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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 71 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Popeye Offline



Beiträge: 207

09.06.2010 07:36
#51 RE: Was spielte sich auf der Mavi Marmara ab? Antworten

@John J

Zitat
Voelkerrechtlich ohne Belang? Ich glaube kaum dass man im Fall Gaza von israelischer Seite aus mit dem Voelkerrecht argumentieren sollte. Und wer zivile Schiffe auf hoher See entert bevor sie in die Hoheitsgewaesser des jeweiligen Staates gelangen der wurde frueher als Pirat bezeichnet.



Da Sie diese Behauptung aufgestellt haben, sollten Sie sie auch begründen. Seit dem Vorfall gibt es eine rege Diskussion darüber, ob und wie die Londoner Verträge, die Prinzipien von Helsinki und das San Remo-Manual Anwendung finden. Oben zitierte Sätze ohne einen Bezug daruf zu posten, ist deshalb genau so unangebracht, wie Ihre Reaktion auf die Kritik dazu.

Popeye Offline



Beiträge: 207

09.06.2010 08:31
#52 RE: Noch einmal Gaza Antworten

PS: Ich habe mal die Frage nach dem Zustand des israelischen Militärs und die Erklärungsversuche bei Aro1 gepostet, dort sind mehrere, die gerade dienen oder gedient haben und vielleicht etwas zur Beantwortung beitragen können.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

09.06.2010 08:55
#53 RE: Noch einmal Gaza Antworten

Zitat von Popeye
PS: Ich habe mal die Frage nach dem Zustand des israelischen Militärs und die Erklärungsversuche bei Aro1 gepostet, dort sind mehrere, die gerade dienen oder gedient haben und vielleicht etwas zur Beantwortung beitragen können.


Vielen Dank! Ich bin gespannt auf die Antworten.

Zur Rechtslage bei der Aufbringung der Schiffe gibt es hier eine sehr gute Zusammenstellung.

Wer von "Piraterie" oder dergleichen spricht, der hat sich schlicht nicht kundig gemacht.

Herzlich, Zettel

Ungelt ( gelöscht )
Beiträge:

09.06.2010 09:53
#54 RE: Was spielte sich auf der Mavi Marmara ab? Antworten

Zitat von Zettel
Ich stimme Ihnen zu. Mir erschien die Darstellung von John auch wenig überzeugend; ich wollte ihm Ähnliches antworten.
...

Danke für den Link, mir scheinen auch Ihre weiteren Ausführungen sehr logisch zu sein. Wie war das nochmal - "wo menschliche Dummheit (in diesem Fall eher der Leichtsinn) als Erklärung ausreicht, muß man keine Verschwörungstheorien konstruieren" (Oder so ähnlich ;-)

Ich habe leider nicht genug Zeit, um mich mit diesem schwierigen Thema näher zu befassen, daher bin ich nur auf diese schon in sich unlogische und abwegige Argumentation eingegangen.

Ich glaube übrigens in der letzten Zeit einen interessanten Effekt zu bemerken. Es gibt natürlich diese gut geschmierte Propagandamaschine, aber immer öfter gibt es auch nachdenklichere Stimmen, denen das Mitmachen bei dieser primitiven Stimmungsmache offenbar doch zu dumm wird. Es mag aber auch nur eine Fata Morgana sein, die man erblickt, wenn die Verzweiflung einen bestimmten Punkt überschritten hat.

Schönen Tag noch, Ungelt

john j Offline




Beiträge: 591

09.06.2010 15:22
#55 RE: Was spielte sich auf der Mavi Marmara ab? Antworten

@ Zettel, Ungelt et al:

Ich habe keine "Darstellung" der Ereignisse auf der Mavi Marmara abgegeben, wie ich bereits geschrieben habe war ich genausowenig dabei wie jeder andere hier. Ich weise lediglich auf einige merkwuerdige Dinge hin, so bspw dass den Commandos (die zu den besten der Welt gehoeren) ihre Pistolen abgenommen wurden, aus ihnen auf sie geschossen wurde, die Commandos sie dann irgendwie wieder in Besitz bekamen und am Ende 9 Todesopfer auf einer Seite standen die offenbar aus kurzer Distanz erschossen wuerden. Was genau passiert ist und was nicht, keine Ahnung. Ich gehe natuerlich davon aus dass die Commandos nicht mit Blumenkraenzen auf der Mavi Marmara empfangen wurden.

