein".
Ich auch nicht - aber so kann es jetzt leicht rüberkommen. Weil eben fast niemand die Angriffe mitbekommen hat, auf die er reagiert. Das sieht man m. E. auch ganz gut an den politischen Reaktionen. Sehr negativ (bis wieder zur Peinlichkeit) von der linken Seite, eher farblos-höflicher Pflichtrespekt bei den Bürgerlichen.
Ich habe im ersten Moment auch dazu geneigt, mir vom Präsidenten, den ich auch als gut eingeschätzt habe, mehr Stehvermögen gewünscht. Vielleicht das eines Kohls oder Strauß, so nach dem Motto "Was kümmert es die deutsche Eiche, wenn die Sau sich an ihr reibt?". Aber das ist nicht sein Stil, er hat auch nie eine Ochsentour in der Partei gemacht, sondern sich als redlicher Schwabe in der Ministerialbürokratie hochgearbeitet.
Ich denke mir, dass das auch an einem Zwiespalt im Amt des BP liegt. Einerseits soll er ja der Vertreter des Volkes sein, zum anderen ist er durch das der Präsidentenwahl innewohnende Parteiengezänk wohl zu großen Teilen auch das Oberhaupt der politischen Klasse. Und die in seiner Situation nicht mehr vertreten zu wollen, kann jedermann nur zur Ehre gereichen.
Zitat von GansguoterDas ist das Schlimme; auch hier hatte die Bundesregierung, die Bundeskanzlerin nicht das Rückgrat, öffentlich zu sagen, dass der Bundespräsident nur etwas Selbstverständliches erklärt hat.
Umso bemerkenswerter, dass sie es in der Klar-Debatte ganz deutlich getan hat. http://www.netzeitung.de/deutschland/639610.html Wie auch im übrigen die Opposition. Aber der ging es nicht darum, einem Präsidenten den Rücken zu stärken. sondern Lieblingsfeind Söder zu verprügeln.
Vielleicht auch nicht. Diese Hoffnung lese ich jetzt schon zum dritten Mal. Und dann Tschechien. Der Platz für eine konservative Partei ist ja nun frei.
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus Autor im Netz bekannt
Zitat von Florianich persönlich halte Köhler für den besten Präsidenten, den ich bewusst erlebt habe. Auch seine militärpolitischen Einlassungen fand ich richtig. Aber, lieber Zettel, ihre Beurteilung teile ich hier überhaupt nicht:
Zitat Es ist etwas faul in diesem Staat, in dem man das Staatsoberhaupt so behandeln kann, und niemand von Gewicht springt ihm bei.
Es ist etwas faul in einem Staat, in dem man Kritik am Staatsoberhaupt als etwas unschickliches ansieht. Jeder der in einer Demokratie Macht ausübt, sollte kritisiert werden dürfen. Das ist doch das natürlichste von der Welt. Und es gibt keinen Grund, ausgerechnet den Präsidenten davon auszunehmen. Das ist ein gewähltes politisches Amt wie jedes andere auch. Jeder Amerikaner, der diese deutsche Einstellung zum Präsidentenamt mitbekommen würde, würde doch ernsthaft daran zweifeln, ob wir überhaupt schon in der Demokratie angekommen sind. Und im konkreten Fall: Also bitte! Klar, Köhler wurde kritisiert. Aber doch relativ verhalten durch irgendwelche Hinterbänkler und veröffentlicht irgendwo auf den hinteren Seiten der Tageszeitungen. Aus diesem nichtigen Anlass zurückzutreten zeigt eine Dünnhäutigkeit und politische Unreife, die mein (bislang sehr positives) Köhler-Bild doch schon sehr nachhaltig erschüttert. Mehr noch: Es wirft m.E. auch ein schlechtes Licht auf Köhlers Demokratieverständnis. Kritik an seiner Amtsführung ist etwas völlig anderes als Kritik am Amt (unter dem womöglich das Amt leiden könnte). Diesen Unterschied nicht zu erkennen bzw. so eine Art Majestätsbeleidung zu konstruieren wirft kein gutes Licht auf Köhler.