Was Mankell et al betrifft, no contest. Wie bereits auch schon an anderer Stelle gesagt, ich teile seine Meinung zu Israel und Gaza nicht und finde es mehr als ungluecklich wie Leute wie er sich fuer die Sache der Hamas einspannen lassen. Allerdings glaube ich durchaus dass diese Leute es aus humanitaeren Gruenden tun.

john j Offline




Beiträge: 591

09.06.2010 15:29
#56 RE: Noch einmal Gaza Antworten

In dem Artikel oder was auch immer es sein soll, ist von Gewehren die Rede die den Commandos entrissen wurden. Ich dachte die hatten nur Pistolen dabei?

Abgesehen davon wird hier nicht die "Rechtslage" eroertert sondern eine ziemlich einseitige Rechtfertigung Israels abgegeben.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

09.06.2010 17:22
#57 RE: Noch einmal Gaza Antworten

Zitat von john j
In dem Artikel oder was auch immer es sein soll, ist von Gewehren die Rede die den Commandos entrissen wurden. Ich dachte die hatten nur Pistolen dabei?


Schade, daß Sie kein Englisch können.

Im englischen Original des Artikels, das Sie hier lesen können, steht, wie man sich denken kann, "guns". Und das kann bekanntlich Revolver, Pistole, Gewehr und sogar Geschütz bedeuten. Die deutsche Übersetzung ist schlicht ungenau.

Übrigens ist dieses Original keineswegs in einer pro-israelischen Quelle erschienen, sondern in der großen australischen Tageszeitung The Age.

Ungelt ( gelöscht )
Beiträge:

10.06.2010 11:13
#58 RE: Was spielte sich auf der Mavi Marmara ab? Antworten

Zitat von john j
Ich weise lediglich auf einige merkwuerdige Dinge hin, so bspw dass den Commandos (die zu den besten der Welt gehoeren) ihre Pistolen abgenommen wurden, aus ihnen auf sie geschossen wurde, die Commandos sie dann irgendwie wieder in Besitz bekamen...

Sind sie wirklich nicht in der Lage sich vorzustellen, daß die ersten sich abseilenden Soldaten, teilweise noch am Seil hängend, also ohne die Möglichkeit ihre Waffen zu benutzen, mit Eisenstangen überwältigt werden können? Hingen sie schon mal auf diese Weise an einem Seil, zusätzlich mit etwas Gepäck beschwert? Und sind sie tatsächlich nicht in der Lage sich vorzustellen, daß einzelne Soldaten auch dann in der Lage sind die eigenen Waffen zu benutzen, wenn andere Soldaten überwältigt wurden und deren Waffen entwendet wurden?

Ich behaupte nicht, daß es genau so war, ich kenne auch nur die Videos. Nur "merkwürdig" ist daran zunächst überhaupt nichts, im Gegenteil, es ist sehr gut nachvollziehbar. Das Einzige, was daran merkwürdig ist: das Sie es merkwürdig finden.

Zitat von john j
...und am Ende 9 Todesopfer auf einer Seite standen die offenbar aus kurzer Distanz erschossen wuerden.

Ja, Sie schrieben doch eben, daß die Soldaten "zu den besten der Welt gehoeren". Außerdem ist ja auch anzunehmen, daß sie optimal ausgerüstet waren. Ist es dann verwunderlich, daß sie sich später, als mehrere Soldaten an Bord waren, durchgesetzt haben? Und ist es außerdem verwunderlich, daß es bei einem Kampf auf einem Schiff, also auch in den Kabinen, zu Schüssen aus kurzer Distanz kommt?

Wie gesagt, ich habe auch nicht mehr Informationen als Sie, und natürlich sind auch Kurzschlußhandlungen einzelner Soldaten denkbar. Aus diesem Grund wird die Angelegenheit ja auch untersucht. Die von Ihnen erwähnten Details beinhalten aber gerade keinen Anhaltspunkt dafür, daß es der Fall sein könnte.

MfG, Ungelt

john j Offline




Beiträge: 591

10.06.2010 15:18
#59 RE: Noch einmal Gaza Antworten

"Schade, daß Sie kein Englisch können."

Man kann eben nicht alles koennen. Aber natuerlich klicke ich mich naechstes Mal wenn sie eine deutsche Uebersetzung posten bis zum Original durch. Hoffentlich ist es dann nicht in Urdu, das kann ich naemlich auch nicht.

Ansonsten: Im Wikipedia-Artikel zum Vorfall ist zumindest ein Foto gepostet auf dem ein IDF-Commando sein Sturmgewehr im Anschlag haelt. Angeblich waehrend des Boardens (dieses englische Wort hab ich auf dem Flughafen gelernt...gut gell) der Mavi Marmara.

"Übrigens ist dieses Original keineswegs in einer pro-israelischen Quelle erschienen, sondern in der großen australischen Tageszeitung The Age."

Und wurde verfasst von einem "Analytiker" der fuer das "Australia/Israel & Jewish Affairs Council" arbeitet. Nun kann ich ja bekanntlich kein Englisch aber das hoert sich dann doch nach einer Einrichtung mit zumindest mittelmaessig starken Neigungen zugunsten Israels an.

john j Offline




Beiträge: 591

10.06.2010 15:29
#60 RE: Was spielte sich auf der Mavi Marmara ab? Antworten

Ungelt, wir koennen den ganzen Tag darueber spekulieren wer wann an einen Seil hing, seine Waffe verlor, sie wiederbekam, von einer Eisenstange getroffen wurde etc. Sie finden das alles "sehr gut nachvollziehbar" - ich eben nicht. Allerdings widersprechen sie auch den bisher bekannten Fakten: "Außerdem ist ja auch anzunehmen, daß sie optimal ausgerüstet waren."

Und ich dachte gerade das war der Grund fuer die Probleme der Commandos - dass sie mit unzureichender Ausruestung auf die Mavi Marmara kamen und deswegen der ihnen auf einmal entgegenschlagenden Gewalt dann zumindest anfangs nicht gewachsen waren.

"Aus diesem Grund wird die Angelegenheit ja auch untersucht."

Richtig, von der IDF ohne Mitwirkung Dritter. I can't wait for that report..

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

10.06.2010 17:46
#61 RE: Noch einmal Gaza Antworten

Zitat von john j
"Übrigens ist dieses Original keineswegs in einer pro-israelischen Quelle erschienen, sondern in der großen australischen Tageszeitung The Age."

Und wurde verfasst von einem "Analytiker" der fuer das "Australia/Israel & Jewish Affairs Council" arbeitet. Nun kann ich ja bekanntlich kein Englisch aber das hoert sich dann doch nach einer Einrichtung mit zumindest mittelmaessig starken Neigungen zugunsten Israels an.

Es hört sich nach einer Einrichtung an, die sich mit den australisch-israelischen Beziehungen und mit jüdischen Fragen befaßt.

Würden Sie einem Institut, das sich mit deutsch-chinesischen Beziehungen befaßt, ohne nähere Kenntnis eine "starke Neigung zu China" unterstellen?

Herzlich, Zettel

Ungelt ( gelöscht )
Beiträge:

10.06.2010 20:44
#62 RE: Was spielte sich auf der Mavi Marmara ab? Antworten

Zitat von john j
Ungelt, wir koennen den ganzen Tag darueber spekulieren wer wann an einen Seil hing, seine Waffe verlor, sie wiederbekam, von einer Eisenstange getroffen wurde etc. Sie finden das alles "sehr gut nachvollziehbar" - ich eben nicht.