Ich sehe das nicht so. Kritik an der Amtsführung ist okay. Aber diese herablassende Art (Sparkassenpräsident, dem Amt nicht gewachsen, Merkels Geschöpf etc. pp.), der sich der Bundespräsident von Anfang an ausgesetzt gesehen hat, musste er nicht ertragen. Raus Amtsführung hätte in fast allen und noch mehr Punkten Anlass zur Kritik gegeben. Aber da hat man sich damals noch zurückgehalten, weil der Bundespräsident keine Figur des tagespolitischen Kampfes ist, sondern mehr als alle anderen politischen Akteure das Gemeinwesen als Ganzes vertritt. Dass man im politischen Deutschland mittlerweile keine Grenzen mehr zu kennen scheint, eine (Symbol-)Figur nach der anderen aus dem konservativ-liberalem Spektrum kampagnenmäßig fertig zu machen, gibt zu denken, die herrschenden Umgangsformen ebenso, dass man sich selbst hier mittlerweile scheinbar mit solchen abgefunden hat, sowieso. Armes Deutschland.
Ich sehe das ähnlich. Die Argumentation des Bundespräsidenten konnte man so lesen, dass eine der Funktionen der Bundesehr sei, deutsche Wirtschaftsinteressen militärisch durchzudrücken. In dem angesprochen Weissbuch der Bundeswehr steht der Zusatz "und dabei die Kluft zwischen armen und reichen Weltregionen überwinden zu helfen". Köhler sprach hingegen ausschliesslich von deutschen Wirtschaftsinteressen. Auch wenn das vielleicht einem konservativen Deutschen keine Bauchschmerzen verursacht, ist die Aussage an sich hochproblematisch. Denn ist per Verfassung nur die Verteidung Deutschlands erlaubt. Diese Verteidigung nach Mittelasien zu versetzen ist schon kompliziert, aber dann auch noch zu sagen, dass das Militär (auch) dafür da ist, deutsche Wirtschaftsinterressen (also keine politischen!) zu verteidigen, ist deutlich nebem dem Grundgesetz.
Horst Köhler wird als einer hingestellt werden, der persönlich beleidigt war; in seinem Amt überfordert.
In den ORF-Kurznachrichten um 20 Uhr (ZIB 20) meinte die Nachrichtensprecherin, Köhler sei "aus Zorn" zurückgetreten. Dies sagt viel über den weit verbreiteten Zustand des Journalismus aus: Es gibt für einige Journalisten anscheinend nur "Zorn" und "Empörung" auf der einen, sowie "Gerechtigkeit" und "Friedensliebe" auf der anderen Seite. Zu nuancierteren Gefühlsinterpretationen sind diese Journalisten offenbar nicht in der Lage. Die desinformierende Berichterstattung ist schockierend.
Also ich finde, daß nichts an der ursprünglichen Kritik von Seiten der Linken verkehrt war, auch wenn der Ton nicht immer einem Land wie unserem angemessen war. Eine Demokratie braucht eine solche Auseinandersetzung. In den USA wird genauso verfahren, wenn auch momentan mit anderen Vorzeichen. Wünschenswert wäre es gewesen, die CDU und auch FDP hätten sich schützend vor den Präsidenten gestellt, aber wo kämen wir hin, wenn diese Parteien einmal Rückgrad bewiesen hätten.
Ich hoffe darauf, daß in Zukunft ähnlich verfahren wird (von Seiten der oppositionellen Presse) mit der Kritik, damit das Amt des Bundespräsidenten eine wichtigere tagespolitische Rolle zukommt.
Zitat von ZettelIch könnte mir vorstellen, daß viele das geradezu als einen Befreiungsschlag empfinden. Endlich zeigt einer mal Ehre und Anstand. Endlich klebt einer mal nicht an seinem Amt.
Es würde mich positiv überraschen, wenn sich dieser Eindruck durchsetzen würde. Was ich bisher an Reaktionen mitbekommen habe, deutet nicht darauf hin.
Wobei ich auch persönlich diese Einschätzung nicht wirklich teilen kann. Daß er nicht am Amt klebt, ist positiv zu werten. Aber ein Befreiungsschlag war das nicht, doch eher eine Niederlage. Und wie hier schon gesagt wurde: Sein Rücktritt wird die Linken, genauer gesagt die Unanständigsten unter den Linken, noch beflügeln.