Immerhin differenzieren sie jetzt zwischen den einzelnen Akteueren und deren Waffen. Ich fasse das mal so auf, daß Sie mir nicht widersprechen wollen, daß es bei dem ausgebrochenem Chaos eben die unterschiedlichsten Verwicklungen geben konnte. Damit entfällt aber natürlich auch der Grund, sich zu wundern, daß es einen Schußwechsel gegeben hat. Es mutiert zu einem im Rahmen der Situation natürlichen Vorgang, ohne Merkwürdigkeiten bezüglich der Verfügbarkeit der Waffen.

Zitat von john j
Allerdings widersprechen sie auch den bisher bekannten Fakten: "Außerdem ist ja auch anzunehmen, daß sie optimal ausgerüstet waren."

Das bezog ich natürlich auf die Schutzausrüstung, also kugelsichere Westen, Helme und was es da noch so geben mag. Dies, und natürlich die Ausbildung, hat sicher wesentlich dazu beigetragen, daß es keine Toten unter den IDF-Soldaten gab. Der Rest der Ausrüstung entsprach der Einschätzung, die man bezüglich der Bedrohung eben hatte. (Und die war bei diesem Schiff offensichtlich falsch.)

Zitat von john j
Und ich dachte gerade das war der Grund fuer die Probleme der Commandos - dass sie mit unzureichender Ausruestung auf die Mavi Marmara kamen und deswegen der ihnen auf einmal entgegenschlagenden Gewalt dann zumindest anfangs nicht gewachsen waren.


Ich bin wirklich kein Experte, aber daß das Absetzen von Soldaten aus einem Hubschrauber die gleiche Problematik beinhalten, wie es bei Fallschirmjägern der Fall sein dürfte, ist sogar mir klar. In der Luft und unmittelbar danach sind sie naturgemäß extrem verwundbar. Um so ausgeprägter, wenn das Absetzen in einem eng begrenzten Raum stattfinden muß. Ich dachte eigentlich, daß man diesen Sachverhalt nicht näher erläutern muß. Die sich dazu bietenden Maßnahmen, die die Sicherheit der Soldaten erhöht hätten, waren der Einschätzung der Lage nach aber zumindest nicht opportun.

Ich wundere mich immer wieder, wie bei solchen Extremsituationen (Oberst Klein ist auch ein gutes Beispiel dafür) im nachhinein immer "Experten" auftauchen, die uns genau erklären wollen, wie es hätte "richtig" ablaufen sollen. Diese Situationen zeichnen sich ja gerade dadurch aus, daß es der Gegner genau darauf anlegt, überraschend zu agieren. Man muß versuchen es einzuschätzen, ein Irrtum ist aber immer möglich. Das Hineintappen in eine solche Falle ist aus meiner Sicht kein vermeidbarer "Betriebsunfall", sondern immer auch eine "reguläre" denkbare Option. Das unterscheidet eben einen Kampf von einem Verwaltungsvorgang. Und einen, der bereit ist seine Haut aufs Spiel zu setzen, von einem Experten im sicheren Sessel einer Talkshow.

Ich wünsche diesen Leuten nichts böses - nur daß sie selbst einmal in eine solche Lage kommen, mit glücklichen Ausgang natürlich. Aus rein pädagogischen Gründen, versteht sich.

Zitat von john j

Zitat von Ungelt
Aus diesem Grund wird die Angelegenheit ja auch untersucht.

Richtig, von der IDF ohne Mitwirkung Dritter. I can't wait for that report..


Israel ist ein demokratischer Staat, der einzige in dieser Region, und ich habe tatsächlich Vertrauen in dessen Rechtsstaatlichkeit. Wesentlich mehr jedenfalls, als in ein Gremium, das etwa nach dem Muster einer solchen UN-Menschenrechtkommision zusammengesetzt wäre. Oder glauben Sie eher solchen Experten?

MfG Ungelt

JeffDavis Offline



Beiträge: 448

10.06.2010 22:15
#63 RE: Noch einmal Gaza Antworten

Zitat von Zettel

Zur Rechtslage bei der Aufbringung der Schiffe gibt es hier eine sehr gute Zusammenstellung.
Wer von "Piraterie" oder dergleichen spricht, der hat sich schlicht nicht kundig gemacht.



Allerdings ist der Artikel offenbar nicht von Juristen geschrieben. So ist zB. von einem Vertrag von San Remo die Rede. Das San Remo Manual ist aber gerade kein verbindlicher völkerrechtlicher Vertrag, sondern das Werk von Völkerrechtspezialisten und Internationalen Organisationen, siehe hier:

http://www.icrc.org/web/eng/siteeng0.nsf/html/57JMST

http://www.iihl.org


Das Manual ist damit mE den Haager Luftkriegsregeln von 1923 vergleichbar, die auf einer Konferenz durch Delegationen verschiedener Staaten erarbeitet und beschlossen, aber dann von den Staaten nicht ratifiziert worden waren. Ungeachtet des Umstandes, daß sie keine rechtverbindliche Form bekamen, wurden sie aber in den folgenden Jahren bis zum Ausbruch des 2.WK die wichtigste Grundlage für das Luftkriegsrecht. Am Vorabend des Krieges hatten die meisten großen Luftkriegsmächte, darunter das UK und das Deutsche Reich. die Regeln in ihre Luftwaffendienstvorschriften übernommen (für die deutsche Luftwaffe galt die LDv 16), und stellten auch öffentlich klar, daß sie sich an die Haager Regeln zu halten gedachten. Im Kriege ist es dann anders gekommen, aber es wird in der Literatur vertreten, daß die Regeln in den Jahren zwischen 1923 und 1939 Völkergewohnheitsrecht geworden waren.

Das könnte auch bei dem San Remo Manual der Fall sein oder noch kommen. Jedenfalls sieht es danach aus, daß sich die großen seefahrenden Staaten daran halten wollen.

Bei der Seeblockade der Israelis ist die erste Frage die nach der Rechtmäßigkeit generell (zu unterscheiden von der konkreten Durchführung im Einzelfall). Die Beteiligung Ägyptens an der Blockade wird gern unterschlagen. Eine überzeugende Argumentation, warum die Blockade nicht rechtmäßig sein soll, habe ich bisher im Netz noch nicht gefunden. Ebenfalls unerörtert bleibt idR die Frage, ob Israel gegen die Angriffe der Hamas nicht ohnehin nach Art 51 UN-Charta das Recht auf Selbstverteidigung besitzt. Seit dem Angriff der USA auf Afghanistan als unmittelbare Antwort auf dessen Beherbergung und Unterstützung der Al Kaida dürfte völkerrechtlich klar sein, daß ein "armed attack" nicht mehr nur von einem Staat ausgehen kann (die Frage, ob der Gaza-Streifen unter Hamas-Herrschaft nicht de facto ein Staat sein könnte, lasse ich offen), sondern - ab einer gewissen Intensität - auch von einer Organisation wie der Hamas oder der Hezbollah. Die erforderliche Intensität ist angesichts des jahrelangen Raketenbeschusses kaum zu bezweifeln.


Ist die Blockade legal, ist es auch die Aufbringung von eindeutigen Bloackadebrechern in internationalen Gewässern. Die Flottille hat nicht den geringsten Zweifel daran gelassen, daß es ihr genau darum, und nicht etwa um die reibungslose Lieferung humanitärer Hilfsgüter ging. Deshalb ist es auch falsch, die Schiffe mit Lazarett- oder ähnlichen Hilfsschiffen zu vergleichen, denen auch bei einer Blockade eine Passage gewährt werden muß.