Bei allem Verständnis bleibt halt auch bei mir der Eindruck, daß Köhler dem Amt und seinen Herausforderungen nicht wirklich gewachsen war. Seine Reden in letzter Zeit waren erratisch. Er machte den Eindruck, krampfhaft nach populären Themen und Sprüchen zu suchen. Seine Einlassungen zur Finanzkrise waren (vor allem angesichts seiner Fachkompetenz) eher peinlich, fast schon populistisch.
Er war kein schlechter Bundespräsident, aber auch nicht sehr gut.
Zitat Angenommen, anständige Politiker wie Clement, Merz, Koch, Sarrazin würden eine neue Partei erwägen - und dann käme Köhler dazu?
Jetzt mal ehrlich: Wäre das nicht (bis auf Koch) eine Ansammlung von Gescheiterten? Clement war ein bemerkenswert erfolgloser Landespolitiker, Merz das ewige Jungtalent, der nie wirklich etwas gerissen hat. Sarrazin war wohl ein guter Senator, aber er kann zwar analysieren und zuspitzen - aber nicht durch überzeugen führen.
Wenn es eine neue Partei geben sollte, dann müßten das andere Personen sein. Wenn ich nach Tschechien schaue, mit Schwarzenberg und Radek John, dann wären Genscher und Jauch die passenden Gründerväter. Und die müßten sich größte Mühe geben, fast schon unkritisch an den Mainstream anpassen (und sich damit ihrer Wirksamkeit berauben), damit sie von den Medien nicht als weitere Rechtspopulistengruppe fertig gemacht würden.
Nein, es war nicht richtig, daß Herr Köhler zurückgetreten ist. Und seine Stellungnahme kann das auch in keiner Weise begründen:
"Meine Äußerungen zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr am 22. Mai dieses Jahres sind auf heftige Kritik gestoßen. Ich bedauere, dass meine Äußerungen in einer für unsere Nation wichtigen und schwierigen Frage zu Missverständnissen führen konnten. Die Kritik geht aber so weit, mir zu unterstellen, ich befürwortete Einsätze der Bundeswehr die vom Grundgesetz nicht gedeckt wären. Diese Kritik entbehrt jeder Rechtfertigung. Sie lässt den notwendigen Respekt für mein Amt vermissen.
Ich erkläre hiermit meinen Rücktritt vom Amt des Bundespräsidenten - mit sofortiger Wirkung..."
Wo bitte ist hier der Zusammenhang zwischen der Beschreibung der Ereignisse und dem Rücktritt?
Ist es "Meine Äußerungen wurden kritisiert, also trete ich zurück"? Kritisiert wurde er doch schon häufig. Und sollte jeder Kritisierte zurücktreten? Wäre es so, wäre klar, warum Trittin und seine Gesinnungsgenossen in allen Parteien so große Macht haben.
Oder "Ich bedaure die Mißverständnisse, also trete ich zurück"? Übernimmt er damit die Verantwortung für die Mißverständnisse.
Oder ist es "Die Kritik unterstellt mir falsches, illegales, also trete ich zurück"? Verständlich wäre ein Rücktritt, wenn die Vorwürfe zuträfen, aber die Kritik "entbehrt jeder Rechtfertigung".
Oder "Die Kritik läßt Respekt vor meinem Amt vermissen, also trete ich zurück"? Also, weil man mich nicht als Präsident respektiert, kann ich auch gleich zurücktreten? Auch ein seltsamer Gedanke! Und schadet man damit nicht selbst dem Amt?
Was Köhler gesagt hat war unglücklich, was manche seiner selbsternannten Verteidiger gesagt haben dann wirklich verfasungswidrig.
Selbsternannt weil der Bundespräsident selbst dem widerspricht, was aus seinen Worten im Sinne einer bedenkenlosen Machtpolitik gemacht wird, wenn er von "Mißverständnissen" und "ohne Rechtfertigung" spricht.
Aber wegen eines unglücklichen Satzes tritt man nicht zurück - doch in Deutschland tut man es. Nur jene die sich immer schön wegducken, auch in höheren Staatsämtern, bleiben uns erhalten. Da sind sie zwar niemandem von Nutze außer sich selbst, aber so ist es nunmal.
Zitat von R.A.Es wäre besser gewesen, wenn Köhler seinen Kritikern Kontra gegeben hätte anstatt sich von ihnen zur Strecke bringen zu lassen.