Das stufenweise Vorgehen der Israelis bis zur Enterung als dem letzten Mittel, überall hinreichend dokumentiert, entspricht dem üblichen Vorgehen bei einer Blockade. Der beabsichtigte Bruch der Blockade darf als feindseliger Akt gewertet werden, im Extremfall hätte Israel mE die Schiffe, die sich dem Haltebefehl widersetzen, die Flagge nicht streichen, oder sonst eindeutige Zeichen einer Aufgabe geben, auch versenken dürfen. Die Israelis haben auch das mildeste Mittel abgewandt, denn zB eine Beschießung mit dem Ziel, die Ruderanlage außer Gefecht zu setzen, hätte zum Sinken der Schiffe und zu noch mehr Menschenverlusten führen können.

Die Besatzung des Schiffes kann sich, weil Blockadebrecher, auch auf kein Widerstandsrecht berufen. Der Piraterievorwurf ist ohnehin abwegig. Der taktische Fehler der Israelis bei der Aufklärung und Vorbereitung ist offenkundig. Das ändert aber nichts daran, daß die Soldaten das Schiff zu Recht geentert und sich dann gegen die Angriffe mit Schußwaffengewalt rechtmäßig zur Wehr gesetzt haben.

Wie lächerlich, aus bloßer Parteidisziplin auch gegen den fähigen Kandidaten des Gegners zu stimmen. (Klonovsky)

Gansguoter Offline



Beiträge: 988

10.06.2010 23:25
#64 RE: Noch einmal Gaza Antworten

Danke für die klaren Worte!

Popeye Offline



Beiträge: 207

11.06.2010 01:05
#65 RE: Noch einmal Gaza Antworten

@JeffDavis

Der häufigste Vorwurf, dem ich begegne ist der der Rosinenpickerei, sowohl bei Israel selbst, als auch bei denen, die Israel verteidigen. Ein gutes Beispiel findet man hier:

http://www.scienceblogs.de/zoonpolitikon...-beurteilen.php

Dabei wird argumentiert, Israel würde zwischen den Zuständen je nach belieben hin und herpendeln oder ein Nichtbeachten von einzelnen Regeln würde auch alles andere außer Kraft setzen. Zu sehen hier:

http://www.scienceblogs.de/zoonpolitikon...ngsbaustopp.php

und hier, aus dem ersten Link:

Zitat
"Bei der Bewertung Besatzung oder nicht beziehst Du dich immer auf den Gaza und das Westjordanland. Wie sieht es aber aus, wenn man den Gaza allein betrachtet, rechtfertigt die Blockade des See- und des Luftraums es, von einer Besatzung zu sprechen?"

Gute Frage, die ich nicht wirklich beantworten kann. Ich bin mir erstens nicht sicher inwiefern man den Gaza als Rechtssubjekt sozusagen separat betrachten kann. Ich bezweifle zweitens auch, dass Israel in diesem Fall die gängigen Prinzipien befolgt hat respektive will die im Kriegsfall einzuhalten wären (man müsste Aktionen, die rein zur Selbstverteidigung sein müssen, dem Sichherheitsrat anmelden, Gefangene müssten als POW behandelt werden, etc.). Betrachtet man den Gaza wirklich seperat, ist es wohl diskutabel ob es sich noch um eine Besatzung handelt.


ali· 06.06.10 · 22:47 Uhr


Interessant am oberen Link auch die Beurteilung der Qualität der Quellen, der Autor stützt sich auf " Zeitungen und Zeitschriften von relativ hoher Reputation" sowie NGO´s, den Israelunterstützern wirft er dagegen vor:

Zitat
Was steht dem bisher gegenüber? Vor allem israelische Regierungsquellen, Lobbygruppierungen, ein paar Fotos und die-Website-die-ich-beim-Argumente-Googeln-Gefunden-habe.



Doch was von den NGO´s und hoher Reputation zu halten ist, konnte man in der Vergangenheit häufig beobachten, dies haben Blogs wie Heplev, Zeitung für Schland und Aro1 häufig gezeigt. Ich habe ihm das am Beispiel des AI-Wasserberichtes gezeigt und wollte in Bezug auf Goldstone tiefer darauf eingehen, der Blogger konnte oder wollte dem aber nicht folgen.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

11.06.2010 10:32
#66 RE: Noch einmal Gaza Antworten

Zitat von Popeye
Der häufigste Vorwurf, dem ich begegne ist der der Rosinenpickerei, sowohl bei Israel selbst, als auch bei denen, die Israel verteidigen.


Diesen Vorwurf der Israel-Gegner kann man tatsächlich häufig lesen. Er ist aber ziemlich blödsinnig.

Natürlich ist die völkerrechtliche Lage in Nahost in vielen Punkten unklar. Das ist aber nicht die Schuld Israels, sondern in erster Linie Schuld der angeblichen "internationalen Gemeinschaft", die immer wieder interveniert, und dabei halbgare Zustände erzeugt.
Die Palis sind Treibgut der internationalen Diplomatie. Der alte Eigentümer Gazas (Ägypten) hat vertraglich auf das Gebiet verzichtet - ein neuer Eigentümer ist nicht definiert. De facto hat die Hamas das Gebiet in Besitz, ohne aber dafür die Verantwortung zu übernehmen.

Irgendwie muß Israel nun pragmatisch mit dieser verkorksten Situation umgehen. Und was immer es macht - es wird auf jeden Fall kritisiert.
Und letztlich ist es Israel auch völlig wurscht, wie der Status von Gaza irgendwann definiert wird - es hat selber keinerlei Interessen mehr an diesem Gebiet. Es hat nur ein Interesse: Daß von dort keine Aggressionen mehr gegen Israel ausgehen.
Solange das gewährleistet wäre, können die in Gaza in beliebiger völkerrechtlicher Rechtsform machen was sie wollen, von Kalifat bis Kommunismus.

john j Offline




Beiträge: 591

11.06.2010 15:32
#67 RE: Noch einmal Gaza Antworten

"Es hört sich nach einer Einrichtung an, die sich mit den australisch-israelischen Beziehungen und mit jüdischen Fragen befaßt."

Zumindest Wikipedia ist der Meinung es handelt sich dabei um eine Lobbyorganisation. Leider scheint die webpage des councils momentan nicht verfuegbar zu sein. Ich wollte sie mir gern von ihnen uebersetzen lassen, wegen Englisch und so.

"Würden Sie einem Institut, das sich mit deutsch-chinesischen Beziehungen befaßt, ohne nähere Kenntnis eine "starke Neigung zu China" unterstellen?"

Gegenfrage: Wuerden sie eine "Eroerterung der Rechtslage" des vorliegenden Falles als unparteiisch ansehen wenn sie von dem "New Zealand/Palestine and Muslim Affairs Council" verfasst worden waere? Und um ihre Frage zu beantworten: Wenn das Institut den folgenden Namen haette: "Institut fuer Deutschland - VR China und Chinesische Belange", dann auf jeden Fall.

Und wie ein anderer Kommentator bereits schrieb habe ich auch nicht den Eindruck dass der Verfasser ueberhaupt Jurist ist - ansonsten waere er schon mal nicht als "analyst" sondern als "legal counsel" or aehnliches bezeichnet worden - vom ziemlich duennen Inhalt dieser 'Eroerterung' ganz zu schweigen.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

11.06.2010 18:17
#68 RE: Noch einmal Gaza Antworten

Zitat von john j
Leider scheint die webpage des councils momentan nicht verfuegbar zu sein. Ich wollte sie mir gern von ihnen uebersetzen lassen, wegen Englisch und so.


Nicht nötig, lieber John; Google Translate macht das inzwischen sehr ordentlich.