Da bin ich nicht so sicher, lieber R.A.; aber vielleicht irre ich mich ja. Seit es ZR gibt, hat es noch nie so viele Aufrufe gegeben. Im Augenblick sind zwischen 20 und 50 Besucher gleichzeitig online. Zwischen 100 und 200 Besuche pro Stunde seit 14 Uhr.
Auch dieser Zusammenhang erschließt sich mir nicht. Ich glaube nicht, daß die Besucherzahlen hier im Forum ein Indikator dafür sind, was die Deutschen so umtreibt. Bestimmt ist der Köhlerrücktritt nicht das größte Ereignis seit der Wiedervereinigung.
Zitat Auch die Kanzlerin nicht, die sich in diesem Fall so taktisch und so schäbig benommen hat wie die anderen auch.
Wie das nunmal ihre Art ist.
Und Debatte über was? Was ihm unterstellt wird, von manchen (auch hier) als selbstverständlich gesehen wird, hat er nicht gesagt.
Für die Kandidatenfindung bleibt nun wirklich wenig Zeit und daß, wo die Union kanzlerinnenbedingt sowieso kaum noch Köpfe hat. Die Gefahr, das höchste Amt im Staat der FDP zu überlassen (und das grade jetzt) ist in der Tat sehr groß.
Zitat von lois janeNein, es war nicht richtig, daß Herr Köhler zurückgetreten ist. Und seine Stellungnahme kann das auch in keiner Weise begründen: "Meine Äußerungen zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr am 22. Mai dieses Jahres sind auf heftige Kritik gestoßen. Ich bedauere, dass meine Äußerungen in einer für unsere Nation wichtigen und schwierigen Frage zu Missverständnissen führen konnten. Die Kritik geht aber so weit, mir zu unterstellen, ich befürwortete Einsätze der Bundeswehr die vom Grundgesetz nicht gedeckt wären. Diese Kritik entbehrt jeder Rechtfertigung. Sie lässt den notwendigen Respekt für mein Amt vermissen. Ich erkläre hiermit meinen Rücktritt vom Amt des Bundespräsidenten - mit sofortiger Wirkung..." Wo bitte ist hier der Zusammenhang zwischen der Beschreibung der Ereignisse und dem Rücktritt? Ist es "Meine Äußerungen wurden kritisiert, also trete ich zurück"? Kritisiert wurde er doch schon häufig. Und sollte jeder Kritisierte zurücktreten? Wäre es so, wäre klar, warum Trittin und seine Gesinnungsgenossen in allen Parteien so große Macht haben. Oder "Ich bedaure die Mißverständnisse, also trete ich zurück"? Übernimmt er damit die Verantwortung für die Mißverständnisse. Oder ist es "Die Kritik unterstellt mir falsches, illegales, also trete ich zurück"? Verständlich wäre ein Rücktritt, wenn die Vorwürfe zuträfen, aber die Kritik "entbehrt jeder Rechtfertigung". Oder "Die Kritik läßt Respekt vor meinem Amt vermissen, also trete ich zurück"? Also, weil man mich nicht als Präsident respektiert, kann ich auch gleich zurücktreten? Auch ein seltsamer Gedanke! Und schadet man damit nicht selbst dem Amt? Was Köhler gesagt hat war unglücklich, was manche seiner selbsternannten Verteidiger gesagt haben dann wirklich verfasungswidrig. Selbsternannt weil der Bundespräsident selbst dem widerspricht, was aus seinen Worten im Sinne einer bedenkenlosen Machtpolitik gemacht wird, wenn er von "Mißverständnissen" und "ohne Rechtfertigung" spricht. Aber wegen eines unglücklichen Satzes tritt man nicht zurück - doch in Deutschland tut man es. Nur jene die sich immer schön wegducken, auch in höheren Staatsämtern, bleiben uns erhalten. Da sind sie zwar niemandem von Nutze außer sich selbst, aber so ist es nunmal.
Oder: "Die Kritik ging zu weit (und zu tief, nämlich unter die Gürtellinie) und ist auch hinsichtlich meines Amtes unangemessen. Ich (bin jetzt 67, gehöre von meiner Biographie nicht zum bundespolitischen Selbstdarstellerestablishment und) habe es (deswegen) nicht nötig, mich vom linksliberalen Establishment der Bundesrepublik diffamieren zu lassen (wie es in den letzten Jahren schon so vielen gegangen ist, die nicht bei taz, SZ, Spiegel und Zeit um Erlaubnis gefragt haben, bevor sie etwas in der öffentlichkeit von sich gegeben haben).