Übrigens ist das eine interessante Geschichte, sie war kürzlich im "Spiegel" zu lesen. Jahrzehnte hatten die Linguisten zusammen mit Kognitionspsychologen und Informatikern das Problem der automatischen Übersetzung in den Griff zu bekommen versucht. Mit mageren Ergebnissen, sofern es sich nicht um Texte aus einem eng begrenzten Bereich handelte. Man hat versuchte die komplexen kognitiven Strukturen, vor allem das Weltwissen einzubauen, deren wir uns bedienen, wenn wir wissen, daß z.B. "Er aß die Birne" sich nicht auf eine Glühbirne bezieht.

Google Translate macht es jetzt ganz anders; wieder einmal: Sheer power. Es gibt einen riesige Datenbank mit Texten und ihren Übersetzungen von Sprache X in Sprache Y, und wenn Google Translate arbeitet, dann durchforstet es ständig diese Datenbank nach ähnlichen oder gleichen Sätzen. Und da findet es eben "He ate the pear" und nicht "He ate the bulb".

Es ist genau, wie es Searle mit dem Chinese Room beschrieben hat: Man kann richtig übersetzen, ohne auch nur ein Wort oder einen Satz zu verstehen.

Herzlich, Zettel

Carl Offline




Beiträge: 25

12.06.2010 12:44
#69 RE: Was spielte sich auf der Mavi Marmara ab? Antworten

Lieber Zettel,

Barry Rubin legt eine interessante Sichtweise dar, warum die Schajatet 13 Einheit der ZAHAL die Lage so fehl einschätzte: Zitat: "According to some people who are in a position to know, here's the reason: Erdoğan assured Israel that the ship's passengers were peaceful and there would be no violence. That's why Israel approached taking and diverting the ship in the manner it did. Is this true? I don't know but it is definitely a story to watch. And here--the important development I referred to above--is the most detailed account yet of the connection between the Turkish government and the IHH, a group with terrorist connections which organized the flotilla and initiated the violence. Don't fail to check out this source, which I've found to be very reliable over the years." Zitat Ende
Quelle: http://rubinreports.blogspot.com/2010/06...ry-to-rein.html
Link des Zitats: http://www.terrorism-info.org.il/malam_m.../hamas_e110.htm

Ungelt ( gelöscht )
Beiträge:

16.06.2010 15:55
#70 RE: Noch einmal Gaza Antworten

Frau Lengsfeld macht auf der Achse auf eine sehr schöne Seite aufmerksam, die sehr schön illustriert, wie die Gaza-Bevölkerung ausgezehrt ist am Mangel an Waren aller Art leidet. Ich muß zugeben, die Bilder haben meine Sicht der Dinge total verändert, die humanitäre Hilfe der Aktivisten sehe ich jetzt in einem vollkommen neuen Licht.

Herzlch Ungelt

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

16.06.2010 16:09
#71 RE: Noch einmal Gaza Antworten

Wobei man natürlich glauben muß, daß es wirklich aktuelle Bilder aus Gaza sind.
Mein Arabisch ist leider sehr mangelhaft und im Prinzip könnten die Photos aus jedem beliebigen orientalischen Land sein.

Ungelt ( gelöscht )
Beiträge:

16.06.2010 16:48
#72 RE: Noch einmal Gaza Antworten

Zitat von R.A.
Wobei man natürlich glauben muß, daß es wirklich aktuelle Bilder aus Gaza sind.
Mein Arabisch ist leider sehr mangelhaft und im Prinzip könnten die Photos aus jedem beliebigen orientalischen Land sein.

Einen echten Beweis dafür, daß die Aufnahmen aus Gaza und aktuell sind, habe ich natürlich nicht. Die TLD "PS" wird aber aus Ramallah und Gaza verwaltet und laut EXIF stammt eine der Aufnahme vom 25.11.2009. Manipulierbar ist natürlich alles, und gegen eine entsprechende Bezahlung ist vermutlich auch die Domain zu haben.

Schönen Gruß, Ungelt

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