Zitat Also, weil man mich nicht als Präsident respektiert, kann ich auch gleich zurücktreten? Auch ein seltsamer Gedanke! Und schadet man damit nicht selbst dem Amt?
Ja, sehe ich auch so. Man kann den Respekt vor einem Amt auch dadurch vermissen lassen, indem man es erkennbar so wenig schätzt, dass man aus nichtigem Anlass zurücktritt.
Und in Ihrer Text-Analyse haben Sie auch sehr schön herausgearbeitet, dass Köhler für den Rücktritt keine logische Herleitung anbietet. Auf eine solche saubere Begründung hätte der Souverän aber m.E. schon einen Anspruch gehabt, wenn sein höchster Vertreter sich das Amt nicht länger antun will. Warum Zettel dieses in meinen Augen schäbige Verhalten (beinahe schon auf Lafontaine-Niveau) auch noch mit dem Prädikat "Ehrenmann" auszeichnet, entzieht sich mir.
(Und nota bene: Ich habe mich bislang eigentlich immer als Köhler-Fan empfunden. Nennen Sie es enttäuschte Liebe wenn Sie wollen - aber seinen Rücktritt finde vom Grunde her und auch vom Stil her ich nicht in Ordnung).
Dass schon ein Blatt, das angeblich der Regierung nahe steht, so gehässig und herablassend über Herrn Köhler schreibt, ist bezeichnend. Man kann von keinem Menschen ohne masochistische Züge erwarten, dass er tatenlos der fortgesetzten eigenen Entwürdigung zusieht. Die Unterüberschrift ist ebenfalls bezeichnend: "Die Mechanik des politischen Berlin verstand er nie, doch Fehler gibt er nicht zu." Geht es noch ein wenige selbstreferentieller? Der Bundespräsident und alle anderen auch müssen in erster Linie mal nach der Pfeife der Pfeifen(-Journalisten) im "politischen Berlin" tanzen. Da spielt es auch keine Rolle, dass der Amtsinhaber in der Bevölkerung überhaupt populär war. Wenn Kapazitäten wie Daniel Friedrich Sturm, der ja immerhin Politische Wissenschaft sowie Osteuropäische Geschichte und Volkskunde in Princeton, ääh Bochum, studiert hat, sagen, dass der Bundespräsident nicht gescheit sprechen kann, dann ist das so. Punkt. Nett auch, wie Kollege Sturm die Stimmung unter den wartenden Journalisten beschreibt. Einige "spotten", andere "ätzen" schon munter drauf los, bevor der Bundespräsident überhaupt seine Botschaft überbracht, ich meinte natürlich, vom Blatt abgelesen hat. Nein wirklich. Wenn ich etwas schäbig finde, ist es diese herablassende, respektlose Häme. Wenn Deutschland so sein sollte wie große Teile seiner gegenwärtigen journalistischen und politischen Elite, dann soll es mich in Ruhe lassen. Dann können sie sich dort selber wählen und dann darüber schreiben.
wie auch immer man sein Verhalten bewerten mag, ist eine Frage (inzwischen) ganz leicht zu beantworten:
Zitat Und wir, die Liberalen und Konservativen? Wo sind denn diejenigen, die den Präsidenten verteidigen?
Die "Konservativen und Liberalen" haben gerade die Axt an unsere Währung gelegt, wie es Lafontaine nicht "besser" hätte machen können. In Sachen Finanz- und Wirtschaftspolitik ist nichts zu erwarten. Auch hat Merkel in beiden Regierungen noch nicht eine einzige nennenswerte Reform auf die Beine gebracht. Nun hat sie Israel zur Aufhebung der Blockade aufgefordert. Ernsthaften Rückhalt für Bundespräsident Köhler gab es ebenfalls nicht. Dann ist sie noch vom Klimawahn betroffen. Und so kann man munter andere Politikfelder durchgehen und kommt unweigerlich zu dem Schluß, wo sie sich befinden: Die Konservativen und Liberalen in der Version ohne Anführungsstriche sind in der außerparlamentarischen Opposition!
Wer weiß, möglicherweise gibt es ja zur nächsten Wahl ein paar neue Parteien wie in Tschechien. Dadurch würde sich zumindest jede Überlegung, unserer jetzigen Regierung nochmal seine Stimme zu geben, sofort erübrigen. Oder vielleicht kommt die "isländische Lösung" ( http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,697252,00.html ) und Horst Schlämmers HSP tritt an und räumt ab. Wäre auch schon ein Fortschritt. Vor einigen Wochen in einer Kleinstadt in den USA starb ein Kandidat kurz vor der Wahl. Aus Protest gegen die Amtsinhaberin und Frust war das kein Hindernis für die Bürger, so daß ein Toter haushoch gewonnen hat: http://www.blick.ch/news/ausland/toter-a...gewaehlt-144820 Eine Option für uns, Diäten für täglich frische Blumen fürs Grab anzulegen und so neuer "Volksbeglückung" und Regulierung Einhalt zu gebieten?
Vielleicht auch nicht. Diese Hoffnung lese ich jetzt schon zum dritten Mal. Und dann Tschechien. Der Platz für eine konservative Partei ist ja nun frei.
Ja, das Beispiel zeigt, daß so etwas geht.
Aber ich glaube nicht, daß es hier in Deutschland unter den gegenwärtigen Bedingungen geht. Diejenigen, die dafür in Frage kämen - Clement, Merz, Sarrazin, Miegel, Sinn, Henkel - haben ihre Karriere hinter sich oder deren Gipfel erklommen. Eine neue Partei auf die Beine stellen kann man nur mit jungen, karrierehungrigen Leuten. Wo sind die?
Es wird wieder einmal deutlich, daß wir nicht mehr eine linke und eine "bürgerliche" Presse haben wie einst, sondern nur noch Nuancen einer linken Presse.
Kein Wunder: Die da schreiben sind selbst Alt-Achtundsechziger wie Thomas Schmid, oder sie haben auf den Universitäten Achtundsechzigern zu Füßen gesessen. Das Ergebnis ist jetzt zu besichtigen.
Zitat von ZettelKein Wunder: Die da schreiben sind selbst Alt-Achtundsechziger wie Thomas Schmid, oder sie haben auf den Universitäten Achtundsechzigern zu Füßen gesessen.
Die sind doch auch älter geworden. Scheinbar werden nur echte Germanen älter und gleichzeitig weiser.
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus Autor im Netz bekannt
Zitat von Zettel Es wird wieder einmal deutlich, daß wir nicht mehr eine linke und eine "bürgerliche" Presse haben wie einst, sondern nur noch Nuancen einer linken Presse.
Ist eigentlich auch interessant, wenn man vergleicht, wie dieselbe Presse vor wenigen Monaten auf einen anderen Rücktritt, den von Käßmann, reagiert hat ...
Zitat von ZettelKein Wunder: Die da schreiben sind selbst Alt-Achtundsechziger wie Thomas Schmid, oder sie haben auf den Universitäten Achtundsechzigern zu Füßen gesessen. Das Ergebnis ist jetzt zu besichtigen.
Diesen Hintergrund von Schmid kannte ich nicht. Bisher war er mir auch eher positiv durch, sagen wir mal, besonnen-konservative Kommentare aufgefallen
Da gibt es große Unterschiede: Der Rücktritt von Käßmann war ein edler Rücktritt wegen eigenem Fehlverhalten. Das kann ja jedem mal passieren, daß man plötzlich betrunken am Steuer sitzt. Und es zeugt von Charakterstärke, wenn man wegen diesem winzigkleinem Fehlverhaltens, sobald entdeckt, öffentlich Buse tut. Der Rücktritt von Herrn Köhler ist ein Rücktritt wegen Fehlverhalten anderer. Wer wird denn so empfindlich sein. Das muß man doch aushalten können.
Irgendwas stimmt hier nicht. Es hat was mit dem Gleichnis vom verlorenen Sohn zu tun. Das fing schon Kindergarten an, aber jetzt ist es ganz schlimm. Wer böse ist und Reue zeigt, wird ganz besonders lieb gehabt und der Brave verliert sein halbes Erbe an den zurückgekehrten, ausgetobten Abenteurer. Wer immer brav ist soll sich nicht so haben. Ich glaube, man muß ganz deutlich sagen, daß das Gleichnis die Rolle des Vaters nur für Gott beschreibt. Für Menschen ist die Rolle des verlorenen Sohnes gedacht.
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus Autor im Netz bekannt
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